Willst du wissen, was Schönheit ist,
so gehe hinaus in die Natur.
Albrecht Dürer
Bei meinen Kräuterexkursionen an der Waldgrenze spielt die Zirbe eine zentrale Rolle. Sie ist das Sinnbild für die Kraft der Natur, die ich den Menschen vermitteln möchte, und steht für Verwurzelung, Standhaftigkeit und Ausdauer. Immer wieder fragen Menschen, wo sie all das nachlesen können. Das hat mich dazu bewogen, ein Buch über diesen – für mich so besonderen – Baum zu schreiben.
Die tiefe Verbundenheit mit diesem Baum gibt mir in allen Lebenslagen die richtigen Eingaben, denn er strahlt eine unwahrscheinliche Lebenskraft, Ausdauer und besonders viel Wärme aus. Die Zirbe ist tief verwurzelt in ihrer Welt, wissend, dass nichts überstürzt werden muss und versehen mit der Kraft, sich mit Naturgewalten auseinanderzusetzen.
Das Buch liefert viele Informationen, wie die Kräfte der Natur genutzt werden können. Es ist reich an Rezepten, die auch mit anderen Pflanzen gelingen, und die vielfach auf volksheilkundlichen Überlieferungen, aber auch auf eigenen Erfahrungen basieren. Die positive Wirkung auf unsere Gesundheit soll jedoch nicht als Heilsversprechen aufgefasst werden.
Es ist mir ein Anliegen, die Einmaligkeit der Zirbe aufzuzeigen, damit diesem kraftvollen Baum eine respektvolle Wertschätzung entgegengebracht wird. Es ist jedoch nicht meine Absicht, dass die Verbreitung meines Wissens zu habgierigen Handlungen führt, welche diesen Baum bedrohen könnten. Im Vordergrund muss immer der Leitsatz stehen: Die Natur kann man nutzen, man darf sie jedoch auf keinen Fall ausnutzen.
Ihre Sigrid Thaler Rizzolli
Der Wald, seine Geräusche, Gerüche und Geschmäcker gehören zu unserem Land, wie das Amen zum Gebet. Was wäre die Südtiroler Küche ohne Wild, ohne Pilze oder Beeren? Die Zirbe und ihre Früchte – das Zirbelöl und die Zirbelnüsse – sind kulinarisch dagegen Newcomer, das intensive Aroma hat wohl lange Zeit abgeschreckt.
Dabei ist es faszinierend, mit Zirbelöl und Zirbelnüssen zu kochen, es ist faszinierend, das wohl charakteristischste Aroma unseres Waldes auf die Teller zu zaubern. Und faszinierend ist auch, wie breit die Zirbe in der Küche eingesetzt werden kann. So finden Sie in diesem Buch Rezepte für Aperitifs, für kalte und warme Vorspeisen, für Hauptgerichte und sogar Desserts. Kein Bereich der Küche bleibt der Zirbe also verschlossen.
Wenn die Zirbe bisher ein kulinarischer Außenseiter war, dann hat man ihr unseres Erachtens Unrecht getan. Dieses Buch soll ein kleiner Beitrag dazu sein, der Zirbe den Stellenwert in der Küche zu verschaffen, den sie sich aufgrund ihres einzigartigen Geruchs und Geschmacks verdient.
Alle Rezepte, das kann ich wie immer garantieren, sind vielfach erprobt. Dem Kochspaß mit dem Grandseigneur unserer Wälder steht also nichts im Wege. Probieren Sie’s einfach aus!
Ihr Heinrich Gasteiger
Gemmotherapie
1. Zirbelgemmomazerat (einfache und schnelle Methode)
2. Zirbelgemmomazerat (mit Urtinktur)
Aromatherapie
3. Energiespray
Mischungen aus ätherischen Ölen für die Duftlampe
4. Konzentration
5. Schlechte Gerüche
6. Keimtötend
7. Entspannung
8. Liebe
Mischungen aus ätherischen Ölen für die Massage
9. Entspannungsmassageöl
10. Sportmassageöl
Mischung aus ätherischen Ölen in der Luft
11. Raumspray
Räuchern
Räuchermischungen
12. Hausputz
13. Waldgefühl
14. Energie & Konzentration
15. Gute Nacht
16. Herz & Harmonie
17. Seelentröster
18. Rauhnächte
Auszüge und Ansätze
19. Zirbelsalz mit frischen Nadeln
20. Zirbelsalz mit getrockneten Nadeln
21. Zirbelsalz mit ätherischem Zirbelöl
22. Essig mit Zirbelnadeln
23. Essig mit Zirbelzapfen
24. Öl mit Zirbelzapfen
25. Öl mit Zirbelnadeln
26. Zirbellikör mit Zapfen
27. Zirbelschnaps mit Zapfen
28. Zirbelschnaps mit jungen Trieben
29. Zirbelhonig
30. „Zirbelhonig” mit Zucker gemacht
Hausapotheke
31. Tinktur mit Zirbelzapfen
32. Tinktur mit jungen Zirbeltrieben
33. Zirbeltee als Aufguss
34. Zirbeltee als Kaltansatz
35. Zirbeltee als Abkochung
36. Zirbelsalbe
37. Zirbel-Arnika-Salbe
38. Bronchialsalbe
39. Zirbeloxymel mit Zirbelzapfen
40. Zirbeloxymel mit Zirbeltrieben
41. Soleansatz mit Zirbelzapfen
42. Soleansatz mit Zirbelnadeln
Kosmetik
43. Zirbel-Gesichtscreme
44. Lippenbalsam
45. Körperpflegepralinen
46. Zirbel-Badesalz
47. Wohlfühlbad mit ätherischem Zirbelöl
48. Heilsames Zirbel-Moos-Bad
49. Zirbel-Apfel-Bad
50. Zirbel-Duschgel
51. Zirbelpralinen zum Baden
52. Haarspülung
53. Zirbelhydrolat-Deo
54. Zirbeltinktur-Deo
55. Zirbelessig-Deo
56. Zirbel-Deopralinen
57. Zirbel-Blitzdeo
58. Waldduft-Roll-on
59. Zirbelöl-No-Emu
60. Zirbelhydrolat-No-Emu
61. Zirbelzahnpasta
62. Zirbelzahnpulver
63. Zirbelseife
64. Reinigungslotion
65. Rasierseife
Genussrezepte
66. Brotsalat mit Zirbeldressing
67. Frischkäsemousse mit Zirbelhonig und Speck
68. Rindscarpaccio mit Preiselbeer-Zirbel-Dressing
69. Kürbiscremesuppe mit Zirbelnüssen
70. Wildkräuter-Spatzlen mit Zirbelnüssen
71. Zirbel-Ricotta-Spatzlen
72. Bergkäse-Zirbel-Pudding
73. Zirbel-Pressknödel auf Rübenkraut
74. Zirbel-Speckknödel mit Blattsalaten
75. Dinkelkrapfen mit Ziegenfrischkäse
76. Tirtlen mit Wildkräuter-ZirbelFüllung
77. Zirbel-Vollkorngerste mit Bio-Gemüse
78. Steinpilz-Zirbel-Risotto
79. Kartoffelteigtaschen mit Sauerkraut und Zirbel-Nussbutter
80. Teigtaschen mit Sauerkraut und Zirbelnussbutter
81. Weizenvollkorn-Teigtaschen mit Roter Bete
82. Dinkelteigtaschen mit Brennnesselfüllung
83. Tagliatelle mit Zirbelnüssen
84. In Zirbelbutter gebratenes Forellenfilet
85. Schweinssteak mit Zirbel-Walnuss-Kruste
86. Lammkarree mit Zirbelkruste
87. Gebackene Zirbel-Apfel-Preiselbeer-Krapfen
88. Buchteln mit Zirbel-Vanillesauce
89. Zirbel-Vanillesauce
90. Schmarren mit Zirbelhonig
91. Karamellisierter Zirbelkrokant
92. Zirbel-Schokoladenmousse
93. Hausfreunde mit Zirbelnüssen
94. Zirbelkipferl
95. Veganes Zirbel-Apfel-Brot
96. Zirbelpesto-Baguette
97. Zirbel-Dinkelvollkorn- Baguette
98. Zirbelbutter
99. Zirbelpesto
im Alpenraum
Zirbe am Latemar mit Blick zum Zanggen, Schwarzhorn und Weißhorn
Namen: Zirbe, Zirm, Zirbelkiefer,
Arve, Arbe, Arole, Petschl, Swiss Stone Pine (englisch)
Mit dem Namen Zirbe wurden ursprünglich die Zapfen des Baumes bezeichnet. Wahrscheinlich kommt der Name vom mittelhochdeutschen Wort zirben, was so viel wie wirbeln oder sich im Kreise drehen bedeutet. Je nach Land und Region sind für diesen Baum unterschiedliche Namen gebräuchlich.
In Deutschland verwendet man vielfach den Namen Zirbelkiefer, in der Schweiz bezeichnet man die Zirbe als Arve und in Südtirol sind die Zirben in manchen Tälern als Petschl-Baum bekannt, und demnach werden die Zapfen als Petschlan bezeichnet. Im gesamten Alpenraum haben sich bis heute viele regionale Bezeichnungen erhalten.
Sowohl das deutsche Wort Kiefer (althochdeutsch kein = harzreiches Holz) als auch der wissenschaftliche Name Pinus (pix = Harz) weisen auf den hohen Harzgehalt dieser Bäume hin.
Im Hochgebirge muss sich die Zirbe im Winter an Schneedruck und Frosttemperaturen anpassen.
Bis zur Würmeiszeit lag das Verbreitungsgebiet der Zirbe vor allem in Sibirien. Die Würmeiszeit war die letzte Eiszeit, die etwa 100.000 Jahre dauerte und vor ca. 10.000 Jahren endete. In dieser Zeit verbreitete sich die Zirbe im Bereich der Alpen, und zwar anfangs südlich der Alpen im Bereich der Po-Ebene und der Balkanhalbinsel. Durch den Gletscherrückzug verlagerte sich das Verbreitungsgebiet der Zirbe in Richtung Norden und damit auch in den nördlichen Teil der Alpen.
Unsere ersten nacheiszeitlichen Wälder bestanden im Alpenraum zu einem großen Teil aus Zirben. Erst als die Temperatur immer weiter anstieg, zog sich die Zirbe in höhere Lagen zurück.
Das Hauptvorkommen der Zirbe liegt heute in den Alpen, den Karpaten und in den Transsilvanischen Alpen. Die Zirbelkiefer ist ein Baum des Hochgebirges. Unter 1600 m ü. M. kann sich die langsam wachsende Zirbe gegenüber anderen Bäumen wie Fichte, Lärche oder Föhre nicht behaupten. An der Waldgrenze ist sie durch ganz spezielle Anpassungen allen anderen Bäumen überlegen. Die Zirbe ist im Gegensatz zu der mit ihr verwandten Waldkiefer (Pinus sylvestris) ein reiner Bergbewohner. Man findet sie vor allem an der Waldgrenze. Dieser Bereich wird auch als Kampfzone oder Krummholzzone bezeichnet, da in dieser Höhenlage die Pflanzen einem ständigen Überlebenskampf ausgesetzt sind und somit oft sehr bizarre Formen ausbilden. Durch ihre außergewöhnliche Lebenskraft kann die Zirbe Gebiete besiedeln, in denen andere Gehölze kaum noch Überlebenschancen haben.
Die Waldgrenze befindet sich in den Alpen – je nach klimatischen Verhältnissen – auf unterschiedlichen Höhen. Im Norden und auf Schattenseiten liegt sie zwischen 1800 und 2000 m Meereshöhe und im Süden zwischen 2000 und 2200 m.
Die Baumgrenze liegt jedoch noch darüber. In den Alpen findet man die Zirbe bis auf 2400 m ü. M., Einzelbäume schaffen es sogar bis auf 2700 m ü. M.
Während die europäische Zirbe in stark exponierten Hochgebirgslagen oft einzeln oder in kleinen Gruppen vorkommt, bildet ihre sibirische Verwandte (Pinus sibirica) große Flächen von zusammenhängenden Wäldern.
ZIRBE IN ZAHLEN
Vorkommen: 1300 bis 2700 m ü. M.
Alter: bis 1000 Jahre, durchschnittlich 400 Jahre
Höhe: 30 m
Fruchtbildung: erst ab 40 Jahren
Frostresistenz: über – 40 °C
Hitzeresistenz: durch Felsabstrahlung bis +50 °C
SYSTEMATISCHE EINORDNUNG
Reich: Pflanzen (Plantae)
Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Nacktsamer (Coniferopsida)
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Gattung: Kiefer (Pinus)
Art: Zirbelkiefer (Pinus cembra)
Die Zirbe wächst an der Waldgrenze und ist als frosthärteste Baumart der Alpen bekannt. Sie kann im Winter Temperaturen über –40 °C überstehen und hat sich auch an eine sehr kurze Vegetationsperiode angepasst. Dazu hat sie ganz bestimmte Strategien entwickelt. Zum einen bildet sie außerhalb der Zellen Eiskristalle, die die Zellen nicht schädigen, aber beginnen sie auszutrocknen. Auf diese Weise gefrieren die Zellen nicht. Zudem hält sie in den Wasserleitungen der Nadeln einen besonders hohen Druck aufrecht. So kann eine gute Wasserversorgung auch bei extremen Frosttemperaturen gewährleistet werden. Schon bei frostigen –5 °C können die Nadeln ihre Assimilation wieder aufnehmen. Anderen Bäumen fehlen diese Mechanismen.
Die Zirbe verträgt extrem saure Böden wie kein anderer Baum. Sie stellt kaum Ansprüche an den pH-Wert und Nährstoffgehalt des Bodens.
Greisenalter
Durch ihre hervorragende Anpassung an extreme Bedingungen kann die Zirbe ein stattliches Alter von bis zu 1000 Jahren erreichen. Sie gehört zusammen mit Eiche, Eibe und Linde zu den Bäumen mit der höchsten Lebenserwartung.
Die Zirbe bildet die wertvollen Schutzwälder der Alpenregion, die vor vernichtenden Lawinen im Winter und Erdrutschen als Folge von heftigen Regen im Frühjahr und Sommer schützen.
Durch ihr weitverzweigtes, tief reichendes Wurzelsystem kann sie Sturm und Wind standhalten, sie hält Schnee- und Geröllmassen zurück und schützt somit Mensch und Tier vor Steinschlag und Naturkatastrophen.
Die Zirbe verfügt aufgrund des harzreichen Holzes über ein ganz besonderes Selbstheilungsvermögen, somit können ihr selbst Blitzschlag, Schneedruck und Sturm nicht viel anhaben.
Und dank ihrer kräftigen Wurzeln kann sich die Zirbe unter kargsten Bedingungen entfalten. An stark exponierten Hochgebirgslagen bildet sie oft knorrige Formen aus.
Witterungseinflüsse prägen sehr stark den Wuchs der Zirbe. Alte Bäume sind oft durch Blitz und Schneedruck deformiert.
Tag des Waldes
Ende der 1970er-Jahre hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO den 21. März zum Internationalen Tag des Waldes ausgerufen.
Da die Zirbe zu den wertvollsten heimischen Hölzern gehört, wurde sie im Internationalen Jahr der Wälder 2011 in Österreich zum Baum des Jahres gekürt. In Österreich wird seit 1994 jährlich ein Baum dazu gewählt. Das Lebensministerium und Kuratorium Wald haben sich dabei zum Ziel gesetzt, die Menschen über die Bedeutung des Waldes als Ganzes und über besondere und gefährdete Baumarten zu informieren.
Die Bedeutung der Zirbe für unsere alpinen Gebirgswälder ist nicht zu unterschätzen, da ein gesunder Zirbelwald vor Lawinen und Murenabgängen schützt wie kaum ein anderer Wald.
Jahr des Waldes
Die Uno hat das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Das Ziel war dabei, das Wissen um die Bedeutung des Waldes sowie die nachhaltige Entwicklung aller Wälder zu fördern, und zwar zu unserem Wohle und zum Wohle kommender Generationen.
Diesen Waldtyp findet man in den subalpinen Stufen der Alpen. Zirbe und Lärche trotzen gemeinsam den extremen klimatischen und edaphischen Bedingungen an der Waldgrenze.
Die Zirbe wächst zumeist in Reinbeständen, kommt an der Waldgrenze jedoch oftmals gemeinsam mit der ebenfalls sehr frostbeständigen Lärche (Larix decidua) vor. Gemeinsam bilden sie den typischen Lärchen-Zirben-Wald.
Die Lärche ist ein Lichtkeimer. Sie übernimmt somit die Rolle der Pionierpflanze und besiedelt rasch Lichtungen. Im Gegensatz zur Lärche lässt sich die Zirbe mit der Besiedlung von freien Flächen Zeit. Nach Jahrzehnten treibt auch die Zirbe aus und verdrängt die Lärche. Durch die abgefallenen Lärchennadeln bildet sich eine relativ dicke Rohhumusschicht. Nun kommen die Stärken der Zirbe zum Tragen: größere Schattentoleranz, ein hohes Lebensalter und die besondere Fähigkeit der Zirbelsamen auf Rohhumus zu keimen. Zirbelkeimlinge sind durch ihre großen Samen in der Lage, bis zu 10 cm dicke Schichten zu durchdringen.
Durch die natürliche Sukzession entwickelt sich aus einem Lärchenwald allmählich ein Lärchen-Zirben-Wald und daraus schlussendlich ein Zirbenwald.
Lärchen-Zirben-Wälder sieht man oft in Gebieten, die für Weidewirtschaft genutzt werden, da die Lärche viel Licht braucht. Naturbelassene ältere Wälder bestehen dagegen fast ausschließlich aus Zirben.
Das Auskommen mit einer extrem kurzen Vegetationszeit von oft nur drei Monaten und die Unempfindlichkeit gegenüber Frost ist der Trumpf von Zirbe und Lärche. Sobald das Klima etwas milder ist, verdrängt die schattentolerante Fichte Zirben und Lärchen.
Die Lärche wirft im Winter ihre Nadeln ab und schützt sich dadurch vor dem Erfrieren, die Zirbe dagegen entwickelt besondere Frostschutzstrategien.
Der Tannenhäher ist auch als Gratsch bekannt.
Der Tannenhäher ist der Hauptsamenverbreiter der Zirbe und lebt in enger Symbiose (Lebensgemeinschaft mit gegenseitigem Nutzen) mit ihr. Es handelt sich bei der Zirben-Tannen-häher-Beziehung wahrhaftig um eine Symbiose, da beide Partner unter den oft extremen Lebensbedingungen in ihrer Existenz aufeinander angewiesen sind. In Südtirol ist der Tannenhäher, aber auch der Eichelhäher, als Gratsch bekannt. In anderen Regionen wird der Tannenhäher im Volksmund auch Tschankel genannt. Er gehört zur Familie der Rabenvögel und bewohnt vorzugsweise höher gelegene Nadelwälder, wo er sich von nahrhaften Samen ernährt.
Im Lebensraum der Zirbe, in der sogenannten Kampfzone, macht sich schon ab August Herbststimmung bemerkbar. Die Pflanzen bereiten sich auf den bevorstehenden langen Winter vor und die Tiere legen sich Vorräte an. So auch der Tannenhäher. Er öffnet die am Boden liegenden geschlossenen Zirbelzapfen mit seinem Schnabel und sammelt daraus die Kerne. In seinem Kehlsack transportiert er über weite Strecken durchschnittlich 50 Kerne, um sie als Vorrat für den Winter zu verstecken. Sehr oft vergräbt er diese Samen auch oberhalb der aktuellen Waldgrenze.
Manche Tannenhäher legen in einem Jahr bis zu 10.000 Verstecke an. Dafür suchen sie lockere Böden und Stellen aus, an denen sich nicht allzu viel Schnee sammelt, damit sie im Winter leichter an die Verstecke herankommen. Der Großteil der Kerne wird gefunden und verzehrt. Für die restlichen Samen, ca. 20 Prozent, bieten die Plätze der Verstecke jedoch optimale Bedingungen zum Aufkeimen. Man nimmt an, dass in den Alpen mindestens jede zweite Zirbe ihre Existenz dem Tannenhäher verdankt.
So wie andere Bäume auch, braucht die Zirbe an ihren Wurzeln Pilzpartner für eine bessere Aufnahme von Wasser und Nährsalzen. Die Zirbe bildet diese sogenannten Mykorrhiza-Symbiosen mit verschiedenen Pilzen und ist vor allem in höheren Lagen ohne diese kaum lebensfähig. Zu den häufigsten Mykorrhiza-Partnern gehören der Fliegenpilz, der Rotbraune Milchling und der Zirbenröhrling, die sich mit ihrem feinen Wurzelgeflecht (Mycel) um die Wurzeln des Baumes schlingen, wo schließlich der Stoffaustausch stattfindet.
Diese Symbiose ist weit mehr als nur ein Austausch von Nährstoffen. Zirbe und Pilz verbessern gegenseitig ihre Lebensbedingungen auf vielfältige Weise.
MYKORRHIZA-SYMBIOSEN
Darunter versteht man Lebensgemeinschaften zwischen Pilzen und Pflanzen, vor allem Bäumen, mit gegenseitigem Nutzen. Die Pilze liefern mit ihren Pilzhyphen den Wurzeln der Pflanzen Nährsalze und Wasser und bekommen dafür Assimilate, welche von den Pflanzen bei der Fotosynthese erzeugt werden.
Keimen und Wachsen: Die Zirbe liebt gerade die lockeren Böden, in die der Tannenhäher ihre Samen vorwiegend legt. Nach ein, zwei oder drei Jahren beginnt der Zirbelsamen zu keimen. Ein Zirbelkeimling hat 9 bis 12 Keimblätter, die ca. 3 cm Lang sind. Die Zirbe kennt jedoch keine Hast. Sie wächst im Vergleich zu anderen heimischen Nadelbäumen sehr Langsam. Nach 10 Jahren misst ein Bäumchen ca. 10 cm.
Junge Zirben besitzen einen geraden Stamm, eine regelmäßige Belastung und eine kegelförmige Krone. Frei stehende Altbäume weisen oft einen knorrigen Wuchs auf, können auch mehrstämmig sein und sind reich beastet.