Das Foundling Hospital – organisiertes Kindersterben
James Joyce und das Kino
Southside gegen Northside
Das Miami-Showband-Massaker
Mountjoy Prison – Ort des Schreckens
Wie das Segelschiff „Ouzel“ verschwand – und mit Schätzen beladen wieder auftauchte
Das Schlossgespenst von Rathfarnham
Martello-Turm
Abschied von Irland
Die schwache Stunde des Heiligen
Rätsel der Steinzeit
St Patrick: Der Heilige Irlands, nicht Roms
Die Session
Dublin Horse Show
Kartenverzeichnis
Tour 1: Die georgianische Southside
Tour 2: Temple Bar und „Alt Dublin“
Tour 3: Dublin Castle und die Liberties
Tour 4: Kilmainham und Inchicore
Tour 5: Phoenix Park
Tour 6: Smithfield und das Marktviertel
Tour 7: Rund um die O’Connell Street
Tour 8: Die Docklands
Tour 9: Am Grand Canal
Tour 10: Rathfarnham
Dublins Riviera
Malahide
Howth
Glendalough
Tara
Dublin im Mittelalter
Übernachten in Dublin
Trinity College
Christ Church Cathedral
Dublin Castle
St Patrick’s Cathedral
Zeichenerklärung
Dublin - Übersicht
Unterwegs mit Ralph-Raymond Braun
1953 in der Anflugschneise des Frankfurter Flughafens geboren, aufgewachsen dortselbst und im Frankenland mit AFN und Radio Luxemburg. Noch als Schüler erste journalistische Versuche als Vereinsreporter für die Heimatzeitung. Studierte Politik, Geschichte, Deutsch und kam dann über eine Karriere als Hausmeister, Buchhalter, Lehrer und Reiseleiter zum Schreiben von inzwischen mehr als zwanzig Reisebüchern.
Dublin und ich? Das ist zuallererst: das Wetter und ich. Am liebsten fahre ich im Juni, da bleibt es lange hell und man hat gutes Fotolicht bis spät in den Abend. Zur Grundausstattung jeder meiner Dublinreisen gehören gute Schuhe, mit denen ich die im Buch beschriebenen Stadtspaziergänge und noch ein paar andere schmerzlos ablaufen kann. Bequem müssen sie sein, die Schuhe, und regenfest.
Nach dem Pflichtprogramm der Touren-Updates bleibt dann meistens noch etwas Zeit für die Kür. Für mich sind das Klippenwanderungen mit Meerblick, etwa um die Halbinsel Howth. Abends geht’s dann in den Pub, den Ort der unvermuteten Begegnungen, der Gespräche und Witze, geprägt von der Schlagfertigkeit und dem Charme der Gäste.
Mein erstes Irlandbuch schrieb ich zu Anfang der Neunzigerjahre. Damals waren die Dubliner noch weiß, gut katholisch und ziemlich arm. Heute haben viele ihre Wurzeln in Afrika, Asien oder Polen. Eine wohlsituierte Mittelschicht ist gewachsen und immer weniger Menschen lassen sich von der Kirche in ihre Lebensgestaltung reinreden. Und wie hat sich die Stadt seit unserer ersten Begegnung verändert! Kommen Sie mit, ich zeig es Ihnen.
Orientiert in Dublin
Stadt und Stadtviertel
Dublin - von einem namhaften Reiseführer-Konkurrenten in den Kreis der zehn Städte aufgenommen, die man unbedingt einmal besuchen sollte - ist ungeachtet aller Vielfalt und Buntheit eine überschaubare Metropole, im Zentrum gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden, denn die Entfernungen sind nicht allzu weit.
Ein bisschen Weltstadt
Die irische Hauptstadt liegt etwa auf der Mitte der Ostküste der Insel an der Dublin Bay. Mit 115 km² ist sie flächenmäßig so groß wie Ulm oder Kiel und zählt eine halbe Million Einwohner. Doch diese Zahlen sagen nicht viel, denn die in etwa vom Autobahnring M 50 umschriebene Kernstadt geht an den Rändern nahtlos in politisch selbstständige Vorortgemeinden über, die zu den mit deutschen Landkreisen vergleichbaren Countys Fingal (im Norden), Dun Laoghaire Rathdown (im Süden) und South Dublin (im Südwesten) gehören. Rechnet man diese Vororte mit ein, kommt Dublin auf 1,35 Mio. Einwohner, also etwas weniger als München.
Die mit dem Wechsel der Gezeiten mehr oder minder ansehnliche Liffey trennt die Stadt in Northside und Southside. An ihrer Mündung legen im Seehafen die von England kommenden Fähren und Kreuzfahrtschiffe an. Ähnlich wie in London wurden weite Teile der Docklands jedoch aufgegeben und das brach liegende Gelände mit architektonisch interessanten bis mutigen Wohn- und Geschäftshäusern überbaut. Hier zeigt sich Dublin mit viel Glas, Stahl und Beton als Weltstadt.
Southside ...
Verglichen mit anderen Hauptstädten ist Dublins Innenstadt eine kompakte, überschaubare Angelegenheit. Die meisten öffentlichen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten sind vom Castle zu Fuß in längstens einer halben Stunde zu erreichen. Dabei ist die Southside, also die Viertel südlich des Flusses, die bessere Adresse. Hier amten Regierung, Botschaften, Ministerien und andere nationale Institutionen, hier sind die Grundstücke am teuersten und hier wird das meiste Geld ausgegeben, etwa an der Achse Westmoreland Street - Grafton Street - Harcourt Street, Dublins angesehenster Einkaufsmeile. Hier liegen auch das berühmte Trinity College und der Stadtpark St Stephen’s Green. Westlich der Grafton Street versucht das Stadtmarketing gerade mit noch ungewissem Erfolg eine Gegend mit vielen Boutiquen und Designerläden als Creative Quarter zu branden. Dabei hätte dieses Etikett eher das Ausgehviertel Temple Bar verdient, das neben seinen Kneipen auch mit kreativen Läden und innovativer Kultur glänzt.
Gut erhaltene Straßenzüge im georgianischen Stil findet man in der Leeson Street, am Fitzwilliam Square und am Merrion Square. Weiter flussabwärts wurden die früheren Docklands gerade zu einem edlen Büroquartier umgebaut.
Unmittelbar am Fluss liegt das Vergnügungsviertel Temple Bar. Der mittelalterliche Stadtkern lag auf dem Hügel südwestlich davon. Da die meisten Häuser aus Holz waren, sind aber nur noch wenige Spuren dieser Zeit erhalten geblieben.
Northside ...
Die lange vernachlässigte, von den Arbeitervierteln in Hafennähe bestimmte Northside hat in den letzten Jahren aufgeholt. Dort kann sich die im 18. Jh. als Prachtboulevard angelegte O’Connell Street, eine Verlängerung der Grafton-Street-Achse, nach langem Verfall wieder sehen lassen, dort entstehen quasi über Nacht neue Szeneadressen. Westlich davon wartet das Marktviertel auf die Gentrifizierung - noch muss man sich vor hinterhältig anrollenden Gabelstaplern in Acht nehmen. Wie die Zukunft einmal aussehen könnte, zeigt Smithfield, Dublins kopfsteingepflasterter Pferdemarkt, den die moderne Architektur mit Stahl und Glas erbarmungslos nüchtern in die Zange genommen hat.
... und drumherum
Umschlossen wird die Innenstadt von der North Circular Road und der South Circular Road. Auf weite Strecken folgen diese den alten, nun mit ihren Uferstreifen als Erholungszonen dienenden Kanälen ins Landesinnere, dem Grand Canal und dem Royal Canal. Außerhalb der so umgrenzten Innenstadt liegen die im 20. Jh. neu entstandenen Wohnquartiere, die älteren unter ihnen noch große, von der Gemeinde zur Linderung der Wohnungsnot initiierte Bauprojekte der klassischen Moderne: die als Mittelschicht-Siedlung konzipierte Gartenstadt Marino, das Arbeiterviertel Cabra mit seinen langen Reihen winziger Backsteinhäuschen und zuletzt die schnell zu sozialen Brennpunkten mutierten Großwohnsiedlungen der 1960er, beispielhaft Ballymun. Wer hier nicht war, hat nichts versäumt.
Sightseeing-Klassiker
Die Klassiker. Stars unter den Sehenswürdigkeiten. Am meisten besucht. Am meisten gelikt. Am meisten gehypt. Doch sind sie wirklich alle auch ein besonderes, UNESCO-würdiges Kulturgut? Seien Sie nachsichtig, wenn Ihr persönlicher Favorit nicht unter diesen Top Ten gelistet ist. Keine Auswahl wird jedem gerecht. Zum Glück.
Kathedralen und Heiligtümer
♦ Guinness Storehouse: Für Touristen aus Biertrinkernationen, und da zählen Deutsche wie Iren dazu, ist der Besuch dieser Kathedrale des schwarzen Goldes ein Muss. Und deshalb ist das auf sieben Etagen in einem umgebauten Gärhaus eingerichtete Firmenmuseum der Guinness-Brauerei die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit der Stadt. Erzählt wird die Fabrikgeschichte, anschaulich erläutert wird der Brauprozess. Den Rundgang krönt der Besuch der Gravity Barmit tollem Stadtpanorama.
♦ Kilmainham Gaol: Ein Schlangenrelief über dem historischen Eingang dieser Kathedrale des Strafvollzugs lässt uns an Höllenbrut denken. Und die, nämlich die Häftlinge, sollte dieses viktorianische Reformgefängnis mit fiesen Psychotricks und Rundumüberwachung wieder zu gottesfürchtigen Menschen machen. Nicht nur der Ehrfurcht gebietende Bau, auch die auf dem Hof hingerichteten Nationalhelden - den Briten galten sie als Terroristen - heben den Gruselort ins Sakrale.
♦ St Patrick’s Cathedral: Unter Dublins Gotteshäusern steht sie in der Besuchergunst ganz oben. Vermutlich verdankt sie das ihrem Namen und der Gründungslegende, die sie mit Irlands Nationalheiligem verbindet. Denn mit gotischer Architektur und Promi-Grabmälern kann auch die konkurrierende Christ Church Cathedral punkten.
Die alten Kelten
♦ Book of Kells: Etwa halb so viele Besucher wie das Guinness Storehouse zählt der größte Publikumsmagnet im Bereich Hochkultur, das Book of Kells - eine beachtliche Zahl. Würde man die Besucher gleichmäßig auf das Jahr verteilen (in der Praxis kommen die meisten am Wochenende und im Sommer), bliebe jedem etwa eine Minute Zeit, sich die Nase an der Panzerglasvitrine plattzudrücken, in der das vor 1200 Jahren von fleißigen Mönchen geschriebene und herrlich illuminierte Evangeliar aufgeschlagen liegt. Zum Glück vermittelt die begleitende Ausstellung mit tollen Abbildungen die Geschichte und Entstehung des Buchs und stellt uns noch weitere Meisterwerke der Buchkunst des keltischen Frühmittelalters vor.
♦ National Museum - Archeology: Auf magische Weise transportiert uns Irlands Nationalmuseum zurück in andere Zeiten und Welten. Wir begegnen schaurigen Moorleichen, auch Menschenopfer sind darunter; dann eine schöne Sammlung prähistorischer Kunst mit den edlen Geschmeiden der keltischen Fürsten und Fürstinnen; schließlich die Spuren der Wikinger, die ja Dublin einst gründeten. Einen exotischen Touch bringt der Ägyptenraum mit Mumien und den vermutlich ältesten Porträts.
Große Kunst
♦ National Gallery: Eine beeindruckende Sammlung von 2500 Gemälden und 10.000 weiteren Kunstwerken. Jede große Schule der europäischen Malerei vom Mittelalter bis zur klassischen Moderne ist vertreten, und natürlich besitzt die Galerie auch eine renommierte Kollektion irischer Gemälde. Highlights sind etwa Bilder von Vermeer, Caravaggio, Picasso, van Gogh und Monet.
♦ Irish Museum of Modern Art (IMMA): Das IMMA ist Irlands führende Institution für zeitgenössische Kunst. Zu wechselnden Sonderausstellungen dürfen Stücke aus der umfangreichen Sammlung von Werken irischer wie internationaler Künstler aus dem Lager ans Licht. Untergebracht ist die Galerie im kasernenartigen Royal Hospital, einst gebaut als Alters- und Invalidenheim für Veteranen, die es irgendwie geschafft hatten, den Kriegsdienst zu überleben.
Grünes Dublin
♦ Dublin Zoo: Schlendern Sie durch die afrikanische Savanne und treffen Sie dabei Giraffen, Zebras, Säbelantilopen und Strauße; anschließend durch den Kaziranga-Wald mit seinen indischen Elefanten. Oder lieber zu den Tigern? Dublins Zoo, einer der ältesten Europas, hat für seine mehr als 700 Tiere erfreulich viel Platz. Kommen Sie nach Möglichkeit an einem Werktag, um die Besuchermassen und Menschenschlangen an den Kassen zu vermeiden.
♦ Croke Park: Ein sportbegeisterter Guide führt durch Europas drittgrößtes Stadion und scheut keine Mühe, auch ahnungslosen Ausländern die Geheimnisse des Hurlings und des uns nicht weniger fremden Gaelic Football näherzubringen. Ein Sportmuseum hilft ihm dabei. Dort kann man beim Torwandschießen und vergleichbaren Aufgaben seine Fähigkeiten in verschiedenen Spielen auf die Probe stellen. Schwindelfreie buchen auch noch die Skywalk Tour, ganz oben auf dem Stadiondach.
Sightseeing-Alternativen
Sie wollen nicht nur die „Must-sees“ abhaken? Und wissen zugleich, dass Sie hier keine Geheimtipps erwarten können, die außer Ihnen noch keinem offenbart wurden? Dann sind Sie hier richtig. Bei den sozusagen apokryphen Attraktionen, die es nicht oder noch nicht in den Kanon geschafft haben, gleichwohl aber mit breitem Interesse rechnen dürfen.
Gott und die Welt
♦ Chester Beatty Library: Mich als Autor und Sie als Leser, der Sie vielleicht im Moment auch noch ein gedrucktes Exemplar in der Hand halten, eint die Liebe zum Buch. Deshalb darf in dieser Hitliste die Sammlung des Bergbaumagnaten Chester Beatty nicht fehlen: einmalige Manuskripte und Werke der Buchkunst aus Europa und dem Orient, alte Bibelhandschriften auf Pergament, persisch-indische Miniaturmalereien und fernöstliches Kunsthandwerk. Auf dem Dach lädt ein Zen-Garten zum Meditieren ein.
♦ Sweny’s Pharmacy: Hier kaufte Leopold Bloom seine Zitronenseife. Joycianer lassen die literarische Fiktion wirklich werden und machen die frühere Apotheke zum Literaturschauplatz mit täglichen Lesungen aus Ulysses, Finnegans Wake und Dubliners. Statt Pharmazeutika werden nun Bücher verkauft, doch die Zitronenseife gibt’s weiterhin.
♦ Freemasons’ Hall: Eine Führung durchs Hauptquartier der irischen Freimaurer gibt interessante Einblicke in eine geheimnisvolle und fremde Gedankenwelt sowie in ein Kabinett dekorativer und architektonischer Kuriositäten aus viktorianischer Zeit. Muss man als Freimaurer an Gott glauben? Warum nehmen die Logen keine Frauen auf? Wozu brauchen die Herren vom Royal Arch eine Geheimtür à la Indiana Jones? Zu diesen und anderen Fragen steht ein versierter Logenbruder Rede und Antwort.
Chaos und Ordnung
♦ Dublin City Gallery The Hugh Lane: Die städtische Kunstgalerie geht auf die großzügige Stiftung des Kunsthändlers Hugh Lane zurück. Highlights sind die französischen Impressionisten und zwei aus Irland stammende Künstler: Sean Scully füllt mit seinen großflächigen Variationen von Balken und Rechtecken einen eigenen Raum; das Londoner Atelier von Francis Bacon wurde gar in mehrjähriger Arbeit bis zum letzten Farbklecks nachgebaut. Per Datenbank kann man im kreativen Chaos der vielen Tausend im Atelier gefundenen Objekte wühlen.
♦ Georgian Dublin: Im Bauboom des 18. Jh. entstanden am Rand der damaligen Dubliner Innenstadt neue Wohnviertel für das gehobene Bürgertum. Strenge Bauvorschriften und Kontrollen sorgten dafür, dass diese Reihenhäuser im puritanischen Geist schlichte und ebenmäßig proportionierte Einheitsfassaden bekamen. Nur bei den Haustüren hatten die Bauherren etwas Gestaltungsfreiheit, und so sind diese, ob rot, blau, gelb oder grün, die einzigen Farbtupfer an der Straßenfront. Das am besten erhaltene georgianische Ensemble (es wird auch gerne als Kulisse für Filmdrehs genutzt und hat ein eigenes Museum) findet man auf der Northside in der Henrietta Street.
♦ Docklands: Vom Aschenputtel zur Prinzessin. Das vormals marode Hafen- und Industrieviertel auf dem Südufer der Liffey wurde seit der Jahrtausendwende mit viel Glas und Stahl zum schicken Wohn- und Büroquartier entwickelt. Mittelpunkt ist der von Martha Schwartz geplante Grand Canal Square zwischen einem Hafenbecken und einem Libeskind’schen Theaterbau. Dieser lebendige, farbenfrohe Platz mit klaren Strukturen symbolisiert das neue Dublin. Die Formensprache der schrägen Masten und der schiefen Geometrie muss ja nicht jeder verstehen.
Stadtfluchten
♦ Glasnevin Cemetery: Über den Wald aus Kreuzen, Harfen, Kleeblättern und Marienstatuen auf Dublins größtem Friedhof wacht ein Rundturm, in dem die Gebeine von Daniel O’Connell ruhen. Von der Aussichtsplattform streift der Blick von den mal schaurig-schönen, mal kitschig-missratenen Grabmälern unterhalb bis weit über die Stadt. Im Friedhofsmuseum werden Tote kurzzeitig lebendig und erzählen ihre Lebensgeschichte.
♦ Botanic Gardens: Gemessen an der Besucherzahl hätte es Dublins botanischer Garten auch unter die Sightseeing-Klassiker schaffen können -und wäre dort in der Rubrik Kathedralen gelandet. Einer filigranen Kathedrale gleicht nämlich Richard Turners Curvilinear House, das Palmen und andere Gewächse aus wärmeren Gegenden vor dem irischen Wetter schützt.
♦ Howth Cliff Walk: Ein beliebtes Ausflugsziel der Dubliner. Unten krachen die Brecher, oben pfeift der Wind, die Aussicht über das Meer mit dem Vogelinselchen Ireland’s Eye und den in der Ferne vorbeiziehenden Schiffen ist traumhaft. Natürlich gibt es auch einen Leuchtturm.
Essen gehen
Vom „Full Irish“ bis zum mehrgängigen Dinner - satt wird man in Dublin auf jeden Fall und zu jeder Tageszeit, sei es im gehobenen Restaurant, im Pub, in der Sandwichbar oder im Coffeeshop. Mittags und am frühen Abend kann man von günstigeren Menü-Angeboten profitieren, generell ist das Preisniveau aber recht hoch.
Zur Dubliner Küche lesen Sie mehr im Kapitel „Aus Dubliner Küchen und Kellern“.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen befinden sich am Ende jeder Tour.
Eine Liste aller Restaurants finden Sie ab hier.
Morgens wie ein Kaiser
Wer sich in Sachen Essen den irischen Gepflogenheiten anpassen will, beginnt den Tag mit einem Full Irish Breakfast: Es macht seinem Namen alle Ehre und besteht neben Porridge oder anderen Getreidezubereitungen vor allem aus Gebratenem - Speck, Würstchen, Eier ... Eine ordentliche warme Mahlzeit eben, zu der nichtsdestotrotz Tee oder Pulverkaffee gereicht wird, Toast und Marmelade sowieso, und manchmal auch ein Happen Fisch.
Das Mittagessen fällt dagegen typischerweise bescheidener aus. Viele Dubliner begnügen sich mit einem Pub Grub (auch Bar Food genannt), also einem Snack im Pub, oft einfach nur eine Suppe mit Butterbrot. Oder sie besuchen eine Sandwichbar. Eine noch einigermaßen preiswerte Alternative ist ein zwei- oder dreigängiges Lunch Menu, das Mittagsangebot vieler Restaurants. Teatime (ab 16 Uhr) und High Tea (ab 17 Uhr) wird in den irischen Tearooms und Coffeeshops weniger gepflegt als in Großbritannien. Dafür gibt es meist bis gegen 19 Uhr ein sogenanntes Pre-Theatre Menu oder Early Bird Menu, eine günstigere Version des klassischen Dinners zur anschließenden Hauptessenszeit.
Essen im Restaurant
Gutes Essen hat in Dublin seinen Preis - unter 10 € ist kaum etwas zu haben, abends sind 30 € für ein Gericht mit alkoholfreiem Getränk realistisch. Für ein Glas Bier verlangen auch einfache Lokale Preise auf Oktoberfestniveau. Das Trinkgeld ist dafür gewöhnlich im Preis inbegriffen („service included“). Die Rechnung zahlt dann einer - für alle. Oder die Tischgemeinschaft teilt sie Pi mal Daumen. Die deutsche Sitte, jeden das zahlen zu lassen, was er selbst konsumiert hat, gilt als ungesellig und unüblich.
Die Nobelgastronomie gibt sich auf amerikanische Art ungezwungen, und niemand erwartet, dass Sie mit Krawatte oder im „kleinen Schwarzen“ zum Abendessen aufkreuzen. Gleichwohl werden Sie sich etwas aufgepeppt wohler fühlen und weniger auffallen als mit T-Shirt und Sneakers. In vielen gehobenen Restaurants ist es üblich, zunächst in der Lounge oder an der Bar einen Aperitif zu sich zu nehmen, bevor man einen Platz zugewiesen bekommt.
American Style
„Hi there, my name is Maggie, and I’m your server today.“ Huch, werden Sie denken, was will die von mir? Doch keine Angst und keine Hoffnung: Maggie ist kein Computer und kein Diener, sondern die Kellnerin, die Ihnen mit einem charmanten Lächeln jetzt gleich Ihren Platz anweisen wird. Und der wird niemals an einem Tisch mit Fremden sein, das wäre extrem unschicklich. Dafür wird sich niemand darüber wundern, wenn Sie später Ihr Fleisch in mundgerechte Stücke zerschneiden, dann das Messer weglegen und zum Essen die Gabel in die rechte Hand nehmen - auch das ist typisch amerikanisch und damit in Irland verbreitet und angesagt.
5 Tipps für 5 Abende
♦ „Mulberry Garden“ - für den edlen Abend zu zweit: Hier ist alles irisch: die Bilder von irischen Künstlern, die Sprüche von Oscar Wilde, die Tischdecken aus irischem Leinen, das Besteck in Newbridge gefertigt, das Rapsöl kommt aus Donegal, und wenn es nur irgendwie geht, stammen die Zutaten für die Gerichte aus Irland. Die Menüs, Fisch, Fleisch oder vegetarisch, wechseln, je nach Saison und Marktangebot.
♦ „Vintage Kitchen“ - Essen mit Wohnzimmerambiente: Das kleine und intime Lokal ist mit Gebrauchtmöbeln und Trödel eingerichtet, der auch verkauft wird. Die Musik spielt stilgerecht ein Plattenspieler. Tolle irische Küche, große Portionen. Zum Essen darf man seinen mitgebrachten Wein oder ein frisch gezapftes Pint von Mulligans (nebenan) trinken.
♦ „Silk Road Café“ - Orient trifft Okzident: Ein modernes und schickes Café im ruhigen Atriumhof der Chester Beatty Library. Passend zum Ort wird levantinische Kost serviert, alles ohne Schweine- und Rindfleisch, dafür glutenfrei und mit guter Auswahl für Vegetarier.
♦ „John Kavanagh The Gravediggers“ - Pub Grub oder Tapas? In dem urigen Pub beim Glasnevin-Friedhof gibt es das bestgezapfte Guinness der Stadt. Und in der Lounge mittags deftiges Bar Food, abends indes leckere Tapas.
♦ „Leo Burdock“ - Dublins bester Chippy: Dieser alteingesessene Imbiss mit nautischem Ambiente samt ausgestopften Fischen serviert die besten Fish & Chips in der Stadt. Celebrities und Kenner schwören auf das Stammhaus in der Werburgh Street.
Ausgehen
Sei es eine Session mit dem Fiddler im Pub, ein Rockkonzert im Club, der coole Sound in der durchdesignten Rooftop-Bar oder der Auftritt von Weltstars auf großer Bühne: Das Dubliner Nachtleben und die vielfältige Musikszene locken. Dabei ist ein gepflegtes Pub-Hopping die Basis für einen gelungenen Abend.
Alle Pubs, Bars und Clubs sowie Theater- und Livemusik-Bühnen finden Sie im Kapitel Kultur- und Nachtleben.
Ein gut sortierter Veranstaltungskalender findet sich im Internet unter www.dublinevents.com. Auch die Seiten der Tourist Information (www.visitdublin.ie) listen Veranstaltungen, ebenso das Eventportal entertainment.ie.
Feiern für jeden Geschmack
In Dublin ist der Pub-Besuch das wahre, typisch irische Ausgehvergnügen. Bier und Geselligkeit gehören für die Iren zusammen, und im Ausgehviertel Temple Bar kann man bis in den frühen Morgen feiern. Knapp 800 „Public Houses“ soll es in der Stadt geben - weniger als im 17. Jh., als eine Zählung in jedem fünften Haus der Stadt eine Schenke fand, doch noch immer genug für jeden Geschmack. Dabei leben in Dublin die verschiedenen Szenen und Milieus neben-, nicht miteinander und haben jeweils ihre eigenen Pubs der verschiedensten Stilrichtungen.
Vor allem auf Touristen zielt der Singing Pub, also ein Pub mit Darbietungen irischer Folk Music. Andere Lokale ersetzen die Band durch einen CD-Player, sind aber eingerichtet wie zu Großvaters Zeiten. Wieder andere spielen lautstark die Charts rauf und runter, bringen die Gäste beim Pre-Clubbing in Stimmung für die weiteren Ereignisse der Nacht. Tagsüber indes sind die meisten Pubs auch eine Art Gastwirtschaft, in der man einfach und preiswert essen kann, seien es Burger, Pies oder andere irische Klassiker.
Clubbing
Wenn die meisten Pubs schließen, fängt das Leben in den Clubs und Discos erst richtig an. Viele findet man in Temple Bar oder in der Leeson Street an der Südostecke des St Stephen’s Green. Einige Discos und Clubs nehmen keinen Eintritt (üblich sind sonst 5-20 €), langen aber bei den Drinks tief ins Portemonnaie. Üblich sind in jedem Fall gestrenge Türsteher, die darüber wachen, dass Angetrunkene, Leute mit falschem Outfit und oft auch solche mit falscher Nase und Hautfarbe draußen bleiben: „Not tonight, I’m afraid!“, heißt es dann.
Kino, Theater und Musik
Die großen kommerziellen Lichtspielhäuser mit Erstaufführungsrechten an den internationalen Kassenschlagern findet man vorwiegend auf der Northside um die O’Connell Street, während die künstlerisch anspruchsvolleren Produktionen und Retrospektiven eher auf der Southside gezeigt werden.
Mit einem Auge nach London oder New York schielend, verachten manche Dubliner ihre Stadt als kulturelle Provinz - und tun ihr dabei Unrecht. Die ganz große Oper und die Bühne von Weltrang fehlen, doch Dublin hat eine lebendige Theaterszene. Höhepunkt der Saison ist das alljährlich im Herbst gefeierte Dublin Theatre Festival (www.dublintheatrefestival.com), zu dem Ensembles aus aller Welt in die Stadt kommen.
Was wäre Dublin ohne seine Musik? Von Händel (Klassik) bis U2 (Pop), von den Chieftains (Folk) bis Billy Scurry (Hip-Hop), nicht zu vergessen die vielen noch namenlosen Straßenkünstler, unter denen mancher Star von morgen sein mag. Denn die Stadt ist ein schier unerschöpflicher Nährboden für neue Bands und Musikstile.
5 Tipps für 5 Abende
♦ Abbey Theatre: Das dereinst von W. B. Yeats und Lady Gregory gegründete Nationalheater ist eine beinahe heilige Ikone der „Irishness“ - da schmerzt es manchen Traditionalisten, dass die beiden neuen Theaterdirektoren aus Schottland stammen. Sie versprechen frischen Wind und Mut zu Experimenten, die man bislang nur auf der zum Haus gehörenden Studiobühne Peacock sah.
♦ Irish Film Institute: Neben seinen Arbeitsschwerpunkten Medienbildung und Archivieren/Konservieren zeigt das vom Staat geförderte Institut auf drei Leinwänden auch Filme - seien es Klassiker der Filmgeschichte oder aktuelle Produktionen abseits des Mainstreams.
♦ O’Donoghues: Diese Musikkneipe, in der die legendären Dubliners ihre Karriere begannen, ist das inoffizielle Hauptquartier der irischen Folk Music. Meist rappelvoll, Eckbank und Tisch neben der Tür bleiben den Musikern vorbehalten. Für Raucher gibt’s einen großen überdachten Hof.
♦ Palace Bar: Ein klassischer Pub im viktorianischen Stil mit schönen Spiegeln und altem Mobiliar aus Mahagoniholz. Hier lassen sich bei einem Glas Whiskey (tolle Auswahl!) gern die Journalisten der benachbarten Irish Times inspirieren. Kein TV, keine Dudelmusik, keine Junggesellenabschiede. Sichtschutzwände sorgen dafür, dass man auch am Tresen ungestört reden kann.
♦ Whelan’s: Bietet regelmäßig Rock, Blues und Country. Die gelungene Mischung aus Alt und Neu macht Whelan’s zu einem beliebten Musikpub, und weil es nicht mitten im Temple-Bar-Viertel liegt, ist es auch an Abenden mit Livemusik nicht so überlaufen. Größere Gigs spielen in zwei Clubräumen gleich neben dem Pub.
Shopping
Für Preisbewusste beginnt das Einkaufserlebnis Dublin mit einem Schreck: Fast alles ist deutlich teurer als in Deutschland. So wird, wer aufs Geld schaut, in Dublin vor allem Raritäten, Liebhaberstücke und Spezialitäten erstehen, die es zu Hause nicht gibt.
Ausführliche Beschreibungen einzelner Einkaufsmöglichkeiten in den Vierteln befinden sich am Ende jeder Tour.
Eine Liste aller Geschäfte und Märkte finden Sie ab hier.
Souvenirs
Mützen, T-Shirts, Tassen oder Schlüsselanhänger werden mit Kleeblatt oder Harfe, mit dem Guinness-Logo oder der Farbe Grün zu einem typisch irischen Produkt gemacht und sind die beliebtesten Andenken, zumal in der Stadt allgegenwärtig. Die Kette Caroll’s ist sozusagen der Aldi unter den einschlägigen Souvenirläden, die sich in der Suffolk Street (bei der Touristeninformation) und in der Nassau Street konzentrieren, wo die Tourbusse ihre Reisegruppen zum Besuch des Book of Kells abladen. Gute Einkaufsadressen für Mitbringsel mit Erinnerungswert sind auch die Museumsshops, etwa im Nationalmuseum oder in der Chester Beatty Library. Passend zu den Ausstellungsschwerpunkten verkaufen sie Medien und Kunsthandwerk, dessen Qualität von „Edelkitsch“ bis zu „künstlerisch wertvoll“ reicht.
Mode
Bei Strickwaren made in Ireland denken manche sogleich an kratzige Pullover, die an langen Winterabenden von fleißigen Omas vor dem knisternden Torffeuer gefertigt wurden. Es gibt sie noch, diese klassischen Aran Sweater, und für 150 € und mehr sogar von Hand gestrickt, nur kratzen die Strickwaren dieser Preisklasse nicht mehr. Auch handgewebter Tweed, ein feinmaschiges Gewebe aus Wollgarnen, ist noch zu finden. Doch gibt es jenseits dieser althergebrachten Spezialitäten längst auch irische Strickwaren in modischem Design und gemäß aktueller Trends.
Irische Modedesigner wie Louise Kennedy, Paul Costelloe und John Rocha haben längst Weltruhm erlangt, und Kleider nach ihren Entwürfen werden auch auf dem Kontinent verkauft. In Dublin kann man solche Edelklamotten etwa im Powerscourt Townhouse bestaunen und erstehen.
Shoppen auf der Southside
Dublins Einkaufsviertel sind kompakt und fußgängerfreundlich. Die eleganteren Läden findet man auf der Southside rund um die Grafton Street (→ Tour 1). Diese hat noch immer Irlands teuerste Ladenmieten, vielleicht gerade deshalb aber etwas an Charme verloren, denn die Geschäfte werden zunehmend von großen Filialketten übernommen, die hier wie anderswo mit Prada, Gucci, Versace und dergleichen Labeln aufwarten. Die beste Bummel- und Einkaufszeit ist der Vormittag. Meiden sollte man die Grafton Street dagegen an den Wochenenden, wenn Massen von Shoppingausflüglern, Jugendcliquen, Straßenmusikanten und Taschendieben den geplanten Bummel zum Spießrutenlauf machen.
Das aktuelle In-Viertel für den Kauf von Kleidung und Accessoires liegt zwischen der Grafton Street und der South Great George’s Street (→ Tour 1). Hier findet man in den Gässchen und Passagen rund um das Powerscourt Townhouse Schmuckläden und kleine Boutiquen mit oft unkonventionellen Angeboten, dazwischen genug Cafés und Restaurants für Pausen. Eher einem Flohmarkt als einem Einkaufszentrum gleicht die George’s St Arcade, und zwischen den Ramschwaren im Liberty Market ist man nun wirklich Welten von den Glitzerarkaden der Grafton Street entfernt.
Die Nachbarschaft des Trinity College ist mit dem Buchkaufhaus Hodges-Figgis, dem Joycianer-Treff Sweny’s Pharmacy und dem Buchcafé Books Upstairs ein Eldorado für Bücherfreunde. Die Gassen von Temple Bar (→ Tour 2) sind mit ihren Galerien und freakigen Läden gute Adressen zum Kauf von Kunst und Ethnoartikeln aus aller Welt. Antiquitätenjäger, Fans von Kunst und Kunsthandwerk und die Vintage-Enthusiasten machen einen Abstecher ins Antique Quarter in der Francis Street (→ Tour 4).
Shoppen auf der Northside
Auf der Northside ist die Achse Henry Street (→ Tour 7) die beliebteste Einkaufsmeile. Die Läden sind weniger aufgemotzt als in der Grafton Street und dafür preisgünstiger. Hier kaufen Paddy und Aoife Normalverbraucher bei den Kaufhäusern Arnotts und Dunnes, bei Penneys und Debenhams, im Jervis Centre oder ILAC Centre. In der Moore Street (→ Tour 7), einer Seitenstraße der Henry Street, befindet sich Dublins populärster Obst- und Gemüsemarkt.
Die Earl Street, also die östliche Verlängerung der Henry Street, wird gern von Schnäppchenjägern und notgedrungen von Dublins Armen aufgesucht. Hier reihen sich die Ein-Euro-Shops und hier gibt’s, manchmal direkt vom Lastwagen, Alltagskleidung und Haushaltswaren aus Konkursmassen und Direktimporten.