Schriften aus dem Familienarchiv Andresen 3 Herausgegeben von Dirk Meier

Theodor Andresen um 1920

„Das ist wohl eine der großen Eigenheiten des Menschen, dass er zu leicht die Gegenwart verflucht und eine bessere Zukunft ersehnt, wenn aber diese Gegenwart zur Vergangenheit ward, sich wieder zurücksehnt nach einer Zeit, die ihm doch in viel schönerem Lichte erscheint.“ – Theodor Andresen

Theodor Andresen

Zwischen Ulsnis, Flensburg und Masuren 1894 – 1915

Herausgegeben von Dirk Meier

INHALTSVERZEICHNIS

VORBEMERKUNGEN

von Dirk Meier

KINDHEIT IN ULSNIS AN DER SCHLEI

SCHULZEIT IN SCHLESWIG

MEINE KONFIRMATION

EINE HARZREISE

ENTWICKLUNGSJAHRE

EROS

PAN

KUNSTGEWERBESCHULE

MEINE KRIEGSERLEBNISSE

Kriegsausbruch

Einberufung als Soldat

Truppenübungsplatz Döberitz

Zugfahrt zur Ostfront nach Ostpreußen

An der Ostfront in Ostpreußen und Polen

Zurück nach Deutschland

Im Lazarett in Magdeburg

Wieder in Döberitz

Heimaturlaub

Nein! Nie wieder Soldat, nie wieder Krieg!

LITERATURVERZEICHNIS

Quellen aus dem Familienarchiv Andresen

Literatur

AUTOREN

VORBEMERKUNGEN

Theodor Andresen, der 1894 in Ulsnis an der Schlei in Angeln als Sohn des ersten Lehrers Franz Andresen und Organisten sowie seiner Frau Anna, geboren wurde, ist mein Großvater mütterlicherseits. Sein von ihm aufgebautes Familienarchiv Andresen wird seit dem Tod seiner Schwester Anna Andresen 1975 von mir fortgeführt. Bis 2010 wurden alle Schriften von Theodor Andresen digitalisiert und teilweise ergänzt.

In den „Schriften aus dem Familienarchiv Andresen“ sind bereits die Bände „Nikolaus Andresen. Eine Biographie aus der Kaiserzeit“ und „Franz Andresen. Ein Lehrer in Angeln“ in gleicher Aufmachung bei tredition erschienen.

Das vorliegende Buch beinhaltet die Schriften „Mein Leben. Tage der Kindheit“ (Flensburg 1936/37) , „Mein Leben 2“ (o.J.) und „Meine Kriegserlebnisse 1914/15 (Flensburg 1938). Wie seine Geschwister verlebte auch Theo seine Kindheit im abseits gelegenen Dorf Ulsnis an der Schlei in Schleswig-Holstein, besuchte hier den Unterricht bei seinem Vater, bevor er 1907 auf die Domschule nach Schleswig kam. Seine malerische Sprache und seine Federzeichnungen lassen diese Tage lebendig werden. Die „Feuerzangenbowle“ fand – so möchte man glauben – auf der Domschule in Schleswig statt!

Seine anschließenden Jahre in Flensburg, wo er wie vorher sein älterer Bruder Nikolaus Andresen die Oberrealschule besuchte sind geprägt von Kunst („PAN“) und Eros. Nachdem ihm das Abitur auch deshalb zunächst versagt blieb, bestand er 1913 die Reifeprüfung. Danach besuchte er die Kunstgewerbeschule.

Dann bricht der Erste Weltkrieg herein. Anders als sein älterer Bruder Nikolaus war Theodor nur ein einfacher Soldat. Er schildert seine Ausbildungszeit im Barackenlager Döberitz bei Berlin, die Musterung durch den „obersten Kriegsherren“ und die anschließenden Strapazen im Winter an der Ostfront, wo er in der Schlacht bei den Masurischen Seen im Februar 1915 hinterherstapft. „Der deutsche Kaiser bezahlt Deine Kuh…“, so schreiben deutsche Soldaten auf einen Zettel, den sie einer um ihr letztes Stück Vieh klagenden russischen Bäuerin mit den Worten geben, dass sie damit Geld bei einer deutschen Zahlmeisterei erhalten würde. Nicht zu ertragen sind die Strapazen in der grimmigen Kälte. Theos Hände und Füße erfrieren. Ein langer Lazarettaufenthalt in Magdeburg folgt, bis er schließlich als untauglich entlassen wird.

Den Kunstschriftband zu seinen Kriegserlebnissen erhielt ich 2005 von meiner Cousine Britta Andresen aus Kopenhagen und edierte diesen 2010 für das Familienarchiv ebenso wie seine Feldpost, die ich schon 1980 las.

Theodor Andresen schrieb seine Kriegserinnerungen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges nieder, im inneren Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Immer enger wurden die Bindungen zum dänischen Teil der Familie. Seinen Sohn, meinen Patenonkel Helge Andresen, nahm die Duborg-Skole auf, meine Mutter Karen kam 1947 zur Rønshoved højskole an der Flensburger Förde.

Mit den Worten „Nie wieder Soldat, nie wieder Krieg“ beendete Theodor Andresen 1938 seine Erinnerungen. Noch einmal musste er 1945 beim Flensburger Volkssturm ein Gewehr in die Hand nehmen. Er warf es hin und ging nach Hause.

Dirk Meier

Ausschnitt der Karte der preußischen Provinz Schleswig-Holstein von 1905 mit Lage von Ulsnis in Angeln

Lage von Ulsnis auf der Reichskarte Umgebung von Schleswig