Kopf hoch und klar sehen
Sieben Schlüssel für Eltern, Erzieher und Lehrer,
Kinder in digitalen Zeiten zu begleiten
Impressum:
© 2019 Judith Bolz
Umschlag, Illustration: Judith Bolz
Lektorat, Korrektorat u. Satz: Angelika Fleckenstein, Spotsrock
Alle Rechte an Text und Grafiken Judith Bolz
Verlag & Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40–44
22359 Hamburg
ISBN
Paperback |
978-3-7497-3115-2 |
Hardcover |
978-3-7497-3116-9 |
e-Book |
978-3-7497-3117-6 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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VivaCreavista
Judith Bolz
Telefon: 02129/926810
www.vivacreavista.de
judith.bolz@vivacreavista.de
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort
Danksagung
Vorwort
Einleitung
1. Die frühkindliche Entwicklung
1.1 Wichtige frühkindliche Reflexe
1.2 Sinnesentwicklung/Sinnesintegration von Kindern
1.3 Motorik und Sehen
1.4 Sehentwicklung von Kindern
1.5 Bindung und Kontakt
2. Digitale Medien in der Lebenswelt von Kindern
2.1 „Digital Natives“ – Nutzerverhalten
2.2 Beziehung und Kontakt
2.3 Medien und Erziehung
3. Blick der Wissenschaft auf die digitalen Medien
3.1 Das Gehirn – eine kleine Einführung
3.2 Erkenntnisse der Hirnforschung
3.3 Auswirkungen von Medien auf das Lernen
3.4 Psychologie und Medien
3.5 Medienpädagogik
3.6 Suchtgefährdung durch digitale Medien
3.7 Mediennutzung und Kurzsichtigkeit
3.8 Handynacken – Smartphone belastet Nacken
3.9 Licht und Medien
4. Praxisteil
4.1 Sicht- und Sehweisen aus der Praxis
4.2 Hinweise für visuelle Wahrnehmungsstörungen bei Kindern
4.3 Sehspiele zur Sehförderung für die Kleinen
4.4 Sehspiele für Kinder in der Kita
Sehspiel 1 – Gummibärchen-Spiel
Sehspiel 2 – Körperlockerung
Sehspiel 3 – Blinzeln wie ein Schmetterling
Sehspiel 4 – Augen so beweglich wie eine Hummel
Sehspiel 5 – Rettet die Burg Fels von Annabell
Sehspiel 6 – Forscherblatt Augenfarbe
Sehspiel 7 – Augen schweben auf Wolken
Sehspiel 8 – Bilder in den Kopf zaubern
Sehspiel 9 – Lieblingsgeschichten erzählen
Sehspiel 10 – Foto Klick
Sehspiel 11 – Bilderkino: Gruppenübung mit Kindern
4.5 Schulreife – Übungen für Schulkinder
Übung 1 – Augenbeweglichkeit für die Lesefertigkeit
Übung 2 – Freier Kopf und leichtes Lernen
Übung 3 – Ausgleichsübung für den Handynacken
Übung 4 – Sehen-Hören-Spüren
Übung 5 – Ich schaffe das – Angst vor Prüfungen auflösen
Übung 6 – Aktivierungsübungen für dein Gehirn
Übung 7 – Problemkorb – Erfolgskorb
Epilog
Literatur
Studien, Dokumentationen und Reportagen
Links
Geleitwort
Ein Buch, welches Eltern und Pädagogen die Augen öffnet und das Herz.
Es rüttelt wach und lässt uns einmal besser verstehen, welche wunderbaren Möglichkeiten wir Menschen haben, wenn wir all unsere Sinne nutzen. Wie wichtig es ist, sich immer wieder klar zu machen, dass erst die vielen tausend Erfahrungen des Kleinkindes beim Sehen, Hören, Schmecken, Tasten, Fühlen aus dem Gehirn dieses großartige Organ machen, welches flexibel und adäquat auf alle möglichen Veränderungen reagieren kann, die ein Menschenleben für uns bereit hält.
Als Eltern, Ärzte und Pädagogen können wir nicht länger darüber hinwegsehen, dass unsere Kinder in einer digitalen Welt diese Sinneserfahrungen nicht machen können, die sie für eine gesunde Entwicklung benötigen. Darum brauchen wir einen Umgang mit den Medien, und das Buch von Judith Bolz gibt uns dafür viele Hinweise.
Kopf hoch, wir brauchen aufrechte und wache Menschen, die mit offenen Augen durch die Welt gehen, wenn wir die Herausforderungen dieses Jahrhunderts meistern wollen!
Sabine Metz-Plaum
Ärztin für Klassische Homöopathie
Danksagung
Meinem Mann, Rolf Rheinschmidt, danke ich für die Unterstützung während der langen Zeit des Schreibens, für all seine Geduld und den Austausch und das Korrekturlesen aller Texte.
Ich bedanke mich bei meinem 15-jährigen Sohn, Joshua, der mich ein Stück weit zum Thema hingeführt hat und mit dem ich viele Kapitel im Buch besprechen konnte. Seine Sichtweise hat mich dabei sehr bereichert.
Mea Voß, NLP-Expertin in Bochum, unterstützte mich darin, das Buch überhaupt in Angriff zu nehmen und ein so großes Projekt zu wagen. Barbara Frei fragte mich spontan, ob sie mein Buch vorlektorieren soll, und Bettina Bennemann knöpfte sich den zweiten Teil des Buches vor. Es war eine große Erleichterung für mich, den Text an euch Profifrauen abzugeben. Euch allen danke ich sehr.
Ich danke meinem Frauennetzwerk Natali Zindel, Mara Kaufhold und all den vielen anderen, die sich mit ihrem Engagement eingesetzt haben, wenn ich in einem Schreibloch steckte und neue Inspirationen brauchte.
Mein Dank gilt auch den Kollegen aus dem Forum Ganzheitlich Sehen: Marianne Wiendl, Wolfgang Hätscher-Rosenbauer, Barbara Brugger und Uschi Ostermeier-Sitkowski. Die Zusammenarbeit, der Austausch und die gemeinsame Organisation der Symposien „Ganzheitlich Sehen“ ist mit ein Nährboden für das Buch gewesen.
Für das Geleitwort bedanke ich mich bei Sabine Metz-Plaum. Sie ist eine wunderbare Homöopathin, bei der die Gespräche so heilend wirken, dass es die kleinen Kügelchen eigentlich nicht mehr braucht.
Ein ganz herzlicher Dank geht auch an meine Lektorin Angelika Fleckenstein, die mich mit Zuversicht und Herz begleitet hat. Schon beim ersten Telefonat hatte ich das Gefühl, ein zweites Buch mit ihrer Unterstützung schreiben zu wollen, obwohl ich vorher gesagt hatte „nie wieder ein Buch schreiben“. Dieser gute Draht hat sich während ihrer Begleitung noch verstärkt. Vielen Dank für die Freude an meinem Buch, die Unterstützung und das gute Händchen beim Setzen der Bilder.
Zuletzt danke ich auch mir selbst, dass ich durchgehalten habe und trotz aller Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten drangeblieben bin, einfach weil dieses Buch geschrieben werden musste.
Vorwort
Seit vielen Jahren bin ich als Diplompädagogin und Coach mit dem Schwerpunkt Sehen selbstständig. Während meines Pädagogikstudiums habe ich die Ausbildung zur Sehtrainerin gemacht und die Augen und das Sehen immer in meine Arbeit einbezogen.
Anlässlich der Geburt meines Sohnes 2003 habe ich mich vermehrt mit der kindlichen Sehentwicklung beschäftigt und einen Bildvortrag dazu gestaltet. Zu dieser Zeit konzipierte ich ein Seminar zum Thema „Kinder sehen spielend besser“, das ich in pädagogischen Einrichtungen durchgeführt habe. Einige Jahre später entwickelte ich mit meiner Kollegin Marianne Wiendl ein gemeinsames Seminar mit dem Titel „Sehpotentiale von Kindern fördern“, und wir bildeten Sehtrainer zu diesem Schwerpunkt fort.
Seit der Geburt meines Sohnes sind nun 15 Jahre vergangen und die digitalen Medien wie Tablet, Handy und Co sind in die Kinderzimmer eingezogen. Wo früher vor zu viel Fernsehen gewarnt wurde, steht heute eine Vielzahl digitaler Medien zur Verfügung, was die Kindererziehung vor neue Herausforderungen stellt. Als Mutter musste ich mich ebenfalls mit dem Thema auseinandersetzten und führte regelmäßig Gespräche über weniger Medienkonsum mit meinem Sohn. Ich versuchte herauszufinden, warum Kinder gerne Medien nutzen und wie wir Kinder unterstützen können, einen selbstständigen, sinnvollen und begrenzten Umgang mit den Medien zu finden und die Augen zu schonen.
Auf der 8. Kindertagung der Hypnotherapeuten mit dem Titel: „Aufwachsen im digitalen Zeitalter“ führte ich einen Workshop durch, bei dem ich aufzeigte, wie wir unsere Kinder in digitalen Zeiten visuell schützen und stärken können. Bei der Vorbereitung des Workshops wurde mir bewusst wie facettenreich das Thema ist, wie wichtig Augenkontakt für die Bindung ist und was alles wegfällt, wenn das Medium Handy zwischen Mutter und Kind geschaltet ist. Ich habe genauere Beobachtungen angestellt und gesehen, wie junge Mütter oder Väter telefonieren oder whatsappen, während das Kind mehr oder weniger isoliert im Kinderwagen sitzt. Mir fielen vermehrt die fahrbaren Babyschalen auf, die die frühkindliche Bewegungsentwicklung blockieren und eine gekrümmte Haltung verursachen. Ich beobachtete Kinder und Jugendliche, wie sie mit dem Handy vor den Augen die Straße überqueren. In Gesprächen mit Erzieher*innen, Hebammen und Ärzten wollte ich wissen, welche Herausforderungen das Handy in diesen Bereichen hervorruft. Ich merkte, es wird Zeit dem Bereich der kindlichen Sehentwicklung und dessen Förderung einen guten präventiven Platz in der digitalisierten Kindheit zu geben und in Seminaren über das noch unbekannte Thema aufzuklären.
Daraufhin fand ich Unmengen von Studien über zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen und die Vermutung, dass die frühe Nahsicht auf digitale Medien Kinderaugen kurzsichtig macht. Im Rahmen einer Vorlesung zur Ergonomie habe ich Studenten darauf hingewiesen, dass Ergonomie schon in frühen Jahren beginnt, wenn die Kleinen zu früh über das Handy wischen. Ich klärte sie über die Auswirkung von Medien auf die kindliche Entwicklung und das Sehvermögen auf. Dies war den jungen Menschen nicht bewusst und machte sie sehr betroffen. Viele änderten ihr Medienverhalten danach sofort, indem sie, z. B. das Handy aus dem Schlafzimmer verbannten. Heute bilde ich Sozial- und Heilpädagog*innen, Erzieherinnen und Lehrer*innen und diesem Thema fort.
Ich wünsche mir, dass das Buch für Eltern und Pädagogen einen guten Einblick in die frühkindliche Sehentwicklung und Bindungsfähigkeit ihres Kindes gibt und neue Blickweisen und Lösungsansätze zum Thema Kinder und Medien eröffnet. Im ersten Teil meines Buches mache ich Sie mit der Theorie vertraut und im zweiten Teil gebe ich Ihnen praktische Übungen an die Hand, mit denen Sie Kinder auf dem Weg zum „Sehen mit allen Sinnen“ unterstützen und stärken können.
Einleitung
Mein Buch „Kopf hoch und klar sehen“ zeigt auf, wie sich Kinderaugen frei von Medien gut entwickeln dürfen. Ich möchte Ihnen, liebe/r Leser*in, zeigen, wie viel Ressourcen in den Augen stecken, wenn sich das Sehen frei entfalten kann. Die Augen sind der Schlüssel zu leichtem Lernen, stärken eine gute Hand-Auge-Koordination und sind damit von großer Bedeutung für die Schulreife. In den ersten Lebensjahren eines Kindes wird das Fundament gelegt für die visuelle Wahrnehmung und die visuellen Anforderungen in späteren Jahren.
Ganz besonders die Kita, aber auch die Schule sollte ein Ort sein, an dem sich Kinderaugen frei von Medien entwickeln und neugierig die Welt entdecken dürfen. Eltern, Erzieher und Lehrer können die visuelle Wahrnehmung von Kindern fördern und über Sehspiele die Augen stärken und damit Verknüpfungen und Denkprozesse im Gehirn anregen. Ich plädiere in meinem Buch für eine achtsame Begleitung der kindlichen Sehentwicklung durch Eltern, Pädagogen und Lehrer. Dafür möchte ich Ihnen Wissen über diese Entwicklung an die Hand geben. Auch die frühkindliche Bindung und Beziehung wird durch einen aufmerksamen und liebevollen Augenkontakt zu Kindern gestärkt. Das braucht Zeit und Präsenz.
Was geschieht dagegen, wenn unsere Kinder zu früh auf Handy, Tablet und Co schauen? Wie wirkt sich dies auf die Augen und die anderen Sinne aus? Die digitalen Medien verändern unser Leben immer mehr, besonders das Leben der Kinder und damit auch unser Familienleben. Zuerst nahm der PC Einzug in jeden Haushalt, dann das Internet und seit zirka zehn Jahren das Smartphone. Heute sollen schon die Grundschulen digitalisiert werden. Viele Kinder tragen das Handy wie ein Kleidungsstück am Körper und haben es so oft vor der Nase, dass sie früh kurzsichtig werden. Fast alle Erwachsenen und Kinder besitzen ein Smartphone, unabhängig von der sozialen Schicht. Kinder spielen früher und länger am Handy, und viele Eltern stellen sich die Frage, wie sie mit dem Medienkonsum der Kleinen umgehen sollten.
Mein Buch zeigt Gefahren und Risiken in Bezug auf die frühkindliche Entwicklung auf und hält Lösungen bereit, wie die Seh- und Beziehungsfähigkeit von Kindern gestärkt werden kann. Ich möchte mit meinem Buch Eltern, Erzieher und Lehrer darin unterstützen, Kinder so zu begleiten, dass sie ihre Sehkraft gut entfalten und sich selbstbestimmt in der digitalen Welt orientieren und behaupten können. Sehen kann dann als Schlüsselressource erkannt werden, die ganz besonders in der digitalen Welt gefördert werden muss. Spiel- und Lernräume für Kinder, die frei von Medien sind, unterstützen Kinder dabei ihre Sinne und Lebenskompetenzen gut auszubilden, die sie später im Umgang mit Medien brauchen. Für das Sehen an Bildschirmen brauchen wir ein gutes Zusammenspiel von beiden Augen. Und wenn Medien zu früh Einzug in die Schule halten, verlieren Kinderaugen vom vielen nah Schauen ihre Beweglichkeit. Die Augen schauen starr vor sich hin, und die Denkprozesse werden träge, sogar die Stimmung und Laune sinken. Im Zeitalter der Digitalisierung der Schulen braucht es schon hier Prävention für unsere Kinder, damit sie locker und unbeschwert lernen und ihre Fähigkeiten abrufen können.
Im theoretischen Teil meines Buches stelle ich die frühkindliche Entwicklung mit Schwerpunkt Sehen in den Fokus. Dabei zeige ich auf, wie Medien auf die frühkindliche Sehentwicklung Einfluss nehmen. Dann folgt ein Blick in die Wissenschaft, mit dem ich aufzeige, wie Hirnforscher, Medienpädagogen und Psychologen über das Thema Mediengebrauch denken. Erziehung, Beziehung und Kontakt werden dabei eine große Rolle spielen. Zum Schluss des ersten Teiles nehme ich ergonomische Gesichtspunkte für Kinder und Jugendliche am Bildschirm in den Fokus. Dabei spielt das Thema Körperhaltung und Handynacken, Kurzsichtigkeit und Lichtverhältnisse bei frühem Mediengebrauch eine wichtige Rolle. Ich habe sieben Schlüssel entwickelt, die Ihnen helfen, Kinder in digitalen Zeiten zu begleiten. Diese finden Sie im theoretischen Teil versteckt.
Im praktischen Teil des Buches führe ich Sie in Sicht- und Sehweisen aus der Praxis anhand von Fallbeispielen ein und zeige auf, wie Sie visuelle Wahrnehmungsstörungen erkennen können. Mit Sehspielen und Übungen für Kita und Schule erhalten Sie ein einfaches Handwerkszeug. Dieses können Sie nutzen, um in der Kita die Sehentwicklung von Kindern zu fördern und in der Schule digitale Pausen zur Entspannung und Regeneration der Augen einbauen zu können.
Der Praxisteil ist unterteilt in Übungen für Kinder im Kita-Alltag und Übungen in der Grundschule und in weiterführenden Schulen. Dort können Lehrer dann den digitalen Unterricht mit Übungen zur Augenentspannung und Regeneration begleiten. Ein digitaler Schulunterricht fordert mehr Pausen, in denen die Kinder ihren Körper und die Augen aktiv bewegen können. Erst dann werden Informationen im Gehirn wieder gut abgerufen und verknüpft und Lernprozesse angeregt.