Im Radio spreche ich gelegentlich über aktuelle Themen aus Astrophysik und Raumfahrt. Bei einem dieser Termine ging es um die Bemühungen der USA, mit privaten Raumschiffen endlich wieder Menschen ins All zu bringen. Bereit, über die einzelnen Firmen und ihre Zeitpläne zu sprechen, brachte mich die erste Frage der Moderatorin aus dem Konzept: „Stimmt es wirklich, dass zur Zeit niemand zum Mond fliegen könnte?“ Ja natürlich, dachte ich, was für eine kuriose Frage, das ist doch schon mein ganzes Leben lang so. Der Gedanke „Mond? Haben wir, können wir.“ liegt nahe – ist aber weit gefehlt. Vergleichen wir die Mond-Raumfahrt mit der Seefahrt zu einem unbekannten Kontinent, zu dem wir mit Segelbooten Menschen und Fracht bringen können: In Anlehnung an das Apollo-Programm würden wir ein paar Schiffe bauen und damit vor den Küsten hin und her fahren, ohne jedoch zu landen. Schließlich setzt ein Segelschiff ein kleines Ruderboot ab, aus dem an der Küste zwei Seefahrer springen, ein paar Handvoll Sand und Steine ins Boot werfen und hastig zurück rudern. Nach ein paar Ausflügen dieser Art hören wir auf, Segelboote zu bauen, stellen die letzten Exemplare ins Museum, werfen die Konstruktionspläne weg und lehnen uns zurück, zufrieden mit der Eroberung unseres neuen Kontinents.

Wenden wir uns daher nun den Fragen zu, ob und wenn ja, mit welchem Nutzen Menschen in absehbarer Zeit zum Mond zurückkehren. Dabei möchte ich nicht chronologisch vorgehen, sondern mit dem beginnen, was uns die Physik über die ferne Zukunft vorhersagt.

In einigen Jahrmillionen

Die Gezeitenkräfte zwischen Erde und Mond sorgen für immer längere Tage und einen immer größeren Abstand zwischen den beiden Himmelskörpern. So entfernt sich der Mond jedes Jahr um 3,8 Zentimeter von der Erde, während unsere Tage um 0,00002 Sekunden länger werden. Die Entfernung zum Mond lässt sich mit Laser-Reflektoren präzise verfolgen. Auch die Erddrehung wird heute auf verschiedenen Wegen mit großer Genauigkeit gemessen.