ASIENS
UNTERWELT
Elephanta, Mumbai, Indien
Stich aus dem 19. Jahrhundert
V. F. SAMMLER
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Die Produktion dieses Text-Sachbildbandes wurde in dankenswerter Weise durch Herrn
S. D. Hans-Adam II., Fürst von Liechtenstein (Schloss Vaduz, Liechtenstein) gefördert.
Abbildungsverzeichnis in alphabethischer Reihenfolge: Luc Bürgin, Schweiz (Abb. 167–169), Univ.-Doz. Dr. Kurt Jaritz (†), Graz (Abb. 55–57), Chr. und A. Markovic, Graz (Abb. 29 und 246), Fritz Messner, Feldkirchen b. Graz (Abb. 63–66, 242–245), Nationalmuseum Kuala Lumpur, Malaysien (Abb. 128, 288), F. O. Oertel (†) (Abb. 52–54), Dr. Eike-Olaf Tillner, Schweiz (Abb. 146, 148, 150), Ilse Vogel, Deutschland (Abb. 156, 163–165), Dr. Lothar Wanke (†), Graz (Abb. 16, 17, 62, 75. 76, 80, 81, 133, 144, 145, 147, 149, 151–155, 247, 248) und Klaus Wisiak, Graz (Abb. 256). Alle weiteren im Buch publizierten Fotos sind von Mag. Dr. Heinrich Kusch und Ingrid Kusch, Graz.
Grafiken: Prof. Peter Holl, Graz (Landkarten, Abb. 204); Dr. Kaszab, Budapest, Ungarn; Mag. Dr. Heinrich Kusch, Graz; Ingrid Kusch, Graz; Monika Messner, Feldkirchen b. Graz; Univ.-Prof. Dr. Vishnu S. Wakankar, Ujjain, Indien.
Umschlagfoto Vorderseite: Teilansicht der über 50 m langen Tempelhalle in der hinduistischen Kulthöhle „Dumar Lena“ Nr. 29 in Ellora, Indien. Foto: Mag. Dr. Heinrich Kusch
Umschlagfotos Rückseite: Links: Höhleneingang im Karstgebiet von Kedah, Westmalaysien,
Rechts: Frontansicht der Jaina-Höhleneingänge bei Gwalior in Indien (beide Fotos: Mag. Dr. Heinrich Kusch).
Links unten: Buddhistische Klosterhalle der Höhle Nr. 5 in Ellora, Indien (Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert), rechts unten: Expedition in Kalimantan, Ostmalaysien (Foto: Nationalmuseum Kuala Lumpur).
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ISBN: 978-3-85365-296-1
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© Copyright by V. F. SAMMLER, Graz 2018
Druck und Bindung: Christian Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan
Printed in Austria
Einleitung
Kapitel 1:
Die Höhle im Mythos
Kapitel 2:
Tempelhöhlen der historischen Epoche
Kapitel 3:
Die Felsbildplätze Asiens
Kapitel 4:
Prähistorische Megalithkulturen
Kapitel 5:
Monumentale Heiligtümer im Fels
Kapitel 6:
Im Reich des Todes
Danksagung
Weiterführende Literatur
Ortsregister
Abb. 1 Rastplatz in einem Eingangsbereich bei den Gomantong-Höhlen, Sabah, Nordkalimantan, Ostmalaysien. Im Rahmen der Austrian-Speleological-Kalimantan-Expedition 1981 wurde dieser Höhlenkomplex im Zeitraum von 6 Tagen von uns wissenschaftlich untersucht. Im Hintergrund ist eine mächtige über 50 Meter hohe Pflanzenwand des tropischen Regenwaldes erkennbar.
Bei den fast vier Jahrzehnte vorausgehenden Forschungsarbeiten zu diesem Buch auf dem asiatischen Kontinent drangen die beiden Autoren in ihnen weitgehend unbekannte Welten vor. Über 30 teils internationale Expeditionen, Forschungs- und Studienreisen waren notwendig, um die in der oft unzugänglichen Wildnis gelegenen Höhlenfundplätze aufzuspüren, zu dokumentieren und an das in diesem Buch verwendete Bildmaterial zu gelangen (Abb. 1 und 2). Die asiatischen Kulturen repräsentieren ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Menschheit, darum wurde versucht, in zahllosen Recherchen und Feldforschungsprojekten die Wurzeln ihrer bzw. unserer Vergangenheit aufzuspüren. In diesem Sachbildband wurden einige der bedeutendsten Aspekte der facettenreichen Religionswelten und die ungewöhnlichsten Kultplätze Asiens dokumentiert. Auf den nachfolgenden Seiten wird unsere ureigenste Vergangenheit zur Gegenwart, längst vergessene Rituale leben wieder auf und werden so zur greifbaren Realität. Der asiatische Kontinent ist nicht nur ein riesiger Schmelztiegel der heutigen großen Weltreligionen, sondern war auch ihr Geburtsort.
Der Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus, das Judentum, der Islam und das Christentum, aber auch unzählige Formen von Natur- und Urreligionen, die bereits vom Menschen der Vorzeit auf dem asiatischen Kontinent praktiziert wurden und bis zu den rezenten Naturvölkern zurückzuverfolgen sind, haben hier ihre Wurzeln. In all diesen Religionsformen spielten Höhlen in der Vergangenheit und auch heute noch eine wichtige, oft auch eine dominante Rolle. Nirgendwo auf unserer Erde ist die ungebrochene Macht der alten Götter so stark spürbar wie in den Kulthöhlen Asiens. Hier leben die religiösen Bräuche und Riten durch den Menschen bis heute fort, wenn auch in einer leicht abgewandelten Form. Diese Orte wurden einst deshalb ausgewählt, da die Menschen in ihnen Plätze göttlicher Präsenz sahen. Über den zentralen und südlichen Kontinent und die Inselwelt Asiens ist heute eine hohe Konzentration an Höhlenkultplätzen bekannt. Tausende Objekte, vom einfachen Höhlenheiligtum bis hin zu gewaltigen unterirdischen Tempelanlagen früher asiatischer Hochkulturen, spiegeln alle Facetten religiöser Handlungen und Erscheinungsformen wider. Die augenscheinliche Dominanz der Höhle im geistigen Rahmen der heutigen Weltreligionen, wie z. B. im Buddhismus und Hinduismus, hat über Jahrtausende hinweg von Indien aus über ganz Asien Verbreitung gefunden und zu künstlerischen und architektonischen Höchstleistungen geführt, die weltweit ihresgleichen zu suchen haben. Die Kontinuität des religiösen Schaffens ist einzigartig auf unserem Planeten und versetzt jeden in Staunen, der sich intensiv mit diesen Höhlenkulten und verborgenen Plätzen auseinandersetzt. Das Eintauchen in einen längst vergangenen Zeitraum, in dem die Menschen den Göttern noch sehr nahe standen und Opferungen zum Alltag gehörten, war speziell auf diesem Kontinent durch die Vielfalt der vorherrschenden Kulturkreise möglich. Hier existiert eine große Anzahl an heiligen Plätzen, an deren Spitze oft Naturobjekte standen, die wegen ihrer Unheimlichkeit, Größe oder Absonderlichkeit Staunen und Ehrfurcht im Menschen auslösten. Es kann sich hier um Quellen, Flüsse, Wälder, Berge, aber auch, wie in unserem speziellen Fall, um Höhlen handeln. Viele dieser Plätze verloren in den letzten Jahrhunderten an Bedeutung oder gerieten in Vergessenheit. Es existieren jedoch immer noch Hunderte bekannte Tempelhöhlen oder Steinmonumente, die Jahrtausende lang in Verwendung standen, aber gewiss auch zahlreiche unbekannte Heiligtümer, die nicht nur in Asien noch ihrer Erforschung harren.
So sind heute beispielsweise in China und in Indien weit über 1.000 Höhlenheiligtümer bekannt, deren Ursprung in vielen Fällen mehr als 2.000 Jahre zurückliegt. Buddhistische, jainistische und hinduistische unterirdische Tempelanlagen, die in einer Art Negativarchitektur in Jahrhunderte langer Arbeit von Tausenden Arbeitern und Künstlern aus dem Fels geschnitten und deren Innenräume mit zahlreichen Kunstwerken ausgeschmückt wurden, sind heute aus unserer Sicht stumme Zeugen einer unvorstellbaren glanzvollen vergangenen Epoche. Die Blütezeit der Errichtung von Höhlentempeln in den asiatischen Hochkulturen liegt in einem Zeitraum vor etwa 2.300 bis 1.000 Jahren vor heute. Sie vermitteln uns einen Einblick in das Kunstschaffen unserer Vorfahren und die religiösen Werte dieser Epochen. Sehr oft lagen die unterirdischen Kloster- und Tempelanlagen an alten Handelswegen, die einst den indischen Subkontinent oder Hinterindien und China durchquerten. Speziell die buddhistischen Höhlentempel zählen heute zu den Meisterleistungen früher Steinmetzkunst. Mit ihren Skulpturen, großen Hallen und Säulengängen, mit den Schreinen und den mit einzigartigen Reliefarbeiten bzw. Freskenmalereien geschmückten Wandpartien sind diese Heiligtümer kulturhistorische Unikate.
Aber auch im Vorderen Orient wurden in den letzten 2.000 Jahren Tausende kleinere und größere Kultanlagen in Naturhöhlen neu adaptiert oder künstlich neu geschaffen. Das Spektrum der wohl faszinierendsten Sakralbauten, die sich auf unserer Erde befinden, reicht von den geheimnisvollen Tempelhöhlen des Mon-Volkes in Burma und Thailand bis hin zu den gewaltigen hinduistischen wie auch buddhistischen Höhlenanlagen im indischen bzw. chinesischen Raum und den eindrucksvollen Nekropolen von Petra (Jordanien) bis zu den Höhlenstädten in Kappadokien (Türkei) im vorderasiatischen Bereich. Auf keinem Kontinent unseres Planeten werden heute noch so viele Kulthandlungen in Höhlen zelebriert wie in Asien. Hier ist der Mensch auch gegenwärtig noch eng mit der ihn umgebenden Kultur und Religion verbunden. Alte Riten und Opferungen an Götter, Geister und Dämonen werden an diesen Orten mit ihrem magisch-mystischen Umfeld wie vor Tausenden Jahren, wenn gewiss auch manchmal in leicht abgeänderter Form, durchgeführt. Ebenso werden heute noch in heiligen Höhlen geheime Schriften, Kunst- und Kultgegenstände aufbewahrt, womit diese oft zu Schatzkammern von sehr altem Wissen und Vorläuferkulturen avanciert sind.
Eine Verbindung zwischen bereits untergegangenen und den heute noch lebenden Kulturen Asiens herzustellen, war für meine Frau und mich nicht immer einfach. Zu vielfältig war und ist das Erscheinungsbild der frühen Hochkulturen und noch früherer Kulturkreise. In einigen Fällen war es überaus schwierig, das Vertrauen der Eingeweihten zu gewinnen, um die genaue Lage der oft verborgenen und in Vergessenheit geratenen Heiligtümer zu erfahren. Der Ursprung der menschlichen Kultur, der Religion, der Kunst und somit auch der Sprache hat seine Wurzeln tief in der mittel- und der altpaläolithischen Periode. Dem frühen Menschen religiöse Gefühle und andere mögliche kulturelle Errungenschaften abzusprechen, würde nach heutigem Wissensstand einen Rückfall in die Denkweise der dominanten Wissenschaft des 19. Jahrhunderts bedeuten. Unsere eigene Vergangenheit ist heute leider noch weitgehend unerforscht!
Der Totenkult ist zweifelsohne die älteste heute archäologisch nachweisbare Kultform in den Höhlen Asiens, gleich wie im europäischen Raum. Bei vielen Völkern von Vorderasien bis in den Ostasiatischen Raum nahmen und nehmen diese Orte eine herausragende Stellung ein. Man sah in ihnen das Toten- und Seelenland für die Verstorbenen und exotisch anmutende Zeremonien und Kultformen entstanden um diese Stätten. Schwarze Magie, Legenden, Mystik, Totenrituale und die unwiderrufliche körperliche menschliche Vergänglichkeit treffen an diesen Orten aufeinander. Unterirdische Galerien des Todes, erfüllt mit unzähligen Überresten von Menschen aus mehreren Jahrhunderten, manchmal auch Jahrtausenden, wurden so zu bizarren Museen der Vergänglichkeit. Eine Welt, die sich mit unseren westlichen Vorstellungen nur schwer in Einklang bringen lässt. Die Kulthöhlen in Asien zählen heute zu den bizarrsten und faszinierendsten Orten auf unserer Erde, in denen sich rudimentäre Kulte Jahrtausende lang manifestiert haben.
Abb. 2 Anthropospeläologische Expedition 1986 mit Wissenschaftlern der Universität Seoul in die Unterwelt Südkoreas.
Dieses Buch enthält aber keine Auflistung von allen bekannten unterirdischen Kultplätzen in Asien, weil dies den Rahmen dieses Sachbuches sprengen würde. Denn es würde sich dabei um viele Tausend Orte und Objektbezeichnungen handeln, die allein schon ein Buch ohne Abbildungen füllen würden. Was wir mit diesem Sachbildband dem Leser anbieten, ist eine allgemein gehaltene Auswahl und Übersicht über unser Wissen und die Verbreitung von unterirdischen Kultstätten in Höhlen- und Karstgebieten von Asien. Aber auch über Felsbildplätze und megalithische Monumente, die so einzigartig sind, dass wir eigentlich über jedes einzelne Kapitel im Detail ein eigenes Buch verfassen könnten. Es wurde ja auch schon einiges über einzelne Fundplätze und Höhlen als Monographien aus dem asiatischen Raum publiziert, sodass es nicht notwendig erscheint, diese noch einmal zu veröffentlichen. Im Text haben wir versucht, die seit dem 19. Jahrhundert erfolgten Wiederentdeckungen der bedeutendsten und interessantesten Höhlenfundplätze in chronologischer Reihenfolge zusammenzufassen, damit ein allgemeiner Überblick über die Forschungsgeschichte der Unterwelt dieses faszinierenden Erdteiles gewonnen werden kann. Doch erhöht gerade dies die Spannung dieses Buches und soll neugierig machen auf das Unbekannte und die Bandbreite des wissenschaftlichen Spektrums dieser Orte. Die faszinierende und geheimnisvolle Höhlenwelt des asiatischen Raumes enthält im Detail mehr interessante Informationen für den aufmerksamen Leser, als angenommen werden kann, weil die Erforschung unserer eigenen Vergangenheit eigentlich erst begonnen hat.
Mag. Dr. Heinrich Kusch
und Ingrid Kusch
Hinterglasmalerei:
Die Gottheit Guan Jin übergibt der Menschheit ein Geschenk. Foto: Ingrid Kusch
In allen alten Kulturen dieser Welt und auch in den Weltreligionen scheint das Phänomen auf, dass unterirdische Anlagen oder Naturhöhlen als Zugänge zu einer anderen Welt, der „Unterwelt“, angesehen werden. Diese Deutungen sind vielfältig zu interpretieren, beschreiben aber immer das Gleiche, nämlich ein Reich unter der Erdoberfläche. Im Klartext handelt es sich bei der „Unterwelt“, eine bei Naturhöhlen überaus reale Dimension (Abb. 3), die sich aber für Personen, die in ihrem Leben noch nie in einer Höhle waren, mit Worten nur sehr schwer beschreiben lässt, weil die unterirdischen Räume, bedingt durch ihre primär vorgegebene Anordnung im Gesteinskörper (z. B. Kluft- oder Schichtfugen) und die sekundär erfolgten Erosions- und Korrosionsprozesse, unterschiedlich dimensioniert sind (Abb. 4). Gerade jene Berichterstatter, die keinen Bezug zu Höhlen hatten, waren in ihren Gedanken sehr kreativ, wenn sie unterirdische Hohlräume beschreiben mussten, und erschufen oft eine Fantasiewelt, die mit der Realität sehr wenig oder gar nichts zu tun hatte (Abb. 5). Es wurden aus dem eigenen kulturellen Umfeld jeweils Bestandteile entnommen, die letztlich in die Geschichtserzählungen mit einflossen. Wir finden solche Vorstellungen in den unterschiedlichsten Kulturkreisen unseres Planeten, egal ob bei Naturvölkern bzw. Eingeborenenstämmen oder bei den sogenannten frühen Hochkulturen bis in unsere heutige Zivilisation vor. Viele Erzählungen, die die Unterwelt betreffen, haben nachstehende Themen gemeinsam, sie berichten von Orten, an denen beispielsweise die Seelen der Toten zuhause sind, von einer Welt, die oft pauschal im religiösen Bereich „Hölle“ genannt wird, wo Feuer, Hitze und Qualen vorherrschen, von Orten, an denen sich dämonenhafte Wesen aufhalten, oder von paradiesischen Welten, wo Menschen sehr alt werden und ohne Sorgen leben können bzw. Götter ihren Wohnsitz haben. Nehmen wir den durch das Wort „Hölle“ negativ belegten Teil aus dem letzten Satz heraus, so erkennen wir, dass hier durch religiöse Machteinflüsse in der westlichen Welt bewusst seit vielen Jahrhunderten mit gezielter Manipulation versucht wird, etwas zu verschleiern, das der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden soll! Stellt sich heute die Frage: Was wird uns da vorenthalten?
Aber in alten regionalen Überlieferungen können diese unterirdischen Plätze auch Wohnorte von Geistern, Elfen, Zwergen, Riesen, von Drachen, Schlangen und anderen Fabelwesen sein. Nicht zu vergessen, sind Höhlen letztlich auch Bereiche, in denen sich Götter aufhalten können oder wo sich Menschen bei früheren Katastrophen auf unserem Planeten in das Erdinnere zurückgezogen haben. Wie beispielsweise laut Legenden in Amerika ein ausgewählter Personenkreis von den Bewohnern der „Unterwelt“ aufgenommen wurde, um überleben zu können. In einigen Sagen und mythischen Überlieferungen aus Nord-, Süd- und Mittelamerika wird auch davon berichtet, dass Überlebende der Menschheit nach solchen Katastrophen wieder aus dem Erdinneren zurück an die Oberfläche dieser Welt gekommen sind.
In einigen Weltreligionen werden Höhlen auch zu Geburtsorten der Religionsgründer selbst oder zu Plätzen, in denen Wissen an auserwählte Personen übermittelt worden ist. Ein Beispiel dafür ist Buddha, der nicht nur unter dem Bodhi-Baum meditierte, sondern, was weniger bekannt ist, in einer Einsiedlerhöhle, die zu einer alten vorgeschichtlichen Felsenklosteranlage in Indien gehörte, seine Erleuchtung empfangen hat, oder ein weiteres Beispiel ist die „Geburtsgrotte“ von Jesus Christus in Bethlehem (Palästina). Eine andere Situation finden wir im Iran vor, wo dem altiranischen Religionsgründer des Zoroastrismus „Zoroaster“ (630–553 BC = vor Christus) angeblich in einer Höhle, in die er sich zur Meditation als Einsiedler zurückgezogen hatte, durch den Engel Vohu Manah die prophetische Sendung des Ahura Madza erhielt. Zoroaster wurde später dann in Europa unter dem Namen „Zarathustra“ bekannt. Wir können an diesen wenigen Beispielen erkennen, dass Religionsgründer entweder mit Höhlen in Verbindung gebracht wurden oder offenbar bewusst unterirdische Räume aufsuchten und dort ihr Wissen empfingen, das in weiterer Folge laut Überlieferung zur Religionsgründung beitrug.
Wohl zu den eindrucksvollsten Schriftdokumenten, die eine Höhle im unmittelbaren Zusammenhang mit einem Religionsgründer beschreibt, ist der Koran. Die Legende über die Herkunft des Korans besagt, dass im Jahre 610 der damals rund 40 Jahre alte und dem Lesen und Schreiben nicht mächtige Muhammad seine erste Offenbarung durch einen überirdischen Boten in der „Ghar Hira“ auf dem Hira-Berg bei Makkah (Mekka) in Saudi Arabien empfing. In diese Höhle hatte sich Muhammad/Mohammed öfter zu Betrachtung und Gebet zurückgezogen. Während der nachfolgenden Jahre kam es zu vielen weiteren göttlichen Offenbarungen, die letzte empfing er kurz vor seinem Tod im Jahre 623. So wurde Muhammad unter dem Eindruck der Offenbarungen und der damit verbundenen Autorität eines Gesandten Gottes heute zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der islamischen Welt- und Religionsgeschichte.
Abb. 3 Gangpassage der Simud-Hitam in den Gomantong-Höhlen in Sabah, Kalimantan, Malaysia. Die aus Lianen geflochtenen Leitern dienten einst den Schwalbennestersammlern als Aufstiegshilfe zu den Nistplätzen der Salanganen (Schwalben), um dort die begehrten Vogelnester von der Höhlendecke zu holen.
Abb. 4 Tropfstein- und Sinterbildungen im Hauptgang der Tham Kung Lawa im Changwat Kanchanaburi, Westthailand.
Abb. 5 Darstellung einer unterirdischen Stadt (?) in einem Kupferstich (Altcoloriert) von Friedrich Justin Bertuch aus dem Jahre 1799. Gut erkennbar ist die damalige Befahrungstechnik von Hohlräumen im 18. Jahrhundert, in der die Menschen mit einem Korb in die Tiefe gelassen und wieder heraufgezogen wurden.
Im Koran wird in der Sure 18 al-Kahf (= Die Höhle), welche bei Makkah offenbart worden sein soll, gleich am Anfang ein Bereich angesprochen, der uns nur allzu bekannt vorkommt und im weiteren Sinne eine signifikante Parallele zur „Siebenschläferlegende“ in Europa darstellt. Hier steht geschrieben, dass Jünglinge in eine Höhle flüchteten, um Schutz zu suchen. Diese Höhle war von Leuten bewohnt.
Im 11. Absatz heißt es: „Da verhüllten Wir ihre Ohren in der Höhle für viele Jahre.“
12. Absatz: „Dann weckten Wir sie auf, um wissen zu lassen, wer von den beiden Parteien die Zeitdauer ihres Verweilens am besten zu erfassen vermochte.“
13. Absatz: „Wir berichten dir ihre Geschichte der Wahrheit gemäß …“
Auf solche dokumentierten Zeitanomalien stoßen wir auch bei einigen Überlieferungen, wo Menschen in eine Unterwelt gebracht wurden und sie beim Verlassen dieser feststellen mussten, dass an der Oberfläche wesentlich mehr Zeit vergangen war. Dieses Phänomen ist weltweit bekannt, denn in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hat die amerikanische Weltraumbehörde NASA in europäischen Höhlen zahlreiche bis zu einem Jahr andauernde Untersuchungen im Rahmen des Weltraumprogrammes durchgeführt, um das Zeitgefühl jener Speläologen (= Höhlenforscher) zu testen, die sich ohne Zeitmesser in Schachthöhlen freiwillig isolieren ließen. Diese Testpersonen verloren das Zeitgefühl bereits nach kurzer Zeit, sodass sie annahmen, sie wären erst mehrere Wochen im Berg, tatsächlich waren aber in der Zwischenzeit an der Erdoberfläche bereits viele Monate vergangen. Diese Erfahrungen konnten wir selbst auch im Rahmen von über 10-tägigen Großexpeditionen in Höhlen machen, wo der Schlaf- und Arbeitsrhythmus sich ohne Zeitmesser manchmal um mehr als das Doppelte verlängerte. Wenn als Orientierung keine Sonne oder Uhr vorhanden ist, aus der man eine Information über den zeitlichen Ablauf erkennen kann, scheint es für den menschlichen Geist unmöglich zu sein, ein korrektes Zeitgefühl in einem abgeschlossenen Hohlraum zu entwickeln.
Abb. 6 Sintertrommel in einer der längsten Höhlen im Karstgebiet von Gang Weon-Do in Südkorea, der Baegryong-Gul am Nam-Hang-Fluss bei Ma-Ha-ri.
Wir sehen allein schon an diesen kurz gefassten Beispielen, die bei Weitem nicht alle möglichen Ursachen aufzeigen, wie breit gestreut die Auslegung der Bezeichnung „Unterwelt“ in den einzelnen Kulturen sein kann. So gesehen, darf man sich nicht wundern, wenn Höhlen mit ihren oft fantastischen Tropfsteinbildungen oder künstlich geschaffene unterirdische Anlagen weltweit zu mystischen Orten wurden, die Geheimnisse verbargen und so für viele Menschen einfach unerreichbar und daher unheimlich waren (Abb. 6). Dazu kommt, dass in den tropischen Regionen speziell in Karstgebieten das Landschaftsbild oft bizarre Formen annehmen kann, die dazu beitragen können, die menschliche Fantasie anzuregen (Abb. 7). Der asiatische Kontinent ist wie der europäische, afrikanische, australische und amerikanische voll mit solchen Überlieferungen aus der Vergangenheit, die zum großen Teil auf wahren und nachvollziehbaren Geschichten beruhen. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass es nicht einfach ist, den wahren Kern aus den schriftlich aufgezeichneten oder mündlich überlieferten Erzählungen heraus zu selektieren. Eine Annäherung an die Wahrheit kann nur vor Ort durch Feldforschung erfolgen. Denn nur die Kenntnis der Örtlichkeiten, des kulturellen Rahmens des betreffenden Gebietes, der schriftlichen Quellen und eine gezielte mehrfache Überprüfung der daraus resultierenden Informationen können vielleicht zum Erfolg führen.
Gerade in Asien finden wir Tausende Überlieferungen in alten Quelltexten und Abschriften, die von unterirdischen Anlagen und großen Reichen unter der Erde, aber ebenso von unterirdischen Wohnsitzen von Gottheiten und anderen Wesen berichten. Auch bei der ansässigen Bevölkerung finden wir Hunderte mündlich tradierte Geschichten und Sagen vor, die so gar nicht in unser Weltbild passen, weil sie aus einer uns fremden Welt und Kultur zu entstammen scheinen. So finden wir im indischen Raum den Sanskritbegriff „Pātāla“, der direkt mit der Unterwelt in Zusammenhang gebracht wird und in den hinduistischen Puranas als eine der 14 Welten gilt, in denen Götter und Dämonen leben. Von diesen Orten gehören sieben den „Tala-Welten“ an, die sich unter der Erdoberfläche befinden sollen. Sie sind die Wohnorte von Gottheiten (z. B. Todesgott Yama), von Dämonen (Rakshasa) und von Schlangenwesen (Naga). Pātāla, so wird in den indischen Mythen berichtet, soll ein riesiges unterirdisches Netz sein, das aus Tunneln, Städten und Höhlen besteht, die sich von Benares (Indien) aus bis auf die Hochfläche des Himalaya-Massivs beim Bergsee Manasarovar erstreckt. Es soll noch mindestens zwei Zugänge zu dieser Unterwelt geben, deren Hauptstadt Bhogavati sein soll, die von den „Naga“ bewohnt wird. Doch ist speziell bei der Interpretation solcher Informationen immer Vorsicht angebracht, weil ohne Berücksichtigung des kulturellen und geographischen Rahmens jede einzelne Geschichte meist nur schwer zu verstehen und nicht nachvollziehbar ist. Durch das Fehlen von grundlegenden Zusammenhängen wird dadurch eine Basis für Fehlinterpretationen geschaffen. Nehmen wir als Beispiel die Legende eines weiteren großen unterirdischen Reiches in Zentralasien (Abb. 8) her, das der einheimischen Bevölkerung seit Jahrtausenden bekannt ist. Bereits im 19. Jahrhundert wurde es von europäischen Reiseschriftstellern publik gemacht und hat bis heute in der Literatur weltweite Verbreitung gefunden. Laut einiger Autoren soll der Erdmantel unseres Planeten von Tunnels und unterirdischen Städten durchzogen sein und viele Wesen von frühen Hochkulturen, die einst auf der Erdoberfläche gelebt hatten, haben sich seit vielen Jahrtausenden dorthin zurückgezogen. Obwohl unzählige Bücher darüber geschrieben worden sind, die die Fantasie von Millionen Menschen angeregt haben, existiert bis jetzt in der Öffentlichkeit noch kein Foto, kein Video oder keine Dokumentation, mit Ausnahme von Spielfilmen (z. B. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“), über eine solche weitverzweigte unterirdische Welt. Auch die Tausenden Höhlenforscher, die jährlich Naturhöhlen erforschen, fanden mit wenigen Ausnahmen keine weiterführenden Hinweise. Vermutungen gibt es Tausende, aber wollen wir den offiziellen Stellen Glauben schenken, gibt es keinerlei Beweise und Fakten, dass so eine Welt tatsächlich existieren könnte. Gesetzt den Fall, dass eine solche Hochzivilisation im Inneren des Erdmantels, aus unterschiedlichen Rassen zusammengefügt, existieren würde, müssten diese vermutlich doch einen weit überlegenen technischen Vorsprung zu unserer Kultur an der Erdoberfläche besitzen. Hier stellt sich die Frage, wäre dies überhaupt möglich oder gehört allein der Gedanke schon einer kruden, nicht beweisbaren Fantasiewelt an?
Abb. 7 Turmkarstregion entlang des Lijiang-Flusses südlich von Guilin, China.
Abb. 8 Karges Hochland in über 4.000 Metern Höhe und Himalaya-Ausläufer in Tibet, unter dem sich laut Legenden die unterirdische Welt von Agartha befinden soll.
Abb. 9 Original-Titelseite aus dem Buch „Unterirdische Reise“ von Nicolai Klim aus dem Jahre 1748.
Abb. 10 Darstellung der unterirdischen Welt mit Sonne aus dem Buch „Unterirdische Reise“ von Klim aus dem Jahre 1748. Oben ist der Berg mit der Höhle, die er erforschen wollte, erkennbar sowie ein Seil, das gerissen ist. Unterhalb ist der Autor, am Rest des Seiles hängend, mit seiner Steighilfe zu sehen, wie er in die Unterwelt hineinfällt. Ein Stück darunter ist der Planet Lazar zu sehen, der im Text erwähnt wird.
Interessant wird dieses Thema aber dann, wenn man sich in die Literatur einliest und feststellt, dass bereits im Jahre 1748 in Europa in deutscher Fassung ein Buch von Nicolai Klim (16??–1695) mit dem Titel „Unterirdische Reise“ in Copenhagen/Leipzig erschienen ist (Abb. 9). Davor war das Buch bereits von dem Mäzen und Herausgeber Ludvig Holberg (1684–1754), nach einer in Latein abgefassten Handschrift von Klim aus dem 17. Jahrhundert gedruckt worden. Diese Erstausgabe erschien 1741 unter dem Titel „Nicolai Klimii iter subterraneum novam tolluris theoriam ac historiam quitae monarchiae adhuc nobis incognitae exhibens e bibliotheca B. Abelini“. Klim, der Verfasser, wollte im Jahre 1665, so die Kurzfassung vom Inhalt dieses Buches, damals nahe der Stadt Bergen in Norwegen auf einem Berg eine Höhle erforschen, die am Eingang eine starke Wetterführung aufwies, und berichtet in der von ihm verfassten Handschrift über seine Reise in das Erdinnere, wo er auf eine bewohnte Welt unter der Erdoberfläche traf, die eine zentrale Sonne besaß (Abb. 10). Er hielt sich über einen längeren Zeitraum im Erdinneren auf, um den Lebensraum der dort lebenden Bewohner zu studieren. Wie immer der Inhalt des Buches vom Leser aufgefasst und interpretiert wird, bleibt offen, weil wir nicht nachvollziehen können, auf welcher Erkenntnis des Autors diese Niederschrift beruht. Natürlich wurde dieses Buch, wie sollte es auch anders sein, unmittelbar nach dem Erscheinen der dänischen Fassung sofort von – heute würde man sagen – „Besserwissern“ angegriffen, sodass sich die Söhne von Klim veranlasst sahen, in der kurz danach erschienenen deutschen Auflage eine Gegendarstellung in der „Vorrede“ zu veröffentlichen. Hier ein kurzer Teilauszug davon aus Ludwig Holbergs deutscher Fassung „Niels Klims unterirdische Reise“:
Abb. 11 Verlassene alte Höhlen-Wohnplätze nahe Dunhuang am Rande der Takla-Makan-Wüste in China. Dort soll es laut Überlieferung angeblich einen Zugang zu Agartha geben.
„VORREDE
Peter und Andreas Klim, Thomas Klim Söhne, Klims des Großen Enkel, vermelden dem günstigen Leser ihren Gruß
Es ist uns zu Ohren gekommen, dass einige ungläubige Menschen die Wahrheit dieser Geschichte in Zweifel ziehen, und deshalb von demjenigen, der diese unterirdische Reise herausgegeben hat, überall schlecht gesprochen wird. Wir haben es deshalb für ratsam gehalten, diese neue Auflage mit dem Zeugnis einiger Landsleute zu versehen, damit man beizeiten dem Gerede der Leute vorbeugen kann. Gegen die Zeugen, die wir anführen, wird nichts einzuwenden sein, denn sie haben zur Zeit unseres Helden gelebt, und alle sind sie Männer von Treu und Glauben, die der Welt keine Märchen aufzunötigen oder den Schatten für das Ding selbst zu halten pflegen. Wenn wir nun so gültige Zeugnisse dargelegt und die eigenhändigen Bekräftigungen dieser Herren vorgezeigt haben, werden unsere Kritiker wohl schweigen oder ihren Unglauben gestehen und ihre mit Vermessenheit gefällten Urteile verwerfen müssen.
Das Zeugnis, das wir neulich erhielten, lautet Wort für Wort so:
Auf Begehren der hochedlen jungen Herren Peter und Andreas Klim bezeugen wir Unterzeichnenden, dass man unter den Büchern des weithin berühmten Niels Klim eine Handschrift mit dem Titel Unterirdische Reise gefunden hat; beigefügt war noch eine unterirdische Sprachlehre sowie ein aus zwei Sprachen, nämlich dem Dänischen und dem Quamitischen, angefertigtes Wörterbuch. Vergleicht man die lateinische Übersetzung des berühmten Abelin, die in aller Händen ist, mit dieser neuen, dann sieht man, dass auf keinerlei Art von der Urschrift abgewichen wurde. Zu mehrerer Bekräftigung haben wir unsere Petschafte hier abgedruckt.
Adrian Petersen
Jens Thorlaksen
Svend Klak
Jochum Brandar
Jens Gad für mich und meinen Bruder
Hieronymus Gibs, Schotus
Wir hoffen also, dass durch diesen urkundlichen Beweis alle Zweifel beseitigt sind; sollten aber unsere Kritiker ungeachtet so vieler Zeugen dennoch ungläubig bleiben, so wollen wir uns bemühen, ihren Unglauben mit anderen Waffen zu bestreiten …“
Ob nachfolgende Schriftsteller, wie der Engländer Edward George Earle Bulwer Lytton (1803–1873) mit dem Buch „The Coming Race“ (1871) oder kurz davor der Franzose Jules Verne (1828–1905) mit dem weltbekannten Titel „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (1864), vielleicht den Inhalt von Klims Buch aufgegriffen und daraus ihre Romaninhalte verfasst haben, muss offen bleiben. 1911 veröffentlichte der englische Geistliche Sabine Baring-Gould (1834–1924) das interessante Buch „Cliff Castles and Cave Dwellings of Europe“, welches dem heutigen wissenschaftlichen Bereich der Anthropospeläologie (= Mensch-Höhle-Beziehung) zugeordnet werden kann und gleichfalls über Legenden und Höhlenbewohner auf unserem Planeten berichtet.
Abb. 12 Weit über 200.000 Besucher nehmen jährlich beim hinduistischen Thaipusam-Fest bei den Batu-Höhlen nahe von Kuala Lumpur in Malaysia teil.
Abb. 13 Indische Dorfgemeinschaften mit zigtausenden Hindu-Pilgern die beim Shivaratri-Fest im Zeitraum Februar bis März in entlegenen Bergregionen bei Pachmarhi in Madhya Pradesh (Indien) die heiligen Höhlen, u. a. auch die Ari-Cave und den Berggipfel des Chauragarh Pahar, aufsuchen, um dort die Gottheit Shiva in tagelang andauernden Festlichkeiten zu verehren.
Selbst Adolf Hitler war ab den 1930er-Jahren der unterirdischen Welt verfallen und schickte nach seiner Machtergreifung im Rahmen der im Jahre 1935 gegründeten Forschungsgemeinschaft „Deutsches Ahnenerbe“ mehrere Expeditionen nach Südamerika, in die Antarktis und speziell nach Asien, um dort nach Zugängen zu unterirdischen Städten vorgeschichtlicher Kulturen und speziell nach Agartha bzw. Shambhala/Shamballah suchen zu lassen. Viele tibetische Mönche wurden sogar nach Berlin gebracht, wo sie bis zum Kriegsende lebten, aber dann durch Suizid (= Selbstmord) aus dem Leben schieden. Er beauftragte, auch zum Teil persönlich, Höhlenforscher aus Österreich und Deutschland, um nach Höhlen und alten Tunnels zu suchen, weil er annahm, dass große Teile Europas künstlich unterhöhlt seien und er mit den Bewohnern dieser Welten in Verbindung treten wollte. Wir selbst hatten Kontakt zu einem bereits verstorbenen ehemaligen Mitglied des „Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark“, der uns erzählte, dass er in den 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts von mehreren Angehörigen der SS nach Mitternacht aus dem Bett in seiner Wohnung in Graz abgeholt wurde. Er musste mit ihnen noch in der Nacht nach Wien fahren, damit er auf Einladung von Adolf Hitler persönlich bei einem gemeinsamen Frühstück in einem Wiener Palais diese Thematik besprechen konnte. In diesem Rahmen wurde ihm ein mündlich geäußerter Suchauftrag für Höhlen und Stollen in der Steiermark erteilt.
Abb. 11