Die Texte für dieses Buch sind zwei Kapitel aus der Diskursserie Hidden Mysteries #5 und #6, die Osho ursprünglich in Hindi gehalten hat. Es sind vollständige Osho Diskurse. Alle Diskurse, die Osho vor einer internationalen Zuhörerschaft gehalten hat, sind als Originale publiziert worden und als Original-Audios erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der Online-Bibliothek „Osho Library“ bei www.osho.com
Ebook-Auflage 2019
Umschlaggestaltung: Bunda S. Watermeier
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Übersetzung: Rajmani H. Müller
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eISBN 978-3-947508-18-1
WAHRSAGEREI, ABERGLAUBE
ODER
TOR ZUR ESSENZ?
VORWORT
ASTROLOGIE – DIE WISSENSCHAFT VON DER KOSMISCHEN EINHEIT
ÜBER DIE ESSENZ UND OBERFLÄCHE VON DINGEN
ÜBER OSHO
MAN KÖNNTE MEINE ABSICHT, ÜBER ASTROLOGIE ZU reden, missverstehen. Ich habe nicht vor, über dieses Thema so zu reden, wie gewöhnliche Astrologen es tun. Ein gewöhnlicher Astrologe ist einer, der euch für Geld euer Schicksal vorhersagt. Ihr könntet die Vorstellung bekommen, dass ich über diese Form der Astrologie sprechen oder sie gutheißen will. 99 Prozent der Astrologen betreiben im Namen der Astrologie reine Augenwischerei. Nur ein Prozent der Astrologen wird darauf verzichten, mit dogmatischer Gewissheit bestimmte Ereignisse vorauszusagen. Das sind jene, die wissen, was für ein unermesslich weites Feld die Astrologie ist – so unermesslich, dass man sich ihm nur mit großer Bedachtsamkeit nähern kann.
Wenn ich über Astrologie rede, will ich euch einen Eindruck von dieser umfassenden Wissenschaft aus verschiedenen Blickwinkeln geben, damit ihr ohne Angst und Zaudern an sie herangehen könnt. Wenn ich also von Astrologie rede, meine ich nicht die landläufige Trivialastrologie.
Allerdings muss man dazu sagen, dass die astrologische Neugier des Durchschnittsbürgers gerade so weit reicht, dass er wissen will, wie er seine Tochter gut verheiraten kann. Wenn wir Astrologen konsultieren, dann meist in unwesentlichen Dingen. Man geht zum Astrologen, um zu erfahren, ob man bald eine neue Stelle findet – als würde euer Job von der Position des Mondes und der Gestirne abhängen!
Die Astrologie, von der ich hier rede, handelt von grundlegenden Dingen, von der Essenz.
Die Astrologie ist vielleicht die älteste Wissenschaft überhaupt, und in gewisser Weise die am meisten ignorierte. Die älteste deshalb, weil sie schon so lange existiert, wie wir in der Erforschung unserer Menschheitsgeschichte zurückgehen können. Es wurden astrologische Zeichen auf Knochenresten aus der Kultur der Sumerer gefunden, die bis zu 25000 Jahre vor Christus zurückreicht. Diese Knochenfunde tragen astrologische Inschriften und eine Skizze der Mondumlaufbahn am Himmel.
In Indien ist diese Wissenschaft sogar noch älter. Der Rigveda erwähnt eine bestimmte Sternenkonstellation, die nur vor 95000 Jahren eintreten konnte. Daraus zog Lokmanya Tilak den Schluss, dass die Veden wahrscheinlich noch älter sind. Die in den Veden beschriebene Sternenkonstellation konnte nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt vor 95000 Jahren eintreten, demnach müsste deren Erwähnung in den Veden mindestens so alt sein.
Dieser Hinweis in den Veden konnte unmöglich zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt worden sein, denn die nachfolgenden Generationen hätten eine solche Konstellation, die schon so lange zurücklag, nicht entdecken können. Inzwischen stehen uns wissenschaftliche Methoden zur Verfügung, mit denen wir die Positionen von Himmelskörpern zu einem bestimmten Zeitpunkt in der fernen Vergangenheit ermitteln können.
Die grundlegenden Gesetze der Astrologie wurden zuerst in Indien entdeckt. Tatsächlich war es die Astrologie, die den Anlass gab für die Geburt der Mathematik. Um astrologische (bzw. astronomische) Berechnungen durchführen zu können, benötigte man die Mathematik. Die in der Arithmetik verwendeten Ziffern wurden in Indien erfunden. Die Zahlen von eins bis zehn, die in allen Weltsprachen vorkommen, hatten ihren Ursprung in Indien. Das Dezimalsystem, das heute überall auf der Welt angewandt wird, stammte ursprünglich aus Indien und verbreitete sich nach und nach über die ganze Welt. Wenn wir auf Englisch nine („neun“ auf Deutsch) sagen, handelt es sich um eine Modifikation des Wortes nav im Sanskrit. Wenn wir auf Englisch eight („acht“) sagen, ist es eine Modifikation des Sanskritwortes aht. Die Zahlwörter von eins bis neun, die man in allen Weltsprachen findet, gehen also auf den Einfluss der indischen Astrologie zurück.
Das Wissen um die Astrologie gelangte etwa 6000 v. Chr. von Indien in die sumerische Hochkultur. Die Sumerer waren die ersten, die für die westliche Welt die Tore zur Astrologie öffneten. Sie waren es, die das Fundament zur wissenschaftlichen Erforschung der Konstellationen legten. So errichteten sie auch einen gigantischen, 200 Meter hohen Turm, der den sumerischen Priestern zur Himmelsbeobachtung rund um die Uhr diente.
Die sumerischen Metaphysiker erkannten bald, dass alles, was der Menschheit widerfährt, letzten Endes irgendwie mit den Gestirnen zusammenhängt – dort liegt der Ursprung. Schon 6000 v. Chr. glaubten die Sumerer, dass immer dann, wenn eine Krankheit auftritt, wenn Seuchen und Epidemien entstehen, irgendein Zusammenhang mit den Sternen bestehe. Heute gibt es dafür eine wissenschaftliche Basis. Diejenigen, die sich mit der Wissenschaft der Astrologie auskennen, sagen, dass mit den Sumerern die Geschichte der Menschheit begonnen habe.
Um 1920 hat ein russischer Wissenschaftler namens Tschijewski diese Zusammenhänge gründlich erforscht und herausgefunden, dass alle elf Jahre auf unserer Sonne ungeheure Eruptionen, nukleare Explosionen, stattfinden. Er entdeckte, dass in Zeiten des vermehrten Auftretens solcher Sonneneruptionen auf der Erde Kriege und Revolutionen passierten. Tschijewski konnte über einen Zeitraum von 700 Jahren aufzeigen, dass derartige Phänomene auf der Sonne immer mit katastrophalen Ereignissen auf der Erde einhergingen.
Tschijewskis Analyse war unwiderlegbar. Weil sie aber im Widerspruch zur marxistischen Weltsicht stand, ließ Stalin ihn verhaften und 1920 ins Gefängnis werfen, aus dem er erst nach Stalins Tod wieder freikam. Tschijewskis Schlussfolgerungen müssen Stalin ein Dorn im Auge gewesen sein. Aus marxistisch-kommunistischer Sicht entstehen Revolutionen auf dieser Welt grundsätzlich wegen wirtschaftlicher Unterschiede zwischen den Menschen. Da kommt nun dieser Tschijewski daher und behauptet, dass Revolutionen durch Explosionen auf der Sonne verursacht werden! Wie konnten Sonneneruptionen irgendetwas mit der Realität von Armut oder Reichtum im Leben der Menschen zu tun haben? Wenn Tschijewskis These stimmte, zerfiele das ganze marxistische Denkgebäude zu Staub. Revolutionen ließen sich dann nicht mehr durch Ökonomie und Klassenkampf erklären. Das fehlte gerade noch, dass die Sternkunde die Begründung für eine Revolution lieferte!
Tschijewski war nicht zu widerlegen. Seine Berechnungen über eine Periode von 700 Jahren waren wissenschaftlich exakt, und die Korrelationen, die er zwischen den Sonnenexplosionen und den Phänomenen auf der Erde herstellte, waren so eng, dass es schwer zu widerlegen war. Es war aber einfach, ihn nach Sibirien zu schicken. Nach Stalins Tod war es Chruschtschow, der Tschijewski die Freiheit gab. Fast 50 wertvolle Lebensjahre dieses Mannes gingen in Sibirien verloren. Nach seiner Freilassung lebte er nur noch kurze Zeit, in der er weitere Beweise für seine These zusammentrug. So verknüpfte er die solaren Einflüsse auch mit der Verbreitung von Epidemien auf der Erde.
Die Sonne ist kein statischer Feuerball, wie wir normalerweise glauben, sondern ein unendlich lebendiger und dynamischer, feuriger Organismus. Die Sonne ändert ihre Stimmungslage in jedem Augenblick.
Selbst die minimalsten Stimmungsänderungen der Sonne beeinflussen das Leben auf der Erde. Nichts geschieht auf der Sonne, was sich nicht in irgendeiner Form auf unserer Erde auswirkt. Bei einer Sonnenfinsternis hören vierundzwanzig Stunden vorher die Vögel im Wald zu singen auf. Während der ganzen Zeit der Verfinsterung halten die Vögel mit dem Singen inne; die Natur auf der Erde wird still. Die Tiere in der Wildnis sind voller Angst und verkriechen sich. Die Affen kommen von ihren Bäume herunter und rücken in Gruppen zusammen, offenbar um sich zu schützen. Und das Erstaunliche ist, dass die Affen, die hier (in Indien) sonst ständig herumschnattern und ein solches Gezeter veranstalten, während einer Sonnenfinsternis so still werden, dass sich jeder Meditierer eine Scheibe davon abschneiden könnte.
Obwohl Tschijewski für diese Dinge als Erster eine Erklärung lieferte, findet man diese Gedanken bereits bei den alten Sumerern. Der Schweizer Arzt Paracelsus lieferte hierzu viel später noch weitere Informationen. Er machte eine beispiellose Entdeckung, die früher oder später die gesamte ärztliche Wissenschaft transformieren wird. Paracelsus erkannte, dass ein Mensch nur krank wird, wenn die harmonische Beziehung zu den Sternkonstellationen bei seiner Geburt in ihm irgendwie gestört ist. Hierzu bedarf es einiger Erläuterungen.
Diese Entdeckung gilt bis dato als nicht erwiesen, weil die Astrologie als Wissenschaft so sehr ignoriert worden ist – die älteste, am meisten geschätzte und gleichzeitig am meisten ignorierte Wissenschaft. Dabei wurde neulich aus Frankreich berichtet, dass 47 Prozent der Bevölkerung die Astrologie für wissenschaftlich halten. In Amerika arbeiten 5000 führende Astrologen Tag und Nacht, weil sie so viele Klienten haben, dass sie mit ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen. Die Amerikaner geben jährlich Millionen Dollar für Astrologen aus. Es wird geschätzt, dass weltweit ungefähr 78 Prozent der Menschen an die Astrologie glauben. Diese 78 Prozent, die an die Astrologie glauben, zählen zur breiten Öffentlichkeit. Bei den Denkern und Intellektuellen gehen allerdings schon bei bloßer Erwähnung der Astrologie die Alarmanlagen an.
C. G. Jung soll einmal gesagt haben: „Die Tore der Universitäten sind der Astrologie seit 300 Jahren verschlossen, doch in den kommenden dreißig Jahren werden die Türen aufgehen und die Astrologie wird wieder Eingang in die Universitäten finden.“ Das wird geschehen, denn die von der Astrologie aufgestellten Behauptungen, für die bisher keine wissenschaftlichen Nachweise erbracht wurden, sind inzwischen wissenschaftlich zu bestätigen.
Viele Jahre vor Paracelsus entdeckte Pythagoras etwa 600 v. Chr. das überaus wertvolle Prinzip der planetarischen Harmonie („Sphärenharmonie“). Als er dieses Prinzip in Griechenland verkündete, war er gerade von einer Reise aus Ägypten und Indien zurückgekehrt. Damals befand sich Indien im Sog der von Buddha und Mahavira verbreiteten Ideen, und als Pythagoras nach Griechenland heimgekehrt war, fügte er seinen Berichten Hinweise auf buddhistische und jainistische Mönche bei. So erwähnte er beispielsweise, dass die Jainamönche, die er „Jainosophen“ nannte, nackt durch die Gegend zogen. Pythagoras war der Auffassung, dass jeder Stern, jeder Planet, jeder Trabant aufgrund seiner Bewegung eine spezifische Schwingung ausstrahle, während er auf seiner Bahn durchs All wandert. Jede Bewegung eines Himmelskörpers erzeuge eine bestimmte Schwingung, jeder Stern habe seine eigene Bewegung. Alle Schwingungen der Sterne ergäben zusammen eine musikalische Harmonie, die Pythagoras als „Harmonie des Universums“ bezeichnete.
Zum Zeitpunkt unserer Geburt prägt sich uns die in diesem Moment herrschende „Melodie“ der Sternenschwingungen ins Bewusstsein, das beim Neugeborenen noch im frischesten, unschuldigsten und empfindsamsten Zustand vorliegt.
In diesem Augenblick wird festgeschrieben, ob wir im Verlauf unseres Lebens bei guter oder schlechter Gesundheit sein werden. Wer sein Leben im Einklang mit der zum Geburtszeitpunkt vorherrschenden musikalischen Harmonie lebt, ist gesund. Sobald aber dieser Einklang mit der grundlegenden musikalischen Harmonie gestört ist, wird man krank.
Paracelsus hat in diesem Zusammenhang bahnbrechende Arbeit geleistet. Er verschrieb keinem Patienten eine Medizin, bevor er nicht sein astrologisches Geburtsbild, sein Kundali, gesehen hatte. Und das Erstaunliche war, dass Paracelsus, wenn er das Geburtshoroskop seiner Patienten studiert hatte, auch jene Menschen heilen konnte, denen sonst niemand mehr helfen konnte und die anderen Ärzten ein Rätsel waren. Paracelsus sagte: „Erst wenn ich die Position der Sterne zum Geburtszeitpunkt dieses Menschen kenne, kann ich die Grundnoten seiner inneren Harmonie erkennen. Wie will ich einen Menschen gesund machen, wenn ich die grundlegende Struktur seiner inneren Harmonie nicht kenne?“
Was aber bedeutet Gesundheit eigentlich? Wir müssen uns bemühen, das zu verstehen. Wenn wir einen Arzt nach der Definition von Gesundheit fragen, wird er normalerweise einfach antworten, Gesundheit sei die Abwesenheit von Krankheit. Das ist jedoch eine verneinende Definition. Es ist bedauerlich, dass wir Gesundheit anhand von Krankheit definieren müssen.
Gesundheit ist ja etwas Positives, ein positiver Zustand, und Krankheit etwas Negatives. Gesundheit ist unsere Natur, Krankheit ein Angriff auf die Natur. Es ist also äußerst seltsam, dass wir Gesundheit anhand von Krankheit definieren. Den Gastgeber durch den Gast zu definieren, stellt die Sache auf den Kopf. Die Gesundheit wohnt ständig in uns, während Krankheit nur gelegentlich zu Besuch kommt. Gesundheit wohnt von Geburt an in uns, während Krankheit ein peripheres Phänomen ist. Und trotzdem kann der Arzt Gesundheit nur so definieren: „Gesund ist, wer nicht krank ist.“
Paracelsus hielt diese Auslegung für verkehrt und betonte immer wieder, dass man den Begriff von Gesundheit positiv definieren müsse. Aber wie können wir zu einer positiven Definition, einer kreativen Deutung des Gesundheitsbegriffs gelangen? Paracelsus sagte: „Solange ihr den Zustand eurer inneren Harmonie nicht kennt, könnt ihr höchstens Befreiung von Krankheit finden, aber keine Gesundheit, denn die Quelle eurer Gesundheit ist eure innere Harmonie. Wenn nichts zur Unterstützung eurer inneren Harmonie getan wird, werdet ihr, kaum dass ihr von einer Krankheit befreit seid, sogleich die nächste bekommen. Man muss eure innere Harmonie unterstützen.“ In den 500 Jahren, die seit Paracelsus vergangen sind, gerieten seine Entdeckungen weitgehend in Vergessenheit. In den letzten Jahrzehnten ist aber die Astrologie wieder vermehrt auf der Bildfläche erschienen, und es gibt neuere naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die ich ein wenig beschreiben will, um euch die alte astrologische Wissenschaft näherzubringen.
Eine neue Wissenschaft, die sich „kosmische Chemie“ nannte, wurde 1950 von Giorgio Piccardi, einem der bedeutendsten Männer des 20. Jahrhunderts, begründet. Nach unzähligen Laborexperimenten hat dieser Forscher den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass das gesamte Universum eine organische Einheit ist. Das gesamte Universum ist ein