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Erde

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Landory

Verraten. Gefangen. Gefoltert. Anysa verliert das Vertrauen in sich selbst und ihren einzigen Freund: Iskander. Sie sucht Zuflucht im Tod, doch auch der ist ihr nicht vergönnt. Sie wird ins Leben zurückgerissen.

Eine umfassende Amnesie schützt sie vor der Antwort, die auch ihr letztes bisschen Hoffnung zunichtemachen würde. Hat Iskander sie wirklich an Meridor verraten?

Unerwartet wird ihr Hilfe zuteil. Sie findet Freunde und lebt ein Leben, das nur geborgt ist. Doch das weiß sie nicht. Deshalb müssen ihre neuen Freunde entscheiden, ob sie Anysa ihre wahre Herkunft verraten oder nicht.

Doch es bleibt kaum noch Zeit, denn der Zerstörer und der Morgenstern befinden sich auf dem Weg zu Anysa. Kann er bewirken, dass der Morgenstern die junge Elbin mit dem Weltenhammer vernichtet? Das Rad des Schicksals dreht sich weiter, während die Schreiberin der Weltenbücher unter dem dunklen Einfluss des Zerstörers steht.

Bisher erschienen:

Band 1 – Das Kind der Welten

Band 2 – Fremde Heimat

Band 3 – Seelenstern

Lana Morgenstern

Welten Symphonie

Band 4

Nebel des Vergessens

Fantasyroman

Für Carmen.

Ich danke Dir von Herzen.

Inhalt

Anmerkung

Playlist

Was bisher geschah

Prolog

In Feindeshand

Flucht nach vorn

Sturz in die Tiefe

Einflüsterungen

Unerwartete Hilfe

Bittere Enttäuschung

Das Geschenk der Magie

Verloren

Herleos

Der verlorene Sohn

Amnesie

Ein neues Zuhause

Familienbande

Besuch aus der Vergangenheit

Ein Liebeslied

Identität

Unerwartete Nachricht

Eine Antwort

Gefunden

Die Autorin

Ergänzung Glossar Namen und Orte

Impressum

Anmerkung

Die Weltensymphonie ist nicht nur eine Fantasy-Saga, die neue Welten erschafft. Sie bindet Musik auf künstlerische Weise in den Roman ein. Auf diese Weise erlebst Du eine völlig neue Art des Lesens, Gefühle werden intensiviert, und eine atemberaubende Zeitreise beginnt. Manche Lieder sind länger als die dazugehörige Passagen. Dann steht es Dir frei, nach dem ersten Lesen und Hören die Augen zu schließen und Dir die ganze fantastische Situation zusammen mit der vollen Länge des Liedes erneut vorzustellen.

Die Autorin hat eine Playlist zusammengestellt, die es Dir ermöglicht, das perfekte Lied zu bestimmten Szenen aus dem Roman zu finden. Diese Kombination aus Roman und Musik ist einzigartig.

Du kannst auch Deine eigene Playlist zusammenstellen und die Lieder Szenen aus dem Roman zuordnen. So entsteht Deine eigene Weltensymphonie. Lass uns daran teilhaben!

Die Playlist zu den Büchern gibt es bei Spotify.

Playlist

(1) »Akkadian Empire« von Audiomachine

(2) »Echoes in Rain« von Enya

(3) »Hometown Glory« von Adele

(4) »Amo Vitam« von Rosenstolz (vorgeschlagen von Franziska Neumann)

(5) »Horizon« von Eri Sugai

(6) »Believe« von Immediate Music

(7) »Heart of Courage« von Thomas Bergersen

(8) »Mamma Maria« von Ricchi e Poveri

(9) »Wundervoll« von Giovanni Zarella

(10) »Shudder Before The Beautiful« von Nightwish (vorgeschlagen von Oliver Weber)

(11) »Bring Me To Life« von Evanescence

(12) »Free« von Natalia Kills

(13) »Küss mich, halt mich, lieb mich« von Ella Endlich

Was bisher geschah

Die Zwillinge Anysa und Aris werden auf der mittelalterlichen Welt Landory geboren, in der Magie selbstverständlich ist. Die Mutter ist eine Elbin, der Vater ein Mensch. Eine Prophezeiung besagt, dass bei einer Sonnenfinsternis der Asranyias geboren wird, der Landory von der Knechtschaft des Dämons Anaruba befreien soll. Der Dämon erfährt von der Prophezeiung und lässt die nur wenige Tage alten Zwillinge jagen. Bei der Flucht verschwindet Aris spurlos, sodass alle Hoffnungen auf Anysa ruhen.

Sie wird nach Anagard gebracht und gelangt durch das Zeitportal ins Berlin des 21. Jahrhunderts. Anysa wächst behütet und mit viel Musik auf. Schon sehr früh entwickelt sie ihre eigene Liebe zur Musik und bekommt eine Gitarre geschenkt. Sie bemerkt nicht, dass sie Magie wirkt, wenn sie singt. Mit der Zeit entwickelt ihre Magie sich weiter. Dabei sind ihre Gefühle maßgebend. Wenn sie weint, regnet es, und wenn sie glücklich ist, scheint die Sonne.

Die Prophezeiung verlangt nach 20 Jahren Anysas Rückkehr, und so wird der Mensch Iskander von Landory aus losgeschickt, um Anysa zu holen.

Auf Landory angekommen wird Anysa sofort in die Hauptstadt der Elben nach Tharul gebracht. Doch dort wartet ein goldener Käfig auf sie. Sie darf in dieser fremden Welt keinen Schritt ohne ihre Leibwache tun. Hier soll sie auf den Kampf gegen den Dämon Anaruba vorbereitet werden. Doch die Elben hüllen sich in Schweigen über Anysas wahre Herkunft und ihre Aufgabe. Sie stellen sie nicht vor die Wahl, ob sie bereit ist, ihr Leben zu opfern, sondern erwarten es von ihr.

Um sich auf Landory ein wenig heimischer zu fühlen, singt Anysa und erschafft dabei mit ihrer Magie atemberaubende Illusionen, die die Bevölkerung faszinieren. Sie versucht mehrfach zu fliehen, scheitert jedoch immer wieder.

Sie begegnet Pips, einem Angehörigen des fahrenden Volkes. Zwischen ihnen entsteht ein ganz besonderes Band, dass nicht nur Iskander ein Dorn im Auge ist.

Iskander sorgt dafür, dass Anysa von ihrer wahren Bestimmung erfährt. Schockiert stimmt sie zu, gemeinsam mit ihm Tharul zu verlassen und nach Anagard zu gehen. Sie hofft, auf diesem Weg wieder nach Berlin zu kommen. Doch Iskander hat andere Pläne. Gemeinsam mit dem Dämon Zachk entführt er Anysa aus der Reichweite der Elben und will sie nach Meridor bringen.

Unterdes erregen Pips und sein bester Freund Osero die Aufmerksamkeit der Elben. Osero ist ein Magier, den die Elben für Aris halten. Gemeinsam mit Pips wird er im Schloss von Tharul eingesperrt, um seine Identität zu bestimmen.

Iskanders Plan gerät in Gefahr, als ihnen die Elben dicht auf die Fersen sind. Er will schneller vorankommen, aber Anysa behindert ihn. Als sie im Zweistromtal, dicht vor der meridorianischen Grenze, mitten in eine Schlacht zwischen Bauern und Soldaten geraten, mischt sich Anysa ein. Sie singt und wirkt eine musikalische Magie, die die Schlacht zugunsten der Bauern entscheidet. Doch damit erregt sie die Aufmerksamkeit Toraks, der Anysa gefangen nehmen will. Iskander offenbart ihm, dass er auf seiner Seite steht, doch es ist zu spät. Die Elben finden Anysa und befreien sie.

Anysa gerät wieder in den goldenen Käfig der Elben. Da sie schwer verletzt ist, muss sie im Zweistromtal ruhen, bis sie reisefähig ist. Dabei kommen Anysa und Iskander sich näher. Die Elbin weiß nicht, dass Iskander sie verraten will und vertraut ihm blind.

Währenddessen ist Pips mit seinen Geschwistern, Flora und Osero aus Tharul geflohen. Sie entschließen sich, Anysa zu folgen. Doch auch der Meistermagier Nordazu sucht nach der elbischen Magie. Durch eine Verwechslung wird Osero gefangen genommen und zu Anaruba gebracht.

Pips und seine Brüder kämpfen ebenfalls in der Schlacht um das Zweistromtal. Der Syraner wird lebensgefährlich durch Zachk verletzt und überlebt nur mithilfe von Heilmagie.

Iskander sorgt dafür, dass Anysa sich immer mehr von den Elben abwendet, während er mit Torak einen neuen Plan zur Gefangennahme der Elbin ersinnt. Als die Zeit günstig erscheint, führt er Anysa aus dem schützenden Ring der Elben und liefert sie Torak aus. Der Kriegsherr von Meridor nimmt Anysa gefangen und gemeinsam mit Iskander bringt er sie nach Ciag.

Prolog

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Interessiert las Tristok in Serenitys Weltenbuch. Durch dessen direkte Verbindung zum Weltenbuch Landorys konnte er in Erfahrung bringen, was die Schreiberin zu Papier brachte, und wie er ihre Worte lenken musste.

Er griff in den kleinen Samtbeutel, den Serenity mit sich führte, und holte daraus die Sternenfeder hervor.

»Au!«, rief er, als er ein Zwicken auf seinen Fingerkuppen spürte. Er ließ die Sternenfeder wieder los und sah in den Beutel. Die Feder leuchtete leicht bläulich auf, als wollte sie den Zerstörer davor warnen, sie noch einmal zu berühren.

Tristok sandte etwas schwarze Magie in den Beutel. Die Feder leuchtete stärker auf und versuchte, die aufkommende Schwärze zu überstrahlen. Doch Tristok war stärker, und schon bald schwand das blaue Leuchten. Erneut griff er in den Beutel und konnte die Feder nun gefahrlos ergreifen. Er öffnete Serenitys kleines Weltenbuch und verfasste einen kurzen Text. Sicherlich wollte er die Vernichtung Landorys. Doch zu diesem Zeitpunkt wollte er sich nicht mehr auf dem Planeten aufhalten. Deshalb musste er die Gegenwart etwas dehnen, damit sie sich die Zukunft nicht mit großen Schritten einverleibte. Er schrieb nur ein paar Zeilen, doch sie würden genügen. Danach legte er die Schreibfeder wieder in den Samtbeutel und nahm die schwarze Magie von dem magischen Artefakt.

Der Morgenstern bewegte sich. Sie schlief unruhig auf dem einzigen Bett, das es in diesem Zimmer gab. Wieder sah Tristok zum Weltenbuch. Die Geschichte dieser Welt entwickelte sich nach seinen Wünschen, auch wenn die EINE nicht ganz nach seinen Wünschen heranwuchs. Ihr fehlte es an Kraft, sowohl körperlich als auch mental, und sie drohte, zu einem brüchigen Gefäß zu werden.

»Das darf nicht geschehen«, murmelte Tristok. »Ich brauche dich stark und willig. Und du wirst beides werden, dafür sorge ich.«

Tristok und Serenity hatten die Wildlande verlassen und waren nun in Adarak unterwegs. Hier herrschte eine Magie, die sich wie ein schleichendes Gift in seinen Körper drängte. Er fühlte sich unwohl, denn Adaraks Magie war rein, kein Makel durchströmte sie und damit war sie für Tristok ungenießbar. Diese Magie musste erst in einem Gefäß gebündelt werden, aus dem sie nicht entfliehen konnte. Nur wäre darin ihre Reinheit in Gefahr, denn das Gefäß, das Tristok für die Magie geplant hatte, war befleckt.

Er schüttelte sich, als er wieder die reine Magie Adaraks spürte, die ihn wie einen Parasiten loswerden wollte. Noch war sie für ihn ungenießbar. So schnell wie möglich würde er dieses Land mit Serenity verlassen, um die EINE zu finden. Der Weltenschmied war auch schon unterwegs zu ihnen, um dem Morgenstern den Weltenhammer zu bringen. Mit diesem Hammer würde Serenity die EINE aus ihrer fleischlichen Hülle befreien und …

»Nein!«, flüsterte er und stoppte seinen Gedankengang. Vor seinen Augen erschienen neue Zeilen, wie von Geisterhand geschrieben. Sein Name stand dort. Seine Gedanken wurden zu Papier gebracht, wenn auch nur mit fast durchsichtiger Schrift. Serenitys Nähe ließ ihn unvorsichtig werden, denn er begann, seine Pläne dem Schicksalhaften Weltenbuch deutlich zu offenbaren. Er sah zum Morgenstern.

Der Zerstörer hatte eine alte, verlassene Gastwirtschaft im Grenzgebiet gefunden und darauf bestanden, dass sie hier übernachteten. Natürlich hatte er Serenity das Bett überlassen, denn ihr Körper verfiel von Tag zu Tag mehr, und sie wurde schwächer. Der Prozess verlief schneller als bei den Menschen, denn Serenitys Seele war es nicht gewohnt, in eine sterbende Hülle eingesperrt zu sein und wehrte sich dagegen. Serenity selbst bekam von diesem inneren Kampf nichts mit. Sie verspürte nur eine Unruhe, die sie nicht einzuordnen wusste. Sollte es ihrer Seele gelingen, aus dem Körper zu entfliehen, so würde sie vergehen, denn der Weltenschmied verbannte die Seele des Morgensterns aus dem Kosmos. Auf Landory konnte sie aber auch nicht existieren. Und so kämpfte diese Seele einen erbitterten Kampf, den sie nur verlieren konnte.

Tristok lachte kurz auf, als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen. Er würde den Kampf weiter schüren, den Körper des Morgensterns in den Nächten leiden lassen. Denn er wusste, wer Leid erfuhr, konnte keine Hoffnung niederschreiben.

Serenity bewegte sich leicht, ihr Arm rutschte von ihrem Körper und hing schlaff über den Bettrand. Dabei verrutschte auch ihre Decke und fiel zu Boden. Tristok stand auf und ging zu ihr. Sein Atem kam in Form von weißen Wölkchen aus seinem Mund, so kalt war es im Zimmer. Der Kamin war kalt, kein Feuer sorgte für eine behagliche Wärme. Er selbst hätte sie auch nicht gebraucht, doch Serenitys Körper hätte die Wärme freudig begrüßt.

Der Zerstörer hob die Decke auf und berührte Serenitys Hand, um sie wieder auf ihren Bauch zu legen, als ihn diese Berührung erstarren ließ. Plötzlich verschwand der karg eingerichtete Raum mit den kaputten Dielen. Schwärze umgab ihn und eine vertraute Kälte. Er hob den Kopf und ließ Serenity los.

Der Weltraum, erkannte er. Er befand sich wieder im Weltraum. Doch etwas war anders. Er sah Serenity am Tisch der Unendlichkeit sitzen. Sie schrieb die Geschichte Landorys in das Schicksalhafte Weltenbuch. Tristok öffnete den Mund ein wenig, um die Luft um ihn herum zu schmecken. Alt, bemerkte er. Die Luft schmeckte alt, als wäre sie vergangen.

»Ich bin in der Vergangenheit«, flüsterte er, als ob er fürchten müsste, ein Wesen zu wecken, das selbst ihm gefährlich werden konnte. Tristok wusste auch, wen er fürchten musste. Die Vergangenheit konnte seine Pläne gefährden, konnte Wege verändern, die er seit Äonen geplant hatte. Doch wer animierte die Vergangenheit, sich noch einmal zu erheben und einen anderen Weg einzuschlagen?

Eine Bewegung rechts von ihm ließ ihn herumwirbeln.

»Der Wächter!«, erkannte er fassungslos. Der Wächter der Zukunft rief die Vergangenheit auf den Plan, um zu retten, was dem Untergang geweiht war.

Tristok richtete seinen Blick zum Morgenstern. Doch sie saß nicht mehr da. Nur das Schicksalhafte Weltenbuch lag offen auf dem gläsernen Tisch. Er nahm das Buch in die Hand, das sich ganz leicht anfühlte, als würden nicht jahrtausendealte Geschichten die Seiten füllen. Er blätterte durch die beschriebenen Seiten, bis er an der Stelle angekommen war, an der das Wort ENDE stand.

»Diese fünf Zeichen muss ich verhindern«, sprach der Wächter, der jetzt eine menschliche Gestalt angenommen hatte.

»Fünf Zeichen?«, wiederholte Tristok ungläubig. »Kannst du nicht zählen?« Der Wächter bemerkte ihn nicht, er konnte ihn weder hören noch sehen. Er würde es zu verhindern wissen, dass dieses Wort verschwand.

Einer Eingebung folgend, sah er noch einmal auf das Wort, das alles Leben vernichten würde. Und dann erkannte er, warum der Wächter von fünf Zeichen sprach. Hinter dem Wort stand ein Fragezeichen: »ENDE?« Aber wieso stand dieses Zeichen dort? Und warum in der Vergangenheit?

Er sah dem Wächter nach, der suchend und unruhig durch den Kosmos flog. Gedanken formten sich in seinem Kopf, zersplitterte Gedanken, als hätte etwas diese Gedanken getroffen und zerbersten lassen wie einen Spiegel. Er sollte sie nicht mehr zusammenfügen können …

Aber der Zerstörer existierte bereits genauso lange wie das Leben. Er wusste, wonach er suchen musste, nahm die zersplitterten Gedanken und setzte sie wie ein Puzzle zusammen. Aus ihnen formte sich ein Bild, das so absurd war, dass er sich fragte, ob dieses Bild jemals seinem Denken entsprungen sein könnte.

Und dann kam die Erkenntnis. Nun wusste er, was zu tun war. Er lachte laut los, dass es weithin zu hören war.

»Ich werde dir behilflich sein, Wächter«, sprach er und ließ sich fallen. Er fiel zurück in die Gegenwart, zurück an Serenitys Seite. Es wurde Zeit, dass er seinen Sohn aufsuchte, den Wolf im Schafspelz, das Böse im Guten, den Zerstörer 2.0, wie man auf der modernen Erde sagen würde. Es wurde höchste Zeit!

Die Schreiberin hatte den Blick in die Zukunft verloren. Wenn sie nicht mehr sehen konnte, welche Geschehnisse sie in das Weltenbuch niederschreiben musste, dann gab es keine Geschichte mehr. Darum stand in beiden Schicksalhaften Weltenbüchern das Wort »Ende«, welches jedoch erst sehr viel später erscheinen sollte.

»Suche die Weltensymphonie!«, hatte der Nordstern zum Wächter gesagt. Der erste Buchstabe des Wortes »Ende« war bereits getrocknet, der Nächste würde bald folgen, und zum Schluss würde alles Leben aufhören, zu existieren. Der Wächter der Zukunft hatte nur etwas Zeit gewinnen können, um die Weltensymphonie zu finden.

»Das Lied der Seelen«, flüsterte der Wächter, während er an der ruhenden Zukunft vorbeiflog. Das Rad des Schicksals war stehengeblieben und spann keine neuen Fäden für die Zukunft. Der Wächter flog weiter, er tauchte in die Dunkelheit des Kosmos ein. Er erreichte Regionen, die nur mit wenigen Sternen versehen waren. Drei Planeten brachen hier gerade auseinander. Auch hier musste es eine Sonne gegeben haben, denn er spürte noch ihre Hitze. Doch jetzt war sie kein großer, lebensspendender Feuerball mehr. Nur noch als kleine Gaskugel schwebte sie im Kosmos und wurde immer kleiner.

Der Wächter flog weiter. Zwischen Trümmerstücken von Planeten suchte er nach einem Lied. Doch keine Note erreichte ihn. Und dann war er plötzlich am Ende angelangt. Es war das Ende des Kosmos, das Ende des Lebens. Er konnte nicht weiterfliegen. Es war, als würde eine unsichtbare Wand ihn aufhalten. Als er sich umdrehte, sah er ein paar schwach leuchtende Sterne. Dann sah er wieder nach vorn. Dort war nichts. Als er nach rechts und links schaute, schien es, als ob jemand den Kosmos an dieser Stelle abgeschnitten hätte, denn hier gab es nichts mehr.

»Das Ende ist nah«, flüsterte der Wächter. Noch während er vor der Barriere stand, rückte die ein Stück vor und schob ihn nach hinten. Die Sterne neben ihm verschwanden, als hätten sie nie existiert. Dahinter blieb unendliche Schwärze. Das Nichts rückte voran, langsam aber unaufhaltsam.

Die Schreiberin hielt inne. Sie blätterte durch die leeren Seiten, bis sie die Letzte erreicht hatte. Dort setzte sie über dem Wort ›Ende?‹, das ein Stück herunterrutschte, die Sternenfeder an. Die Spitze der Feder berührt fast andächtig das Papier. In der Schreiberin tauchte für einen Moment die Frage auf, warum dieses Wort mit dem anschließenden Fragezeichen überhaupt dastand. Mit dem Handrücken wischte sie über die noch feuchten Buchstaben, und damit verwischte sie den Großteil des Wortes. Das war kaum noch zu erkennen. Doch war damit das Ende abgewendet? Die Schrift hätte gar nicht verwischen dürfen. Ihr schien es, als ob die Gesetze des Kosmos sich in Auflösung befanden.

Die Hand der Schreiberin zittert leicht, als wolle sie die Feder nicht bewegen, sondern vielmehr ihre Hand von der Feder lösen. Doch eine unsichtbare Macht zwang sie, die folgenden Worte zu Papier zu bringen:

»Im Glanz des letzten Sonnenuntergangs reichte er den Hammer an Serenity weiter. Die Natur schrie auf, als die Finger des einstigen Sterns den Stiel des Weltenhammers berührten, denn das war noch nie zuvor geschehen. Der Weltenhammer durfte nur vom Weltenschmied benutzt werden, denn in der Hand eines Sterns war er eine alles vernichtende Waffe. Ein Beben ging durch die Welt, als wolle sie Serenity an ihrem Vorhaben hindern.

Die EINE sah den Morgenstern wissend an. Sie wusste um ihr Schicksal, das sie zeit ihres Lebens bekämpft hatte. Doch es gab kein Entrinnen, die letzte Seite des Schicksalhaften Weltenbuchs wurde beschrieben, Neue würden nicht dazukommen. Die EINE schloss die Augen und atmete noch einmal den Duft des Lebens ein, der die Luft um sie herum erfüllte.

Serenity hob den Hammer. Mit starrem Blick sah sie die EINE an, ihr Arm war durchgestreckt. Auch sie atmete einmal tief durch, als müsste sie Kraft sammeln. Dann ließ sie den Hammer auf die EINE hinabsausen. In dem Moment, als der Weltenhammer die EINE berührte, erlosch das Licht der Welt schlagartig. Das Nichts griff um sich wie ein verhungernder Wolf, saugte jedes Leben in sich auf und hinterließ im Kosmos eine alles umfassende Schwärze. Landory war von einer Sekunde auf die andere verschwunden, ebenso die Erde und die anderen Planeten. Die Sterne verschwanden, die Milchstraße löste sich auf und nichts blieb zurück. Es war, als hätte es diese vielen Strukturen und das Leben niemals gegeben. Das Ende der Zeit war angebrochen.«

Die Schreiberin stand von ihrem gläsernen Stuhl auf und sah nach Landory. Der Planet war noch da, denn es würde eine Weile dauern, bis die Gegenwart die Zukunft eingeholt hatte. Doch das Ende war nah, denn die Zukunft war bereits vernichtet worden, und der Wächter würde die Weltensymphonie nicht mehr rechtzeitig finden. Hinter dem Wort ›Ende‹ stand nun kein Fragezeichen mehr. Die Tinte, wenn auch verwischt, war getrocknet.

Verloren, dachte die Schreiberin. Wir haben verloren. Die Zeit stand still, die Zukunft war verloren, es gab nichts mehr im Kosmos außer dem Warten auf das Ende.

In Feindeshand

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Wünsche dir lieber, du wärst Anysas Bruder, sonst hätte ich keine Verwendung mehr für dich!

In halsbrecherischem Tempo preschte Andero durch das Zweistromtal, ohne auf den Zustand seines Pferdes zu achten. Das keuchte bereits bedrohlich und hatte deutlich an Tempo verloren. Doch den drohenden Zusammenbruch des Tieres nahm Andero gar nicht wahr. Er folgte Noreindos Suchstein wie ein Jäger, der die Spur seiner Beute aufgenommen hatte. Der Suchstein war auf Anysa eingestellt und wies ihm mittels eines sanft leuchtenden blauen Bandes den Weg zur Gesuchten. Doch auch ohne Suchstein hätte Andero gewusst, wohin seine Tochter gebracht worden war. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, wenn er an Iskander dachte. Wenn er diesen Mann in die Finger bekäme, würde Iskander sich den Tod herbeiwünschen.

Noch größer aber war seine Wut auf Noreindo und Tanako, die Anysa mit dem Verräter in den Wald gehen ließen. Welche Sicherheit stellten schon drei Elbenkrieger dar, wenn die Überlebenden des meridorianischen Heeres sich noch im Tal aufhielten? Die wenigen Bauern waren nicht als wirkungsvoller Schutz zu bezeichnen, egal wie oft sie ums Lager patrouilliert waren. Andero hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er den Elben schon wieder das Leben seiner Tochter anvertraut hatte. Offensichtlich hatte er aus seinen Fehlern vor über zwanzig Jahren nichts gelernt. Wäre er doch nur mit Anysa in die Berge geflohen. Dort hätten sie sich verstecken können.

»Hätte ich es doch nur getan«, murmelte er und beugte sich tiefer über den Hals seines Pferdes. Bald würden sie dichten Wald erreichen, danach würde die Reise langsamer verlaufen. Über Wurzeln und Steine konnten die Pferde allzu schnell stolpern.

»Andero«, rief Tanako hinter ihm, doch der reagierte nicht. »Andero, so wartet doch!«

Plötzlich schoss eine Feuerkugel an dem Vater vorbei, die nur wenige Meter vor ihm auf dem Boden explodierte. Sein Pferd stieg auf die Hinterbeine und versuchte, ihn abzuschütteln. Doch mit einem harten Griff bekam er es schnell wieder unter Kontrolle. Verärgert sah er sich um.

Noreindo stand unweit von ihm und senkte seinen Arm.

»Tanako verlangte, dass Ihr warten sollt. Was davon versteht Ihr nicht?«, wollte der Elbenmagier wissen, stieg von seinem Pferd und ging zum Waldrand.

»Warum reiten wir nicht weiter?«, fragte Andero erbost. Seine Unruhe machte sich auch bei seinem Tier bemerkbar. Es tänzelte nervös mit den Beinen und rollte wild mit den Augen.

»Die Pferde müssen ruhen und wir ebenso«, antwortete der Gefragte ruhig und band sein Tier an einen Baumstamm.

Tanako und die übrigen Elbenkrieger taten es ihm gleich. Tomko und Tikros hatten sich an der Suche nach Anysa beteiligt, obwohl sie schwer verwundet waren. Noreindo konnte ihnen mit seiner Magie zwar etwas helfen, dennoch mussten sie mit ihren Kräften stark haushalten. Tomko konnte kaum aufrecht gehen, seine Bewegungen waren fahrig. Tikros erging es etwas besser, doch in einem Kampf würden sie beide nicht bestehen. Trotzdem hatte Noreindo sie mitgenommen, da sie sich verpflichtet fühlten, Anysa zu befreien. Immerhin waren es die beiden Krieger, denen Anysa entrissen worden war. Auch wenn das eine sehr gute Falle von Iskander war, hatten sie dennoch versagt.

Tanako machte sich die meisten Vorwürfe, da Iskander bei ihm aufgewachsen war und er ihn unterrichtet hatte. Alles was der Verräter wusste und konnte, hatte er von dem großen Elben gelernt. Wie konnte sein Mentor sich dermaßen in ihm täuschen? Es sah doch danach aus, als würde Iskander etwas für Anysa empfinden, sie zumindest mögen.

Und nun dieser Verrat! Zuerst hatte Iskander sich Anysas Vertrauen erschlichen und sie gegen die Elben aufgebracht, um sie anschließend an Torak auszuliefern. Wie lange hatte er das schon geplant? Menschen waren schon immer unberechenbar, vor allem, was ihre Gefühle und ihre Gier nach Gold anbelangte. Das bestätigte sich durch Iskander nun wieder einmal, denn der hatte Anysa gewiss für eine gute Belohnung verraten.

Ein Maunzen ließ Tanako aufschauen. Er sah Oscar in die Augen. Der Kater saß noch auf dem Rücken seines Pferdes vor seinem Sattel. Tanako hob seine Hand und streichelte ihn hinter den Ohren. Wohlig schloss Anysas treuer Begleiter die Augen und schnurrte leise.

»Wir finden dein Frauchen«, beruhigte er den Kater. Am Tag ihrer plötzlichen Abreise war Oscar vor Tanako erschienen und hatte versucht, aufs Pferd zu kommen. Offenbar wollte der Kater unbedingt mitkommen. Tanako war klar, dass er Anysas Kater nicht zurücklassen konnte, daher hatte er ihn auf die beschwerliche Reise mitgenommen.

Sie schlugen ein kleines Lager auf und rasteten drei Stunden. Die Pferde wurden abgerieben und gefüttert. Noreindo kümmerte sich um Tomkos und Tikros’ Verletzungen und gab ihnen etwas von seiner Kraft. Andero tigerte indes unruhig auf und ab. Er wollte nicht rasten, denn jede Minute, die verstrich, brachte Anysa Meridors Herrscher näher. Selbst als Tanako ihm etwas Brot und Käse geben wollte, lehnte er ab. Er hatte keinen Hunger, ihm war übel, außerdem setzten ihm starke Kopfschmerzen zu. Die Sorge um seine Tochter, die sich bald in Anarubas Händen befinden musste, schien seinen Körper zerreißen zu wollen. Wie sollte er in dieser Situation an so etwas Profanes wie Essen denken? Kurz bevor sie ihren Weg fortsetzen wollten, ging Tanako erneut zu Anysas Vater und hielt ihm etwas Essen hin.

»Geht mir aus den Augen, Tanako«, herrschte Andero ihn an. Seine Hilflosigkeit schlug jetzt in Wut um, die er unbedingt loswerden musste. Tanako stand ihm gegenüber und war ein gutes Opfer für den Vater. »Immer seid Ihr in der Nähe, wenn meiner Familie etwas zustößt.« Anklagend zeigte er mit dem Finger auf den großen Elben. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. »Ihr habt gesagt, Anysa drohe keine Gefahr, und Ihr habt mir versichert, sie sei beschützt. Erinnert Euch das an etwas?« Tanako schwieg, denn er konnte die Worte des Vaters nicht entkräften.

»Ihr tut meiner Familie nicht gut, also haltet Euch fortan fern von uns!« Andero drehte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ihr seid Eurer Tochter keine Hilfe, wenn Ihr in Ciag vor Erschöpfung zusammenbrecht.«

Die Worte des Elben enthielten einen gewissen Wahrheitsgehalt. Verärgert drehte Andero sich um, riss Tanako das Brot und den Käse aus den Händen und vertilgte es schnell.

Wenig später wurden die Pferde gesattelt, und es ging weiter. Der Suchstein in Noreindos Hand leuchtete blau auf, als der Magier ihn beschwor. Ein hellblaues Band schoss aus dem Artefakt, als es Anysas magische Spur aufgenommen hatte. Es suchte sich etwa einen Meter über dem Waldboden einen Weg, dem die Männer mit den Pferden folgen konnten und verschwand in der Ferne zwischen den Bäumen. Mit der Zeit nahm die Anzahl der Bäume immer weiter ab, das Gelände wurde felsiger, die Temperatur sank.

Die Verfolger näherten sich nun der meridorianischen Grenze, und es wurde immer schwieriger für sie, unentdeckt durchs Land zu reisen. Sie konnten Rendors Klamm nicht als Pass über das Landora-Gebirge nutzen, da der von Soldaten gut bewacht wurde. Andero schlug vor, dass Noreindo einen Illusionszauber anwenden sollte, um sie unentdeckt über die Grenze zu schmuggeln. Doch der Elbenmagier schüttelte den Kopf, noch bevor Andero seinen Vorschlag ausgesprochen hatte. Die Feinde hatten eigene Magier dabei, die Noreindos Illusionszauber sofort durchschauen würden.

»Wozu haben wir überhaupt einen Magier dabei?«, grollte daraufhin Andero und ballte die Hand zur Faust. So blieb ihnen nur der weitaus gefährlichere Weg über das Gebirge. In den Bergen hielt der Winter nach wie vor an seiner Herrschaft fest, und ihre Pferde mussten durch hohen Schnee gehen. Ein schnelles Tempo war nicht mehr möglich, und der eisige Wind ließ selbst die Elben frieren. Noreindo musste seine Magie wirken, damit sie die kaum fußbreiten Pfade entlang des Abgrunds überhaupt betreten konnten. Er verdichtete den Schnee, sodass die Pferde mit ihren Hufen nicht einsanken. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass kein Tier ins Rutschen kam. Es war eine anstrengende Aufgabe, die seine ganze Konzentration erforderte. Dabei musste er aufpassen, nicht zu viel Magie zu verwenden, da das von einem guten Magier bemerkt werden konnte.

Schließlich schafften sie es, das Landora-Gebirge ohne Zwischenfälle zu überqueren, und befanden sich bald darauf in Meridor.

»Wir brauchen neue Kleidung«, forderte Noreindo, als sie sich einem Dorf näherten. Mit der elbischen Kleidung fielen sie sofort auf, weshalb sie sich bisher stets vom Weg entfernt hatten, sobald Einheimische ihnen zu begegnen drohten. Durch diese mühselige Vorgehensweise kamen sie noch langsamer voran, deshalb musste eine andere Lösung her.

Andero schien am besten für einen Diebstahl geeignet zu sein, denn er als Mensch fiel mit seiner Kleidung aus der Mark am wenigsten auf.

Also schlich Andero sich im Schutz der Dunkelheit an das erste Haus des Dorfes heran. Er hatte Glück, denn auf der Leine hinter dem Haus hing wahrhaftig Wäsche. Gebückt rannte er zu der Wäsche, griff sich alles, dessen er habhaft werden konnte und drehte um. In der Dunkelheit vermochte er nicht zu erkennen, was er mitgenommen hatte. Deshalb hoffte er, dass etwas Brauchbares dabei war. Bei den Elben angekommen, folgte die Ernüchterung. Die Ausbeute bestand aus zwei Hosen, einem Unterhemd, einem Unterrock und zwei Schürzen. Dazu kam noch ein Leinenkleid.

»Wer zieht das Kleid an?«, wollte Tanako wissen. Er wollte versuchen, die angespannte Stimmung etwas zu lockern und mehr Gefühle zu zeigen. Andero sollte das Gefühl bekommen, dass er nicht allein unter Elben war. Damit wollte Tanako verhindern, dass der Vater die Gruppe verließ, um auf eigene Faust nach Anysa zu suchen. Das würde ihm nicht gelingen, und bei dem Versuch konnte er sogar ums Leben kommen. Darunter würde Anysas ohnehin schon frostiges Verhältnis zum elbischen Volk noch mehr leiden.

»Derjenige, der so dumm fragt«, antwortete Andero missgelaunt und warf ihm das Kleid entgegen. Tanako hielt es sich an den Körper und schüttelte den Kopf.

»Passt nicht, aber vielleicht Euch?«, mit diesen Worten warf er das Kleid zu seinem Freund zurück. Der fing es nicht auf, beachtete den Elben noch nicht einmal, sondern verschwand wieder zwischen den Bäumen.

»Ich organisiere mehr Kleidung«, waren seine knappen Worte.

Noreindo missbilligte Anderos Verhalten, denn er war der Anführer dieser Gruppe und niemand durfte sich unerlaubt entfernen. Doch er musste Andero recht geben, sie brauchten mehr Hemden und Umhänge.

Während also Andero einen Diebstahl nach dem anderen beging, schnitten die Elben aus dem Leinenkleid handtellerbreite Stirnbänder, die sie sich um die Köpfe banden, um ihre spitzen Ohren zu verdecken.

Nach einer Weile kam Andero mit etlichen Umhängen zurück, ein paar Hemden waren auch dabei. Die dunkle, abgetragene Kleidung tarnte sie sicher gut, solange sie keiner genaueren Kontrolle unterzogen wurden. Nun stand ihnen die schwierigere Aufgabe bevor, unbehelligt durch Meridor und nach Ciag zu gelangen.

Letzten Endes hatte Anysa nun doch ihren Willen bekommen, wir sind nach Ciag unterwegs, dachte Noreindo. Auch wenn der Grund dafür ein anderer war, würde er die günstige Gelegenheit nutzen und mit Anysa auch gleich Osero befreien. Er hoffte auf Filsondre, der sich in Meridor aufhalten musste. Vielleicht hatte der Krieger Osero sogar schon befreien können und war ihnen nun eine willkommene Hilfe.

Torak führte sein Pferd durch das große Tor in den Hof der Burg Wendrock. Sie war eine beeindruckende Burg mit wuchtigen Türmen und hohen Mauern. Der Kriegsherr musste erst mehrere Tore durchqueren, bevor er auf den Burghof gelangte. An jedem einzelnen Tor wurde er nach dem Grund seines Eintretens gefragt, obwohl er jedem Posten hinlänglich bekannt war. Geduldig ließ er diese Prozedur über sich ergehen, denn wenn er dagegen aufbegehrte, würde das Ganze nur noch länger dauern.

Iskander hingegen hatte seine Waffen bereits am ersten Tor abgeben müssen. Auch Anysa war durchsucht worden, was Iskander gar nicht gefiel. Doch er riss sich zusammen und unternahm nichts gegen die grobe Behandlung der bewusstlosen Elbin, da er keinen Ärger provozieren wollte.

Hinter unzähligen Schießscharten standen Soldaten mit gespannten Bögen bereit, die jeden Schritt des Menschen aufmerksam verfolgten. Mit jedem Schritt seines Pferdes wuchs Iskanders Beklemmung. Als sie den Burghof erreichten, begrüßten sie eine Schar Soldaten sowie der Meistermagier persönlich.

Nordazu würdigte Torak keines Blickes und eilte zu Iskander. Gierig rieb er sich seine skelettartigen Hände und hatte den Blick dabei starr auf die schlafende Anysa gerichtet.

»Nun bist du endlich bei mir«, freute er sich und streckte die Hände nach ihr aus.

Iskander ließ sein Pferd wenige Schritte rückwärtsgehen und entzog Anysa damit Nordazus Griff. Der Meistermagier schaute verwundert auf, hob seine Hand und schoss einen magischen Strahl gegen Iskanders Brust. Der wurde von seinem Pferd geschleudert und ließ dabei Anysa fallen. Doch sie stürzte nicht zu Boden, sondern wurde von Perdur aufgefangen, der direkt neben Nordazu stand.

»Siehst du, Perdur. Torak hat das geschafft, wozu du seit zwanzig Jahren nicht fähig warst. Bring sie in meine Gemächer«, befahl er seinem Söldner.

Perdur ging mit Anysa auf den Armen in die Burg. Iskander stand auf und sah ihr sorgenvoll nach. Mit einer Geste holte der Meistermagier sich seine Aufmerksamkeit zurück.

»Ihr habt getan, wofür ich Euch angeheuert hatte. Nehmt Euer Gold und geht, bevor ich es mir anders überlege«, sagte er und hielt die Hand auffordernd zu Seite. Ein Diener eilte herbei und reichte ihm ein Säckchen aus Samt, das schwer in der Hand des alten Mannes lag. Dieses Säckchen hielt er nun Iskander entgegen und wartete ungeduldig.

»Was ist?«, wollte er wissen. »Das ist genau die Summe Gold, die wir ausgehandelt hatten. Nehmt es oder geht, aber verplempert nicht meine Zeit!«

Iskander sah das Säckchen voller Gold angewidert an, als hielte Nordazu eine Schlange in der Hand. Er wusste, dass sich in dem Säckchen weit mehr Gold befand, als er in den vergangenen Jahren zusammen verdient hatte. Damit hätte er ausgesorgt und könnte in den Ruhestand gehen.

Genau das waren seine Gedanken, bevor Anysa in sein Leben geplatzt war und ihm die magischen Worte gesagt hatte. Sie war nicht seine erste Frau gewesen, und er hatte schon von manchem Weib genau dieselben Worte gehört. Doch sie waren stets nur eine Floskel gewesen, die schnell ausgesprochen und noch schneller vergessen war. Er hatte in den Augen der Frauen ausnahmslos die Lüge gelesen, die mit den Worten einherging.

Allein bei Anysa war das anders gewesen. Sie hatte ein reines Herz und war grundehrlich. Sie meinte ihre Worte genauso, wie sie sie ausgesprochen hatte. Und er hatte sie verraten.

Obwohl er das Gold nicht haben wollte, nahm er es von Nordazu entgegen. Hätte er das nicht getan, wäre der Meistermagier misstrauisch geworden und er, Iskander, hätte den Burghof gewiss nicht lebend verlassen. Doch das musste ihm gelingen, wenn er Anysa befreien wollte.

Iskander schwang sich auf sein Pferd und verließ das Burggelände unbehelligt. Er brauchte Zeit, um sich eine Strategie zu überlegen. In der erstbesten Herberge, an der er vorbeikam, nahm er sich ein Zimmer. Wie sich herausstellte, war es eine sehr schmutzige Unterkunft. Die Ratten liefen an ihm vorbei, als wäre er nicht anwesend, und das Bett war eine Hochburg für Ungeziefer. Doch das alles störte ihn nicht, denn er hatte sich die Herberge nicht wegen ihres guten Komforts ausgesucht, sondern weil er seine Verfolger genauer in Augenschein nehmen wollte.

Natürlich ließ Nordazu ihn nicht allein durch Ciag reiten. Er hatte zwei seiner Soldaten losgeschickt, ihn zu beschatten. Sie trugen nicht die Uniform der meridorianischen Soldaten, sondern die Kleidung der Einwohner Ciags. Dennoch hatte Iskander die beiden sofort bemerkt und überlegte nun fieberhaft, wie er sie loswerden konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. An sich dürfte das in Ciag kein Problem sein, denn die Stadt war ein Pfuhl aus Angst, Leid und Gewalt, die versteckt oder offen in verwinkelten Gassen und dunklen Ecken herrschten. Wenn er zwei Männer in eine solch dunkle Ecke lockte, um sie zu töten, würde kein Hahn danach krähen. Er würde das Problem lösen und danach Anysa befreien. Das musste ihm unbedingt vor den Elben gelingen, die Meridor wahrscheinlich bereits betreten hatten. Nur wenn er sie als Erster aus Anarubas Gefangenschaft befreien konnte, war ihre gemeinsame Flucht nach Anagard möglich. Er musste versuchen, Anysa nach Berlin zurückzuschicken, denn auf Landory schwebte sie immer in Gefahr.

»So, wie ich es dir versprochen habe«, murmelte er, verließ die Herberge und nahm seinen Dolch in die Hand. Seinen Blick hatte er auf den ersten Verfolger geheftet. Er begann, seinen Plan auszuführen, und hoffte, dass er Ciag in ein paar Tagen gemeinsam mit Anysa verlassen konnte.

Nordazu trat in sein Schlafgemach ein und blieb überrascht stehen. Er hatte befohlen, dass die Elbin auf seinem Bett liegen sollte, doch sie war nicht da. Er ging auf den Flur und suchte Perdur, den er unweit seines Zimmers fand.

»Wo ist sie?«, wollte er barsch wissen.

»Ich wollte sie zu Eurem Gemach bringen, als ich den Befehl erhielt, sie unserem Herrn auszuhändigen«, erwiderte der Söldner und ging an Nordazu vorbei. Er ahnte, dass der Zorn in Nordazu emporsteigen musste und wollte besser nicht in der Nähe sein, wenn der Meistermagier ihm freien Lauf ließ.

Nordazu schlug den Weg zu Anarubas Privatgemächern ein. Ihm war bewusst, dass der Dämon sein eigenes Interesse an der Elbin hatte. Doch Nordazu wollte sie zuerst sehen und ihr bei dieser Gelegenheit vielleicht etwas von ihrer Magie nehmen. Sie verfügte über ein enormes magisches Potenzial. Die Aura, die sie umgab, konnte Nordazu deutlich spüren. Leider spürte sie aber auch Anaruba.

Der Meistermagier betrat den Flügel von Wendrock, in dem sich Anarubas Privatgemächer befanden. Er wollte an den Wachen vorbeigehen, als ein Soldat sich ihm in den Weg stellte.

»Ihr dürft diesen Flügel nicht betreten«, sagte er bestimmt. Ein zweiter Soldat stellte sich neben seinen Kameraden und vertrat dem Alten ebenso den Weg.

»Lasst mich durch, Kerle. Wisst ihr denn nicht, wer ich bin?«, donnerte Nordazu. Der Soldat nickte und verbeugte sich leicht.

»Ihr seid Nordazu Galyris Holdro, Meistermagier von Meridor. Dennoch haben wir Anweisung, niemanden durchzulassen, auch Euch nicht. Es tut uns leid.«

Nordazu ballte die Hand zur Faust. Seine Haut spannte sich so straff über seine dünnen Finger, dass es aussah, als würde sie jeden Moment reißen. Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Flügel. Natürlich hätte er die Wachen mit einem Wink beiseite schieben, sie mit seiner Magie gar töten können. Doch was hätte ihm das gebracht? Gegen Anaruba hatte er keine Chance, noch nicht. Das sollte sich ändern, wenn er Anysas Magie habhaft werden konnte. Seine Zeit würde kommen. Nordazu hoffte, dass Anaruba genug von Anysas Magie übrig ließ, damit er sie für seine eigenen Zwecke nutzen konnte. Sein Herrscher würde nicht etwa mit subtilen Mitteln vorgehen, wie er es geplant hatte, sondern vielmehr mit roher Gewalt. Ob die Elbin die harte Hand des Dämons überleben würde? Nordazu musste seine Pläne anpassen, um Anysa aus Anarubas Händen zu befreien.

Anaruba stand vor seinem Bett und sah Anysa lange an. Schlafend lag sie in seinen Kissen, die Haare, die ihr makelloses Gesicht umspielten, lagen wirr auf der Seidendecke. Er wunderte sich, dass sie keine spitzen Ohren hatte. Dass sie eine Elbin war, erkannte er jedoch an ihrem feinen Körperbau und den zarten Gesichtszügen. Sie strahlte Würde und Eleganz aus. Ihre Aura hatte er bereits gespürt, bevor Perdur sie auf seinen Armen hereingetragen hatte.

Endlich war sie in seiner Gewalt, und er konnte sich ihre Magie zu Nutze machen. Ihre Aura erinnerte ihn stark an die des jungen Mannes, der in seinen Kerkern eingesperrt war. Das war insofern eigenartig, da er diese Aura noch nie zuvor bei einem Menschen oder Elben erlebt hatte. Und nun strahlten gleich beide diese ungewöhnliche Aura aus. Diese Aura war wie der Geruch eines wohlriechenden Bratens, der eine leckere Mahlzeit versprach. Der Wohlgeruch der Auren dieser beiden Gefangenen war das Versprechen auf große Macht.

Allerdings schien es bei dem Mann, als verschwinde seine Aura mit jedem Tag mehr. Warum geschah das? Ob das bei der Frau auch so sein würde? Er musste sich eilen, die Aura und damit die Magie der Gefangenen in sich aufzunehmen. Der nachdenkliche Ausdruck auf Anarubas Gesicht verschwand und machte Entschlossenheit Platz.

»Wach auf!«, forderte er barsch und schickte einen magischen Strahl in ihren Körper. Damit neutralisierte er das Schlafmittel. Mit einem Keuchen öffnete Anysa die Augen.

Sie setzte sich auf, sah sich panisch um und verstand im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Sie saß in einem großen Bett, das in einem Zimmer mit groben Mauern stand. Der Raum wirkte erdrückend auf sie. Außerdem haftete ihm eine böse Aura an. Kälte strömte von den Wänden, Dunkelheit schluckte das Tageslicht, sodass es in den Ecken tiefe Schatten gab. Das hier war kein Raum, der zum Verweilen einlud. Nein, er begrüßte den Gast als Feind.

Erst jetzt fiel Anysas Blick auf den großen Mann, der wie kein anderer in diesen Raum passte. Als sie ihn sah, bekam der Ausdruck »groß wie ein Bär« eine wahrhaftige Bedeutung. Dieser Mann musste die Größe und die Stärke eines Bären haben, dazu kam eine enorme Brutalität, die seine Haltung und sein Gesichtsausdruck ausstrahlten. Seine muskelbepackten Arme zeichneten sich hart unter dem Seidenhemd ab. Die Armbänder um seine Handgelenke waren mit Stacheln versehen, desgleichen seine lederne Weste. Ein kleiner Dolch steckte hinter seinen Gürtel, aber kein Schwert. Eine Waffe brauchte dieser Mann auch nicht, allein sein Anblick war furchteinflößend genug.

Erschrocken schrie Anysa auf und rutschte so weit zurück, bis sie gegen das Kopfende des Bettes stieß. Sie fühlte sich unendlich schwach und hatte kaum die Kraft, ihre Gliedmaßen zu bewegen. Was war geschehen? Sie erinnerte sich daran, dass Torak sie überfallen hatte. Tomko und Tikros wurden getötet. Doch was war mit Iskander geschehen und wie war sie hierhergekommen? Wo war sie überhaupt?

»Wer seid Ihr?«, wollte sie mit schwacher Stimme wissen. Sie erschreckte sich, wie dünn und gebrechlich sie sich anhörte. Ihr Kopf schmerzte höllisch und ein schlechter Geschmack lag auf ihrer Zunge. Sie spürte, dass sie sehr lange geschlafen haben musste, und die Ungewissheit zerrte an ihren Nerven.

»Mein Name ist Anaruba Elerdas Tsyrak, Herrscher über Meridor und die Mark. Du befindest dich hier in Ciag. Bald werde ich auch über Adarak und damit über ganz Landory herrschen.« Er kam näher an das Bett heran, und Anysa versuchte, noch einen weiteren Rückzugsweg zu finden. Sie wich zur Seite aus, doch Anaruba war schneller und ergriff sie an den Armen. Er zog sie dicht an sein Gesicht, sodass sie das Funkeln in seinen Augen sehen konnte. Und das war nicht nur eine Metapher. Nein, in seinen schwarzen Augen glomm wahrhaftig ein roter Funke, der mal größer, mal kleiner wurde, als führte er ein Eigenleben.

»Ob du willst oder nicht, Du wirst mir bei meinem Vorhaben helfen, Anysa.« Seine Stimme glich dem Donnerschlag eines Gewitters, sie hallte von den nackten, kalten Wänden wider. Ihre Schwingungen drangen in Anysas Körper ein. Seine Augen wurden jetzt groß, während der rote Funke darin erlosch. Die Schwärze aus ihnen schoss Anysa entgegen und drang in sie ein. Verzweifelt versuchte sie, einen Schutzschild aufzubauen, doch Anaruba schob ihn lächelnd beiseite, als hätte er niemals existiert. Er drang in ihre Gedanken ein und holte sämtliche Erinnerungen und Gefühle hervor, die sie bisher gesammelt hatte. Seine klebrigen Fühler wühlten in ihren intimsten Gedanken und Wünschen, sie hinterließen in ihr das Gefühl von Scham. Er fand sogar die Musik in ihr. Um sie noch mehr zu quälen, begann er nun, die Töne langsam zu zerstören.

Tränen des Schmerzes und der Angst quollen in ihren Augen und rollten an ihren Wangen herunter. Gegen seinen eisernen Griff konnte sie sich nicht wehren, ja, sie besaß nicht einmal mehr die Kraft, etwas zu sagen. Das, was er ihr antat, war schlimmer als jede Verletzung, die sie seit ihrer Ankunft auf Landory erlitten hatte.

Schließlich fand Anaruba ein kleines Licht, das in Musik gebettet war. Brutal griff er danach und spürte für einen Moment die immense Kraft, die darin schlummerte. Doch jetzt schleuderte ihn ein gleißend heller Strahl aus Anysas Kopf, worauf er sie augenblicklich losließ. Keuchend sackte Anysa in sich zusammen und blieb reglos auf dem Bett liegen. Anaruba stolperte von ihr weg. Mit beiden Händen hielt er sich den Kopf, der zu explodieren schien. Noch nie zuvor hatte eines seiner Opfer ihn aus seinem Kopf zu verbannen vermocht. Noch nie hatte eine Person, ob Dämon, Mensch oder Elb, derartiges gewagt.

Doch! Er dachte daran, dass ihm dasselbe sogar erst kürzlich passiert war, wenn auch nicht in demselben Maß wie bei Anysa. Der junge Mann im Kerker hatte sich geweigert, ihm seine ganze Magie zu überlassen. Anaruba konnte sich wohl einiges davon einverleiben, aber eben nicht alles. Und auch bei ihm war er auf eine Barriere gestoßen, die er bis heute nicht zu überwinden vermochte. Doch die Zeit im Kerker würde den Mann mürbe machen, und wenn sein Körper erst geschwächt war, dürfte er weniger Probleme haben, sich den wichtigsten Rest Magie aus dem Mann zu holen.

Anysa wusste, was dieses Licht zusammen mit der Musik zu bedeuten hatte. Das waren ihre Liebe zu Iskander und ihre Liebe zur Musik, die sich miteinander vereint hatten, um sie zu beschützen. Doch ein böses Wesen wie Anaruba verstand die Liebe nicht. Erst recht war er nicht dazu in der Lage, ihre Wirkungsweise zu durchschauen.

Er kam wieder zu Anysa, zerrte sie hoch und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie wäre von der Wucht dieses Schlags wohl aufs Bett geschleudert worden, hätte er sie nicht oben gehalten. Immer wieder schlug er sie und ließ seiner Wut freien Lauf.

»Dir werde ich es zeigen, mich so zu behandeln! Gewähre mir Zugang zu deinem Geist! Gib mir deine Magie oder du wirst sterben!«, schrie er, zerrte sie vom Bett herunter und ließ sie auf den Boden fallen.

Aus ihrer aufgerissenen Lippe und aus ihrer Nase blutete Anysa. Anaruba sank auf die Knie, umfasste ihren Kopf mit beiden Händen und drang erneut brutal in ihren Geist ein. Er fand ihre Magie diesmal noch schneller, doch als er danach greifen wollte, war da wieder dieses Licht mit der Musik, die ihn aus ihrem Geist herausschleuderten. Doch er bemerkte, dass Anysa etwas fehlte. Es war, als würde er nur eine Hälfte von ihr sehen, während ihm die andere verborgen blieb.

Anaruba erhob sich und versetzte Anysa mit seinen schweren Stiefeln mehrere Tritte in den Unterleib. Anysa krümmte sich vor Schmerzen. Blut stieg in ihrem Körper auf, das aus ihren Mund lief. Sie nahm die Gewalt, die der Dämon ihr antat, kaum noch wahr, denn ihr Blick begann sich bereits zu verschleiern.

Von neuem zerrte Anaruba sie hoch, holte aus und schlug ihr die geballte Faust ins Gesicht. Dieser Schlag raubte Anysa sofort das Bewusstsein und rettete sie damit vor den Schmerzen. Erneut sandte der Dämon seinen Geist aus, um ihre Magie zu holen. Wieder fand er sie und konnte ein wenig davon für sich abzweigen. Ihre Magie war neu und rein, sie war so unschuldig wie ein Neugeborenes. Wie flüssiges Feuer durchflutete sie seine Adern. Doch gleich darauf stieß er wieder auf die Barriere. Ein sehr hoher, klarer Ton schleuderte ihn aus ihrem Geist. Jetzt bemerkte er, dass ihr Anhänger dabei aufleuchtete und sofort griff er danach. Mit einem schrecklichen Schrei ließ er das Schmuckstück augenblicklich wieder los und schleuderte Anysa zu Boden. Atemlos starrte er die junge Frau an. Gleich darauf starrte er ungläubig auf seine Hand. An den Stellen, wo seine Haut den Anhänger berührt hatte, war sie verbrannt. Jetzt griff Anaruba mit seiner Magie nach dem Schmuckstück, doch das Resultat war diesmal noch verheerender. Sobald seine Magie den Anhänger berührte, entfachte ein Feuer in seinem Geist, das ihn von innen heraus verbrennen wollte. Die Schmerzen hörten erst wieder auf, als er von dem Schmuckstück abließ. Obwohl sie bewusstlos und blutend auf seinem Teppich lag, den sie dabei auch noch beschmutzte, war sie dennoch im Stande, ihm zu widerstehen.