© 2019 Matthias Schreckenbach, Gregor Mosblech
Gestaltung, Illustrationen:
Janina Müller, Nikolas Ripka
Lektorat, Korrektorat:
Lars Hartfelder
Herausgeber:
Matthias Schreckenbach, Gregor Mosblech
weitere Mitwirkende:
Zehra Burak, Sara Charif, Eleonora Cicorella, Meike Frerichs, Christian Gabler, Robin Hafemann, Jemila Herbst, Eileen Juche, Sinem Karatas, Dorothea Kühn, Michelle Schulz, Jessica Valela, Iris Zimmermann
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg
ISBN Taschenbuch: 978-3-7497-4759-7
ISBN Hardcover: 978-3-7497-4760-3
ISBN e-Book: 978-3-7497-4761-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Hilfe,
Erziehung!
Kann „Heimerziehung“ gelingen?
Inhaltsverzeichnis
Prolog
I. Indikation – Hilfe zur Erziehung
1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen/Indikation
3. Zielgruppe
4. Theoretischer Hintergrund/Ursprünglicher Ansatz
5. Heimkinder in ihrer Entwicklung
6. Bedeutung von Diagnose und Indikationsstellung im Prozess der Hilfeplanung
7. Fazit und Anspruch an die Soziale Arbeit
II. Partizipation
1. Einführung
2. Rechtliche Grundlager
3. Partizipative Prozesse und deren Auswirkung
4. Fazit
III. Vernetzung und Zusammenarbeit im Bereich derstationären Hi lfen zur Erziehung
1. Einleitung
2. Einführung und gesetzliche Grundlagen
3. Pädagogische Philosophie und Besonderheiten in der Vernetzungsarbeit stationärer Einrichtungen
4. Fazit und Ausblick
IV. Sozialraum und Lebenswelt
1. Einleitung
2. Bekannte Theorien
3. Denkbare Gelingensfaktoren
4. Kritik
5. Fazit
V. Entwicklungsphasen und Jugendkultur
1. Problemstellung
2. Entwicklungsphasen nach Sigmund Freue
3. Entwicklungsphasen nach Erik Erikson
4. Kritische Würdigung Erik Erikson
5. Jugendkultur
6. Fazit
VI. Beziehungen
1. Einführung
2. Rechtliche Grundlagen
3. Beeinflussende Faktoren
4. Konzepte
5. Fazit
Fazit
Literaturverzeichnis
Prolog
Matthias Schreckenbach & Gregor Mosblech
Das Studium der Sozialen Arbeit ist ein anwendungsorientiertes Studium. Seit den 1970er-Jahren wurde der Praxisbezug in den Studiengängen der Sozialen Arbeit durch die Initiierung von Projekten gestärkt. In diesen Projekten sollten die Studierenden einerseits in die Lage versetzt werden, erlerntes Wissen in der Praxis anzuwenden und zu prüfen, ob die Theorien in der Praxis anwendbar erscheinen. Andererseits sollten Fragestellungen aus der Praxis mit in die Hochschule gebracht werden, um daraus theoretisches Wissen zu generieren und Handlungen ableiten zu können. Eine starke Verknüpfung aus einem deduktiven Herangehen und einem induktiven Wahrnehmen von Phänomenen macht ein professionell reflektiertes Handeln erst möglich.
An der Fachhochschule Potsdam im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften hat das Projektstudium eine große Bedeutung. In sogenannten „Real-Laboren“ werden spezifische Themen entweder arbeitsfeldbezogen oder auch adressatenbezogen im Rahmen von kooperativen und forschenden Lernarrangements angeboten. Real-Labore sichern einen reflektierten, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden und mit der Praxis gemeinsam erarbeiteten Transfer, der sowohl für die Praxis als auch für die Fachhochschule von Mehrwert bestimmt ist.
Die Studierenden selbst führen fachlich und methodisch relevante Diskurse bezogen auf eine konkrete Fragestellung durch und setzen sich mit bezugswissenschaftlichen Aspekten sowie mit rechtlichen oder administrativen Rahmenbedingungen auseinander.
Elke Kruse beschäftigt sich in ihrem Artikel in der Zeitschrift „Sozial Extra“ schon im Jahr 2009 mit der Frage, wie ein Projektstudium im Rahmen der Bologna-Reform realisierbar bleibt (Kruse 2009).
An der Fachhochschule Potsdam im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften ist es gelungen, durch die Einrichtung der Real-Labore eine Lern- und Lehratmosphäre zu schaffen, die die Grundintention einer praxisnahen Lehre aufnimmt und gleichzeitig für ein forschendes, kooperatives und auch deduktives Herangehen sorgt.
Diese Ausgangssituation wurde in dem Projekt „Hilfen zur Erziehung“ angenommen und eine Fragestellung entwickelt, die sich aus einer intensiven Auseinandersetzung mit der Theorie als auch mit den Belangen und Sichtweisen der Adressat*innen auseinandersetzen sollte. „Welche Gelingensfaktoren gibt es in der stationären Jugendhilfe aus Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen“? Die Studierenden des Real-Labors „Hilfen zur Erziehung“ stellten sich die Frage, ob ihre Vorstellungen von einer gelingenden stationären Kinder- und Jugendhilfe, die sie sich durch Wissensaneignung angenommen haben, auch mit den Vorstellungen der Betroffenen, in diesem Fall den Kindern und Jugendlichen, die in stationärer Jugendhilfe leben oder gelebt haben, korrespondieren.
Die stationäre Jugendhilfe ergibt sich aus den Hilfen zur Erziehung, die im achten Sozialgesetzbuch unter dem §27ff benannt werden (SGB VIII §27ff). Dort heißt es im Satz 1:
„Ein Personensorgeberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung, wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleitet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.“ (SGB VIII §27). Schnell stellt sich die Frage nach der „richtigen Hilfe“. Der sich aus dem §27 SGBVIII ergebende Anspruch auf eine Hilfeleistung wird unterstrichen durch die Forderung nach einer geeigneten Hilfe.
Schauen wir also zunächst auf die Frage der Indikation zur stationären Hilfe. Ober besser gefragt, wann ist es angezeigt, ein Kind oder Jugendlichen von der Familie zu trennen?
Heimerziehung heute versteht sich als „lohnender Lebensort“! Diese Aussage wurde schon auf einer Fachtagung 2011 des DIfU (Deutsches Institut für Urbanistik) geäußert.
Das Klischee, dass Heimerziehung das letzte Mittel ist, wenn alle anderen ambulanten Hilfen gescheitert sind, wird mit dieser Aussage obsolet und lässt den Schluss zu, dass es um einen „pädagogischen Schonraum“ oder den „sicheren Ort“ gehen könnte (Pfeile 2011). Aus diesen Vorüberlegungen haben sich die Studierenden des Real-Labors überlegt, hierzu den ersten theoretischen Text zu verfassen und die Indikation Heimerziehung als eine von fünf zu überprüfenden Kategorien für die anstehenden Interviews in der Praxis zu deklarieren.
An dieser Stelle sollte erklärt werden, dass sich die Projektgruppe entschieden hat, Themen zu identifizieren, die sie für das Gelingen oder besser Wirksamwerden von stationärer Jugendhilfe (Heimerziehung) als ausschlaggebend erachtet haben. Somit sind sechs Kategorien entstanden, zu denen zunächst inhaltlich-theoretisch gearbeitet wurde und entsprechend Texte von den Studierenden produziert worden sind. Im Anschluss wurden 12 Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene, die früher einmal im Heim/Pflegefamilie gelebt haben, im Rahmen von narrativ angelegten Leitfadeninterviews befragt. Die Auswertung der Interviews vollzog sich an den vorher festgelegten Kategorien, wobei offengelassen wurde, ob sich noch andere Themenfelder erschließen lassen. Bei der Auswertung der Interviews wurde sich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring orientiert (Mayring 2003).
Wie schon beschrieben, ist die erste festgelegte Kategorie die Indikation. Außerdem wurden die Themenfelder Partizipation, Vernetzung und Zusammenarbeit, Sozialraum und Lebenswelt, Entwicklungsphasen und Jugendkultur sowie Bindungs- und Beziehungsarbeit ausgewählt. Erkenntnisleitendes Interesse der Projektgruppe war es, Wirksamkeiten oder besser Gelingensfaktoren zu identifizieren, die eine stationäre Unterbringung (Heimerziehung) nicht nur legitimieren, sondern die Heimerziehung als eine adäquate Hilfe zur Erziehung beschreiben. Der Fokus lag auf der Einnahme der Perspektive der Betroffenen. Die Gruppe wollte wissen, ob und was die Kinder und Jugendlichen für sich ganz persönlich als Gelingensfaktoren identifizieren und benennen.
Schrapper sagt dazu: „Erziehung ist erfolgreich, wenn sie Ordnung schafft, denn: Ordnung schaffen ist die wesentliche Aufgabe und der Auftrag der (Heim)-Erziehung“ (Schrapper 2011).
Er übersetzt seine Aussage, indem er Dimensionen aufzeigt, in denen sich „das Ordnung schaffen“ zeigen muss. Dazu gehört das Erlernen von Normen und Werten, an die man sich halten muss oder sollte, Wissen, wie die Welt beschaffen ist und wie sie funktioniert und Erlernen von Moral und Sitte. Die zeitgemäße Interpretation könnte sich mit den Begriffen Autonomie und Soziabilität, Kreativität, Produktivität und Sexualität beschreiben lassen (Schrapper 2011). Also einerseits das Verstehen von Welt und Gesellschaft, um teilhaben zu können und andererseits Selbstbestimmung, Autonomie und Freiheit erleben können – das ist die Herausforderung für die stationäre Jugendhilfe. Hansbauer beschreibt Dimensionen, in der sich Heimerziehung bewähren muss. Er nennt Beziehungsarbeit, Kooperationen, Milieunähe und Psychotherapie als Beispiele gelingender Heimerziehung (Hansbauer 2016). Heimerziehung gilt als sozialer Ort für schwierige Kinder und Jugendliche (Müller 2010).
Folgt man dieser Hypothese, spiegelt das wahrscheinlich die heutige Praxis in den zuständigen Jugendämtern wider, Heimerziehung doch als letztes Mittel einzusetzen.
Sicher sind das nicht immer fachlich geleitete Entscheidungen, denn Kostendruck und knappe finanzielle Mittel machen die stationäre Hilfe zur Erziehung (Heimerziehung) nicht gerade attraktiv. Sandra Fendrich resümiert allerdings in ihrem Artikel aus dem Jahr 2016, dass ein Anstieg der stationären Hilfen zu verzeichnen ist. Einerseits ist die steigende Anzahl minderjähriger Flüchtlinge ein Grund, andererseits gab es mehr Inobhutnahmen, die zunächst auch zu einem Anstieg der Fremdunterbringungen führten (Fendrich 2016). Vielleicht rückt aber die Notwendigkeit von stationärer Hilfe wieder stärker in den Fokus und Heimerziehung wird als ein probates Mittel zum Gelingen eines Hilfeprozesses wahrgenommen – Heimerziehung als eine Art Bildungsangebot, im Sinne von Erlernen von Alltag und Krisenbewältigung.
Richard Günder beschreibt in seinem Werk die Notwendigkeiten für eine gelingende Heimerziehung. Er konstatiert zum einen ein hohes Maß an differenzierten Angeboten in der stationären Jugendhilfe und zum anderen die Frage einer professionellen Grundhaltung/Ausbildung, die Heimerziehung als ein probates Hilfeinstrument deklariert (Günder 2011).
Friedhelm Peters beschreibt Heimerziehung als Initiierung „lohnender Lebensorte“ (Peters 2016: 68). Er schlägt vor, regionalisierte, leicht erreichbare, partizipativ an den Bedürfnissen orientierte verlässliche Orte zu schaffen. Dabei bleibt die Diskussion um Schaffung eines „pädagogischen Schonraums“ außerhalb der eigenen sozialen Lebenswelt erst einmal unberührt.
Die Projektgruppe hat sich nun auch hier die Frage gestellt, inwieweit Sozialraum und Lebenswelt Gelingensfaktoren sein können, um von einer wirksamen stationären Jugendhilfe sprechen zu können. Ein weiterer studentischer Artikel befasst sich also genau mit diesem Phänomen.
Daran anschließend bleibt es nicht aus, sich die Frage nach Vernetzung im sozialen Raum zu stellen. Welche Netzwerke sind nötig, um den Kindern und Jugendlichen einen Hilfekontext zu schaffen, indem die verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Schule und therapeutische Angebote genau wie Sportvereine und Freizeit sind einige solcher Notwendigkeiten. Auch hierzu wurde ein Artikel verfasst.
Dirk Nüsken und Wolfgang Böttcher haben in einer umfassenden Zusammenstellung 2018 die verschiedenen Wirksamkeitsstudien und Evaluationen zu den Erziehungshilfen zusammengestellt. Unterschiedliche Fragestellungen, wie und warum Hilfen zur Erziehung indiziert sein könnten, bis hin zu Auswertungen und Fragen an Wirksamkeit und Nachhaltigkeit wurden und werden in den Studien behandelt (Nüsken/Böttcher 2018).
Bei der Befassung mit dieser Publikation ist der Projektgruppe ins Auge gefallen, dass die Perspektive der betroffenen Kinder und Jugendlichen eher knapp bis gar keine wesentliche Rolle einnahm. Somit wurde entschieden, zwei weitere Artikel in das Portfolie von möglichen Gelingensbezugsrahmen aufzunehmen. Beziehungs- und Bindungsfragen sowie Entwicklungsaufgaben und Jugendphase als Referenzrahmen für das individuelle Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich zu betrachten, gibt die Möglichkeit, für das Kind wesentliche Bedingungen für ein gutes Aufwachsen zu definieren.
Björn Redmann und Ulrich Gintzel haben es sich zur Aufgabe gemacht, Lebensgeschichten von Jugendlichen und Eltern mit Erfahrungen in der Erziehungshilfe zusammenzutragen (Redmann/Gintzel 2017).
Liest man die einzelnen Geschichten der jugendlichen Heimbewohner, ließen sich sicher ebenso Gelingensfaktoren identifizieren. Insbesondere die Frage von Beziehungsgestaltung und Verlässlichkeit findet sich latent in den Erzählungen wieder (ebd.). Ein Aspekt, der immer wieder in unterschiedlicher Literatur zu finden ist, ist die Frage der Beteiligung. In keiner Konzeption von stationären Angeboten der HzE fehlen heute Ideen zum Beschwerdemanagement, genauso wie Fragen der Beteiligung im und am Heimalltag oder bei der Gestaltung von Hilfeplanprozessen.
Einerseits gibt es die Vorgabe des SGB VIII §36, die die Mitwirkung aller Beteiligten impliziert, andererseits ist der Erkenntnisstand so weit gediehen, dass Hilfen oder Hilfeprozesse ohne intensive Beteiligung der Kinder und Jugendlichen zum Scheitern verurteilt sind. Außer Zweifel steht zudem, dass es zum Aufwachsen und Erlangen einer selbstständigen, selbstverantworteten Persönlichkeit gehört, sich partizipieren zu können, um demokratische Prozesse auch selbst erleben und gestalten zu können.
Peter Büttner beschreibt in seinem Artikel „Das Heim als zu Hause“ und geht explizit auf die Notwendigkeit einer gelingenden Partizipationskultur ein (Büttner 2016). Somit entschied sich die Projektgruppe auch dieses Thema aufzunehmen und einen Gelingensindikator „Partizipation“ zu beschreiben und es entstand ebenfalls hierzu eine wissenschaftliche Hausarbeit.
Bei der Befassung mit der speziellen Thematik der erzieherischen Hilfen wird deutlich, welche professionellen Anforderungen sich für das Arbeitsfeld ergeben. Insbesondere die stationäre Jugendhilfe ist gekennzeichnet durch häufig prekäre Arbeitsbedingungen. Nachtdienste, Bereitschaftsdienste, hohe Anforderungen an die Belastung der Kolleg*innen, Umgang mit schwierigen Kindern und Jugendlichen in problematischen Lebenssituationen usw. Hans-Ulrich Krause und Friedhelm Peters identifizieren verschiedene Anforderungen, die sich in den vergangenen Jahren besonders herausgeprägt haben. „Differenzierte Methodenkenntnis, Diagnosefähigkeit, Wissen über Familienentwicklung und -dynamiken, unterschiedliche pädagogische Konzepte (ganzheitliche oder systemische Ansätze werden favorisiert), geschlechtsbewusstes Handeln sowie Teamfähigkeit und Teamarbeit“ (Krause/Peters 2014: 154).
Nicht zuletzt ist zu benennen, dass die Frage nach einer ausreichenden Personalbesetzung unbearbeitet bleibt. Betreuungsschlüssel müssten sich drastisch verbessern, um ein pädagogisches Setting zu schaffen, indem die Kinder und Jugendlichen bedürfnisentsprechend betreut werden können. Gerade in Heimeinrichtungen benötigen die Kinder und Jugendlichen individuelle Zuwendung, Möglichkeiten des regressiven Erlernens neuer Verhaltensformen und Erlangen von Frustrationstoleranz sowie die Schaffung reflektierter Freiräume und Beschäftigungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt soll hier die Elternarbeit (Familienarbeit) genannt werden. Fast schleichend ist es heute ein Selbstverständnis, dass Elternarbeit Teil des pädagogischen Konzeptes auch in der stationären Jugendhilfe geworden ist. Personelle Ressourcen hierfür wurden in marginalem Umfang berücksichtigt. Die Frage der Qualifikation dabei muss gesondert gestellt werden.
Das Arbeitsfeld der erzieherischen Hilfen, insbesondere der stationären Jugendhilfe, ist also ein komplexes, herausforderndes Arbeitsfeld. Um hier zu arbeiten, bedarf es einer besonderen Haltung und Einstellung zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen und deren Familien. Eine wesentliche Verantwortung einer qualifizierten Ausbildung liegt auch in den Fachhochschulen des Landes. Im Projektstudium oder Real-Laboren bekommen die Studierenden einen guten Einblick in das Arbeitsfeld. Wissensaneignung und praktische Erfahrungen führen zur Bildung einer reflektierten, professionellen Haltung und Persönlichkeit.
Die Frage, ob der Begriff „Heimerziehung“ noch aktuell ist, wurde in der Projektgruppe viel diskutiert. In der Literatur operiert man weiter mit dieser Begrifflichkeit. Vielleicht definiert sich das Ansehen oder die Bedeutung eines Angebotes auch nicht über den verwendeten Begriff, sondern über das Darstellen guter, qualifizierter Konzepte und Methoden sowie eben einer Heimerziehung, die sich durch Wirksamkeit und durch einen gelingenden Prozess identifizieren lässt. Gedankt sei an dieser Stelle den engagierten Studierenden im Real-Labor. Weit über den vorgegebenen Semesterwochenstunden hinaus wurde gearbeitet, recherchiert, geschrieben, befragt und ausgewertet. Dies ist nicht selbstverständlich. Herzlichen Dank dafür.