Vorwort
FRÜHJAHR
Gundelrebe oder Gundermann
Löwenzahn
Brennnessel
Wiesenschaumkraut
Knoblauchrauke
Spitzwegerich
Weiße Taubnessel
Waldmeister
Veilchen
SOMMER
Teufelsabbiss
Schafgarbe
Mädesüß
Johanniskraut
Brunnenkresse
Borretsch
Kamille
Ruprechtskraut oder Storchschnabel
HERBST
Erdrauch
Seifenkraut
Wegwarte
Holunder
Hopfen
Walnuss
Wildrose oder Hagebutte
Wildapfel
ANHANG
Pflanze |
Fundorte |
Pflanzenteile |
Sammelzeit |
Verwendung |
Borretsch |
Auf Wiesen, an Wegesrändern, in der Nähe von Gärten |
Blätter und Blüten |
Mai–September |
Bei Hals- und Rachenentzündungen, entzündungshemmend |
Brennnessel |
An Zäunen, Hecken und Mauern, Gräben und Wegrändern, Bächen und Seen |
Blätter und Samen |
März–September |
Harntreibend, stoffwechselfördernd, entschlackend |
Brunnenkresse |
In klarem, frischem Quellwasser, fließenden Bachläufen, in Seen und Teichen |
Triebe und Blätter |
April–September |
Bei Stoffwechselstörungen, appetitanregend |
Erdrauch |
An Böschungen, auf Wiesen und Brachland |
Das ganze blühende Kraut |
Mai–August |
Bei Unwohlsein und Erkältungen, fibersenkend, beruhigend |
Gundelrebe |
Auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde, meist einen Teppich bildend, und an Mauern |
Das ganze blühende Kraut |
April–Juni |
Bei Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, Schnupfen |
Holunder |
In Wildhecken, an Scheunen, an Zäunen |
Blüten und Früchte |
Blüten Mai–Juni, Früchte im September |
Die Blüten sind schweiß- und harntreibend, blutreinigend, die Beeren kräftigend und stärkend |
Hopfen |
In feuchtem Gebüsch, an Waldrändern und Hecken |
Hopfenzapfen |
August–Anfang September |
Bakterienhemmend, bei Blasen- und Nierenleiden, gegen Schlaflosigkeit und Unruhe |
Johanniskraut |
Auf Wiesen, an Wald- und Wegrändern, an Feldrainen |
Die ganze Pflanze |
Juni–September |
Bei nervöser Unruhe, zur Nervenstärkung und Steigerung der Lebenskraft |
Kamille |
An trockenen Plätzen, Weg- und Feldrändern, auf Äckern und Ödland |
Blütenköpfchen |
Mai–August |
Unwohlsein, Erkältungen, fiebersenkend, beruhigend |
Knoblauchrauke |
An Hecken, in Laubwäldern, an Bäumen und Wegrändern |
Die ganze Pflanze |
April–September |
Stärkend, entzündungshemmend, antiseptisch |
Löwenzahn |
Auf Wiesen, Mauern und Hecken, unter Bäumen, an Wegrändern |
Blätter, Blüten und Wurzeln |
Die beste Zeit ist März–Mai |
Beliebt als blutreinigende und regenerierende Frühjahrskur, harntreibend |
Mädesüß |
An feuchten Orten, an Bachufern, auf feuchtem Weideland, in Sümpfen |
Das ganze blühende Kraut |
Juni–August |
Schweißtreibend und fiebersenkend bei Erkältungen, Grippe und Schnupfen |
Ruprechtskraut oder Storchschnabel |
An alten Mauern, entlang von Zäunen und an Waldrändern |
Die ganze Pflanze |
April–September |
Entzündungshemmend, adstringierend |
Schafgarbe |
Auf Wiesen, an Feld- und Wegrändern |
Die ganze blühende Pflanze |
Juni–September |
Appetitanregend, krampflösend, fiebersenkend |
Seifenkraut |
Auf feuchten Böden, an Hecken, Wegrändern, Bächen und Seen |
Blätter und Wurzel |
März–April (Blätter), September und Oktober (Wurzel) |
Zur Anregung des Stoffwechsels, blutreinigend |
Spitzwegerich |
Auf trockenen Feldern, Weiden, an Wald-, Weg- und Wiesenrändern |
Blätter |
März–August |
Zum Blutstillen, bei Insektenstichen, Erkrankungen der Atmungsorgane, Husten |
Teufelsabbiss |
Überall, auf Wiesen, Weiden und an Wegrändern |
Ganze Pflanze mit Wurzel |
Juni–September, Oktober und November (Wurzel) |
Zur Blutreinigung, gegen Husten und Heiserkeit |
Veilchen |
In sonnigen Lagen, an Hecken, Zäunen und Wegrändern |
Die ganze blühende Pflanze |
März–Juni |
Bei Bronchitis, blutreinigend, leicht abführend |
Waldmeister |
In schattigen, humusreichen Laubwäldern, gerne unter Buchen, bildet grüne Kolonien |
Die ganze Pflanze vor der Blüte |
Mai–Juni |
In der Maibowle |
Walnuss |
Der Walnussbaum ist sehr oft verwildert anzutreffen |
Blätter, fleischige Nussschale, Nüsse |
Mai–Juni (Blätter), Herbst (grüne Fruchtschale und Nüsse) |
Bei Magen-und Darmkatarrhen, zusammenziehend |
Wegwarte |
An sonnigen Weg- und Feldrändern und an Straßenrändern |
Wurzeln, Blüten und Blätter |
Juli–August |
Bei Magen- und Leberbeschwerden, Hysterie |
Weiße Taubnessel |
An Zäunen, Hecken und Mauern, in Gräben und an Wegrändern |
Die ganze Pflanze |
April–Oktober |
Magenwirksam und schleimlösend |
Wiesenschaumkraut |
Auf naturbelassenen Feuchtwiesen, an Bachufern, in lichten Wäldern |
Die ganze Pflanze ohne Wurzel |
April–Juni |
Stärkend, blutreinigend, antibakteriell |
Wildapfel |
An Wald- und Wegrändern |
Früchte |
Oktober–Dezember |
Stärkend, aufbauend |
Wildrose |
An Waldrändern, Feldrainen und Wildhecken |
Hagebutte |
Oktober |
Hoher Vitamin-C-Gehalt, steigert die Abwehrkräfte |
Die Hinwendung zur Natur, die wir gegenwärtig sehen, spiegelt ein neues Denken wieder: die Identifikation mit ganzheitlichen und nachhaltigen Werten und die Übernahme von Verantwortung für kommende Generationen. Viele erleben bewusst den Rhythmus der Natur, die alljährlich wiederkehrende Zeit des Wachsens, des Blühens und der Reife. Mit der aufsteigenden Sonne erwacht im März die Natur. Im November schließt sich der Jahreskreis, Pflanzen sterben ab, ziehen sich zurück.
Viele Jahre vor unserer Zeitrechnung lebten in unserer Region Kelten gemäß ihrer Naturreligion. Ihre sakralen Feste feierten sie in der Natur und verbanden sich in Ritualen mit den Naturgeistern. Sie sahen in der Natur das Walten der Götter auf Erden. Keltische Druiden verbrachten 20 Jahre in der Einsamkeit der Wälder. Manches in unserem heutigen Brauchtum, unseren Traditionen und unserer Heilkunde verdanken wir vermutlich auch ihrer Weisheit.
Heute gilt der Bodensee mit seinem milden, mediterranen Klima und seinem sauberen Wasser vielen Menschen als ein Sehnsuchtsort. Kein Wunder: Um den Bodensee wachsen mehr als 600 Pflanzenarten. Schon im April färbt das blaue Band des Bodensee-Vergissmeinnicht die Kiesufer. Und wenn der Frühlingsenzian seine leuchtend blauen Blüten öffnet, beginnt auf den Riedwiesen, die unter Naturschutz stehen, ein buntes Schauspiel. Im Frühsommer dominiert durch die vielen Mehlprimeln die Farbe Rosa. Am Bodensee findet man 30 Orchideenarten und neben einer Vielzahl seltener Pflanzen auch die sibirische Schwertlilie, denn viele Arten kehren in die geschützten Gebiete zurück.
Die Sorge um den Fortbestand von Flora und Fauna wächst, und das Einrichten von Schutzgebieten ist uns heute ein großes Anliegen. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist es, das Heilpotenzial der Wildpflanzen zu erhalten und auszuschöpfen. Denn nach wie vor ist es das harmonische Zusammenspiel sämtlicher den Pflanzen innewohnenden Kräfte, die sie zu ganzheitlichen Heilpflanzen macht. Viel Freude beim Sammeln und Anwenden!
Erdenkränzlein, Guck-durch-den-Zaun, Donnerrebe, Erdefeu, Zickelkräutchen
WIRKSTOFFE: Gerbstoffe, ätherisches Öl, der Bitterstoff Glechomin, organische Säuren, viel Vitamin C, Saponine, Mineralstoffe.
VERWENDUNG: Erkrankungen der Atemwege, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung. Für Galle, Leber und Niere.
EIGENSCHAFTEN: Schleimlösend, blutreinigend, entschlackend, verdauungsfördernd, appetitanregend, harntreibend, entzündungshemmend.
Die Frühjahrsblüher sind da. Beim Spaziergang durch Wald und Wiese zeigen sich Schlüsselblume, Veilchen und Buschwindröschen, Wiesenschaumkraut und Scharbockskraut, Taubnessel und Ehrenpreis. Die zartblauen Blüten der Gundelrebe leuchten aus dem Wiesengrund hervor. Guck-durch-den-Zaun oder Erdenkränzlein wird die Gundelrebe im Volksmund liebevoll genannt. Die Pflanze ist ein Lippenblütler. Sie kann bis 20 Zentimeter groß werden. Meist einen Teppich bildend, wächst sie efeugleich auf nährstoffreicher, feuchter und lockerer Erde. Wir finden sie an Zäunen und Mauern, an Hecken und Wegen, auf Wiesen und in Auwäldern. Klein und kraftvoll von Gestalt blüht die Gundelrebe in den Monaten April bis Juni.
Im 16. und 17. Jahrhundert war ein Infus der Gundelrebe ein beliebtes Getränk armer Leute, das auf den Straßen feilgeboten wurde. Gesüßt mit Zucker, Honig oder Lakritze galt der Tee als hilfreich und stärkend bei nicht ausgeheiltem Husten und bei Schwindsucht. Und noch im vergangenen Jahrhundert nutzten Büchsenmacher und Maler die entgiftende Kraft der Gundelrebe: Um das giftige Blei aus dem Körper auszuschwemmen, tranken sie regelmäßig Gundelrebentee.
In der altgermanischen Mythologie war die Gundelrebe Donar geweiht, dem Gewitter- und Donnergott, dem Gott der Fruchtbarkeit und Potenz. Sie galt als ein antidämonisches Kraut. Und mit einem Kranz aus Gundelreben schützte man sich gegen Gewitter, Blitz und Zauberei.
In der Heilkunde verwendet man das ganze blühende Kraut. Man erntet es in den Monaten April bis Juni. Dabei schneidet man die Pflanze ab und hängt sie in kleinen Sträußen »kopfunter« zum Trocknen auf. Die würzigen, ölhaltigen Blättlein können das ganze Jahr über gesammelt und frisch verwendet werden.
Die Gundelrebe ist ein Vielheiler. Mit den Licht- und Wärmekräften der Frühlingssonne löst sie erstarrte Prozesse wie chronisch gewordene Atemwegserkrankungen des Winters, Husten, Rachenkatarrh, Bronchitis, leichtes Bronchialasthma und Schnupfen, aber auch Magen- und Darmkatarrhe. »Gund« ist das altgermanische Wort für Geschwür, Gift. In der Volksheilkunde wird die Pflanze auch heute noch bei schlecht heilenden Wunden und Geschwüren äußerlich gebraucht. Als Mittel gegen Melancholie und Lethargie wurde das getrocknete Kraut früher dem Schnupftabak beigefügt.
Hildegard von Bingen (ca. 1098–1179) weist auf die Heilwirkung bei Brust-, Lungen- und Hautleiden hin. Ebenso bei Magenverstimmung und Gelbsucht, bei Galle-, Leber- und Nierenbeschwerden. Der Arzt Tabernaemontanus (ca. 1522–1590) empfiehlt die Gundelrebe als Mittel zur Schärfung des Gehörs: »Gundelrebensaft in die Ohren getan bringt das verlorene Gehör zurück und ist auch gut wider das Zahnweh.«
Eine aus frischen Pflanzen zubereitete Tinktur wird zur Behandlung von Bronchialkatarrhen, Asthma und gewissen Darmerkrankungen verwendet.
HEILSAMES WUNDÖL: In den Monaten Juni/Juli die frischen Blätter sammeln. Ein Schraubglas zu einem Drittel mit den Blättern füllen, diese dabei fest zusammenpressen und an die Sonne stellen. Nach einigen Tagen bildet sich eine helle Flüssigkeit, die sich am Boden sammelt. Diese seihen wir vorsichtig ab und bewahren sie an einem dunklen Ort auf.
BEI ISCHIAS UND GICHT: Für ein Bad nehmen wir 5 Handvoll Gundelrebenkraut, frisch oder getrocknet, und kochen es in 5 Liter Wasser ca. 10 Minuten bei geschlossenem Topf. Danach seihen wir ab und fügen die Flüssigkeit dem Badewasser zu.
Kuhblume, Wiesenlattich, Dotterblume, Pusteblume, Sonnenwirbel, Kettenblume, Pfaffenkraut, Mönchskopf, Bettpisserle