Zuckerrüben für Bionade, Wellness und Klassik für Gäste
Pfad der Geschichte(n)
Der Rodensteiner
Sagenhafte Wildweibchen
Granitkoloss in Bewegung
Dem Streuobst auf der Spur
Michelstadt und die Bienen
Franz I., die Antike und das Elfenbein
Der Raubacher Jockel
Das Lumpenglöckle weist den Weg
Götz von Berlichingen und der Helle Haufen
Joseph Martin Kraus und Egon Eiermann – schöpferische Köpfe in Buchen
Seelennahrung auf Schusters Rappen
Das Land, aus dem der Grünkern stammt
Das Blutwunder von Walldürn
Der fränkische Odenwald
Schuldorf Bergstraße – der Campus-Gedanke im Odenwald
Die Herren von Bickenbach
Die Fraa vun Bensem
Das Sechs-Mühlen-Tal
Liselotte von der Pfalz und der Erbfolgekrieg
Studentenstadt Heidelberg
Perkeo, der Wein und die Fässer
Das Rätsel um den eingemauerten Ritter
Julius Menzer und der griechische Wein
Der Mythos vom meuchelnden Freier und der Rose vom Dilsberg
Queen Victoria auf dem Neckar geboren?
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Der Odenwald und die Nibelungen
Kartenverzeichnis
Darmstadt Innenstadt
Vorderer Odenwald
Groß-Umstadt
Mümlingtal
Erbach
Madonnenländchen und Bauland
Mosbach
Die Bergstraße
Heppenheim
Weinheim
Heidelberg
Die Burgenstraße
Eberbach
Übersicht der Wanderungen
Tour 1: Rund um die Heuneburg
Tour 2: Von der Neunkircher Höhe zur Ruine Bodenstein
Tour 3: Zum Siegfriedbrunnen und Olfener Moor
Tour 4: Von Annelsbach zur Villa Haselburg
Tour 5: Vom Reußenkreuz zum Haintal-Viadukt
Tour 6: Rund um den Limes bei Schloßau
Tour 7: Rund um den Melibokus
Tour 8: Von der Schauenburg zum Weißen Stein
Tour 9: Runde auf den Katzenbuckel
Legende
Odenwald Übersicht
Darmstadt Übersicht
Tourenverzeichnis
Tour 1: Rund um die Heuneburg
Tour 2: Von der Neunkircher Höhe zur Ruine Bodenstein
Tour 3: Zum Siegfriedbrunnen und Olfener Moor
Tour 4: Von Annelsbach zur Villa Haselburg
Tour 5: Vom Reußenkreuz zum Haintal-Viadukt
Tour 6: Rund um den Limes bei Schloßau
Tour 7: Rund um den Melibokus
Tour 8: Von der Schauenburg zum Weißen Stein
Tour 9: Runde auf den Katzenbuckel
Unterwegs mit Stephanie Aurelia Staab
Jahrgang 1969, ist Germanistin M. A. und nach langer Selbstständigkeit als freiberufliche Redakteurin jetzt verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Wohlfahrtsorganisation in Darmstadt. Sie lebt von Kindesbeinen an in Südhessen. Das Wandern zählt zu ihren Leidenschaften, ob entlang der malerischen Waalwege in Südtirol, durch duftende Pinienwälder in der Ägäis oder eben durch die schöne Natur des Odenwalds.
Die Welt wandelt sich, und das ist auch in einer Region wie dem Odenwald zu spüren: Altes geht, Neues kommt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Daran erinnern die vielen sehenswerten Burgruinen in der Region, die oft an einem stillen Platz im Wald über einem munteren Ort thronen. Heute zeigt sich die Veränderung unter anderem am Leerstand, der sich mancherorts ins Bild drängt. Demgegenüber stehen kreative Konzepte und frischer Wagemut, die für Lebendigkeit sorgen. Auch die Natur im Odenwald - vor allem nahe der Bergstraße - bleibt von der Veränderung nicht unberührt. Der Klimawandel rückt den Schutz des Waldes in den Fokus. Ebenso wagen immer mehr regionale Bauern den Schritt in den nachhaltigen Biolandbau. Zunehmend kommt im Bewusstsein an, wie wichtig ein intaktes Ökosystem ist. Die Region ist liebenswert schön: Aus Quellen in den Wäldern sprudelt Wasser. Auf grünen Wiesen weiden Schafe und Rinder, gelegentlich auch Wasserbüffel. Auf Streuobstwiesen reift das Obst - die Basis des guten Äbbelwoi‘. Hoffentlich bleibt diese Idylle noch lange so herrlich. Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche viel Spaß bei Entdeckungstouren.
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie unterliegen touristische Einrichtungen und Veranstaltungen auf noch nicht absehbare Zeit einer Reihe von Einschränkungen, die bei der Recherche für diesen Reiseführer noch nicht galten. Und so kann es sein, dass das ein oder andere im Buch beschriebene Museum verkürzte Öffnungszeiten hat, dass Restaurants Zugangsbeschränkungen haben, dass Festivals abgesagt sind usw. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis, dass nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem jeweils aktuellen Stand sein können, und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen: Dort werden wir Sie möglichst engmaschig über die neuesten Entwicklungen in Ihrem Reisegebiet auf dem Laufenden halten.
Schreiben Sie an: Stephanie Aurelia Staab, Stichwort „Odenwald“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen info@michael-mueller-verlag.de
Orientiert im Odenwald
Die Region im Profil
Der Odenwald ist ...
Was für eine Vielseitigkeit! Der Odenwald ist ein landschaftliches Gesamtkunstwerk aus malerischen Streuobstwiesen, tief zerfurchten und mit Tannen bewachsenen Tälern, reizvollen Flusslandschaften und sonnenverwöhnten Weinhängen. Fachwerk-Orte, Burgen und Schlösser machen die Romantik perfekt - doch statt auf ein Freiluftmuseum treffen Odenwald-Gäste auf Lebendigkeit und eine Fülle von Freizeitmöglichkeiten.
Anteil am Odenwald haben - der Flächengröße nach - die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
... historisch spannend
Früheste Zeugnisse menschlicher Besiedlungen haben die Bandkeramiker hinterlassen: Bauern, die aus der Türkei, Ungarn und Rumänien eingewandert waren. Auch von den Kelten und vor allem von den Römern gibt es heute noch sichtbare Spuren. Später haben Adelsfamilien die architektonische Landschaft und die Entwicklung der Region geprägt. Dabei haben auch das englische und das französische Königshaus mitgemischt.
Nördliches und südliches Eingangstor bilden Darmstadt undHeidelberg. Für beide Städte lohnt es sich, mehr als einen Tag für die Highlights einzuplanen, um das jeweilige stadteigene Flair und die kulturelle Vielfalt zu entdecken.
... voller Fachwerk und Burgen
Durch den Odenwald verläuft eine Etappe der Deutschen Fachwerkstraße: Dieburg, Groß-Umstadt und Walldürn sind u. a. Ziele dieses Abschnitts. Ebenso sind Orte wie Michelstadt, Heppenheim oder Eberbach am Neckar üppig mit sehenswertem Fachwerk bestückt. Insbesondere an der Bergstraße und im Neckartal-Odenwald reihen sich Burgen, Ruinen und Schlösser aneinander. Die wohl berühmtesten Ruinen sind das Heidelberger Schloss, gefolgt von der Burg Frankenstein in Mühltal.
... Welterbe-reich
Weltweit einzigartig ist die Königshalle aus karolingischer Zeit auf dem Klosterareal in Lorsch.Gemeinsam mit dem Kloster zählt der malerische Bau zum UNESCO-Welterbe.
Weitere Titel tragen der Obergermanisch-Raetische Limes, der durch den Odenwald verläuft, und die Grube Messel. Sie ist eine von drei Weltnaturerbestätten in Deutschland.
Außerdem wartet Darmstadt auf den Beschluss der UNESCO, ob die Mathildenhöhe mit ihrem einzigartigen Jugendstilensemble ebenfalls Welterbe wird.
... sagenhaft
Eine Zeit lang warb der Odenwald mit dem Prädikat „sagenhaft“. Basis dafür ist vor allem das Nibelungenlied, dessen Schauplätze am nahen Rhein und eben auch im Odenwald verortet sind. An einer Quelle im Gebirge soll sich das dramatische Ende des Helden Siegfried zugetragen haben. (Gleich mehrere Orte nehmen dies für sich in Anspruch.) Es gibt eine Nibelungenstraße und eine Siegfriedstraße sowie den Nibelungensteig, die quer durch den Odenwald verlaufen.
Die Wildweibchen sind Vorlage für den gleichnamigen Kinder- und Jugendliteraturpreis, der jährlich bei den Märchen- und Sagentagen in Reichelsheim vergeben wird. Preisträger sind u. a. Otfried Preußler und Cornelia Funke.
... süffig
Ebbelwoi ist das Odenwälder Nationalgetränk. Klassisch wird er aus mehreren Apfelsorten gekeltert. Einen Überblick über die Keltereien gibt der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. (www.odenwaelder-apfel.de). Edler sind sortenreine Jahrgangsweine oder der Apfelsecco. In den Brennereien werden außerdem vollreife Äpfel und andere Früchte der Streuobstwiesen zu Hochprozentigem verarbeitet.
Trauben brauchen Sonne und Wärme. Und die finden sie in der Region vor allem an der Bergstraße - im hessischen und im badischen Teil. In beiden Abschnitten werden vorwiegend Weißweine wie Riesling, Muskateller oder auch Chardonnay angebaut. Die zunehmend langen, heißen Sommer geben auch den roten Trauben feine Aromen. In beiden Regionen vermarkten viele Winzer ihre Weine über die örtlichen Winzergenossenschaften in Heppenheim (www.bergstraesserwinzer.de), Groß-Umstadt (www.vinum-autmundis.de) und in Schriesheim (www.wg-schriesheim.de).
Bei so viel Ebbelwoi- und Wein-Seligkeit hat es Bier schwer. Die eine oder andere Brauerei gibt es aber doch. Vor allem in Heidelberg finden sich gemütliche Gasthausbrauereien mit klassischen Stammtischen, ebenso in Darmstadt, in Michelstadt und Mossautal. Mit dem Craftbeer-Kult entstanden auch junge Mikrobrauereien wie in Höchst-Erlenbach.
Für die Grundlage sorgen deftige Brotzeiten wie der heißgeliebte Kochkäse - meist aus Handkäse, Butter, (saurer) Sahne - mit ein paar Scheiben Bauernbrot, Butter und „Musik“.
Sightseeing und mehr
Erlebnis Kultur
Jazz, Rock, Singer-Songwriter, Theater, Kabarett oder Varieté: Insbesondere in den Städten Darmstadt und Heidelberg, aber auch in den ländlichen Regionen bieten zahlreiche Bühnen und Festival-Macher das ganze Jahr über ein vielseitiges Kulturangebot. Dazu kommen reihenweise Museen, die besondere Erlebniswelten schaffen. Durch und durch „endemisch“ sind römische Sehenswürdigkeiten und Darmstadts Jugendstil.
Im Staatspark Fürstenlager
Die Sommerresidenz der Großherzöge von Hessen-Darmstadt in Bensheim-Auerbach ist unbedingt sehenswert. Allein der 46 Hektar große englische Garten ist Park-Kunst vom Feinsten. Daneben gibt es eine Fülle architektonischer Spielereien wie diesen Freundschaftstempel.
Römische Antike
Eine Zeitreise in die römische Vergangenheit ist im Odenwald an vielen Stellen möglich: Dieburg war einst Hauptsitz der Civitas Auderiensium. Im Museum Schloss Fechenbach ist diese Epoche mit zahlreichen Fundstücken spannend aufbereitet. Nicht weit entfernt befindet sich bei Höchst-Hummetrhoth die römische Villa Haselburg, eine sog. villa rustica, die das ländliche Leben zur Römerzeit dokumentiert und eine der größten Anlagen ihrer Art ist. Im Südwesten am Neckar florierte das römische Leben in Lopodunum, dem heutigen Ladenburg. Im örtlichen Lobdengau-Museum sind zahlreiche Ausgrabungsstücke ausgestellt.
Bei Wanderungen am Limes trifft man immer wieder auf römische Überreste wie z. B. Fundamente von Wachtürmen oder eines Römerbades. Das Römermuseum in Osterburken hat u. a. einen Wachturm originalgetreu wiederaufgebaut. Auch bei Michelstadt-Vielbrunn steht die begehbare Rekonstruktion eines Limeswachturms.
Jugendstil
Darmstadt zählt zu den wichtigsten Jugendstilzentren in Deutschland. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, ein Enkel von Königin Victoria, war es, der Künstler und Architekten des Jugendstils nach Darmstadt holte. In der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe schufen sie mit zahlreichen Gebäuden und Skulpturen eines der kunsthistorisch bedeutendsten Jugendstilensembles.
Vereinzelt finden sich auch an der Bergstraße und im Odenwald Gebäude mit Jugendstilelementen, so z. B. das Hofgut Dippelshof in Mühltal oder die Gustav-Adolf-Kirche in Affolterbach im Überwald.
Kirchen und Klöster
Mehr noch als Burgen und Schlösser gibt es sakrale Bauwerke im Odenwald - darunter herausragende, kunstvolle Kirchen wie die Abteikirche Amorbach oder die Wallfahrtsbasilika St. Georg in Walldürn oder auch die Russische Kapelle auf der Darmstädter Mathildenhöhe.
Als architektonische Meisterleistung des Klassizismus gilt die Rundkirche St. Ludwig. Sie steht ebenfalls in Darmstadt. Heidelbergs Innenstadt wird dagegen von der prächtigen Heiliggeistkirche dominiert. Zu den ältesten Bauwerken zählt neben dem UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch mit seiner imposanten Königshalle die Einhardsbasilika in Steinbach-Michelstadt.
Museen und Kunst
Darmstadt und Heidelberg verfügen über eine richtige Museumslandschaft: Ein Besuch des Hessischen Landesmuseums Darmstadt ist garantiert abwechslungsreich. Denn hier sind die Knochen eines vollständigen Mastodons zu sehen sowie Gemälde von Peter-Paul Rubens oder eine umfassende Joseph-Beuys-Sammlung. Das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg führt mit vielen Exponaten in die Geschichte der Neckar-Stadt ein. Moderne Kunst präsentieren unter anderem die Kunsthalle Darmstadt und das Kunstforum der TU Darmstadt. Sehenswert sind ebenso die Gemälde der Malerin Heidy Stangenberg-Merck im gleichnamigen Museum Stangenberg Merck in Jugenheim. Künstler der klassischen Moderne ließen sich von der Sammlung Prinzhorninspirieren, die im früheren Hörsaal der Neurologischen Klinik in Heidelberg untergebracht ist .
Die Heidelberger Spartenmuseen wie das Verpackungsmuseum oder das Deutsche Apotheken-Museum bieten thematische Einblicke. Weltruf genießt das mitunter kontrovers diskutierte Körperwelten Museum.
Theater und Musik
Beliebt sind der Erbach-Michelstädter Theatersommer, dieSchlossfestspiele Zwingenberg, dieHeidelberger Schlossfestspiele oder dieDarmstädter Residenzfestspiele. Junges und jung gebliebenes Publikum zieht es zu Festivals wie Sound of the Forest, Golden Leaves Festival oder Nonstock Festival.
Berge, Wälder, Seen, Flüsse
Erlebnis Natur
Der Odenwald erhebt sich zwischen Rhein, Main und Neckar. Seine landschaftliche Vielfalt verdankt er einem geologischen Dreiergespann aus vulkanischen Gesteinen, Buntsandstein und Muschelkalk.
In der Margarethenschlucht
Zwischen Mosbach und Eberbach bei Neckargerach hat sich der Flursbach in den Odenwälder Buntsandstein gegraben und einen der höchsten Mittelgebirgswasserfälle Deutschlands geschaffen. In der nur 300 m langen Schlucht überwindet das Wasser in acht Stufen einen Höhenunterschied von 110 m. Die Margarethenschlucht steht schon seit 1940 unter Naturschutz und ist auf einem Wanderweg zu bewundern.
Naturräumliche Gliederung
Der Vordere Odenwald mit seinen lieblichen Hügeln, auch Kristalliner Odenwald genannt, ist vulkanischen Ursprungs. Wer hier durch die Wälder wandert, stößt immer wieder auf kleine und große Gesteinskolosse überwiegend aus Diorit, Granit oder Gabbro. Vermutlich waren es die Kelten, die bei Lichtenberg aus den mächtigen Steinen einen Ringwall gebaut haben.
Der Vordere Odenwald geht in den Buntsandstein-Odenwald über - der Waldboden ist hier rötlich eingefärbt. Der Buntsandstein zieht sich im Süden bis zum Neckar und im Osten bis zum Main, dann wechselt der Untergrund und wird zu Muschelkalk. Typisch für den Buntsandstein-Odenwald sind die Täler, die sich wie tiefe Furchen mit Nord-Süd-Gefälle in die Anhöhen gegraben haben. Der Nadelbaumbestand nimmt zu und auch das Gefühl, in einem Mittelgebirge zu sein.
Im Osten schließt das Bauland an. Reste einer Muschelkalkschicht bilden heute den fruchtbaren Boden dieser Region.
Vulkane und Höhlen
Noch heute sind ehemalige Vulkane gut zu erkennen: der Otzberg und der Katzenbuckel, der höchste Berg des Odenwalds, zählen dazu. Auch beim imposanten Felsenmeer bei Lautertal-Reichenbach war Vulkanismus an der Entstehung beteiligt. Von der explosiven vulkanischen Kraft zeugt das UNESCO-Welterbe Grube Messel. Einer Naturkatastrophe ist es zu verdanken, dass dort gut erhaltene Versteinerungen Einblick in das Leben vor Millionen von Jahren ermöglichen.
Im Bauländer Muschelkalk sind Karstlandschaften mit Dolinen entstanden, die zuweilen Bauern vor Ort auf ihren Feldern unangenehm überraschen. Gut gesichert ist die Eberstädter Tropfsteinhöhle, in der es faszinierende mineralische Ablagerungen zu bewundern gibt.
Streuobstwiesen
Schafsnase, Gewürzluiken, Brettacher: Das sind die wohlklingenden Namen von alten Apfelsorten. Manche von ihnen sind schon über 250 Jahre alt. Zusammen mit Birnen, Kirschen oder Zwetschgen gedeihen sie auf den Streuobstwiesen der Region. Diese besonderen Obstgärten prägen weite Teile der Landschaft und bieten einigen geschützten Pflanzen und Tieren ein Zuhause. Äpfel und Co. sind im Odenwald aber nicht einfach nur Obst. Sie stiften auch Identität. Hier wird die Pomologie, die Obstbaukunde, gelebt, gefeiert und gelehrt. Wanderer können auf speziellen Lehrpfaden die Obstkultur auf eigene Faust erkunden. Sie finden sie beispielsweise bei Albersbach, in Nieder-Beerbach und bei Rimbach.
Moore, Quellen, Flüsse und Seen
Der Odenwald ist gewässerreich: Zahlreiche Quellen entspringen hier und münden in größeren Flusssystemen wie der Gersprenz, Mümling oder Modau, die ihrerseits dem Main und Rhein zufließen. Eine besondere Wertschätzung hat das Lebenselixier Wasser mit dem Pilgerweg „Quellendank im Odenwald“ erhalten. Er wurde vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald gemeinsam mit einer Künstlerin ins Leben gerufen. Den Flyer finden Sie in der „Infothek“ auf www.geo-naturpark.net.
Seen gibt es im Vergleich dazu wenige im Odenwald. Oft sind sie künstlich geschaffen wie der Marbach-Stausee oder der Eutersee, die umrahmt von schattigen Wäldern an heißen Tagen Abkühlung bieten.
Eine echte Seltenheit ist das Naturschutzgebiet Rotes Wasser, auch „Olfener Moor“ genannt. Dieses Hochmoor beheimatet Heidekräuter, Wollgräser, Birken, Weiden sowie Torfmoose und ist Refugium für seltene Libellenarten.
Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Der Naturpark setzt sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Odenwald ein und für die achtsame Weiterentwicklung der Kulturlandschaft. Zu seinen Aufgaben zählen ebenso Umweltbildung, sanfter Tourismus und Klimaschutz. Für seine Arbeit wurde der Geo-Naturpark als „Qualitätsnaturpark“, als „Nationaler Geopark“, als „Europäischer und Globaler Geopark“ sowie als „UNESCO Global Geopark“ ausgezeichnet. Mehr auf www.geo-naturpark.net.
Outdoor-Vergnügen
Aktiv im Odenwald
Zu Luft, zu Wasser oder am Boden: Im Odenwald und an der Bergstraße gibt es für jeden Geschmack eine große Auswahl an sportlichen Herausforderungen und Freizeitaktivitäten für die ganze Familie.
Die Odenwald Tourismus GmbH (www.bergstrasse-odenwald.de ), der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald (www.geo-naturpark.net) und der Naturpark Neckartal-Odenwald (www.naturpark-neckartal-odenwald.de) sind gute Ansprechpartner für mögliche Aktivitäten in der Region.
Wandern
Der schönste Weg, den Odenwald zu ergründen, ist auf Schusters Rappen. Der Deutsche Wanderverband hat mit seinem Siegel „Wanderbares Deutschland“ gleich drei anspruchsvolle Routen als Qualitätswege im Odenwald und an der Bergstraße zertifiziert: den Neckarsteig, den Nibelungensteig und den Burgensteig entlang der Bergstraße. Sie sind zwischen 116 und 130 km lang und führen an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei, darunter Burgen, Schlösser und natürliche Highlights wie das Felsenmeer oder die Margarethenschlucht bei Neckargerach.
Parallel zum Burgensteig verläuft der etwa 90 km lange Blütenweg, der gerade im Frühling besonders reizvoll ist. Eine traditionelle Route ist der gut 140 km lange Alemannenweg (www.alemannenweg.de). Diese Panoramawanderung streift wie die zertifizierten Qualitätswege viele Sehenswürdigkeiten, ist aber im Gegensatz dazu als Rundtour angelegt.
Wer ein bisschen mehr über die Landschaft erfahren will, kann „Landschaftsführungen“ mit einem Geopark-Ranger des Geo-Naturparks buchen (Info auf www.geo-naturpark.net).
Radfahren
Bei Rennradfahrern ist der Odenwald schon immer beliebt. Es gibt anspruchsvolle Anstiege und Täler mit längeren flachen Passagen. Wer lieber Vollgas im Gelände gibt und auf flowige Pfade steht, kann sich auf den Bikepark Beerfelden und ein Mountainbikestreckennetz freuen, das bereits Autoren des Mountainbike-Magazines „Bike“ überzeugt hat. Eine Übersicht über die MTB-Trails bietet der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald auf www.mtb-geo-naturpark.de. Er stellt außerdem Radtouren vor, die wie der Themenweg „Die hohe Straße“ zwischen Dieburg und Stockstadt am Main kulturhistorische Hintergründe berücksichtigt. Mit Sehenswürdigkeiten bespickt ist ebenso der Neckartal-Radweg (www.neckartalradweg-bw.de), der die Burgenstraße entlangführt.
Im ländlichen Raum vermieten einige Hotels, Pensionen oder auch Anbieter von Ferienwohnungen Fahrräder. Wer einen Fahrradverleih sucht, findet auf jeden Fall welche in Darmstadt und Heidelberg.
Klettern
Buntsandsteinfelsen und alte Steinbrüche sorgen dafür, dass der Odenwald auch für Sportkletterer attraktiv ist. Eine Übersicht über die Felsen im Odenwald bietet das Felsinformationssystem des Deutschen Alpenvereins DAV Felsinfo (felsinfo.alpenverein.de). Ansprechpartner vor Ort sind u. a. die AG Klettern & Naturschutz im Odenwald e. V. und der Deutsche Alpenverein Sektion Darmstadt-Starkenburg. Letztere betreib auch das DAV Kletterzentrum Darmstadt. Ebenso ist die Sektion in Heidelberg Betreiber des DAV Kletter- und Boulderzentrums Heidelberg. Weitere Klettermöglichkeiten gibt u. a. in der Kletterhalle in Bensheim High Moves, im Kletterwald Darmstadt oder Kletterwald Wald-Michelbach.
Flugsport
Gerade an der Bergstraße, aber auch im Odenwald gibt es zahlreiche Gelegenheiten, in die Luft zu gehen: mit dem Gleitschirm, einem Hängegleiter oder einem Segelflugzeug. In der Flugschule Hirondelle in Weinheim (www.fs-hirondelle.de) oder der Flugschule Rhein-Main-Neckar in Birkenau (www.gleitsegelfliegen.com) lernen Anfänger das Steuern, Fliegen und Landen eines Gleitschirms oder „Drachen“. Flugerfahrene Gäste sind auch bei den Bergsträßler Drachen- und Gleitschirmfliegern (www.bergstraessler-drachenflieger.de) willkommen, um am beliebten Ölberg zwischen Schriesheim und Dossenheim durch die Lüfte zu gleiten. Beim Flugsportclub Odenwald e. V. (www.fsco.de) in Walldürn wird zudem Segelfliegen angeboten.
Wassersport
Schon Mark Twain ist auf einem Floß den Neckar hinabgefahren und hat dabei seine Abenteuerlust gestillt. Heute schippern vor allem Binnen- und Ausflugsschiffe auf dem Wasser die Burgenstraße entlang. Auch bei Kanuten ist der Neckar gefragt. Wer kein eigenes Kanu oder Paddelboot besitzt, kann sich z. B. in Neckargemünd ein Boot leihen.
Familienurlaub
Odenwald mit Kindern
Hier kommt garantiert keine Langeweile auf: Die Freizeitangebote für Kinder reichen vom Tierpark bis zum Märchenparadies. Jugendliche können sich beim Halloween-Event, im Kletter- oder Bikepark den Thrill geben.
Bauern- oder Reiterhof?
Im Odenwald gibt es zahlreiche Höfe, die einen lebhaften, familiengerechten Urlaub zwischen Pferden, Ziegen, Schweinen, Kühen und Hühnern versprechen. Angebote z. B. auf www.landreise.de, www.bauernhofurlaub.de und www.reiten.de.
Spaß im Wald und unter Tage
Felsenmeer im vorderen Odenwald: Liegen unter den großen Gesteinsbrocken wirklich zwei Riesen, die sich gegenseitig mit Steinen bewofen haben? Was haben die Römer hier vor mehr als 2.000 Jahren gemacht? Das grandiose Naturdenkmal kann man auf eigene Faust erkunden, oder an einer spannenden Kinder-Veranstaltung des Felsenmeer-Informationszentrums nördlich von Lautertal-Reichenbach teilnehmen. → www.felsenmeer-zentrum.de
Eberstadter Tropfsteinhöhle: Im südöstlichen, württembergischen Odenwald bei der Stadt Buchen staunt man, welche faszinierenden Welten die Natur unterirdisch erschaffen hat. Auch dafür gibt es kindgerechte Führungen. Eine Jacke mitnehmen, in der Höhle hat es nur 11 Grad.www.tropfsteinhoehle.eu
Grube „Marie in der Kohlbach“: Besucherbergwerk bei Weinheim-Hohensachsen an der württembergischen Bergstraße. Die Führung durch das mittelalterliche Blei- und Silberbergwerk ist eine spannende Angelegenheit.www.weinheim.de
Wege und Parcours
Smart Pfad: Auf sechs Stationen zwischen Mudau und Amorbach im Madonnenländchen werden Kinder an der frischen Luft an Mathematik, Naturwissenschaft und Technik herangeführt.www.smart-pfad.de
Kletterparks: Für den Kick in luftiger Höhe sorgen diverse Anlagen, die auch Kinderparcours ab 4 bzw. 6 Jahren anbieten, zum Beispiel in Wald-Michelbach oder Darmstadt.
Odenwaldbob: 1000 m Schuss abwärts auf der Sommerrodelbahn in Wald-Michelbach. Ein Riesenspaß für die ganze Familie.
Bikepark Beerfelden: besonders beliebt bei jungen Draufgängern, mit sieben Freeride-, Downhill und Super-Enduro-Strecken, Schlepplift und Technikkursen. Inkl. Bike-Verleih.www.bikepark-beerfelden.de
Ritter, Märchen und Monster
Ritterfest in Hirschhorn: Ein Spektakel ist das „Turnier“ vor den Toren der Stadt Ende August/Anfang September.
Schloss Auerbach: Oberhalb von Bensheim sitzt die Familie beim Rittermahl.
Märchen- und Sagentage in Reichelsheim: fabelhaftes Programm aus Mittelaltermarkt, Marionettentheater, Puppenspiel, Lesungen und Vorträgen Ende Oktober.
Kinder-Ritterfest auf Schloss Alsbach: Im April können sich Kinder an der Bergstraße als Ritter üben. Es gibt Zauberer, Märchenerzählerinnen, Ponyreiten und natürlich den Ritterschlag samt Urkunde.
Märchenparadies Heidelberg: 70er-Jahre-Freizeitpark auf dem Königstuhl für kleinere Kinder, mit allerlei Fahrgeschäften.
Halloween für Kinder auf Burg Frankenstein: Einen ganzen Nachmittag lang spaßigen Grusel statt echten Horror genießen. Termine Ende Oktober und Anfang November.
Tierisches Vergnügen
Zoo Heidelberg: Wie geschaffen für die Odenwald-Großwild-Safari. Zu sehen sind u. a. Tiger, Löwen, Elefanten, Zebras und Bären.
Zoo Vivarium Darmstadt: Hier sind zumeist kleinere, aber nicht weniger schillernde Geschöpfe zu Hause wie Totenkopfäffchen, Nasenbären oder Piranhas. Mit Streichelzoo, Picknick- und Spielplatz.
Bergtierpark Fürth-Erlenbach: mit exotischen Vierbeinern wie Yaks, Muntjaks und Maras.
Englischer Garten zu Eulbach: Hier leben heimische Wildtiere. Außerdem sind im archäologischen Park römische Fundstücke ausgestellt.
Kindergeschmack-Museen
Hessisches Landesmuseum Darmstadt: Spannend sind u. a. die zehn historischen Dioramen, die jeweils die Tierwelt einer Region zeigen.
Bioversum Kranichstein: in Darmstadt. Gelungene interaktive Einführung in die heimische Natur.
Schloss Erbach: fürwahr stattliche Ritterrüstungen.
Deutsche Drachenmuseum: Alles zum beliebten Schuppentier erfährt man hier in Lindenfels.
Darmstadt
Die vielen Forschungseinrichtungen und die Technische Universität sorgen für eine lebendige, kultur- und ideenreiche Großstadt. Mit der Mathildenhöhe und der Künstlerkolonie zählt Darmstadt zu Deutschlands Jugendstilmetropolen.
Darmstadt literarisch
Hier hat nicht nur das PEN-Zentrum Deutschland seinen Sitz, die DeutscheAkademie für Sprache und Dichtung ist ebenfalls hier zu Hause und verleiht seit 1951 jährlich den hochdotierten Georg-Büchner-Preis an herausragende Literaten wie Martin Walser, Ernst Jandl, Christa Wolf, Erich Fried, Elfriede Jelinek, Sibylle Lewitscharoff ...
Darmstadt wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Eine idyllische Innenstadt gibt es also nicht, aber gut verteilt zahlreiche architektonische und kulturelle Kostbarkeiten. Besuchermagnet ist die Mathildenhöhe mit ihrem berühmten Jugendstilensemble, das zwischen 1901 und 1914 entstand und auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Weitere Highlights sind das wiederaufgebaute Residenzschloss, das Prinz-Georg-Palais, die Orangerie oder das Jagdschloss Kranichstein. Eine architektonische Attraktion neueren Datums ist die Waldspirale von Friedensreich Hundertwasser im Bürgerparkviertel. Eine ausgesprochen auffällige Form hat auch das Wissenschafts- und Kongresszentrum darmstadtium - die Darmstädter haben es „Schepp’ Schachtel“ (schiefe Schachtel) getauft.
Im benachbarten Herrngarten genießen auf den Wiesen viele, überwiegend junge Leute den Sonnenschein. Im Platanenhain auf der Mathildenhöhe und in der Orangerie treffen sich Boule-Spieler, im Prinz-Emil-Garten picknicken Familien, Spaziergänger zieht es an Wochenenden auf die Rosenhöhe, das angrenzende Oberfeld oder auf die Ludwigshöhe. Im Süden und Osten der Stadt eröffnet sich zudem der Odenwald. Darmstadt ist von einem großzügigen Stadtwald umgeben, der allerdings durch den Dürresommer 2018 ziemlich gelitten hat.
Auch kulturell betrachtet, kann sich Darmstadt herzeigen: Jazzfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Das Jazzinstitut im historischen Kavaliershaus in Bessungen genießt einen Ruf, der über Deutschlands Grenzen hinausreicht. Regelmäßig lädt das Internationale Musikinstitut Darmstadt Musiker aus aller Welt zu den Darmstädter Ferienkursen ein. Und dazu gibt es Theater und Konzerte - im späten Frühjahr und Sommer auch Festivals - für jeden Geschmack.
Was anschauen?
Mathildenhöhe: der kulturelle Höhepunkt der Stadt. Das Jugendstilensemble mit dem markanten Hochzeitsturm, dem Museum Künstlerkolonie und den dazugehörigen Häusern ist einzigartig.
Rosenhöhe: Die letzte Ruhestätte der großherzoglichen Familie ist zugleich ein herrlicher Landschaftspark mit schönem Rosarium und imposanten Bäumen wie der Blutbuche, dem Kalifornischen Mammutbaum oder der Gurken-Magnolie.
Hessisches Landesmuseum: Hier kann man auf Zeitreise gehen und die Vielfalt der Welt erleben - von der Ur-Geschichte bis in die Moderne, vom Mastodon bis Beuys ...
Ludwigshöhe: Versteckt im Wald hat man den schönsten Blick über die Stadt - bis nach Frankfurt und in den Taunus. Bei Veranstaltungen kann man mitunter auf den Ludwigsturm steigen. Dort reicht der Blick bis in den Pfälzerwald und die Vogesen.
Was unternehmen?
Baden à la Jugendstil: ein altes Volksbad aus der Jugendstilzeit neu interpretiert: In der modernen Bade- und Saunalandschaft lässt es sich genuss- und stilvoll entspannen.
Mitfeiern beim Heinerfest: Wer die Darmstädter in ihrem Element erleben will, sollte die Stadt am ersten Juli-Wochenende besuchen.
Besuch im Kikeriki-Theater: Seit 1979 bespaßt das außergewöhnliche Puppentheater kleine, aber vor allem große Zuschauer. Stücke für Erwachsene sind z. B. „Faust“, „Nosferatu“ oder das „Ur-Rumpelstilzje“ - neu interpretierte Klassiker und Märchen, oft auf Südhessisch, gelegentlich zotig, aber immer lustig.
Wandern am Sieben-Hügel-Steig: Auf ihm kann man in Darmstädter Sehenswürdigkeiten und den Stadtwald eintauchen. Der 13 km lange Wanderweg führt u. a. über die Rosenhöhe, die Ludwigshöhe und Eberstädter Streuobstwiese. → www.wanderbares-deutschland.de/touren
Wo ausgehen?
Die Menschen in Darmstadt gestalten ihre Stadt gerne mit und bereichern so das Angebot, insbesondere das kulturelle. In nahezu allen Stadtteilen gibt es Bühnen für Konzerte, Theater oder Kabarett. Wer einfach nur das pure Nachtleben kennenlernen will, findet vor allem im Martinsviertel und natürlich in der Innenstadt viele Bars und Kneipen.