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ELISABETH ELLIOT

Gib mir ein
ruhiges Herz

 

52 Mal Ermutigung
und Trost für das Jahr

Übersetzt von Friedhilde Horn

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ISBN 978-3-7751-6036-0 (E-Book)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2019 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH

© Copyright der amerikanischen Ausgabe 1995 by Elisabeth Elliot Published 1995 by Servant Publication, Ann Harbor, Michigan USA

Gekürzte Version von Elisabeth Elliot »100 Ermutigungen«

Bibeltext, wo nicht anders angegeben, Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Inhalt

Über die Autorin

Einführung

Teil 1
Glaube & Vertrauen in allen Lebenslagen

Ein ruhiges Herz

Der Engel in der Zelle

Die Unvollkommenheit irdischer Dinge

Vertrauen in die Vaterliebe Gottes

Sorge dich nicht um morgen

Auf unbequemen Wegen

Vertrauen wider alle Vernunft

Im Frieden bleiben

Höher als der menschliche Verstand

Herr zu allen Zeiten

Konflikte als Wachstumsmöglichkeit

Ein überfließender Kelch an Segnungen

Unvollkommenheit als Segen

Die unsichtbaren Begleiter

Teil 2
Friede & Stille durch Gebet

Die Waffe des Gebets

Warum überhaupt noch beten?

Beten bedeutet Konflikt

Sei ehrlich Gott gegenüber

Ein altes Gebet

Simple Gebete

Tipps für die »Stille Zeit«

Gebetstagebücher

Ängste von Männern und Frauen

Der Segen der Stille

Teil 3
Trost in Leid & Schwierigkeiten

Scheitern bedeutet nicht das Ende aller Dinge

Unvollkommen und doch gesegnet

Lässt Gott bei seinen Kindern Armut zu?

Gott, warum …?

Unerfüllte Wünsche

Wie lang ist Gottes Arm?

Ein winziger Schatz im Himmel

Der grundlegende Widerspruch

Mein Leben für deins

Versagen in der Vergangenheit

Kinderlos und doch gesegnet

Nichts ist verloren

Warum müssen wir leiden?

Teil 4
Ein festes Herz durch Gehorsam

Treu in kleinen Dingen

Klagen führt zu nichts

Klagen ist der Feind aller Zufriedenheit

Anleitung zum Unglücklichsein

Der Unentschlossenheit mit Vertrauen begegnen

Unliebsame Arbeit

Sanftmut, der Schlüssel zu übernatürlicher Kraft

Warten und stille werden vor dem Herrn

Nur Gottes Gegenwart allein

Den Ruf Gottes wahrnehmen

Wie man erkennt, was Gott wünscht

Ungöttliche Ratschläge erkennen

Eine Berufung für ältere Frauen

Mit einer »Titus 2«-Gruppe beginnen

Nachklang

Bewahren Sie sich ein ruhiges Herz!

Über die Autorin

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Elisabeth Elliot (1926–2015) war in erster Ehe mit Jim Elliot verheiratet, dem tragisch ums Leben gekommenen Indianermissionar. Die Amerikanerin war eine bekannte Missionarin, Autorin und beliebte Referentin.

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Herr, gib mir ein ruhiges Herz, das nicht bittet, alles zu versteh’n, doch vertrauensvoll – auch in der Dunkelheit – vorwärts geht an deiner Hand.

Elisabeth Elliot

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Einführung

Etwa zwölf Jahre lang habe ich jeden zweiten Monat einen sogenannten »Nachrichten-Rundbrief« geschrieben. Das ist nicht gerade ein besonders guter Titel. Es handelte sich einfach um einen Brief, der ein wenig trösten und ermutigen sollte. Manchmal auch anregen und amüsieren – falls einer eine Antenne dafür hatte. Sehr viel wirkliche Neuigkeiten gab es nicht dabei. Manchmal wurde meine Reiseroute zu den Plätzen, wo ich sprechen sollte, erkennbar. Und von Zeit zu Zeit kündigte ich die Geburt eines weiteren Enkelkindes an. Ab und zu empfahl ich auch Bücher.

Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Leitartikeln aus diesen Rundbriefen. Meist geht es darum, Gott besser kennenzulernen. Ich glaube, dass nichts im Leben so wichtig ist wie das. Dazu leben wir auf dieser Erde. Wir sind dazu bestimmt, ihn zu verherrlichen, solange wir auf diesem Planeten leben. Dann dürfen wir uns eine ganze Ewigkeit hindurch an ihm freuen.

Unsere Aufgabe ist einfach, ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Das heißt es, wenn gesagt wird, dass wir ihn lieben und ihn anbeten sollen. Jesus kam und zeigte uns, wie man das verwirklichen kann. Im Johannesevangelium wird er »das Wort« genannt.

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Johannes 1,1-5. 10-14

Es macht Sinn zu glauben, dass der Eine, der die Welten erschuf (einschließlich unserer und uns, die wir darin leben sollen), auch bereit ist, uns zu lehren, wie wir leben sollen. Er »wurde Fleisch«, um es uns unmittelbar zu zeigen. Tag für Tag geschah das, wenn er durch die Felder Galiläas und über die Straßen Jerusalems ging. So sollten wir in der Gemeinschaft mit Gott leben.

Was ich auf den folgenden Seiten geschrieben habe, sind die Betrachtungen eines Menschen, der das auch erst langsam gelernt hat. Es ist gut ein halbes Jahrhundert her, seit ich Christus begegnete, ihn als meinen Erlöser erkannte und ihn bat, Herr meines Lebens zu sein. Sie werden manche Wiederholungen grundsätzlicher Lektionen finden. Ich habe mich geäußert, wie ich es meiner Familie und engen Freunden gegenüber tun würde. Im Plauderton habe ich von dem berichtet, was mich vom Geist Gottes her ermutigte, überzeugte und stärkte.

An einem regnerischen Nachmittag 1947 – ich war damals am Wheaton College – saßen meine Freundin Sarah Spiro und ich am Klavier in der Williston Hall. Ich hatte ein paar Zeilen eines Gebetes niedergeschrieben, die mir wie Poesie erschienen. Sarah sah sie sich eine Minute lang an und setzte sie gleich in Noten. Davon besitze ich keine Kopie mehr, aber die Worte sind noch da:

Herr, gib mir ein ruhiges Herz,
das nicht bittet, alles zu versteh’n,
doch vertrauensvoll – auch in der Dunkelheit–
vorwärts geht an deiner Hand.

Das war damals mein Herzenswunsch. Er ist es noch heute. Ein williges Akzeptieren all dessen, was Gott schickt – und ein fröhliches Ausliefern all dessen, was ich bin und habe, ist der Schlüssel dazu. So kann man die Gabe eines ruhigen Herzens empfangen. Wenn ich mich sträubte, war die Ruhe weg. Sie kam aber zurück, und das Leben wurde unbeschreiblich einfach, wenn ich nur vertraute und gehorchte.

Gott liebt uns mit einer ewigen Liebe. Er ist unsagbar gnädig und freundlich. Und er sieht darauf, dass kein Tag vergeht ohne die Gelegenheit, diese Wahrheit neu zu erfahren. Das ist in meinen Augen, kurz gefasst, der Sinn unseres Lebens.

Elisabeth Elliot, 1995

Teil 1 Glaube & Vertrauen in allen LebenslagenTeil 1 Glaube & Vertrauen in allen Lebenslagen

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Ein ruhiges Herz

Du bist der Herr, der in dem Boot einst schlief,

du bist der Herr, der ruhig machte Sturm und Meer.

Was zählt der Wind, was zählt das Meerestoben,

wenn wir im Boot zusammen sind mit dir?

Bewahr’ den Frieden uns, wenn sich Minuten dehnen,

wenn Winde heulen und du nur zu schweigen scheinst…

Kann untergehn das Boot, in dem du bist?

Lässt scheitern du das Herz, das auf dich wartet?

Nach Amy Carmichael, »Gen Jerusalem«

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Während eines wütenden Sturms lag Jesus im Boot auf einem Kissen und schlief. Wie war das möglich? Die erschrockenen Jünger waren sicher, dass die nächste Welle sie auf den Grund des Sees hinabschicken würde. Sie rüttelten Jesus wach und machten ihm Vorwürfe. Wie konnte er sich nur so wenig um ihrer aller Schicksal kümmern?

Er konnte es, weil er es in der sicheren Gewissheit tat, dass sein Vater die Situation absolut unter Kontrolle hatte. Eine tiefe Ruhe erfüllte sein Herz. Wir sehen in den Evangelien, dass er allen Ereignissen seines Lebens gelassen begegnete. Wenn er beschimpft wurde, schalt er nicht zurück. Als er wusste, dass er vieles würde erleiden müssen und in Jerusalem getötet werden würde, wich er doch keinen einzigen Schritt von dem eingeschlagenen Weg ab. Beim letzten Abendmahl saß er zusammen mit einem, der ihn verleugnen und mit einem anderen, der ihn verraten würde. Und doch war er fähig, mit ihnen zusammen zu essen und sogar bereit, ihnen die Füße zu waschen. In ungebrochener, inniger Gemeinschaft mit dem Vater und in der Geborgenheit seiner Liebe behielt er ein ruhiges Herz.

Keiner von uns besitzt ein Herz, das so vollkommen unbesorgt ist, denn keiner von uns lebt in einer solch innigen göttlichen Gemeinschaft. Aber wir können jeden Tag ein wenig mehr von dem lernen, was Jesus kannte. Ein Schriftsteller nannte es die »Gelassenheit«, die »lässige Ungezwungenheit« eines Vertrauens, in dem Gott zu finden ist. Wem würde es einfallen, den Begriff »Ungezwungenheit« oder »Lässigkeit« in Verbindung mit Jesus zu bringen? Lässig zu sein bedeutet, etwas zu unterlassen, was ein Mensch vernünftigerweise tun würde. Konnte Jesus sich so verhalten? Ja, bei Gelegenheit – wenn der Glaube über den Verstand hinausreichte.

Dieses »lässige« Vertrauen – ist das sorglos, im Sinn von nachlässig, unaufmerksam, träge? Nein, soweit es ihn betraf ganz sicher nicht. Jesus konnte wirklich ohne Sorgen sein, weil sein Wille mit dem des Vaters vollkommen eins war. Er hatte die wunderbare Gewissheit, dass sein Vater alle Fürsorge übernehmen und auf die Bedürfnisse seines Sohnes achten würde. War Jesus träge? Auch das nicht. Er war niemals faul, träge oder nachlässig. Aber er wusste, wann er selbst aktiv werden und wann er die Dinge seinem Vater überlassen musste. Er lehrte uns, zu arbeiten und aufmerksam zu sein, aber uns niemals Sorgen zu machen. Wir sollten fröhlich all das aufgreifen, was uns vor die Füße und in die Hände fiel, und alles andere Gott überlassen.

Reinheit des Herzens, so sagt es Kierkegaard, heißt, eine Sache von ganzem Herzen zu wollen und zu verfolgen. Der Sohn wollte nur eines: den Willen des Vaters tun. Aus diesem Grund kam er auf die Erde. Sonst gab es kein Ziel für ihn. Ein Mensch, der ein derart reines Ziel hat, kann ein vollständig ruhiges Herz haben. Er weiß, was auch der Psalmist wusste: »Der Herr ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mir mein Erbteil« (Psalm 16,5). Ich wüsste nichts, was unser Leben leichter und einfacher machen könnte. Was auch immer geschieht, ist uns zugeteilt. Sträubt sich unser Verstand dagegen?

Können wir sagen, dass es Dinge gibt, die uns widerfahren, die nicht zu dem uns von einem liebenden Vater zugewiesenen »Teil« gehören (dies gehört dazu, das aber nicht)? Gibt es Ereignisse, die für den Allmächtigen außer Kontrolle geraten sind? Alles, was mir zufällt, ist zu meinem ewigen Heil berechnet und überprüft. Wenn ich das mir Zugewiesene akzeptiere, fallen andere Möglichkeiten unter den Tisch. Entscheidungen werden leichter, die Richtung ist klarer und infolgedessen wird mein Herz unaussprechlich viel ruhiger.

Was wünschen wir uns eigentlich im Leben wirklich? Manchmal habe ich die Gelegenheit, diese Frage an Oberschüler oder Collegestudenten zu richten. Ich bin überrascht, wie wenige darauf eine fertige Antwort haben. Natürlich können sie mir eine lange Liste von begehrten Dingen vorlegen, aber gibt es irgendetwas, das sie sich vor allem anderen wünschen?

»Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang« (Psalm 27,4), so sagt es David. Dem reichen jungen Mann, der das ewige Leben haben wollte, sagt Jesus: »Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast …« (Markus 10,21). Im Gleichnis vom Sämann erklärt Jesus, dass der von den Dornen erstickte Same in ein Herz gefallen ist, das voll von Sorgen für dieses Leben, vom Reichtum geblendet und von allen möglichen anderen Wünschen beschlagnahmt ist. Paulus schreibt einmal:

Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Philipper 3,13-14

Ein ruhiges Herz ist zufrieden mit dem, was Gott gibt. Das ist ihm genug. Alles ist nur Gnade. Eines Morgens wollte mein Computer mir einfach nicht gehorchen. Wie lästig war das! Ich hatte meine Arbeit geplant, die Zeit entsprechend einkalkuliert und mich gedanklich darauf eingestellt. Jetzt blieb meine Arbeit liegen, der Zeitplan war durcheinander gebracht und der Gedankengang unterbrochen. Dann fiel mir plötzlich ein: Es war nicht umsonst. Das gehörte zu einem Plan (nicht zu meinem, aber zu dem des Vaters). »Herr, du hast mir mein Teil zugewiesen, du hast das für mich vorgesehen.«

Wenn die Unterbrechung durch einen Menschen erfolgt wäre – statt durch einen außer Kontrolle geratenen Mechanismus – wäre es nicht so schwer gewesen, das als den wichtigsten Programmpunkt meiner Tagesarbeit anzusehen. Doch alles ist ja unter der Kontrolle meines Vaters: ja, auch widerspenstige Computer, fehlerhafte Programme, Eisenbahnschranken, die gerade unten sind, wenn man in Eile ist. Das ist dann mein mir zugemessenes Teil – meine Sache. Mein Herz kann in Frieden bleiben. Mein Vater hat den Überblick nicht verloren. Wie einfach ist das doch alles!

Meine Bestimmung schließt ein, dass ich das mir Zugewiesene bereitwillig akzeptiere. Das gilt auch in Angelegenheiten, die weit über die Trivialität der eben angesprochenen Dinge hinausgehen, wie zum Beispiel der Tod eines geliebten Kindes. Eine Mutter schrieb mir vom Verlust ihres kleinen Söhnchens, das gerade einen Monat alt gewesen war. Eine Witwe berichtete von der langen Qual, ihren dahinsiechenden Gatten zu begleiten. Die Jahre, die ihnen in einer glücklichen Ehe geschenkt worden waren, schienen gar zu kurz zu sein. Wir können uns nur daran halten, dass die ewige Liebe weiser ist als wir. Und wir beugen uns in Anbetung vor dieser liebenden Weisheit.

Es geht um unsere Reaktion. Erinnern wir uns doch einmal daran, dass unsere biblischen Vorväter alle von der Wolkensäule geführt wurden, alle durchs Schilfmeer gingen und alle von der gleichen himmlischen Speise aßen und tranken. Aber Gott hatte kein Wohlgefallen an den meisten von ihnen. Ihre Reaktion war falsch und böse. Sie waren bitter über das, was Gott ihnen zugeteilt hatte und verfielen in Götzendienst, Gefräßigkeit und sexuelle Sünde. Und Gott ließ sie umkommen – durch Schlangen und durch einen Engel der Vernichtung.

Dieser allmächtige Gott bestimmte ja auch das Maß dessen, was sie erleben mussten. Alle Ereignisse dienen seinem Willen. Manche reagierten im Glauben darauf, die meisten nicht.

Bisher hat euch nur menschliche Versuchung betroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es ertragen könnt.

1. Korinther 10,13

Denken wir doch an diese Verheißung, und behalten wir ein ruhiges Herz! Dem Feind macht es Freude, uns zu beunruhigen. Unser Erlöser und Helfer freut sich, wenn er uns zur Ruhe bringen kann. »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet«, heißt seine Verheißung (Jesaja 66,13). Bei uns liegt die Freiheit zur Reaktion. Alles hängt ab von unserer Bereitschaft, die Dinge von Gott her zu sehen, alles aus seiner Hand zu empfangen und mit Dankbarkeit genau das zu akzeptieren, was seine Hand uns anbietet. Soll ich ihn eines Fehlers in seinen Maßstäben bezichtigen oder ihm nachsagen, dass er den Bereich nicht richtig beurteilt hat, in dem ich am besten lernen kann, ihm zu vertrauen? Hat er mich an den falschen Platz gestellt? Kennt er die Dinge oder die Menschen nicht, die mich meiner Ansicht nach daran hindern, seinen Willen zu tun?

Der Sohn Gottes kam in diese gleiche Welt und lebte hier als Mensch. Er zeigte uns, wie wir in dieser Welt leben sollen – ihren Wechselfällen und Notwendigkeiten unterworfen. Wir sollen verwandelt werden – nicht in Engel oder Märchenprinzessinnen, nicht, indem wir in eine andere Welt versetzt werden, sondern – zu »Heiligen« in dieser Welt. Das Geheimnis heißt: Christus in mir, nicht ich in veränderten Umständen!

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Der freundlich ist über alles Maß hinaus,

gibt jeden Tag, was er am besten für uns hält.

Liebe steht hinter dem, was er gibt

an Schmerzen und an Freude,

Müh’ und Plagen mischt er uns mit Frieden

und mit Ruhe.

Linda Sandell

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Der Engel in der Zelle

Mein Bruder David Howard reist viel herum und bringt von seinen Fahrten wunderbare Geschichten mit. Als wir sechs Geschwister uns in einem Sommer mit unseren Ehepartnern zu einem Treffen verabredet hatten, erzählte er uns eine davon. Er hatte sie von dem Sohn des Mannes gehört, von dem hier die Rede ist.

Ein Mann – wir wollen ihn Iwan nennen – war Gefangener in einem ungenannten Land. Man holte ihn aus seiner Zelle, verhörte und folterte ihn und schlug ihn halb tot. Der einzige Trost, den es in seinem Leben noch gab, war eine Decke. Als er in seine Zelle zurückgestolpert war, um sich in diesen billigen Trost hineinfallen zu lassen, erschrak er. Da lag einer, der sich in seine Decke gewickelt hatte. Vermutlich war es ein Spitzel.

Völlig verzweifelt sackte er auf dem schmutzigen Boden in sich zusammen und schrie: »Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht noch mehr verkraften!«

Aus der Decke tönte ihm eine Stimme entgegen: »Was meinst du damit, Iwan, dass du nicht mehr kannst?«

Da er fürchtete, dass der Fremde nur etwas aus ihm herausholen wollte, um es dann gegen ihn zu verwenden, gab Iwan keine Erklärung. Er wiederholte nur noch einmal die gleichen Worte.

»Iwan«, kam die Stimme erneut, »hast du vergessen, dass Jesus bei dir ist?«

Dann war die Gestalt in der Decke plötzlich verschwunden. Iwan, der noch eine Minute vorher nicht mehr in der Lage gewesen war, gerade zu gehen, sprang auf seine Füße, tanzte in der Zelle herum und lobte Gott.

Am nächsten Morgen kam der Wächter, der ihm die Nahrung verweigert und ihn geschlagen hatte, und fragte: »Wer hat dir was zu essen gebracht?«

»Keiner«, lautete die Antwort.

»Aber wieso siehst du so verändert aus?«

»Weil letzte Nacht mein Herr bei mir war.«

»Oh, so ist das. Und wo ist er jetzt?«

Iwan knöpfte sein Hemd auf und zeigte auf sein Herz: »Hier.«

»Okay, ich werde dich erschießen und dann deinen Herrn zu sehen bekommen«, meinte der Wächter und richtete die Pistole auf Iwans Brust.

»Erschieß mich, wenn du willst. Ich werde dann bei meinem Herrn sein.«

Der Wärter steckte seine Pistole wieder ins Halfter zurück und schüttelte verwundert den Kopf.

Später erfuhr Iwan, dass seine Frau und seine Kinder in der gleichen Nacht für ihn gebetet hatten, nachdem sie das Wort aus Jesaja 51,14 gelesen hatten: »Der Gefangene wird eilends losgegeben, dass er nicht sterbe und begraben werde, und dass er keinen Mangel an Brot habe.« Kurz darauf wurde Iwan frei und predigte weiter in treuem Glauben das Evangelium. Er starb mit über achtzig Jahren.

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Die Unvollkommenheit irdischer Dinge

Ich rege mich auf, wenn etwas verloren geht. Selbst wenn es sich nur um kleine Dinge handelt. Ich habe es gern, wenn die Sachen ihren bestimmten Platz haben und auch dort zu finden sind. Schlimmer ist es noch, wenn etwa ein Manuskript verloren geht. Wochenlang hatte ich an einem bestimmten Teil gearbeitet. Als ich nun die Schlussüberarbeitung machen wollte, war das Manuskript verschwunden. Es war einfach nirgendwo zu entdecken. Ich suchte, Lars suchte. Und schließlich suchten wir alle beide. An allen möglichen und unmöglichen Stellen sahen wir nach. Wir beteten auch darum, natürlich – zusammen und jeder für sich. Trotzdem tauchte es nicht auf. Zuletzt sagte ich dem Herrn, dass ich, falls ich es heute nicht finden würde, nochmal ganz von vorne beginnen müsste, weil der Abgabetermin näher rückte. An dem Tag wurde Onkel Tom, der als 89-Jähriger bei uns lebte, ernstlich krank. Da war keine Zeit mehr, an Manuskripte zu denken.

Am nächsten Tag rückten wir zufällig ein Möbelstück von seinem Platz und entdeckten, dass Motten darunter ihr heimtückisches Wesen trieben. Lars ging einkaufen, besorgte eine Dose mit Mottenspray und sprühte damit in jeden Winkel und jede Ritze. Hinter einem Schreibtisch fand sich das Manuskript. Es war heruntergefallen und stand senkrecht auf der Fußleiste. Wenn Onkel Tom nicht krank geworden wäre, hätte ich unnötigerweise einen ganzen Tag damit zugebracht, das Manuskript erneut zu schreiben, um das ich mir so viel Sorgen gemacht hatte. Wenn die Motten sich nicht daran gemacht hätten, meinen Teppich anzufressen, hätten wir die Blätter wahrscheinlich nicht vor dem nächsten Frühjahr gefunden. Es war sicher nicht umsonst, dass am nächsten Sonntag (dem 8. nach Pfingsten) das Schlussgebet in meiner Gemeinde lautete: