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Indian Summer ist wie eine reife Frau:
sinnlich, leidenschaftlich, warmherzig, eigenwillig.
Sie kommt und geht, wann es ihr beliebt,
man weiß nie, wie lange sie vorhat zu bleiben.
Grace Metalious (1924–1964, Schriftstellerin aus New Hampshire)
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen im Nordosten der USA
NEUENGLAND
1 Boston
2 Cambridge und Harvard
3 Autotour Cape Cod
4 Nantucket und Martha’s Vineyard
5 The Berkshires
6 Autotour Mohawk Trail
7 Providence und Newport
8 Autotour South Country Coast
9 Hartford
10 New Haven, New London, Mystic
11 Yale University
12 Greenwich und Gold Coast
13 Autotour Litchfield Hills
14 Portsmouth
15 Autotour White Mountains
16 Hanover & Dartmouth College
17 Autotour Green Mountain Highway
18 Autotour Vermont’s Quiet Corner
19 Autotour Lake Champlain Loop
20 Portland
21 Autotour Maine Coast
22 Autotour Mt. Desert Island
NYC UND NEW YORK STATE
23 Lower Manhattan
24 Midtown Manhattan
25 Uptown und Harlem
26 Brooklyn und Coney Island
27 Queens und Bronx
28 Long Island
29 Autotour Südliches Hudson Valley
30 Catskill Mountains
31 Autotour Adirondacks
32 Autotour Great Lakes Seaway Trail
33 Niagara Falls
NEW JERSEY UND PENNSYLVANIA
34 Princeton
35 Jersey Shore
36 Autotour Delaware River Loop
37 Philadelphia
38 Autotour durch die Alleghenies
39 Autotour Laurel Highlands
40 Autotour Pennsylvania Dutch Country
41 Pittsburgh
DIE CAPITAL REGION
42 Baltimore
43 Annapolis und Ocean City
44 Autotour Maryland Panhandle
45 Autotour Delmarva-Küste
46 Wilmington und Dover
47 Autotour Brandywine Valley
WASHINGTON D. C.
48 National Mall und Capitol Hill
49 Weißes Haus
50 Georgetown
REISEINFOS
Der Nordosten der USA von A bis Z
Kalender
Kleiner Sprachführer
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Indian Summer
Baustile im Nordosten
Ivy League
Die Küche des Nordostens
MEHR ERLEBEN
Vom Glück, ein Yankee zu sein
Ein Wochenende in Washington
Der Nordosten für Kinder und Familien
Beim Baseballspiel der Red Sox jubeln (S. 34)
Für viele Fans war es wie ein Fluch: Als die New York Yankees im Jahr 1920 Superstar »Babe« Ruth von den Bostoner Red Sox »wegkauften«, begann in Massachusetts eine lange Pechsträhne. Erst 2004 gelang es den »roten Socken«, wieder mal die World Series zu gewinnen. Anfeuern kann man die Mannschaft im stimmungsvollen Fenway Park, 1912 eröffnet und damit das älteste Baseballstadion der Major League.
Radeln auf Cape Cod (S. 43)
Die Halbinsel ist flach, besitzt zahlreiche Fahrradwege und ist damit ein großartiges Terrain für Touren mit dem Rad. Am bekanntesten ist der Cape Cod Rail Trail, ein fast 36 Kilometer langer Bike Path. Er folgt einer alten Eisenbahntrasse und führt von Dennis über Eastham nach Wellfleet – durch schattige Wälder und Marschland, vorbei an Cranberry-Feldern und mit erholsamen Pausen am weißen Sandstrand.
Auf Hummerfang entlang der Küste (S. 47)
Es muss nicht immer Moby Dick sein … Mindestens ebenso spannend wie ein Whale-Watching-Trip zu den Meeres-Giganten ist eine Lobster-Bootstour, die in den Küstenorten Maines meist direkt am Hafen angeboten wird. Während man dem Kapitän über die Schulter schaut und viel über die begehrten Schalentiere erfährt, hat man nebenbei die schönsten Ausblicke auf malerische Leuchttürme an der Küste und nach der Tour Appetit auf ein Lobster-Sandwich in einem der urigen Restaurants.
Klassik unter freiem Himmel erleben (S. 54)
Zwischen Stockbridge und Lenox im westlichen Massachusetts würden sich vermutlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, fände hier nicht seit 1937 jedes Jahr im Juli und August das weltberühmte Tanglewood Music Festival statt – sozusagen die Sommerresidenz des Boston Symphony Orchestra. Wer das Glück hat, bei einem Picknick unter freiem Himmel eine Sinfonie von Gustav Mahler oder Aaron Copland, lauschige Liederabende oder feine Kammermusik zu hören, wird diesen klangvollen Moment so schnell nicht vergessen.
Spektakuläre Laubfärbung (fall foliage) sehen (S. 102)
Wenn der Indian Summer traumhaft schön ist, dann in Neuengland und ganz besonders in Vermont! In allen Gelb-, Orange- und Rottönen leuchten die Laubbäume in der Herbstzeit – ein atemberaubendes Konzert der Farben, dem man auch beim Kaffee am Kamin mit Blick nach draußen lauschen kann. Zum Beispiel im Nobel-Hotel Twin Farms in Barnard, einem romantischen Landgut aus dem 18. Jahrhundert, umgeben von mehr als 120 Hektar Wildblumenwiesen, Wäldern und alten Gärten.
Innehalten an der 9/11-Gedenkstätte (S. 127)
Bis zum 11. September 2001 standen hier die Twin Towers. Heute sind ihre »Fußabdrücke« zu sehen, quadratische Wasserbecken, auf deren kupfernen Umrandungen die Namen der fast 3000 Menschen verewigt sind, die bei den Terroranschlägen ums Leben kamen. Hunderte von Eichen wurden auf dem Gelände der nationalen Gedenkstätte 9/11 Memorial gepflanzt – und ein einzelner Birnbaum. Er konnte als Survivor Tree aus dem Schutt des Ground Zero gerettet und gesund gepflegt werden. Und blüht nun als Symbol des Weiterlebens.
Clubbing in NYC (S. 128)
Waaahnsinn! Da tanzt man Seite an Seite mit Derzeit-Promis wie Gigi Hadid oder steht neben Scott Disick an der Bar und spürt das Wummern der Beats. Party pur – vorausgesetzt, der Türsteher am Eingang hatte gute Laune. Clubs in Lower Manhattan sind extrem angesagt – auch bei den Schönen und Berühmten der Stadt, die Nacht für Nacht in die Gegend um die Wall Street und den Meat Packing District eilen, um sich zu amüsieren. Und sich zu zeigen.
Nass gespritzt werden an den Niagarafällen (S. 176)
Von der US-amerikanischen und der kanadischen Seite hat sich die Bebauung dicht an die Wasserfälle herangerobbt. Dass die derart Umzingelten immer noch ein begeisterndes Naturereignis sind, liegt an ihrer beeindruckenden Größe. Eine Fahrt mit einem der Maid of the Mist-Boote in die Nähe der Falls ist ein wirklich spritziges Erlebnis – die kürzeren Wartezeiten gibt es beim Einchecken am US-Anleger.
Besuch bei einer Amish-Familie (S. 210)
Zwar ist die Amish-Familie Fisher, deren Haus Besucher seit 50 Jahren durchstöbern dürfen, fiktiv. Aber im kleinen Ort Bird-in-Hand im Lancaster County, mitten in Pennsylvania, erfahren Gäste in diesem kleinen Freilichtmuseum, wie die Anhänger der täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaft auch ohne Elektrizität und moderne Errungenschaften bis heute in dieser Gegend leben – Einblicke in Vorratskammer und Kleiderschränke inklusive.
Im Zentrum der Macht stehen (S. 255)
Hier wird Weltpolitik gemacht: im Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses. Ein mächtiges, klassizistisches Bauwerk, mitten im Herzen Washingtons. Mit einer gigantischen Kuppel, die den Petersdom zum Vorbild hatte. Geführte kostenlose Touren leiten durch Säle und Flure, vorbei an prächtigen Gemälden und Statuen. Ein unterirdischer Gang führt in die Library of Congress – architektonisch und mit ihrem Bestand eine der eindrucksvollsten der Welt.
Ein heftiger Wind blähte die weißen Segel des Zweimasters, er machte gut Fahrt. Nach Westen ging es in diesem Herbst des Jahres 1620, immer nach Westen. Das wussten die 102 Passagiere an Bord der »Mayflower«. Viel mehr wussten sie nicht. Ganz anders als die Reisenden, die sich heute auf den Weg in den Nordosten der USA machen. Sie bringen Bilder und Vorstellungen von dieser vielseitigen Region mit – und werden selten enttäuscht.
Im Nordosten der USA werden viele touristische Wünsche erfüllt: nach unberührter Natur und nach Panoramen etwa, die den Blick öffnen. Nach Begegnungen mit einer großartigen Tierwelt, in der es noch Lebensräume gibt für Giganten wie Wale, Adler und Bären. Nach Sportmöglichkeiten auf breiten, wilden Flüssen, in den Wellen des Ozeans oder in felsigen Gebirgen. Aber auch Wünsche nach Kultur und Entertainment, Historie und Genuss. In der Region von Maine bis Maryland ist all das möglich.
Hier gibt es Metropolen, die nur so strotzen vor Geschichte(n). Zum Beispiel Boston, die Hauptstadt Massachusetts, die immer ein bisschen europäischer geblieben ist als andere Städte der USA. Die, ganz Amerikanerin, doch stets ein Auge auf die Alte Welt gerichtet hat – und dabei gleichzeitig stolz auf ihre Historie mitsamt der »Boston Tea Party« ist. Und die in den letzten Jahren durch kluge städtebauliche Veränderungen, die den Menschen mehr in den Mittelpunkt rückten, für Einwohner und Besucher attraktiver wurde. Oder Washington D. C. Eine prachtvolle Kapitale mit breiten Straßen und Staatsgebäuden, die Macht ausstrahlen und imponieren wollen. Und das auch schaffen. Alle, alle sind hier wichtig, beschäftigt und bedeutend: Politiker, Lobbyisten, Journalisten. Und dem Touristen im Schatten von Kapitol und Lincoln Memorial bleibt nur, höchst beeindruckt zu sein. Und zu staunen. Über Capitol und White House. Über Museen, deren Anzahl nicht an zwei Händen abzuzählen ist. Für die die Zeit immer zu knapp sein wird. Zeit, die der europäische Besucher für eine Tour durchs Weiße Haus nicht einplanen muss – dorthin darf er als Europäer nicht mehr, nicht einmal als zahlender Gast. »America first« – auch da.
Dann natürlich New York. Die Stadt der Städte. Schaffst du es dort, schaffst du es überall. Manchmal hat der Tourist inmitten der Straßenschluchten allerdings das Gefühl, die Stadt schafft ihn. Ist schlichtweg zu groß, um sie in wenigen Tagen wirklich erfassen zu können. »Gigantisch« ist da das passende Adjektiv. Queens, Brooklyn, Bronx, Manhattan, Staten Island – jeder Borough ein urbaner Moloch für sich. Ach was, ein kleiner Kontinent. Mit allen Ethnien dieser Erde. Wer kann das alles kennenlernen, diese Feste, Bräuche und Rezepte aus aller Welt? Wer soll das alles probieren, dieses Überangebot an Leckerem, Gewagtem, Zuckersüßem oder teuflisch Scharfem?
Und dann die Kulturfreunde: Können sie auch nur einen Bruchteil der Broadway- und Off-Broadway- und Off-Off-Broadway-Theater besuchen? Exquisite Musentempel wie die Metropolitan Opera. Oder all die Kabaretts und kreativen Kleinkunstbühnen? Wer kann die Nacht zum Tage machen, in all den angesagten Clubs und Bars dieser Stadt, die nie zur Ruhe kommt? Das ist doch in einem einzigen Aufenthalt gar nicht möglich. Da muss man doch wiederkommen.
Ganz und gar unmöglich ist es auch, all die Museen zu besuchen, die der Nordosten bereithält. Was hat sich hier im Laufe der Jahrhunderte an Schätzen aus aller Welt angesammelt! Kunst in Häusern von Weltrang, wie dem Museum of Modern Art und dem Guggenheim Museum in Manhattan, dem Dia: Beacon am Hudson River, dem Museum of Fine Arts in Boston, der National Gallery of Art in Washington, dem Rodin Museum und dem Museum of Art in Philadelphia. Es gibt fantastische Naturkundemuseen, engagierte Kindermuseen, auch in kleineren Städten, und zahlreiche Einrichtungen, die sich höchstklassig mit indianischen Ureinwohnern oder der Geschichte der Afro-Amerikaner beschäftigen, wie das National Museum of the American Indian und das unlängst eröffnete National Museum of African American History and Culture, beide in Washington. Es gibt kostbare Privatsammlungen reicher Kunstsammler in prachtvollen Villen und Herrenhäusern, die Weltniveau besitzen. Und Galerien und kreative Ateliers mit fantastischer Kunst und schrecklichem Kitsch. Oder andersrum. Auf jeden Fall originell und sehenswert. Wie viele Tage, ach, Wochen müsste man damit verbringen, nur einen Bruchteil von allem zu entdecken!
Just relax – einfach mal durchatmen in der herrlichen Natur der Neuenglandstaaten. Die es zu jeder Jahreszeit wert sind, erkundet zu werden. Denn hier kann man Ski fahren, am Strand liegen, wandern, raften, Golf spielen, radeln – und alles hat seine Saison. In Maine erstreckt sich der Acadia National Park, der einzige und viel besuchte Nationalpark Neuenglands. Und eine 8000 Kilometer lange Küstenlinie mit zahlreichen historischen Leuchttürmen. In den Gewässern vor der felsigen Küste ist der Hummer daheim, der jedes Jahr beim »Maine Lobster Festival« in Rockland gefeiert – und in unzähligen feinen Restaurants und rustikalen Lobster Shacks genussvoll verspeist wird. Das kleine New Hampshire punktet mit Skiabfahrten in den White Mountains, mit Bären und Elchen in den Great North Woods und der friedvollen Lakes Region mit mehr als 300 sauberen und klaren Seen. Umgeben von drei eindrucksvollen Bergketten, in denen der majestätische Mount Washington thront, mit 1917 Metern der höchste Gipfel im Nordosten der USA. Weniger über die Höhe als über die Abwesenheit gewisser Dinge freuen sich Shopping-Freunde in diesem Bundesstaat: Es gibt hier keine Mehrwertsteuer, was auf dem Preisschild steht, gilt. Da macht Einkaufen doppelt Spaß.
Vermont ist übrigens der Lieblings-Bundesstaat der Leaf-Peeper, der Laubgucker. Wenn sich in den Herbstmonaten zum Beispiel in den Green Mountains die Mischwälder bunt färben, gibt es für sie kein Halten mehr, und es geht auf vielen Routen mitten hinein in den gigantischen Farbteppich der fall foliage. Anders als die anderen Neuengland-Staaten liegt Vermont nicht am Atlantischen Ozean, dafür aber hat es, dank seines Anteils am 180 Kilometer langen Lake Champlain, eine Westküste.
Mehr Meer hat Massachusetts zu bieten. Besonders schön entlang der herrlichen Küste von Cape Cod und den idyllischen Urlaubsinseln Martha’s Vineyard und Nantucket, auf denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Von Massachusetts’ oft malerischen Hafenstädten aus starten Boote zu Walbeobachtungstouren. Wer es bergiger mag, den zieht es in die Berkshires westlich von Boston. Rhode Island, auch liebevoll »Little Rhody« genannt, ist der kleinste Bundesstaat der USA und Heimat mehrerer Superlative: Hier stehen die imposantesten Herrenhäuser in den prachtvollsten Gärten, gibt es einen der großartigsten Spazierwege in Neuengland, den Cliff Walk, und mit Block Island eine Insel, die schon mit dem Prädikat »einer der zwölf letzten schönen Orte in der westlichen Hemisphäre« ausgezeichnet wurde. Muss sich Connecticut, der südlichste Neuengland-Staat, dahinter verstecken? Wohl kaum, bietet es doch den Wine Trail mit mehreren charmanten Weingütern, jede Menge Küste und schon einen Hauch von Großstadtluft im Windschatten von Boston und New York.
Mindestens ebenso abwechslungsreich wie die Verwandten im Norden präsentieren sich die Mittelatlantikstaaten (engl.: Mid-Atlantic States), zu denen neben New York, New Jersey und Pennsylvania auch Delaware, Maryland und Washington, D. C. gezählt werden. Schon seit der frühen Kolonialzeit war es hier »bunter« als in Neuengland oder in den Südstaaten, wanderten mehr europäische Ethnien ein als dort: Niederländer im 17. Jahrhundert rund um den Hudson River, Schweden am Delaware River, später dann Italiener in New Jersey, Iren in Delaware, Deutsche in Maryland und Pennsylvania. Auch religiöse Minderheiten fanden in den Mittelatlantik-Gebieten eine neue Heimat: In Maryland britische Katholiken, in Pennsylvania Quäker, Mennoniten und Amische, deren strenggläubige Mitglieder noch heute ohne Strom leben und in ihrer Tracht mit Pferdekutschen durch das malerische Lancaster County fahren.
Heute bezaubert das eigentlich dicht besiedelte New Jersey Naturfreunde mit einer langen Küste und dichten Wäldern im Landesinneren und Süden des Bundesstaates. In Marylands idyllisches Farmland und seine Appalachen-Hügel schneidet die Chesapeake Bay, die größte Flussmündung in den USA, einen tiefen Keil. Pennsylvanias Natur wird geprägt von Laubwäldern, dem Mittelgebirge der Appalachen und der Uferlage am Eriesee. Und Delaware, zweitkleinster Bundesstaat der Vereinigten Staaten, besteht weitestgehend aus Atlantikküste, aber auch aus malerischen Flusslandschaften und sanft geschwungenen Hügeln. Landschaften in allen Mid-Atlantic-States, die auf ihre Besucher warten. Und jeder Besuch, in jedem Bundesstaat des Nordostens, gleicht einer Entdeckungsreise. Am bequemsten auf individuellen Autotouren entlang der Highlights durch herrliche Landschaften und charakteristische Orte. Die USA sind ein Land, das es Autofahrern leicht macht. Hier ist alles auf sie und ihr Fahrzeug zugeschnitten – ob herrliche Routen durch die Berge oder nah am Meer.
So viele Möglichkeiten – der Besucher von heute hat die Wahl. Ganz anders erging es den Auswanderern, die vor rund 400 Jahren ihr Leben einem hölzernen Schiff anvertrauten – und mit der Mayflower in Neuengland unbekanntes Terrain erreichten. Wo sie übrigens gar nicht hinwollten. Nach Virginia sollte es gehen, dort gab es schon eine kleine Kolonie und dort wollten die Puritaner, die als »Pilgrim Fathers« ihren Platz in der frühen Geschichte der Vereinigten Staaten fanden, ein neues Leben beginnen. Fern von der englischen Staatskirche, fern von Unmoral und Gottesferne. Doch aus der Überfahrt wurde eine Irrfahrt. Herbststürme über dem Atlantik trieben das Schiff viel weiter gen Norden als vorgesehen – und als die Pilgerväter mitsamt ihren Familien an Land gingen, war das die sandige Küste von Cape Cod in Massachusetts und Virginia sehr weit entfernt. Kein wirklich gelungener Auftakt. Keine Wahl. Man blieb.
Heute wissen wir, dass diesem Fehlstart eine Erfolgsgeschichte folgte. Wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell. Zu der viele Puzzlesteine gehören, wie ein angenehmes, moderates Klima und gute Böden für Ackerbau und Viehzucht. Oder eine Tierwelt, die jagbar und nicht allzu giftig und damit lebensgefährlich war. Auch kluge Köpfe waren so ein Puzzlestein, Menschen, die Wert auf Bildung legten und großartige Universitäten gründeten und Colleges, aus denen Absolventen hervorgingen, die Amerika voranbrachten. Bis ganz nach vorn. An die Weltspitze. »God’s own country« eben. Doch den Grundstein für diese Karriere legten die Puritaner mit ihrer Haltung, die die Neue Welt prägen würde: »Es geht immer weiter. Du kannst es, wenn Du wirklich willst. Sei fleißig, dann hast Du Erfolg und der Herr ist Dir gnädig. Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott. Frag nicht, was Dein Land für Dich tut, sondern was Du für Dein Land tun kannst.« Ach nein, die letzte Aufforderung kam erst einige Jahrhunderte später. Mit John F. Kennedy, dem 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten und erstem Katholiken in diesem hohen Amt. Der dort zur Welt kam, wo sich die Pilgerväter niederließen, als sie merkten, dass es sich auch in Neuengland ganz gut leben lässt. Leider vergaßen die Einwanderer und all die nachfolgenden Generationen allzu schnell, dass es die einheimischen Indianer waren, die ihnen dabei halfen, den ersten kalten Winter zu überstehen. In den folgenden Jahrhunderten wurde die indigene Bevölkerung durch von den Europäern eingeschleppte Krankheiten, Streitigkeiten, Kriege und grausige Gemetzel dezimiert und schließlich in Reservate zurückgedrängt. Kein Ruhmesblatt im Buch der Geschichte. Auch nicht die Schicksale der schwarzen Sklaven, die kommen mussten, ohne gefragt worden zu sein. Immerhin: Es waren die Bundesstaaten Vermont, Massachusetts und New Hampshire, die Ende des 18. Jahrhunderts endlich als Erste die Sklaverei per Gesetz abschafften.
Seit den Zeiten der Mayflower riss der Strom der Einwanderer in die Neue Welt nicht ab. Viele Immigranten zogen von der Ostküste weiter Richtung Westen, bis der Pazifik die Reise beendete. Andere blieben. Was sie alle verband? Die Mühen einer Existenzgründung, das Ringen um eine bessere Zukunft für ihre Kinder in einem freien Land, in dem jeder nach seiner Fasson selig werden wollte. Hand aufs Herz und die Fahne gehisst, the star-spangled banner, unter der eine kunterbunte Gesellschaft – nach etlichen Kriegen und Auseinandersetzungen – zu einer stolzen Nation zusammenfand und sich immer wieder findet.
Zwar hat der gute Ruf der Puritaner in jüngerer Zeit gelitten. Heißt es doch, sie hätten Andersdenkende verfolgt oder als Ketzer verbrannt. Sie hätten nicht kochen können und sich auch sonst wenig Freude im Leben gegönnt. Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte besagt, dass sie das Wertesystem der USA prägten wie keine andere Bevölkerungsgruppe. Wohlstand galt als eine moralische Errungenschaft – für die Historiker eine der Grundlagen des amerikanischen Turbokapitalismus. Die Gewissheit, mit harter Arbeit in Amerika alles erreichen zu können, prägt das amerikanische Bewusstsein bis heute. Und nährt und stärkt nach wie vor die Hoffnung der Menschen.
Seit den Anfangszeiten der neuen Kolonien haben Schriftsteller die Entwicklung der Neuen Welt und ihrer Bewohner begleitet, literarisch festgehalten und interpretiert. Wie James Fenimore Cooper (1789–1851), geboren in New Jersey, der in seinen fünf Lederstrumpf-Erzählungen die Besiedlung ehemals unberührter Wildnis im Nordosten der USA schildert. Oder Ralph Waldo Emerson (1803–1832) und Henry David Thoreau (1817–1862) aus Massachusetts, Philosophen und Schriftsteller, die forderten, der Mensch solle in einfacher Weise im Einklang mit der Natur leben. Oder der New Yorker Herman Melville (1819–1891), dessen Moby Dick heute zur Weltliteratur zählt. Der Humanist Walt Whitman (1819–1892) aus Long Island gilt als einer der einflussreichsten Lyriker des 19. Jahrhunderts. Harriet Becher-Stowe (1811–1896) aus Connecticut zeigte mit Onkel Toms Hütte Flagge gegen die Sklaverei, ihr Nachbar Mark Twain (1835–1910) schaute in seinen Büchern und Essays kritisch hinter die Kulissen der amerikanischen Gesellschaft. Robert Frost (1874–1963) beschrieb in seinen Gedichten die bäuerliche Welt New Hampshires. In Boston wurde Edgar Allan Poe (1809–1849) geboren, der heute als Vater der modernen Dichtung gilt. Viele moderne Autoren waren und sind im Nordosten zu Hause: John Updike (1932–2009), Thornton Wilder (1897–1975), Arthur Miller (1915–2005), John Irving (*1942) und Annie Proulx (*1935). Eng mit der Kulturmetropole New York verbunden sind Schriftsteller wie John Dos Passos (1896–1970), Henry Miller (1891–1980), Isaac Bashevis Singer (1904–1991), J. D. Salinger (1919–2010), Norman Mailer (1923–2007), Paul Auster (*1947) und Jonathan Safran Foer (*1977) – weltberühmte Literaten, inspiriert und geprägt von den Landschaften, Städten und Menschen des Nordostens.
Man kann sie auf Reisen kennenlernen, die Bewohner des Nordostens. Zum Beispiel die Einwohner von New York City, von denen es immer heißt, sie seien ganz speziell, eben nicht so wie der Rest des Landes. Sehr flott, sehr frech, immer in Eile und extrem schnell im Kopf. Aber auch mit einer gewissen Härte und Kaltschnäuzigkeit, die sich im Großstadtdschungel bewährt. Und die man im ländlich geprägten Pennsylvania nicht braucht, oder im eher dünn besiedelten Maine, wo man den Nachbarn kennt, den Fremden grüßt und den Touristen freundlich anspricht. Und ihm, wenn es nötig ist, sogar Hilfe anbietet. In der Provinz sind aber auch die »Rednecks« zu Hause, die hier Travis oder Billy-Bob heißen und stolz darauf sind, Proletarier zu sein. Selbstbewusst tragen sie auch im Restaurant Baseballmützen, hören bevorzugt Countrymusik und trinken mit ihren Freundinnen Dosenbier auf der Motorhaube ihrer Pick-up-Trucks und glauben allzu leicht an politische Heilsbringer, die ihnen versprechen, »to make America great again«.
Eine gewisse Hochnäsigkeit sagt man den Neuengländern in Massachusetts oder Connecticut nach. Hier weiß man um die Bedeutung der Region für die Geschichte des Landes, gehört vielleicht zu den WASPs, den »White Anglo-Saxon Protestants«, aus deren Kreisen sich lange Zeit die politische Elite rekrutierte. Und zählt zu den Nachfahren jener Mayflower-Passagiere, die das Fundament für das Hier und Jetzt legten. Ist stolz darauf und besitzt damit die Dauerkarte für mehr oder weniger geschlossene, exklusive Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Nobel-College oder eine Elite-Universität. Und hat auch noch den einen oder anderen Dollar übrig für ein angenehmes Leben mit Haus, Garten, Golfclub, Auto und Segeljacht. In XL-Größen natürlich.
Unter ihnen hat sich denn auch ein Archetyp des amerikanischen Nordostens entwickelt, der inzwischen weltweit stilbildend geworden ist. Und ein echtes Lebensgefühl ausdrückt: der Preppy. Er stammt aus wohlhabendem Hause, das ihm mit leichter Hand einen großzügigen Lebensstil ermöglicht. Inklusive klassischer Preparatory Schools (daher der Name), Ivy-League-Universitäten, Golf, Tennis, Lacrosse – und Ferien von all diesen Anstrengungen auf Nantucket oder Martha’s Vineyard. Sein Kleidungsstil ist lässig und markenbewusst, der Teint sonnengebräunt vom Segeln auf der eigenen Jacht oder von zahlreichen Ausritten. Die Kennedys sind und waren Preppies mit globaler Vorbildfunktion, spätestens seit Fotos von John F. Kennedy und Gattin Jacqueline in lässiger Freizeitkleidung auf dem Teakholz-Segelboot vor Rhode Island um die Welt gingen. Und die das Lebensgefühl des elitären amerikanischen Nordostens überall en vogue machten.
Nein, der Nordosten ist kein armer Landstrich. Doch gibt es gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten, also zwischen eher ärmer und ziemlich reich. Während Delaware, Massachusetts, Connecticut und New Jersey beim Bruttosozialprodukt im US-Vergleich weit vorn rangieren, liegt Pennsylvania auf einem Platz im Mittelfeld und Maine im hinteren Bereich. Wobei der BIP immer einen Durchschnittswert ermittelt, es also auch in den einzelnen Bundesstaaten große Gefälle gibt – von sehr arm bis hin zu obszön reich.
Glücklicherweise muss man kein Millionär sein, um im Nordosten der USA gut zu essen. Und man weiß hier zu genießen: frischer Hummer, Fisch, Austern und Muscheln aus dem Meer. Wild aus den vielen Wäldern. Cranberries, Kürbisse, Äpfel und wilde Blaubeeren, Ahornsirup, Eiscreme und würzige Käsespezialitäten aus Neuengland. In Yarmouth/Maine wird das »Clam Festival« gefeiert, in Newport/Rhode Island das »Great Chowder Cook-off«. Austern isst man in Bostons Union Oyster House, und in Connecticut sorgt eine hohe Dichte an Mikro-Brauereien für eine Vielzahl kühler Biersorten. Maryland setzt auf Farm-to-table-Restaurants, die Zutaten kommen hier frisch von den zahlreichen Bauernhöfen. In den Küstenorten des Nordostens richtet handwerklich geschicktes Personal in Oyster Bars die widerspenstigen Austern vor den Augen der Gäste an. Die großen Metropolen des Nordostens brüsten sich mit Sterneköchen und Nobelrestaurants, gleichzeitig serviert zum Beispiel in Washington D.C. eine vielfältige und expandierende Food-Truck-Szene kulinarische Köstlichkeiten von Hamburger bis Lobster. Bei dem Angebot muss kein Tourist in die Fast-Food-Falle tappen, aber wer will, kann die Großeltern heutiger Schnellimbisse besuchen: die klassischen Diner, von denen das Erste 1872 in Providence öffnete und die längst wieder Kult sind.
Alles wird man in einem Urlaub nicht probieren können. Auch nicht alles sehen können, was es zu entdecken gilt. Muss auch nicht sein. Dann kehrt man eben wieder zurück. Über den Atlantik ist es ja nicht weit. Mit neuen Bildern im Kopf und neuen Erwartungen. An die »Wiege der Nation«, wie der Nordosten auch genannt wird. Und wird das Kind schon schaukeln. Ach was, genießen! Das herrliche Licht, die Weite, die Größe. Und die Menschen. Ihre Geschichten und Geschichte. Bis bald – see ya!
Lage: Die Region grenzt im Norden an Kanada, im Westen an den Mittleren Westen, im Süden an die Südstaaten und im Osten an den Atlantik.
Flagge:
Größe: Nach der Definition des United States Census Bureau umfasst der Nordosten Neuengland mit den Bundesstaaten Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut und die Mittelatlantikstaaten (New York, New Jersey, Pennsylvania). Andere Behörden fügen auch Maryland, Delaware und Washington, D. C. hinzu. Die Mason-Dixon-Linie (Ost-West-Richtung auf 39°43’20’’ nördlicher Breite), die Mitte des 18. Jahrhunderts die Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten der USA festlegte, schließt Maryland und den District of Columbia mitsamt der Stadt Washington aus, da beide südlich dieser Linie liegen. Heute scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass beide Bundesstaaten politisch und historisch zum Norden, kulturell eher zum Süden gehören.
Bevölkerung: In den neun Staaten, die unbestritten dem Nordosten zugerechnet werden, leben 56 Millionen Menschen, hinzu kommen sechs Millionen in Maryland, eine Million in Delaware und rund 600 000 Menschen in Washington D. C. Lange Zeit beherrschten die White Anglo-Saxon Protestants (WASP) das politische und gesellschaftliche Leben. Der Begriff grenzt die frühen Kolonisatoren mit ihrem überproportional großen Einfluss ab von Einwanderern anderer europäischer Herkunft oder Konfession. (z. B. Irisch-Amerikaner, Italo-Amerikaner).
Höchste Erhebung: Mount Washington in New Hampshire, 1917 Meter hoch
Klima: Gemäßigt-kontinental. Kühl ist es im Bereich zur Grenze nach Kanada. An den Großen Seen und in Neuengland gibt es im Winter reichlich Schnee, auch Blizzards sind nicht selten. Im Sommer kann es vor allem in Großstädten wie Washington und New York sehr schwül sein. Moderate Temperaturen mit viel Sonne herrschen meist im Herbst.
Längste Flüsse: Allegheny River (523 km), Hudson River (493 km)
Nationalpark: Der Acadia National Park mit 192,1 Quadratkilometern an der Küste Maines ist der einzige Nationalpark.
Religion: Den größten Anteil an Katholiken haben Rhode Island (51,7 %), Massachusetts (48,7 %), New Jersey (40,4 %), Connecticut (40,3 %), New York (39,8 %). Mitgliederstark sind zudem die United Methodist Church, Presbyterian Church, American Baptist Church und die anglikanische Episcopal Church. Im Bundesstaat New York gibt es ca. 660 000 Einwohner jüdischen Glaubens.
Zeitzonen: Im Nordosten der USA gilt die Eastern Standard Time (MEZ –6 Std.).
1000 v. Chr. Indianische Ureinwohner werden, aus Alaska kommend, als Jäger, Sammler und Ackerbauern im Osten Nordamerikas sesshaft.
1000 n. Chr. Leif Eriksson segelt mit seinen Wikingern entlang der Atlantikküste, vermutlich bis Massachusetts.
1497 betritt der italienische Seefahrer Giovanni Caboto das nordamerikanische Festland.
1524 Giovanni da Verrazano (1480–1527) erreicht die Mündung des Hudson River und erkundet per Schiff die Küste bis zum heutigen Maine.
1583 Mit St. John’s in Neufundland entsteht die älteste britische Kolonie Nordamerikas.
1607 wird mit Jamestown in Virginia die erste dauerhafte englische Siedlung gegründet. Tausende Indianer sterben durch Krankheiten, die Europäer einschleppen, werden Opfer von Auseinandersetzungen mit Siedlern und Soldaten, vertrieben oder umgesiedelt.
1609 Auf dem Gebiet der heutigen Bundesstaaten New Jersey und New York entstehen Siedlungen der niederländischen Kolonie Nieuw Holland.
1620/21 Das legendäre Segelschiff Mayflower, vom englischen Plymouth kommend, erreicht mit den puritanischen Pilgrim Fathers an Bord die Halbinsel Cape Cod im heutigen Massachusetts.
1626 kauft Peter Minuit, Direktor der niederländischen Westindischen Handelskompanie, Indianern die Insel »Mana-hatta« für 60 Gulden ab.
1636 Gründung der Harvard University in Newetowne, Massachusetts
1689–1763 In den Franzosen- und Indianerkriegen behauptet Großbritannien seine Vormachtstellung gegenüber Frankreich und seinen Kolonien.
1701 Gründung der Yale University in Connecticut
Seit 1760 markiert die von Geometern berechnete Mason-Dixon-Linie die Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten.
1773 Die Boston Tea Party wird zum Höhepunkt des Protests der Kolonien gegen das britische Mutterland.
1775–1783 Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
4. Juli 1776 Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika – 13 englische Kolonien der Ostküste unterschreiben die Unabhängigkeitserklärung.
1783 Der »Friede von Paris« sichert den britischen und französischen Kolonien im Norden die Unabhängigkeit zu.
1787 wird die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika vom Verfassungskonvent in Philadelphia, der damaligen Hauptstadt, verabschiedet.
1789 George Washington ist der erste Präsident der USA.
1800 Washington, D. C. wird ständige Hauptstadt.
1806–1821 entsteht in Baltimore, Maryland, die erste katholische Kathedrale der USA, die 1993 zum Nationalheiligtum erklärt wird.
1835 Mit dem Removal Act und der Vertreibung Tausender Cherokee, Creek, Choctaw und Chicasaw verschwindet die indianische Bevölkerung im Osten der USA nahezu völlig.
1861–1865 Mit dem Ende des Sezessionskrieges, Nordgegen Südstaaten, endet die Sklaverei.
1877–1900 Die USA erleben eine Blütezeit der Wirtschaft, das Gilded Age. Mehr als 26 Millionen Menschen suchen eine neue Heimat in den Vereinigten Staaten.
1917 treten die USA in den Ersten Weltkrieg ein.
1929 Nach dem Zusammenbruch der Börse am »Schwarzen Freitag« erleben die USA eine große wirtschaftliche Depression.
1929 Gründung des Acadia National Park in Maine, einziger Nationalpark der Neuengland-Staaten
1932 finden in Lake Placid (N. Y.) Olympische Winterspiele statt, erneut 1980.
1941 Nach dem Angriff auf Pearl Harbor treten die USA in den Zweiten Weltkrieg ein.
1954 wird die Ivy-League gegründet, eine Hochschulsport-Liga der acht prestigeträchtigsten Elite-Hochschulen im Nordosten der USA.
1961 John F. Kennedy aus Massachusetts wird 35. Präsident der USA.
1960er-Jahre Rassenunruhen erschüttern das Land: am 28. August 1963 führt Martin Luther King jr. den friedlichen Protestmarsch nach Washington an. Mehr als 250 000 Menschen nehmen teil.
11. September 2001 Terroranschläge mit drei Verkehrsflugzeugen auf das World Trade Center in New York City und das Pentagon in Washington. Ein weiteres Flugzeug stürzt in Pennsylvania ab.
2008 Weltweite Wirtschaftskrise mit der Wall Street in New York als Zentrum
2009 zieht mit Barack Obama der erste afro-amerikanische US-Präsident ins Weiße Haus ein.
2016 wird der New Yorker Unternehmer und Republikaner Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt.
2017 umfassen die städtischen Regionen von Boston im Norden bis Washington, D. C. im Süden mehr als 45 Millionen Einwohner und werden als »Boswash« bezeichnet.
1Boston
2Cambridge und Harvard
3Autotour Cape Cod
4Nantucket, Martha’s Vineyard
5The Berkshires
6Autotour Mohawk Trail
7Providence und Newport
8Autotour South Country Coast
9Hartford
10New Haven, New London, Mystic
11Yale University
12Greenwich & Gold Coast
13Autotour Litchfield Hills
14Portsmouth
15Autotour White Mountains
16Hanover, Dartmouth College
17Autotour Green Mountain Highway
18Autotour Vermont’s Quiet Corner
19Autotour Lake Champlain Loop
20Portland
21Autotour Maine Coast
22Autotour Mount Desert Island
Imposante Gebäude in historisch gewachsenen Vierteln. Und überall ist europäisches Flair zu spüren. Man schlendert durch Stadtteile wie Back Bay oder Beacon Hill und staunt über die malerischen, prachtvollen Bauten. Boston ist kein typisch amerikanischer Beton-Moloch. Die Metropole am Charles River trägt daher durchaus verdient den Titel der heimlichen Hauptstadt Neuenglands. Das merkt man überall.
1773 fand hier die »Boston Tea Party« statt, ein Akt des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik und gewissermaßen der Urknall der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Heute reist man nach Boston, um in Geschichte und Kultur einzutauchen, um Museen wie das John F. Kennedy Museum & Library oder das imposante Boston Museum of Fine Arts zu besuchen. Um hervorragend zu shoppen wie beispielsweise in der Faneuil Hall oder entlang der Newbury Street. Um den kulinarischen Versuchungen von Boston Clam Chowder bis Boston Cream Pie mit Freude zu erliegen. Um dann bei allen Erkundungen zu merken: Bostons Straßen und Sehenswürdigkeiten lassen sich wunderbar zu Fuß entdecken. Ganz unamerikanisch.
Das puritanische Boston ist in den letzten Jahren hip geworden. Und so steht man stundenlang an, um etwa im gerade angesagten Restaurant No. 9 Park (9 Park St.) einen Tisch zu bekommen – und wird enttäuscht. Während das Kulinarische geschmacklich noch als »ordentlich« durchgehen mag, ist das Drumherum schlicht eine Zumutung: Zusammengepferchte Sitzarrangements sollen offenbar eine »In«-Atmosphäre signalisieren, dazu ein blasierter Empfangschef und gelangweilte Kellner. Beileibe kein Einzelfall – und wohl der Preis des ultimativen Angesagtseins.
Der Blick der Stadt und ihrer Bürger richtet sich traditionell eher gen Europa denn Richtung Prärie. Legendär sind die »Boston Brahmins«, wie die vornehmsten Familien der Stadt bezeichnet werden. Sie führen ihre Abstammung auf die puritanischen Gründer der Kolonie Massachusetts zurück und bilden eine Art Adel Neuenglands. Der Begriff bezeichnet im indischen Kastensystem die höchste Kaste; der Arzt und Schriftsteller Oliver Wendell Holmes übertrug ihn 1860 in einem Artikel der Zeitschrift Atlantic Monthly auf die neuenglischen »oberen Zehntausend«.
Die »Brahmanen von Boston« zeichnen sich bis heute durch einen Akzent aus, der mehr an das britische als an das amerikanische Englisch erinnert. Entsprechend weit ist der Horizont, was sich auch im Lebensgefühl der Stadt am Atlantik widerspiegelt: viel altes Geld, sehr viel neues Geld, Dutzende Denkfabriken, Zukunftsindustrie, Medizin-Gurus, kosmopolitisches Flair und liberale Bürger, Heimat des berühmten Kennedy-Clans.
Nicht verpassen
NEW ENGLAND AQUARIUM
Die markanten Verwinkelungen und glitzernden Glasscheiben der Fassade des Aquariums erinnern an bizarr geformte Eisschollen. Gleich nach Betreten wird man von Seehunden begrüßt. Der Giant Ocean Tank ist das Herzstück der maritimen Showbühne. Hier schwimmen Haie, Schildkröten, Stachelrochen und andere Meerestiere. Im Erdgeschoss erfährt man alles über Pinguine, einen Stock höher erwarten einen Flora und Fauna des Amazonas. Der Aquarium Shark and Ray Touch Tank ermöglicht die Berührung von Epaulettenhaien und Stechrochen. Im Simons IMAX Theatre zeigen 3D-Filmvorführungen seltene Tiere. Gleichsam als Außenposten organisiert das NEA täglich eine Ausfahrt, bei der man Buckelwale und Delfine sehen kann.
New England Aquarium. 1 Central Wharf, Boston, MA 02110, Tel. 617 973 5200, www.neaq.org
Nicht verpassen
BESUCH BEIM GRÜNEN MONSTER
Ein »Must« eines Boston-Besuchs ist der 1912 eröffnete Fenway Park. Im ältesten Baseballstadion der Welt sind die Red Sox zu Hause, die Traditionsmannschaft, der ganz Neuengland zu Füßen liegt. Selbst wenn Tickets schwer zu bekommen sind, sollte man den Fenway Park zumindest während einer Tour (Tel. 617 226 6666) erleben. Das grüne Monster, die 11,3 Meter hohe und 73,2 Meter lange Mauer hinter dem Outfield, war von Anfang an Teil des Stadions und bestand bis 1934 aus Holz. Auf ihr wurde eine manuelle Anzeigetafel angebracht, die bis heute benutzt wird. Der Lone Red Seat (»einsame rote Sitz«) ist ein Sitzplatz hinter dem rechten Outfield und markiert den Punkt, an dem der längste jemals hier geschlagene Home Run landete. Dieser wurde am 9. Juni 1946 von Ted Williams 153 Meter weit in die Zuschauerränge geschmettert.
Fenway Park.
4 Yawkey Way, Boston, MA 02215, www.redsox.com
Allerdings gibt es auch hier die typische Geißel nordamerikanischer Metropolen: das Auto. Wo jedoch einst unvorstellbar hässliche Schnellstraßen auf Stelzen die Innenstadt zerschnitten, wurden in einem einzigartigen Kraftakt die Autobahnen unter die Erde verlegt. Rund 15 Milliarden Dollar verschlang »the Big Dig«, das große Graben, seit 1982. Im Jahr 2004 wurde das Projekt endlich fertiggestellt – die Stadt hat ein neues Gesicht bekommen. Die über Jahre aufgerissenen Wunden sind inzwischen verheilt. Wo einst auf den Stelztrassen der Verkehr rauschte, dann gewaltige Baugruben gähnten, Einwohner und Touristen gleichermaßen verzweifelt in endlosen Staus standen, kleben jetzt große, grüne Pflaster: der Rose-Kennedy-Greenway und weitere Parks.
Das Verschwinden der furchtbaren Schnellstraßen öffnete die Stadt zum Boston Harbor. Auf mehr als drei Millionen Quadratmetern wurden Brachen am Wasser neu belebt, im alten Hafenviertel hielt das moderne Leben Einzug in historische Lagerhäuser aus roten und gelben Ziegeln. Stadtplanerische Visionen – realisiert in einer zukunftsorientierten Metropole, die Bildung und Forschung atmet. Schließlich weisen Boston und das benachbarte Cambridge nicht nur die Harvard-Universität und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf – nicht weniger als 86 Colleges und Universitäten haben sich in der 600 000-Einwohner-Stadt und ihrer Umgebung angesiedelt.