Jagdrecht in modernen Zeiten
BDSM-Geschichten von strengen Frauen
Von Gregor Dunajew
Schwarze-Zeilen Verlag
Reichenaustr. 81c
78467 Konstanz
leser@schwarze-zeilen.de
http://schwarze-zeilen.de
1. Auflage, 2019
© 2019 Schwarze-Zeilen Verlag, Konstanz
Alle Rechte vorbehalten.
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Coverfoto © Frank Eckgold – stock.adobe.com
ISBN: 978-3-94596-770-6
Der Moment, in dem der erste Schnee fällt, ist einer der schönsten Augenblicke im Jahr.
Als Gregor aus seinem Fenster sah, lag bereits eine dünne, weiße Decke über der stillen Vorstadt. Dicke Flocken wirbelten. Gregor zog Mantel und Schuhe an. Im Zwielicht des frühen Abends machte er sich auf den Weg. Bereits in der Wilhelm-Klemm-Straße schlug ihm eisiger Schneewind in sein Gesicht. Ein heftiger Sturm begann. Gregor lief gegen rasende Eiskristalle. Spitze Nadeln stachen in seine Wangen. Er schüttelte sich unwillig, zog seine Schultern nach vorn und eilte den menschenleeren Gehweg entlang. Eisern richtete er seinen Blick nach vorn. Drei kahle Linden am Charles-Bukowski-Platz streckten ihre drohenden Äste in den rasenden Flockenabend. Aber dort, an der etwas erhellten Ecke des Platzes gab es mehr als nur Gespensterbäume. Dort wartete ein warmer Platz, eine Insel im Meer der Kälte. Wie von allein beschleunigten sich Gregors Schritte. Sie führten ihn direkt zum Poetencafé, durch dessen Fensterscheiben warmes, gelbes Licht hinaus in den stürmischen Abend schien.
Mehrere Tische waren besetzt. Gregor grüßte einige flüchtige Bekannte, nickte der Kellnerin freundlich zu, verspürte jedoch keinerlei Lust auf ein Gespräch, sah sich nach einem stillen Platz um. Er hing Mantel und Schal an die Garderobe, fand einen bequemen Stuhl in einer Ecke mit Blick auf die Straße, setzte sich vor den matt glänzenden Holztisch und bestellte bei Karin einen Glühwein mit Rum.
Juliane prüfte ein letztes Mal ihre Tabelle, seufzte unzufrieden und klappte ihr Notebook zu. Dieser Idiot! Zwei Monate keine Miete zahlen und als Krönung klammheimlich über Nacht abhauen! Dadurch fehlten ihr eintausend Euro zur monatlichen Rate für den Kredit. Julianes Gesicht verfinsterte sich bei dem Gedanken an diesen Kerl. Peter entsprach genau dem Klischee submissiver Männer. Ein Typ Muttersöhnchen war er, ständig jammernd, willensschwach und nicht sehr hell im Kopf. Warum ist er gegangen? Zu wenig Zuwendung? Hatte sie etwas falsch gemacht? Schnell wischte sie diese unangenehmen Gedanken fort. Die Vergangenheit war eine Ebene, die ihr nicht mehr zur Verfügung stand. Heute musste Geld her. Das Apartment durfte nicht leer stehen. Sie brauchte schnell einen neuen Mieter. Doch nicht nur das. Der entstandene Verlust musste mit einem neuen Stammkunden kompensiert werden. Beide Aufgaben erforderten Geduld, längere Planung und Glück. Doch Zeit für Planung gab es nicht. Mit Geduld bekam sie kein Geld in ihre Brieftasche. Heute musste sie ihr Problem lösen. Ihr blieb nur das Glück einer erfolgreichen Jagd. Sie musste Beute machen. Juliane stand auf und schloss die Tür ihres Büros. Schnell lief sie an ihren Apartments vorbei zu ihrem Wohnbereich und betrat ihr Ankleidezimmer.
Als sich Gregor einen zweiten Glühwein bestellt hatte, traf ihn kurzzeitig ein unangenehm kühler Zug, den ein eintretender Gast verursachte. Unwillig sah er auf und wurde von einem Blitz getroffen. Nur kurz, vielleicht eine Sekunde hielt die Frau im Moment ihres Eintretens den Blickkontakt zu ihm, schloss sanft die Tür und sah sich um.
Bei ihrem Eintreten brachen sämtliche Gespräche ab. Die Gäste starrten sie an. Juliane kannte das, wusste um ihre dominante Präsenz, die sofort einsetzte, wenn sie einen Raum betrat. Dazu brauchte sie weder Ledermantel noch hohe Stiefel. Dennoch trug sie diese Kleidung. Bereits im ersten Moment ihrer Anwesenheit übernahm sie und führte, wie selbstverständlich. Die Anwesenden witterten ihr selbstsicheres Auftreten, spürten Stärke, Dominanz und Stil. Sie ordneten sich ein und zeigten ganz normales Rudelverhalten.
Scheinbar einen Platz suchend, prüfte Juliane kurz und schnell die Gäste, nahm mehrere Paare und eine gemischte Gruppe Büroangestellter zur Kenntnis. Sie scannte drei einzelne Männer und entschied sich für einen etwas verkrampft wirkenden jüngeren Mann, der vor einem Glühwein am Fenster saß und sie anstarrte. Juliane entschied sich für den Direktangriff. Dafür ließ sie ihren Blick längere Zeit suchend über den Bereich gleiten, in dem der avisierte Mann saß. Jetzt kam der entscheidende Moment. Sie ging nicht, sie schritt in seine Richtung, sah ihm ein zweites Mal intensiv in die Augen und hielt den Blick, bis sie seinen Tisch erreichte. Dort blieb sie stehen und öffnete die Knöpfe ihres gefütterten Ledermantels.
Gregor starrte die Frau ununterbrochen an. Er versuchte, sie bereits im Moment ihres Eintretens in sich aufzunehmen, sie regelrecht zu trinken. Im Lokal stand eine große, schlanke, feste Gestalt mit den geschmeidigen Bewegungen eines kraftvollen Tieres, gekleidet in einen Ledermantel und enge, dunkelgraue Hosen. Gregors Blick blieb an ihren glänzenden Stiefeln hängen. Von dort glitt er nach oben in ein streng geschnittenes, klares Gesicht, schwarz gerahmt von nackenlangem Haar. Unerwartet traf ihn ihr Blick in einer Mischung aus Hitze und Kälte. Er wollte ausweichen, zur Seite sehen. Sie hielt ihn fest, ließ ein Fortschauen so lange nicht zu, bis sie neben seinem Tisch stand und ihren Mantel öffnete.
»Ja, was ist?«, fragte sie und sah ihn an.
Sofort sprang er auf, half ihr aus dem Mantel. Sie wies mit einer kaum merklichen Neigung ihres Kopfes zur Garderobe.
Gregor ging die paar Schritte, hängte den schweren Mantel über einen Bügel und kam langsam zurück zum Tisch, an dem die Frau unterdessen Platz genommen hatte. Freundlich und beiläufig bestellte sie bei der sofort herbei eilenden Kellnerin einen Kaffee. Gregor nutzte die Gelegenheit, um ihre Erscheinung noch tiefer in sich aufzunehmen. Ihre gesamte Kleidung schloss sich um sie wie eine zweite Haut. Er setzte sich und spürte ihren Blick. Unsicher sah er hoch in ihre Augen. Sie traf ihn, hielt ihn wieder fest. Gregor wollte sich lösen, etwas sagen, zur Seite sehen, sein Glas heben. Er konnte nicht. Sie sah ihn an, während er sich ihrem Blick fügte.
»Zwischen uns ist alles gesagt, denke ich«, bemerkte sie kurz und sah ihn erröten. Gregor konnte keinen klaren Gedanken fassen.
»Wir machen ein Spiel«, fuhr die Frau mit klarer, fester Stimme fort. »Ich sage Wörter und du reagierst mit einem Nicken deines Kopfes. Zehn Wörter. Für den Fall, dass du nicht nickst, stehe ich auf und gehe. Hast du das verstanden?«
»Ja, das habe ich«, antwortete Gregor mit leicht zitternder Stimme.
»Ich habe dich nicht aufgefordert zu sprechen«, zischte sie. »Deine Kopfbewegungen sind völlig ausreichend.«
Die Kellnerin näherte sich mit dem Kaffee, kam an den Tisch. Laut und deutlich hörte Gregor das erste Wort seiner Tischpartnerin.
»Unterwerfung.«
Die Kellnerin stellte den Kaffee mit sehr langsamen Bewegungen auf den Tisch, während Gregor nickte.
»Peitsche«, sagte die Frau scharf und schien ihn mit ihrem Blick zu durchdringen.
Er nickte, während ihn die Kellnerin interessiert und etwas fragend ansah. Gregor wagte einen kurzen Blick zu Karin, kaum merklich, aber lange genug, um eine plötzliche Belustigung bei ihr zu erkennen.
»Dressur.«
Gregor nickte ein weiteres Mal, während ein älteres Paar zwei Tische weiter interessiert zu ihm herübersah.
»Reizstrom«, sagte die Frau, das Wort ein wenig in die Länge ziehend.
»Ganz heiß, der Kaffee«, flüsterte die Kellnerin, als sie sah, wie Gregor nickte.
»Zwangsfesseln«, sagte die Frau noch lauter.
Im Lokal wurde es still. Viele Gäste folgten dem Geschehen, eindeutig von der Szene gepackt. Gregor nickte.
»Vorführung.«
Gregor blickte schnell durch den Raum, spürte das peinliche Gefühl, hier in seinem Café ganz intime Geheimnisse in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Schließlich nickte er.
»Käfighaltung«, sagte sie nun so laut, dass das Wort wie ein Klirren im Raum stand.
Unterdessen hatten sich auch die letzten Gäste konzentriert der Handlung am Tisch gewidmet. Im Café herrschte eine Ruhe, die dem Moment zwischen Ende eines Konzertes und dem Beifall entsprach. Gregor sah in die Augen seiner Partnerin. Die anderen Gäste wurden ihm egal. Er nickte.
»Spielzeug«, sagte sie, nun wieder etwas leiser.
Gregor nickte sofort, während ein fülliger Mann interessiert näher trat.
»Spielzeug klingt gut!«, rief der Dicke aufgeräumt und lachte. »Darf ich hier vielleicht ein wenig mitspielen, mich Ihnen sozusagen zum Spiel anbieten?«
Juliane wendete ihren Kopf, musterte den Mann offensichtlich belustigt, wechselte ihren Blick aber plötzlich in eine Schärfe, die den Dicken in seiner aufgesetzt lustigen Pose erstarren ließ.
»Die halbe Stunde kostet einhundert Euro«, sagte sie klar und laut, während sie ihm eine Visitenkarte reichte. »Kein Spielgeld«, fügte sie hinzu. »Wenn Ihr Taschengeld nicht reicht, fragen Sie Ihre Frau. Jetzt gehen Sie bitte, sie stören.«
»Ja, danke, mache ich«, stammelte der Mann verdattert. Während er zurück zu seinem Tisch ging, hörte Gregor eine Frau zwei Tische weiter lachen.
Juliane konzentrierte sich auf den Mann vor ihr. Sie registrierte, wie er auf seinem Stuhl saß, sie ansah, nervös mit seinen Fingern spielte. Sie hatte gezielt und auf ihr Wild geschossen.
»Kapitulation«, sagte sie mild lächelnd, worauf er sofort mit gerötetem Kopf nickte.
Die Kellnerin stand noch immer neben dem Tisch.
Juliane legte eine Endgültigkeit, eine Art finaler Bestätigung in ihre Stimme, als sie das zehnte und letzte Wort sehr langsam, jeden Buchstaben genüsslich betonend aussprach.
»Sklave.«
In Gregor verschoben sich die Ebenen seiner Realität. Er fühlte sich von einer Kugel getroffen, ignorierte seine Umgebung völlig, hielt sich im Blick seiner Partnerin auf. Er nickte fast automatisch, fühlte sich dabei aber nicht etwa vernichtet oder verkleinert, sondern eher aufgenommen und getragen von einer völlig fremden Frau. Er sah ihr entgeistert zu, wie sie aufstand, ihren Mantel holte und der Kellnerin einen Schein zusteckte.
Juliane überlegte einige Sekunden, während sie dem Wechselgeld abwinkte. Jetzt musste noch eine letzte Probe ihrer Stärke her. Wenn es ihr gelang, dass er sich hier im Café vor Zuschauern unterordnete, dann gehörte er ihr. Sie stand jetzt neben ihrem geschossenen Wild. Das Gift des Betäubungspfeiles wirkte. Mitten im Lokal zog sie sich ihren Mantel an. Anschließend drehte sie sich zu Gregor, der wie gebannt am Tisch saß.
»Du bist nachlässig«, sagte sie zu ihm. »Ich musste meinen Mantel allein anziehen. Wir werten das später aus. Jetzt küsst du mir zur Entschuldigung die Stiefelspitzen.«
Gregor fuhr eine heiße Welle vom Kopf über den Rücken. Etwas zitternd stand er auf, ging zögernd vor der Frau auf die Knie, stützte seine Hände auf den Fußboden neben ihren Stiefeln und beugte seinen Mund über das feste Leder. Er berührte es mit seinen Lippen, erst ihre linke, dann ihre rechte Stiefelspitze.
Das war es, dachte Juliane freudig, während sie auf den Mann sah, der vor ihr kniete. Jägerglück. Sie konnte ihr Wild zum Auto bringen.
»Ich warte im Wagen«, erklärte sie kurz und verließ das Café, ohne sich weiter für Gregor oder einen der Gäste zu interessieren.
Gregor bemühte sich, völlig normal zu wirken. Er nahm Mantel und Schal von der Garderobe, sah an den Tischen der Gäste vorbei. In diesem Moment war es ihm egal, ob er sich in dem Café noch einmal sehen lassen konnte. Es interessierte ihn nicht, was die Gäste über ihn dachten. Kurz vor der Tür wechselte er doch noch einen letzten Blick mit der Kellnerin. Karin zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Er ging.
Die Kälte auf dem Gehweg schlug ihm ins Gesicht. Durch dicht fallende Schneeflocken sah er einen größeren Wagen, der mit laufendem Motor auf der Straße stand. Gregor öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
»Wir fahren zu dir«, erklärte die Frau. »Wo ist das?«
»Rheingoldstraße 9«, antwortete Gregor.
Die fremde Frau saß in Gregors Wohnzimmer auf seinem Lesesessel.
»Bleib vor mir stehen«, sagte sie. »Es ist Zeit für eine Unterhaltung. Möchtest du dich unterhalten?«
»Sehr gern möchte ich mit Ihnen sprechen.«
»Bitte füge jeder Antwort meinen Namen hinzu. Ich heiße Juliane. Wie ist Dein Name?«
»Gregor.«
»Antworte im ganzen Satz.«
»Gregor Dunajew ist mein Name, Juliane.«
»Zieh dich bitte aus, Gregor.«
Gregor fühlte Erregung, Scham und Freude, als Juliane ihm beim Ausziehen zusah. Seine Beine schienen schwerer als sonst. Er nahm sich Zeit, spürte wellenförmiges Vibrieren in seinem Unterleib. Nackt blieb er vor Juliane stehen. Sie sagte kein Wort, sah ihn hin und wieder an, blickte aus dem Fenster in den Schneesturm, schien auf etwas zu warten. Sie ließ ihn in der völligen Stille der Wohnung stehen.
Gregor bewegte sich nicht. Er wagte nicht, etwas zu sagen, sah aber hin und wieder auf die Uhr über der Tür.
»Leg dich auf dein Bett, Gregor«, befahl Juliane schließlich. Er gehorchte. Sie stand langsam auf und ging auf ihn zu.
»Weshalb hattest du beim Ausziehen eine Erektion?«, fragte sie ruhig. »Fandest du es geil, dich vor mir auszuziehen? Weshalb stand dein Schwanz eine gute halbe Stunde? Antworte ausführlich und aufrichtig.«
»Ich bekam eine Erektion, weil mich Ihr Anblick erregt, Juliane«, begann Gregor. »Es ist Ihre Figur, Ihre Ausstrahlung und dazu Ihre Kleidung. Ich finde Sie in Ihren Reithosen, dem engen Pullover und diesen brutalen Schnürstiefeln erregend.«
»Das hast du sehr schön gesagt«, lobte Juliane und setzte sich auf die Bettkante. »Du kannst dich artikulieren und wirkst aufrichtig. Doch aus deiner Antwort höre ich etwas heraus, das mir nicht gefällt. Du glaubst, dass du mich dazu benutzen kannst, geil zu werden.« Sie zog sich dünne Lederhandschuhe über. »Ich werde dich nicht fesseln, Gregor«, erklärte sie. »Das ist nicht nötig. Wenn es dir zu viel wird, darfst du dich wehren, aufspringen, die Nachbarn rufen. Für mich ist es das Zeichen zu gehen.«
Gregor lag auf dem Rücken und sah Juliane an.
»Mit meinen feinen Lederhandschuhen rutsche ich nicht ab«, erklärte sie sachlich. »Ich kann dich sehr gut steuern. Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich kenne die Stellen, auf die ich drücken darf. Spreize bitte deine Beine etwas weiter und halte deine Arme hinter dem Kopf verschränkt.«
Gregor zwang sich, ruhig liegen zu bleiben. Juliane fragte und er antwortete. Obwohl er völlig nackt in ihrer Nähe lag, hatte er das Gefühl, dass sie ihn immer weiter auszog. Während der gesamten Dauer ihrer Fragen und seiner Antworten sah sie ihn an. Sie verlangte, dass er ihr ebenfalls in die Augen sah. Häufig verkrampfte er, widerstand jedoch dem Drang, sich zu drehen, presste seine Antworten heraus. Selbst in den Momenten, in denen Juliane intensiver nachfragte, einige Dinge genauer wissen wollte, veränderte er seine Lage nicht.
Julianes Berührungen fühlten sich durch ihre Handschuhe nicht direkt an, eher distanziert durch das Leder zwischen ihr und ihm.
»Wahrscheinlich merkst du nicht, dass deine Stimme etwas lauter wird«, beklagte sich Juliane, stand auf, ging hinüber zu seiner Musikanlage. Sie sah über die Reihen der CDs, zog eine heraus.
»Wir nehmen ›Hurricane‹ von Grace Jones«, sagte sie. »Ab sofort darfst du dich ein wenig mehr gehen lassen.« Juliane setzte sich wieder auf den Bettrand.
Gregor wünschte sich, gefesselt zu sein, unbeweglich und geknebelt. Dann wäre es ihm möglich, gegen die Fesseln zu kämpfen, die ihn hielten, dann könnte er auf einen Knebel beißen. Im Moment hatte er nur seinen Willen und ihren Blick zum Festhalten.
»Du schwitzt sehr stark«, sagte Juliane irgendwann. »Das ist ein Zeichen dafür, dass du ganz nahe bei mir bist. Gefällt es dir, den Druck meiner Hände zu spüren?«
»Es zieht heftig und intensiv in meinen Unterleib, Juliane. Etwas weniger wäre gut.«
»Gregor, was gefällt dir daran am meisten?«
»Die Situation, Juliane.«
Juliane lächelte zufrieden und stand auf. Ihr Wild lag vor ihr, betäubt und gefangen. Ohne lästiges Suchen fand sie einige Bondageseile. Gregors Dinge waren ihr kein Geheimnis mehr. Sie legte die Seile auf den Dielenboden des Wohnzimmers, setzte sich auf den Rand des Bettes, streichelte ihm über die Wange.
»Ich sehe in dir einen Willen zur Unterwerfung«, begann sie. »Möchtest du dich wirklich unterordnen, Gregor? Möchtest du versklavt werden? Soll ich das mit dir machen?«
»Ich möchte mich Ihnen völlig unterordnen, Juliane«, erklärte Gregor. »Ich bitte Sie darum.«
»Das geht aber nicht so einfach, Gregor«, widersprach sie und sah ihn bedauernd an. »Wie stellst du dir so etwas vor? Soll ich dich hin und wieder besuchen? Wollen wir das auf finanzieller Ebene machen? Ich hätte dich gern als Sklaven, aber ich bin keine Gespielin, die deine masochistischen Wünsche erfüllt. Ich werde nicht die Verantwortung für dein Leben übernehmen, aber du möchtest dich völlig unterordnen. Wie soll das gehen? Sage es mir.«
»Indem wir es so machen, wie Sie es bestimmen, Juliane«, antwortete Gregor.
Sie legte ihre Hand auf seinen Oberarm. »Ich spreche jetzt noch ein Wort aus«, sagte sie leise. »Ich denke, du wirst wieder nicken. Was hältst du von Vertrauen?«
Gregor nickte und Juliane wusste, dass sie von nun an ihr Wild jederzeit in der Jagdkammer aufhängen konnte.
»Zum Abschluss unseres Kennenlernens möchte ich, dass du dich auf den Fußboden legst, hier vor mir, auf den Bauch«, befahl sie.
Gregor gehorchte. Juliane band ihm ein Seil um Handgelenke, Bauch und Oberarme, ein weiteres um Fußgelenke, Waden und Oberschenkel. Gregor ließ sich fesseln, bewegte sich genau nach ihren Anweisungen. Während der Fesselung sah er auf ihre Stiefel, sah so lange auf das schwarze Leder, bis ihm Juliane ein Tuch über seine Augen band. Sie verknotete beide Bondageseile mit einem dritten Seil und zog die Fesselungen zusammen. Gregor spürte, wie sich seine Füße, Schultern und auch sein Kopf hoben. Die Fesseln zwangen seine Beine durch den Zug der Seile in eine gespreizte Position. Schließlich lagen nur noch seine Oberschenkel und sein Bauch auf dem Fußboden.