Black Stiletto 

Band 3 – Stars and Stripes

  

Raymond Benson


übersetzt von Peter Mehler

  





Copyright © 2013 by Raymond Benson
Die Originalausgabe erschien 2013 bei Oceanview Publishing, USA, unter dem Titel »The Black Stiletto: Stars & Stripes«.
Dieses Buch wurde vermittelt von der Literaturagentur erzähl:perspektive, München (www.erzaehlperspektive.de).

 

The original edition was published in 2013 at Oceanview Publishing, USA, under the title »The Black Stiletto: Stars & Stripes«.
This book was arranged by erzähl:perspektive Literary Agency, Munich (www.erzaehlperspektive.de)





für Randi

 

Danksagung

 

Der Autor möchte folgenden Personen für ihre Hilfe danken: Judith May Holstun, James McMahon, Stephen Plotkin und dem John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Michael Romei und dem Waldorf-Astoria Hotel, Joyce Savocchio, Pat und Bob sowie allen bei Oceanview Publishing, Peter Miller, und meiner Familie, Randi und Max.

 

Impressum


Deutsche Erstausgabe
Originaltitel: STARS AND STRIPES
Copyright Gesamtausgabe © 2019 LUZIFER-Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

 

Cover: Michael Schubert
Übersetzung: Peter Mehler

  

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2019) lektoriert.

  

ISBN E-Book: 978-3-95835-447-0

  

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Anmerkung des Autors

 

Bei allen Versuchen, das New York City der 1960er Jahre so akkurat wie nur möglich zu beschreiben, sind das Second Avenue Gym, das Shapes und das East Side Dinner frei erfunden. John F. Kennedys Wahlkampfauftritte haben sich wie in diesem Buch erwähnt tatsächlich in dieser Form ereignet. Die Freiwilligengruppe der ›Kennedy-Girls_ waren eine Basisbewegung, die von Kennedys Wahlkampfteam 1960 aktiv gefördert wurde. Je nach Bundesstaat unterschieden sich allerdings deren Garderobe oder ihre genauen Pflichten. Während die meisten Dinge im Bezug auf die Kennedy-Girls historisch korrekt sind, habe ich mir hier jedoch gewisse Freiheiten diesbezüglich genommen.

 

1| Martin

 

Heute

 

Ich hatte solche Angst, dass ich mir beinahe in die Hose gemacht hätte.

Es war spät in der Nacht. Die Stadthäuser und hohen Apartmentgebäude wirkten auf unheilvolle Art und Weise verlassen. Der Gehsteig lag im Dunkeln und war ungewöhnlich menschenleer. Keine der Straßenlampen funktionierte. Noch seltsamer war der fehlende Straßenverkehr. Auf New Yorks Straßen und Avenues herrschte immer Verkehr, auch zu so später Stunde. Ich hatte keine Ahnung, woher ich wusste, dass ich mich in Manhattan befand. Ich kannte die Stadt nicht besonders gut. Ich war nur ein paarmal da gewesen und fühlte mich immer unwohl dort. Ich wusste einfach, dass es Manhattan sein musste, aber alles kam mir ganz anders vor.

Ich lief mit schnellem Schritt. Stadtaufwärts, wie ich glaubte. Nach Norden. Die Third Avenue entlang. Oder war es die Second? Eigentlich hätten sie an den Kreuzungen nummeriert sein müssen, aber ich konnte sie nicht lesen. Es schien, als wären sie in einer mir fremden Sprache geschrieben.

Außerdem war es still und kalt. Die Stille war zermürbend. Normalerweise war die Stadt eine Maschine, die konstant Lärm verursachte, auch nachts, wenn die meisten Seelen sicher in ihren Betten schlummerten und von angenehmeren Dingen träumten. Die Kälte ließ mich frösteln und ich hätte schwören können, dass ich einen eisigen Atem in meinem Genick spürte. Doch als ich mich umdrehte, war da natürlich nichts.

Und doch konnte ich sie spüren. Sie war ganz in der Nähe.

Ein fast unerträglicher Drang wuchs in mir heran. Ich wollte ihren wahren Namen in das Nichts um mich herum hinausschreien. Ich konnte ihn nicht länger in mir halten. Dieses Juwel des Wissens war zu einer Last geworden, die sich in meiner Brust als klumpige Masse materialisiert hatte. Es war ein Krebsgeschwür, welches mich sicher umbringen würde, wenn ich es nicht bald herausließ. Und doch konnte ich es nicht tun. Wenn ich versuchte, ihren Namen laut auszusprechen, geschah nichts. Meine Kehle schnürte sich zu und es klang, als würden Fingernägel über eine Tafel kratzen.

Ich hastete weiter die geisterhafte Avenue entlang. Die Häuser hielten selbst das wenige Licht fern, das der sternenklare Nachthimmel zu spenden vermochte. Hin und wieder glaubte ich graue Schemen in der Schwärze ausmachen zu können, aber ich glaubte auch, dass mir meine Augen nur einen Streich spielten. Oder doch nicht? Ich wusste es nicht genau und das alarmierte mich noch mehr.

Sie war hinter mir her. Sie würde mich fangen.

Das durfte ich nicht zulassen. Ihre Klinge war scharf und tödlich. Ein schneller Schnitt über meine Kehle und es wäre um mich geschehen. Oder sie würde einen ihrer ausgefallenen Karate-Tricks anwenden und mir mit einem Tritt das Brustbein brechen. Das würde meine Lunge durchbohren und ich würde ersticken. Oder sie würde mich an einem der Laternenmasten aufhängen, mit dem Seil, welches sie zusammengerollt an ihrem Gürtel trug.

Aber am meisten fürchtete ich mich vor ihren Augen.

Ich stellte mir vor, was passieren würde, wenn ich ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübertrat. Es war immer das Gleiche. Aus den Löchern in ihrer schwarzen Maske würde heiße Glut aufleuchten. Ihr Blick würde mich durchbohren und so würde es sich auch anfühlen. Panik würde mich ergreifen, und wenn das erst passierte, würde es zu spät sein. Ich würde die Kontrolle verlieren. Schreien. Davonlaufen. Mich blindlings in den schemenhaften Straßen verlieren, die sich als Sackgassen entpuppen würden.

Dann, wenn ich erst einmal in der Falle saß, würde sie zuschlagen.

Und genau das geschah auch, als ich mich nach links wandte und versuchte, die Avenue zu überqueren. Während ich vorwärts eilte, materialisierten urplötzlich ihre Augen in der Dunkelheit. Sie blieben bei mir, schwebten neben mir her, während ich über die Straße lief. Ich spürte, wie die Angst in mir hochkochte und das Herz in meiner Brust zu hämmern begann.

Nein!

Spontan bog ich nach rechts in eine düstere Straße ein und rannte los. Hatte ich geschrien? Gut möglich. Ich war nicht sicher. Natürlich fühlten sich meine Beine so schwer wie Blei an. Ich konnte nicht schnell rennen. Es war schmerzhaft, überhaupt einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es war eine Qual. Alles um mich herum verlangsamte sich. Die Schwärze zog sich um mich zusammen und erzeugte einen Tunnel der Blindheit, durch den ich mich hindurchtasten musste. Und dann, so wie ich es befürchtet hatte, stieß ich auf eine Ziegelwand.

Sackgasse. Letzter Halt. Das Ende.

Wohlwissend, was nun folgen würde, begann ich zu zittern und wie ein Feigling zu wimmern. Die Verzweiflung war unerträglich. Doch mir blieb nichts anderes übrig, als mich umzudrehen und sie anzusehen. Das war der einzige Weg, wie ich diesem Albtraum entkommen konnte.

Und was, wenn es nicht funktionierte? Was, wenn es dieses Mal echt wahr? Was, wenn sie mich dieses Mal wirklich erwischen würde? Was, wenn sie ihre Maske abnahm und mir das furchterregende Gesicht darunter offenbaren würde? Würde ich den Schock überleben? Würde mein armes Herz aufhören, weiter Leben durch meine Adern zu pumpen?

»Martin.«

Die Stimme war natürlich die ihre. Wie immer.

Sie wollte, dass ich mich umdrehte, und ich musste mich ihr fügen. Ich hatte keine andere Wahl.

»Ich werde allen erzählen, wer du bist!«, schrie ich. »Alle werden es erfahren!«

Doch ich bekam ihren Namen wieder nicht über die Lippen. Allein der Versuch verursachte unsagbare Schmerzen. Der Klumpen in meiner Brust war nicht mehr auszuhalten. Ich musste mich ergeben. Mich unterwerfen.

Langsam drehte ich mich auf den Fersen um. Meine Blase drohte zu zerplatzen, während ich meine Angst in den Griff zu bekommen versuchte.

Da. Die durchdringenden roten Augen, direkt vor mir.

Dann sprang die Black Stiletto aus dem Nichts auf mich zu.

 

Mit einem Ruck schreckte ich aus dem Schlaf, wie schon einige Tage zuvor und die Tage davor ebenfalls.

Eine überaus unangenehme Erfahrung. Das Zusammenzucken meines Körpers, der gedämpfte Schrei in mein Kissen und der plötzliche Adrenalinausstoß schafften es jedes Mal aufs Neue, mir den Tag zu verderben.

Die Panikattacken und Albträume hatten im Oktober begonnen, kurz nach meinem neunundvierzigsten Geburtstag. Ich war gerade aus New York zurückgekehrt. Eigentlich hätte ich mich großartig fühlen müssen, denn die Reise hatte sich als überaus erfolgreich herausgestellt. Ich hatte mich mit eigenen Augen davon überzeugen können, dass Gina wieder ganz gesund werden würde. Der Überfall und die versuchte Vergewaltigung im Riverside Park waren die hauptsächlichen Gründe für meinen Besuch gewesen. Glücklicherweise hatte das Verbrechen von ein paar Passanten verhindert werden können. Das war nicht gerade die beste Art gewesen, ihr erstes Studienjahr auf der Juilliard zu beginnen, aber ich war froh, dass nichts Schlimmeres passiert war. Trotzdem hatte mir das Herz geblutet, als ich sie mit ihrem gebrochenen Kiefer vor mir gesehen hatte. Für mindestens noch sechs weitere Wochen würde er mit Draht fixiert werden müssen. Mein armes kleines Mädchen.

Zum Zweiten hatte ich erfolgreich Johnny Munroes Erpressungsversuche stoppen können. Damit war eine ungeheure Last von meinen Schultern genommen worden. Ich hoffte, nie wieder etwas von ihm zu hören. Aber man konnte nie wissen. Nach dieser Erfahrung fürchte ich, dass noch andere Menschen da draußen hinter das große Geheimnis kommen könnten. Werde ich mich von nun an immer vor Leuten wie Munroe fürchten müssen?

Nachdem ich meine Geschäfte in New York erledigt hatte, fühlte ich mich ein wenig besser, wieder in mein erbärmliches Leben als einsamer arbeitsloser Buchhalter zurückzukehren, der sich um seine an Alzheimer erkrankte Mutter kümmern musste. Jene einstmals so lebendige, nun nur noch als Schatten ihrer selbst existierende Frau, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte. Meine Mutter ist eine Fremde, die in einem Pflegeheim lebt, und sie hat vergessen, wer ich bin.

Ich glaube an so etwas wie eine Midlife-Crisis. Ich durchlebte eine schwächere Ausgabe davon, als ich mich von Carol scheiden ließ, was … ach Gott … acht Jahre her ist. Damals war ich um die vierzig. Ich hatte bereits von Leuten gehört, die um die vierzig in der Midlife-Crisis steckten. Am Anfang war es hart, aber auch nicht furchtbar. Das, was ich jetzt durchmache, ist viel schlimmer. In einem Jahr werde ich fünfzig. Das ist kein Meilenstein, dem ich entgegenfiebere, und das macht die Angst noch schlimmer. Von daher bin ich davon überzeugt, dass das, was ich während der Sache mit Carol erlebte, nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Attraktionen war, und ich jetzt in meiner wirklichen Midlife-Crisis stecke.

Die Anstrengungen im Zusammenhang mit meiner Mutter und allem, was damit zusammenhing, fordern ihren Tribut. Die Panikattacken und Albträume kommen aus dem Nichts. Meine körperliche Reaktion ist stets die Gleiche: Mein Herz rast und hämmert gegen meine Brust wie nach einem Fünfzig-Meter-Sprint, ich schwitze und bin verklebt, ein überaus intensives Gefühl des Schreckens schwappt über mich hinweg und ich will einfach nur weinen. Als es das erste Mal passierte, dachte ich, ich hätte einen Herzanfall bekommen. Beinahe hätte ich einen Krankenwagen gerufen, aber nach etwa zehn Minuten hatten die Qualen langsam nachgelassen. Später fand ich heraus, dass eine Panikattacke einen plötzlichen Adrenalinschub auslöst. Wenn man die Kampf-oder-Flucht-Reaktion hinter sich gebracht hat, ist die eigene Energie verbraucht und man fühlt sich scheußlich.

Das passierte häufig, und das wirklich Blöde an der Situation ist, dass ich ganz genau weiß, was mich aufwühlt.

Ich muss jemandem von dem Geheimnis meiner Mutter erzählen. Die Wahrheit brennt ein Loch in meine Seele.

Ich könnte fraglos eine Menge Geld aus der Sache rausschlagen. Was die Medien für diese Meldung bezahlen würden! Die wahre Identität der Black Stiletto! Die Lebensgeschichte der legendären Verbrechensbekämpferin, von niemand anderem erzählt als ihrem eigenen Sohn!

Aber das käme einem Verrat gleich, oder nicht? Obwohl meine Mutter mir die Rechte an ihrer Lebensgeschichte in Form von akribisch festgehaltenen Tagebuchaufzeichnungen und ein paar Andenken überließ, wusste ich, dass ich damit noch nicht an die Öffentlichkeit gehen durfte. Nicht, solange sie noch am Leben war. Und nach Maggies Einschätzung konnte das noch zwei, fünf oder gar zehn Jahre dauern – oder auch nur noch wenige Monate oder Wochen. Alzheimer ist eine grausame, unvorhersehbare Erkrankung.

Ihr Gesundheitszustand ist soweit stabil. Vor ein paar Monaten erlitt sie eine kleine Ohnmacht, hat es aber gut überstanden. Sie hat sich ein freundliches, wunschloses Auftreten bewahrt. Das war gut, aber gleichzeitig auch traurig. Ihre Erinnerungen glichen ausgewählten, einzelnen Sandkörnern an einem riesigen Strand. Das Meiste von dort kann sie nicht mehr abrufen. Wie ich bereits sagte, sie weiß oft nicht einmal, wer ich bin, nur dass ich zur Familie gehöre. Und das sie mich liebt.

Und ich liebe sie auch.

Judy Cooper Talbot.

Die legendäre Black Stiletto.

Und ich bin die einzige Person, die davon weiß, mit Ausnahme eines älteren, im Ruhestand lebenden FBI-Agenten aus New York. John Richardson wird es niemandem verraten. Ich vertraue ihm. Aber natürlich könnte es auf der Welt noch andere Menschen geben, die womöglich über ihr Geheimnis Bescheid wissen. Wie mein Vater beispielsweise. Sofern er noch am Leben ist. Noch immer weiß ich nicht, ob Richard Talbot jemals wirklich existierte oder das Ganze nur eine einzige Lüge war. Angeblich starb er in Vietnam, aber als ich aufwuchs, standen nie irgendwelche Fotografien von ihm auf dem Kaminsims herum. Ich beginne so langsam an der Vietnam-Geschichte zu zweifeln.

So viele Masken. So viele Geheimnisse.

 

Direkt nach dem Geburtstag meiner Mutter im November hatte ich Glück und fand einen Job. Es war ein Schritt zurück, aber ich raffte mich dazu auf. Ich konnte es mir nicht leisten, noch länger auf Gehaltschecks zu verzichten. Ich war seit Mai ohne Arbeit und mein Erspartes war so gut wie aufgebraucht. Meine Tochter besuchte eine teure Kunstschule in Manhattan, und obwohl sie ein umfangreiches Stipendium dafür bekam, war es trotzdem eine Belastung für den Geldbeutel. Und da zudem Weihnachten vor der Tür stand, brauchte ich dringend ein Einkommen. Von daher kam die Gelegenheit genau zum richtigen Zeitpunkt.

Wegel, Stern und Associates, Inc. war ein Buchhalter-Familienbetrieb in Deerfield. Wobei es genau genommen nur der Laden des Vaters war. Sam Wegel war über siebzig und leitete das Unternehmen seit vierzig Jahren aus demselben kleinen Büro heraus. Sein Partner, Morton Stern, war ein paar Monate zuvor verstorben, weshalb Wegel sich gezwungen sah, frisches Blut einzustellen, um die Stelle zu besetzen.

Ich bewarb mich, wurde zum Gespräch eingeladen, und bekam schließlich den Job angeboten.

Sam erklärte, dass er zunehmend kürzertreten und über kurz oder lang in Rente gehen wollte. Die einzige andere Angestellte war eine fünfzigjährige Frau namens Shirley, die als Empfangsdame, Sekretärin und Rechtshilfe hier arbeitete. Ich dachte mir, dass ich hier ein großer Fisch in einer kleinen Firma werden und den Laden am Ende selbst leiten könnte. Also sagte ich zu.

Sam war ein guter Kerl, ein netter jüdischer Bursche mit Frau und drei erwachsenen Kindern, von denen keines in das Familienunternehmen einsteigen wollte. Es dauerte nicht lange, bis ich so etwas wie sein viertes Kind wurde. Er lud mich sogar zum Essen mit seiner Familie ein, was ich annahm. Er hatte mich auch schon zum Essen an Thanksgiving eingeladen, aber ich erklärte ihm, dass ich die Feiertage wohl mit meiner Mutter verbringen würde, auch wenn das Essen im Woodlands grauenhaft schmeckte. Ganz sicher würde ich nicht bei meiner Ex-Frau aufkreuzen und gefüllten Truthahn zusammen mit Carol und Ross essen, dem Kerl, den sie vermutlich bald heiraten wird. Vielleicht verbringt Maggie Thanksgiving mit mir. Ich hoffe es.

Jetzt, einen Monat später, ist der Job eben, was er ist. Ich bearbeite Steuererklärungen für ganz normale Leute. Früher war ich mal Wirtschaftsprüfer. Ich arbeitete im Chicago Loop und verdiente ziemlich gutes Geld. Jetzt erkläre ich Mr. Whatzenblatt und Mrs. Whozenstein, was sie absetzen können und was nicht. Es ist eine langweilige, eintönige Arbeit, aber ich verdiene Geld. Und die Arbeitszeiten sind ziemlich flexibel. Sam hat Verständnis für die Sache mit meiner Mom. Ein Pluspunkt ist, dass das Büro in Deerfield ganz in der Nähe von Riverwoods liegt, wo sich das Pflegeheim befindet. So kann ich auf meinem Heimweg nach Buffalo Grove dort immer mal einen Zwischenstopp für einen Besuch einlegen.

Zumindest das Arbeitsproblem meiner Krise konnte damit aus der Welt geschafft werden.

Die anderen Dinge – der Überfall auf meine Tochter, der Erpressungsversuch, meine Mutter – sich um sie zu kümmern und das verfluchte Problem der Black Stiletto – diese Dinge lasteten nach wie vor schwer auf mir. Wenn ich doch nur Gina davon erzählen könnte. Sie würde es verstehen. Sie würde es wahrscheinlich sogar ziemlich cool finden, dass ihre Großmutter mal eine sagenumwobene Verbrechensbekämpferin gewesen war. Doch ich fürchte, dass sie das Geheimnis nicht für sich behalten könnte.

Ob ich Maggie reinen Wein einschenken sollte? Gott, sie fragt sich sicher schon, was für Leichen ich im Keller habe. Auf jeden Fall spürt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich meine, sie ist immerhin ein Doktor. Dr. Margaret McDaniel. Junge-Junge, die Dinge haben sich zwischen ganz schön verändert, seit ich sie das erste Mal gesehen habe.

Sie ist Ärztin und arbeitet im Woodlands, wo meine Mutter seit einigen Jahren lebt. Zuerst konnte ich die Frau nicht ausstehen. Ich dachte, sie hätte einen Stock im Arsch oder so. Sie war immer sehr ernst und geschäftsmäßig und ihr Umgang mit den Patienten regelrecht abstoßend. Okay, ich hielt sie für eine … Sie wissen schon. Am allerwenigsten konnte ich ihre Fragen über all die Narben und uralten Wunden auf dem dreiundsiebzigjährigen Körper meiner Mutter leiden. Ich zog es vor, nicht zu verraten, woher sie stammten. Ich gab vor, es nicht zu wissen. Es war ausgeschlossen, Maggie zu erzählen, dass meine Mutter die Black Stiletto war.

Wenn Sie mir also vor zwei Monaten gesagt hätten, dass ich mit der Ärztin meiner Mutter aus deren Pflegeheim ausgehen würde, hätte ich Ihnen erklärt, dass Sie höchstwahrscheinlich nicht alle Latten am Zaun haben. Aber es stimmt und lässt sich gar nicht mal so schlecht an.

Und das, obwohl wir uns beide zuerst auf dem falschen Fuß erwischt haben, aber hey, zumindest war ich von Anfang an der Meinung, dass sie gut aussieht. Sehr gut sogar. Helle blaue Augen. Wahnsinns-Fahrgestell, zumindest, soweit man das unter ihrem weißen Arztkittel beurteilen kann. Und nur ein paar Jahre jünger als ich.

Nach meiner Rückkehr aus New York nahm ich irgendwann meinen Mut zusammen und fragte sie, ob sie mit mir ausgehen würde. Unser erstes Date – auf einen Kaffee – war furchtbar. Ich war nervös. Ich hatte mich seit meiner Scheidung nicht mehr mit anderen Frauen getroffen. Es fühlte sich sehr, sehr seltsam an, wieder im Rennen zu sein. Ich denke, Maggie erging es da ganz ähnlich. Sie erzählte mir, dass sie nie geheiratet hatte, was ich überraschend fand. Ich war davon ausgegangen, dass sie ebenfalls geschieden wäre. Wir unterhielten uns hauptsächlich über meine Mutter. Also keine Überraschungen, was das anging.

Unser zweites Treffen war besser. Es fiel uns beiden leichter, uns zu unterhalten. Der Wein zum Essen half dabei enorm. Gegen Ende des Abends lachten wir bereits und hatten unseren Spaß.

Beim dritten Date küssten wir uns. Ich hatte beinahe vergessen, wie man das macht.

Keine Ahnung, was aus der Sache noch wird, aber ich bin bereit, es zu versuchen.

 

Derzeit war bei Wegel, Stern and Associates nicht allzu viel los. Die Leute brachten ihren Kram erst nach den Feiertagen vorbei. Bis zum 15. April würden es dann aber vier verrückte Monate werden. Sam hatte mich vorgewarnt, dass dann die Hölle los wäre, und ich während dieser Zeit keinen Urlaub nehmen könnte. Ich meinte, dass das kein Problem sei.

Als ich auf Arbeit kam, war Sam nicht da. Ich ging auch nicht davon aus, dass er noch auftauchen würde, denn es schneite. Er nahm sich öfter mal frei oder arbeitete von zuhause aus, wenn das Wetter schlecht war. Also trank ich jede Menge Kaffee und ging mechanisch die Steuererklärung von irgendeinem Kerl durch. Die meiste Zeit über aber saß ich an meinem Schreibtisch und starrte aus dem Fenster auf das Winterwunderland hinaus, das draußen entstand. Typisches Chicagoer Wetter für diese Jahreszeit.

Ich hasste es.

Gina lächelte mich von ihrem Highschool-Abschlussfoto an. Der Bilderrahmen stand gleich neben meinem Eingangskorb, sodass ich es jedes Mal betrachtete, wenn ich nach einer neuen Aufgabe griff. Sie ist so ein schönes Mädchen. Wenn ich daran denke, was ihr widerfahren ist, bricht es mir das Herz und mein Blut gerät in Wallung. Ihr Gesicht war mit blauen Flecken regelrecht übersät und übel zugerichtet gewesen. Sie tat mir so leid. Aber sie hat sich ziemlich gut erholt. Erst kürzlich hat man die Drähte entfernt, sodass sie wieder normale Kost zu sich nehmen kann. Ich bin immer noch begeistert darüber, dass sie darauf bestand, weiterzustudieren. Ihre Mutter und ich schlugen vor, das Semester auszusetzen, um sich zu erholen, aber Gina war schon immer ein willensstarkes Mädchen gewesen. Sie war entschlossen, auf ihrer Schule als Schauspielerin und Tänzerin einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, und deshalb kam eine Pause für sie nicht infrage.

Der psychische Schaden hingegen war etwas, dass sich noch nicht bemessen ließ. Manchmal können die Nachwirkungen eines Traumes auch erst Wochen oder Monate später urplötzlich hervorbrechen. In der Schule suchte sie regelmäßig einen Berater auf, doch das war alles, was sie ihrer Mutter und mir darüber erzählte. Aber es ist ermutigend, dass Gina jedes Mal, wenn wir uns am Telefon unterhalten, glücklich und voller Energie wirkt. Ich denke, sie wird das alles gut verarbeiten. Fürs Erste müssen wir einfach von einem Tag auf den nächsten hoffen.

Sie hat vor, über die Weihnachtsfeiertage nach Hause zu kommen, und das ist großartig.

Ich machte zeitig Feierabend und fuhr auf dem Weg nach Hause bei Mom vorbei. Als ich dort eintraf, schlief sie gerade. Nachmittagsnickerchen. Sie schlief derzeit wohl sehr viel. Tat ihr Körper das absichtlich, um so dem frustrierenden Nebelschleier zu entkommen, der ihren Wachzustand bestimmte? Wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre, würde ich so viel wie nur möglich schlafen wollen. Oder sterben. Ich konnte mir nicht ausmalen, was in Judy Talbots Kopf vor sich ging. Ob dort überhaupt noch irgendetwas vor sich ging. Seit die Krankheit bei ihr mit aller Härte zugeschlagen hatte, war meine Mutter immer schweigsamer und zurückgezogener geworden. Früher einmal war sie voller Energie gewesen und ungemein gesellig. Davon war nichts mehr geblieben.

Maggie war nicht im Pflegeheim, also blieb ich nicht lange. Ich setze mich eine Weile zu meiner Mutter und sah ihr beim Atmen zu. Sie war immer noch eine gut aussehende Frau, obwohl sie zerbrechlich wirkte. Aber ich wusste, dass in diesen dünnen Armen und Beinen noch einiges an Kraft steckte. Wie sie vergangenen Sommer Roberto Ranelli in die Eier getreten hatte, musste man gesehen haben, um es glauben zu können. Hin und wieder erhaschte ich einen kurzen Blick auf die Person, die sie früher einmal gewesen war.

Manchmal sah ich sogar die Black Stiletto in ihr, auch wenn ich den Namen in ihrer Gegenwart nicht mehr erwähnen durfte. Er löste etwas Schmerzhaftes in ihr aus. Selbst wenn ich ihr etwas über ihr Alter Ego zuflüsterte, schien es sie zu quälen.

Es gibt noch so vieles, das ich nicht über sie weiß. Bisher habe ich nur zwei der Tagebücher gelesen, die sie mir vermacht hat. Manch einer würde annehmen, dass ich sie alle in einem Rutsch verschlungen hätte, aber das konnte ich nicht. Ich empfinde den Prozess, mich durch diese Bücher zu arbeiten, als sehr verstörend. Ich kann nicht sagen, wieso das so ist. Den ganzen Sommer über hatte ich das zweite Tagebuch nicht angerührt. Als ich mich dann endlich dazu überwunden hatte und es zu Ende las, fühlte ich mich nicht genötigt, mehr zu erfahren. Nachdem ich aus New York zurückgekehrt war, wollte ich am liebsten alles vergessen, was die Black Stiletto betraf, und mich einfach um meine Angelegenheiten kümmern, so als wäre meine Mutter einfach nur Judy Talbot gewesen, als die ich sie kannte.

Doch dann begannen die wiederkehrenden Albträume, die Panikattacken stellten sich immer häufiger ein und ich befand mich in einem Zustand andauernder Unruhe.

Obwohl ich es eigentlich besser wusste, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit wäre, mehr über die Vergangenheit meiner Mom in Erfahrung zu bringen. Vielleicht würde das meine Ängste mindern.

 

Als ich zuhause ankam, bestellte ich mir eine Pizza und begab mich dann in mein behelfsmäßiges Heimbüro. Die Tagebücher und die Schatulle hatte ich ganz hinten in einem Aktenschrank versteckt, begraben unter Aktenordnern. Alles andere – das Kostüm, das Messer, die Pistolen, die Andenken – lagen in einem Bankschließfach. Dort, wo diese Dinge hier sich eigentlich auch besser befinden sollten. Ich behielt sie nur deshalb in meiner Nähe, falls mich meine Neugier wieder zu der Geschichte meiner Mutter zurückziehen sollte, was ich jedoch überaus beunruhigend empfand.

Ich holte die Schatulle hervor und schloss sie mit dem Schlüssel auf, den ich in meiner Schublade aufbewahrte. Das Geheimnis einer der Andenken hatte ich bereits gelüftet – das der 8mm-Filmrolle. Damit blieben aber immer noch die Anstecknadel der Präsidentschaftswahlen, das herzförmige Medaillon und der goldene Schlüssel. Ich nahm die Anstecknadel heraus und untersuchte sie. Er stammte ganz offensichtlich aus dem Jahre 1960, denn das Gesicht des Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und des Anwärters auf das Vizepräsidentenamt waren darauf zu sehen. »Kennedy/Johnson« lautete der Aufdruck.

Ich griff unter die Ordner, tastete nach dem dritten Tagebuch, welches aus eben diesem Jahr stammte, und zog es heraus. Dann verschloss ich die Schatulle, verstaute sie wieder im Schrank und schob die Schublade zu. Das Tagebuch nahm ich mit ins Wohnzimmer und setzte mich in meinen gemütlichen Sessel.

Ich atmete tief durch, kämpfte gegen das Unbehagen an, das mir den Rücken hinaufkroch. Das würde schmerzhaft werden, aber ich konnte es auch nicht länger vor mir herschieben.

Ich öffnete das Tagebuch, begann zu lesen und tauchte erneut in die Welt der Black Stiletto hinab.

 

2| Judys Tagebuch 1960

 

1. Januar

 

Guten Morgen, liebes Tagebuch. Oder sollte ich besser einen guten Nachmittag wünschen? Ich habe bis weit nach Mittag geschlafen und habe einen Mordskater. Mannomann. Mir geht es echt mies. Aber es war eine tolle Party, denke ich. Zumindest der Teil, an den ich mich noch erinnern kann, haha.

Nachdem ich letzte Nacht hinuntergegangen war, floss der Champagner in Strömen. Ich machte auch den Fehler, ein paar Jack Daniels mit Cola zu trinken. Gegen Mitternacht drehte sich das Gym bereits vor mir. Aber mir wurde nicht schlecht. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich es in mein Zimmer geschafft habe, aber irgendwie muss es mir wohl gelungen sein.

Das Einzige, woran ich mich noch erinnern kann, ist das, was Lucy mir kurz vor zwölf verraten hat. Sie und Peter haben einen Hochzeitstermin. Irgendwann im Mai, aber den exakten Tag habe ich wieder vergessen. Sie bat mich, ihre Trauzeugin zu werden, und ich bin mir ziemlich sicher, als Antwort gelallt zu haben: »Das mache isch liebend gern, Luuschie!«

Meine Güte, und schon haben wir 1960. Ich kann es kaum glauben. Ein neues Jahrzehnt. Was wird es für uns bereithalten? Welche Veränderungen wird es mit sich bringen? Eine ganze Menge, oder gar keine? In diesem Jahr wird ein neuer Präsident gewählt werden. Das wird das erste Mal sein, dass ich wählen darf. Nun, genau genommen war ich auch schon ´56 alt genug, aber da ging ich nicht zur Wahl. Keine Ahnung, wieso. Damals war ich wohl zu jung, um mich für so was zu interessieren, schätze ich. Ein neuer Präsident bringt immer ein paar Veränderungen mit sich, oder nicht? Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, gibt es gerade eine Menge Dinge, denen eine Veränderung guttun würde. Auf der ganzen Welt gibt es einige Probleme. Die Kommunisten in Russland machen uns große Sorgen. Sie haben Bomben, und wir haben Bomben. Jetzt, wo Kuba ebenfalls von Kommunisten regiert wird, machen sich die Leute natürlich Sorgen, weil die Gefahr so nah ist. Wird es zu einem Krieg kommen? Gott, ich hoffe nicht. Und sie trainieren Astronauten für einen Flug in den Weltraum. Ob wir zum Mond fliegen werden oder sogar zum Mars? Wäre das nicht toll? Und hier in Amerika wird auch bald die Bombe platzen. Die Schwarzen fordern gleiche Rechte ein. Ob Dr. King diese Menschen zum Sieg führen kann? Ich hoffe, dass es nicht gewaltsam endet.

Nun, mein Magen sagt mir, dass ich mir darüber erst einmal keine Sorgen machen soll. Ich muss in die Küche und etwas essen, bevor mir doch noch schlecht wird. Vielleicht etwas Toast und Orangensaft. Ich bin nur nicht sicher, ob ich schon ein paar Eier vertrage.

Tja, Judy, dann wirf dir mal deine Robe über und lass dich sehen. Ich glaube nicht, dass noch mehr Schönheitsschlaf einen wesentlichen Unterschied machen wird, haha!

 

 

Später

 

Es ist beinahe wieder Mitternacht und ich bin gerade erst aus dem Bellevue Hospital zurückgekehrt.

Oh mein Gott, Freddie hatte heute einen Herzinfarkt! Liebes Tagebuch, ich mache mir solche Sorgen. Der Doktor sagt zwar, dass er wieder ganz gesund wird, aber ich habe Freddie noch nie so fertig gesehen. Ich schwöre, ich dachte, er würde in meinen Armen sterben.

Als ich vorhin eine Pause eingelegt habe, ging ich in die Küche, um mir ein Frühstück zu machen. Freddie saß mit einer Zeitung am Tisch und vor ihm stand ein Teller voller Rührei, das er nicht angerührt hat. Es war bereits kalt. Ich weiß nicht, wie lange es da schon stand, aber es mussten einige Stunden gewesen sein. Freddie war kreidebleich und hielt sich einen Arm vor die Brust. Seine Stirn lag in Falten und es schien ihm nicht gutzugehen.

»Freddie? Stimmt was nicht?«

Er schüttelte nur den Kopf. »Ich muss gestern wohl zu viel getrunken haben. Ich hab fürchterliches Sodbrennen.«

Freddie hatte niemals einen Kater. Er hatte die Fähigkeit, Alkohol wie Wasser in sich hineinkippen zu können und dabei noch ein paar Päckchen Zigaretten zu rauchen. Es machte ihm nie etwas aus.

»Hast du schon eine Alka-Seltzer genommen?«, fragte ich auf dem Weg zum Kühlschrank, um den Orangensaft zu holen.

»Wir haben keine.«

»Mist. Wieso hast du mich dann nicht geweckt, Freddie? Ich lauf schnell los und hol dir welche.« Ich goss mir ein Glas Saft ein und sah zu ihm zurück. Da wurde mir klar, dass er ernsthaftere Probleme als nur Sodbrennen hatte. Freddie krümmte sich vor Schmerzen und brachte keine Antwort heraus.

»Freddie!«

Dann verschlimmerte sich sein Gesichtsausdruck. Er riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Mit einer Hand klammerte er sich am Tisch fest, während er aufzustehen versuchte. Weit kam er jedoch nicht. Ich stellte meinen Saft ab und eilte zu ihm – gerade noch rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er in meine Arme fiel.

»Freddie!«

Vorsichtig legte ich ihn auf den Küchenboden. Er wandte sich vor Schmerzen hin und her und atmete nur noch flach. Wenn er versuchte zu sprechen, brachte er nur erstickte Laute hervor.

»Ich rufe einen Krankenwagen!«

Ich wollte ihn nicht allein zurücklassen, aber ich musste es tun. Das Telefon befand sich auf der anderen Seite der Küche. Ich rannte hinüber und wählte die Nummer der Vermittlung. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich richtig verbunden wurde und damit herausplatzen konnte, wohin sie fahren sollten. Nachdem ich aufgelegt hatte, lief ich zu Freddie zurück. Er atmete jetzt etwas besser, aber seine Augen waren wässrig, und aus seiner Haut war sämtliche Farbe gewichen. Der unmittelbare Notfall schien aber bereits vorüber zu sein.

»Versuche dich zu entspannen, Freddie, der Krankenwagen ist bereits unterwegs«, beruhigte ich ihn. Während wir warteten, betete ich darum, ihn nicht zu verlieren. Nicht Freddie – meinen Ersatzvater, meinen Trainer, meinen Freund. Ich weinte sogar ein wenig, aber so, dass er es nicht mitbekam. Ich musste darüber nachdenken, was sie in den Nachrichten über das Rauchen erzählten und wie schädlich es sein konnte. Freddie rauchte eine Menge am Tag. Konnte das die Ursache sein?

Nun, liebes Tagebuch, der Krankenwagen traf etwa zwanzig Minuten später ein, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich lief hinunter zum Vordereingang des Gym und ließ sie herein. Die Notärzte stürmten mit einer von diesen Pritschen auf Rädern nach oben. Einer von ihnen bat mich, im Nebenraum zu warten, aber ich wollte Freddie nicht allein lassen. Sie untersuchten Freddies Vitalwerte und stellten ihm ein paar Fragen, die er überraschenderweise sogar beantworten konnte. Schließlich legten sie ihn auf die Krankenbahre und trugen ihn hinunter und hinaus. Ich bestand darauf, mit ihnen im Krankenwagen zu fahren. Ich schlüpfte eilig in ein paar Turnhosen und ein Sweatshirt, zog mir meine Tennisschuhe an und schnappte meine Handtasche. Ich sah aus, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen – was ja auch stimmte – aber für Eitelkeiten war keine Zeit.

 

Als wir im Krankenhaus ankamen, fuhren sie ihn direkt in die Notaufnahme. Eine Schwester fragte mich, ob ich eine Verwandte sei. Ich erklärte ihr, dass ich die einzige Familie sei, die Freddie noch besaß, auch wenn wir nicht wirklich verwandt waren. Sie gab mir ein Klemmbrett und wies mich an, ein paar Formulare auszufüllen. Ich beantwortete die Fragen, auf die ich eine Antwort wusste, und gab es ihr zurück. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete.

Zwischendurch lief ich zu einem Münztelefon und rief Lucy an. Niemand ging ran. Sie und Peter mussten zum Neujahrstag ausgegangen sein. Draußen war es kalt, aber das Wetter war schön. Ich wollte mit irgendjemandem sprechen. Andere Telefonnummern hatte ich nicht dabei, sonst hätte ich Jimmy oder jemand anderes von den Stammgästen des Gym angerufen.

Ich wartete vier Stunden, bis der Arzt herauskam, um mit mir zu sprechen. Da war es bereits nach zehn Uhr abends. Dr. Montgomery war noch sehr jung. Ich dachte mir, dass er aussah, als hätte er gerade erst die Medizinschule hinter sich gebracht.

Natürlich war es ein Herzanfall gewesen. Dr. Montgomery meinte, dass Freddie eine Weile im Krankenhaus bleiben müsste, vielleicht sogar ein paar Wochen! Aber sein Zustand wäre stabil, und sie hatten ihm Medikamente gegeben, damit er sich besser fühlte. Ich fragte, ob ich zu ihm dürfe, aber der Doktor erwiderte, dass Freddie im Moment schlief. Dr. Montgomery schlug vor, dass ich nach Hause gehen und mich ebenfalls etwas ausruhen sollte und wahrscheinlich schon morgen den Patienten besuchen dürfte.

Also bin ich jetzt wieder zurück in meinem Apartment. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich fühle mich ziemlich elend. Ich werde mir ein paar Eier braten und dann ins Bett gehen. Ich schätze, das Gym werde ich morgen wohl schließen müssen.

Bitte, lieber Gott, wenn es dich dort oben geben sollte – mach, dass es Freddie bald wieder besser geht. Bitte, bitte, bitte!

 

 

2. Januar

 

Es war ein langer Tag.

Ich hängte ein Schild an die Tür des Fitnessstudios, mit der Aufschrift: Wegen Krankheit geschlossen. Dann nahm ich den Bus ins Bellevue und durfte glücklicherweise Freddie besuchen. Doch zuerst erklärte mir die Schwester auf seiner Station, dass der Doktor mit mir sprechen wollte. Also war ich wieder zur Untätigkeit verdammt, diesmal in einem kleinen Wartezimmer. Diese Station war offenbar den Herzpatienten vorbehalten, denn auf dem Tisch lagen eine Menge Flyer und Literatur über Herzerkrankungen, zusammen mit Magazinen, die bereits mehrere Monate alt waren. Aber immerhin musste ich nicht lange warten. Dieses Mal erschien ein anderer Arzt. Sein Name war Abramson. Er war älter und wirkte erfahrener als Dr. Montgomery. Er stellte sich mir vor und fragte mich, in welcher Beziehung ich zu dem Patienten stehen würde. Ich erklärte ihm, dass Freddie mein Vermieter und mein Arbeitgeber sei, und wiederholte, dass ich die einzige Familie für ihn wäre, soweit ich wüsste. Der Doktor nickte finster, was ich nicht gerade als gutes Zeichen auslegte.

»Wie geht es ihm?«, fragte ich.

Dr. Abramson antwortete nicht sofort mit: »Oh, es geht ihm gut«, oder: »Er wird wieder ganz gesund werden«. Stattdessen zuckte er ein wenig mit den Schultern und machte eine unentschlossene Handbewegung, die ich als »weder schlecht noch wirklich gut« interpretierte.

»Wir warten noch auf Testergebnisse, aber Mr. Barnes hat definitiv eine schwere Herzattacke erlitten, einen sogenannten Herzmuskelinfarkt.« Er fuhr damit fort, zu erklären, dass eine wichtige vordere Herzkranzarterie blockiert sei. Ich verstand nur wenige der medizinischen Fachbegriffe, aber er formulierte es so einfach, wie er konnte. Die Krux an der Sache ist, dass Freddies Zustand ernst genug ist, um einen langen Krankenhausaufenthalt notwendig zu machen.

Als ich ihn fragte, ob man es operieren könne, sah mich Dr. Abramson an, als wäre ich verrückt geworden. »Für eine solche Erkrankung gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten«, sagte er. »Zumindest noch nicht. Es gibt noch vieles, was wir über das Herz nicht wissen.« Ich kam mir irgendwie dumm vor.

Er erklärte mir, dass ich in Freddies Zimmer gehen könne, aber nicht zu lange bleiben und darauf achten soll, ihn nicht zu sehr aufzuregen. Was dachten die, was ich vorhatte? Ihn zu Hampelmännern zu überreden? Ich sagte dem Doktor, dass Freddie und ich wie Vater und Tochter wären und dass es ihm guttun würde, mich zu sehen.

Freddie hatte das Zimmer nicht für sich allein. Ein Vorhang trennte den Raum in zwei Teile und im ersten Bett lag ein an Schläuchen und ähnlichen Kram angeschlossener alter Mann. Ich huschte schnell an ihm vorbei und bog um den Vorhang. Liebes Tagebuch, für einen Augenblick blieb mir die Luft weg. Ich hatte den großen, starken Freddie noch nie in einem so mitleiderregenden Zustand gesehen. Er lag natürlich in seinem Bett und trug eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. In seinem Arm steckte ein Schlauch, der zu einem von diesen Beuteln mit einer klaren Flüssigkeit darin hinaufführte. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte wieder etwas Farbe im Gesicht, aber er schien mir irgendwie kleiner und älter geworden zu sein. Mir war zum Heulen zumute.

»Freddie?«, flüsterte ich, lief an die Seite des Bettes und legte vorsichtig meine Hand auf seine. »Freddie?«

Flatternd öffneten sich seine Augen. Als er mich erkannte, lächelte er unter seiner Sauerstoffmaske. Mit der anderen Hand griff er nach oben und nahm sie sich vom Gesicht.

»Hallo, Judy.« Seine Stimme klang leise und schwach.

»Oh Freddie.« Ich deutete auf die Maske. »Solltest du die nicht besser tragen? Du brauchst nichts zu sagen.«

Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Ist schon okay. Ich kann sie hin und wieder für ein paar Minuten abnehmen. Schließlich muss ich ja auch was essen, weißt du? Heute Morgen habe ich Frühstück bekommen.«

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich … ich denke, du bist hier in guten Händen.«

Freddie rollte mit den Augen. »Was Herzinfarkte angeht, sind das alles Quacksalber. Die wissen nicht, was sie tun. Ich soll mich einfach nur ausruhen, Herrgott nochmal, für wer weiß wie lange.«

»Sie sagten, dass du für ein paar Wochen hierbleiben wirst.«

Er nickte. »Judy, du wirst das Gym leiten müssen. Ich werde eine Weile niemanden trainieren können. Kannst du das übernehmen?«

»Natürlich! Und wenn die Kerle nicht von mir trainiert werden wollen, haben sie eben Pech. Mach dir keine Sorgen. Und ich sag den Stammkunden, dass sie dich besuchen sollen.«

Freddie zuckte ein wenig zusammen und sagte: »Warte mal besser noch eine Woche oder so, bevor du ihnen das sagst.«

Ich lachte. »Okay, Freddie.«

Er seufzte schwer. »Ich könnte töten für eine Zigarette.«

Dieses Mal war ich es, die den Kopf schüttelte. »Ich fürchte, das ist nicht erlaubt.«

»Ich weiß. Ich muss aufhören. Für immer. Das wird die Hölle werden. Ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe.«

»Natürlich schaffst du das, Freddie. Ich werde dir helfen.«

»Ich soll auch das Trinken einschränken.«

»Das sollte nicht allzu schwer werden.«

»Ich bin zur Hälfte Ire. Wusstest du das?«

Ich lachte. »Nein, ich glaube nicht. Aber es ergibt Sinn.« Nach einer kleinen Pause fragte ich ihn, ob er Schmerzen hätte. Er verneinte, sagte, dass sie ihm Schmerzmittel gegeben hätten. Auf der Ablage neben seinem Bett lag ein Zettel, auf den der Doktor Medikamente geschrieben hatte, die er nehmen sollte. Ich habe sie mir abgeschrieben, damit ich sie richtig wiedergeben kann: Chinidin und Nitroglyzerin. Bisher dachte ich immer, Letzteres wäre so eine Art Sprengstoff, wie Dynamit. Aber was wusste ich schon?

Nach einer Weile merkte ich, dass er müde wurde, also ließ ich ihn allein. Aber ich wollte noch nicht nach Hause gehen. Ich dachte mir, dass ich ihn eine Weile ausruhen lasse und nach dem Essen noch einmal nach ihm sehen würde. In der Krankenhauslobby rief ich Lucy von einem Telefon aus an und erzählte ihr, was passiert war. Sie bot an, zu mir zu kommen und mir Gesellschaft zu leisten, also schlug ich vor, dass wir uns irgendwo in der Nähe des Bellevue zum Mittagessen treffen könnten. Und das taten wir dann auch. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wo wir aßen, aber das Diner glich dem East Side Diner sehr. Ich fürchte, ich war keine gute Gesellschaft. Lucy aber sagte, ich solle mir keine Gedanken machen. Freddie würde schon wieder auf die Beine kommen. Viele Leute erholten sich von Herzattacken und lebten ein langes Leben. Ja, vielleicht. Aber ich fürchtete, dass noch mehr Leute sich nicht wieder erholten und ein solcher Zwischenfall bedeutete, dass ihnen nicht mehr viel Zeit auf Erden blieb.

Lucy sprach die meiste Zeit über sich und Peter und die Hochzeit. Das meiste davon ging mir dabei zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Ich war tatsächlich dankbar, als wir endlich aufstanden, um die Rechnung zu bezahlen.

Ich besuchte Freddie am Nachmittag noch einmal für ein paar Minuten, aber er schien noch müder als beim ersten Besuch zu sein. Ich hielt es für das Beste, ihn allein zu lassen. Ganz sicher würde er mit der Zeit wieder zu Kräften kommen.

Er wird wieder gesund werden.

Das sagte ich mir immer und immer wieder, während ich den Bus zurück ins East Village nahm.

 

Also hab ich mir vor einer Weile etwas zum Abendessen gemacht und allein ferngesehen. Es fühlte sich seltsam an, ohne Freddie in unserem Apartment zu sein. Es machte mich sehr traurig. Das Einzige, was mich ein wenig aufheiterte, war etwas, dass ich in den Nachrichten sah.

Heute verkündete Senator John Kennedy, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Ich mag ihn. Er sieht gut aus und scheint klug zu sein. Ich kann nicht glauben, dass ihn so viele Amerikaner nicht als Präsidenten haben wollen, nur weil er Katholik ist. Wieso sollte das für einen Unterschied machen? Jemand fragte ihn mal, ob er sich deswegen Sorgen mache, und Kennedy antwortete, dass uns einzig und allein interessieren sollte, ob ein Kandidat an die Trennung zwischen Kirche und Staat glaubt oder nicht. Was für eine großartige Antwort!

Nachdem ich das Geschirr abgespült hatte, wurde ich etwas rastlos. Ich musste meine Nervosität abbauen. Ich dachte daran, hinunter ins Gym zu gehen und ein wenig mit den Gewichten zu trainieren, aber ich wollte ebenso ein wenig frische Luft schnappen, auch wenn es draußen eisig war.

Also wird die Black Stiletto heute ihren ersten Auftritt in 1960 haben.

 

3| Judys Tagebuch 1960

 

3. Januar

 

Es ist spät in der Nacht. Eigentlich ist es früher Morgen, zwei Uhr. Ich bin gerade zurück in meinem Apartment. Und ich bin verletzt. Ich weiß noch nicht, wie schlimm. Mein Gesicht ist das reinste Schlachtfeld und es fühlt sich an, als wäre jeder einzelne Knochen in meinem Körper gebrochen.

Die Black Stiletto schlüpfte gegen 22 Uhr in die Nacht hinaus. Wie üblich kletterte ich auf das Dach des Gyms, sprang hinüber auf das angrenzende Gebäude auf der 2nd Street, fand meinen Lieblingstelefonmast, glitt daran hinunter und war auf der Straße. Niemand sah mich. Es war kalt draußen, also trug ich mein wärmeres Stiletto-Outfit. Ich war mit meinem Messer ausgestattet, dass in einer Scheide an meinem Bein steckte, dem kleineren Messer in meinem Stiefel, meinem Seil und den Haken, einer Taschenlampe und meinem Rucksack.

Ich war wütend wegen Freddie. Ich hasste es, ihn in diesem Zustand sehen zu müssen, und deshalb wollte ich ein oder zwei Straßengangster aus dem Rennen nehmen. Ob ich irgendwo einen Raub vereiteln würde? Irgendwer, der versuchte, einen Schnapsladen auszurauben? Ich hoffte es wirklich. Also begab ich mich nach Westen, zur Bowery, was immer ein heißes Pflaster war. Ein Großteil der nord-südlichen Verbindungsstraße war ziemlich heruntergekommen. Unglücklicherweise schien es aber selbst den Ganoven zu kalt zu sein, um sich draußen herumzutreiben. Die waren alle drin und betranken sich. Wenn ich mich am Silvesterabend nicht so spektakulär zugeschüttet hätte, hätte ich mich ihnen vielleicht sogar in einer ihrer Absteigen angeschlossen.

Etwas weiter westlich befand sich Little Italy. Ich huschte von Schatten zu Schatten, bis ich mich schließlich auf der Mulberry und Grand wiederfand. Für einen kurzen Augenblick spürte ich einen dumpfen Schmerz in meinem Herzen. Ich musste an Fiorello denken und wie sehr ich ihn vermisste. Seit wir zusammen waren, war so viel Zeit vergangen, aber es erschien mir, als wäre es erst gestern gewesen. Ohne Fiorellos Tod hätte es keine Black Stiletto gegeben. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass er auf der einen Seite mein Freund und Liebhaber, auf der anderen Seite aber ein Killer gewesen war, ein Mafia-Söldner, der Befehle von Kriminellen entgegengenommen hatte. Damals war ich sehr naiv gewesen.

Einige der italienischen Restaurants hatten noch geöffnet. Ich roch den satten Essensduft in der Luft und mein Magen begann zu knurren. Das Abendessen, das ich mir zubereitet hatte, konnte sich nun wirklich nicht mit einem dampfenden Teller Pasta mit Fleischbällchen messen. Während ich mich in einem abgedunkelten Hauseingang versteckte, sah ich zu, wie die Stammkunden das Etablissement verließen, zur Straßenecke liefen und sich Taxen riefen. Ich musste verrückt sein, dort zu hocken und zu zittern, aber die Straße brachte warme Erinnerungen zurück.

Schließlich war es an der Zeit, weiterzuziehen, was ich auch tat. Ich wandte mich nach Süden, an der Broom- und Grand-Street vorbei, aber nirgendwo fand ich Anzeichen auf ein Verbrechen. Ich beschloss, dass ich mir noch fünfzehn Minuten geben würde – weil ich mir langsam den Hintern abfror – und dann wieder nach Hause gehen würde.

Auf den Straßen südlich der Canal Street schien mehr los zu sein. Ich hatte nie viel Zeit in Chinatown verbracht, außer wenn ich mit Lucy oder Freddie dort war, um deren fantastisches Essen zu genießen. Es war eine grundverschiedene Welt, beinahe wie ein eigenes kleines Land innerhalb der sehr viel größeren Stadt drumherum. Und genau das ist es ja auch. Eine Gemeinschaft, die nach ihren eigenen Regeln und Gebräuchen lebt. Auf eine gewisse Weise wirkt das einschüchternd. Ich bin mir sicher, dass alle Weißen so empfinden – wir sind hier Fremde. Die Chinesen sind glücklich, uns zu bekochen, unsere Wäsche zu waschen und unser Geld zu nehmen, darüber hinaus bleibt ihr Leben aber ein Mysterium.