Zodiac
Gejagter zwischen den Welten

 

Teil 1:

Das Projekt
(Area 51 reloaded)

 

von

Mark Savage

 

Sci-Fi-Horror-Action-Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: © Copyright by Mark Savage
Umschlag: Bilder von Pete Linforth auf Pixabay
Covergestaltung: Nadja Klamet
Verlag: Mark Savage

mksavage@web.de

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

 

Printed in Germany

1. Auflage

© Alle Rechte vorbehalten

 

Vorwort

 

Unsere Geschichte spielt im Jahre 1996. Zu der Zeit ihrer Entstehung war dies die Gegenwart. Heute ist sie Vergangenheit. Eine Zeit, in der das Internet sowie die Nutzung von Handys eine kostspielige Angelegenheit und das Wort social media noch nicht in aller Munde war. Alte Geschichten aus der Mottenkiste zu kramen, ist eines. Ein anderes ist der Umgang damit. Modernisieren, dem Zeitgeist, der Moderne, dem heutigen Stand der Technik anpassen? So einiges spräche sicher dafür, dennoch entschied ich mich dagegen. Warum? Zum einen, weil es die Story selbst will. Die 90er Jahre hatten ebenso wie die 80er ihren eigenen Geist, ihre eigene Dynamik und Sphäre. All das den Lesern vorzuenthalten wäre unfair.
Dennoch ist die Story über Zodiac, den Zargonier Science-Fiction. Das Zusammenspiel von Fiktion und der realen Technik der 90er Jahre (Seti-Projekt, B2-Stealth Bomber ...) möchte ich Ihnen, liebe Leser, keineswegs vorenthalten. Die Recherchen, technischer Art, oder auf Themen wie Ufologie, Area 51 oder den Men in Black gerichtet, basieren auf den Grundlagen und dem Wissensstand der Zeit, in der sie angestellt wurden. Und dennoch sind sie nach wie vor zeitgemäß. So zeitgemäß wie der Horror dieser Story. Der Horror, der dem Menschen in Gestalt extraterrestrischer Wesen begegnet, die äußerlich verschieden aber von gleicher grausamer Natur sind.
Die spannende Frage wäre: Ist der Mensch reif für eine Begegnung mit dem Fremden? Wenn die Gerüchte um Area 51 auch nur ein Quäntchen Wahrheit enthalten, darf man diese Antwort geradewegs verneinen. Eine Art, die sich auf dem eigenen Planeten über Jahrtausende hinweg bekriegt, sei es aus religiösen oder kapitalistischen Gründen heraus oder nur deshalb, weil der Erdenbewohner eines anderen Kontinents eine dunklere Hautfarbe trägt ... ist eine solche Art in der Lage kosmisch zu denken?

Was, wenn es auf Wesen trifft, die gleichermaßen alles Fremde nicht nur ablehnt, sondern auch vernichtet? So wie es auf dem blauen Planeten seit Menschenbestehen geschieht.

Diese und viele andere Fragen will unsere Geschichte aufwerfen. Die Antwort finden Sie womöglich in sich selbst ... oder in den Sternen.

 

PROLOG

 

Der Planet barst.
Das kleine, blassgraue Wesen lag vor Erregung zitternd in dem seiner Körpergröße angepassten Pneumosessel und schaute mit großen, stets traurig wirkenden Augen, auf die matt schimmernden Flächen der Monitoren. Was wie ein großartiges Spektakel grausamer Regisseure anmutete, ein Szenario des Grauens, das seinesgleichen suchte, enthüllte gegenwärtige, niederschmetternde Realität.
Dort draußen, nur wenige Millionen Kilometer entfernt, starb seine Welt. Aus ihrem Mutterschoß entsprang sein Leben, auf ihr wuchs er heran, und ebenso hatte er gehofft, eines Tages auf ihr zu sterben. Und nun ...?

Nun blieb ihm nur das Warten auf den gigantischen Schlag, der das Schiff auseinanderreißen und seinen Körper in die eisige Kälte des Kosmos schleudern würde.
Die kleine Gestalt schüttelte sich, als friere sie trotz der Wärme, die in der Enge des Einmannschiffes herrschte. Doch das Frösteln entsprach einer speziellen Form von Kälte, suchte ihren Ursprung in jener eisigen Kraft, die sich parasitengleich in den Eingeweiden einnistete und langsam die Seele auffraß.
Das Wesen weinte.
Niemand hörte das klagende Wimmern, niemand kam, um Trost zu spenden. Er, Zodiac, war allein, dazu verdammt, Beobachter des Unterganges der eigenen Zivilisation zu spielen.
Deutlich spürte er die mentalen Impulse seines Volkes, beherrscht von Panik und Todesfurcht, einer Mischung, die jegliches logische Denken auszulöschen vermochte. Ihm erging es nicht besser. Sein Geist stand an der Schwelle zum Wahnsinn. Nur ein kleiner Schritt ...
Doch er spürte noch etwas anderes, undefinierbares, das sich in seinem Gehirn ausbreitete und die verworrenen Empfindungen der Zargonier zu überlagern drohte. Es war der gleiche Hass, dieselben diabolischen Gedankenströme, die er während des Überfalls auf seine Welt wahrnahm. Diese fremden Gehirne kannten nur ein Ziel: Zerstörung.
Jene FREMDEN kamen aus den unergründlichen Tiefen des Universums, um durch ihre mit todbringenden Strahlgeschützen bewaffneten Raumschiffe einer friedliebenden Zivilisation den Tod zu bringen.
Zodiac erschauerte in jenem Moment, da ihm Wellen bösen Triumphes entgegenschlugen. Nie in seinem Leben begegnete er solcher Härte, Gnadenlosigkeit und absoluter Gefühlskälte. Ihm, einem Angehörigen einer hochstehenden Kultur, waren solcherart Gefühle fremd. Sein Volk ging schon vor langer Zeit den Weg der Vergeistigung. Milliarden Geschöpfe existierten als eine Einheit, seit jenem Augenblick, in dem ihre Bewusstseinsinhalte miteinander verschmolzen. Dies befähigte sie wie ein Wesen zu Denken und zu Handeln. Für ihre Art galt die Konfrontation mit dem gewaltsamen Tod als etwas Furchtbares. Das Grauen, das jeden der kleinen Körper bis in die letzte Faser erfasste, bewirkte bei diesen äußerst sensiblen Gemütern einen beinahe tödlichen Schock. Der Glaube an die Reinheit des Ganzen herrschte so übermächtig, dass jeder Gedanke an Gewalt, ob psychisch oder physisch, einem Alptraum gleichkam.
Zargos war eine heile Welt. Nahezu ein Paradies. Ihre Bewohner standen auf höchster geistiger Entwicklungsstufe. Eine vollkommen entwickelte Kultur, deren einziger und größter Fehler darin lag, zu glauben, der gesamte Kosmos unterstehe den Gesetzen der Ordnung, Reinheit und des Friedens. Ein Fehler, für den die Zargonier schwer bezahlten. Denn als aus heiterem Himmel feuerspeiende Energiestrahlen auf ihre Städte niederfuhren, die Gebäude zerplatzten, die Erdschicht aufriss, und ihre Leiber zu Atomen zerstoben, stand man dem Angriff wehrlos und ohnmächtig gegenüber. Ihre Kultur kannte keine Waffen.
Außer ...
Zodiac erstarrte.
Vor seinen geistigen Augen entstand aus dem Nichts heraus das unendliche Weisheit ausstrahlende Antlitz des einstigen Lehrmeisters.

Der weise Jud.

Der alte Mann öffnete die dünnen Lippen, und Zodiac erinnerte sich der Worte, als hätte er erst gestern die Lehren seines Volkes empfangen. Voller Ehrfurcht besann er sich jener Stunde, in der ihm das größte Geheimnis seiner Rasse offenbart wurde.

Abrupt stockten die Erinnerungen. Das Gesicht des Lehrmeisters verschwand.

Die eindrucksvollen Augen des Feingliedrigen weiteten sich vor Entsetzen. Auf den Bildschirmen der Kontrollwand spielte sich etwas Furchtbares ab.

Hunderte schwerbewaffneter Raumschiffe monströser Bauart durchbrachen mit wahnwitziger Beschleunigung den Hyperraum.

Die FREMDEN.

Sie waren wieder da.

Zodiac musste mit ansehen, wie sich die kleinen Diskusschiffe seines Volkes der Reihe nach in schnell verflüchtigende Atomwolken verwandelten. Zahlenmäßig dominierten die Schiffe der Zargonier erheblich über die der Flotte des Angreifers. Doch womit sich wehren? Auf Zargos kannte man keine Waffen. Die wendigen, 30 Meter durchmessenden Diskusse, dienten ausschließlich zum Zwecke der Erforschung und Erkundung des kleinen Sonnensystems. Die Raumer der FREMDEN hingegen erwiesen sich um das Tausendfache größer, so dass alleine der Anblick dieser Giganten Furcht und Schrecken hervorrief.
Zodiac sah sich ein Schiff nach dem anderen in einer Glutwolke auflösen, erblickte durch die Vergrößerung davon geschleuderte Wrackteile sowie die reglos im All treibenden Körper seiner Freunde. Die Mentalimpulse wurden stärker, schreiend, zeugend von der Todesangst sterbender Wesen. Dazwischen vernahm er erneut die schrecklichen Impulse des Hasses und des Triumphes.
Die FREMDEN.
Da, wieder eine Explosion ... und wieder ... und wieder ... und wieder ... Zodiac drohte zu zerbrechen.
Binnen der nächsten Minuten würde seine Art ausgelöscht sein wie die erloschenen Geysire des Shenagebirges. Ausgelöscht durch den blinden Hass und der wilden Zerstörungswut fremder Geschöpfe, die keine andere Rasse neben sich duldeten.
Keine Erpressung! Keine Versklavung! Keine Eroberung!
Nichts!
Einfach nur töten. Alles vernichten, was nicht der eigenen Art entsprang. Welch grausame Wesen hatte der Kosmos nur hervorgebracht. Weshalb duldete der GROSSE, der REINE, Schöpfer des Ganzen, die Existenz einer derartigen destruktiven Macht? Welchem Zweck diente Leben, wenn es sich fortpflanzt, zu einer technisch hochstehenden Zivilisation entwickelt, und diese ihr Potential zum Abschlachten harmloser Völker missbraucht?
So etwas konnte nicht Wille der Natur sein, und wenn, so urteilte Zodiac, hatte sie hier einen Fehler begangen. Eine Rasse, wie sie diese FREMDEN darstellte, durfte nicht existieren. Sie besaß kein Recht darauf.
Während draußen im All eine künstliche Sonne nach der anderen entstand, spürte der Zargonier, wie sich in ihm ein neues, merkwürdiges Gefühl breitmachte. Diese neuartige Emotion half ihm seine Panik und Furcht zu überwinden.
HASS!

Seit Millionen von Jahren für sein Volk zu einem Fremdwort geworden, erkannte er doch dieses mächtige Etwas, das nun sein Denken beherrschte.

Diese FREMDEN!

Er verspürte den Wunsch, sie zu töten.

Zodiac erschrak zutiefst, als ihm diese Erkenntnis in seiner letzten Konsequenz bewusst wurde. Der Gedanke erschien ihm schlecht, schmutzig und frevelhaft, doch er vermochte nicht sich dagegen zu erwehren. Er WOLLTE die FREMDEN vernichten.

Blieb zu hoffen, dass die Artgenossen nichts von seinen Gefühlen bemerkten. Er glaubte jedoch nicht, dass die von Todesangst gepeinigten Gehirne seiner Schwestern und Brüder noch imstande seien, auch nur einen einzigen Impuls wahrzunehmen, geschweige denn zu sondieren. Aber was wäre wenn? Hielten sie ihn dann für einen Verräter, weil er das Oberste Gebot brach, oder würden sie ihn zu verstehen suchen?

Er hoffte auf Letzteres, denn eine Ablehnung seines Ichs empfände er schlimmer als den grausamsten Tod, den die FREMDEN für ihn bereithielten. Doch aus dieser Liebe zu seinem Volk heraus musste er etwas unternehmen, dem ewigen Morden Einhalt gebieten. Ganz gleich wie das Urteil des Kollektivs lauten würde.

Fieberhaft überlegte er.

Wie kam man ihr bei, jener dunklen Macht, die durch den Kosmos fegte und Planeten entvölkerte? Sein Volk kannte keine Waffen, wie also sollte man diese Titanen zerstören können.

Das Tabu ...

Da war es wieder, das Gesicht des alten Jud, seines Lehrmeisters in der Elften Dekade. Erneut setzte die Erinnerung ein, und diesmal fügten sich die Bruchstücke zu deutlichen Bildern zusammen.

»Zodiac aus dem Clan der Kuulans! Du hast die Elfte und somit letzte Dekade auf dem Wege der geistigen Reinheit beendet. Du bist nun ein vollwertiges Mitglied des Kollektivs, unseres großen ehrwürdigen Volkes. Doch bevor du die Höhlen der Weisen verlässt, ist es meine traditionelle Pflicht, dir das Geheimnis unserer Väter und Urväter zu offenbaren.«

Der Meister erstarrte bei diesen Worten, und sein Blick suchte die Ewigkeit. Zodiac verharrte voller Ehrfurcht.

»Seit Äonen existiert unser Volk als Gemeinschaftsintelligenz. Wir verkörpern die Reinheit in den Weiten des Universums und unterwerfen uns wie alles Leben im Kosmos seinen Gesetzen. Nicht mehr lange und unser Reifeprozess ist abgeschlossen. Danach treten wir in ein neues Stadium, das uns unserer Körper überflüssig werden lässt.

Doch die Chronik überliefert, dass unser Volk sich nicht immer den Gesetzen der Reinheit unterwarf. In den Anfangszeiten unserer Entwicklungsgeschichte regierten Hass und Uneinigkeit die zargonische Rasse. Sie wurde in zwei Parteien gespalten. Eine Seite bekämpfte die andere. Man konstruierte Waffen, die Tod und Feuer spien. Unvorstellbar und grausam, aber die Annalen verzeichnen es so. Die Wiedervereinigung unseres Volkes, so heißt es, beruhe auf der Entdeckung einer neuen fürchterlichen Waffe. Einer Waffe, die unser Volk noch heute besitzt. Das Wissen darum schlummert im tiefsten Winkel unseres Unterbewusstseins. Niemand erinnert sich mehr daran. Es ist ein Tabu. Auch du wirst lernen zu vergessen. Es ist die letzte Aufgabe, die du in der Elften Dekade zu bewältigen haben wirst.«

Zodiac erschauerte. Sein Volk sollte todbringende Waffen besitzen? Sein Verstand weigerte sich, dies zu glauben. Ein derart unreines, entsetzliches Machwerk dürfte seit Millionen von Jahren nicht mehr existieren. Ihre gesamte Gesellschaftsform schien dadurch in Frage gestellt.

Doch an den Worten des Meisters durfte, ja, konnte nicht gezweifelt werden, denn man kannte keine Lüge. Zodiac allerdings vermochte nicht mehr länger zu schweigen, selbst wenn die Riten es ihm geboten.

»Meister, entschuldige, dass ich das Wort erhebe, aber mein Geist verwirrt sich. Es gibt so viele Fragen.«

»Frage!«, erwiderte der alte Jud ernst.

»Ich bin erschreckt, wenn ich daran denke, dass unser Volk sich einst bekämpfte. Wie konnten wir derartigen Frevel an der Reinheit des Ganzen üben? Die Schöpferin, die GROSSE, die Allmacht, wie kann sie ein solches Verhalten ihrer Geschöpfte ignorieren?«

»Mein Sohn«, antwortete der Meister. »Du hast bereits die ersten Forschungsflüge hinter dir, und eine deiner Reisen führte dich bestimmt auf Welten, die bereits intelligentes Leben trugen, nicht wahr?«

»Jawohl, Meister.«

»Hast du nicht erleben müssen, wie Wesen sich bekämpften, ihre Welten verseuchten und entsetzliche Dinge taten?«

»Ich habe es erlebt, Meister, und es kostet mich noch heute schlaflose Nächte. Nie werde ich derartiges Verhalten auch nur ansatzweise begreifen. Wie kann intelligentes Leben danach trachten anderes intelligente Leben zu vernichten? Tag für Tag denke ich darüber nach, ohne Antworten zu finden. Ich weiß, dass in unserem Sonnensystem in jeder Sekunde schreckliche Dinge geschehen, ausgeübt von Wesen, die sich trotz ihrer bereits errungenen Intelligenz auf einer niedrigen Evolutionsstufe befinden.«

»Glaubst du, von ihnen drohe Gefahr?«, fragte der Meister. Zodiac musste lächeln.

»Nein, Meister, wie sollte auch? Sie haben noch nicht den Schritt in den Kosmos getan.«

»Siehst du, damit hast du dir selbst eine Antwort erteilt. Auch die Zargonier befanden sich irgendwann einmal am Beginn ihrer Entwicklung. Die bisherigen Forschungen beweisen, dass wir die älteste Art in dieser Galaxis sind. Die Unreife, der Wille zur Gewalt, beruht auf Unwissen. Wenn diese Völker, deren Schicksale wir seit Jahrtausenden studieren, erst einmal den Schritt in den Kosmos wagen, dann setzt die Reife ein. Durch die Reinheit des Ganzen hindurch werden sie die Wahrheit erkennen. Nie wird ein Volk, das einmal das Licht der Sterne aus unmittelbarer Nähe erblickte, noch einen Gedanken an Verwerflichkeiten verschwenden. Deshalb, mein Sohn, droht uns von den Unreifen keine Gefahr. Sie alle tragen Schuld, und die Allmacht wird sie dafür sühnen lassen wie auch unsere Vorfahren gesühnt haben.

Merke dir, Zodiac, das All gehört den Reinen. Alle Geschöpfe, die es wagen können, durch Zeit und Raum zu walten, all jene Wesen sind Brüder, Teile des Ganzen.«

Zodiac nickte zufrieden. Nie hätte er es gewagt, an diesen Worten zu zweifeln. Wenn Zweifel vorhanden war, dann lag er zu jenem Zeitpunkt tief im Unterbewusstsein verborgen. Geheim, ungeahnt von seiner selbst. Doch gab es da noch einen Punkt.

»Meister, Deine Worte sind weise und ich verehre Dich ob deiner Klugheit. Verzeih mir aber, wenn ich frage, wie es einem reinen Volk geschehen kann, sich in dem Besitz einer ... Waffe zu befinden.«

Der Lehrmeister musterte seinen Lehrling mit einem strengen Blick, der Zodiac mahnte, ab jetzt zu schweigen.

»Oberstes Gebot wird für dich sein, über dieses Wissen zu schweigen, es jedoch tief in deinem Innern zu versenken. Das Tabu ist unbedingt zu respektieren. Die WAFFE ist etwas Furchtbares, denn sie kennt in ihrer Vernichtungskraft keine Grenzen. Es ist die Waffe unseres Geistes, Zodiac. In den Energien unserer geistigen Sphären schlummert eine grausame Macht. Die Erkenntnis dieser schrecklichen Macht führte unser Volk damals wieder zusammen.

Das Gehirn ist ein unergründbares, geheimnisvolles Labyrinth, und nur der Schöpfer mag wissen, warum er ausgerechnet unserer Art diese zerstörerische Gabe verlieh. In jedem von uns schlummert diese Kraft, Zodiac, in dir so wie in mir. Jeder Zargonier könnte durch einen einzigen heftigen Impuls seiner gebündelten Gedankenkraft diesen Planeten in Stücke reißen.

Wichtigster Bestandteil des Obersten Gebotes, und dies merke dir, Sohn, bevor du diese Höhlen verlässt, ist: Gebrauche nie diese Macht in dir, Zodiac aus dem Clan der Kulaans, was immer auch geschehen mag. Sprich nie darüber, bis zu jenem Tage, an dem auch du deine Nachkommen auf die große geistige Ebene führen wirst. Langes Leben und Wohlsein, mein Sohn!«

Die Erinnerung verblasste.

Zodiac empfand Trauer. Er wusste, er würde seinen Vater und Lehrmeister nie wiedersehen, und so wie es aussah, nahte sein Tod ebenso.

Auf den Bildschirmen sah er wiederholt das Aufblitzen vieler weißer Pünktchen, von denen jedes ein weiteres erloschenes Leben verhieß.

Das Oberste Gebot ...

Sie schienen ihn anzustarren, die strengen Augen des Meisters. Juds Lippen formten sich, um ihm erneut einen Satz ins Gedächtnis zu brennen: Leben ist alles, denn Leben ist Reinheit.

Doch jetzt war da etwas anderes in ihm als Reinheit. Die Ablehnung, der Hass auf die FREMDEN, der ihm half, nicht zu zerbrechen und sich seinem Schicksal zu fügen.

Das Oberste Gebot.

Es zu befolgen, hieß sich und seinen Brüdern und Schwestern hilflos den todbringenden Geschützen auszuliefern. Wie vermochte er diese Kraft einzusetzen, die ihm innewohnte?

Die Gedanken freisetzen ... der bloße Wille ... wie sollte er?

Der Monitor schien sich zu verdunkeln. Ein schwarzer Schemen huschte auf den kleinen Diskusraumer zu.

Zodiac sog die Luft ein.

Wo blieb die Todesangst, der Anflug von Panik? Der Zargonier empfing die Mentalimpulse der FREMDEN, deren Todesschwadron mit enormer Geschwindigkeit auf ihn zuhielt.

Kein Zweifel, sie wollten ihn töten. Und sie empfanden nicht das geringste dabei.

Im Feuerleitstand des fremden Schiffes erfasste die automatische Zieleinrichtung innerhalb eines Sekundenbruchteils das Objekt. Unaufhaltsam näherten sich sechs klauenartige Finger dem Feuersensor.

Da geschah es. Schnell und in tödlicher Konsequenz.

Von einer Sekunde zur anderen wurde jegliches Empfinden an Bord des FREMDEN ausgelöscht. Urplötzlich entstand eine Sonne, deren Korona vier weitere Schiffe der Invasoren erfasste und vernichtete.

Zodiac benötige wertvolle Sekunden, bis er begriff, dass sein Wirken dieses Inferno verursachte. Er wunderte sich über die Leichtigkeit, mit der das grausame Spiel ablief. Allein sein intensiver Wille, den fremden Raumer um jeden Preis zerstören zu WOLLEN, sowie ein einziger darauf folgender Impuls, erwies sich als imstande, tödliches Chaos zu gebären.

Sein bloßer Wille hatte den Raumer zerrissen.

Die schwarzen Pupillen zogen sich vor Erregung zusammen, ein typisches Merkmal seiner Rasse. Das matte Grau der Iris verdunkelte sich, so dass die Augen fast gänzlich schwarz wirkten.

ER verfügte über Macht und würde sie gebrauchen, so entsetzlich sie auch sein mochte. Die Überlebenden seiner Art mussten gerettet werden.

Erneut lauschte er auf die Mentalströme der FREMDEN. Der Tod ihrer Gefährten schien sie nicht zu beeindrucken. Dennoch zeigten sie maßloses Erstaunen über den plötzlichen Angriff. Die Attacke erfolgte aus dem Unsichtbaren heraus, scheinbar aus dem Nichts. Die Zargonier kannten keine Waffen, und die FREMDEN wussten dies. Somit war es vollkommen unmöglich, dass ...

Zodiac schlug erneut zu.

Scheinbar ohne ersichtliche äußere Gewalteinwirkung löste sich ein Schiff nach dem anderen in einer Glutwolke auf. Das Chaos war perfekt. Die Gedanken der FREMDEN wirbelten durcheinander, außerstande, das Unbegreifliche zu erfassen.

Die Impulse der Zargonier sandten Überraschung und Entsetzen aus. Doch sie würden nicht lange zu überlegen brauchen.

Jemand brach das Oberste Gebot.

Nun, sie würden bald herausfinden, wer der Verräter in ihren Reihen war, und er sah schwere Stunden vor sich, sollte er die nächsten Minuten überleben.

Gleichgültigkeit umgab Zodiac, zumindest für diesen Moment. Er bestand nur aus geballter Konzentration, schuf ein Werk der Vernichtung nach dem anderen. Weit über die Hälfte der Feindflotte fiel Zodiacs Überraschungsangriffen zum Opfer, bis er erkannte, dass dieser Macht Grenzen gesetzt waren. Erschöpfung und Müdigkeit befielen ihn. Ein schwerer Druck lastete auf seinem Hirn.

Der Wunsch zu schlafen wurde fast übermächtig. Der Feind aber galt noch lange nicht als besiegt. Zodiacs Augen hefteten sich angestrengt auf die Monitoren. Sekundenschnell erfasste er die geschockten Gedankenströme der FREMDEN und löschte sie aus.

Als nur mehr ein halbes Dutzend der fliegenden Festungen ohne feste Formatierung ratlos umherschwirrte, befand sich der kleine Körper am Rande des Zusammenbruchs. Er fühlte sich wie ein Greis, leer und ausgelaugt. Beim wiederholten Versuch, sich auf die Bildschirme und den Feind zu konzentrieren, stockte er plötzlich.

Etwas störte ihn.

Irgendetwas fehlte.

Der Schock traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Die vielen kleinen scheibenförmigen Objekte fehlten. Die Raumschiffe seines Volkes waren fort.

Geflohen.

Zodiac empfand keinen Zorn. Ihm war bewusst, dass SIE niemals das Oberste Gebot brechen würden, auch nicht, um ihm zu helfen. Eher fänden sie gemeinsam den Tod. Niemand außer ihm wäre jemals auf den Gedanken gekommen, Gewalt mit Gewalt zu vergelten.

Er war ein Einzelgänger.

War er das nicht schon immer gewesen, tief in seinem Innersten?

Er war allein.

Allein mit sechs schweren Kampfschiffen seiner Todfeinde, die sich langsam aus ihrer Starre lösten und die Initiative ergriffen.

Logisch, dachte Zodiac; niemand ist mehr hier außer mir. Sie wissen nun, wem sie ihre Niederlage verdanken. Er spürte ihren Hass und den Wunsch nach grausamer Vergeltung.

Der Sieg lag schon in ihren Händen. Es hätte nur wenigen Aufwandes bedurft bis zur vollkommenen Ausrottung der Zargonier. Doch eine unbekannte Macht, die an Bord dieses kleinen Schiffes herrschte, hatte sie, die HERREN, niedergerungen.

Sie hatten verloren.

Zum ersten Mal.

Die Rache würde folgen.

Grausam.

Aber noch bevor einer von ihnen seinen Plan in die Tat umzusetzen vermochte, erstrahlten fünf gewaltige Energiesäulen in der Schwärze des Weltraums.

Für den letzten Gegner, ein gewaltiges Gebilde, welches einer Säule mit drei aufeinander gesteckten Speichenrädern glich, fehlte dem jungen Zargonier die Kraft. Er entfachte mehrere Explosionen im Innern des Giganten, doch sein ausgemergeltes Hirn versagte den Dienst.

Die zarte fünfgliedrige Hand näherte sich mühsam einer gelben Taste, die in einem grünen Sockel ruhte. Nur unter Aufbringung aller Kraftreserven gelang es ihm, sie zu betätigen. Der schlagartig folgende Andruck raubte ihm das Bewusstsein. Die Absorber benötigten wertvolle Sekunden, um den Druckausgleich herzustellen. Gierig sog Zodiac das schützende Dunkel in sich ein.

Er wollte schlafen ... schlafen ... schlafen.

Es wurde ihm nicht gewahr, wie das havarierte Schiff der Fremden die Verfolgung aufnahm.

 

Erstes Kapitel

 

1.

 

»Tom! Judy! Kommt endlich rein. Wir essen jetzt.«

Barbaras Ruf galt den zwei Kindern, die laut schreiend in dem großen Planschbecken tobten, das ihnen ihr Dad vor einigen Tagen gekauft hatte.

An diesen heißen Julitagen gab es für die beiden Kleinen nichts Schöneres, als ins kühle Wasser zu springen und sich gegenseitig nass zu spritzen.

Tom, elf Jahre, dunkelblond, eindrucksvolle braune Augen und schelmische Gesichtszüge, reagierte herzlich wenig auf den Ruf seiner Mutter. Judy, acht Jahre alt, lange goldblonde Haare, schüchtern dreinschauende himmelblaue Augen und von extrem hagerer Figur, litt ebenso an plötzlicher Gehörlosigkeit wie ihr Bruder. Die beiden Kinder hingen sehr aneinander. Jede Geste, jeder Blick, die Art wie sie bei kleinen Raufereien mit ihren Kräften haushielten, um dem anderen nicht wehzutun, anhand all jener fast unbemerkbaren Nebensächlichkeiten, wurde die geschwisterliche Liebe immer wieder deutlich spürbar. Sie bildeten ein unzertrennliches Team, in dem niemals ernsthafte Streitereien auftraten.

Babs, die am Türrahmen lehnte und die beiden schmunzelnd beobachte, erinnerte sich in jenem Moment an den Tag zurück, an dem Mrs. Baxter, die Nachbarin, in ihre Wohnung stürmte und laut zeternd von ihr forderte, Tom in ein Erziehungsheim zu stecken. Der ganze Grund für diese Aufregung bestand darin, dass Mrs. Baxters Sohn Billy, das liebe Billielein, von Tom eine ordentliche Tracht Prügel kassierte, da dieser Judys Puppe aus reiner Bosheit sämtliche Gliedmaßen ausriss. Es kostete Babs fast eine Stunde, der aufgelösten Frau klarzumachen, dass ihr Sohn die blutende Nase mit Sicherheit überleben würde.

Dieser Tommy. Wie sie ihn doch liebte. Er war der ganze Stolz seines Vaters, schon allein deshalb, weil sie beide aus demselben Holz geschnitzt schienen. Judy hingegen gab das genaue Gegenteil ihres Bruders ab. Sie wirkte stets in sich zurückgezogen und sprach nicht viel. Ihre Figur wirkte zerbrechlich, und manchmal erschien es wie ein Wunder, dass die dürren Beinchen den kleinen Körper zu tragen vermochten. Babs und Dan sorgten sich um sie wie um ein besonders wertvolles Stück, auf das man acht gibt, damit ihm auch ja nichts geschieht.

»Wenn die Herrschaften keinen Hunger haben, dann esse ich eben alles alleine, was meint ihr?«

Barbara grinste, als die triefenden Gestalten ihr entgegen trotteten und frech ins Gesicht lachten. Sie waren glücklich, die beiden, man sah es ihnen an. Während Tom über alle Backen strahlte, so als wäre das Leben eine einzige riesige Zuckerstange, lächelte seine Schwester in ihrer üblich hintergründig wirkenden Art.

»Kommt Daddy nicht zum Essen?«, wollte Tom wissen.

»Nein, Mister Wilder, dein Vater hat heute sehr viel zu tun«, erwiderte ihm Babs. »Wir heben ihm etwas auf, ja?«

»Ist gut«, meinte Tom und trollte sich in Richtung Küche, seine Schwester mit sich ziehend.

»Halt ihr zwei, erst ins Bad und abgetrocknet bevor ihr alles hier überschwemmt«, rief ihnen Babs zu.

»Ja, ja«, murrten die beiden im Chor und zogen ab. Als sie dann zu dritt am Essenstisch saßen und die Kinder sich heißhungrig auf ihre Burger mit Pommes und Barbecuesauce stürzten, wurde sich die etwas rundliche, aber durchaus gutaussehende Frau mit den langen brünetten Haaren, erneut bewusst, wie glücklich und zufrieden sie hier doch waren. Hier in Tretmond gefiel es ihr besser als in London. Man verfiel einer inneren Ruhe, konnte getrost ausspannen, ohne von dem Gebimmel einer Straßenbahn daran gehindert zu werden. Kein Lärm, keine Hektik, keine grünhaarigen Halbstarken, die alten Müttern die Handtasche grabschten.

Sie konnten von Glück sprechen, dass Dan dieses Haus von seinem Großvater geerbt hatte. Nie hatte sie gewagt zu glauben, sich einmal hier in Georgia, vierzig Meilen von der Metropole Atlanta entfernt, niederzulassen und sich auf Anhieb wohlzufühlen. So klein und abgeschieden Tretmond mit seinen knapp zweitausend Einwohnern auf einen Stadtmenschen wirken mochte, sie und Dan fühlten sich von Anfang an wohl, und das nun schon seit fast fünf Jahren.

Dans sprichwörtlichem Glück war es ebenso zu verdanken, dass er auf Anhieb einen Job bekam. Er arbeitete in einer kleinen Reparaturwerkstätte am Rande der Ortschaft. Der Verdienst war nicht umwerfend und lange nicht so gut bezahlt wie in London, aber es genügte zum Leben.

Sieben Jahre waren sie jetzt glücklich verheiratet und hatten in dieser Zeit gute und schlechte Zeiten zusammen durchlebt. Sie kannten alle Höhen und Tiefen, wobei ihre Zuneigung und Achtung voreinander nie Schaden trug. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, als sie sich in einem Tanzlokal namens Blue Oyster zum ersten Mal begegneten, damals vor neun Jahren. Dan gab einen hervorragenden Tänzer ab, und wie sich herausstellte einen noch besseren Ehemann.

Wie schnell diese Jahre vergingen, überlegte sie. Dan ist mittlerweile sechsunddreißig, drei Jahre älter als sie, Babs. Hatten sie sich verändert in all dieser Zeit? Nein, sie sind stets dieselben geblieben, und das war gut so. Nie ließen sie sich unterkriegen, was auch geschah. Ja, sie war zufrieden mit sich und der Welt. Die Wilders waren eine glückliche Familie, und Babs vermochte sich nicht vorzustellen, dass sich daran etwas änderte.

Sie sollte leider nicht recht behalten.

2.

 

»So, das Getriebe passt. Nicht zu glauben, dass der Kerl sich mit diesem Schrotthaufen noch auf die Straße traut. Das grenzt schon fast an Selbstmord, anzeigen sollte man den Burschen.«

Dan war schlechter Laune. Normalerweise hätte er heute seinen freien Tag. Stattdessen hing er hier herum und schrubbte Überstunden. Trotzdem konnte er dankbar sein, diesen Job bekommen zu haben. Klar, er wäre jetzt viel lieber bei Babs und den Kindern, aber er wusste, dass sie es verstanden.

Dan schaute auf die Uhr.

Noch zwei Stunden bis zum Feierabend. Das hieß, sofern dem Alten nicht wieder was Neues einfiel. Wer sagt's denn, wenn man an den Teufel denkt ...

»Hallo, Dan!«

»Tag, Mr. Myers.«

Er scheint nicht gerade guter Stimmung zu sein, dachte Dan bei sich, während der Chef seine fette Gestalt auf ihn zubewegte. Myers besaß ein Doppelkinn und eine Boxernase furchterregenden Ausmaßes. Zudem trug er so gut wie keine Haare mehr auf dem Kopf, was den Eindruck von Rücksichtslosigkeit ebenso verstärkte wie der Ausdruck der kleinen blauen Schweinsäuglein, die tief in den Höhlen unter buschigen Augenbrauen verborgen lagen. Dieser Eindruck jedoch täuschte.

»Na, haben Sie diese Mühle wieder zusammengeflickt?«, fragte Myers. »So gut es ging, Boss«, antwortete Dan knapp.

»Hm, ich sehe. Gute Arbeit, Dan. Ich habe wirklich einen guten Zug gemacht mit Ihnen. Aber ich hatte gleich von Anfang an das Gefühl, dass Sie etwas von Ihrem Fach verstehen, schon als Sie zur Tür reinkamen.«

»Danke, Mr. Myers«, erwiderte Dan, nicht wenig überrascht von dem Kompliment. Durfte er es überhaupt als solches auffassen oder traf der Dicke lediglich eine Feststellung? Bei dem Alten wusste man nie, wie man gerade dran war.

»Nichts für ungut«, brummte Myers. »Was macht Ihre Familie?«

»Ich denke doch gut, Sir.«

»Wie lange sind Sie jetzt schon hier bei uns in Tretmond, Dan. Zwei Jahre?«

»Schon fast drei, Sir.«

»Ich hoffe doch, es gefällt Ihnen hier. Tretmond ist so aufregend wie der Arsch einer achtzigjährigen Hure, und es passiert auch sonst nicht viel in diesem kleinen Ort, aber man hat wenigstens seine Ruhe, meinen Sie nicht auch, Dan?«

»O doch, uns gefällt es hier, vor allen den Kindern. Ich denke, dass wir hier alt werden.«

»Sagen Sie, Sie sind doch Amerikaner. Was hat Sie damals eigentlich nach England getrieben?«

»Es war wegen Babs. Ihre Eltern lebten dort. Sie wollte bei ihnen bleiben, da ihr Vater im Sterben lag. Krebs, wissen Sie. Ja, und dann bekam Babs diesen Job als Sekretärin im Büro einer diesen Stahlfabriken. Fast zur gleichen Zeit als ihr Vater starb kam dann die Sache mit der Erbschaft dazwischen. Wir entschlossen uns dann einfach hierher umzusiedeln.«

»Womit Sie verdammt recht hatten. Es gibt kein schöneres und freieres Land als Amerika, glauben Sie mir, Dan.«

Mein Gott, der Alte erwies sich heute als überaus geschwätzig, und das wo er sonst seinen Mund nicht aufbrachte, es sei denn um die Arbeit voranzutreiben. Eigentlich war er kein übler Kerl, dieser Myers, gestand sich Dan ein. Er verhielt sich trotz mancher Brüllerei fair zu seinen Leuten und ging durchaus selbst mal mit zur Hand, wenn Not am Mann war. Ja, er war gar nicht so verkehrt, sein Boss.

»Hören Sie, Dan, packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie nach Hause. Willie und Dex schaffen es für heute auch alleine, oder was meinen Sie?«

Das nannte man eine Überraschung. Von dieser Seite zeigte sich sein Boss äußerst selten. Dan beschloss, diesen Umstand für seine Zwecke auszunutzen.

»Danke, Chef. Babs wird sich freuen.«

»Schon gut, verschwinden Sie endlich, bevor ich es mir nochmals anders überlege. Viel Spaß noch.«

Dan lachte. Dieser Ton kam ihm schon vertrauter vor und erleichterte zugleich seine Sorge bezüglich des so seltenen Stimmungshochs.