HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN
»In Florida we salt margaritas, not sidewalks«
Wand-Graffiti in der Green Parrot Bar von Key West
Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Willkommen in Florida
MIAMI UND DIE FLORIDA KEYS
1Downtown und Little Havana
2Coconut Grove und Coral Gables
3Key Biscayne
4Miami Beach
5Wynwood, Design District und Little Haiti
6Upper Keys
7Middle Keys
8Lower Keys
9Key West
10Dry Tortugas National Park
EVERGLADES & BIG CYPRESS NATIONAL PRESERVE
11Everglades National Park
12Big Cypress National Preserve
13Biscayne National Park
DIE GOLFKÜSTE
14Crystal River, Homosassa Springs
15Tarpon Springs, Dunedin, Clearwater
16Tampa
17Busch Gardens
18St. Petersburg, Redington Beach und Treasure Island
19Sarasota, Bradenton und Englewood
20Gasparilla Island, Cabbage Key, Punta Gorda
21Pine Island, Sanibel Island, Captiva Island
22Fort Myers, Fort Myers Beach, Cape Coral
23Naples und Bonita Springs
24Marco Island
DIE ATLANTIKKÜSTE
25Jacksonville und Ponte Vedra Beach
26Amelia Island und Fort George Island
27St. Augustine
28Daytona Beach und New Smyrna Beach
29Titusville, Cape Canaveral, Kennedy Space Center
30Cocoa Beach und Melbourne
31Sebastian Inlet und Vero Beach
32Port St. Lucie, Jensen Beach und Stuart
33Palm Beach und West Palm Beach
34Lake Worth und Boynton Beach
35Delray Beach
36Boca Raton
37Von Deerfield Beach bis Lauderdale-by-the-Sea
38Fort Lauderdale und Hollywood
ORLANDO UND DIE PARKS
39Orlando, Winter Park, Kissimmee
40Walt Disney World
41Universal Orlando Resort und Volcano Bay
42SeaWorld, Discovery Cove, Aquatica
DER NORDEN
43Pensacola und Pensacola Beach
44Von Fort Walton Beach bis Panama City Beach
45Apalachicola und St. George Island
46Quincy und Havana
47Wakulla Springs State Park
48Tallahassee
49Cedar Key, Suwannee und Steinhatchee
50Gainesville und Ocala
REISEINFOS
Florida von A bis Z
Kalender
Kleiner Naturführer
Register
Impressum
MEHR WISSEN
Floridas Küche: Florida süß-sauer
Floridas Fauna: Was kreucht und fleucht denn da?
Architektur: Stein auf Stein
MEHR ERLEBEN
Vom Glück, in Florida zu leben
Florida für Kinder und Familien
Clubbing in Miami Beach (S. 46)
LIV Nightclub, Mango’s Tropical Café, Story und, und, und – Miami Beach ist Floridas Hochburg der Partygänger. Vor allem um die berühmte Collins Avenue herum wird die Nacht inmitten gestylter Models, muskelbepackter Beaus und VIPs zum Tag. Und natürlich legen DJs aller angesagten Musikrichtungen auf.
Hochseeangeln auf Islamorada (S. 64)
In der »Sportanglerhauptstadt der Welt«, wie sich Islamorada stolz nennt, hat man die Qual der Wahl: Morgens einen Fisch aus dem Atlantik an den Haken holen oder nachmittags einen frischen Fang aus der seichteren Florida Bay an Land ziehen? Die günstige Insellage in den Upper Keys macht’s möglich. Und Angler glücklich.
Wandern in den Everglades und Big Cypress (S. 91)
Ohne Boot – und bei günstiger Witterung auch ohne nasse Schuhe – lernen Spaziergänger und Wanderer das Naturwunder »River of Grass« auf gut ausgebauten Wegstrecken kennen. Von kurzen Wanderungen bis zu vielen Kilometern langen Touren ist alles dabei – Informationen und Karten gibt es jeweils im Visitor Center.
Tauchen im Biscayne National Park (S. 102)
Das drittgrößte Riff der Welt lockt Taucher und Schnorchler gleichermaßen an. Und zeigt sich von seiner unnahbaren und geheimnisvollen Seite: Wer die faszinierende Unterwasserwelt entdecken will, muss mit dem eigenen Boot anreisen, denn der Nationalpark ist weitgehend unerschlossen, und seine Inselchen sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen.
Manatis im Crystal River (S. 106)
Schönheiten sind sie zwar nicht, aber die »grauen Riesen« bezaubern mit ihrem friedlichen Wesen und ihren knuddeligen Formen. Im Crystal River Preserve State Park und im Homosassa Springs Wildlife State Park kann man den Seekühen mit ihren freundlichen Knautschgesichtern begegnen, sie fotografieren, beobachten – und sogar mit ihnen schwimmen.
Kunstgenuss in Sarasota (S. 124)
Alte Meister der europäischen Malerei wie Rubens, Tizian und Velázquez, beziehungsweise ihre Werke, trifft der kunstinteressierte Besucher des Ringling Museum of Art in Sarasota. Weiter nördlich, in St. Petersburg, begeistert das Salvador Dalí Museum mit mehr als 2100 Exponaten Bewunderer des spanischen Surrealisten.
Muscheln auf Sanibel Island (S. 137)
Jakobsmuscheln, Kronenschnecken, Engelsflügel, Sanddollars und die unter Sammlern begehrte filigrane Junonia – sie alle sind hier am Strand zu finden und machen das Eiland zu einem der besten Muschelsammel-reviere weltweit. Im Bailey-Matthews Shell Museum werden die kalkigen Kostbarkeiten erklärt.
Golfen in Naples (S. 148)
Fast 100 Golfplätze bietet das elegante Naples am Golf von Mexiko seinen Gästen: öffentlich, privat, mit und ohne angegliederte Schulen, beleuchtet oder naturnah. Anfänger in Sachen Golfen? Die Rick Smith Academy im Tiburon Golf Club gilt als eine der besten Golfschulen in den Staaten.
Flanieren in Palm Beach (S. 188)
Pracht, Prunk und Luxus an jeder Ecke: Der Nobelort ist die Heimat des amerikanischen Geldadels. Ob man in den Edelboutiquen der Worth Avenue shoppen möchte, ist eine Frage des persönlichen Geldbeutels. Aber Flanieren und Schauen auf der eleganten Meile ist nicht minder lohnenswert – und obendrein kostenlos.
Paddeln auf dem Suwannee River (S. 263)
Weltberühmt, weil viel besungen: der 426 Kilometer lange Suwannee River. Der romantische Fluss mit seinen kristallklaren Quellzuflüssen im Norden Floridas gilt als Eldorado für Kajakfahrer, Angler und Sporttaucher. Und seine breite Mündung als eines der größten naturbelassenen Deltas der USA.
Ein flirrender Feuerball über türkisfarbenem Wasser. Weißer, puderfeiner Sand unter den Füßen. Ein Schwarm Pelikane zieht über den Spülsaum, im klaren Wasser tummeln sich zwei verspielte Delfine. Und ein zarter, warmer Wind rauscht in den Palmwedeln. Kann das alles denn wahr sein?
Rein geografisch ist Florida nicht mehr als ein Anhängsel am Kontinent Nordamerika. Ein 800 Kilometer langer Appendix – zwischen den Südstaaten der USA im Norden und der Karibik im Süden. Doch ist Florida auch eine der größten Projektionsflächen für Träume und Sehnsüchte, die die Vereinigten Staaten zu bieten haben. Sonne, endlose Strände, Palmen, Meer und eine Flora und Fauna wie im Garten Eden – so stellt man sich den Sunshine State vor. Und so lernen viele ihn dann auch kennen: als Touristen, als Einwanderer oder als Teilzeit-Residenten.
Die meisten Besucher landen mit dem Flugzeug auf einem der internationalen Flughäfen Floridas. Mit unterschiedlichen Erwartungen im Gepäck. Die einen möchten am Strand relaxen oder freuen sich auf romantische Sonnenuntergänge auf den Keys. Andere haben ihre travel bags voller Golfschläger dabei, um auf einem der über 1000 Golfplätze einzuputten. Wieder andere freuen sich auf Kajaktouren durch Mangrovenwälder oder die nahezu endlosen Everglades. Und dann gibt es noch die, die mit fast leeren Koffern anreisen, um Platz für all die Schnäppchen zu haben, die sie beim Shopping in den unzähligen Malls machen wollen. Und die kleinen Florida-Besucher? Die können es kaum erwarten, Mickey Mouse & Co. in den Vergnügungsparks zu treffen, in Wasserparks atemberaubende Rutschen zu erleben oder einem echten Alligator Aug’ in Aug’ gegenüberzustehen.
Abenteuer, Erholung, Sightseeing, Kultur – Florida bietet das alles. Und dann auch Attraktionen, die sich nicht grell und lautstark nach vorne drängeln, aber Weltklasse-Niveau haben. Wie das Salvador Dalí Museum in St. Petersburg, das Norton Museum of Art in West Palm Beach oder das NSU Art Museum in Fort Lauderdale. Sie spielen in der oberen Liga der Museen mit. Und sind damit für manchen, der sich auf den Weg in den Sunshine State macht, ein wichtiger Programmpunkt auf der langen To-do-Liste.
Ob Juan Ponce de León auch so eine Liste dabei hatte, als er in der Osterzeit, am 27. März 1513, zum ersten Mal Nordamerika sichtete? Falls ja, dann wird ganz oben die »Quelle der ewigen Jugend« gestanden haben. Denn den spanischen Konquistador interessierte nicht das neu entdeckte Land, das er zunächst für eine Insel hielt. Er wollte jenen sagenumwobenen Born finden, von dem schon in der griechischen Antike berichtet wird und dessen Wasser zwar nicht unsterblich, aber doch erfreulich jünger machen sollte. Das neu entdeckte Terrain nannte Ponce de León »Florida«, nach »Pascua Florida«, dem spanischen Namen für Ostern. Allein: Den Jungbrunnen fand er nicht. Auch spätere Landgänge blieben erfolglos. Zwar beobachtete der Spanier gemeinsam mit seinem Navigator Antón de Alaminos noch das Phänomen des Golfstroms, der, wie man heute weiß, hundertmal so viel Wasser transportiert, wie alle Flüsse der Welt zusammen ins Meer ergießen. Doch ein mythischer Jungbrunnen ist auch das warme Wasser der gewaltigsten Strömung im Ozean nicht. Juan Ponce de León bezahlte seine Suche nach der ewigen Jugend übrigens mit dem Leben. 1521 wurde er an der Ostküste von einem vergifteten Pfeil der einheimischen Indianer getroffen und starb kurze Zeit später – mit 62 Jahren.
Ponce de Leóns Suche nach der »Quelle der ewigen Jugend« geht offensichtlich auch ohne ihn weiter. Denn Florida ist jedes Jahr das Reiseziel Tausender sogenannter Snowbirds, die aus dem Norden kommen und unter südlicher Sonne, gern auch im schmucken Zweitwohnsitz, überwintern. Dabei handelt es sich nicht um weiße Zugvögel, sondern um – vorwiegend – weißhaarige Damen und Herren. Pensioniert, mit viel Zeit, dem passenden Finanzhintergrund und dem Wunsch, der Kälte ihrer Heimat zu entfliehen. Sie kommen aus Kanada, aus New York, Illinois, Nebraska, Wisconsin oder Ohio. Und zunehmend auch aus Nordrhein-Westfalen, der Steiermark oder der Schweiz. Von überall dort, wo es schneit und kalt werden kann. Und deshalb zieht es die »Zugvögel« in die südliche Sonne Floridas. Zumindest so lange, bis es im Paradies ab Juni zunehmend schwüler und damit klimatisch unbekömmlicher wird. Manch einer dieser Winterflüchtlinge scheint übrigens kurz nach seiner Ankunft doch aus der »Quelle der Jugend« getrunken zu haben: schicke Sonnenbrillen, kurze Hosen, bunt gemusterte Blusen (und zunehmend auch das Skalpell von Schönheitschirurgen …) lassen die sonnenhungrigen Senioren bald um Jahre jünger wirken. Hätte Ponce de León das noch erleben dürfen!
Die beste Reisezeit für Florida sind die europäischen Spätherbst- und Wintermonate. Dann ist auch die Gefahr eines Hurrikans wesentlich geringer als in der Zeit davor – Hurrikan-Saison ist von Juni bis November, ganz besonders groß ist die Möglichkeit eines Wirbelsturmes von Mitte August bis Mitte Oktober. Auch Luftfeuchtigkeit und Schwüle lassen in dieser niederschlagsärmeren Zeit wohltuend nach. Die Temperaturen erreichen nicht mehr Spitzenwerte von über 35 °C, sondern bleiben bei moderaten »um die 25«, und das Meer ist herrlich warm zum Baden und Schnorcheln. Während es von Dezember bis Februar vor allem im Norden und in Zentralflorida sogar richtig kühl werden kann, locken März, April und Mai mit zumeist strahlendem Sonnenschein und Temperaturen, bei denen sich auch Europäer wohl fühlen.
Ein anderes, lässigeres Lebensgefühl als zu Hause ist das, was die meisten Touristen in Florida suchen. Mehr als zwei Millionen allein aus Westeuropa sind es jährlich – und der Sonnenschein-Bundesstaat ist genau die richtige Destination für ihre Sehnsucht. Denn neben dem heiteren Wetter ist da auch diese Freundlichkeit, die zunächst einmal die Basis jeder Begegnung ist – »How are you doing?«. Diese sympathische Neugier, die nachfragt, ohne aufdringlich zu sein. Die gar nicht so ins Detail gehen möchte, wie derjenige annimmt, der zum ersten Mal Florida besucht. Denn ein tatsächliches Bulletin zur persönlichen Situation erwartet hier niemand. Auch keine Problemlösungen mit Fremden. Undenkbar. Einfach nur freundlich sein, ein bisschen Alltagskosmetik – »Make my day«. Im Süden Floridas kommen noch karibische Einflüsse hinzu. Keine Hektik, Leute!
Doch nicht nur der Lebensstil ist in Florida teilweise karibisch, sondern auch die Erde, auf der man hier steht: Diese südliche Halbinsel hat nicht immer zum nordamerikanischen Kontinent gehört. Das urzeitliche Florida war Teil einer vulkanischen Kette, die auch die karibischen Inseln hervorgebracht hat. Über Jahrmillionen brachen hier Vulkane aus. Was sie ausspuckten, wurde vom Meer überspült. Einige Teile kamen dann wieder als Inseln zum Vorschein. Korallen bildeten Riffe, Flüsse und Wind landeten riesige Mengen Sand an und verbanden Florida mit dem nordamerikanischen Kontinent. Landschaftsformen entstanden, die die Halbinsel prägen. So ist der nördlichste Teil, der Panhandle (Pfannenstiel), ein Nachbar der Bundesstaaten Georgia und Alabama und ihnen auch näher als dem Rest des Sunshine States. Hier, wie in den angrenzenden Südstaaten, wachsen in einem gemäßigten Klima Baumwolle, Tabak und Erdnüsse. Mit Spanischem Moos behangene Eichen säumen die Straßen. Es gibt Berge sowie dichte Pinien- und Laubwälder – und an der Küste des Golfes von Mexiko die weißesten Strände Floridas. Die sogenannte Redneck-Riviera rund um Pensacola ist ein Sommerferienziel vor allem für alteingesessene Südstaatler – und viel besser als ihr eher rustikaler Ruf.
Die Westgrenze Nordfloridas wird vom Suwannee River gebildet, der nördlich von Cedar Key in den Golf von Mexiko mündet. In diesem Teil finden sich Sümpfe, Prärien mit Grasland und ausgedehnte Wälder. Und hohe Dünen an vielen Atlantikstränden. Weiter im Süden beginnt das subtropische Zentralflorida mit Hügelketten sowie unzähligen Gewässern und Seen. Der 160 Kilometer lange Höhenzug The Ridge, nordwestlich des Lake Okeechobee, ist die Hauptwasserscheide Floridas und zudem das weltweit größte Anbaugebiet für Zitrusfrüchte. Höchster Punkt ist der 95 Meter hohe Sugarloaf Mountain. Während die Atlantikküste von vorgelagerten Inseln und Dünenketten bestimmt wird, schneidet die Tampa Bay des Golfs von Mexiko tief in die Küstenlinie ein. Hier gibt es Muschelstrände, aber auch sumpfige Abschnitte mit Mangrovenwäldern.
Der Südteil der Halbinsel Florida wird von seinem Küstentiefland, den Coastal Lowlands, geprägt, das nur wenige Meter höher ist als der Meeresspiegel. Im Landesinneren erstrecken sich riesige Anbaugebiete für Obst, Gemüse und Zuckerrohr sowie Weideland für Rinder. Im Südwesten wurden in den vergangenen Jahrzehnten große Sumpfgebiete für landwirtschaftliche und touristische Projekte trockengelegt. In einem weiten Bogen, der an der Südostküste Floridas beginnt und rund 200 Kilometer weiter im Golf von Mexiko endet, liegen die Florida Keys: 200 große und kleine tropische Inseln, wie Perlen an einer Kette aufgereiht. Sie sind die aus dem Wasser ragenden Spitzen des drittgrößten tropischen Korallenriffs der Welt. Als eigenständiger und mittlerweile in weiten Bereichen geschützter Naturraum gilt das riesige Sumpfgebiet Everglades.
So wie die Everglades sah früher ein großer Teil der Halbinsel aus: eine Sumpflandschaft mit scharfkantigem Gras und einer scheinbar unendlichen Weite. Aber eben nur scheinbar. Und eben doch endlich. Dafür hat der Mensch mit seinen Eingriffen in die Natur gesorgt. Vor Millionen von Jahren entstand dieses Naturphänomen Everglades: ein 322 Kilometer langer, 80 Kilometer breiter und nur wenige Zentimeter »tiefer« Wasserstrom, der gemächlich Richtung Süden kriecht. Er hat keinen Quellfluss und speist sich nur aus Regenwasser. Der seltsame Strom beginnt im Norden am Okeechobee-See und endet im Süden in der Florida Bay. Floss unendlich lange Zeiten ungestört vor sich hin – bis der Mensch kam. Es war Johann von Brahm (1718–1799) aus Koblenz, der die Everglades im 18. Jahrhundert erstmals kartografierte. Menschen kamen und wollten aus dem »nutzlosen« Sumpf fruchtbares Ackerland schaffen. Mit fatalen Folgen. Denn die natürlichen Abläufe wurden durch Trockenlegungen und Eindeichungen stark beeinträchtigt. Bevor die Everglades aber gänzlich zu Tode kanalisiert und eingedämmt wurden, erkannte man Sinn und Wert dieser Urlandschaft. Und machte einen großen Teil davon zum Nationalpark. Und 1982 dann zum »Naturerbe der Welt« und zum Biosphären-Reservat der UNESCO. Heute erkunden Touristen aus aller Welt in Kanus diese Wunderwelt aus Wasser, Schilfgürteln und Gras, in der neben einer Vielzahl von Tierarten auch Nachfahren der Ureinwohner Floridas leben.
Sie hießen Alabama, Apalachee, Apalachicola, Caloosahatchee, Calusa, Guale, Miccosukee, Muskogee, Seminolen, Timucua und Yamasee. Sie waren Fischer, Jäger, Sammler, bauten Gemüse an und töpferten ihre Keramiken. Sie jagten mit Pfeil und Bogen in den Sümpfen und fischten mit Netzen im Meer. Sie zimmerten Kanus, mit denen sie übers Meer bis nach Kuba paddelten. Sie bauten Hügel aus Muschelschalen und huldigten ihren Göttern. 100 000 Indianer lebten vor 500 Jahren auf der Halbinsel Florida. Ihr Schicksal war es, dass sich Menschen jenseits des Atlantiks zu dieser Zeit auf die Suche nach Seewegen aufmachten und neue Kontinente entdeckten. Und dass es eben genau die Heimat dieser Indianer war, in der die Fremden mit ihren Segelschiffen anlandeten. Den Entdeckern, und vor allem ihren mitgebrachten Infektionskrankheiten, wie der Grippe, waren die Indianer schutzlos ausgeliefert.
Es gab tapfere Krieger und fähige Anführer wie den Seminolen-Häuptling Osceola und seinen Nachfolger Coa Choochee. Aber der Übermacht aus Soldaten, Söldnern und Siedlern hatten die Indianer nach drei Seminolen-Kriegen (1817–1858) nichts mehr entgegenzusetzen. Die Überlebenden wurden aus Florida ausgesiedelt oder immer weiter in die Sümpfe getrieben, wo sie mehr schlecht als recht ihr Auskommen fanden. Heute sind ihre Nachkommen, Miccosukee und Seminolen, offiziell anerkannt und leben in selbstverwalteten Reservaten. Und erhielten 1990 von der US-Regierung 50 Millionen Dollar als Entschädigung für 120 000 Quadratkilometer Land, das ihnen seit 1823 geraubt wurde. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Indianer heute mit dem Betrieb von Casinos, Hotels, Golfplätzen und Museen. Sie führen Touristen in ihre Welt und die der Everglades. Und sind ein Teil von Floridas buntem Bevölkerungsgemisch.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten rund 530 000 Menschen in Florida – heute sind es mehr als 20 Millionen. Resultat einer gigantischen Zuwanderung, die dem Bundesstaat die höchste Bevölkerungsdichte der Vereinigten Staaten bescherte. Mit all den dazugehörigen Vorteilen, aber auch Problemen. Unbeirrt strahlt Floridas Sonne über Menschen aller Ethnien, die hier ein Zuhause gefunden haben oder noch suchen. Oder eine Lebensgrundlage, die ihnen ihre Herkunftsländer weder politisch noch wirtschaftlich bieten konnten oder wollten.
Den Großteil der Bevölkerung stellen die weißen, englischsprachigen Bewohner. Viele von ihnen sind aus dem Norden der USA zugewandert, heute kommen sie aus New York, Neuengland und dem Mittleren Westen. Mit 16,8 Prozent sind die Hispanics oder auch Latinos, zu denen vor allem kubanische Emigranten und mittelamerikanische Einwanderer gehören, die zweitgrößte Gruppe in Florida. Sie leben vorwiegend im Ballungsraum Miami mit mehr als drei Millionen Einwohnern, bilden dort sogar den Großteil der Bevölkerung, sprechen ihre spanische Muttersprache, zuweilen gemischt mit Englisch: Spanglish. Sie brachten ihre kulturellen Besonderheiten mit, ihre Musik und Tänze, ihre Rezepte … und ihr Temperament. Rund ein Sechstel der Bevölkerung Floridas ist dunkelhäutig, in vielerlei karibischen und afrikanischen Schattierungen. Die Anzahl der Bewohner mit asiatischen Wurzeln ist eher gering.
Entgegen allen Vorurteilen: Die Tatsache, dass Florida ein beliebtes Domizil für sonnenhungrige Ruheständler ist, hat aus dem Bundesstaat keine gigantische Seniorenresidenz der USA werden lassen. An zahlreichen Hochschulen lernen Tausende junger Studentinnen und Studenten. Und in einem gigantischen Dienstleistungssektor, in dem 56 Prozent aller Beschäftigten des Landes ihren Lebensunterhalt verdienen, arbeiten vor allem junge Leute. Sie sorgen dafür, dass es Pensionären und Touristen in Florida gut geht. Und dafür, dass die Alterspyramide nicht auf dem Kopf steht.
Auf dem Kopf stehen ist das Motto der zahlreichen Freizeitparks mit ihren Karussells, Achterbahnen und Wasserrutschen. Eine gigantische Welt des Vergnügens – nicht nur für Kinder. Walt Disney World, das bekannteste Spaß-Imperium in Orlando, erstreckt sich über 122 Quadratkilometer und nimmt damit flächenmäßig die Größe von San Francisco ein.
Wenig zu meckern haben Besucher, bei denen Shopping ganz oben auf der Liste ihrer Urlaubsfreuden rangiert. Unzählige Malls mit allem, was das Herz zu begehren meint, lassen die Kreditkarten glühen. Eine feste Größe bei der Planung gezielter Kaufräusche sind Factory Outlets, die Markenartikel direkt vom Hersteller, meist aus dem Mode- und Sportbereich, zu günstigeren Preisen anbieten. Das größte Outlet der Welt, die Sawgrass Mills Mall, befindet sich bei Fort Lauderdale und beglückt Kaufwillige mit rund 350 Shops. Verglichen mit Europa kann man in den Outlets, je nach Wechselkurs, tatsächlich günstiger einkaufen. Aber denken Sie an den heimischen Zoll (siehe S. 279): Wer bei der Heimreise die erlaubte Grenze an einführbaren Waren überschritten hat, muss nachverzollen.
Alles in allem ein köstlicher Cocktail, den Florida da für seine Besucher schüttelt. Strände so fein wie Puderzucker, warmes, smaragdgrünes Meer, raschelnde Palmen. Pulsierende Partymetropolen. Innovative Restaurants, inspiriert von den ethnischen Einflüssen ihrer Besitzer. Sonnenuntergänge, so atemberaubend schön, als hätte sie ein exaltierter Künstler in Rosarot und Tieforange an den Himmel gepinselt. Naturerlebnisse in einer weitgehend ungezähmten Landschaft, mit urzeitlichen Alligatoren, verspielten Delfinen und trägen Seekühen, in die spanische Eroberer nach entbehrungsreichen Monaten auf See einst blutjunge Meerjungfrauen hineinfantasierten. Wer nach Florida kommt, will aufgehen im subtropischen Paradies und loslassen – den kalten Winter, die Realität und manchmal auch die Hemmungen. Viele vergessen den Alltag am endlosen Sandstrand, andere suchen in der Partyszene von South Beach oder Key West ihr Glück. Noch mehr hoffen, sich in den Unterhaltungsfabriken von Disney World und Universal in Orlando zu verlieren. Florida bedient sie alle – und löst am Ende für jeden sein Versprechen ein, dass ein Entkommen möglich ist.
Geografie: Florida gehört zum Südosten der USA und besteht aus dem Festlandteil Florida Panhandle sowie der Halbinsel Florida. West- und Südküste werden vom Golf von Mexiko begrenzt, die Ostküste vom Atlantischen Ozean.
Am südlichen Ende der Halbinsel liegt die Inselkette der Florida Keys, auf denen sich im Ort Key West der südlichste Punkt der kontinentalen USA befindet.
Lage: Florida hat eine Breite von 260 km zwischen 79°48’W bis 87°38’W und eine Länge von 800 km zwischen 24°30’N bis 31’N.
Fläche: 170 304 km2, davon 140 000 km2 Land- und 30 000 km2 Wasserfläche
Küstenlinie: Die Küstenlinie ist 1930 km lang, davon sind 1060 km Strände.
Einwohner: Mehr als 20 Millionen Menschen leben in Florida, damit liegt der Sunshine State hinter Kalifornien und Texas auf Platz 3 der bevölkerungsreichsten US-Bundesstaaten.
Flagge: |
Hauptstadt: Tallahassee
Staatsmotto: In God We Trust
Spitzname: Sunshine State
Höchster Punkt: Britton Hill (345 feet/105 m) im Walton County
Größter See: Lake Okeechobee (1891 km2)
Längster Fluss: St. Johns River (499 km); er entspringt bei Vero Beach und mündet bei Jacksonville in den Atlantik.
Nationalparks: In Florida gibt es drei dieser Schutzbereiche – den Biscayne-Nationalpark, den Dry-Tortugas-Nationalpark und den Everglades-Nationalpark.
Politik und Verwaltung: Florida ist in 67 Countys unterteilt; die Exekutivgewalt übt auf bundesstaatlicher Ebene ein für vier Jahre gewählter Gouverneur aus.
Religion: Die sechs größten Religionsgemeinschaften in Florida sind Baptisten (30 Prozent), Methodisten (15 Prozent), Katholiken (30 Prozent), Juden (12 Prozent), Presbyterianer (7 Prozent) und Anglikaner (5 Prozent). Ebenfalls vertreten sind Muslime, Zeugen Jehovas und Anhänger von Naturreligionen.
Zeitzonen: Die Hauptzeitzone in Florida ist Eastern Time, der die Mitteleuropäische Zeit sechs Stunden voraus ist (=MEZ–6 Std.). Eine weitere Zeitzone beginnt bei Apalachicola, 100 km westlich von Tallahassee: Central Time, sieben Stunden nach der MEZ.
Zugehörigkeit: Am 3. März 1845 wurde Florida der 27. Bundesstaat der USA.
Ca. 10 000 Jahre v. Chr. Nomadenvölker siedeln sich auf der Halbinsel an und verschwinden wieder; erst vor rund 2000 Jahren werden Calusa-Indianer in den Feuchtgebieten Floridas, Tamucua-Indianer im Norden und Tequesta-Indianer im Süden sesshaft.
1513 Der spanische Entdecker Juan Ponce de León entdeckt auf seiner Suche nach Gold und dem »Jungbrunnen« zu Ostern neues Land, das er nach dem spanischen Osterfest »Pascua Florida« benennt.
1562 Französische Hugenotten errichten ein Fort, um das Gebiet für Frankreich in Besitz zu nehmen. Spanische Truppen zerschlagen diesen Plan drei Jahre später.
Tausende Indianer sterben durch Krankheiten, die die Europäer mit ins Land bringen.
Lange Zeit blieb das Interesse Spaniens auf Mittel- und Südamerika beschränkt, während Großbritannien, Frankreich und die Niederlande versuchten, Nordamerika zu erobern.
1756 Der Siebenjährige Krieg beginnt, an dessen Ende Spanien Florida an Großbritannien abtritt und im Gegenzug Kuba erhält.
1775 Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, der am 19. April 1775 beginnt und bis zum 3. September 1783 dauert.
1783 Der »Friede von Paris« sichert den Spaniern ganz Florida und den britischen und französischen Kolonien im Norden die Unabhängigkeit zu.
21. Juni 1788 Formelle Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika mit der Ratifizierung der US-Verfassung.
1817–1818 Erster Seminolen-Krieg: General Andrew Jackson, erster Gouverneur Floridas und späterer US-Präsident, beginnt einen Vernichtungskrieg gegen Floridas indianische Bevölkerung.
1819 Die Spanier verkaufen ihr gesamtes Territorium an die USA.
1821 Florida wechselt offiziell in US-Besitz.
1823 Tallahassee wird die Hauptstadt der Halbinsel.
1835–1858 In zwei weiteren Kriegen widersetzen sich die Seminolen der systematischen Umsiedlung durch die »weißen« Amerikaner. Einige Seminolen finden Zuflucht in den Everglades.
1845 Am 3. März wird Florida als 27. Bundesstaat der amerikanischen Union einverleibt. Zu der Zeit leben hier rund 65 000 Menschen.
1861–1865 Von den Kämpfen des amerikanischen Bürgerkriegs ist das konföderierte Florida unmittelbar kaum betroffen, ist aber nach Ende des Krieges bankrott.
1880 Floridas Bevölkerung steigt auf 270 000 Einwohner an.
1885 Der Erdölmagnat und Pionier Henry Morrison Flagler erschließt Florida durch eine Eisenbahnstrecke, die 1895 Miami erreicht und dort einen Bauboom auslöst. Luxushotels werden gebaut, Flaggschiffe des Tourismus.
1920 Der Immobilienboom zieht immer mehr Touristen sowie neue Einwohner aus dem Norden nach Florida.
1926 Ein verheerender Hurrikan zerstört weite Teile Miamis und Südfloridas.
1929 Nach dem Börsenkrach an der Wall Street kommen Tausende Arbeitslose aus den Nordstaaten nach Florida, um hier ein neues Leben zu beginnen.
1933 Florida ist der größte Zitrusfrüchte-Produzent der USA.
1940 2,5 Millionen Touristen pro Jahr besuchen den Sunshine State.
1947 US-Präsident Harry S. Truman erklärt die Everglades zum Nationalpark.
1958 Gründung der amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Der erste amerikanische Satellit Explorer 1 wird am 1. Februar von Cape Canaveral in die Umlaufbahn katapultiert.
1959 Fidel Castros Revolution bringt eine Flüchtlingswelle von Zehntausenden Kubanern nach Florida.
1969 Das Raumschiff Apollo 11 startet von Cape Canaveral zur ersten bemannten Mondlandung. Am 21. Juli um 3.56 Uhr MEZ betreten die ersten Menschen den Mond.
1971 Der Walt-Disney-Konzern entdeckt Florida als einen Standort für seine Erlebnisparks. Das »Magic Kingdom« eröffnet in Orlando, weitere Parks folgen.
1979 Der Art Déco District in Miami Beach wird zum historischen Gebiet erklärt. Mehr als 800 Bauten stehen damit unter Denkmalschutz.
1980 Knapp 10 Millionen Menschen leben in Florida. In einem Massenexodus fliehen rund 140 000 Kubaner in den Sonnenstaat.
1992 Hurrikan Andrew verwüstet die Südspitze Floridas.
2002 Die Nachwirkungen des 11. September 2001 schwächen die Tourismusbranche des Sunshine State.
2004 Vier Hurrikane treffen in nur sechs Wochen auf das Festland Floridas.
2009 Trotz Wirtschaftskrise steigen die internationalen Besucherzahlen in Florida.
2013 Gedenkfeiern anlässlich des 500. Jahrestages der Ankunft des spanischen Entdeckers Juan Ponce de León.
2017 Florida hat mehr als 20 Millionen Einwohner.
1Downtown und Little Havana
2Coconut Grove und Coral Gables
3Key Biscayne
4Miami Beach
5Wynwood, Design District und Little Haiti
6Upper Keys
7Middle Keys
8Lower Keys
9Key West
10Dry Tortugas National Park
Sie sind »jung« und »hip« geworden: Downtown Miami, einst nur Standort von Bürogebäuden und Geschäften, sowie die Gegend rund um die Brickell Avenue, den Finanzdistrikt Miamis. An jeder Ecke öffnen neue Restaurants oder exklusive Läden. Das kulturelle Zentrum bildet das Adrienne Arsht Center for the Performing Arts; das Pérez Art Museum avancierte schon kurz nach der Eröffnung zum neuen Wahrzeichen der Stadt.
Das Geschäftszentrum von Miami ist kaum zu übersehen, denn dort – zwischen der Biscayne Bay und der Interstate 95 – ragen reihenweise gläserne Wolkenkratzer in den Himmel und bilden die Skyline der Stadt. Man kann Downtown Miami ohne Weiteres zu Fuß erkunden. Bequemer ist aber die Benutzung des Metromover, einer Hochbahn mit vielen Stopps, die das gesamte Zentrum umrundet. Besonders in heißen Sommermonaten kann die Fahrt in der vollklimatisierten Bahn eine willkommene Abkühlung sein.
Die American Airlines Miami Arena, Heimat und Basketball-Olymp der Korbjäger von Miami Heat, ist ein guter Ausgangs- und Orientierungspunkt. Der Blick von hier über den Hafen der Stadt, der weltgrößten Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe, ist atemberaubend. Gleich nebenan lädt das neue, nach Plänen der Basler Architekten Herzog & de Meuron errichtete Pérez Art Museum Miami (PAMM) Kunstbesucher ein. Sehenswert ist schräg gegenüber der Freedom Tower: Man kann den markanten gelben Turm zwar nicht besteigen, ein kurzer Stopp lohnt sich aber. Er stammt aus den 20er-Jahren und wurde dem Glockenturm der Kathedrale von Sevilla nachempfunden. Die Bezeichnung Freedom Tower und auch der Spitzname des Gebäudes, »Ellis Island of the South«, erinnern daran, dass hier in den 60er-Jahren die Einwanderung kubanischer Flüchtlinge bürokratisch abgewickelt wurde. Eine Idee weiter nördlich, auf Watson Island, am Anfang des Mac Arthur Causeways hinüber nach Miami Beach, liegen die exotischen Gärten des Jungle Island Park. Hier kann man neben vielen Pflanzen bei mehrfach täglichen Parrot Shows auch Papageien und andere tropische Vögel sowie Reptilien bestaunen.
Folgt man dem Biscayne Boulevard weiter nach Norden, gelangt man zu dem architektonisch sehenswerten Gebäude des Bacardi Imports Headquarter. Hier wird nicht nur das Imperium des bekannten Rumfabrikanten verwaltet, es gibt auch ein originelles World of Bacardi Museum. Etwas weiter bietet das Adrienne Arsht Center for the Performing Arts berühmten Künstlern und talentierten Newcomern gleichermaßen eine extravagante Plattform. Kulturell interessierte Besucher erleben vor atemberaubender Kulisse Broadway-Musicals, Ballett, Tanz und Kabarett sowie Jazz-, Rock- und Popkonzerte weltberühmter Musikgrößen. Südlich an den Museumspark schließt sich der Bayside Marketplace an, eine Shopping Mall, deren Angebot besonders auf touristische Kundschaft zielt. Immerhin hat man von den Terrassen einiger Restaurants und Fast-Food-Ketten einen schönen Blick auf die Jachten in der Miamarina. Am Marketplace legen auch Ausflugsboote zu Rundfahrten durch die Biscayne Bay ab. Hinter dem Hafen liegt die exklusive Insel Fisher Island, die nur per Boot oder Privatflugzeug erreicht werden kann und Wohnort vieler Prominenter ist.
Einfach gut!
KUNST IN DER SCHWEBE
Mit ihrem kühnen Museumsentwurf für das Pérez Art Museum Miami knüpften die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron an die Tradition der in der Biscayne Bay beheimateten Pfahlhäuser an. Die untere Etage liegt sechs Meter über der Hochwassermarke, was den Schutz der Kunstwerke garantiert. Drei verschieden hohe Ausstellungsebenen haben die Baumeister in ihrem Entwurf aufeinandergesetzt. Ihnen war dabei wichtig, anstelle einer isolierten »Schatzkammer« für Kunstliebhaber einen Ort zu schaffen, der für jedermann zugänglich ist und fließende Übergänge bietet. Ganz im Sinne einer neuen Gebäude-Ökologie wurde das PAMM auch als grünes Museum geplant, einschließlich diverser hängender Gärten.
Pérez Art Museum Miami. Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, 1103 Biscayne Blvd., Miami, FL 33132, Tel. 305 375 3000, www.pamm.org
Ein interessanter Stopp in der Innenstadt ist das Metro-Dade Cultural Center (Metromover-Halt: Government Center), ein von Philip Johnson entworfener Komplex, der einem spanischen Fort nachempfunden wurde. Er beherbergt das Historical Museum of Southern Florida, das detailliert und interessant über die Entwicklung Südfloridas informiert.
Weiter südlich gilt die Brickell Avenue als Hauptschlagader des modernen Finanz- und Businesszentrums in Downtown Miami. Und ist zugleich eine geschichtsträchtige Meile: Hier wurde 1896 die Stadt geboren, nachdem die Grundbesitzerin Julia Tuttle (1848–1898), »Mutter von Miami« genannt, Henry Flagler davon überzeugt hatte, seine Eisenbahnstrecke bis nach Südflorida auszudehnen. Heute sind in den Hochhäusern entlang der Brickell Avenue Versicherungen, Banken, Appartements und Hotels untergebracht. Man fühlt sich wie mitten in Manhattan – nur dass hier kaum ein Gebäude älter als zehn Jahre ist. Das künstlich angelegte Brickell Key nebenan ist eine Insel in Dreiecksform, ohne Badestrand, jedoch mit umlaufendem Joggingpfad und dem Hotel Mandarin Oriental. Einen Besuch wert ist westlich der Brickell Avenue auch das Mary Brickell Village, ein Geschäfts- und Restaurantkomplex und nach Feierabend zur Happy Hour Treffpunkt für die Businessleute der umliegenden Büros.
Port of Miami – Gigantische Anlegestelle für die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt
Bayside Marketplace – Große Shopping-Mall direkt an der Biscayne Bay. Shops, Restaurants, Fast-Food-Ketten. 401 Biscayne Blvd.
American Airlines Miami Arena – Heimat der Korbjäger des Basketball-Teams Miami Heat. 601 Biscayne Bay
Freedom Tower – Gebaut in den 20er-Jahren, ist er dem Glockenturm der Kathedrale von Sevilla nachempfunden. 600 Biscayne Blvd.
Pérez Art Museum Miami (PAMM) – Im Jahr 2013 eröffnet, gilt das Haus für moderne und zeitgenössische Kunst als neues Wahrzeichen Miamis.
Children’s Museum – Auf zwei Ebenen jede Menge interessante Ausstellungsstücke für wissbegierige Kinder, die auch interaktiv präsentiert werden. 980 MacArthur Causeway
Jungle Island Park – Hübsche kleine Naturoase in spektakulärer Lage. Tgl. Parrot Shows. 1111 Parrot Jungle Trail
Adrienne Arsht Center for the Performing Arts – Plattform und Bühne für berühmte Künstler und talentierte Newcomer. 1300 Biscayne Blvd.
Bacardi Imports Headquarter – Hier wird nicht nur das Imperium des bekannten Rumfabrikanten verwaltet, es gibt auch ein originelles World of Bacardi Museum. 2100 Biscayne Blvd.
Overtown – Ältester afroamerikanischer Stadtteil Miamis, der in den 20er- bis 40er-Jahren als Floridas Harlem galt
Metro-Dade Cultural Center – Von Philip Johnson entworfener Komplex, der einer spanischen Fortanlage nachempfunden wurde. Historisches Museum, Hauptsitz der Miami-Dade Library. 101 West Flagler St.
Mary Brickell Village – Geschäfts- und Restaurantkomplex und Treffpunkt für die Geschäftsleute der umliegenden Büros zur Happy Hour. 901 South Miami Ave.
Brickell Avenue – Hauptschlagader des modernen Finanz- und Businesszentrums in Downtown Miami
Gusman Center for the Performing Arts – 1925 als Kino gebaut, ist es heute die Heimat der Florida Philharmonics und des im Februar stattfindenden Miami Film Festivals. 174 East Flagler St.
Etwas weiter westlich der Innenstadt liegt Overtown, einer der ältesten afroamerikanischen Stadtteile, der in den 20er- bis 40er-Jahren als Floridas Harlem galt. In seinem historischen Lyric Theatre gastierten einst Jazzgrößen wie Billie Holiday, Count Basie und Cab Calloway.
Selbst für amerikanische Verhältnisse ist Miami eine ziemlich junge Stadt: Ihre Anfänge reichen gerade hundert Jahre zurück. Wo mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen leben, befand sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch ein Dorf. Heute ist Miami eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der USA. Der Mix der Bevölkerung ist noch farbenfroher als anderswo und trägt eine deutlich karibische Note. Fast 20 Prozent der Einwohner sind außerhalb der USA geboren.
Nachdem der Öl millionär und Florida-Pionier Henry Flagler seine Eisenbahntrasse bis nach Miami verlängerte, um Zitrusfrüchte vom frostfreien Süden nach Norden zu transportieren, sorgte der Immobilienboom der 20er-Jahre für einen Entwicklungsschub. Städte, Touristenorte und Wolkenkratzer schossen in Südflorida aus dem Boden. Selbst während der lähmenden Depression wuchs die Bevölkerung weiter an. Nach dem zweiten Weltkrieg kam die Mafia, und seit Fidel Castros (1926–2016) Machtübernahme 1959 in Kuba erreichten große Wellen kubanischer Flüchtlinge die Stadt. In den 80er-Jahren dann wurde die Entwicklung Miamis durch den Kokainhandel bestimmt, als die Stadt zu einem Umschlagplatz für Drogen aus Südamerika wurde. Zwar verwandelte das Geld aus dem Drogenhandel Teile der Stadt durch den Bau von mondänen Gebäuden und Nachtklubs, doch wurde der Aufschwung überschattet von der steigenden Zahl an Gewaltverbrechen. Letztere waren auch Thema der insgesamt 111 Episoden der TV-Kultserie Miami Vice (mit Don Johnson und Philip Michael Thomas in den Hauptrollen), die in den Jahren 1984 bis 1989 ausgestrahlt wurde.
Im neuen Jahrtausend avancierte die Stadt – trotz vorübergehendem Immobiliencrash – zur internationalen Lifestyle-Metropole und zu einem florierenden kulturellen Zentrum. Und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht …
Hier ist die Luft satt vom Duft des starken Café Cubano und dem süßen Zuckerrohrsaft, den die Kubaner Guarapo nennen. Zwischen der Southwest 12th Avenue und der Southwest 27th Avenue, in Little Havana. Allein 1965 flohen 100 000 Kubaner in Folge der kommunistischen Revolution nach Miami; die meisten von ihnen ließen sich in der Nähe des Flusses nieder. Zwar zogen über die Jahre viele Menschen aus Nicaragua, Honduras und Haiti zu, doch in den Restaurants, Nachtklubs, Theatern und Zigarren-Shops rund um die Hauptstraße Calle Ocho blieb die kubanische Authentizität erhalten. Salsa-, Timba- und Rumba-Musik samt kubanischer Lebensfreude machen sich nach wie vor lautstark bemerkbar. Jeden letzten Freitag im Monat gibt’s hier den Cultural Friday (auf der 8th Street zwischen der 14th und 17th Ave.), bei dem Musik und Straßentheater viele Zuschauer anlocken.
Einfach gut!
PICKNICK IM BAYFRONT PARK
Der Bayfront Park liegt mitten in Downtown Miami und bietet beruhigendes Grün nahe am Wasser vor einer spektakulären Wolkenkratzerkulisse. Ein tropischer Garten mit Wasserfall wurde hier schon 1926 angelegt, der Landschaftsarchitekt Isamu Noguchi hat vor einigen Jahren den Weg entlang der Biscayne Bay erneuert und für eine üppige Bepflanzung gesorgt. Statuen und Gedenksteine erinnern an wichtige Menschen und Ereignisse der USA. So wird an Christopher Columbus ebenso gedacht wie an die tragische Explosion des Spaceshuttles Challenger in Cape Canaveral 1986. Im Klipsch Amphitheatre finden Veranstaltungen statt, die bis zu 10 000 Besucher begeistern.
Bayfront Park. 301 North Biscayne Blvd., Miami, FL 33132, Tel. 305 358 7550, www.bayfrontparkmiami.com