Cover

Die netteste Lehrerin der Welt

Egon Krumpfling erwartete Lulu und Albi in der Laube. Die drei Freunde verabredeten sich oft im ­Gartenhaus der Familie Artich. Dort konnten sie ungestört von Albis Mutter, Lulus Bruder und Oma Krumpfling miteinander spielen. Niemand außer Lulu Vogelsang und Albi Artich durfte nämlich wissen, dass die Krumpflinge sich im Keller der Artichs eine kleine Burg aus Gerümpel gebaut hatten. Und auch Oma Krumpfling, die Chefin der Krumpfling-Sippe, wäre stinkesockensauer geworden, wenn sie etwas von Egons Freundschaft mit den Kindern geahnt hätte!

Denn die kleinen Krumpflinge
hatten große Angst
vor den meisten Tieren und
vor Menschen besonders.

Sie blieben lieber unter sich, ärgerten sich gegenseitig und tranken Krumpftee aus Menschenschimpfe.

Aber eines Tages hatten sich der kleine Egon, der ­einzig nette Krumpfling, und Albert Artich zufällig kennengelernt1. Die beiden waren schnell allerbeste Freunde geworden. Seitdem schlich sich Egon beinahe täglich aus der Krumpfburg, um Albi zu treffen. Wenn dann auch noch das Nachbarmädchen Lulu dazukam, freute sich Egon. Albis Klassenkameradin hatte immer lustige Einfälle!

„Wo bleiben die beiden denn?“, fragte sich Egon. Er sprach oft laut mit sich selbst. „Der Dackel von Familie Vogelsang wird die Kinder doch nicht zum Mittagessen aufgemampft haben? Diesem Untier traue ich alles zu! Ich verstehe gar nicht, warum sich die Menschen freiwillig solche Pelzwürste anschaffen.“

Nervös rannte er auf dem Monopoly-Spielfeld, das er schon aufgebaut hatte, hin und her. In diesem Moment kamen Lulu und Albi durch den Garten gelaufen. „Mein allerliebster Egon, entschuldige die Verspätung!“, rief Albi. „Wir waren heute etwas länger in der Schule, weil wir so viel zu besprechen hatten.“

Egon sprang dem Jungen auf die Hand. Erleichtert schmiegte er sich an Albis Daumen.

„Ihr seid also keinem
bösen Tier begegnet?“,
fragte er.
„Aber eure böse Lehrerin
hat euch zur Strafe
fürs Quatschen
in einen Schuhkarton
gesperrt?“

Lulu lachte. „Nein, Egon! Das macht nur Professor Honigschwamm mit euch Krumpfling-Schülern so. Wir haben die netteste Lehrerin der Welt!“

Und Albi erklärte: „Frau Brettschneider will mit der ganzen Klasse einen Schulausflug zu einem Bauernhof machen! Sie hat uns erzählt, dass wir dort selbst Brot backen werden. Und es gibt viele Tiere, die wir streicheln dürfen.“

„Tiere! Igitt! Bäh!“, schrie Egon entsetzt. Er verzog das Gesicht so, dass es wie eine verschrumpelte grüne Paprika aussah. „Tiere anzufassen ist viel schlimmer, als in einer Schachtel nachzusitzen!“

„Für dich vielleicht, weil du ein Krumpfling bist“, widersprach Albi und streichelte Egon über seinen Haarschöppel. „Aber ich freue mich schon riesig auf diesen Schulausflug. Denn ich liebe alle Tiere! Zu schade, dass Mama mir kein Haustier erlaubt.“

Egon sprang von Albis Hand einen Salto auf den Tisch und verkündete: „Da bin ich ausnahmsweise mal einer Meinung mit deiner Mutter. Haustiere sind überflüssiger als Hausaufgaben! Sie müffeln, sind unberechenbar und das Schlimmste ist …“ Er wurde himmelblau vor Verlegenheit und flüsterte: „Du könntest dein Haustier lieber haben als mich.“

„Niemals!“, rief Albi.

Lulu bestätigte: „Das ist
so sicher wie der Pups
nach dem Bohnensalat:
Albi hat nichts und niemanden
lieber als dich, Egon!“

„Ohhh!“, wisperte Egon. Sein Pelz färbte sich nun veilchenblau vor Freude. Er stemmte die Pfoten in die ­Seiten und verkündete mutig: „Wenn das so ist, werde ich mit auf diesen Bauernhof fahren. Ich muss schließlich aufpassen, dass die gefräßigen Bestien dort meinem allerliebsten Freund nichts antun!“

Albi stimmte seufzend zu.

Er wusste, dass er Egon nicht aufhalten konnte, wenn der sich etwas in seinen grünen Kugelkopf gesetzt hatte.

Aber Albi wusste ebenso, dass Egon bei solchen Gelegenheiten oft krumpfmäßigen Unfug anstellte.

Dann spielten die drei den ganzen Nachmittag Monopoly. Und obwohl Lulu beim Geldausgeben schummelte und Egon immer dann zufällig über die Würfel stolperte, wenn ihm das Ergebnis nicht passte, gewann heute Albi!

1 Wenn du wissen willst, was damals genau passiert ist, lässt du dir am besten „Die Krumpflinge – Egon zieht ein“ (Band 1) vorlesen! Oder: Du liest das Buch selbst!