Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Keeping the Peace: A Guide to Solving Dog-Dog Aggression in the Home.
© 2018 Nicole Wilde, Phantom Publishing, Santa Clarita, CA, USA.
© 2019 für die deutsche Ausgabe KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH
Konrad-Zuse-Straße 3, D-54552 Nerdlen/Daun
Telefon: 06592 957389-0
www.kynos-verlag.de
Übersetzt aus dem Englischen von Silke Ben Hajla
Grafik & Layout: Kynos Verlag
eBook (epub)-Ausgabe der Printversion
eBook-ISBN: 978-3-95464-210-6
ISBN der geruckten Ausgabe: 978-3-95464-203-8
Bildnachweis: Cover: Nicole Wilde
S. 27 o. Katie Hiett; S. 44 Adobe-Stock/cynoclub; S. 47, 48, 53 o.li., 53 o.re., 172 Archiv Nicole Wilde; S. 84 li. The OurPet’s Company; S. 84 re. The Kong Company; S. 101 Adobe-Stock/diy13; S. 118-119, 121-122 C.C. Wilde; S. 228 Mychelle Blake; S. 209 o. The Company of Animals, LLC
Alle anderen Fotos von Nicole Wilde.
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Inhaltsverzeichnis
Einführung
Teil Eins – Vorbereitung
Zur Situation beitragende Faktoren
Das Geschlecht
Wurfgeschwister
Rasse
Alter
Kastration
Gesundheit
Stress
Anhäufung von Auslösern
Die Situation einschätzen
1. Wer ist in die Kämpfe verwickelt?
2. Wie lange dauert das aggressive Verhalten an?
3. Wie heftig sind die Kämpfe?
4. Wie unterschiedlich sind Ihre Hunde, was Größe und Kraft angeht?
5. Leben Kinder oder Teenager bei Ihnen im Haus?
6. Was ist mit den im Zuhause lebenden Erwachsenen?
7. Können Sie vollen Einsatz bringen?
Ein Verhaltenstagebuch erstellen
Häufigkeit
Intensität
Äußere Umstände
Das Profil
Ein Dokument erstellen
Das Bewachen von Ressourcen
Körpersprache und subtile Signale
Ohren und Rute
Das Aufstellen der Haare – Piloerektion
Lefzenlecken, Gähnen, Abwenden, Kratzen, Schnüffeln
Anstarren
„Einfrieren“
Das Knurren
Offensives Zähneblecken und Unterwürfigkeitsgrinsen
In die Luft schnappen
Beißen
Zum Thema Dominanz
Teil Zwei – Der Alltag
Führungsverhalten
Die guten Sachen unter Ihrer Kontrolle
Distanzbereich
Bringen Sie Ihren Hunden bei, an Türen zu warten
Ernährung
Werden Sie zum Etiketten-Profi
Nassfutter / Dosenfutter
Rohfütterung / BARF
Fertig-BARF
Selbstgekochtes Hundefutter
Bewegung
Spazierengehen
Längere Wanderungen
Ausdauertraining
Tipps für Bewegung
Agility
Fährten und andere Nasenarbeit
American K9 Nosework
Kauen
Mentale Auslastung
Wo ist das Leckerli? / Interaktive Futterspielzeuge
Lust auf eine Autofahrt?
Clickertraining
Sicheres Trennen
Hundeboxen sind großartig
Gatter können großartig sein
Draußen im Freien
Rotationssystem
Tipps zum Management
Routine ist alles
Anspannung mildern
Maulkörbe
Gewöhnung an den Maulkorb
Wenn die Fetzen fliegen: Wie man einen Kampf beendet
Machen Sie Krach!
Decke
Wasser
Barriere
Schubkarre
Festbeißen
Zwei-Personen-Schubkarre
Nach dem Kampf
Teil Drei – Training
Training
Sitz
Platz
Bleib
Aufmerksamkeit
Individuelle Aufmerksamkeit
Weitere Ablenkungen
Zeit zum Generalisieren
Und was jetzt?
Aufmerksamkeit in der Gruppe
Rückruf
Die Reihum-Rückruf-Challenge
Das Wurf-Renn-Spiel
In den Alltag einbauen
Und jetzt die ganze Bande!
Geh auf den Platz
Einem einzelnen Hund ‚Auf deinen Platz!“ beibringen
Alternativer Ansatz
Und jetzt alle zusammen
Die nächsten Schritte
Lass es!
„Lass es!“ für mehrere Hunde
Targeting
Gefühle vs. Nachdenken
Das Trainieren von „Touch“
In Bewegung
Touch-Kombination
Teil Vier – Problemlösung
Zeit zum Spielen
Sicherheitsfaktoren
Ist das im Spiel OK?
Einschreiten
Streichel-Eifersucht
Freundlich bitten
Bewachst du es, verlierst du es
Ressourcenbewachung
Fressen
Knochen und andere Kaugegenstände
Heruntergefallenes
Spielsachen
Kampf um Bälle
Warum der Ort so wichtig ist
Flure
Hundeklappen
Der Wert der Routine
Könige der Couch
Ein Neuer im Revier
Ein wenig Prävention
Ins Familienrudel integrieren
Halbstarke und Golden Oldies
Fellbedeckte Raketengeschosse
Nervige Teenager
Hündische Banditen
Koexistenz ermöglichen
Wer ist da an der Tür?
Paketbote & Co.
Ein einfacher Plan für entspannte Begrüßungen
Begrüßung mit „Auf den Platz“
Wie kommen wir zusammen?
Die Klassische Konditionierung
Fallbeispiel: Bella und Cody
Die vier Variablen
Fortschritte
Was kommt als Nächstes?
Da geht’s lang
Teil Fünf – Ergänzende Therapien
Ergänzende Therapien
TTouch
DAP
Anwendungsgebiete
Wie man DAP anwendet:
Body Wraps
T-Shirt Wrap
Fertig-Wraps
Naturmedizin
Alpha-Casozepin
L-Theanin
Medikamente
Überlegungen
Welche Arzneien werden verschrieben?
Macht die Arznei meinen Hund zum Junkie?
Haben wir es schon geschafft?
Teil Sechs – Schlussfolgerungen
Im schlimmsten Fall
Dauerhafte Trennung der Hunde
Einen Hund abgeben
Euthanasie
Das Puzzle setzt sich zusammen
Danksagung
Über die Autorin
Serviceteil
All den Hunden, die mir etwas bedeutet haben, und allen, denen hoffentlich mit diesem Buch geholfen werden kann.
Einführung
Trautes Heim, Glück allein! Der Ruhepol, an dem man sich entspannen, herunterfahren und all dem Stress dieser Welt entkommen kann und sich an der Gesellschaft seiner friedlichen, glücklichen Hunde erfreut. Das klingt wunderbar, oder? Und es ist wunderbar – das heißt, wenn Sie nicht gerade Hunde haben, die sich nicht vertragen. Denn dann stellt sich das Leben daheim ganz anders dar. Wenn man zwei Hunde zu Hause hat, die alles andere als friedlich miteinander umgehen, sei es nun andauernd oder nur gelegentlich, dann schafft dies eine angespannte Atmosphäre, die sehr anstrengend sein kann. Diejenigen Hundebesitzer, die eine solche Situation nicht kennen, können sich nur schwer vorstellen, welche Belastung dies für die Beziehungen im täglichen Leben sein kann.
Ich verstehe dies durchaus, denn ich habe es selbst schon durchgemacht. Meine Hunde stammen beide aus Tierheimen. Im Dezember 2009 haben mein Mann und ich Sierra aufgenommen, eine zweijährige Husky-Keeshond-Irgendwas-Mischung. Im darauffolgenden September adopierten wir Bodhi, einen einjährigen Mischling aus Malamute und Deutschem Schäferhund. Die Hunde wurden im Tierheim miteinander bekannt gemacht und schienen sich prima zu vertragen. Im Kennenlern-Bereich spielten sie schön zusammen und auch auf der Heimfahrt waren sie umgänglich. Während der darauffolgenden Tage jedoch schlugen ihre spielerischen Angriffe derart in Aggressionen um, dass wir einschreiten mussten. Es gab auch in anderen Situationen Spannungen zwischen ihnen, zum Teil, weil Bodhi keine physischen Grenzen zu haben schien. Haben Sie jemals Kramer gesehen, wie er in Seinfeld in ein Zimmer hineinplatzt? Genau das ist Bodhi. Nicht nur, dass er ständig auf meinen Mann und mich zusprang und dabei mit den Zähnen unsere Arme oder Beine packte (mehr aus Angst oder Unsicherheit als aus Aggression), sondern er schien es nicht zu bemerken, dass er Sierra sprichwörtlich überrannte. Das arme Mädchen! Sie war zuerst dagewesen und liebte die sanfte Zuneigung, die sie von uns erhielt. Und nun kam, wann auch immer sie zur Kuschelstunde unterwegs war, dieser Grobian von neuem Hausbewohner dahergetrampelt und versuchte ungeschickt, sich dazwischenzudrängen. Das passte Sierra gar nicht und ein plötzlicher Ausbruch von Gewalt war die Folge.
Es gab noch weitere Probleme zwischen den beiden. Ich könnte ewig darüber erzählen (das habe ich in meinem Buch „Vom Wolf getroffen“ auch getan). Doch es dürfte genügen, wenn ich Ihnen sage, dass meine Fähigkeiten als Expertin für Hundeverhalten auf eine harte Probe gestellt wurden. Natürlich kannte ich all die üblichen Methoden, die gegen Aggressionen unter Hunden ihre Anwendung finden. Doch offensichtlich hatten diese Hunde nicht die richtigen Bücher gelesen. Während die standardmäßigen Methoden in der Vergangenheit schon so vielen meiner Kunden geholfen hatten, funktionierten diese bei mir zu Hause einfach nicht. Also musste ich mir etwas einfallen lassen, um einen Ansatz zur Schaffung einer friedlichen Beziehung zu finden. Die Lösung der Problematik mit Sierra und Bodhi würde ich nicht gerade als schnell oder einfach beschreiben wollen. Und zugegebenermaßen war die Herausforderung teilweise so groß, dass ich mich manchmal fragte, ob wir einen Fehler gemacht hatten, als wir Bodhi übernommen hatten. Doch diese spannungsgeladenen Tage liegen nun bereits über sieben Jahre zurück und ich bin dankbar dafür, dass wir die Zeit und Mühe in die Beseitigung der Probleme investiert haben.
Nun mag Ihre Lage mit Ihren eigenen Hunden ähnlich sein. Oder vielleicht ist sie auch weniger heftig – schätzen Sie sich glücklich! Aber da Sie gerade dieses Buch lesen, vermute ich, dass die Spannungen zwischen Ihren Hunden zumindest einigermaßen ernsthafterer Natur sind. Möglicherweise verteidigt der eine Hund Gegenstände vor dem anderen oder beide sind eifersüchtig aufeinander, was Ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung anbelangt. Vielleicht artet auch das Spiel tendenziell in Gewalt aus, wie es bei meinen Hunden der Fall war. Oder die Ankunft von Besuch erregt Ihre Hunde derart, dass die Aufregung in Aggression der Hunde gegeneinander umschlägt. Kommt Ihnen irgendetwas davon bekannt vor? Falls ja – Sie sind nicht allein. Es gibt eine Studie der Tufts Universität1, wonach von einer Auswahl von 38 sich streitenden, in einem Haus lebenden Hundepaaren 46% um die Aufmerksamkeit ihres Besitzers mit dem anderen Hund gestritten haben; 31% hatten heftige Auseinandersetzungen aufgrund von Erregung, zum Beispiel ausgelöst durch die Ankunft des Besitzers; in 46% der Paarungen gab es Konflikte wegen des Fressens; und 26% stritten sich um Spielzeuge oder andere Gegenstände. Sollte eine dieser Situationen auf Sie und Ihre Hunde zutreffen, brauchen Sie nicht zu verzweifeln. Falls Ihre Hunde gerade jetzt im Moment miteinander kämpfen sollten, gehen Sie direkt zu Kapitel 14 Wenn die Fetzen fliegen und lernen Sie, wie Sie Streitereien gefahrlos beenden, ehe Sie sich dem Rest des Buches zuwenden.
Nochmals – ich verstehe, wie anstrengend das Leben sein kann, wenn Ihre Hunde sich streiten. Und bestimmt fühlen Sie sich frustriert, vielleicht hilflos. Es ist verständlich, dass die Situation zwischen Ihren Hunden nicht nur in deren, sondern auch in Ihrem Leben Disharmonie verursacht. Es macht keinen Spaß, einen andauernden Eiertanz aufzuführen und sich zu fragen, ob gleich ein Kampf ausbrechen wird. Und es ist unglaublich erschütternd, wenn Sie beobachten, wie Ihre Hunde kämpfen oder sehen, wie der eine den anderen angreift. Vielleicht sind Sie auch schon an dem Punkt angekommen, an dem Sie überlegen, ob es nicht das Beste für alle Beteiligten wäre, einen der Hunde abzugeben.
Atmen Sie tief durch. Die gute Nachricht ist: Hier bekommen Sie Hilfe. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, Ihnen genauso viele konkrete, unmittelbar hilfreiche Informationen zu geben, als ob wir bei Ihnen am Küchentisch sitzen und über Ihre Hunde sprechen würden. Im Verlauf des Buches werde ich Ihnen Fragen anbieten, die Sie zum Nachdenken anregen, und ich möchte hilfreiche Vorschläge machen. Teil eins beginnt mit einer Beurteilung, die Fragen beinhaltet, welche ich Ihnen während der Anamnese bei einer persönlichen Sitzung vor Ort stellen würde. Diese Abfragen werden Ihnen helfen, Ihre eigene Situation klar und objektiv betrachten zu können. Sie werden außerdem lernen, wie Sie ein Verhaltenstagebuch führen, um die Aktionen und aggressiven Vorfälle mit Ihren Hunden nachzuvollziehen. Schließlich werden Sie ein Profil erstellen, das spezielle Situationen und Auslöser genau aufzeigt, die eine Spannung zwischen Ihren Hunden verursachen. Dieses letzte Dokument ist entscheidend, da es die vollständigen Lösungen aufzeigt, nachdem Sie dieses Buch zu Ende durchgearbeitet haben. Wir werden unseren Fokus auch auf das hochwichtige Thema der Körpersprache der Hunde legen. Wenn Sie in der Lage sind, die subtilen Signale Ihrer Hunde zu erkennen, wenn diese gerade dabei sind, in Anspannung zu geraten, werden Sie auch eingreifen können, ehe die Situation eskaliert. Zum Schluss werden wir noch über das so oft fehlinterpretierte Konzept der Dominanz sprechen.
Teil zwei umfasst eine Anleitung zur Grundausbildung. Hunde, die adäquat ernährt und trainiert sowie mental ausgelastet sind, gut gemanagt werden und einen selbstbewussten Hundeführer haben, sind weniger wahrscheinlich übernervös und somit weniger leicht zu provozieren. Wir werden jeden dieser Faktoren einzeln untersuchen, sodass Sie Veränderungen vornehmen können, falls nötig. Weil Ihre Hunde derzeit während eines Kampfes voneinander getrennt werden müssen, werden wir auch das Thema abdecken, wie man eine Trennung sicher vornimmt, ebenso wie die korrekte Anwendung von Maulkörben. Maulkörbe können sich während der Kennenlernphase von Hunden als nützlich erweisen. Wenn Ihre Situation einen Maulkorb erfordern sollte, fangen Sie am besten schon frühzeitig damit an, Ihre Hunde daran zu gewöhnen. Dieser Teil beinhaltet auch nützliche Informationen darüber, wie man einen Kampf sicher beendet. Nochmals, falls Ihre Hunde gegenwärtig miteinander kämpfen, blättern Sie direkt zu den betreffenden Seiten vor.
In Teil drei geht es darum, Ihren Hunden nützliches Benehmen beizubringen, welches Ihr tägliches Leben sehr viel einfacher machen wird. Die Auswirkung, die das Training auf das Ausmaß an Kontrolle hat, die Sie über Ihre Hunde haben, und wie diese miteinander interagieren, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Machen Sie sich keine Sorgen, falls Ihr Hund nie einen Gehorsamkeitskurs besucht hat. Wir werden mit den Basics anfangen, mit Sitz, Platz, Bleib – und werden darauf aufbauen. Ihre Hunde werden lernen, aufmerksam zu werden, zu kommen, wenn sie gerufen werden, etwas in Ruhe zu lassen, wenn es ihnen gesagt wird – was auch Hunde untereinander betrifft – und eine praktische Fähigkeit entwickeln, die man Targeting nennt. Mit Hilfe der Schritt-für-Schritt Anleitungen und Fotos wird dies leichter werden, als Sie glauben mögen.
In Teil vier gehen wir ans Eingemachte des Problemlösens. Sie werden wertvolle Techniken und Verfahren erlernen, um speziellen Situationen zu begegnen und Sie werden die Trainingsmethoden anwenden können. Egal, ob Ihre Hunde Ressourcen voreinander bewachen, eifersüchtig bezüglich Ihrer Aufmerksamkeit sind, bei Ankunft von Besuchern übererregt sind oder Spielzeit in Kampfzeit umwandeln – hier bekommen Sie Antworten. Ebenfalls besprochen wird, was man tun kann, wenn ein neuer Junghund mit einem bereits vorhandenen Hund nicht zurechtkommt (und dazu, wie man Probleme gar nicht erst aufkommen lässt) und wie man das Thema angeht, wenn ein junger Hund einen alten drangsaliert. Zuletzt werden wir darüber sprechen, wie man Hunde, die getrennt waren, wieder zusammenführt und wie man gefahrlos gemeinsam spazieren gehen kann.
Training und Änderungen im Verhalten bieten weitreichende Hilfen für das harmonische Zusammenleben Ihrer Hunde. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von unterstützenden Therapien und Medikamenten, die durch die Bank weg darauf hinzielen, dass sich Ihre Hunde ruhiger fühlen, was ein niedrigeres Anspannungsniveau zur Folge haben kann. In Teil fünf erhalten Sie Informationen über Pheromone, Body Wraps, TTouch, Naturheilkunde und die medikamentöse Behandlung. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden Sie nicht all diese Dinge anwenden müssen, aber Sie werden wohl eins davon als genau das eine herausfinden, das Ihnen Erleichterung bringt und Ihren Hunden zur Entspannung verhilft. Und dies wird Ihrem Plan zur Verhaltensänderung dementsprechend zu mehr Erfolg verhelfen.
Falls Sie das Gefühl haben, die Probleme Ihrer Hunde seien so nicht zu lösen, gibt Ihnen Teil sechs ein Kapitel an die Hand, mit dessen Hilfe Sie eine Reihe weiterer Möglichkeiten in Betracht ziehen können. Natürlich hoffe ich, dass Sie diese Information total unnötig finden. An dieser Stelle haben Sie bereits das Wissen erlangt, welches Ihnen ermöglicht, effektive Lösungen für die in Ihrem Profil herausgearbeiteten Probleme zu formulieren. Teil sechs wird Ihnen dabei behilflich sein, alles so zusammenzusetzen, dass Ihre Notizen vom Beginn in einen in sich geschlossenen Masterplan münden. Zuletzt gibt es einen Serviceteil, der Sie mit Links und Informationen zu all den Produkten, Organisationen und Experten versorgt, die im Laufe des Buches erwähnt worden sind.
Natürlich können Sie hin und her springen oder Kapitel überfliegen. Doch abgesehen vom sofortigen Lesen über das sichere Beenden von Hundekämpfen oder die Gewöhnung an Maulkörbe empfehle ich Ihnen dringend, am Anfang zu beginnen und sich alles Stück für Stück der Reihe nach durchzulesen. Es gibt Techniken, die auf vorhergehenden Konzepten aufbauen, und die Verhaltensregeln sind viel leichter umzusetzen, wenn Sie diesen folgen und die vorgeschlagenen Trainingsübungen zuerst absolvieren. Ehe wir jedoch in die Tiefe gehen, gibt es da noch etwas, das ich Sie bitten möchte, in Erwägung zu ziehen. Obwohl ich alles tun werde, was ich kann, um Ihnen zu helfen: Wenn Ihre Lage wirklich schlimm ist – etwa so, dass Ihre Hunde so heftig aufeinander losgehen, dass einer oder mehrere bereits schwer verletzt worden sind – rate ich Ihnen zusätzlich zum Lesen dieses Buches dringend dazu, einen Hundeverhaltensexperten zu Rate zu ziehen. Dies gilt umso mehr, wenn Kinder in Ihrem Haus leben sollten, da es nur zu leicht passieren kann, dass ein Kind mitten in einen Konflikt zwischen den Hunden geraten kann.
Ja, ich weiß, Sie mögen nun denken „Warum sollte ich dieses Buch lesen, wenn ich sowieso einen Experten engagieren muss?“. Auch wenn Sie die Hilfe eines Experten in Anspruch nehmen, ist es dennoch wichtig, dass Sie dieses Buch lesen (und zwar ganz!) und die Übungen zu Ende bringen, und zwar aus zwei guten Gründen: Erstens müssen die Probleme, die es zwischen Ihren Hunden gibt, genau und so detailliert wie möglich definiert werden. Sie sind die Person, die mit ihnen tagein tagaus lebt, und das Verhaltenstagebuch, das Sie erstellen, wird Ihnen mit Ihrem neu gewonnenen Wissen dazu verhelfen, das Verhalten Ihrer Hunde sowie die Gründe dafür punktgenau festhalten zu können. Es ist ein großer Unterschied, ob man einem Experten nur erzählt, dass die Hunde sich streiten oder ob man dazu präzise Details liefern kann. Letzteres wird entscheidend zum Erstellen eines erfolgreichen Verhaltensplans beitragen. Zweitens werden Sie durch das Lesen des gesamten Buches ein Verständnis dafür entwickeln, wie Sie die Konflikte Ihrer Hunde angehen können. Nicht alle Trainer und Verhaltensspezialisten arbeiten auf dieselbe Weise. Daher ist es unbedingt nötig, dass Sie sich mit entsprechendem Wissen dazu wappnen, welche Arten von Training und Verhaltensmodifikationstechniken angewendet werden sollten und welche nicht. Sie können sogar die Verfahren, die in diesem Buch vorgeschlagen werden, mit dem Experten besprechen, sodass Sie diese gemeinsam durcharbeiten können.
Da wir gerade von Experten sprechen – in den Vereinigten Staaten benötigt man keine Lizenz, um ein professioneller Hundetrainer zu werden. (Anm. des dt. Verlages: In Deutschland ist es ähnlich – hier müssen Trainer zwar zumindest eine Sachkundeprüfung nachweisen, diese sagt jedoch wenig bis nichts über die Qualifikation als Hundetrainer.) Man kann morgen ein Schild vor die Tür hängen und mit der Aufnahme von Kunden beginnen. Das klingt doch großartig, oder? In Wahrheit ist es ein ziemliches Verwirrspiel. Aufgrund dieses Fehlens verpflichtender Standards heißt das, dass man seine möglichen Trainer oder Verhaltensexperten vorsichtig unter die Lupe nehmen muss. Ich habe „professionelle“ Trainer erlebt, die keinerlei Ausbildung oder Erfahrung hatten und ausgesprochen armselige Trainingsfähigkeiten aufwiesen. Glücklicherweise habe ich aber auch viele fähige, erfahrene Trainier und Verhaltensexperten getroffen und kenne auch viele persönlich. Da wir gerade beim Thema sind: Möglicherweise hören Sie, dass sich Profis selbst als Trainer, Verhaltensexperte oder Verhaltenstherapeut für Hunde bezeichnen. Wo liegt der Unterschied?
Im Prinzip kann sich jeder selbst Trainer oder Verhaltensexperte nennen. Viele Trainer lehren Grundgehorsam, leiten Gruppenunterricht und bieten Einzelstunden zuhause an. Sie sprechen vielleicht Themen wie Sauberkeitstraining, das Anspringen von Gästen, Manieren daheim und so weiter an. Manche Trainer beschränken sich auf diese Art von Problemen, während andere auch komplexere Themen wie Aggression, Angst und Trennungsängste behandeln, die ein höheres Niveau an Verständnis von Hundeverhalten voraussetzen. Diese bezeichnen sich häufig als Verhaltensexperten oder Verhaltenstherapeut. (Auch diese Berufsbezeichnungen sind nicht geschützt. Es gibt jedoch diverse Schulen und Institute, die (nicht verpflichtende) Ausbildungen und Zertifikate anbieten, Anm. des dt. Verlages).
Außerdem gibt es noch Tierärzte mit der Fortbildung bzw. Zusatzbezeichnung „Verhaltenstherapie“. Hier handelt es sich um einen Veterinär, der eine spezielle Fortbildung mit einer Prüfung abgeschlossen hat. Unter den genannten Berufen (Trainer, Verhaltensexperte) ist der Tierarzt der einzige, der Medikamente verschreiben darf. Obwohl es nur allzu viele Trainer gibt, die sich selbst „Verhaltenstherapeut“ nennen, tragen sie diese Bezeichnung eigentlich zu Unrecht bzw. sie tragen damit zur Verwirrung bei. Mit einem verhaltenstherapeutisch ausgebildeten Tierarzt zu arbeiten muss aber nicht unbedingt nötig sein. Selbst dann, wenn Ihr Hund medikamentös behandelt werden muss, kann ein ausgebildeter Verhaltensexperte mit Ihrem Tierarzt zusammenarbeiten, um die Probleme anzupacken.
Wie finden Sie nun den richtigen Experten? Fangen Sie bei Ihrer Suche auf den Webseiten der im Anhang genannten Organisationen an. Mit deren Trainersuchfunktion können Sie nach einem Experten in Ihrer Gegend suchen, über Stadt, Postleitzahl und nach Entfernung. Befragen Sie jeden möglichen Kandidaten eingehend nach Berufserfahrung, Spezialgebieten, Menge an Erfahrung sowie Erfolg, die der Trainer schon bei der Arbeit mit zuhause streitenden Hunden gehabt hat. Fragen Sie auch – und das ist entscheidend – nach seinen Trainingsmethoden. Geben Sie sich nicht mit einem „wir arbeiten mit positiven Methoden“ zufrieden. Obwohl das ein guter Anfang ist, habe ich noch niemanden sagen hören „wir arbeiten mit negativen Methoden“, oder „wir zerren an ihrem Hund so lange herum, bis er aufhört!“.
Unglücklicherweise gehen manche Trainer mit unerwünschtem Verhalten so um, dass sie zu starker körperlicher Züchtigung greifen. Das kann vom harten Ziehen am Würgehalsband bis hin zu einem Stromstoß über ein Halsband gehen (letzteres ist in Deutschland verboten, Anm. des dt. Verlages). Diese Taktiken mögen zwar das Verhalten für den Augenblick beenden, doch das dahintersteckende Problem werden sie nicht beheben. Hinzu kommt, dass sie Stress, Frustration und weitere Probleme auslösen können.
Kämpfen zum Beispiel zwei Hunde miteinander, dann legen manche Trainer einem der Hunde ein sogenanntes Schockhalsband an (auch elektronisches Halsband, „Teletakt“ oder beschönigend „Erziehungshalsband“ genannt). Wenn der Hund den anderen Hund anschaut oder eine Bewegung in dessen Richtung macht, drücken sie auf die Fernbedienung und verpassen ihm so einen Stromstoß. Ich halte das nicht nur für keine gute Idee, sondern ich empfehle auch keine Schockhalsbänder. Ein Hund, der in dem Moment Schmerzen verspürt, wenn er einen anderen Hund anschaut, könnte den Schmerz direkt mit diesem Hund verbinden, was eine anhaltende negative Assoziation hervorrufen oder eine gar bereits bestehende verschlimmern könnte. (In Deutschland ist der Einsatz von Elektroschock-Halsbändern zwar verboten, aber das Gesagte gilt sinngemäß auch für zwar weniger drastische, aber trotzdem aversive Methoden wie Anspritzen mit Wasser, Werfen mit Ketten oder Klapperscheiben o.ä.).
Außerdem kann beim Einsatz von Bestrafungen einiges schieflaufen. Ich hatte einmal einen Kunden, dessen vorheriger Trainer ihn instruiert hatte, bei seinen kämpfenden Labradors Jake und Bailey Schockhalsbänder anzulegen. Eines Tages drückte der Mann aufs Knöpfchen der Fernbedienung, während Jake Bailey intensiv anstarrte. Als der Mann das nächste Mal auf den Knopf drückte, griff Jake ihn an. Der Mann wurde übel gebissen und die Probleme zwischen den Hunden eskalierten. Schmerzen haben keine Berechtigung im Hundetraining und können Ihre Hunde erheblich traumatisieren! Was Sie brauchen, ist ein moderner, aufgeklärter Trainer, der Ihnen herauszufinden helfen wird, welches genau die Auslöser bei Ihren Hunden sind (dank dieses Buches werden Sie diesbezüglich bereits einen Vorsprung haben). Und er wird einen Trainingsplan erstellen, um sich wirksam mit diesen Auslösern zu befassen – unter Einsatz von einfühlsamen, wissenschaftlich belegten Methoden. Scheuen Sie sich nicht, die Experten danach zu fragen, welches Handwerkszeug und welche Techniken sie genau anzuwenden oder nicht anzuwenden beabsichtigen. Gute Experten werden sich freuen, Ihnen Ihre Fragen zu beantworten. Sollten Sie bei jemandem aus irgendeinem Grund kein gutes Gefühl haben, suchen Sie weiter. Es gibt genügend gut informierte, gut ausgebildete und nette Experten, die sich freuen, Ihnen zu helfen.
Egal, ob Sie sich dazu entschließen, den Dienst eines Experten in Anspruch zu nehmen oder ob Sie die Dinge selbst angehen: Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um anzufangen. Blättern Sie weiter und machen Sie sich auf den Weg, Harmonie zwischen Ihren Hunden und Frieden in Ihr Heim einkehren zu lassen.
1 Wrubel, Kathryn M., Moon-Fanelli, Alice A., Maranda, Louise S., and Dodman, Nicholas H. (2011). Interdog household aggression: 38 cases (2006–2007). Journal of the American Veterinary Medical Association, 238: 731–740
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Teil Eins Vorbereitung