Eigentlich sollte es für Berta Hinrichs ein entspannter Urlaub an der Ostsee werden. Stattdessen entdeckt sie gleich am ersten Urlaubstag eine leblos auf dem Wasser des Schlossteichs treibende Person. Sie ruft Hilfe herbei, doch die vermeintliche Leiche ist plötzlich verschwunden.
Zweifel an Bertas Zurechnungsfähigkeit werden laut. Um ihre Glaubwürdigkeit zu untermauern, beginnt sie auf eigene Faust, dem Spuk nachzugehen. Eine verschwundene Braut, die am Morgen der Eheschließung nicht auffindbar ist, sowie ein Bräutigam, der nicht gerade vor Kummer vergeht, lassen Berta ins Grübeln kommen. Schon bald befindet sie sich inmitten eines wahren Beziehungskarussels und gerät selbst in Gefahr.
Als großer Fan von Agatha Christies Miss-Marple-Abenteuern wittert Berta immer und überall das Verbrechen. Mit ihrer Spürnase mischt sie sich unerschrocken ein und treibt gestandene Ermittler zur Weißglut. Unkonventionell, mit großer Klappe und ebenso großem Herzen stolpert sie auf ihren geliebten, bequemen Schnürschuhen durchs Leben – und dabei auch in so manches Fettnäpfchen.
© 2019 by Boyens Buchverlag GmbH & Co. KG, Heide
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ISBN eBook: 978-3-8042-3065-1
ISBN Printausgabe: 978-3-8042-1515-3
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Kapitel 1
Berta fluchte über den Regen, die schlechte Sicht, die fehlenden Wegweiser und am meisten über sich selbst. Sie hatte vergessen, ihr Handy aufzuladen. Und das nur, weil dieser Döskopp von Briefträger am Morgen mit dem Fahrrad in eine Pfütze auf ihren Hof geschlittert, den Lenker verrissen und zusammen mit der Posttasche im Matsch gelandet war. Seine Uniform notdürftig zu säubern, die Post einzusammeln und abzuputzen, ihm einen heißen Kaffee vorzusetzen … das alles hatte ihren Zeitplan gehörig durcheinandergewirbelt. Rund zwei Stunden später als vorgesehen war sie endlich in ihr Auto gestiegen, losgefahren und hatte natürlich vergessen, das Handy aufzuladen. Nun war der Akku leer und sie saß hier irgendwo in der Schleswig-Holsteinischen Pampa fest, weil sie augenscheinlich ein Hinweisschild übersehen hatte.
„So ’n Schiet“, schimpfte sie, „was mach’ ich denn jetzt?“ Sie blinzelte durch die beschlagenen Fensterscheiben, konnte jedoch aufgrund des Regens, der mit beständiger Gleichmäßigkeit daran herunterlief, kaum etwas erkennen. „Am Besten drehe ich wieder um.“ Sie betätigte den Zündschlüssel um den Motor zu starten, doch nichts rührte sich. Sie versuchte es ein zweites und ein drittes Mal. Nichts. „Das glaube ich jetzt nicht“, murmelte sie entsetzt. „Ferdinand, du wirst mich doch nicht im Stich lassen, bitte, tu mir das nicht an.“
Dass sie mit ihrem Auto sprach, war nichts ungewöhnliches, es gab noch mehr Gegenstände in ihrem Haushalt, die sie mit Namen bedacht hatte. Der Staubsauger, fand sie, war eindeutig weiblich und hörte auf den Namen Trulla. Wohingegen die Waschmaschine, jeder Logik zum Trotz, den Namen Hannibal bekam. Dass ihr langjähriger Weggefährte Ferdinand sie nun jedoch im Stich ließ, nahm sie persönlich. Sie würde sich eine gerechte Strafe für ihn ausdenken, doch erst einmal musste sie darüber nachdenken, wie sie hier wegkam. Es wurde allmählich dämmerig und der Regen war noch um einiges heftiger geworden. Alles in allem eine mehr als unangenehme Situation. So resolut Berta im Alltagsleben auch war, im Moment konnte sie sich eines mulmigen Gefühls nicht erwehren, das sich in ihrem Magen breitmachte.
Wieso hatte sie auch die Einladung ihrer alten Freundin Klara angenommen, sie zu ihrem Geburtstag zu besuchen. Allerdings hatte Klara schon so viele Einladungen an Berta ausgesprochen, dass sie ein permanent schlechtes Gewissen hatte, wenn sie wieder einmal unter Zuhilfenahme mehr oder weniger plausibler Ausreden absagte.
Klara lockte mit Strandwanderungen an der Ostsee, erstklassigen Fischrestaurants und gelb blühenden Rapsfeldern im Mai. Alles keine Argumente für Berta. „Hev ik allns för de Dör“, pflegte sie zu sagen. Sie lebte in dem kleinen Dorf Klanxbüll in Nordfriesland, wo mehrmals am Tag der Zug nach Sylt haltmachte. Er nahm Pendler mit auf die Insel, die dort einen Arbeitsplatz gefunden hatten. Überwiegend waren es Saison Jobs, die meisten davon in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe. Ein Zimmer oder sogar eine Wohnung auf der Insel konnten die Angestellten sich von dem Gehalt nicht leisten. Abgesehen davon war auf dem freien Wohnungsmarkt kaum etwas verfügbar, und wenn, dann zu horrenden Mietpreisen. Die Insulaner kämpften mit demselben Problem. Auch sie fanden auf ihrer Insel kaum bezahlbaren Wohnraum und so wanderten immer mehr Einheimische aufs Festland ab.
Berta setzte sich im Frühjahr, nicht im Sommer, wenn Touristen die Insel überschwemmten, gerne hin und wieder in den Zug und machte einen Tagesausflug auf die Insel. Dann wanderte sie an der Nordsee entlang, mit den nackten Füßen im Sand, holte sich ein Fischbrötchen von einem der Kioske und atmete die frische Luft, die nach Salz und Meer schmeckte. Wo konnte es schöner sein? Und Rapsfelder hatten sie auf dem Festland auch in Hülle und Fülle. Wieso sollte sie freiwillig ihr kleines mit Reet gedecktes Häuschen verlassen, wo sie mit drei Hühnern, der Katze Mohrle und dem zahmen Bussard Klaus friedlich in den Tag lebte?
Sie hatte die Nachbarin bitten müssen, die Tiere zu füttern während ihrer Abwesenheit, welch ein Umstand. Berta seufzte. Als ehemalige Altenpflegerin, nun im Ruhestand, war sie durchaus vertraut mit plötzlich auftretenden, unvorhergesehenen Situationen. Im Moment versagte ihr jedoch ihr angeborener Optimismus. Mit dem Ärmel ihres Pullovers wischte sie ein Sichtloch von der beschlagenen Scheibe und ließ den Blick schweifen. Ringsum nur Felder, die von halbhohen Hecken umgeben waren. Der Feldweg, in den sie irrtümlicherweise abgebogen war, wies tiefe, mit Wasser gefüllte Furchen auf. Ihr Magen knurrte und Durst hatte sie auch. In keinem Fall konnte sie die Nacht im Auto verbringen. Dann wäre sie am nächsten Morgen verhungert oder verdurstet, oder beides. Vielleicht auch erfroren.
Berta kicherte nervös. Sie musste sich jetzt umgehend auf die Socken machen. Sie hangelte nach ihrer Jacke und wand sich umständlich in die Ärmel. Der Regenschirm lag im Kofferraum, ebenso ihr Wachshut und die Gummistiefel. Diese Utensilien hatte sie glücklicherweise immer dabei, da man in Nordfriesland vor wetterbedingten Überraschungen nicht gefeit war. Allerdings hätte Berta die Sachen im Moment lieber auf der Rückbank des Autos gehabt, denn als sie die Tür öffnete und die Beine nach draußen schwang, versanken ihre Füße augenblicklich in knöcheltiefem Schlamm.
„Mist, Mist, Mist“, schrie sie und schlug wütend mit der Faust gegen das Autodach.
„Das nützt auch nichts.“ Hinter ihr erklang eine tiefe Stimme und Berta blieb fast das Herz stehen vor Schreck. Ihr Kopf fuhr herum und sie gewahrte einen älteren Mann in der Uniform eines Försters, das Gewehr geschultert, an der kurzen Leine einen Jagdhund, der aufgeregt hechelte.
„Wer sind Sie denn, verdammt“, blaffte Berta ihn an. „Was fällt Ihnen ein, mich so zu erschrecken?“ Dann betrachtete sie seine Uniform und brach in lautes Lachen aus. „Sind Sie einem Heimatfilm entsprungen? Weit und breit kein Baum, geschweige denn Wald, und Sie stolzieren umher wie der Förster vom Silberwald.“
Der Mann konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er lüftete seinen Hut, den eine stolze Fasanenfeder zierte und stellte sich vor: „Gestatten, Herbert Klausnitzer mein Name. Ich bin der Revierförster des Schlosses Birkenstein. Sie befinden sich bereits auf dem Grund und Boden der Familie von Birkenstein. Haben Sie die Schilder nicht gesehen, die Unbefugten den Zutritt verbieten?“
„Da waren keine Schilder“, maulte Berta. „Meine Augen sind nämlich in Ordnung.“
Die rechte Augenbraue Klausnitzers hob sich in einem spitzen Bogen nach oben, was seine Skepsis eindrucksvoll ausdrückte. „Wo wollten Sie denn hin?“
„Ihren Worten entnehme ich, dass ich fast angekommen bin“, triumphierte Berta. „Ich möchte nämlich zum Schloss.“ Und bevor erneut die buschige Augenbraue betätigt werden konnte, fügte sie hinzu: „Meine Freundin arbeitet dort als Köchin. Klara Drenske, kennen Sie die?“ Erstaunt sah sie, wie sich eine feine Röte über das kantige Gesicht ihres Gegenübers ausbreitete. Er nickte wortlos und polterte los: „Mein Jeep steht da hinten.“ Sein Arm wies ziellos in die Gegend. „Sie können hinter mir herfahren.“
Berta schüttelte den Kopf. „Nö, kann ich nicht. Ferdinand hat keine Lust. Nehmen Sie mich mit?“
Herbert Klausnitzer blickte sich suchend um und bückte sich dann, um in das Auto hinein zu schauen. „Wo ist Ferdinand denn?“
Berta grinste. „Sie sehen ihm gerade in sein Innerstes.“
Klausnitzer sah nicht so aus, als ob er diese humorige Auskunft guthieß und richtete sich auf. „Dann kommen Sie, ich nehme Sie mit zum Schloss. Um Ihren Wagen kümmern wir uns morgen.“ Er wollte losstapfen, doch Bertas Stimme hielt ihn zurück. „Halt, mein Koffer.“ Sie ging um das Auto herum und öffnete den Kofferraum, entnahm ihm Schirm, Gummistiefel, Hut und Koffer und drückte Letzteren dem erstaunten Förster in die Hand. Dann schlüpfte sie aus den durchweichten Schuhen, steckte sie in eine Plastiktüte, von denen sie stets einige dabei hatte, und zog die Gummistiefel an. Anschließend stülpte sie sich den karierten Wachshut auf den Kopf, schnappte sich die große, prall gefüllte Einkaufstasche vom Beifahrersitz und stolperte hinter dem Förster her. „Tschüss, Ferdinand“, rief sie, „mach’ keinen Unsinn heute Nacht. Morgen sehen wir uns wieder.“
Klausnitzer, der ihre Worte gehört hatte, schüttelte den Kopf. „Verrückte Alte“, murmelte er. Fünf Minuten später hatten sie den Jeep erreicht und kletterten hinein. Der Hund sprang in den Kofferraum und legte den Kopf auf die Pfoten. Nach kurzer Fahrt erreichten sie den gräflichen Forst und Berta staunte über die Dichte des Waldes.
„Hätte ich nicht gedacht“, bemerkte sie kleinlaut, „dass hier tatsächlich so viele Bäume stehen.“ Ihr Chauffeur sah sie von der Seite an und enthielt sich eines Kommentars.
Über eine lange, gewundene Auffahrt erreichten sie das Torhaus, fuhren hindurch und hielten vor dem Schloss, das recht imposant in die Höhe ragte. Berta war froh, den Jeep verlassen zu können, denn die Ausdünstungen des Jagdhundes waren ihr unangenehm in die Nase gestiegen. Sie streckte sich und atmete tief die regenfeuchte Luft ein. Eine Tür seitlich der geschwungenen Freitreppe wurde geöffnet und ihre Freundin Klara erschien auf der Bildfläche.
„Berta, altes Haus“, dröhnte sie lauthals über den Schlosshof. „Wo bleibst du denn? Ich komme schon fast um vor Sorge. Und wieso lässt du dich von Herbert fahren?“ Sie stürmte auf Berta zu, die einen guten Kopf kleiner war als die hochgewachsene Klara, und umarmte sie fest.
Berta, deren Gesicht in Klaras Busen verschwand und die nun Atemprobleme bekam, begann zu zappeln. Es gelang ihr, sich aus der Umklammerung zu lösen und sie schnaufte auf. „Mensch Klara, du erstickst mich ja. Also, euer Förster hat mich gefunden, als Ferdinand partout nicht weiter wollte und ich keinen blassen Schimmer hatte, wo ich mich befand.“ Sie blickte umher und sah wie Klausnitzer ihren Koffer neben die Tür stellte, durch die Klara gekommen war. „Komischer Kauz“, flüsterte sie ihrer Freundin zu.
„Findest du?“ Klaras Stimme klang etwas indigniert. „Lass mal, der ist ganz in Ordnung, sehr hilfsbereit.“
Berta kicherte. „Läuft da was zwischen Euch?“
„Also, Berta, ich muss schon bitten.“ Klara stapfte über den Hof und überließ es Berta ihr zu folgen.
„Noch einen Kaffee zur Belohnung, Herbert?“, hörte Berta ihre Freundin flöten. Der Förster lehnte ab, sehr zu Bertas Erleichterung. Zu älteren Männern hatte sie ein eher gespaltenes Verhältnis. Das hing mit ihrer ehemaligen beruflichen Tätigkeit in einem Pflegeheim statt. Die männlichen Bewohner hatten teilweise eine Dreistigkeit an den Tag gelegt, die oftmals schon an Unverschämtheit grenzte. Gerne verschanzten sie sich hinter vorgeschobener Senilität oder Demenz, wenn Berta sich bei der Heimleitung beschwert hatte. In scheinbar unbeobachteten Augenblicken sah Berta sie dann händereibend feixend und kichernd beieinander sitzen. Männer gehörten für Berta zu einer völlig überbewerteten Spezies Mensch. Sie kam gut ohne diese ungehobelten Poltergeister aus. Ihre Freundin Klara schien nicht dieser Denkweise zu folgen, den Blicken nach zu urteilen, die sie dem Förster zugeworfen hatte. Sie folgte Klara und fand sich in der Schlossküche wieder, die enorme Ausmaße besaß. Staunend sah sie sich um. „Mensch, Klara, und das ist dein Reich?“
Klara nickte stolz und goss zwei Becher voll Kaffee. Genussvoll schlürfte Berta die heiße Köstlichkeit, was ihr sofort einen tadelnden Blick einbrachte. Berta fühlte sich schlagartig nicht älter als zehn Jahre und setzte vorsichtig den Becher ab, um nicht zu kleckern. „Hast du auch etwas zu essen?“, fragte sie zaghaft. „Ich komme um vor Hunger.“
„Vor zwei Stunden hatte ich für uns eine schöne Kaffeetafel hergerichtet“, antwortete Klara pikiert. „Jetzt ist fast Abendbrotzeit.“
„Die Uhrzeit ist meinem knurrenden Magen ziemlich egal“, entgegnete Berta und nieste.
„Ach herjeh, bist du erkältet?“ Klara rückte ihren Stuhl einige Zentimeter aus Bertas Richtung.
„Heute Morgen ging es mir noch super, doch jetzt habe ich nasse Socken an den Füßen und falle vor Hunger gleich in Ohnmacht.“ Berta verdrehte ein wenig die Augen und Klara sprang auf und nahm einen Teller mit belegten Broten aus dem Kühlschrank, den sie vor Berta auf den Tisch stellte.
„Na bitte, geht doch“, murmelte diese und biss herzhaft in ein Leberwurstbrot. Danach folgte eine Scheibe Brot mit Schinken und eine mit Käse. Dann lehnte sie sich wohlig seufzend zurück. „Das war gut.“ Abermals nieste sie. „Ich glaube, ich sollte aus den nassen Klamotten. Wo hast du mich denn untergebracht?“
Klara druckste herum. „Ja, also weißt du, wir haben morgen eine Trauung auf dem Schloss und einige Gäste übernachten hier in den Gästezimmern. Als ich dich einlud, stand die Buchung noch nicht, doch ich habe eine Lösung gefunden. Auf dem Gelände hinter den Pferdeställen haben wir einige Ferienhäuser stehen und eins davon habe ich für dich gemietet. Ich hoffe, du fühlst dich dort nicht zu einsam, aber du wirst ja die meiste Zeit mit mir zusammen sein. Ist es dir recht?“ Unsicher sah Klara ihre langjährige Freundin an.
Berta konnte ihre Erleichterung kaum verbergen. Insgeheim hatte ihr davor gegraut, mit Klara Tür an Tür zu wohnen, womöglich sogar im selben Zimmer mit ihr zu schlafen. Sie war ihre Unabhängigkeit gewohnt und hasste jede Art von Zwang oder Reglementierung. Doch sie wollte Klara noch ein wenig zappeln lassen, und obwohl sie sich gemein vorkam, hauchte sie: „Ach Klara, wie schade. Ich habe mich so auf ausgedehnte Plauderstündchen mit dir gefreut. Wir hätten gemeinsam ins Bett krabbeln können wie früher. Erinnerst du dich noch an die Klassenfahrt an den Rhein? Wie wir uns die Bettdecke über den Kopf gezogen haben und im Schein der Taschenlampe „Lady Chatterley“ gelesen haben?“
Klara nickte versonnen. „Wie lange ist das schon her. Damals standen wir noch am Anfang unseres Lebens und nun …“
„Halt die Klappe“, wurde sie barsch von Berta unterbrochen. „Es liegen noch viele Jahre vor uns und wir werden das Beste daraus machen.“ Damit stand sie auf und griff nach ihrer Tasche. Klara nahm den Koffer und sie zockelten über das Gelände, das nur spärlich von einigen Laternen beleuchtet wurde. Prompt strauchelte Berta in ihren Gummistiefeln auf dem Kopfsteinpflaster. Nur ein beherztes Zugreifen von Klara verhinderte, das Berta zu Boden ging.
„Hier ist es.“ Klara blieb vor einem kleinen Häuschen stehen und schloss die Tür auf. Das Deckenlicht flammte auf, als sie den Kippschalter betätigte und Berta blickte sich erstaunt um. Zwei bequem aussehende, mit Segeltuch bezogene Sofas standen sich gegenüber, dazwischen ein kleiner, quadratischer, weiß gekalkter Holztisch. Darauf eine kleine, schlichte Glasvase mit zarten Wiesenblumen. Unter dem Sprossenfenster befand sich ein Regal, auf dem sich jede Menge Taschenbücher reihten und an der gegenüber liegenden Wand stand eine Vitrine, die im Aufsatz funkelnde Glasscheiben ihr eigen nannte. Auch dieses Möbelstück war im Farbton des Tisches bearbeitet worden. „Das ist ja richtig kuschelig. Ich glaube, hier werde ich mich wohlfühlen.“ Strahlend drehte sich Berta zu Klara, doch die war schnurstracks in das Badezimmer gegangen und hatte die Wasserhähne über der Wanne aufgedreht. „Du nimmst jetzt ein schönes heißes Bad, damit du hoffentlich an einer Erkältung vorbei kommst. Im Küchenschrank ist eine ganze Batterie an Kräutertees, da bereitest du dir am Besten vor dem Schlafen gehen einen zu. Hier steht eine Schale mit Obst und im Kühlschrank findest du Wurst, Marmelade und Käse.“ Sie hob den Deckel einer Blechdose. „Brot.“
Sie öffnete die obere Tür des Küchenschranks. „Kaffee, Filtertüten.“
Berta folgte den Ausführungen mit staunenden Augen. „Aber ich dachte …“
Sie wurde von Klara unterbrochen. „Morgen musst du leider alleine frühstücken und dir wahrscheinlich auch den Tag alleine vertreiben. Die Hochzeit, du weißt …, ich habe alle Hände voll zu tun. Das Essen wird zwar von einem Catering Service geliefert, doch ich habe die Oberaufsicht.“
Oh ja, dachte Berta, das passt. Schon früher in der Schule führte Klara liebend gern die Aufsicht und war jahrelang Klassensprecherin gewesen. „Kein Problem“, meinte sie, „ich muss mich sowieso um Ferdinand kümmern.“ Kaum hatte sie ausgesprochen, fuhr Klara mit einem Schrei herum und rannte in das Badezimmer. „Gerade noch rechtzeitig“, schnaufte sie, als sie zurückkam. „Fast hätte es eine Überschwemmung gegeben. Ich lass’ dich dann jetzt alleine. Wenn irgendetwas sein sollte, auf dem Nachttisch liegt ein Verzeichnis mit den wichtigsten Telefonnummern. Meine hast du ja. Überhaupt, wieso hast du nicht angerufen, als du mit Ferdinand liegen geblieben bist?“
„Mein Handy“, druckste Berta herum, „der Akku war leer.“ Klara schüttelte den Kopf. „Das ist mal wieder so typisch für dich.“ Sie umarmte ihre Freundin. „Schlaf schön. Ich melde mich irgendwann morgen Abend, wenn der Spuk vorbei ist.“ Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und Berta atmete auf. Nun nahm sie das Schlafzimmer in Augenschein und klatschte in die Hände. „Ich fasse es nicht“, rief sie erfreut. „Ein Himmelbett.“ Sie ließ sich auf die Bettdecke plumpsen und vier nebeneinander aufgereihte weiße Baumwollkissen mit verspielter Stickerei purzelten durcheinander. Berta federte einige Male auf und ab und trällerte: „Prinzessin Berta wird hier wunderbar schlafen, lalala.“ Das weiß gekalkte Bettgestell harmonierte hervorragend mit dem schmalen Kleiderschrank, dem Nachttischchen und der Frisierkommode. Ein leichtes Frösteln erinnerte sie an ihr Vorhaben und sie kramte den Agatha-Christie-Krimi, den sie mitgenommen hatte, aus ihrem Koffer, sowie die Flasche Rotwein, die sie eigentlich gemeinsam mit Klara hatte köpfen wollte. Dann zog sie sich aus und ließ sich in das warme Badewasser gleiten.
Eine halbe Stunde später lag sie warm eingepackt im Bett und segelte langsam auf den Wolken der Müdigkeit in die Nacht.
Kapitel 2
Berta erwachte von vorwitzigen Sonnenstrahlen, die ihre Nase kitzelten, was sofort einen Niesanfall bei ihr hervor rief. Sie hatte am Abend vergessen, die Vorhänge vor die Fenster zu ziehen. Sie rekelte sich wohlig, fühlte sich ausgeschlafen und unternehmungslustig. Ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte ihr, dass es erst sechs Uhr war. Da sie gewohnt war, wegen der Hühner früh aufzustehen, wunderte es sie nicht. Sie stand auf und stellte als Erstes die Kaffeemaschine an. Die offene Küchenzeile, die durch einen Tresen vom Wohnbereich abgeteilt wurde, verfügte über all die Utensilien, die der Feriengast benötigte. Berta schmierte sich zwei Brote und frühstückte gemütlich. Dabei schmökerte sie weiter in ihrem Kriminalroman.
Irgendwie auch schön, so ganz ohne Pflichten zu sein, dachte sie und goss sich die letzte Tasse Kaffee, die sich in der Kanne befand, ein. Allerdings fehlte ihr die Katze Mohrle mit ihrem wohligen Schnurren und dem weichen Fell. Sie warf einen Blick durch das Küchenfenster und sah, dass die Morgensonne sich bereits wieder verzogen hatte.
Immerhin war es trocken und Berta beschloss einen Rundgang über das Schlossgelände zu machen. Anschließend würde sie nach Ferdinand gucken, obwohl sie nicht sicher war, dass sie ihr Auto wiederfinden würde. Sie wühlte in ihrem Koffer, den sie am Abend nicht mehr ausgepackt hatte, und förderte eine grüne Cordhose hervor, zu der sie einen fliederfarbenen dicken Pullover anzog, den sie selbst gestrickt hatte. Berta maß gerade einmal einhundertsechzig Zentimeter und hatte eine rundliche Figur. Mit Mode hatte sie nicht allzu viel am Hut. Hauptsache praktisch und warm, war ihre Devise. Ihre grauen, langen Haare flocht sie meistens zu einem Zopf, so auch an diesem Morgen. Sie zog ihn über die rechte Schulter nach vorne und drapierte ihn auf ihrem üppigen Busen.
„Startklar, Berta?“, fragte sie ihr Spiegelbild und nickte sich gleich darauf zu.
Sie verschloss das Häuschen und umrundete es. Jetzt im Hellen sah sie, dass eine kleine hölzerne Terrasse an der Rückseite des Hauses angebracht war, welche die Feriengäste vom Wohnzimmer aus betreten konnten. Darauf befand sich ein Strandkorb und Berta sah sich bereits dort sitzen und im Geiste zusammen mit Miss Marple Mörder zur Strecke bringen.
Der Morgen war doch recht frisch und sie war froh, die gefütterte Weste übergezogen zu haben. Außer lustigem Vogelgezwitscher war es absolut ruhig und Berta marschierte in ihren festen Schnürschuhen Richtung Schloss. Ihr Weg führte über, vom Regen rutschiges, Kopfsteinpflaster durch eine Eichenallee, und hin und wieder fielen kalte Tropfen aus den Bäumen auf Bertas Kopf. Das gefiel ihr gar nicht und sie schlüpfte zwischen zwei dicken Stämmen hindurch, um sich von der Seite her dem Schloss zu nähern. Gleich darauf beglückwünschte sie sich zu ihrem Entschluss, denn vor ihr schimmerte plötzlich das dunkle Wasser des Schlossteiches, gesäumt von Trauerweiden, die ihre Zweige tief ins Wasser hängen ließen.
„Richtig idyllisch“, murmelte sie, „vielleicht hat Klara doch nicht so unrecht damit, wenn sie von ihrem Arbeitsplatz schwärmt.“ Wie lange sie dieser Tätigkeit wohl noch nachgehen wird, grübelte Berta. Immerhin waren sie beide gleichaltrig, siebenundsechzig Jahre, Klara würde ihren Geburtstag am kommenden Freitag begehen.
Berta näherte sich dem Teich und schüttelte unwillig den Kopf. Was schwamm denn da auf dem Wasser? Könnte eine Plane sein, die vielleicht dorthin geweht war.
Sie sah sich nach einem langen Stock um, mit dem sie das Teil zu sich heran angeln könnte. Das sah doch sehr unschön aus, fand sie. In Ermangelung eines geeigneten Zweiges brach sie nach kurzem Zögern einen fingerdicken Ast von einem mannshohen Busch. Sie war jetzt am Ufer angekommen und schrie auf. Das war keine Plane, die sich bauschte und vom Wind sachte hin und her bewegt wurde, sondern ein weißes Kleid oder Nachthemd und die Person, die es trug, lag mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen auf der Wasseroberfläche. Lange, rote Haare waberten wie Seetang um den Kopf.
Fassungslos starrte Berta auf die sichtbar tote Frau, machte einen Schritt nach vorne und rutschte an dem schlammigen Ufersaum ab. Der Länge nach landete sie im Matsch, rappelte sich blitzschnell auf und so schnell ihre Füße sie trugen, lief sie zum Schloss.
Zu dieser frühen Stunde lag das Gebäude beinahe verlassen da, nur ein einsamer Pfau stolzierte, sein leuchtend blaues Gefieder hinter sich her ziehend, hoheitsvoll über den Schlossvorplatz. Als Berta wie eine Furie heran gehetzt kam, suchte er unwillig kreischend das Weite.
Vor der Seitentür, durch die Klara sie am Vortag hineingeführt hatte, blieb Berta keuchend stehen, beugte den Oberkörper nach vorne und versuchte, ihren Atem zu normalisieren. Die Seitenstiche erschwerten dieses Vorhaben und sie nahm sich zum wiederholten Male vor, Sport zu treiben. Endlich konnte sie wieder einigermaßen atmen und sie drückte die schwere Eichentür auf, die in die Küche führte. Zu ihrem Erstaunen saß Förster Klausnitzer am Küchentisch und ließ sich einen Becher Kaffee schmecken. Klara stand am Herd und schlug Eier in eine gusseiserne Pfanne. Bei Bertas abruptem Hereinplatzen fuhren die beiden Köpfe erschreckt herum und Klaras erste Reaktion war: „Wie siehst du denn aus?“
„Eine Leiche … im Teich …“, stammelte Berta immer noch außer Atem. „Dort hinten!“ Sie fuchtelte mit dem Zeigefinger wahllos in der Gegend herum. „Da schwimmt eine tote Frau im Wasser.“ Erschöpft ließ sie sich auf einen der Küchenstühle sinken.
Klausnitzer starrte sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte und Klara vergaß, in der Pfanne zu rühren, wofür sie umgehend mit einem brenzligen Geruch bestraft wurde. „Was redest du denn da?“, fauchte sie, „so ein Blödsinn. Hast du gestern Abend zu tief ins Glas geschaut?“ Sie kratzte wütend mit dem hölzernen Teigschaber das verbrannte Rührei in den Mülleimer.
„Klara!“ Berta war aufgesprungen und rüttelte am Arm ihrer Freundin. „Ich schwöre, da treibt eine tote Frau, tu was.“ Klara blickte skeptisch in Bertas verstörtes Gesicht.
„Dann kommen Sie.“ Der Förster war aufgestanden, nachdem er den Rest seines Kaffees ausgetrunken hatte, und griff sich seinen Hut. Klara band die Schürze ab und der Jagdhund, der friedlich unter dem Küchentisch gedöst hatte, witterte ein Abenteuer und sprang freudig in die Höhe.
Zu dritt hasteten sie über den Hof und gelangten kurze Zeit später zum Schlossteich. Der lag friedlich im Morgenlicht und außer einigen Enten, die geruhsam ihre Bahnen zogen, deutete nichts auf ein möglicherweise stattgefundenes Verbrechen hin.
Die drei Personen starrten stumm auf die Wasserfläche, auf der sich Ringe bildeten, sobald ein Fisch sein Maul zur Oberfläche streckte.
„Na, wo schwimmt sie denn nun, deine Leiche?“, erklang Klaras süffisante Bemerkung. Während Senta, die Hündin aufgeregt den Teich umrundete und ihre Nase schnüffelnd in das plattgetretene Gras steckte, tappte Berta mal hierhin und mal dorthin. „Das verstehe ich nicht“, murmelte sie, „das gibt es doch gar nicht. Klara, Herr Klausnitzer, beim Leben meiner Mutter, es trieb eine weibliche Person auf dem Teich.“
Klara verdrehte die Augen. „Berta, deine Mutter ist schon lange tot, und außerdem …“ sie machte eine kunstvolle Pause, „vielleicht hat die Person ein Morgenbad genommen.“
Berta baute sich vor ihrer Freundin auf und stemmte die Fäuste in die Taillengegend. Dann hob sie den Kopf und blickte Klara mit zornesfunkelnden Augen an. „Ich weiß, was ich gesehen habe, und mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser liegend, die Arme ausgebreitet wie ein Engel, also so nimmt bestimmt niemand ein Morgenbad.“ Wütend stapfte sie um den See, drehte sich noch einmal um und rief: „Und schon gar nicht im Nachthemd bei diesen Temperaturen.“
Klara und Klausnitzer sahen sich an und der Förster bemerkte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich das aus den Fingern gesaugt hat. Wo wäre der Sinn?“
Klara zuckte die Schultern. „Berta war schon immer etwas wunderlich.“
Nachdenklich begab der Förster sich zu seinem Hund, der mit den Pfoten in der Erde scharrte. „Aus, Senta“, rief er und bückte sich. Er hob etwas Glitzerndes auf und betrachtete es nachdenklich.
„Hast du etwas gefunden, Herbert?“, tönte Klaras Stimme über den Teich.
„Könnte sein“, antwortete er, „eine Brosche.“ Er zog ein Taschentuch aus seiner Jacke und wickelte das Schmuckstück darin ein. Klara eilte, so schnell es der rutschige Ufersaum zuließ, zu Klausnitzer und streckte gebieterisch die Hand aus. „Zeig mal her.“
Er klappte die Stoffzipfel auseinander und hielt ihr seinen Fund entgegen. Als sie danach greifen wollte, zog er die Hand zurück. „Nicht anfassen, vielleicht sind verwertbare Spuren daran.“
Beleidigt zog sie die Mundwinkel nach unten und betrachtete die Brosche. „Nie gesehen“, murmelte sie, „kenne ich nicht.“
„Was machen wir jetzt?“ Berta war schnaufend zu den beiden getreten und sah ebenfalls auf die Brosche in Klausnitzers Hand. Der Förster, der seinen Hund beobachtete, der nach wie vor den Boden abschnüffelte, meinte nachdenklich: „Vielleicht sollten wir doch die Polizei benachrichtigen.“
„Blödsinn“, konterte Klara sofort, „wir sollten der gräflichen Familie wirklich nicht die Polizei auf den Hals hetzen, solange diese Unklarheit herrscht.“
Berta war ziemlich sauer, dass ihr so wenig Glauben geschenkt wurde. „Frag’ doch im Schloss nach, ob jemand vermisst wird“, schlug sie vor.
Klara schüttelte den Kopf. Erbost über die Sturheit ihrer Freundin, stapfte Berta wortlos von dannen. Klausnitzer, Klara und Senta setzten sich ebenfalls in Bewegung.
*
Berta suchte ihr Ferienhäuschen auf, zog die mit Schlamm bedeckten Schuhe aus und stellte sie auf die hölzerne Terrasse. Dann entledigte sie sich der verschmutzten Kleidung und stellte sich unter die Dusche. „Als ob ich senil bin“, grummelte sie vor sich hin. „Ich weiß, was ich gesehen habe und das war eine Leiche.“ Sie shampoonierte sich den Körper ein und achtete darauf, dass ihre Haare nicht nass wurden. Es dauerte immer ewig, bis sie diese trocken gefönt hatte. Allerdings konnte sie nicht umhin, geringe Zweifel an dem, was sie gesehen hatte, zu hegen. Vielleicht war die Person doch nicht tot gewesen? „Doch, die war mausetot“, rief sie, „kein lebender Mensch treibt so auf dem Wasser.“ Sie drehte die Dusche aus und trocknete sich energisch ab. Ihr knurrender Magen erinnerte sie daran, dass es Zeit für das zweite Frühstück war. In der Wärmekanne befand sich noch Kaffee und sie goss sich eine Tasse ein. Dazu schälte sie einen Apfel, eine Banane und eine Orange. Gerade als sie das letzte Stückchen Obst in den Mund gesteckt hatte, hörte sie die Polizeisirene. Das Geräusch wurde lauter, kam näher und neugierig trat Berta vor die Tür.
Von ihrem Standpunkt aus konnte sie, sehr zu ihrem Bedauern, nichts sehen und so zog sie rasch ihre Jeans und einen kunterbunten Pullover an. Auch diesen hatte sie, wie fast alle ihre Oberteile, selbst gestrickt. Sie schlüpfte in die Gummistiefel, da ihre Schnürschuhe noch feucht waren, und begab sich umgehend zum Schloss.
Außer Atem erreichte sie den Schlosshof, gerade als sich zwei Polizeibeamte anschickten, durch das Torhaus zu marschieren. „Hallo“, rief sie, „warten Sie!“
Erstaunt blickten die Gesetzeshüter sich um. „Ja, bitte?“
„Kommen Sie wegen der Wasserleiche?“, fragte Berta unverblümt.
„Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ Der Ältere der Beiden musterte sie von oben bis unten.
„Ich bin Berta Hinrichs, ich habe die Tote entdeckt.“
Bevor Berta weiter ausholen konnte, wurde die Küchentür aufgerissen und Klaras durchdringende Stimme erklang. „Hier geht es rein, meine Herren, darf ich bitten?“ Und an Berta gewandt: „Was hast du denn schon wieder hier zu suchen?“
„Na hör mal, ich bin hier die Hauptperson. Schließlich habe ich die Leiche entdeckt“, empörte Berta sich. Ihr gewaltiger Busen bebte. Der Polizeikommissar machte eine einladende Handbewegung. „Ich denke, dass wir ein paar Fragen an Sie haben.“
Hoheitsvoll nickend ging Berta an Klara vorbei in die Küche. Die schlug wütend die schwere Tür ins Schloss. Abermals saß Förster Klausnitzer am Küchentisch und trank Kaffee. Er stand auf und stellte sich vor, als die Polizisten auf ihn zu traten.
„Und ich dachte immer, Förster sind für ihr Revier zuständig und nicht für den Kaffeekonsum der Schlossküche“, konnte Berta sich nicht verkneifen zu murmeln.
„Also, wer hat uns angerufen?“ Der Ältere hatte sich als Polizeimeister Kröger vorgestellt und sah in die Runde. „Das war ich“, brüstete Klara sich. Dass es auf nachdrücklichen Befehl Klausnitzers geschehen war, erwähnte sie nicht.
„Name? Welchen Posten bekleiden Sie hier?“