ISBN: 978-3-95428-792-5
1. Auflage 2019
© 2019 Wellhöfer Verlag, Mannheim
Titelgestaltung: Uwe Schnieders, Fa. Pixelhall, Malsch
Die Erzählungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen oder tatsächlichen Ereignissen sind nicht beabsichtigt und somit rein zufällig.
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– Ja, sicher. Ihm gefalle der Anblick auch nicht. Ganz und gar nicht. Aber das liege ja ganz maßgeblich daran, dass man nicht nur den Wein abgelassen, sondern auch das Corpus Delicti vor der Zeit, vor Vollendung des Gärprozesses herausgezogen habe. Kein Wunder, dass die Leiche zu diesem Zeitpunkt wenig appetitlich …
– Danke nein, er benötige weder Fotos noch die Inaugenscheinnahme der Leiche. Er könne sich sehr wohl vorstellen, wie so was aussehe, wie an den tiefrot angelaufenen Knochen, zwischen den ausgezehrten Rippen halb zersetzte Fleischfetzen …
– Sicher, ja, er habe er sich vom ersten Moment an, sofort, als das Problem aufgetreten sei, geschworen, er werde ihn umbringen. Ja, das gebe er unumwunden zu.
– Natürlich sei Josef J. Simon ein völlig unbescholtener Mann. Und er mache die fraglos besten Weine des Tunibergs …
– Tuniberg? Nun, das sei ein gut hundert Meter aus der Oberrheinebene ragender Kalksteinberg, na ja, ein etwas größerer Hügel, jedenfalls also wasserspeichernder Kalkstein mit einer fetten Lößauflage. Okay, das möge das Hohe Gericht vielleicht weniger interessieren. Wohl aber interessiere es die Gilde hervorragender Winzer, die sich hier seit Generationen, seit ungezählten, tummle und den nicht eben großen, nicht eben hohen Berg rundum quadratisch-praktisch-gut mit pfeilgeraden, exakt abgezirkelten Rebfeldern überzogen habe und bewirtschafte. So auch das Geschlecht der Simons.
– Ja, ja, sofort, er komme schon zum Punkt. Der Josef J. Simon also gehöre ohne Frage zur Riege der besten, allerbesten Weinbauern vor Ort. Sei zudem ein äußerst sympathischer, witziger Typ mit einer Fülle spinnerter Ideen im Kopf. Für jede Schandtat zu haben. Ein Kerl, dem man nun wahrlich nicht böse sein könne. Das aber, so leid es ihm tue, schütze ihn nicht vor gravierenden Irrtümern.
– Nun ja, aber da müsse Simons Jörg Josef sich doch wohl fragen lassen, warum er denn dann einen solchen Streuner in sein Haus …
– Nein, das dürfe doch wohl mehr als ein schlichtschlechter Joke gewesen sein. Mehr als ein überflüssiger Lapsus. Als Alteingesessener des Dorfes, als Tiengener von Herkunft und Geburt, als Eingeborener und Winzer in der herausragendsten Weinregion zwischen Freiburg und Rhein hätte er doch verdammt noch mal wissen müssen, was er mit so einem unruhigen Geist in einem so gemütlich gemütsvollen Dörfchen anrichten würde.
– Nein, das behaupte er doch gar nicht. Nein, nicht J.J. Simon selbst sei ein unruhiger Geist, das könne man nun wirklich nicht behaupten. Es liege ihm absolut fern, diesen so anständigen wie munteren, so lebensfrohen wie pfiffigen Zeitgenossen durch solch blödsinnige, aus der Luft geholte Zuschreibungen in Misskredit zu bringen. Nein, keineswegs, das nicht. Das nicht! Aber – noch mal – wie könne es diesem aufgeweckten Ehrenmann unterlaufen, sich einen solchen, ums möglichst positiv auszudrücken, Wandervogel ins Haus und damit ins Dorf zu holen! War doch sonnenklar, dass so ein Vagabund und Herumlungerer in einer Person das ganze beschauliche Dorf in Aufregung versetzen würde. In Sonderheit ihn, der er sich jetzt hier mit einer existenzbedrohenden Anklage konfrontiert sehe, nur weil er sich zur Wehr gesetzt habe. Seines Wissens als Einziger. Aber doch im Namen aller. Denn natürlich war von vornherein klar, dass ein solcher Heuler für die örtliche Gastronomie der Todesstoß sein werde. Zumal in den ertragreichen Sommermonaten. Wer denn bittschön wolle bei seinem Gläschen Bier …
– Oder, ja, dann eben bei seinem Viertele Simon-Wein sitzen und sinnen, den edelsten Geschmacksnuancen nachspüren, die, den ersten Schluck hin und her rollend, aufschaukelnd, durchgurgelnd, luftsaugend, die Mundhöhle auszukleiden belieben, wenn, verflucht noch eins, allüberall das Getöse, Gejammer, Geschnarre dieser ganz offensichtlich triebgesteuerten Nervensäge einfach nicht zu überhören sei. Zumal draußen in sommerlauer Nacht am vertrauten und traulichen Biertisch …
– Ja, Pardon, er oute sich hier höchst ungern und verrate sich doch ständig wider Willen als Biertrinker …
– Nein, doch ja, auch von Wein verstehe er durchaus etwas mehr als der ungesunde Menschenverstand. Aber zurück zur sommernachtsträumenden Gartenwirtschaft im behaglichen Tiengen. Wo eben immerzu und immerzu dieser schräge, notgeile Dragoner zu hören sei. Oder, ja, zu hören gewesen sei.
– Reisende solle man bekanntermaßen nicht aufhalten, diesem jedoch habe man sehr wohl, habe man unbedingt Einhalt gebieten müssen. Und in seinem persönlichen Fall komme leidfaktorverschärfend hinzu, dass er ebenfalls im Dorfkern, also in der Nachbarschaft des Simonschen Anwesens, des JS-Weinhofs, wohne. Mit gen Osten ausgerichtetem Schlafzimmerfenster, also im unmittelbaren Aktions- und Belästigungsradius dieses Burschen aus dem Hause Simon. Und so sei es ja wohl alles andre als ein Wunder, dass in ihm der sicherlich verständliche Entschluss gereift sei, mit eigener Hand einzugreifen und diesen Krawallmacher mit einem schnellen, schmerzfreien Schnitt zum Verstummen zu bringen.
– Nein, natürlich wolle er hier nicht ans Mitleid der hochwürdigsten Richter appellieren, geschweige denn auf die Tränendrüse der Justitia drücken. Nein, all das natürlich nicht. Es gehe ihm lediglich darum, die Motivlage …
– Die Tatdurchführung? Echt, die interessiere das haushohe Gericht? Na ja nun, zunächst musste er, wie sich verstehe, des umtriebigen Rackers habhaft werden.
– Das bedürfe bei solch einem ausgewiesenen Leichtfuß, Springinsfeld, Dauerläufer selbstredend einer ausgereiften Strategie. Nun, sein persönlicher Vorteil sei es als radaugeschädigter, übernächtigter, jede zweite Nacht auf der Lauer liegender Anwohner gewesen, quasi vom Fenster aus den Lebenswandel dieses randalierenden Irrläufers erkunden zu können. Insbesondere habe er Kenntnis von seinem zuletzt anvisierten Objekt der Begierde erlangt. Sieben Häuser weiter tunibergaufwärts. Und keineswegs weniger spitz als der lärmende Lauser, den J.J.S. sich da ins Haus geholt hatte.
– Ja ja. Also: Ein paar Nächte, nachdem er um diese lautstarke Liebschaft wusste und etlichen Ständchen habe lauschen müssen, die der Simonsche Hansdampf gemeint habe, zu nachtschlafender Zeit mit sonorem Tenor unterm Fenster der Angebeteten absondern zu müssen, ein paar Nächte, da wusste er, der hier nun zu Unrecht, zumindest vollkommen unangemessen und überzogen zur Rechenschaft Gezogene, wo genau welche Glocken hingen. Er habe sich dann online umgehend einen klassischen Kartoffelsack besorgt und damit nächtens auf die Lauer gelegt.
– Na ja, einfach im Hinterhof. Auf der Rückseite des Hauses, wo des Lustwandlers Lustobjekt sein aufgegeiltes Dasein fristete. Ausgerechnet das Haus des ärgsten Konkurrenten unseres Winzers Simon übrigens.
– Ja, sicher. Das habe er bei seinen Erkundungen am helllichten Tag entdeckt. Dass nämlich das Gebälk auf der Rückseite des Schuppens eine Schadstelle aufweise, ein Loch im Zaun gewissermaßen, die hohle Gasse, durch die er habe kommen müssen, nur habe kommen können. Wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Nacht. Schon also habe die Strategie gestanden. Weniger kompliziert als gedacht. Mit gänzlich analogen Mitteln. Er habe also gewartet. Verborgen hinter zwei abgehalfterten Weinfässern. Und gewartet. Und ge… Plötzlich habe er ihn gehört. Mit seinem penetranten Geleier …
– Verdammt, ja, natürlich habe er innerlich jauchzend triumphiert, als der Übeltäter sich genau wie erwartet verhalten habe. Als also klar wurde, dass er vollkommen richtig gelegen habe. Beziehungsweise gelauert habe. Als sich der Bursche genau dort aufgebaut habe, um nach Troubadour-Manier sein melancholisches Minnelied mit klassisch durchgehaltenem Versmaß und ausgefeiltem Reimschema hinaufzuschmettern.
Genau da, genau in dem Augenblick, als der schauerlich schmachtende Romeogesang seinen Zenit erklommen hatte, als der so junge wie besessene Sänger in höchsten Tönen jubilierend, völlig oversexed, von einem Fuß auf den andern tretend, zu einer neuerlichen Klimax ausholte und im Herzschmerz zu ertrinken drohte, da habe er, seine Wenigkeit, das Versteck Versteck sein lassen, sei mit einem einzigen Satz bei dem liebestoll trällernden Sängerknaben gewesen und habe ihm, zack, den Sack übergestülpt. Und zugeschnürt. Alles in einer Bewegung.
– Na ja nun, mit irgendwas habe er sich in den schlaflosen Nächten ja beschäftigen müssen. Und da sei das Trainieren eines virtuosen Sackwurfs ja nun nicht die schlechteste der sinnstiftenden Möglichkeiten. Jedenfalls sei jetzt alles ganz schnell gegangen. Durch den Jutestoff den aufgebrachten Kopf des Rowdys ertasten, dann knatternd die Klinge ausfahren …
– Nein, dafür müsse man nicht mal ein leidlich begabter Heimwerker sein. Diese superbilligen Teppichmesser, die es in jedem Baumarkt um die Ecke gebe. Die mit ausfahrbarer Klinge. Die würden die hochehrwürdigen Herrn Richter sicher kennen: ganz einfacher Plastikgriff, aus dem sich mit einem daumentauglichen Nippel die Klinge bis zum Anschlag hinausschieben lasse …
– Na ja, eine knappe Handspanne so etwa. Eine Klinge, die man normalerweise Zentimeter für Zentimeter abbreche, wo man immer dann, wenn sie stumpf geworden sei, das nächste scharfe Stück in Angriff nehme. Aber niemand und keiner verpflichte einen ja, die Klinge nur Stück für Stück auszufahren. Ratsch, über sämtliche Einrastversuche des besagten Nippels hinweg, habe er die gesamte Klinge in ganzer blitzender Schönheit rausgeschoben. Und noch vor Ort, um jedem weiteren Zeter-und-Mordio-Geschrei aus dem Weg zu gehen und nicht auch noch den Rest der Tiengener Bürger aus dem Schlaf zu reißen, noch vor Ort also und in einem Zug – inzwischen wohl wissend, wo Kopf und wo Hals und wo Oberkörper – habe er die Teppichmesserklinge durch den Sack und die Haut gezogen, habe ungeachtet des Knorpelknirschens auf den tremolierenden Schreihals des Sängers eingestochen. Und dann mit der langen Klinge geduldig umgerührt. Immerhin habe man ja nicht ins Innere des Sacks blicken können, sich also anderweitig vergewissern müssen, dass man ganze Arbeit geleistet habe. Und sei es eben durch womöglich wutgetrieben übertriebenen Einsatz der Waffe. Der ganze Vorgang sei ja eine Form vielleicht etwas zünftig ausgefallener, aber doch überlebensnotwendige Notwehr gewesen.
– Klar, das deutlichste Kennzeichen, dass es vollbracht sei, sei natürlich die Tatsache gewesen, dass irgendwann die Zappelei nachgelassen habe. Ja, gut, und dass der Sack so klebrig flüssig …
– Nein, zur Farbe könne er nichts sagen. Denn es sei ja schwarze, pechschwarze Nacht gewesen. Wie gesagt. Als also die fahrigen Bewegungen, mit denen dieser Nervtöter …
– Okay, dann seinetwegen auch »Opfer« – … mit denen das Opfer sich zu wehren versucht habe, wenig und weniger wurden, habe er den Sack mitsamt Inhalt …
– Aber nicht, ohne einen letzten Blick hinauf zu dem vom Opfer angeschmachteten Feinsliebchen zu schicken. Bei welcher Gelegenheit er grade rechtzeitig noch gesehen habe, dass dort oben hinter dem kleinen dunklen Fenster ein noch dunklerer Schatten weggehuscht sei und sich offensichtlich ins Innere des Zimmers zurückgezogen habe. Ohne weitere Mitleidsbekundungen jedoch habe er sich mit dem schweren Sack auf den Schultern umgehend zum Auto, zum Leichenwagen, haha, und mit diesem dann zur Weinkellerei verfügt.
– Ja, natürlich. Er habe sich im Vorfeld schlicht als Journalist in Diensten eines Weinkennermagazins ausgegeben und so alles erfahren, was er wissen wollte. Wissen musste. Welcher Gärtank für Josef Jörg Simons Spätburgunder vorgesehn sei, wann der Tank gereinigt und wann er befüllt werden sollte. Es habe ja auf Biegen und Brechen der exakt richtige Zeitpunkt sein müssen! Keinesfalls vor der Reinigung, aber auch nicht zu lange danach. Er habe die Dienstpläne mit einem Seitenblick überflogen und eruiert, wann die Personalbesetzung am dünnsten …
– Ja, wenn man ihn denn mal ausreden ließe! – Keine Frage, dass er nur nachts eine Chance hatte haben können. Am klügsten also gleich nach der Tat der Taten. Dass er hatte einsteigen müssen in die Kellerei wie ein gemeiner Dieb. Dass er den Sack mit Last und Leiche am besten vor dieser rechten, fast ebenerdigen Luke abstellen, dann in die Kellerei einsteigen, von innen die Luke öffnen und den Sack hatte hineinziehen müssen. Und, alles richtig, es habe funktioniert wie am Schnürchen …
– Jaja, er mache ja voran. – Er habe also mit Sack und Pack den zuständigen Gärtank gefunden und sich noch mal und noch mal von der Richtigkeit aller Angaben überzeugt. Erst dann habe er den leblosen, wie die Herren vielleicht sagen würden, Opfersack ins Einstiegsloch des Tanks gestopft und ausgeleert.
– Ja, ausgeleert.
– Erst im Nachhinein. Blödsinnigerweise doch erst im Nachhinein sei ihm aufgegangen, dass er den Kartoffelsack ja durchaus auch, dass er also das ganze Gebinde dem Vergärungsprozess des Simon’schen Rotweins hätte überantworten können, da ja auch Jute vermutlich spurlos einverleibt und eingeebnet würde. Denn von der Erde bist du genommen, zur Erde kehrst du zurück.
– So schlau, wie gesagt, sei er erst im Nachhinein gewesen. Und, gut, damit habe er ja nun nicht rechnen können, dass wer den leeren Leichensack aus dem Müllcontainer zupfen würde. Das billige Ding, verdammt noch mal, grob gewirkt und blutbefleckt.
– Ja, welcher Vogel denn eigentlich? Wer denn sei so deppert gewesen?
– Nein, natürlich nicht, er wolle keinem der Ermittler zu nahe treten. Auf jeden Fall blöd gelaufen. Echter Katzenjammer. Erst dank des blutverschmierten Kartoffelsacks sei man ja wohl auf die – Pardon – bornierte Idee verfallen, die Spur der längst schwarz und unansehnlich gewordnen Blutstropfen zu verfolgen bis zum Tank, in dem der J.J. Simon’sche Rotwein doch erst seit ein, zwei Tagen seiner Gärung entgegengesehn habe. Verdammt. Das sei natürlich zu kurz, entschieden zu kurz gewesen, als dass …
– Aber nein! Nein, keinesfalls! Ganz klipp und ganz klar. Diese seine Denkzettel-Aktion habe auf keinen Fall mit der Qualität der Simon’schen Weine zu tun. Die sei absolut unberührt davon. Sei und bleibe hervorragend, dafür lege er die Hand in den Wein. Dieser Rebensaft sei so unbescholten wie J.J. Simon in seiner Person. Und außerdem: Gewürzt und aufgepeppt zu werden durch eine leicht morbide Note etwa, das sei den Herren hochwohlgeborenen Richtern versichert, das habe ein Wein aus dem Hause Simon keineswegs nötig. Nicht im Entferntesten. Nur, sich ein solches Katzentier anzuschaffen, das des Nachts das ganze Dorf terrorisiere, das werde auch ein Josef Jörg Simon sich in Zukunft zweimal überlegen. Schuster, bleib bei deinen Leisten und Winzer bei dem Kater, den dein Wein in die Welt setzt!
– Nein, nein, man könne doch bitte bei Winzern dieser Kategorie, die problemlos in der, sagen wir zweiten, mindestens aber dritten Gourmet-Liga mitspielen könnten, nicht davon ausgehn, dass noch der gröbste und härteste Konkurrent auf die Schnapsidee käme, einen hergelaufenen Biertrinker wie ihn, der nun seiner Verurteilung im Namen des Volkes entgegenblicke, als Auftragskiller zum Zwecke fataler Geschmacksverfälschung angeheuert habe. Nein, mit solch üblen Bandagen werde selbst auf dem Tuniberg nicht …
– Na ja, aber, Pardon, er frage die hohen Herren ja auch nicht, wie sie ihre italienischen Maßschuhe bezahlten. Wenn er hier vor den grauen Hallen des Gerichts mit seinem nigelnagelneuen Ferrari vorfahre und in aristokratischem Armani-Anzug auftrete, dann doch einzig und allein, um der holden Justitia auch mal einen schönen, einen italienisch anmutenden, gepflegten Anblick zu gönnen. Für dieses sein gediegenes Äußeres jedenfalls habe die in Rede stehende Summe keineswegs ausgereicht.
Ich danke Josef J. Simon herzlich für seine ergiebigen Informationen zu der denkwürdigen Frage: Wie kriegt man eine Frauenhandtasche – okay, zugegeben, anfangs war es noch eine harmlose Unterarmtasche, dann, unterm Federkiel, wurde es zu einem Katzentier – wie also kriegt man eine Handtasche oder wahlweise einen Kater im Zuge der Weingärung untergepflügt? J.J.S. hatte für alles eine Antwort. Und für den Rest einen guten Wein.
Nebel lag wie Wattebäusche über den Gräbern. Der Tag war jung und noch kalt und keine einzige Menschenseele mochte so früh unterwegs sein. Erst gegen Mittag kamen die Friedhofsgärtner, Witwen und Vereinsamten über den schmalen Weg zum Bergfriedhof gelaufen, um die Ruhestätten zu besuchen. Es war also noch Zeit und Edmund hatte den herbstlich gefärbten Gottesacker für sich allein. Er musste nicht Auskunft über sein Befinden geben, musste nicht scheu zur Seite treten, wenn der Gärtnertraktor mit Anhänger, darauf Schaufeln und schwarze, krümelige Erde, an ihm vorbeirumpelte. Den Bergfriedhof in dieser atemberaubenden Stille zu erleben, deckte sich mit Edmunds Sehnsucht nach dem eigenen Grab, in das er sich bald legen wollte. Ja, dort wäre dann Friede, nicht nur in seinem einsamen Herzen, auch in seinem Kopf, seinem Gedärm und auf seiner Haut. Er kannte Leute, die sagten, dass sie unbedingt ihr Mobiltelefon mit in den Sarg nehmen wollten, für den Fall, dass sie nicht tot sondern nur scheintot seien. Edmund besaß kein Mobiltelefon und ein solcher Mumpitz zwecks Rückversicherung oder Grabbeigabe wäre ihm nicht in den Sinn gekommen.
Edmund war heute mit Strickmütze, wärmerer Jacke und geschnürten Stiefeln ausgerüstet. In seiner linken Armbeuge hing ein heller, leicht schmuddeliger Stoffbeutel.
Er drückte die Eisenklinke hinunter und trat durch das sich willig öffnende Friedhofstor. Bis vor Kurzem hatten die Scharniere bei diesem Vorgang lauthals gequietscht, was ihm jedes Mal wie ein Hilferuf vorgekommen war. Ein Hilferuf auf dem Friedhof? Der Gedanke, dass hier tatsächlich jemand um Hilfe rufen könnte, bereitete ihm Unbehagen. Also hatte er vor ein paar Tagen ein Kännchen Schmieröl besorgt und das Tor in Ordnung gebracht. Jetzt glitt es so leise und sanft dahin wie die Hand des Pfarrers, die sich nach Maries Beisetzung auf seine Schulter gelegt hatte. »Lieber Edmund, trag deinen Schmerz nicht als Bürde, trag ihn als Krone eurer Liebe und fünfzig Jahre währenden Verbundenheit. Du wirst sehen, Marie ist nicht wirklich fortgegangen, sie ist nur an einem anderen Ort. Eines Tages wirst du ihr folgen, bis dahin hast du noch wichtige Aufgaben zu erfüllen, die dich aufrecht halten werden. Auch wenn deine Füße nicht mehr hüpfen und tanzen, bis zu Maries Grab werden sie dich noch tragen und du kannst mit ihr reden. Glaube mir, lieber Freund, sie wird dich hören und ich bin mir beinahe sicher, sie wird dir auch antworten. Unser Friedhofstor ist nicht verschlossen, du kannst also jederzeit eintreten.«
Schritt für Schritt, er hatte keine Eile und atmete sehr bewusst die würzige Luft des frischen Morgens ein, lief Edmund an den Gräbern entlang und grüßte ihre Bewohner still. Er kannte sie alle, schließlich war er Filialleiter der örtlichen Sparkasse gewesen. Alte Familiennamen, Kindernamen, den Bürgermeister, den Lehrer, den Kaminfeger und seine Töchter, den früheren Besitzer vom Weingut, den Metzger und den Bäcker. Heute gab es keine Metzgerei und keine Bäckerei mehr im Dorf, die waren längst verschwunden und wurden durch einen Supermarkt ersetzt, aber ihre Namen standen auf den Grabsteinen und erinnerten an vergangene Zeiten.
Edmund seufzte. Er seufzte immer an derselben Stelle, das hatte er sich so angewöhnt. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ihm nach zwanzig Metern die Luft ausging und er ein bisschen verschnaufen musste. Um seine Schwäche zu kaschieren, seufzte er. Sein Seufzer hörte sich gedankenverloren an, vielleicht auch ein wenig wissend. »Ach ja«, murmelte er und ging weiter. Sein Blick schweifte über die Grabsteine und hielt sich an den schlanken, dunkelgrünen Bäumen fest, die zwischen den Gräberfeldern wuchsen und wie menschliche Gestalten aussahen. Hinter den Bäumen, nur ein paar Minuten entfernt, lagen die Weinberge. Dort war sein Lebenskreis, seine badische Heimat! Dort war er geboren, dort war er immer geblieben und hatte, zusammen mit Marie, ein bescheidenes aber redliches Leben geführt.
Sein Herz pochte. Er griff sich an die Brust. »Ruhig, bleib ganz ruhig«, sagte er. Das Herz gehorchte und kam wieder in den rechten Takt. Edmund blieb noch eine Weile stehen, um die Schönheit der vertrauten Landschaft zu genießen. Weinberg lag neben Weinberg, wohin er auch blickte. Die Terrassen des Tunibergs schlängelten sich wellenförmig durch die Natur. Nebelfetzen hingen in der Luft, schwebten wie Engel über dem Land, streiften die buntblättrigen, windschiefen Obstbäume und akkurat wachsenden Rebstöcke. Bei genauerem Hinsehen leuchteten sogar noch einige vergessene schwarzblaue Trauben aus dem friedlichen Bild. Die Vögel würden sie holen. Edmund überlegte, ob er noch einmal aufseufzen sollte, ließ es aber sein, blickte lieber in den Stoffbeutel, um sich zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte. Nein, alles dabei, er hatte an alles gedacht. Auch dieses Nachschauen im Beutel war ein Ritual. Alles war bei ihm zum Ritual geworden. Das half. Nur durch die selbst auferlegte Ordnung und Taktung seines Alltags, war das Leben ohne Marie auszuhalten, nur so verkümmerte er nicht und leistete sich jeden Tag frische Socken und Unterhosen. »Marie, gleich bin ich bei dir«, flüsterte er.
Ihr Grab war das schönste weit und breit. Nicht, weil es üppiger als die anderen gewesen wäre, es war eher bescheidener, unauffälliger, aber in seiner Aufteilung eindeutiger. Kein bunter Firlefanz wucherte, kein Engelchen oder Grablichtlein steckte im Erdreich, keine weißen Steinchen begrenzten die Ränder. Auch waren weder ein Grabstein noch ein Kreuz aufgestellt. Maries Grab kam namenlos daher, war nur ein Hügel aus allerbester, schwarzbrauner und sorgfältig gekämmter Erde. Mittendrin eine polierte Granitplatte, ungefähr dreißig mal dreißig Zentimeter groß. Die Platte schimmerte in zartem, von grauen Adern durchzogenem Rosa und wurde von Edmund täglich gesäubert. Schon mancher Regenwurm hatte die Platte als Tummelplatz benützt und dies mit seinem Leben bezahlt. »Elender Wurm!«, konnte Edmund schimpfen und das Würmchen mit der Schere teilen. Und auch die Schnecken mussten dran glauben. Da kannte er nichts. Hatte nicht auch Marie in ihrem Garten Schnecken durch einen radikalen Schnitt umgebracht?
Friedhofbesucher, die zufällig bei Marie vorbei kamen, fragten sich, wozu die rosa Steinplatte auf dem Hügel lag. Kein Name stand darauf, kein Blumenbouquet, rein gar nichts.
Nun ja, Beschriftung oder Pflanzschale kommen vielleicht noch, später, wenn die Ruhestätte frisch angelegt wird, wenn Maries Sarg sich gesenkt hat und alles sowieso neu gemacht werden muss, dachten sie. Doch Edmund hatte die Platte mit Bedacht ausgewählt und sie auch ordentlich verlegen lassen, also topfeben wie eine Tischplatte, auf der man zum Beispiel zwei Gläser und eine Weinflasche abstellen konnte.
Es dauerte eine Weile, bis es sich im Dorf herumgesprochen hatte. Zuerst war es nur ein Gerücht, dann Gewissheit: »Der alte Edmund läuft jeden Morgen zum Friedhof, um dort mit Marie ein Glas Wein zu trinken. Dabei unterhält er sich mit der Verstorbenen und wenn das Wetter angenehm ist, nicht zu heiß und nicht zu kalt, gibt es noch ein zweites Gläschen. Danach packt er Gläser und Flasche wieder ein und geht beschwingt nach Hause.«
Die Leute hatten recht, genau so war es. Selbst der Pfarrer hatte sich klammheimlich davon überzeugt.
»Marie, ich komme!«, keuchte Edmund, riss sich vom Landschaftsbild los und lief die letzten Meter bis zum Grab, so schnell er konnte. »Guten Morgen, Marie! Hast du gut geschlafen?«, rief er schon fünf Meter vorher. Es war ja niemand da, den er hätte stören können, und Marie war längst wach. Sie war immer eine Frühaufsteherin gewesen. »Morgenstund hat Gold im Mund«, ihre Devise. »Ja, meine Liebe, recht so, du hast also gut geschlafen. Wie solltest du auch nicht. Ist doch eine ruhige Gegend hier«, sagte er.
Er war jetzt angekommen und stand vor Maries Grab. Er legte den Stoffbeutel hin und nahm ein kleines Wolltuch heraus, mit dem er die Granitplatte zu säubern begann. »Vogelmist, so eine Frechheit!«, murmelte er. »Hast du gesehen, Marie, das lassen wir uns nicht gefallen. Sie scheißen doch heute auf alles.«
Nachdem er mit der Säuberung der Platte fertig war, zog er eine Flasche Wein aus dem Stoffbeutel. »Schau nur, was ich mitgebracht habe!«, rief er. »Einen Spätburgunder vom Weingut Clemens Lang. Der wächst beim Clemens in bester Lage am Munzinger Kapellenberg. Du erinnerst dich doch? Eine kleine Parzelle direkt am Kalksteinfelsen.« Er nahm den Korkenzieher und begann die Flasche zu öffnen. »Ich habe die Flasche neulich zum Geburtstag bekommen. Hm, ich glaube, das könnte ein einzigartiger Tropfen sein. Marie, den trinken wir jetzt! Heute ist ein besonderer Tag, denn ich will dir etwas Wichtiges sagen.«
Er griff in den Beutel und nahm zwei feine Gläser heraus, platzierte sie auf der Granitplatte und füllte sie vorsichtig. Er stellte die Flasche ab, trat einen Schritt zurück. Zufrieden betrachtete er das seltsame, aber eindrucksvoll schöne Bild. Der Wein in den Gläsern funkelte und strahlte lebhafter als tausend Kerzen. Edmund liefen Tränen über die Wangen. Er schnäuzte sich. »Meine liebe Marie, darf ich bitten! Trinken wir doch von diesem köstlichen Rebenblut.« Er bückte sich, hob sein Glas auf und hielt es gegen das Licht. Seine Hand zitterte ein wenig, als er das Glas zum Mund führte und den ersten Schluck nahm. Behutsam schmatzte er auf dem Wein herum und ließ ihn langsam die Kehle hinunterlaufen. »Großartig!«, murmelte er und trank einen neuen, etwas größeren Schluck. Als er danach das Weinglas auf der Platte absetzte, weil er mit einem kleinen Handrechen die schwarze Erde kämmen wollte, sah er, dass auch Maries Glas ein beachtliches Stück geleert war. »Meine Liebe, habe ich dir zu viel versprochen? Schmeckt er nicht himmlisch?«, fragte er leise lachend.
Die Arbeit und der Wein durchwärmten Edmunds Körper. Er fühlte sich wohl und spürte die Kälte kaum noch. »Marie, trink nicht zu schnell, du wirst dich besaufen und am Ende herumtorkeln«, kicherte er, als er sah, dass Maries Weinglas beinahe ausgetrunken war. Er schenkte nach, lauschte entzückt dem Gluckern. Er packte den Handrechen wieder ein. Die Arbeit war für heute getan und Maries Hügel makellos.
»So, nun hör zu, ich will dir etwas sagen«, flüsterte er. Schnell schlürfte er noch einen Schluck, schloss dabei die Augen und begann: »Marie, ich bin so weit. Ich habe alles erledigt, was zu tun war. Unser Haus ist verkauft, ich habe es einer Familie mit drei Kindern überlassen. Ich habe nur die Hälfte seines eigentlichen Wertes verlangt. Die Leute sind nicht reich, aber sie sind fleißig und haben ganz reizende Kinder. Wir beide hatten leider keine Kinder und demzufolge auch keine Enkelkinder. Ich weiß, Marie, das hat dich immer geschmerzt. Darum dachte ich, soll in unserem Haus endlich eine Kinderschar einziehen. Ich hoffe, du bist einverstanden.«
Edmund hatte die Mütze ausgezogen und lief ein paar Schritte auf und ab. Hinter den Bäumen zeigte sich ein erster Sonnenstrahl und der Nebel war verschwunden.
»Unser Haus ist also in guten Händen. Das sollst du wissen, du hast es geliebt, wie ich auch«, fuhr er fort, hielt inne, dachte nach und bückte sich wieder nach seinem Glas. Nun lief er mit dem Weinglas in der Hand um Maries Grab herum, umkreiste es still und nachdenklich mehrere Male, dann sprach er weiter: »Keller und Speicher habe ich leer gemacht, unser halbes Leben haben wir darin aufgehoben. Ich habe jedes Stück in die Hand genommen und überlegt, was damit zu tun ist. Das, was noch gut war, habe ich verschenkt. Alles andere entsorgt. Deine alten Puppen habe ich den Kindern der neuen Familie geschenkt, die Eisenbahn aus meinen Jugendtagen, die Fahrräder, das Zelt, den Christbaumschmuck, die Gartenmöbel und den aufblasbaren Swimmingpool ebenso. Du hättest sehen sollen, wie groß die Freude war, denn die Sachen waren noch in Ordnung, weil wir ja nie etwas kaputt gemacht haben.«
Er stellte das Weinglas zurück. Marie hatte ebenfalls ausgetrunken. Edmund schenkte nach. In der Nähe knirschte Kies. Das Knirschen kam näher und stellte sich als menschliche Schritte heraus. Edmund spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Wieso musste ausgerechnet jetzt jemand kommen? Es war doch noch früh und erst gegen Mittag ging der Betrieb auf dem Friedhof los. Er blickte nicht auf, sah stur auf Maries Grab. Da gingen die Schritte weiter und wurden leiser, bis sie nicht mehr zu hören waren. Edmund atmete auf. »Meine liebe Marie«, begann er wieder, »ich habe alles geregelt, was zu regeln war. Das Auto ist verkauft, der Garten abgedeckt, das Geldkonto aufgelöst, Telefon und Versicherungen sind abgemeldet. Ich habe nichts vergessen. Genau genommen, ist meine Existenz seit drei Tagen ausgelöscht. Das Geld, das ich erlöst habe, bringe ich nachher dem Pfarrer, er soll es unter seinen Kirchenmitgliedern verteilen. Es gibt Bedürftige. Nur eine Bitte werde ich äußern, vielleicht ist die Gemeinde bereit, sie zu erfüllen: Eine hübsche Holzbank in den Rebterrassen des Tunibergs. Den freien Blick ins Land, hinüber zum Schwarzwald, zum Rhein und in die Vogesen. So, wie wir es immer geschätzt haben. Bist du einverstanden?«
Äußerlich wirkte Edmund ruhig, innerlich kochte sein Blut. Seine Hände schwitzten, in seiner Brust rasselte der Atem. Schnell trank er sein Glas aus, schenkte nach und wischte einen Tropfen von der Steinplatte, der ihm beim Einschenken passiert war. »Alles muss sauber sein«, flüsterte er. »Verstehst du, Marie, ein sauberes Ende. Wir gehen und hinterlassen nichts. Niemand soll sagen, wir hätten die Welt beschmutzt. Wir nicht, Marie! Unsere Körper werden vergehen und eines Tages wird niemand mehr etwas von uns wissen. Das geht schneller, als du denkst, und das ist gut so. Ich mache mich jetzt auf den Weg zum Pfarrer. Ich habe das Geld dabei. Danach, Marie, danach ...«, er schluchzte auf, fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht und über sein kahles Haupt, »danach komme ich zu dir. Rück ein wenig und mach mir Platz. Ich sehne mich so sehr nach dir. Es wird die Vollendung unserer Zweisamkeit sein.«
Edmund nahm den Stoffbeutel, verstaute Weinflasche und Gläser und lief los. Er warf einen letzten Blick zurück. Alles war in Ordnung.
So gut ihn seine krummen Füße trugen, bewältigte er den Rückweg bis zum eisernen Tor. Vorbei an den alten Bekannten, den Freunden, den Mitbewohnern seines Dorfes, die ihm vorangegangen waren. Bruno, Robert, Bernhard, Anton, Gernot, Lorenz – mit jedem Namen verband sich eine Geschichte. Bei ihren Beerdigungen waren er und Marie dabei gewesen. Ein bisschen hatten sie jedes Mal daran gedacht, wie es bei ihnen sein würde, wenn sie einmal so weit wären, tot und im Sarg. Doch dann waren die Gedanken ganz schnell wieder im Alltag verschwunden und weit, weit weg. Ein paar Gläser Wein von den Reben des Tunibergs hatten ihr Übriges getan. Sie hatten den Tod vergessen und das Leben gefeiert. Jeden Tag.
Edmunds Hand lag auf der Eisenklinke des Friedhoftors, als er die Schritte hörte. Er hatte nicht aufgepasst, war ein wenig betrunken im Kopf und hatte nicht bemerkt, dass ihm jemand gefolgt war. In Gedanken war er auch schon bei der Vorbereitung seines selbstbestimmten Abschieds gewesen. Zuerst werde ich das Geld zum Pfarrer bringen, dachte er gerade. Vielleicht einen herzlichen Händedruck des geistlichen Herrn, ein kurzes Gespräch und ein Gebet, das täte mir gut. Anschließend nach Hause und dann ...
Er blickte sich um.
»Oh, was für ein göttlicher Zufall!«, rief er erfreut, denn er kannte das Gesicht.
Der tödliche Schlag traf ihn exakt. Es war nur eine Sekunde Schmerz, dann war alles vorbei. Edmund klammerte sich ans Tor und sank zu Boden. Sein Arm mit dem Stoffbeutel, in dem nicht nur Weinflasche und Gläser lagen, sondern auch eine beachtliche Summe Geld, schloss sich reflexartig um seinen Körper und wollte nichts hergeben. Doch es nützte ihm nichts. Die Gier seines Mörders war gewaltig. Der Pfarrer packte zu und nahm alles mit.