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Das Buch

Circe ist die Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.

Die Autorin

MADELINE MILLER, 1978 in Boston geboren, wuchs in New York und Philadelphia auf, studierte Altphilologie und unterrichtete in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman Das Lied des Achill wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet; er wurde in 25 Sprachen übersetzt. In ihrem zweiten Roman Ich bin Circe erzählt sie Circes Geschichte aus Homers Odyssee noch einmal neu – als die einer weiblichen Selbstermächtigung. Madeline Miller lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania.

MADELINE MILLER

ICH BIN

CIRCE

ROMAN

AUS DEM AMERIKANISCHEN ENGLISCH

VON FRAUKE BRODD

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Besuchen Sie uns im Internet:

www.eisele-verlag.de


ISBN 978-3-96161-074-7


Die Originalausgabe »Circe«
erschien bei Little, Brown and Company, New York.

© 2018 Madeline Miller. Hachette Book Group, New York.

© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe

Julia Eisele Verlags GmbH, München

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

nach einem Entwurf von Will Staehle

Autorenfoto: © Stephanie Diani

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

FÜR NATHANIEL

VΌΣΤΟΣ

KAPITEL 1

ALS ICH GEBOREN WURDE, gab es für das, was ich war, keinen Namen. Deshalb war ich für die anderen eine Nymphe, denn man ging davon aus, dass ich mich wie meine Mutter und Tanten und meine unzähligen Cousinen entwickeln würde. Da wir zu den niedrigsten unter den niederen Gottheiten zählten, waren unsere Kräfte so armselig, dass wir uns damit kaum die Unsterblichkeit zu bewahren vermochten. Wir sprachen mit den Fischen und züchteten Blumen, wir schwatzten den Wolken die Regentropfen ab und den Wellen das Salz. Das Wort Nymphe steckte die Leitlinien unserer Leben ab. Denn in unserer Sprache bedeutet es nicht nur Göttin, sondern auch Braut.

Meine Mutter war auch eine von ihnen, eine Najade, Hüterin der Quellen und Brunnen, der Bäche und Flüsse. Helios, mein Vater, konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden, als er den Palast ihres Vaters Okeanos besuchte. Helios und Okeanos saßen zu jener Zeit oft bei Tisch zusammen. Sie waren Vettern und im gleichen Alter, was man ihnen aber nicht ansah. Helios erstrahlte hell wie frisch geschmiedete Bronze, während Okeanos bereits mit wässrigen Augen und einem weißen Bart, der ihm bis zu den Lenden reichte, auf die Welt gekommen war. Doch sie waren beide Titanen und zogen die Gesellschaft des anderen der jener grünschnäbligen Götter im Olymp vor, die von der Entstehung der Welt nichts mitbekommen hatten.

Okeanos’ Palast sorgte für großes Staunen, so tief in die Felsen der Erde gebaut. Die Hallen mit ihren hohen Gewölbedecken waren vergoldet und die Steinböden von Jahrhunderten göttlicher Füße geglättet. Durch jeden Raum zog sich das leise Plätschern von Okeanos’ Fluss, dem Weltenstrom. Die Farbe seines Wassers war so dunkel, dass sich nur schwer sagen ließ, wo genau sein Felsenbett begann und wo es endete. An seinen Ufern wuchsen Gras und zarte Blumen sowie die ungezählte Kinderschar des Okeanos, Najaden und Nymphen und Flussgötter. Seidig glänzend wie Otter, lachend, mit strahlenden Gesichtern im dämmrigen Licht, reichten sie sich goldene Kelche und rauften oder neckten sich im Liebesspiel. Mitten unter ihnen, all diese liliengleiche Schönheit noch überstrahlend, thronte meine Mutter.

Ihr Haar hatte einen warmen Braunton, und jede Strähne schimmerte wie von innen beleuchtet. Sie musste die Blicke meines Vaters wie Hitzeschwaden eines Lagerfeuers gespürt haben. Ich sehe es vor mir, wie sie ihr Kleid drapiert, damit es ihr wie von ungefähr über eine Schulter rutscht. Ich sehe vor mir, wie sie ihre glänzenden Finger ins Wasser taucht. Ich habe sie Tausende solcher Kniffe tausendfach anwenden sehen. Mein Vater fiel jedes Mal darauf herein. Er lebte in dem Glauben, die natürliche Weltordnung bestehe einzig und allein zu seinem Wohlgefallen.

»Wer ist das?«, fragte mein Vater Okeanos.

Okeanos hatte bereits viele goldäugige Enkel von meinem Vater und erfreute sich an dem Gedanken, es könnten noch mehr werden. »Meine Tochter Perse. Sie gehört dir, wenn du sie willst.«

Am Tag darauf fand mein Vater sie an ihrer Quelle in der Oberwelt. Es war wunderschön dort, alles war bedeckt mit großblütigen Narzissen, über die sich Eichenzweige rankten. Kein Schmutz, keine schleimigen Frösche, nur saubere runde Steine, die dem Gras wichen. Selbst mein Vater, der sich nichts aus den Finessen der Fertigkeiten von Nymphen machte, bewunderte ihr Werk.

Meine Mutter wusste, dass er sich auf dem Weg zu ihr befand. Zart und anmutig war sie, aber auch durchtrieben und mit einem Verstand ausgerüstet, der so scharf war wie die Fangzähne eines Aals. Sie hatte längst erkannt, mit welchen Mitteln ihresgleichen an die Macht gelangen konnte, und zwar ganz sicher nicht durch Bastarde und Techtelmechtel am Uferrand. Als er vor ihr stand, umhüllt von seinem goldenen Glanz, lachte sie ihn aus. Dir beiwohnen? Warum sollte ich?

Mein Vater hätte sich natürlich nehmen können, was er wollte. Aber Helios bildete sich etwas darauf ein, dass alle Frauen bereitwillig das Bett mit ihm teilten, egal, ob Sklavin oder Göttin. Auf den Altären ihm zu Ehren qualmten und rauchten die Opfergaben dickbäuchiger Mütter und glücklicher unehelicher Kinder als Beweis seiner begehrten Manneskraft.

»Heirat«, sagte sie, »oder nichts. Und wenn es zur Eheschließung kommt, dann hör mir jetzt gut zu: Dort draußen darfst du dir alle Mädchen nehmen, die dir gefallen, aber du wirst keine Einzige von ihnen mit nach Hause bringen, denn nur ich allein werde in deinem Palast herrschen.«

Bedingungen, Beschränkungen – etwas ganz Neues für meinen Vater, und Götter lieben nichts mehr als den Reiz des Neuen. »Dann sei es so«, sagte er und schenkte ihr, um den Handel zu besiegeln, eine von ihm eigenhändig aufgezogene Halskette aus seltensten Bernsteinen. Später, als ich geboren wurde, schenkte er ihr einen zweiten Perlenstrang, und danach noch einen für jedes meiner drei Geschwister. Ich weiß nicht, was ihr besser gefiel: die leuchtenden Perlen oder der Neid ihrer Schwestern, wenn sie die Halsketten zur Schau stellte. Ich glaube, sie hätte diese Stränge bis in alle Ewigkeit gesammelt, bis sie ihr irgendwann wie ein Ochsengeschirr um den Hals gehangen hätten, doch die höher gestellten Götter verboten es ihr. Denn inzwischen hatte sich herumgesprochen, was wir vier waren. Du darfst Kinder bekommen, sagten sie ihr, nur nicht mit ihm. Aber andere Ehemänner verschenkten keine Bernsteinketten. Es war das einzige Mal, dass ich sie weinen sah.

Bei meiner Geburt wusch mich eine Tante – ihren Namen erspare ich euch, denn in meiner Geschichte wimmelt es nur so von Tanten – und wickelte mich in ein Tuch. Eine andere kümmerte sich um meine Mutter, pinselte das Rot zurück auf ihre Lippen und brachte ihr Haar mit Kämmen aus Elfenbein zum Glänzen. Eine dritte ging zur Tür und gewährte meinem Vater Einlass.

»Ein Mädchen«, sagte meine Mutter und rümpfte die Nase.

Doch mein Vater hatte nichts gegen seine Töchter, die allesamt von sanftem Gemüt und goldenem Antlitz im Ton frisch gepresster Oliven waren. Männer und Götter erkauften es sich teuer, mit ihnen Nachfahren zu zeugen, und man sagte, das Vermögen meines Vaters könne es mit dem des Königs der Götter persönlich aufnehmen. Segnend legte er seine Hand auf meinen Kopf.

»Sie wird eine anständige Partie machen«, sagte er.

»Wie anständig?«, wollte meine Mutter wissen. Sie wollte sich mit der Möglichkeit trösten, dass man mich wenigstens gegen etwas Wertvolleres würde eintauschen können.

Mein Vater begutachtete meine feinen Haarbüschel und untersuchte meine Augen und die Höhe meiner Wangenknochen.

»Einen Prinzen, denke ich.«

»Einen Prinzen?«, wiederholte meine Mutter. »Du meinst doch nicht etwa einen Sterblichen?«

Abscheu zeigte sich auf ihrem Gesicht. Später, als ich noch jung war, würde ich fragen, wie Sterbliche denn aussähen. Mein Vater antwortete: »Sagen wir, sie sind geformt wie wir, aber nur insofern, als der Wurm die Form eines Wals hat.«

Meine Mutter hatte es schlichter formuliert: wie unzivilisierte, vergammelte Fleischsäcke.

»Sie wird gewiss einen von Zeus’ Söhnen heiraten«, behauptete meine Mutter steif und fest. In ihrer Fantasie war sie bereits zu Festessen auf dem Olymp geladen und saß zur Rechten von Königin Hera.

»Nein. Ihr Haar ist gefleckt wie das Fell eines Luchses. Und ihr Kinn. Ihre Kinnpartie ist zu scharfkantig, das wirkt nicht sehr anziehend.«

Meine Mutter stritt nicht weiter mit ihm. Wie alle anderen auch kannte sie die Geschichten über Helios’ Wutausbrüche, sobald ihm etwas gegen den Strich ging. Wie gülden auch immer er strahlen mag, vergiss niemals sein Feuer.

Sie erhob sich. Der Bauch war bereits verschwunden, ihre Taille in Form gebracht, und ihre Wangen leuchteten frisch und rosig wie die einer Jungfrau. Unseresgleichen erholt sich schnell, aber bei ihr, einer der Töchter des Okeanos, die ihre Babys wie Rehe zur Welt bringen, ging es noch schneller.

»Komm her«, sagte sie, »lass uns eine Schönere machen.«

Ich wuchs rasch auf. Mein Säuglingsalter dauerte Stunden, mein Leben als Kleinkind ein paar Momente länger. Um sich bei meiner Mutter einzuschmeicheln, blieb eine Tante bei uns. Sie verpasste mir den Namen Circe, Falke, wegen meiner gelben Augen und dem seltsamen, jämmerlich dünnen Klang meiner Stimme, wenn ich weinte. Doch als ihr klar wurde, dass meine Mutter ihren Diensten nicht mehr Beachtung schenkte als dem Boden unter ihren Füßen, verschwand sie.

»Mutter«, sagte ich, »Tante ist weg.«

Meine Mutter gab mir keine Antwort. Mein Vater war bereits zu seinem Himmelswagen unterwegs, und sie flocht Blumen in ihr Haar, im Begriff, sich auf ihre geheimen Wasserwege zu begeben und sich zu ihren Schwestern an deren grasbewachsene Ufer zu gesellen. Ich hätte ihr folgen können, aber dann hätte ich den ganzen Tag zu Füßen meiner Tanten sitzen müssen, während sie über Dinge klatschten und tratschten, die mir egal waren und die ich nicht verstand. Also blieb ich, wo ich war.

In den prunkvollen Hallen meines Vaters war es dunkel und still. Sein Palast, der an den von Okeanos grenzte, lag begraben im Felsgestein der Erde. Die Wände waren aus poliertem ­Obsidian, und warum auch nicht? Sie hätten aus jedwedem Material dieser Welt sein können, blutrotem Marmor aus Ägypten oder Basalt aus Arabien – mein Vater musste es sich nur wünschen. Aber ihm gefiel, wie der Obsidian sein Licht reflektierte, wie die polierte Oberfläche Feuer fing, wenn er daran vorbeiging. Natürlich verschwendete er keinen Gedanken daran, wie dunkel es war, sobald er nicht mehr anwesend war. Mein Vater konnte sich einfach keine Welt ohne ihn selbst vorstellen.

Damals konnte ich tun und lassen, was mir gefiel: eine Fackel anzünden und beim Herumrennen beobachten, wie die dunklen Flammen mir folgten. Auf dem weichen Erdboden liegen und mit meinen Fingern kleine Löcher in seine Oberfläche bohren. Es gab keine Raupen oder Würmer, wobei ich von derlei Existenz noch gar nichts wusste. Außer uns lebte nichts in diesem Palast.

Kehrte mein Vater abends zurück, erzitterte der Boden wie die Flanke eines Pferdes, und die von mir gebohrten Löcher schlossen sich wieder. Kurz darauf tauchte auch meine nach Blumen duftende Mutter auf. Sie eilte zur Begrüßung auf ihn zu, und er gestattete ihr, dass sie sich ihm an den Hals warf. Dann nahm er einen Weinkelch entgegen und ließ sich auf seinem riesigen Thron aus Silber nieder. Ich klebte ihm an den Fersen. Willkommen zu Hause, Vater, willkommen zu Hause.

Während er den Wein trank, spielte er Dame. Niemandem war es erlaubt, mit ihm zu spielen. Er baute die gegnerischen Steine auf, drehte das Brett und verschob die eigenen. Meine Mutter tauchte ihre Stimme in Honig. »Kommst du nicht zu Bett, Geliebter?« Langsam drehte sie sich vor ihm und präsentierte ihm dabei ihre üppigen Rundungen, als würde sie auf einem Spieß geröstet. Meistens ließ er dann von seinem Spiel ab, aber eben nicht immer, und dies waren meine Lieblingsmomente, denn meine Mutter knallte daraufhin die Tür aus Myrrheholz hinter sich zu und verschwand.

Zu Füßen meines Vaters bestand die ganze Welt aus Gold. Das Licht erstrahlte auf einmal von überall her, seine hellgelbe Haut, seine funkelnden Augen, der lodernde Bronzeton seines Haars. Sein Körper glühte heißer als eine Feuerschale, und ich rückte so nah an ihn heran, wie er es zuließ, als wäre ich eine Eidechse, die sich in der Mittagshitze auf einem Felsen wärmt. Meine Tante hatte erzählt, dass einige der niederen Götter seinen Anblick kaum aushielten, aber ich war seine Tochter, sein Fleisch und Blut, und ich starrte sein Gesicht so lange an, dass es in meiner Fantasie weiterlebte, auch wenn ich längst weggesehen hatte. Es erstrahlte im Glanz des Bodens, der blanken Wände und der Intarsien der Tische. Ja, sogar auf meiner eigenen Haut.

»Was würde passieren«, fragte ich, »wenn ein Sterblicher dich in deiner ganzen Pracht sähe?«

»Er würde sofort zu Asche verbrennen.«

»Und wenn ein Sterblicher mich erblicken würde?«

Mein Vater lächelte. Ich lauschte, wie die Dame-Steine verschoben wurden, das vertraute Kratzen von Marmor auf Holz. »Der Sterbliche würde sich glücklich schätzen.«

»Also würde ich ihn nicht verbrennen?«

»Natürlich nicht«, erwiderte er.

»Aber meine Augen sind wie deine.«

»Nein«, sagte er. »Sieh her.« Sein Blick fiel auf ein Holzscheit neben der Feuerstelle. Erst glühte es, dann entflammte es, dann fiel es als Asche zu Boden. »Und das ist von meinen Kräften die geringste. Gelingt dir das?«

Ich starrte die ganze Nacht auf diese Scheite. Es gelang mir nicht.

Meine Schwester kam zur Welt, und kurz darauf mein Bruder. Wie viel Zeit dazwischen verging, kann ich nicht genau sagen. Göttliche Zeit fließt dahin wie Wasser in einer Stromschnelle, und noch hatte ich den Kunstgriff der Sterblichen, wie man Tage zählt, nicht erlernt. Man sollte meinen, unser Vater hätte es uns beigebracht, schließlich kannte er jeden Sonnenaufgang. Aber selbst er sah für gewöhnlich meinen Bruder und meine Schwester als Zwillinge an. Und in der Tat waren sie ab der Geburt meines Bruders so unzertrennlich wie sich paarende Nerze. Mein Vater segnete sie beide mit einer Hand. »Du«, sagte er zu meiner strahlenden Schwester Pasiphaë, »du wirst einen ewigen Sohn des Zeus heiraten.« Er sprach mit jener Stimme, die Prophezeiungen vorbehalten war und mit der er zukünftige Gewissheiten äußerte. Meine Mutter lächelte, als sie die Versprechungen hörte, und dachte schon an die herr­lichen Kleider, die sie zu Zeus’ Festessen tragen würde.

»Und du«, wandte er sich an meinen Bruder, nun wieder mit seiner normalen Stimme, die sonor und klar war wie ein Sommermorgen. »Jeder Sohn ist das Spiegelbild seiner Mutter.« Dies stellte meine Mutter zufrieden, und sie legte Helios’ Worte als Erlaubnis aus, ihrem Sohn den Namen Perses zu geben, ihr zu Ehren.

Die beiden waren schlau und merkten schnell, woran sie mit mir waren. Sie liebten es, sich hinter ihren vorgehaltenen Hermelinpfötchen über mich lustig zu machen. Ihre Augen sind so gelb wie Pisse. Ihre Stimme krächzt wie die einer Eule. Sie wird Falke gerufen, aber passender wäre Ziege, weil sie so hässlich ist.

Diese ersten Sticheleien waren noch dumpf und geistlos, aber sie wurden Tag für Tag schärfer. Ich lernte, meinen Geschwistern aus dem Weg zu gehen, und schon bald fanden die beiden es lustiger, mit den jungen Najaden und Flussgöttern im Palast des Okeanos herumzutollen. Wenn meine Mutter ihre Schwestern besuchte, folgten sie ihr und sicherten sich geschwind die Herrschaft über all unsere gefügigen Cousins und Cousinen, die wie kleine Fische hypnotisiert vor dem Maul eines Hechts erstarrten. Sie dachten sich Aberhunderte Spiele aus, die nur dazu dienten, andere zu schikanieren. Komm schon, bedrängten sie Melia, es ist Mode bei den Göttern des Olymp, sich die Haare in Nackenhöhe abzuschneiden. Wie willst du dir je einen Ehemann angeln, wenn du uns dir nicht helfen lässt? Als Melia sich erblickte, die Haare zu Igelstacheln geschoren, und augenblicklich in Tränen ausbrach, lachten sie so laut, dass die Grotten ihr Echo zurückwarfen.

Ich ließ sie machen, denn ich bevorzugte die Stille im Palast meines Vaters und verbrachte jede Sekunde, die es mir möglich war, zu seinen Füßen. Eines Tages bot er mir an, vielleicht zur Belohnung, ihn beim Besuch seiner heiligen Rinder zu begleiten. Dies war eine große Ehre, denn es bedeutete, dass ich in seinem goldenen Wagen mitfahren und die Tiere sehen durfte, um die er von allen Göttern beneidet wurde. Fünfzig reinweiße Färsen, die sein Auge auf seinem täglichen Weg über der Erde erfreuten. Ich beugte mich seitlich aus dem mit Juwelen verzierten Sonnenwagen und betrachtete staunend die Erde, die unter uns vorbeirauschte: das satte Grün der Wälder, die zerklüfteten Berge und das weite, endlos hingeworfene Blau des Ozeans. Ich hielt nach Sterblichen Ausschau, aber unsere Bahn verlief zu weit oben, als dass man ihrer hätte ansichtig werden können.

Die Herde weidete auf der grasbedeckten Insel Thrinakia und wurde von zwei meiner Halbschwestern gehütet. Kaum waren wir angekommen, rannten diese Schwestern auch schon auf meinen Vater zu und warfen sich ihm in die Arme. Von all den schönen Kindern meines Vaters zählten diese beiden zu den schönsten, denn ihre Haut und ihr Haar erinnerten an flüssiges Gold. Sie hießen Lampetia und Phaëthusa. Die Leuch­tende und Die Strahlende.

»Und wen hast du da mitgebracht?«

»Sie muss eins von Perses Kindern sein, sieh dir nur ihre Augen an.«

»Natürlich!« Lampetia strich mir übers Haar. »Liebes, mach dir keine Sorgen wegen deiner Augen. Überhaupt keine. Deine Mutter ist sehr schön, doch sie war nie mächtig.«

»Meine Augen sind wie eure«, sagte ich.

»Wie reizend! Nein, Liebes, unsere lodern hell wie Feuer, und unser Haar schimmert wie Sonnenlicht auf dem Wasser.«

»Sehr klug von dir, dass du deins zu Zöpfen geflochten trägst«, sagte Phaëthusa. »So sehen die braunen Flecken nicht gar so schlimm aus. Wie schade, dass du deine Stimme nicht genauso leicht verstecken kannst.«

»Sie könnte einfach nie mehr etwas sagen. Das wäre doch eine Lösung, oder, Schwester?«

»In der Tat, das wäre es.« Sie lächelten. »Sollen wir nach der Herde sehen?«

Ich hatte noch nie zuvor ein Rind gesehen, egal, welcher Rasse, aber das machte nichts: Die Tiere waren von einer so offenkundigen Schönheit, dass ich keine Vergleiche benötigte. Ihre Felle waren reinweiß wie die Blütenblätter einer Lilie und der Ausdruck ihrer von langen Wimpern umrandeten Augen unglaublich sanft. Ihre Hörner waren vergoldet worden – das Werk meiner Schwestern –, und wenn sie den Kopf nach unten beugten, um zu grasen, senkte sich ihr Nacken in tänzerischer Anmut. Im Licht des Sonnenuntergangs glommen ihre Rücken seidenmatt.

»Oh!«, rief ich. »Darf ich eins berühren?«

»Nein«, erwiderte mein Vater.

»Sollen wir dir ihre Namen verraten? Das hier ist Weißgesicht, das ist Augenschein und das hier Liebling. Da hinten sind Liebreiz und Hübsche und Goldhorn und Glänzende. Dort sind Liebling und …«

»Liebling hast du schon mal gesagt«, fiel ich ihr ins Wort. »Die da hinten heißt Liebling, hast du gesagt.« Ich zeigte auf das Tier, das friedlich vor sich hin kaute.

Meine Schwestern warfen erst sich und dann meinem Vater einen Blick zu. Einen einzigen goldenen Blick. Doch er sonnte sich entrückt in seinem eigenen Glanz und hatte nur Augen für seine Rinder.

»Du musst dich irren«, sagten die Schwestern. »Diese hier ist Liebling. Und diese heißt Sternenhell und diese Funkelschein und …«

»Was ist das denn?«, unterbrach mein Vater sie. »Hübsche hat Schorf auf dem Fell?«

Sofort überschlugen sich die Schwestern vor Eifer. »Was, Schorf? Nein, das kann nicht sein! Böse Hübsche, du hast dich verletzt! O nein, welch böses Ding hat dich nur verletzt!«

Ich beugte mich vor, um besser sehen zu können. Es war eine sehr kleine schorfbedeckte Wunde, kleiner als mein winzigster Fingernagel, aber mein Vater runzelte die Stirn. »Ihr werdet das bis morgen in Ordnung bringen.«

Meine Schwestern nickten ruckartig. Natürlich, natürlich. Es tut uns so leid.

Wir stiegen wieder in den Sonnenwagen, und mein Vater ergriff die mit Silber bestückten Zügel. Meine Schwestern küssten noch schnell seine Hände, dann sprangen die Pferde los und schaukelten uns durch den Himmel. Im abnehmenden Licht zeigten sich bereits die ersten Sternbilder.

Ich erinnerte mich, wie mein Vater mir einmal erzählt hatte, dass es auf der Erde Menschen gab, die sich Astronomen nannten. Ihre Aufgabe war es, sein Aufgehen und Untergehen zu verfolgen. Sie genossen unter den Sterblichen größtes Ansehen und lebten als Berater am Hofe der Könige. Doch mein Vater verweilte manchmal irgendwo länger als gewöhnlich und fuhr so ihren Berechnungen in die Parade. Verzweifelt mussten diese Himmelsforscher dann vor ihre Könige treten und wurden als Betrüger hingerichtet. Mein Vater hatte gelächelt, als er mir diese Geschichte erzählte. Sie bekamen, was sie verdienten, sagte er. Helios die Sonne beugte sich niemandes Willen, und niemand vermochte vorherzusehen, was er tun würde.

»Vater«, sagte ich am Tag unseres Ausflugs, »sind wir spät genug dran, um Himmelsforscher zu töten?«

»Das sind wir«, antwortete er und zog an den klirrenden Zügeln. Die Pferde drängten vorwärts, und die Welt unter uns verschwomm in nächtlichen Schatten, die am Rand des Meeres aufstiegen. Ich sah nicht hin. In meiner Brust verspürte ich ein Gefühl von Enge, als würde ein Lappen ausgewrungen. Ich dachte an diese Himmelsforscher. Ich stellte sie mir vor wie unbedeutendes Gewürm, mit hängenden Schultern vornübergebeugt. Bitte, riefen sie weinend auf knochigen Knien, es war nicht unser Fehler, die Sonne selbst hat sich verspätet.

Die Sonne verspätet sich nie, antworteten die Könige von ihren Thronen herab. So etwas zu sagen ist Blasphemie, ihr müsst sterben! Also fiel die Axt und teilte diese flehenden Männer in zwei Hälften.

»Vater«, sagte ich, »mir ist unwohl.«

»Du hast Hunger«, sagte er. »Es ist höchste Zeit für den Schmaus. Deine Schwestern sollten sich schämen, uns aufgehalten zu haben.«

Ich aß reichlich zu Abend, dennoch meldete sich dieses Gefühl immer wieder. Ich muss einen merkwürdigen Gesichtsausdruck gehabt haben, denn Perses und Pasiphaë, die auf ihrer Lagerstatt herumlungerten, fingen an zu kichern. »Hast du einen Frosch verschluckt?«

»Nein«, erwiderte ich.

Daraufhin lachten sie nur noch lauter und rieben ihre wohlgeformten Gliedmaßen aneinander wie Schlangen, die sich gegenseitig die Schuppen polierten. »Und wie waren die goldenen Färsen unseres Vaters?«

»Wunderschön.«

Perses lachte. »Sie weiß es nicht! Hast du schon mal gehört, dass jemand so dumm ist?«

»Noch nie«, antwortete meine Schwester.

Ich hätte besser nicht nachgefragt, aber ich hing immer noch meinen Gedanken nach, dem Bild von auf dem Marmorboden verteilten, durchtrennten Körpern. »Was weiß ich nicht?«

Meine Schwester, das vollkommene Unschuldslamm. »Dass er sie vögelt, was denn sonst. So produziert er immer neue Tiere. Er verwandelt sich in einen Bullen und zeugt ihre Kälber, dann kocht er die, die zu alt werden. Deshalb hält jeder sie für unsterblich.«

»Das stimmt nicht.«

Sie grölten vor Schadenfreude und zeigten auf meine feuerroten Wangen. Ihr Gelächter zog meine Mutter an. Sie liebte die Späße meiner Geschwister.

»Wir haben Circe von den Rindern erzählt«, berichtete ihr mein Bruder. »Sie wusste es nicht.«

Meine Mutter stimmte silbrig klirrend in ihr Gelächter ein und klang dabei wie Quellwasser, das über Felsen sprudelt. »Diese dumme Circe.«

So verhielt es sich damals.

Ich würde gerne behaupten, dass ich die ganze Zeit über auf eine Gelegenheit wartete, fortzulaufen. Aber in Wahrheit hätte ich mich wohl leider immer weiter so treiben lassen, in dem Glauben, dass es nichts anderes gab als dieses dumpfe Elend, bis ans Ende aller Tage.

KAPITEL 2

DIE NACHRICHT, EINER MEINER Onkel solle bestraft werden, machte die Runde. Ich war ihm nie begegnet, aber seinen Namen hatte ich bereits mehrfach aus dem unheilschwangeren Getuschel meiner Familie aufgeschnappt. Prometheus. Vor langer Zeit, als das Menschengeschlecht noch frierend und siechend in Höhlen kauerte, hatte er sich Zeus’ Willen widersetzt und ihnen das Feuer gebracht. Aus seinen Flammen waren alle Kunstfertigkeiten und Errungenschaften der Zivilisation entstanden, von denen der eifersüchtige Zeus gehofft hatte, er könne sie den Menschen vorenthalten. Für diese Rebellion war Prometheus zu einem Leben in der tiefsten Grube der Unterwelt verdammt worden, bis man sich eine angemessene Peinigung ausgedacht hätte. Und jetzt, verkündete Zeus, sei man so weit.

Meine anderen Onkel eilten zum Palast meines Vaters, mit wehenden Bärten und unausgesprochenen Ängsten. Es war ein wild zusammengewürfelter Haufen: Flussmänner mit Muskeln so dick wie Baumstämme, von Salzwasser durchtränkte Meeresgötter, in deren Bärten sich Krebse verfangen hatten, sehnige Greise mit Seehundfleisch zwischen den Zähnen. Die meisten waren keine echten Onkel, sondern eher so etwas wie Großcousins, Titanen wie mein Vater und Großvater, wie Prometheus. Die Überbleibsel aus dem Krieg der Götter – jene, die nicht besiegt oder in Ketten gelegt worden waren und die ihren Frieden mit Zeus’ Blitzen gemacht hatten.

Einst, als die Welt erwachte, gab es nur Titanen. Doch dann vernahm mein Großonkel Kronos die Prophezeiung, dass sein eigener Sohn ihn eines Tages vom Thron stoßen würde. Als seine Gattin Rhea ihr erstes Kind zur Welt brachte, entriss er es ihr, noch glitschig von der Geburt, und verschlang es. Vier weitere Kinder wurden geboren, und er aß sie auf, genau wie das erste. Bis die verzweifelte Rhea bei der jüngsten Geburt einen Stein in Windeln wickelte und ihn Kronos anstelle des Säuglings zum Verschlingen gab. Der Schwindel gelang, und das gerettete Kind, Zeus, wurde auf den Berg Dikti gebracht, wo es im Verborgenen großgezogen wurde. Als Zeus erwachsen war, erhob er sich tatsächlich gegen seinen Vater. Er holte sich den Blitzstrahl vom Himmel und zwang seinen Vater, giftige Kräuter zu schlucken. Seine Brüder und Schwestern, die im Bauch ihres Vaters gelebt hatten, wurden erbrochen. Sie schlugen sich auf die Seite ihres Bruders, nannten sich die Olympier nach dem hohen Gipfel, auf dem sie ihre Herrschaft errichteten.

Die alten Götter entzweiten sich. Viele blieben Kronos treu, aber mein Vater und Großvater entschieden sich für Zeus. Manch einer meinte, Helios habe Kronos schon immer für seine Überheblichkeit gehasst; andere flüsterten hinter vorgehaltener Hand, seine hellseherischen Kräfte hätten ihn den Ausgang des Krieges erahnen lassen. Die Kämpfe rissen den Himmel in Stücke; die Luft brannte, und die Götter kratzten sich gegenseitig das Fleisch von den Knochen. Die Erde wurde von kochend heißen Blutstropfen übersät, die so kraftvoll waren, dass an den Stellen, auf die sie fielen, seltene Blumen aus dem Boden schossen. Am Ende triumphierte Zeus. Er legte diejenigen, die ihm getrotzt hatten, in Ketten, und den übrig gebliebenen Titanen entzog er jedwede Macht und händigte sie seinen Brüdern und Schwestern und den von ihm gezeugten Kindern aus. Mein Onkel Nereus, einst der mächtige Herrscher über das Meer, verrichtete jetzt Lakaiendienste für den neuen Meeresgott Poseidon. Mein Onkel Proteus verlor seinen Palast, und seine Ehefrauen wurden als Bettsklavinnen gehalten. Nur mein Vater und Großvater erlitten keine Herabsetzungen oder Verluste ihrer Gebiete.

Doch die Titanen verhöhnten Zeus. Sollten sie ihm etwa dankbar sein? Jeder wusste, dass Helios und Okeanos die Geschicke und den Ausgang des Krieges gelenkt hatten. Zeus hätte sie eigentlich mit neuer Macht überhäufen sollen, neuen Aufgaben, aber er hatte Angst, denn ihre Kräfte waren den seinen bereits ebenbürtig. Die Blicke aller Titanen richteten sich auf meinen Vater und erwarteten seinen Protest, das Aufbrausen seines großen Feuers. Doch Helios kehrte einfach in seinen unterirdischen Palast zurück, weit weg aus Zeus’ himmelsklarem Sichtfeld.

Jahrhunderte waren seither vergangen. Die Wunden der Erde waren verheilt, und der Friede hatte gehalten. Aber der Groll der Götter ist so unsterblich wie ihr Fleisch, und in Festnächten suchten meine Onkel die Nähe meines Vaters. Ich liebte es, wie sie den Blick senkten, sobald sie mit ihm sprachen, wie sie verstummten und aufmerksam wurden, sobald er sich auf seinem Thron regte. Die Weinschalen leerten sich, und das Licht der Fackeln verglomm. Es dauert schon zu lange, flüsterten meine Onkel. Wir sind wieder erstarkt. Stell dir vor, was dein Feuer vermag, wenn du es freisetzt. Du bist der Größte aus dem alten Geschlecht, größer noch als Okeanos. Größer als Zeus selbst, wenn du es nur wünschst.

Mein Vater lächelte. »Brüder«, sagte er, »was redet ihr da? Gibt es nicht genug Rauch und Wohlgerüche, genug Opfer­gaben für alle auf unseren Altären? Dieser Zeus macht seine Sache gut.«

Hätte Zeus ihn gehört, er wäre zufrieden gewesen. Doch er konnte nicht sehen, was ich sah, im Gesicht meines Vaters. Die unausgesprochenen, in der Luft hängenden Worte.

Dieser Zeus macht seine Sache gut, fürs Erste.

Meine Onkel rieben sich die Hände und erwiderten das ­Lächeln. Sie gingen fort und dachten voller Hoffnung an das, was sie alles endlich wieder tun würden, wären die Titanen nur erneut an der Macht.

Dies war meine erste Lektion. Unter der glatten Oberfläche des Vertrauten wartet etwas anderes darauf, die Welt in Stücke zu reißen.

Nun drängten sich meine Onkel mit vor Angst geweiteten Augen in der Halle meines Vaters. Die jähe Bestrafung des Prometheus sei ein Zeichen, sagten sie, dass Zeus und seine Sippe sich letztendlich doch gegen uns wenden würden. Die Olympier wären niemals wirklich zufrieden, bis der Letzte von uns ganz und gar zerstört sei. Wir sollten uns hinter Prometheus stellen, oder nein, wir sollten unsere Stimme gegen ihn erheben, um damit Zeus’ Blitzstrahl von unseren eigenen Häuptern abzuwenden.

Ich saß an meinem gewohnten Platz zu Füßen meines Vaters. Ich verhielt mich still, damit sie mich ja nicht bemerken und fortschicken würden, und war innerlich aufgewühlt wegen dieser erdrückenden Möglichkeit: Es könnte erneut zum Krieg kommen. Unser Palast würde von Blitzen in Schutt und Asche gelegt werden. Wir würden von Athene gejagt, Zeus’ kriegerischer Tochter mit ihrem silbergrauen Speer, und von ihrem Bruder Ares, Gott des Massakers und des Blutbads. Man würde uns in Ketten legen und in glühend heiße Gruben werfen, aus denen es kein Entkommen gab.

Mein Vater erhob inmitten der Besucher ruhig und glanzvoll seine Stimme. »Hört, Brüder, wenn Prometheus seine Strafe bekommt, dann nur deshalb, weil er sie verdient hat. Lasst uns nicht gleich eine Verschwörung vermuten.«

Aber meine Onkel regten sich weiterhin auf. Die Bestrafung soll öffentlich erfolgen. Das ist eine Beleidigung, sie wollen uns eine Lektion erteilen: Seht her, was mit Titanen passiert, die nicht gehorchen.

Die Strahlkraft meines Vaters hatte einen scharfen weißen Schimmer angenommen. »Es ist die Züchtigung eines Abtrünnigen, weiter nichts. Prometheus hat sich von seiner törichten Liebe für die Sterblichen in die Irre führen lassen. Dies ist keine Lektion für uns Titanen. Versteht ihr das?«

Meine Onkel nickten. Auf ihren Gesichtern mischte sich Enttäuschung mit Erleichterung. Kein Blutvergießen, fürs Erste.

Die Bestrafung eines Gottes kam selten vor und verbreitete Angst und Schrecken, und in unserem Palast redeten alle wild durcheinander. Prometheus konnte nicht getötet werden, aber es gab viele höllische Folterqualen, die anstelle des Todes treten konnten. Würde man ihn mit Messerstichen oder Dolchstößen traktieren oder ihm Gliedmaßen abreißen? Kämen glühend heiße Dornen oder ein Feuerrad zum Tragen? Die Najaden fielen sich vor Aufregung ohnmächtig in den Schoß. Die Flussgötter brachten sich mit vor Anspannung düsteren Mienen in Positur. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr sich die Götter vor Schmerzen fürchten. Nichts ist ihnen fremder, und deshalb sehnen sie sich inniglich danach, in sein Antlitz zu sehen.

An dem angesetzten Tag wurden die Türen zur Empfangshalle meines Vaters weit aufgestoßen. An den Wänden hingen riesige juwelenbesetzte Fackeln, und in ihrem Licht versammelten sich Nymphen und Götter in vielfältiger Gestalt.

Die gertenschlanken Baumnymphen, die Dryaden, strömten aus den Wäldern herbei, und die steinernen Bergnymphen, die Oreaden, rannten von ihren Klippen herab. Meine Mutter kam in Begleitung ihrer Najaden-Schwestern; die Flussgötter, breitschultrig wie Pferde, pferchten sich neben Meeresnymphen, die Nereiden, die so weiß waren wie Fische, und deren Salz­wassergebieter. Selbst die mächtigen Titanen kamen: mein Vater natürlich und Okeanos, aber auch der seine Gestalt verändernde Proteus und Nereus aus dem ägäischen Meer; meine Tante Selene, die von ihren silbernen Pferden über den Nachthimmel gezogen wird, und die vier Winde, angeführt von meinem eisigen Onkel Boreas. Gut tausend begierige Augen. Fehlten allein Zeus und seine Olympier. Sie verachteten unsere Versammlungen unter der Erde. Es hieß, sie hätten bereits ganz unter sich oben in den Wolken ihre eigenen Absprachen getroffen, was die Foltermethode betraf.

Die Verantwortung für die Bestrafung war einer Furie übertragen worden, einer der fürchterlichen Rachegöttinnen, die bei den Toten in der Unterwelt hausen. Meine Familie nahm wie immer ihrer Vorrangstellung gemäß Platz, und ich stand ganz vorn im Gedränge und ließ die Tür nicht aus den Augen. Hinter mir drängten sich die Najaden und Flussgötter und tuschelten. Ich habe gehört, ihnen wachsen statt Haaren Schlangen auf dem Kopf. Nein, sie haben Schwänze wie Skorpione, und aus ihren Augen fließt Blut.

Der Eingang lag verlassen da. Und dann urplötzlich nicht mehr. Ihr Gesicht war aschfahl und mitleidslos, wie aus lebendigem Stein gemeißelt, und hinter ihrem Rücken erhoben sich schwarze Flügel, geformt wie die Schwingen eines Geiers. Eine gespaltene Zunge schnellte immer wieder über ihre Lippen. Auf ihrem Kopf ringelten sich Schlangen und wanden sich grün und wurmdünn wie Schmuckbänder durch ihr Haar.

»Ich bringe den Gefangenen.«

Ihre Stimme hallte von der Decke wider, rau und grimmig wie das Bellen eines Jagdhundes, der über seiner Beute anschlägt. Sie betrat mit großen Schritten die Halle. In ihrer rechten Hand befand sich eine Peitsche, deren Spitze beim Gehen leise über den Boden kratzte. In der anderen Hand hielt sie eine lange Kette, und an deren Ende folgte Prometheus.

Er trug eine dicke weiße Augenbinde und die Fetzen einer Tunika um die Hüften. Seine Hände waren gefesselt, ebenso wie seine Füße, und doch stolperte er nicht. Ich hörte eine Tante neben mir flüstern, die Fesseln seien von Hephaistos persönlich angefertigt worden, dem mächtigen Gott der Schmiede, sodass nicht einmal Zeus sie brechen konnte. Die Furie flog mit ihren Geierschwingen auf und befestigte die Handschellen weit oben an der Wand. Prometheus hing in ihnen mit überstreckten Armen, durch deren Haut sich die Knochen wie Knöpfe bohrten.

Selbst ich, die so wenig Ahnung hatte von körperlichem Unbehagen, spürte förmlich den Schmerz.

Ich dachte, mein Vater würde das Wort ergreifen. Oder eine der anderen Gottheiten. Gewiss würden sie ihm auf irgendeine Weise Anerkennung zollen, ein freundliches Wort an ihn richten, schließlich waren sie seine Familie. Aber Prometheus hing dort stumm und allein.

Die Furie hielt sich erst gar nicht mit einer Strafpredigt auf. Sie war die Göttin der Folter und kannte sich aus mit der Sprache der Gewalt. Das Schlagen ihrer Peitsche klang wie das Brechen von Eichenästen. Prometheus’ Schultern zuckten, und an einer Seite seines Körpers klaffte eine Wunde auf, so lang wie mein Arm. Um mich herum zischte es wie Wasser auf heißen Steinen, als alle scharf die Luft einsogen. Die Furie hob erneut die Peitsche. Zack. Von seinem Rücken löste sich ein blutiger Hautstreifen. Jetzt legte sie erst richtig los und geißelte mit jedem Hieb, einem nach dem anderen, das Fleisch in langen Linien, die sich auf seinem Rücken kreuzten. Das einzige Geräusch war das Schnalzen der Peitsche und Prometheus’ stoßartige, dumpfe Atemzüge. In seinem Nacken lagen die Sehnen bloß. Jemand stieß mich in den Rücken, um bessere Sicht zu erhaschen.

Die Wunden der Götter heilen schnell, aber die Furie wusste, was sie tat, und war schneller. Hieb um Hieb verpasste sie ihm, bis das Peitschenleder blutdurchtränkt war. Man hatte mir gesagt, dass Götter bluten konnten, aber gesehen hatte ich es noch nie. Prometheus war einer der Edelsten unter uns, und die aus ihm hervorquellenden Blutstropfen schimmerten golden. Auf seinem Rücken bildete sich daraus eine schmierige Substanz, die von schrecklicher Schönheit war.

Dennoch peitschte die Furie weiter. Stunden vergingen, vielleicht Tage. Doch selbst Götter sind nicht in der Lage, einer Auspeitschung bis in alle Ewigkeit zuzusehen. Das Blut und die Folter begannen sie nach einer Weile zu langweilen, und sie besannen sich wieder all ihrer Annehmlichkeiten: der auf sie wartenden Bankette und der weichen, violett gepolsterten Liegestätten, auf denen sie ihre Gliedmaßen lang ausstrecken würden. Einer nach dem anderen verschwand, und nach einem letzten Peitschenhieb folgte ihnen die Furie, denn nach getaner Arbeit hatte auch sie sich ein Festmahl verdient.

Die Augenbinde war vom Gesicht meines Onkels gerutscht. Er hatte die Augen geschlossen, und sein Kinn ruhte auf seiner Brust. Die Haut auf seinem Rücken hing in goldenen Fetzen. Ich hatte meine Onkel sagen hören, Zeus hätte ihm angeboten, auf Knien um eine geringere Bestrafung zu betteln. Er hatte abgelehnt.

Jetzt war nur noch ich da. Der Gestank nach Eiter, zähflüssig wie Honig, hatte die Luft geschwängert. Rinnsale geschmolzenen Bluts liefen ihm noch immer über die Beine. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Wusste er, dass ich noch da war? Vorsichtig machte ich einen Schritt auf ihn zu. Seine Brust hob und senkte sich, begleitet von rasselnden Atemzügen.

»König Prometheus?« In dem hallenden Saal klang meine Stimme besonders dünn.

Er hob den Kopf in meine Richtung und schlug die Augen auf, die schön, groß und dunkel waren und umrandet von langen Wimpern. Seine Wangen waren straff und bartlos, und trotzdem hatte er etwas an sich, das so alt war wie mein Großvater.

»Ich könnte dir Nektar bringen«, sagte ich.

Sein Blick blieb an mir hängen. »Dafür wäre ich dir dankbar«, sagte er. Seine Stimme klang so volltönend wie das Klopfen auf altes Holz. Ich hörte sie zum ersten Mal; während all der Höllenqualen hatte er kein einziges Mal aufgeschrien.

Ich zögerte nicht, und mein Atem ging schnell, als ich durch die Gänge in den Festsaal voller lachender Götter eilte. Am anderen Ende des Saals trank die Furie aufs Wohl aller aus einem riesigen Kelch, auf den das anzüglich grinsende Gesicht einer Gorgo geprägt war. Sie hatte niemandem verboten, mit Prometheus zu sprechen, aber das hatte nichts zu bedeuten, schließlich machte sie mit Freveln ihr Geschäft. Ich stellte mir ihre abscheuliche Stimme vor, wie sie meinen Namen brüllte. Ich stellte mir klirrende Ketten an meinen Handgelenken vor und die aus der Luft herabzischende Peitsche. Aber meine Vorstellungskraft reichte nicht weiter als bis dahin. Ich hatte noch nie einen Peitschenhieb gespürt. Und die Farbe meines Blutes kannte ich nicht.

Ich zitterte so sehr, dass ich den Becher mit beiden Händen tragen musste. Was würde ich sagen, sollte mich jemand aufhalten? Aber die Gänge waren leer, als ich mich auf den Rückweg machte.

In der Haupthalle hing Prometheus reglos in seinen Ketten. Seine Augen waren wieder geschlossen, und seine Wunden glänzten im Licht der Fackeln. Ich zögerte.

»Ich schlafe nicht«, sagte er. »Würdest du den Becher für mich halten?«

Ich errötete. Natürlich, er konnte ihn wohl kaum selbst in die Hand nehmen. Ich trat so dicht an ihn heran, dass ich die Hitze spüren konnte, die seine Schultern verströmten. Der Boden war vor lauter Blut ganz glitschig. Ich hob den Becher an seine Lippen, und er trank. Ich beobachtete das sanfte Auf und Ab seiner Kehle. Seine Haut hatte einen wunderschönen Ton, glänzend wie Walnussholz. Sie roch nach regensattem Moos.

»Du bist eine Tochter des Helios, nicht wahr?«, sagte er, als er fertig war. Ich machte einen Schritt zurück.

»Ja.« Die Frage versetzte mir einen Stich. Wäre ich eine geziemende Tochter, hätte er sie nicht stellen müssen. Dann wäre ich vollkommen und von strahlender Schönheit, gespeist aus der Kraft und dem Glanz meines Vaters.

»Ich danke dir für deine Freundlichkeit.«

Ich wusste nicht, ob ich freundlich war, und kam mir furchtbar unwissend vor. Er sprach bedächtig, fast schon zaghaft, und dennoch war sein Verrat so unverfroren und schamlos gewesen. Mein Verstand hatte mit diesem Widerspruch zu kämpfen. Dreistes Handeln und dreistes Auftreten sind nicht das Gleiche.

»Bist du hungrig?«, fragte ich. »Ich könnte dir etwas zu essen bringen.«

»Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder hungrig sein werde.«

Es klang nicht so erbärmlich, wie es sich vielleicht von einem Sterblichen angehört hätte. Essen, genau wie Schlafen, tun wir Götter nur, weil es eins der größten Vergnügen ist, die das Leben zu bieten hat, und nicht, weil wir müssen. Eines Tages werden wir vielleicht beschließen, nicht mehr auf unsere Bäuche zu hören, wenn unser Wille stark genug ist. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass dies auf Prometheus schon zutraf. Nach den vielen Stunden zu Füßen meines Vaters hatte ich gelernt, den Geruch der Macht zu erschnüffeln, wenn er denn vorhanden war. Einige meiner Onkel dünsteten ihn schwächer aus als die Stühle, auf denen sie saßen, aber der Geruch meines Großvaters Okeanos war satt und durchdringend wie Flussschlamm und der meines Vaters sengend wie die Flamme eines frisch entfachten Feuers. Prometheus’ Moosgeruch erfüllte die ganze Halle.

Ich richtete meinen Blick auf den Becher und nahm meinen ganzen Mut zusammen.

»Du hast den Sterblichen geholfen«, sagte ich. »Deshalb wurdest du bestraft.«

»So ist es.«

»Würdest du mir einen Sterblichen beschreiben?«

Es war die Frage eines Kindes, aber er nickte ernsthaft. »Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Jeder von ihnen ist anders. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist der Tod. Kennst du dieses Wort?«

»Ja, ich kenne es«, sagte ich, »aber ich verstehe es nicht.«

»Kein Gott versteht seine Bedeutung. Ihre Körper fallen in sich zusammen und gehen in die Erde über. Ihre Seelen werden zu kaltem Rauch und fliegen in die Unterwelt. Dort essen sie nichts und trinken nichts und spüren keine Wärme. Alles, wonach sie greifen, entgleitet ihren Fingern.«

Mich schauderte. »Wie halten sie das aus?«

»So gut sie irgend können.«

Die Fackeln verloschen allmählich, und die Schatten leckten nach uns wie dunkles Wasser. »Stimmt es, dass du abgelehnt hast, um Gnade zu bitten? Und dass du nicht überführt wurdest, sondern deine Taten freiwillig vor Zeus gestanden hast?«

»So ist es.«

»Warum?«

Sein Blick ruhte in meinem. »Vielleicht sagst du es mir. Warum sollte ein Gott so etwas tun?«

Ich wusste darauf keine Antwort. Für mich grenzte es an Wahnsinn, göttliche Bestrafung herauszufordern, aber das konnte ich ihm nicht sagen, nicht, während meine Füße in seinem Blut badeten.

»Götter müssen sich nicht alle gleich verhalten«, sagte er schließlich.

Was ich darauf entgegnet hätte, weiß ich nicht, denn durch die Gänge hallten laute Rufe.

»Es ist an der Zeit, dass du gehst. Alekto lässt mich nie lange allein. Ihre Grausamkeit sprießt so schnell wie Unkraut und muss alle Naselang gestutzt werden.«

Eine merkwürdige Art, die Situation zu beschreiben, denn er war es, der hier gestutzt wurde. Aber mir gefiel es, es war, als wohnte seinen Worten ein Geheimnis inne. Etwas, das wie ein Stein aussah, aber im Inneren ein Samenkorn war.

»Dann gehe ich jetzt«, sagte ich. »Wirst du … wieder gesund?«

»Zur Genüge«, sagte er. »Wie heißt du?«

»Circe.«

Lächelte er ein bisschen? Vielleicht bildete ich mir das nur ein. Ich zitterte bei dem Gedanken, was ich gerade getan hatte, es war mutiger als alles, was ich jemals zuvor gewagt hatte. Ich wandte mich um, ließ ihn allein zurück, und ging durch die mit Obsidian ausgeschmückten Gänge. In der Festhalle tranken und lachten die Götter immer noch und fläzten sich über die Schöße ihrer Sitznachbarn. Ich beobachtete sie. Ich wartete darauf, dass jemand eine Bemerkung über meine Abwesenheit fallen ließ, aber niemand sagte etwas, denn sie war niemandem aufgefallen. Warum auch? Ich war ein Nichts, ein Stein. Ein Nymphenkind unter abertausend anderen.

Ein seltsames Gefühl erwachte in mir, eine Art Brummen, das in meiner Brust vibrierte und sich anhörte wie Bienen im Winter, wenn die Schneeschmelze einsetzt. Ich ging in die Schatzkammer meines Vaters, die prall gefüllt war mit glänzenden Reichtümern: goldene Becher in der Form von Bullenschädeln, Halsketten aus Lapis und Bernstein, silberne Tri­poden und Schalen aus gemeißeltem Quarz, deren Griffe Schwanenhälsen glichen. Mein Lieblingsstück war seit jeher ein Dolch mit einem Griff aus Elfenbein, in den der Kopf einer Löwin geschnitzt war. Ein König hatte ihn meinem Vater geschenkt, in der Hoffnung, seine Gunst zu erlangen.

»Und ist es ihm gelungen?«, hatte ich einst meinen Vater gefragt.

»Nein.«

Ich nahm den Dolch mit in mein Zimmer. Die Bronze glänzte im fahlen Licht, und die Löwin fletschte die Zähne, Unter ihr befand sich mein Handteller, weich und ohne Linien. Er konnte keine Narben hervorbringen, keine eiternden Wunden. Er würde nie auch nur den Hauch einer Spur von Alter zeigen. Ich stellte fest, dass ich keine Angst vor dem kommenden Schmerz hatte. Meine schreckliche Angst galt etwas ganz anderem: dass die Klinge überhaupt nichts zu schneiden hätte. Dass sie durch mich hindurchgleiten würde, als tauchte sie in Rauch ein.

Sie glitt nicht durch mich hindurch. Meine Haut klaffte bei der Berührung durch die Klinge auseinander, und der Schmerz traf mich wie ein silberner Blitz. Das Blut, das floss, war rot, da ich nicht so mächtig wie mein Onkel war. Die Wunde nässte eine ganze Weile, bevor sie sich von allein zu verschließen begann. Ich saß die ganze Zeit über da und beobachtete den Vorgang, und währenddessen schoss mir etwas durch den Kopf, ein ganz neuer Gedanke. Ich schäme mich, ihn laut auszusprechen, denn er kommt mir so einfältig vor wie der eines Kindes, das plötzlich begreift, dass seine Hand ein Teil von ihm ist. Aber genau das war ich damals: ein Kind.

Und wie lautete dieser Gedanke? Dass mein ganzes Leben bisher aus trüben und tiefen Wassern bestanden hatte, aber dass ich nicht Teil dieser dunklen Fluten war. Ich war ein Geschöpf, das darin lebte.