HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
»Es gibt einen Grund,
warum man Berlin anderen Städten vorziehen kann:
Weil es sich ständig verändert.«
Bert Brecht, 1928
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen in Berlin
MITTE UND REGIERUNGSVIERTEL
1Brandenburger Tor
2Holocaust-Mahnmal
3Reichstag und Regierungsviertel
4Hauptbahnhof
5Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart
6Museum für Naturkunde
7Friedrichstraße
8Gendarmenmarkt
9Unter den Linden
10Deutsches Historisches Museum
MITTE-OST UND PRENZLAUER BERG
11Rund um den Schlossplatz
12Die Museumsinsel
13Berliner Dom
14DDR Museum
15Rund um die Hackeschen Höfe
16Das Nikolaiviertel
17Am Alexanderplatz
18Prenzlauer Berg
19Gedenkstätte Berliner Mauer
KREUZBERG / FRIEDRICHSHAIN
20Potsdamer Platz
21Kulturforum Potsdamer Platz
22Neue Nationalgalerie
23Martin-Gropius-Bau
24Topographie des Terrors
25Checkpoint Charlie
26Jüdisches Museum Berlin
27Deutsches Technikmuseum
28Friedrichshain
29Karl-Marx-Allee
30Oberbaumbrücke
31Badeschiff und Arena
TIERGARTEN / CHARLOTTENBURG
32Gedächtniskirche
33Der Kurfürstendamm
34KaDeWe
35Der Tiergarten
36Schloss Charlottenburg
37Museen in Charlottenburg
SÜDWESTEN
38Museen in Dahlem
39Jagdschloss Grunewald
40Wannsee
41Die Pfaueninsel
42Glienicker Brücke
STADTRAND/AUSFLÜGE
43Klein Glienicke und Park Babelsberg
44Schloss und Park Sanssouci
45Potsdam
46Spandau
47Olympiastadion
48Schloss Schönhausen
49Köpenick
50Marzahn-Hellersdorf
REISEINFOS
Berlin von A–Z
Berlin für Kinder und Familien
Kleiner Sprachführer
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Berlins Genusswelten
Streifzug durch die Schloss(platz)-Geschichte
Wohnen in Berlin
Preußens Arkadien
MEHR ERLEBEN
Sommer in Berlin
Berlin vom Wasser aus
Berlin für Kinder und Familien
Brandenburger Tor (S. 32)
Jeder Staatsgast tut es, also schreitet auch jeder Tourist durch das Brandenburger Tor und damit von Ost nach West (oder umgekehrt) – und ist mittendrin in der Hauptstadt und ihrer Geschichte. Achten Sie auf der Westseite auf die doppelte Pflasterreihe im Boden: Hier verlief die Berliner Mauer, die schwer befestigte Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Und wenn Sie wissen wollen, woher der Pariser Platz seinen Namen hat und was sonst noch geschah in drei Jahrhunderten, dann besuchen Sie die multimediale Ausstellung »The Gate«.
Reichstag (S. 40)
Die gläserne Kuppel auf dem Reichstag ist das politische Wahrzeichen Berlins und eine architektonische Sensation. Nicht vergessen: schon vor der Reise im Internet anmelden und ein Zeitfenster buchen. Dann können Sie ganz entspannt an vielen Wartenden vorbei das ehrwürdige, »Dem Deutschen Volke« gewidmete Haus durch die Sicherheitsschleusen betreten und nach dem Aufstieg in die Kuppel die spektakuläre Aussicht genießen – rundum über das Regierungsviertel und hinunter in den Plenarsaal.
Museum für Naturkunde (S. 48)
Ein Besuch bei echten »Dinos«: Ihre Kinder werden es Ihnen danken! Und auch Erwachsene staunen über Tristan, das
einzige Originalskelett eines Tyrannosaurus rex in Europa. Sechs weitere Saurierskelette ziehen im großen Lichthof des Museums die Blicke auf sich.
Gendarmenmarkt (S. 58)
Harmonisch und architektonisch der schönste Platz Berlins, zwischen Französischem und Deutschem Dom. Einfach auf der Freitreppe hinauf zum Konzerthaus innehalten, sich auf die Stufen setzen und die Atmosphäre genießen oder in einem der vielen umliegenden Cafés eine Pause einlegen.
Schlossplatz (S. 78)
Im Umkreis bündelt sich die Berliner Geschichte vom Mittelalter über Preußens Glanz und Gloria bis zu den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Gegenwart. Von 40 Jahren DDR ist nicht viel sichtbar geblieben. Da, wo der Palast der Republik stand, ist der Schlossbau neu entstanden, um hinter der historisch rekonstruierten Fassade ab 2019 das zukunftweisende Humboldt-Forum aufzunehmen. Bereits jetzt kann man von der Terrasse der Humboldt-Box – mit nettem Café – die opulenten Details der Fassade in Augenschein nehmen.
Museumsinsel (S. 84)
Archäologie aus Jahrtausenden und Kunstschätze aller Stilrichtungen und aller Epochen: Wandern Sie durch 6000 Jahre Menschheitsgeschichte in fünf architektonisch spannenden Häusern, die im Abstand von 100 Jahren entstanden sind. Die Bauwerke und ihre grandiosen Sammlungen sind seit 1999 UNESCO-Welterbe und ein Muss für jeden Berlin-Besucher. Vermutlich schaffen Sie nicht alle fünf Museen an einem Tag, deshalb hier ein paar Highlights: Nofretete im Neuen Museum, die Gemälde der Romantiker in der Alten Nationalgalerie, die zarte Tänzerin von Antonio Canova im Bode-Museum, die »Berliner Göttin« aus Griechenland im Alten Museum, das Ischtartor im Pergamonmuseum. Auf den Pergamonaltar müssen Sie leider für einige Jahre verzichten.
Rund um die Hackeschen Höfe (S. 98)
Auch dort, wo sich Berlin besonders trendy gibt, ist die Geschichte nicht weit: Rund um die Hackeschen Höfe finden sich tolle Modegeschäfte, innovatives Design, schicke Bars, jede Menge Cafés und Restaurants, viel Kultur und Erinnerungen an das zerstörte jüdische Leben, das wieder aufblüht. Zur Entspannung sollten Sie sich Kaffee und Kuchen (!) in Barcomi`s Deli in den Sophie-Gips-Höfen gönnen.
Bernauer Straße – Gedenkstätte (S. 124)
Wo stand eigentlich die Mauer, und wie war das Leben in der geteilten Stadt? Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist der zentrale Erinnerungsort zur deutschen Teilung mit einem umfassenden Dokumentationszentrum und vielfältigen Außenanlagen, die den Alltag und dramatische Momente bewegend vor Augen führen.
Kurfürstendamm und City West (S. 184)
Lust auf Shopping? Dann sind Sie am Kudamm und in der City West richtig. Der Bummel-Boulevard lockt mit exklusiven Boutiquen, der Mall Bikini Berlin, dem KaDeWe, dazu edle Restaurants, elegante Wohnhäusern, Kinos, Theater und Museen, die Hochhaustürme Zoo-Fenster mit dem Hotel Waldorf Astoria und Upper West mit dem Motel One Flagship Hotel. Restaurant und Bar ganz oben sind hier für jedermann zugänglich.
Schloss Charlottenburg (S. 200)
Zu einem lebendigen Streifzug durch mehr als 300 Jahre königlich-preußische Geschichte lädt das Schloss Charlottenburg ein. Das prächtige Gebäude, die eindrucksvoll ausgestatteten Räume und die einzigartigen Kunstschätze im Schloss, dazu der barocke Schlossgarten und verschiedene Parkbauten bilden ein wahrhaft königliches Ensemble. Weitere Museen liegen ganz in der Nähe.
Potsdam und Sanssouci (S. 236)
Friedrich der Große wollte »ohne Sorgen« leben und schuf sich sein kleines Schloss Sanssouci auf einem Weinberg über Potsdam. Für Gäste ließ er am westlichen Ende des Parks Sanssouci das prunkvolle Neue Palais errichten. Ein späterer Nachfolger, Italienliebhaber König Friedrich Wilhelm IV., erfüllte sich mit weiteren Bauten seinen Traum von Arkadien. Den Ausflug zurück in das 18. und 19. Jahrhundert sollten Sie mit einer »Schlösserrundfahrt« per Schiff krönen: Vom Wasser aus erleben Sie die ganze Schönheit der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft.
Berlin boomt, Berlin ist »in«. Monat für Monat verkündet die Berlin Tourismus & Kongress GmbH »visit Berlin« steigende Besucherzahlen. 2016 kamen rund zwölf Millionen Menschen. Sie kommen aus aller Welt, rund 55 Prozent davon aus Deutschland. Sie wollen hautnah erleben, wie die deutsche Hauptstadt tickt, wo die Trends entstehen, was die Szene bewegt, wo Geschichte geschrieben wurde, wo die Regierung arbeitet.
Die einen kommen als Easyjetter im Billigflieger, stürzen sich bis zum nächsten Mittag in das legendäre Nachtleben in Clubs und Bars, sparen sich womöglich die Übernachtung oder fallen in ein preisgünstiges Bett in einem der zahlreichen Hostels. Andere lassen sich im 5-Sterne-Hotel und in den Gourmet-Restaurants der Stadt verwöhnen und geben beim luxuriösen Shopping Unsummen aus. Und die »ganz normalen« Städtereisenden erkunden die klassischen Sehenswürdigkeiten, besuchen Museen, Galerien, Konzerte und Theater, begeben sich auf die Suche nach Zeugnissen aus unterschiedlichen Kapiteln der Geschichte, streifen durch die kleinen Läden und großen Shopping Malls und genießen die kulturell reiche und zugleich ungezwungene Lebensart der Metropole.
Wieder andere reisen gezielt zu herausragenden Events im Sport, zu einem Ausstellungshighlight oder einem Kongress an, und nahezu alle Berlintouristen sind überrascht von der Fülle an Naturerlebnissen und Freizeitaktivitäten mitten in der Großstadt. Berlin hat für jeden etwas zu bieten, auch für Familien mit Kindern.
Im deutschen Städtetourismus ist Berlin die Nummer Eins, in Europa auf Platz drei hinter London und Paris. Berlin muss man einfach gesehen haben! Und wer schon einmal in Berlin war, sollte erst recht wiederkommen, denn keine Stadt in Europa verändert so schnell ihr Gesicht. Bei jedem Besuch kann man Neues entdecken. So wie auch Berliner immer wieder staunend vor einem Neubau, einem neu angelegten Park oder einer neuen Baustelle stehen: Das sah hier doch vor ein paar Wochen ganz anders aus!
Die Stadt des Wandels bleibt in Bewegung. Investoren sehen sehr großes Potenzial, der Wohnungsbau im »gehobenen Segment« läuft gut, die Knappheit im erschwinglichen Bereich wird gern ignoriert. Architekten entwerfen weiter Visionen, Stadtplaner grübeln über Machbarkeitsstudien. Träume werden langsam Wirklichkeit und manchmal auch zum Albtraum, wenn Kosten und Zeitplanung den Rahmen sprengen, wie zuletzt beim Flughafen BER. Der modernste Airport in Europa wird erst nach jahrelanger Verspätung an den Start gehen.
Andere große Projekte heißen U-Bahn-Bau Unter den Linden, Stadtquartier am Hauptbahnhof, Hochhäuser am Alexanderplatz und in der City West, Sanierung der Staatsoper, neues Eingangsgebäude auf der Museumsinsel und der Wiederaufbau des Stadtschlosses in der Mitte Berlins für das Humboldtforum. Am Rohbau zeigt sich nach und nach die historische Fassade. Auch daraus weiß Berlin ein Event zu machen. Am Schlossplatz hat die Humboldt-Box bereits ihre doppelte Funktion übernommen: Ausstellungen verweisen auf das Kommende und von oben zeigt der Blick auf die Baustelle, wie es vorangeht.
Die »Schaustelle« an der Baustelle ist eine Berliner Erfindung. Sie hatte Premiere, als 1993 am Potsdamer Platz der Grundstein für Berlins »Neue Mitte« gelegt wurde. Von einer roten Infobox aus konnten Berliner und Berlinbesucher jahrelang beobachten, wie auf der Mauerbrache ein neuer Stadtteil emporwuchs: Potsdamer Platz, Sony Center, Beisheim Center. Erst jetzt wird die vorletzte Baulücke auf dem östlich angrenzenden Leipziger Platz geschlossen, durch ein riesiges Einkaufszentrum. Die damals größte Baustelle Europas ist längst ein populäres Zentrum auf der prominenten Schnittstelle zwischen Ost und West.
Wo war der Osten, wo der Westen? Die Unterschiede sind kaum noch auszumachen. Und wo stand die Mauer? Ein Geflecht aus Gedenkstätten, Dokumentationszentren, Markierungen, einzelnen Relikten und Informationstafeln erinnert im Stadtgebiet an den Mauerverlauf, an die politischen Zusammenhänge und an viele Geschichten von getrennten Familien und tragischen Fluchten. Die zentrale Gedenkstätte befindet sich an der Bernauer Straße.
Seit Mauerfall und Wiedervereinigung hat sich Berlin neu erfunden. 1991 entschied der Bundestag in Bonn mit geringer Mehrheit: Berlin wird Hauptstadt. Damit begann der Bauboom. Wer heute vom Potsdamer Platz nach Norden bis zum Hauptbahnhof spaziert, bis zum Reichstag dem ehemaligen Mauerstreifen folgend, kommt mit Ausnahme von Brandenburger Tor und Reichstag an keinem historischen Gebäude vorbei. Alles ist neu im neuen Regierungsviertel.
Der altehrwürdige Reichstag bekam eine spektakuläre gläserne Kuppel als neues Wahrzeichen. Das Kanzleramt wurde 2001 bezogen. Unverzichtbar schien den Regierungsbeamten eine U-Bahn vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor mit Zwischenhalt am Bundestag. Es wurde die kürzeste und teuerste U-Bahnlinie Berlins. Die geplante Verlängerung bis zum Alexanderplatz ist jetzt gerade in Arbeit.
Ein Dokument von 1237 gilt als Berlins »Geburtsurkunde«. In den folgenden sechs Jahrhunderten stand Berlin immer im Fokus der deutschen Politik und Geschichte, und alle Epochen haben Spuren hinterlassen, die noch heute beim Stadtrundgang wahrgenommen werden können. Gebäude und Stadtlandschaften, Museen, Sammlungen und Gedenkstätten erinnern an Menschen, Ereignisse und Taten, positive wie negative.
500 Jahre lang, von 1415 bis 1918 prägten die Hohenzollern die Stadt und die Region. Sie machten aus der armen Kurmark Brandenburg das Königreich Preußen und endeten schließlich mit dem Deutschen Kaiserreich. Der zwölfte Kurfürst von Brandenburg war es, der sich 1701 selbst zum »König in Preußen« krönte und als Friedrich I. Berlin zur Residenzstadt ausbaute. Es folgte Friedrich Wilhelm I., der »Soldatenkönig«, der das Militär aufbaute, selbst aber nie Krieg führte. Dies tat sein Sohn und Nachfolger, Friedrich II. (1712–1786), der Preußen groß machte und selbst »der Große« wurde. Sein gebautes Vermächtnis ist vor allem in Potsdam-Sanssouci zu bewundern. Friedrich Wilhelm II. ließ für sich und seine Geliebte, Gräfin Lichtenau, das Schloss auf der romantisch-paradiesischen Pfaueninsel erschaffen und seine Räume im Schloss Charlottenburg frühklassizistisch gestalten.
Dramatisch war die Situation für Berlin, als Napoleon 1806 Preußen vernichtend geschlagen hatte und die Hauptstadt einnahm. König Friedrich Wilhelm III. und seine Frau Königin Luise gingen ins Exil. Erst die Befreiungskriege 1815 gaben den Preußen die Freiheit zurück und brachten erste Reformen. Friedrich Wilhelm IV., der Romantiker auf dem Thron, ließ Museen bauen und die Stadt vom Baumeister Karl Friedrich Schinkel prägen, sperrte sich aber gegen weitere Reformen. Der nächste König, Wilhelm I., wurde 1871 zum Kaiser des neugegründeten Deutschen Reiches ernannt. Die Industrialisierung begann. Sein Nachfolger Friedrich III. regierte nur 99 Tage, Wilhelm II. von 1888–1918. Da war der Erste Weltkrieg verloren, der Kaiser musste abdanken, als die Republik ausgerufen wurde.
Die Weimarer Republik erlebte Weltwirtschaftskrise und politische Unruhen, aber auch die Goldenen Zwanzigerjahre in allen Bereichen der Kunst. Berlin war Weltstadt – bis die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen. Verfolgung, Vertreibung, Ermordung der Juden in ganz Europa wurden in Berlin beschlossen und zum Teil durchgeführt. Der Zweite Weltkrieg wurde in Berlin geplant. Am Ende lag auch Berlin in Trümmern.
Die vier Siegermächte teilten Berlin in den amerikanischen, englischen, französischen und den sowjetischen Sektor. Die Spannungen zwischen dem sowjetischen Block und den drei Westmächten führten 1948 zur Berlin-Blockade, einem ersten Höhepunkt im Kalten Krieg, und 1961 zum Bau der Berliner Mauer. Bei allem Leid und Schrecken in der Folge dieses brutalen Einschnitts: Man richtete sich in der geteilten Stadt auf beiden Seiten ein, endgültig, wie es schien – bis 1989 die Mauer fiel und mit der deutschen Wiedervereinigung eine neue Epoche anbrach, die nirgendwo in Deutschland so intensiv erlebt wurde und wird wie in Berlin.
Berlin ist Spitze, ganz besonders, was die Kultur angeht. 180 Museen und Sammlungen, über 400 Galerien, acht Sinfonieorchester, drei Opernhäuser – das gibt es in keiner anderen Stadt der Welt –, die größte Showbühne Europas, eine Musical-bühne, ein Staatsballett, rund 50 Theater mit festem Haus und bestimmt 150 Theatergruppen der Off- und Off-Off-Szene einschließlich Kabarett und Comedy: Mehr als 1500 Veranstaltungen stehen täglich im Kulturkalender. Doch das sind nur die Zahlen. Auch bei der Qualität liegt Berlin international an der Spitze. Die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle und die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim, der ebenso die Staatsoper musikalisch leitet, sind die prominentesten Beispiele.
Weltberühmt sind der Pergamonaltar und Nofretete und überhaupt die Museumsinsel, UNESCO Welterbe seit 1999. Weniger bekannt und weniger besucht ist die Gemäldegalerie am Kulturforum, die mit ihren Meisterwerken der europäischen Renaissance und des Barock in der gleichen Liga spielt wie die Uffizien in Florenz und der Prado in Madrid. Bereits seit 1990 auf der Welterbeliste stehen die »Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin«, eine einzigartige Kulturlandschaft, die 500 Jahre Kunst und Geschichte spiegelt. Staatliche Stiftungen bewahren in den Museen wie in den Schlössern das kulturelle Erbe des 1947 aufgelösten Staates Preußen.
Die Teilung Berlins führte dazu, dass der »Schatz der Hohenzollern« zum Teil im Osten, zum Teil im Westen blieb. Bei der Wiedervereinigung gab es viele Einrichtungen doppelt, aber überall waren Lücken. Die Zusammenführung getrennter Sammlungen und die Neuordnung der Staatlichen Museen zu Berlin auf der Museumsinsel, am Kulturforum, in Dahlem und nahe dem Schloss Charlottenburg waren Herausforderung und Meisterleistung zugleich. Abgeschlossen wird dieses gigantische Unternehmen wohl erst mit Einrichtung des Humboldtforums auf dem Schlossplatz. Und das dauert noch voraussichtlich bis 2019.
Vieles ist längst fertig. Neue Museumsbauten, Anbauten, Umbauten und Erweiterungen, die architektonisch deutliche Akzente im Stadtbild setzen, sind unter anderen das Jüdische Museum von Daniel Libeskind, die Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei und das Neue Museum mit der kühnen Handschrift des britischen Architekten David Chipperfield. Und längst sind die Präsentationen traditioneller Häuser »entstaubt« und frisch arrangiert: Museumsbesuche machen richtig Spaß – auch Kindern.
»Berlin hat mehr Museen als Regentage«, lautete ein früherer Werbeslogan für die Stadt. Vor allem hat Berlin mehr Museen, als man bei einem Kurztrip besuchen kann. Also heißt es auswählen oder schon mal die nächste Reise nach Berlin planen.
Neben den großen Sammlungen mit internationaler Bedeutung gibt es eine Fülle ganz unterschiedlicher Museen zu originellen Themen und ungewöhnlichen Sammelgebieten. Sie hüten kostbare Kunstschätze, beleuchten einzelne Aspekte der Geschichte, führen durch alle Bereiche des Lebens, entführen in den Alltag vergangener Zeiten und vermitteln anschaulich Technik und Naturwissenschaft. Für jeden ist etwas dabei.
Einen hervorragenden Einstieg in die Museumslandschaft bietet die Lange Nacht der Museen. Einmal im Jahr, Ende August, haben rund 100 Häuser bis 2 Uhr morgens geöffnet. Mit einem Ticket kann man sie alle besuchen – theoretisch. Praktisch wird man sehr schnell in drei bis fünf Lieblingsmuseen hängenbleiben. Die Lange Nacht der Museen wurde in Berlin erfunden und zum Exportschlager. Berliner Einrichtungen laden auch zur Langen Nacht der Wissenschaft, zur Langen Büchernacht oder zur Langen Nacht der Industrie ein.
Berliner Ensemble (BE), Deutsches Theater und Volksbühne: Die großen Sprechtheater, in enger Nachbarschaft zueinander im Bezirk Mitte gelegen, blicken jeweils auf eine rund 100-jährige große Theatergeschichte zurück, im 20. Jahrhundert geprägt u. a. von Max Reinhardt, Erwin Piscator, Bert Brecht und Helene Weigel. Aktuell werden an allen drei Häusern Klassiker, Theater der Moderne und von Stücke von Zeitgenossen gespielt mit großen Unterschieden durch die Konzepte der Intendanten und die Handschriften der Regisseure.
2017/18 endet an der Volksbühne nach 25 Jahren die Ära Frank Castorf. Dem radikalanarchischen Theatermacher folgt der Belgier Chris Dercon, bisher erfolgreicher Museumsmann und Kurator. Gleichzeitig übergibt Altmeister Claus Peymann die Intendanz des BE an Oliver Reese. Das Deutsche Theater leitet Ulrich Khuon seit 2009.
Den Erfolg der Schaubühne am Lehniner Platz in der City West, den Peter Stein in den 1970/80er-Jahren begründet hatte, schreibt Thomas Ostermeier mit seinem wiederholt international ausgezeichneten Ensemble weiter fort. Große Aufmerksamkeit zieht das Gorki-Theater auf sich, seit Shermin Langhoff und Jens Hillje 2013 die Intendanz übernommen haben und mit ihren Inszenierungen die kulturelle Vielfalt der Stadt widerspiegeln.
Zu den Erfolgreichen der großen Freien Szene zählen das HAU mit seinen drei Spielstätten in Kreuzberg und die Sophiensäle in Mitte. Beide sind Produktionsstätten und Spielorte für experimentelle Formen der Bühnenkunst.
Vom Kabarett bis zu Varieté, vom Musical bis zur Revue, von Comedy bis zur Show und alle möglichen musikalischsatirisch-literarisch-kabarettistischen »Kleinkunst«-Formate dazwischen: Das Angebot für einen vergnüglichen Theaterabend ist geradezu riesig. Klassisches Boulevardtheater mit Stars von Film und Fernsehen ist Spezialität der Theater am Kurfürstendamm. Ebenfalls mit Starbesetzung unterhaltsamer Stücke punktet das Renaissance-Theater in Charlottenburg.
Musikalisch, originell, fantasievoll und unterhaltsam scheinen die Kriterien zu sein für die Programme in der »Bar jeder Vernunft« neben dem Haus der Berliner Festspiele und im »Tipi« am Kanzleramt. Beide Zelttheater sorgen zusätzlich mit Gastronomie und der besonderen Atmosphäre für einen gelungenen Ausgehabend. Ähnliches gilt für das Wintergarten-Varieté in der Potsdamer Straße und für das »Chamäleon« in den Hackeschen Höfen.
Auch Theatergruppen an bescheideneren Auftrittsorten zeigen sich von ihren besten Seiten. Das »BKA« – kurz für Berliner Kabarett-Anstalt – am Mehringdamm in Kreuzberg ist als freches Kabarett-Theater eine beständige Größe ebenso wie das Mehringhoftheater schräg gegenüber. Das »Prime Time Theater« im Weddinger Kiez liefert etwa alle vier Wochen berlinisch-schnoddrig eine Live-Fortsetzung der Endlos-Soap »Gutes Wedding, schlechtes Wedding«. Schrill, schräg und schillernd sind die Programme des Theaters O-TonArt in einem Schöneberger Hinterhof. Im Heimathafen Neukölln legen wechselnde Kiezgrößen an und solche, die es werden wollen. Fast nebenan logiert im fünften Stock die Neuköllner Oper, das vierte, nicht ganz so üppig wie die anderen subventionierte Opernhaus Berlins. Die musikalischen Ausgrabungen und die Musical-Eigenproduktionen der Neuköllner Oper können sich immer sehen und hören lassen.
Was zu Ihrer Reisezeit gerade los ist, verraten z. B. Stadtmagazine wie »Tip« oder »Zitty«. Es empfiehlt sich, Karten möglichst frühzeitig zu reservieren, doch sind oft auch noch an der Abendkasse Restkarten zu haben.
Seit die Bilder laufen lernten, werden in Berlin und im Studio Babelsberg Filme gedreht, von Stummfilmklassikern wie »Sinfonie einer Großstadt« (1927) und »Menschen am Sonntag« (1930) über Wim Wenders‘ »Der Himmel über Berlin« (1987) bis zum Oscar-gekrönten Film »Das Leben der Anderen« (2006). Rund einhundert Filme und Videos werden in Berlin im Jahr gedreht. Tausende von Produktionen erzählen Geschichten aus Berlin und über Menschen in der Stadt und dokumentieren die sich wandelnden Stadtlandschaften. Und neben den neuen »Tatort«-Kommissaren, den Schauspielern Meret Becker und Mark Waschke, übernimmt natürlich Berlin die dritte Hauptrolle.
Berlin ist eine grüne Metropole – und blau, denn auch das viele Wasser trägt zum Wohlbefinden in der Millionenstadt bei. Havel und Spree mit ihren Seen, Nebenflüssen und Kanälen durchziehen die Stadt, die zwischen den Häuserschluchten immer wieder der Natur Raum gibt. 2500 öffentliche Grün- und Erholungsanlagen nennt die Statistik und rund 435 000 Straßenbäume. Die Wälder, die Berlin umgeben und 18 Prozent der Stadtfläche bedecken, sind da noch gar nicht mitgezählt. Berlins Stadtlandschaft hat mit Wasser, Wald und Wiesen, Stränden, Parks und Gärten einen enormen Erholungs- und Freizeitwert.
Bei jedem Stadtspaziergang stößt man auf Grünflächen und Ruhezonen, die sich für eine Pause anbieten, so am Lustgarten in Mitte oder im Spreebogenpark nahe dem Hauptbahnhof. Friedhöfe sind stille Oasen in der Großstadt, und die Grabstätten berühmter Dichter, Denker, Künstler und Erfinder erzählen zugleich ein Stück Kulturgeschichte. Volksparks werden besonders bei schönem Wetter vom »Volk« okkupiert. Hier gibt es Spielplätze für Kinder, Sportplätze für alle, Wiesen zum Lagern und Picknicken und an ausgewiesenen Stellen auch Grillplätze. Gepflegte Gartenkunstwerke wie im Schlossgarten Charlottenburg laden dagegen zum genussvollen Flanieren zwischen Blumenrabatten und Ziersträuchern ein. Anderswo stößt man auf liebevoll gestaltete Kleingärten. Und dann gibt es noch die naturbelassenen Biotope. Die konnten sich jahrzehntelang im Mauerstreifen oder auf aufgegebenen Bahnanlagen prächtig entwickeln und tragen zur Artenvielfalt bei. Naturschützer sprechen von 2000 Pflanzenarten.
So viel Grün in der Stadt, da fühlen sich auch Tiere wohl. Hoch oben über dem Alexanderplatz brüten Wanderfalken, Tausende von Fledermäusen nehmen in Wasserwerken und in den Gewölben der Zitadelle Quartier. Füchse stolzieren am Bahndamm entlang. Wildschweinrotten im Vorgarten machen sich allerdings nicht gerade Freunde. Marder und Waschbären, die sich an Kabeln zu schaffen machen, auch nicht. Zuletzt haben Naturschützer 107 Vogelarten gezählt. Insgesamt zehn Millionen Vögel finden ihr Auskommen in der Großstadt. Sie erfreuen mit ihrem Gesang oder verärgern mit Taubendreck. Besonders auffällig und manchmal sogar aggressiv sind Nebelkrähen.
Ein neuer Trend macht sich breit: Bienenzucht und Honigproduktion, zumindest für den Eigengebrauch. Mehr als 500 Imker gibt es in Berlin. Bienenstöcke finden sich auf dem Berliner Dom, dem Abgeordnetenhaus und auf vielen Hausdächern. Die Straßenbäume im Umkreis liefern reichlich Nahrung und anders als bei Monokulturen auf dem Land über einen langen Zeitraum: Ahorn, Kastanien, Robinien, Linden blühen nacheinander. Auf dem Dach des Hotels Westin Grand Unter den Linden sorgt ein Imker für den hauseigenen Linden-Honig, und der Chefkoch hat im großen idyllischen Garten des Hotels einen eigenen Kräutergarten mit wilden und exotischen Gewürzkräutern angelegt. Frische Ökoküche ist damit garantiert – und selbst komponierte Relishes kann der Gast ebenso wie Honig als Souvenir erwerben.
Berlins größter und beliebtester Park, Sport- und Spielplatz ist der ehemalige Flughafen Tempelhof. Mit 303 Hektar größer als der Central Park in New York, lässt das Tempelhofer Feld so ziemlich alles zu, was an sportlichen Aktivitäten möglich ist: Ballspiele aller Art, Drachensteigen, Laufen, Joggen, Radfahren, Skaten, Rollsurfen … Irgendein Fortbewegungsmittel sollte man nutzen, denn das reine Spazierengehen wird lang auf den langen, schattenlosen einstigen Lande- und Rollbahnen.
Einige Bereiche auf dem weiten Feld sind Naturschutzgebiet, andere Liegewiesen und Grillplätze, wieder andere dienen als Hundeauslaufgebiet: Rund 110 000 Hunde sind in Berlin registriert. Am östlichen Rand haben Bewohner der angrenzenden Neuköllner Straßen Gemeinschaftsgärten angelegt, neudeutsch Urban Gardening. Und über allem breitet sich der Himmel über Berlin aus: Nirgendwo ist er so grenzenlos weit.
Einen ganz anderen, fast romantischen Charakter hat das Schöneberger Südgelände. Hier wurde ein ehemaliges Bahngelände sich selbst überlassen: Die Natur erobert sich den Raum zurück.
Hallenbäder, Freibäder, Badeseen, Ruderboot- und Surfbrettverleih, Fahrradstationen fast an jeder Straßenecke, Kletterparcours und Hochseilgärten, Tennis-und Golfplätze: Wer auch beim Städtetrip aktiv sein will, findet in Berlin Tausend Möglichkeiten. Und hinterher lässt es sich in Wellnesstempeln richtig gut entspannen!
Zweimal im Jahr, im Januar und im Juli, zieht die Fashion Week mit Fachmessen von Streetwear bis Couture, begleitet von Shows, Modeschauen und großen Events die internationale Modewelt an. Berliner Labels sind dabei stark vertreten und haben einen guten Ruf.
Neu und groß im Kommen ist Ökomode made in Berlin. Rund 800 Designer haben sich in Berlin niedergelassen, von Stars der Szene wie Michael Michalsky bis zu Newcomern, die alljährlich die zehn Modeschulen der Hauptstadt abschließen. Die meisten Boutiquen bieten außer der aktuellen Kollektion auch fantasievolle Accessoires an. Sie finden sich in Mitte rund um die Hackeschen Höfe, z. B. in der Mulackstraße, in Prenzlauer Berg in der Kastanienallee, oft Castingallee genannt, sowie in Friedrichshain in der Wühlischstraße und in Kreuzberg in der Bergmannstraße.
Ein Ort für Kreative – Modemacher, Musiker, bildende Künstler– ist auch »Kreuzkölln«, der Neuköllner Kiez, der südöstlich an Kreuzberg anschließt – und ein Beispiel für die schnell fortschreitende »Gentrifizierung«, die Verdrängung der sozial Schwachen. Oft gelten die Künstler als Vorreiter. Sie erobern eine vergessene Gegend, mieten preiswerte Ateliers, eröffnen Läden, Galerien, Bars und machen einen Kiez lebenswert und »angesagt«, was die Investoren anlockt, eine Modernisierungswelle auslöst und höhere Mieten zur Folge hat. Dann zieht die kreative Karawane weiter; noch hat Berlin viele Nischen, wenn auch immer weiter draußen.
Andere bleiben auf der Strecke. Stichworte aus dem Berliner Problemkatalog sind Arbeitslosigkeit, Armut, bildungsferne Schichten, Kriminalität, Migrationshintergrund und die Frage nach der Integration. Dass Integration funktionieren kann, zeigt sich alljährlich beim Karneval der Kulturen, an dem Menschen fast aller in Berlin ansässiger Nationen gemeinsam feiern.
Berlin, so vermittelt eine Imagekampagne der Stadt, ist der Ort, an dem man sein möchte oder sein muss, wenn man die Trends mitbestimmen oder sie leben will, egal auf welchem Gebiet. Berlin hat von allem etwas: Die Stadt ist bunt, laut und dreckig, jung und kreativ, dynamisch und behäbig, weltoffen und kleinkariert, kosmopolitisch und provinziell. Nur eines ist Berlin nicht: langweilig.
Und die Berliner selbst? Die bleiben ihrer althergebrachten Charakterisierung treu: Sie sind rau, aber herzlich und zeigen Herz mit Schnauze. Sie finden immer einen Grund zu klagen und sich aufzuregen. Wenn ein Berliner mal mit sich und der Welt rundum zufrieden ist, dann bringt er dies auch klar zum Ausdruck: »Da kann man nicht meckern!«
Willkommen in Berlin!
Geografische Lage: Berlin liegt im Nordosten Deutschlands inmitten des Landes Brandenburg. Bis zur polnischen Grenze im Osten sind es etwa 70 km. Die Spree durchfließt das Stadtgebiet in Ost-West-Richtung – Nebenflüsse sind Panke, Dahme, Wuhle und Erpe – und mündet im Nordwesten in die Havel, die auf ihrem Weg nach Süden eine Seenlandschaft bildet. Die höchsten natürlichen Erhebungen sind der Große Müggelberg (114,7 m) im Südosten Bezirk Treptow-Köpenick und die Ahrensfelder Berge (114,5 m) im Landschaftspark Wuhletal im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Höchster Berg ist der Teufelsberg (120,1 m) im Westteil der Stadt, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmerschutt aufgeschüttet wurde.
Fläche: Bei einer Fläche von 892 km2 beträgt die größte Ausdehnung des Stadtgebiets in Ost-West-Richtung rund 45 km, in Nord-Süd-Richtung etwa 38 km. Der Mauerweg um die einstige Halbstadt West-Berlin herum ist rund 160 km lang. 43,1 km lang war der innerstädtische Abschnitt der Berliner Mauer.
Wappentier ist der Berliner Bär.
Bevölkerung: Berlin hat 3,5 Millionen Einwohner (2015), knapp 500 000 Menschen davon sind nicht-deutscher Herkunft. Sie kommen aus rund 180 Staaten, wobei die türkische Gemeinde, die weltweit größte außerhalb der Türkei, rund 100 000 Personen umfasst.
Politik und Verwaltung: Berlin ist die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, Sitz der Regierung und zugleich als Stadtstaat eines der 16 Bundesländer. Es wird vom Berliner Senat regiert, an dessen Spitze der Regierende Bürgermeister steht. Die Stadt besteht aus zwölf Bezirken mit jeweils eigener Verwaltung, die gleichzeitig mit dem Senat gewählt wird. Pankow ist der bevölkerungsreichste Bezirk mit 390 000 Einwohnern, Spandau der kleinste mit 235 000 Einwohnern.
Wirtschaft und Tourismus: Der Dienstleistungssektor, mit dem Tourismus an erster Stelle, ist die stärkste Wirtschaftskraft Berlins. Dadurch werden rund 10 Milliarden Euro an Einnahmen erzielt. Mit 30 Universitäten und Hochschulen und einer einzigartigen international anerkannten Forschungslandschaft spielt Wissenschaft eine wichtige Rolle.
Wachstumsbranchen sind Kreativ- und Kulturwirtschaft, Biotechnologie, Medizintechnik, pharmazeutische Industrie, Medien/Informations- und Kommunikationstechnologie. Daneben leisten die Elektroindustrie und die Sparten Nahrungsmittel, Chemie, Maschinen- und Fahrzeugbau einen wichtigen Beitrag.
Religion: 60 Prozent der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an. 23 Prozent sind evangelische Christen, 9 Prozent Katholiken und 8 Prozent Mitglied der islamischen Gemeinde.
600-800Bei Spandau und Köpenick lassen sich erste slawische Siedler nieder.
1237Die Siedlung Cölln wird erstmals urkundlich erwähnt; das erste Dokument zu Berlin stammt von 1244.
1307Berlin und Cölln schließen sich zu einer Union zusammen.
1415Ein Nürnberger Burggraf wird erst Markgraf, dann Kurfürst von Brandenburg und begründet als Kurfürst Friedrich I. die über 500-jährige Herrschaft der Hohenzollern.
1443–1451Kurfürst Friedrich II. beginnt den ersten Schlossbau an der Spree.
1486Berlin wird zur kurfürstlichen Residenz erhoben.
1648–1668Nach dem Dreißigjährigen Krieg holt Kurfürst Friedrich Wilhelm wegen ihres Glaubens in Frankreich verfolgte Hugenotten nach Brandenburg. Die Einwohnerzahl steigt von 6000 auf 20 000.
1701Kurfürst Friedrich III. krönt sich zum »König in Preußen« und baut als Friedrich I. Berlin zur repräsentativen Residenzstadt aus.
1740-1786Unter Friedrich dem Großen wird Berlin zum geistigen Zentrum der Aufklärung.
1806–1808Napoleon zieht siegreich durch das Brandenburger Tor und hält die Stadt zwei Jahre lang besetzt.
1813–1815Die Befreiungskriege gegen Napoleon gehen einher mit politischen Reformen in Preußen.
1840-1861Unter Friedrich Wilhelm IV. erlebt die Stadt kulturell und städtebaulich einen Aufschwung; die soziale Ungleichheit führt zur Märzrevolution 1848, die blutig niedergeschlagen wird.
1871Berlin wird Hauptstadt des Deutschen Reiches; König Wilhelm I. zum Kaiser Wilhelm I. proklamiert.
1888Dem 99-Tage-Kaiser Friedrich III. folgt Wilhelm II. auf dem Kaiserthron. Die fortschreitende Industrialisierung führt zu wirtschaftlichem Wachstum und zunehmender Bevölkerung.
1918Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution dankt Kaiser Wilhelm II. ab.
1920Groß-Berlin entsteht aus acht Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken.
1933Die NSDAP übernimmt die Macht; Adolf Hitler wird Reichskanzler.
1936Die Olympischen Spiele werden zur Propagandaschau des Hitler-Regimes.
1945Die Hauptstadt des Nazi-Regimes wird nach der Kapitulation von den Alliierten in vier Sektoren aufgeteilt.
1948Berlin-Blockade; West-Berlin wird über die Luftbrücke versorgt.
1949Ost-Berlin wird Hauptstadt der DDR, West-Berlin selbstständige politische Einheit unter der Kontrolle der alliierten Westmächte.
1953Der Arbeiteraufstand in Ost-Berlin am 17. Juni wird niedergeschlagen.
1961Bau der Berliner Mauer; in 28 Jahren fordert sie 136 Todesopfer.
1989Am 9. November fällt die Berliner Mauer im Zuge der Friedlichen Revolution der Bürgerbewegung in der DDR.
1990Der Währungseinheit im Juli folgt am 3. Oktober die Wiedervereinigung.
1991Berlin wird zur Bundeshauptstadt gewählt.
1994Die Alliierten verlassen Berlin und beenden damit die Nachkriegszeit.
1999Die Bundesregierung zieht nach Berlin; im neu gestalteten Reichstagsgebäude findet die erste Sitzung des Deutschen Bundestags statt.
2001Eröffnung des neuen Bundeskanzleramts. Die Bezirksreform macht aus 23 Berliner Bezirken zwölf.
2001-2004Museumsneubauten und Neueinrichtungen, u. a. Jüdisches Museum, Ausstellungshalle am Deutschen Historischen Museum, Museum für Fotografie mit Helmut Newton Stiftung, Flick Collection am Hamburger Bahnhof, Berlinische Galerie.
2005Das Holocaust-Mahnmal eröffnet als Denkmal für die ermordeten Juden in Europa.
2008Der Flughafen Tempelhof wird geschlossen. Der Palast der Republik ist abgerissen. Die UNESCO nimmt sechs Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus aus den 1920er-Jahren in die UNESCO-Welterbeliste auf.
2009Die Stadt feiert 20 Jahre Mauerfall. Das Neue Museum eröffnet wieder auf der Museumsinsel.
201020 Jahre Wiedervereinigung. Das Wissenschaftsjahr erinnert an 350 Jahre Staatsbibliothek, 300 Jahre Charité, 200 Jahre Humboldt-Universität zu Berlin, 100 Jahre Max-Planck-Gesellschaft.
2012Stadtjubiläum »775 Jahre Berlin«
2013Auf dem Schlossplatz wird der Grundstein für das Humboldtforum gelegt.
201425 Jahre Mauerfall: Eine Lichtgrenze aus Ballons entschwebt in den Himmel über Berlin.
2015Richtfest für das Humboldtforum. 25 Jahre Wiedervereinigung.
2016Berlin wird Rot-Rot-Grün. Im Senat regiert eine Koalition aus SPD, Linke und Grüne.
2017Bundesgartenschau auf dem erweiterten Gelände der »Gärten der Welt«.
1Brandenburger Tor
2Holocaust-Mahnmal
3Reichstag und Regierungsviertel
4Hauptbahnhof
5Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart
6Museum für Naturkunde
7Friedrichstraße
8Gendarmenmarkt
9Unter den Linden
10Deutsches Historisches Museum
Die Bilder gingen um die Welt: Tanz auf der Mauer in der Nacht, als die Berliner Mauer fiel, seit dem Fußball-Sommermärchen 2006 Fanmeile bei allen Welt- und Europameisterschaften, jedes Jahr die größte Silvester-Open-Air-Party mit Riesenfeuerwerk über der Quadriga, und jede Menge Staatsgäste, die sich beim Gang durch das symbolträchtige Tor ablichten lassen: Ganz klar, dass es auf der Sightseeing-Liste aller Touristen ganz oben steht: das Brandenburger Tor.
Das Brandenburger Tor in der Mitte Berlins und auf der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West war das Symbol der deutschen Teilung, wurde zum Symbol der deutschen Einheit und ist das berühmteste Wahrzeichen der Hauptstadt. 28 Jahre lang lag das Tor von der Mauer umschlossen mitten im Sperrgebiet, unerreichbar von Ost wie West. Umso größer war die Freude, als am 22. Dezember 1989 ein Kran das erste Mauersegment neben dem Tor in die Luft hob – und der Durchgang wieder möglich wurde.
Der Pariser Platz gilt als die vornehmste Adresse Berlins, exklusiv Botschaften und repräsentativen Institutionen vorbehalten. Das Volk aber hat die Mitte des Platzes erobert. Hier tummeln sich Touristen aus aller Welt zur fröhlichen Foto-Session am Brandenburger Tor. Hier zeigen Berliner ihren Gästen die »gute Stube«. Hier gibt es das eine oder andere Event – und leider auch den einen oder anderen trickreichen Taschendieb. Also aufgepasst!
Seither ist das 26 Meter hohe und 50 Meter breite klassizistische Bauwerk mit seinen markanten Säulen und der von der Siegesgöttin gesteuerten Quadriga eine allseits beliebte Kulisse für Sport-, Show- und andere Großveranstaltungen. Der Schauplatz verkauft sich gut und lockt Touristen aus aller Welt in die Stadt. Autofahrer ärgern sich allerdings über die häufigen Straßensperrungen im Umkreis und Flaneure finden mitunter ihr Lieblingsmotiv verstellt durch Buden und Bühnen, denn am Tor wollen sich alle präsentieren; es steht für Freiheit, Freude, Feiern.
Erbaut wurde das Brandenburger Tor 1789 bis 1791 von Carl Gotthard Langhans d. Ä. auf Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. Die Propyläen, der monumentale Zugang zur Akropolis von Athen, dienten als Vorbild. Der Berliner Torbau trat an die Stelle eines früheren Stadt- und Zolltors und bildete zugleich den grandiosen Abschluss der Straße Unter den Linden, die ihren Ausgang am Berliner Schloss nahm. 1793 wurde die Quadriga, die nach dem Entwurf von Johann Gottfried Schadow entstand, montiert. 1806 zog Napoleon mit seinen Truppen durch das Tor, besetzte Berlin und nahm auf dem Rückweg die vierspännige Pferdeskulptur mit der Siegesgöttin als Kriegsbeute mit nach Paris. 1814 kehrte sie im Triumphzug zurück. Bei Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, wurde die Bronzeskulptur 1956 im Westteil Berlins nachgegossen und im Osten wieder auf das Tor gehievt. Die jüngsten Restaurierungen des Sandsteinbauwerks waren 2002 beendet. 300 Jahre Berliner Geschichte rund um das Brandenburger Tor lässt die Multimedia-Hightech-Show »The Gate Berlin« Revue passieren.
Einfach gut!
MIT DEM SMARTPHONE AUF SPURENSUCHE
Wo stand eigentlich genau die Mauer? Gedenkstätten und Informationstafeln am authentischen Ort erinnern an das alltägliche Leben mit der Berliner Mauer und an dramatische Situationen, die sich dort zugetragen haben. Einen Überblick gibt die »Mauerinformation« im Zwischengeschoss der U- und S-Bahn Brandenburger Tor (Westeingang). Auf einer Luftbildkarte ist der Mauerverlauf nachgezeichnet, und wichtige Orte sind markiert. Über einen kostenlosen Internetzugang gelangt man zu offiziellen Webseiten zum Thema Berliner Mauer. Smartphone- und Tabletnutzer können mit der App »Mauerschau« verschiedenen Touren entlang des einstigen Mauerverlaufs folgen und Geschichten von Zeitzeugen hören. Die Technik erlaubt es, an einzelnen Stationen (Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie u. a.) das Bild von heute mit Fotos- und Videoaufnahmen von einst zu überblenden, um so einen authentischen Eindruck vom Leben mit der Mauer zu erhalten. Zwei Touren kann man kostenlos herunterladen, weitere sind kostenpflichtig
Info: www.mauerschau.berlin
Geheimtipp
EINBLICKE
Enge Gestaltungsvorschriften für die Fassaden am Pariser Platz haben die Kreativität der Architekten gezügelt. Doch im Innern konnten sie ihre Fantasie frei entfalten. Zwar haben neugierige Touristen in den streng bewachten Botschaften und Bankvertretungen keinen Zutritt. Es gibt aber Gelegenheiten, Blicke ins Innere zu werfen. Das Max-Liebermann-Haus zeigt öfter Ausstellungen oder lädt zu Veranstaltungen ein. Die Security der DZ-Bank erlaubt sogar das Betreten des ersten Foyers: Von hier aus kann man durch eine Glasfassade einen Blick auf Frank O. Gehrys spektakuläres Atrium und die gläserne Dachkonstruktion werfen. Mitten durch die glasbetonte Akademie der Künste führt eine Passage (zurzeit wegen Bauarbeiten geschlossen) zur Behrensstraße und zum Holocaust-Mahnmal.
Besucher müssen, wie es sich für hohe Berlin-Gäste gehört, durch das Brandenburger Tor mit seinen sechs mächtigen Doppelsäulenpfeilern und dem hoch angebrachten Reliefschmuck schreiten. Auf der Westseite, am Platz des 18. März (zur Erinnerung an die Revolution von 1848), öffnet sich der Tiergarten (s. S. 194) und beginnt die breite Straße des 17. Juni (zum Gedenken an den Arbeiteraufstand 1953 in der DDR). Sie führt schnurgerade auf die Siegessäule zu und weiter nach Westen bis zum Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg.
Im Halbkreis unmittelbar um den Platz des 18. März fällt die doppelte Pflastersteinreihe im Boden auf: Sie zieht sich durch die halbe Stadt und markiert den ehemaligen innerstädtischen Mauerverlauf. Wer mit der U-Bahn der Linie 55 vom Hauptbahnhof am Pariser Platz ankommt, kann gleich am Bahnsteig auf großformatigen Fotos die wichtigsten Stationen in der Geschichte des Brandenburger Tors Revue passieren lassen. Im Zwischengeschoss gibt es – nicht leicht erkennbar in einem Kiosk – weitere Informationen zum ehemaligen Mauerverlauf. Auch mit Smartphone oder Tablet kann man sich auf »Mauerschau« begeben (s. Tipp auf Seite 33).
Der Pariser Platz auf der Ostseite des Brandenburger Tors bildet das vornehme Entree in die Stadt. Das wohlproportionierte Säulentor vervollständigen die beiden Flügelbauten. Im südlichen befindet sich eine Touristeninformation, im nördlichen ein Raum der Stille. Die meisten Besucher bevorzugen allerdings den Trubel auf dem autofreien Platz bei der Suche nach dem besten Standort für das Erinnerungsfoto vom Brandenburger Tor. Der liegt in der Mitte des Platzes und: Am reizvollsten erstrahlen Tor und Quadriga alljährlich im Oktober, wenn sie beim Festival of Lights besonders attraktiv in farbenfrohes Licht getaucht werden.
Einst war der Platz bebaut mit noblen Residenzen verdienter Persönlichkeiten. Auch Botschaften hatten hier ihren angestammten Sitz. Die heutigen Gebäude ringsum entstanden alle erst nach 1990. Die neuen Gebäude sollten sich äußerlich streng historisierend an den originalen Vorbildern orientieren. Das tun sie bei genauem Hinsehen nur bedingt.