Cover

Nach einer Ausbildung in der Gastronomie studierte Tanja Roth in Schwäbisch Gmünd Kommunikationsdesign und lebte später unter anderem in Orléans, Rom und München. Schon in ihrer Kindheit war das Schreiben Teil ihres Lebens. Inspiration findet sie sowohl im Alltag als auch in der Phantasie oder bei ihren Hobbys wie Archäologie, Bogenschießen und Reisen.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

image

Lust auf mehr? Laden Sie sich die »LChoice«-App runter, scannen Sie den QR-Code und bestellen Sie weitere Bücher direkt in Ihrer Buchhandlung.

© 2020 Emons Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagmotiv: Arcangelo Piai/Arcangel Images

Umschlaggestaltung: Nina Schäfer, nach einem Konzept

von Leonardo Magrelli und Nina Schäfer

Umsetzung: Tobias Doetsch

Lektorat: Hilla Czinczoll

eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-96041-618-0

Originalausgabe

Unser Newsletter informiert Sie

regelmäßig über Neues von emons:

Kostenlos bestellen unter

www.emons-verlag.de

 

For some of us, there is no answer.

In Flames, »All for me«
in »Sounds of a Playground Fading«

Der Schatten verriet, dass er noch da war. Georg Härtler lehnte sich weit über seine Verkaufstheke. Nichts mehr zu sehen von dem Mann, und doch war da dieser finstere Schatten neben der Waschstraße, der schwärzer schien als das Dunkel der hereinbrechenden Nacht. Das spärliche Licht der Straßenlaternen erreichte den hinteren Bereich nicht. Allenfalls zu erahnen waren die roten Backsteine des Altbaus, der an die Tankstelle anschloss. Härtler schaute wieder hoch. Der Schatten war verschwunden.

Vielleicht hatte er sich vertan; zu viel hinter seinem Tankstellentresen gestanden in den letzten Wochen. Was wollte jemand ohne Auto hier, bei dieser Kälte und um kurz nach neun am Samstagabend? Im Nichts hinter Ellwangen-Rotenbach. Wenn jemand eine Panne gehabt hätte, wäre er doch schnurstracks hereingekommen. Vermutlich alles halb so schlimm, redete er sich ein. Vielleicht nur ein Radfahrer, der eine Pinkelpause eingelegt hatte.

Härtler atmete tief durch und begann sich wieder zu entspannen. Der Rinderbraten vom Mittag war ihm wohl gehörig auf den Magen geschlagen, dass er jetzt Gespenster sah.

Er verriegelte die Tür, schaute auf die Uhr und beschloss, die Abrechnung zu machen. Dann würde er in die Wohnung hinübergehen. Ob heute noch einer kam, war sowieso fraglich. Er ließ seinen Blick über die verlassenen Zapfsäulen gleiten, dann öffnete er die Kasse. Doch etwas stimmte nicht. Als ob er nicht allein wäre.

Georg Härtler sah wieder hoch. Da stand der Mann, mitten in der Einfahrt im Dunkeln, die Strahler der Tankstelle erfassten ihn nicht. Ziemlich breit gebaut war er, das konnte Härtler erkennen, und sein Hals so dick, dass der Kopf direkt in den Oberkörper überzugehen schien. Der Fremde schien bemerkt zu haben, dass er ihn gesehen hatte, denn er machte eine unbestimmte Geste. Härtler tat so, als ob er nichts bemerkt hätte. Seine Hand fasste unter den Tresen, die Finger suchten den hölzernen Stiel des Baseballschlägers. Immer greifbar und doch noch nie im Einsatz gewesen.

Härtler hielt inne und schüttelte den Kopf. Blödsinn. Es gab keinen Grund, überzureagieren. Es gab mehrere Kameras, die den gesamten Tankstellenbereich im Blick hatten. Haben würden, wenn es denn keine Attrappen wären. Aber das wussten die wenigsten seiner Kunden, nur die Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr Ellwangen. Martha saß nebenan im Wohnzimmer und schaute vermutlich eine ihrer Komödien.

Der Mann stand immer noch reglos da. Härtler schluckte und erwiderte seinen Blick, zumindest starrte er zurück. Denn ob der andere ihn wirklich beobachtete, konnte er im Dunkeln nur vermuten. Der Mann drehte den Kopf, das konnte er erkennen. Ein zweiter Mann trat in den Lichtkegel der Zapfsäule, nickte und ging der Tür entgegen. Zielstrebig und genauso ein Bulle wie der andere. In der Hand hielt er ein Brecheisen. Die Entschlossenheit in seiner Miene ließ das Blut in Härtlers Adern gefrieren.

Hastig ließ er den Rollladen herunter, doch die Finger des anderen Typen schoben sich darunter und blockierten sofort die Elektrik. Verdammte Sicherheitsrollläden. Schwere Schritte näherten sich. Nun also standen beide direkt vor seiner Scheibe. Härtler sah die Gesichter der Angreifer nicht mehr, aber er sah, wie sich das Brecheisen in den Türrahmen schob. Zum Glück hatte er auf sein Bauchgefühl gehört und abgeschlossen.

Er riss den Hörer vom Telefon. Polizei. Oder … Nein. Härtler kramte mit zitternden Fingern im schmalen rückwärtigen Fach seiner geöffneten Kasse. Büroklammern, Gummis und vergessene Einkaufszettel von Kunden. Er versuchte die Angst, die ihm über den Nacken kroch, zu ignorieren.

»Wo isch er denn?«, flüsterte er. Da, der Karton, auf den eine Handynummer gekritzelt war. Kein Name. Aber egal, die Nummer reichte ihm. Der Rahmen krachte, aber noch gab die Tür nicht nach. Er hörte die Typen fluchen. Härtler wählte, während der Finger der linken Hand, mit dem er immer noch den Rollladenknopf gedrückt hielt, weiß war vom Druck.

EINS

Die frisch ernannte Kriminalhauptkommissarin Eva Brenner zupfte am Ärmel ihrer Bluse und spähte durch den Türschlitz. Aus dem Wohnzimmer drang Mareilles leises Flüstern, doch sie konnte nichts verstehen. In diesem Moment kam die kleine Emma aus dem Kinderzimmer gestapft und hielt ihr einen orangefarbenen Plastikbagger hin. »Spielen kommen!«, befahl sie.

Eva nahm das Händchen, das sich ihr entgegenreckte, und ließ sich bereitwillig mitziehen. Spielen war wenigstens eine Aufgabe, die sie von ihrem schlechten Gewissen ablenkte. Wann war sie das letzte Mal hier gewesen?

Sie ließ sich neben Emma auf den bunten Teppich gleiten und wurde in ihre Aufgabe eingewiesen. Eigentlich bestand ihr Part nur darin, den Fuhrpark zu bewundern und angemessen zu loben, wie ordentlich die Fahrzeuge die aufgezeichneten Straßen entlangfuhren.

»Brummmm, brumm!« Emmas Augen glänzten, als sie Eva einen Kran ohne Schaufel entgegenstreckte. »Im Kindergarten binni Kranfahrerin!«

Eva fand die Schaufel auf dem Parkplatz und drückte sie wieder auf die Vorrichtung. Die Kleine strahlte. Sie war Björn wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Das feste braune Haar ihres Vaters fiel in wilden Wellen auf ihre Schultern, während die hellblauen Augen ihrer Mama aus ihrem runden Gesichtchen leuchteten. Dreieinhalb war sie jetzt. Wie die Zeit verging.

»Schießen die da, wo du arbeitest?«, fragte Emma unvermittelt und musterte sie mit wachem Blick.

Was hatten Mareille und Björn dem Mädchen erzählt? Eva spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Sie streichelte über Emmas Arm. »Wir … fangen die Bösen, damit die nicht schießen können.« Dann zwang sie sich zu einem Lächeln und schloss einen Moment lang die Augen. Sie wartete auf die nächste Frage: Warum habt ihr sie nicht gefangen, bevor sie auf Papa schießen konnten?

Doch nichts dergleichen passierte. Natürlich. Und natürlich hatten sie mit der Kleinen nicht über Björns Unfall gesprochen.

»Eva?« Erst jetzt nahm Eva Mareilles leise Stimme wahr. Sie stand mit warmem Blick im Türrahmen und hatte sie beide wohl beobachtet. Von hier unten am Boden waren die Ringe unter ihren Augen gut zu sehen. Das letzte Mal hatte sie besser ausgesehen, das war um die Zeit gewesen, als es auch mit Björn endlich aufwärtsgegangen war. Wie lange mochte das jetzt her sein, drei Monate?

Um Weihnachten herum hatte Eva ein Geschenk der Kollegen vorbeigebracht. Natürlich musste die Situation nach wie vor schwer sein für Mareille. Eine große Herausforderung, sich so hingebungsvoll um ihren traumatisierten Mann zu kümmern. Dazu ein kleines Kind liebevoll umsorgen und Geld verdienen, damit alles weiterlief. Mit einem Mal fühlte Eva sich fürchterlich, dass sie sich so selten gemeldet hatte.

»Du kannst zu ihm rein. Ihm geht’s gut.«

»Frau Kranfahrerin, baust du mir ein Haus, solange ich mit Papa rede?« Eva erhob sich und strich Emma noch einmal über den Kopf, dann folgte sie Mareille zur Tür hinaus. »Wie fasst sie es auf?«

»Sie war ja erst ein Jahr, als es passiert ist.« Mareille blieb im Flur stehen; sie flüsterte immer noch, während sie mit ihrer gravierten Herzchenkette spielte, einem Verlobungsgeschenk von Björn. »Sie ist total anhänglich. Jede Nacht will sie sich an den Papa kuscheln, wie um ihn zu beschützen.«

»Aber dir liegt noch etwas anderes auf dem Herzen …« Eva legte den Arm um Mareilles schmale Schultern.

»Geh erst mal zu ihm rein. Er freut sich über jede Ablenkung.«

Björn saß an einem hellen Platz am Esstisch in dem zur Küche hin offenen Wohnzimmer. Der Blick aus dem Fenster ging in die Nachbarsgärten. Vor ihm lagen eine Tageszeitung und ein Buch. »Kompromisslos verhandeln – Die Strategien und Methoden des Verhandlungsführers des FBI.« Aha.

Er schaute hoch, natürlich hatte er sie schon erwartet. Langsam verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. Eva klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken. »Na, altes Haus?«

»Du brauchst immer noch nicht aufzupassen. Bin unkaputtbar. Was zu trinken?«

Sie nickte und setzte sich. Natürlich, die Wunde war schon lange verheilt. Nur an seine bedachte Stimme hatte sie sich noch nicht gewöhnt. Björn wählte seine Worte, als müsse er sie bei jedem Satz erst zusammensuchen. Ansonsten wirkte er vollkommen normal, wenn man ihn nicht kannte. Nur für seine Familie, die Freunde und Kollegen waren die Veränderungen sichtbar.

Diese Verbrecher hatten ihnen den alten Kameraden genommen. Gut zwanzig Kilo hatte der aktive und groß gewachsene Mann abgenommen. Seine Schultern hingen, die Haut war blass. Wenn er nicht bald anfing, an sich zu arbeiten, würde der Muskelabbau bleibende Spuren hinterlassen. Dazu zitterten seine Hände, als er jetzt nach dem Glas griff und es mit Wasser füllte. Sogar sein Haar wirkte stumpf. Angststörung, Psychotrauma lautete die medizinische Definition seines Leidens. Ob der Tremor wieder besser würde, wusste sie nicht. Vermutlich war er eine Nebenwirkung der Medikamente, die er gegen die Schmerzen und seine wiederkehrenden Träume nahm.

Kaum hatten sie ein paar Floskeln gewechselt, entspannte er sich merklich. Mareille war bei Emma im Kinderzimmer geblieben, spürte wohl, dass es ihm guttun würde, eine Weile allein mit seiner langjährigen Kollegin zu reden.

Eva zeigte auf das Buch, das vor ihm lag. »Bildest du dich weiter?«

Björns Blick verfinsterte sich kurz, und er ging nicht weiter auf ihre Frage ein. Stattdessen umklammerte seine Hand die Zeitung. Was hatte sie falsch gemacht?

»Wir vermissen dich«, schob sie schnell hinterher und atmete tief durch. »Ohne dich ist es einfach nicht mehr dasselbe. Mein neuer Kollege, Gerhard, du weißt ja, der vom Betrug zu uns gewechselt ist, hat sich prima eingearbeitet, fast vom ersten Tag an. Manchmal ist er ein ziemlicher Erbsenzähler, aber ein netter. Mit dem hättest du deinen Spaß. Aber wir vermissen dich alle. Sie fragen dauernd nach dir. Sogar Willner ist nicht mehr derselbe.«

»Ach, der Willner.« Ihr Kollege ließ ein Schnauben erklingen und hatte offenbar auch auf dieses Thema keine Lust. Wirklich komisch, normal hob sich seine Stimmung, wenn sie auf das Thema kam. Björn sprach gern übers Dezernat und Geschichten aus dem Präsidium. Und er hatte sich doch immer auf seine Rückkehr gefreut. Ob sie es ansprechen sollte?

Eine leise Stimme warnte Eva, es heute besser nicht zu tun. Irgendetwas lag in der Luft, und sie konnte die Stimmung nicht deuten. Also lenkte sie das Gespräch auf Emma, und Björn taute tatsächlich ein klein wenig auf, erzählte von einem Ausflug in die Limestherme und darüber, dass er mit ihr angeln gehen wollte. Vielleicht war seine kleine Tochter der Hoffnungsschimmer auf seinem Weg zurück ins Leben.

Eva erzählte dem allzu stillen Björn nun doch ein paar Anekdoten aus dem Präsidium. Vielleicht konnte sie ihm so Lust machen, bald wieder zurückzukommen. Sie ließ auch das aktuelle Kompetenzgerangel zwischen ihrem Chef und dem neuen Leiter der Spurensicherung nicht aus. Ihr Lieblingsstreitthema hieß Kriminalstatistiken und unentdeckte Morde. Der Neue steckte vorbildliche Summen in die Fortbildung seiner Mitarbeiter und interessierte sich für aktuelle Erkenntnisse, während dieses allzu moderne Gebaren ihrem Chef ein Dorn im Auge zu sein schien. Dabei waren manche Techniken der Kollegen in den USA durchaus genauerer Betrachtung wert, nur leider mussten sie bislang außerhalb der üblichen Personalentwicklungsmaßnahmen aus eigener Tasche bezahlt werden.

Willner schimpfte, bezeichnete das als überambitionierten Schnickschnack eines Quacksalbers, der sich weder auf Erfahrung noch auf sein Bauchgefühl verlassen konnte. Billige Taschenspielertricks waren für ihn alles, was aus Übersee herüberschwappte. Es ginge nicht, dass der andere Geld für die Kriminaltechnik einstrich, das seinem Dezernat ja auch geholfen hätte, und so ließ er nun seinerseits nichts unversucht, ebenfalls an diese Geldtöpfe zu gelangen und mangels eigener Finanzierungsideen zugleich das Engagement des Kollegen in Zweifel zu ziehen.

Na also, langsam begann sogar Björn, über die Bürothemen zu lächeln.

Eva legte ihm einen Berliner auf den Teller und schwärmte von den verschiedenen Sorten, die die hiesigen Bäcker einen Monat zuvor zu Fasching in den Auslagen gehabt hatten. »Da gab es zum ersten Mal Schoko-Chili. Das ist mal lecker!«

»Vanille!«, mampfte Björn, und Eva konterte mit: »Baileys!«

»Himbeere, wie immer«, erklärte Mareille, die hereingekommen war, um das Abendessen vorzubereiten. »Magst du bleiben, Eva? Ich habe noch Hackbraten übrig.«

»Klingt verlockend! Aber ich treffe mich in einer Stunde mit Tom in Sulzbach zum Essen.«

»Dein neuer Freund?«, fragte Björn, sein Mundwinkel zuckte. Vermutlich versuchte er zu zwinkern. Eine seiner typischen Gesten, zumindest früher, vor der Schießerei bei der Geiselnahme, bei der er so schwer verwundet worden war, dass er über ein Jahr allein dafür gebraucht hatte, wieder laufen zu lernen.

»Na ja, neu … eher zweiter Anlauf. Er kann nicht mit mir und meinen Arbeitszeiten …«

»… und er kann nicht ohne dich. Und deine Arbeitszeiten«, vollendete Mareille den Satz. »Woher kennen wir das?« Liebevoll streichelte sie über Björns Schulter.

Eva bemerkte den Blick, mit dem er seine Frau streifte. Ja, hier lag etwas in der Luft. Nur was? Sie schielte auf die Uhr. Vermutlich war es nur, weil sie mit ihrem Besuch den Betrieb aufhielt. Und sie würde auch zu spät zum Abendessen mit Tom kommen, wenn sie nicht bald aufbrach.

Also verabschiedete sie sich von Björn, während seine Frau den Braten zum Aufwärmen in den Ofen schob. Anstatt sie zur Tür zu begleiten, huschte Mareille auf dem Gang dann schnell zu Emmas Zimmer und zog leise die Tür zu. Eva bemerkte die feuchten Augen von Björns Frau. »Alles in Ordnung?«, fragte sie, weil ihr nichts Passendes einfiel.

Mareille senkte den Kopf. »Ach, gar nichts ist in Ordnung.« Sie stand nun keinen Schritt von Eva entfernt und flüsterte gepresst: »Sie wollen Björn zwangspensionieren.«

»Zwangspensionieren?«, fragte Eva etwas zu laut zurück, und Mareilles Zeigefinger schnellte sofort zu ihrem Mund.

»Björn ist gerade mal siebenunddreißig!« Mareille zog ein Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Eine Chance auf Rückkehr in den Dienst sei nicht erkennbar. Sagen sie.« Dann packte sie Eva mit für ihre zarte Person erstaunlicher Kraft am Arm. »Kannst du nichts dagegen machen? Bitte.«

Das Flehen in ihren Augen hätte Eva beinahe mitweinen lassen. Die beiden Frauen standen sich stumm gegenüber. Schließlich wand sich Eva aus Mareilles Griff und legte ihr die Arme um die schmalen Schultern. »Ich kümmere mich darum. Das wird nicht passieren, keine Sorge.«

»Seit Herbst ging es aufwärts, Emma lockt ihn immer öfter aus der Reserve. Und dann kam am Freitag der Brief.« Sie schluckte. »Ich schaff das nicht mehr … Ich bin keine Pflegerin.«

»Habt ihr mich deshalb angerufen?« Wieso hatte Eva keine Lunte gerochen? Bisher war immer sie es gewesen, die den Kontakt gesucht hatte, die Verbindung nicht abbrechen lassen wollte, wenn auch zugegebenermaßen zu selten.

Mareille nickte. »Björn weiß nichts davon. Er ergibt sich in sein Schicksal. ›Was wollen sie auch mit einem Krüppel?‹, sagt er. Verstehst du? Er kämpft nicht mal mehr.« Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen.

Eva spürte, wie auch ihr das Wasser in die Augen stieg. Sie nuschelte eine Verabschiedung und drückte sich durch die Tür. In dieser Verfassung war sie keine Hilfe.

Während sie die Treppe hinuntereilte, schüttelte sie den Kopf. Realistisch bleiben, auch wenn es um einen Freund ging. Was Mareille da erzählt hatte, konnte schlichtweg nicht wahr sein. Sie würde das klären. Gleich morgen früh im Präsidium.

Das durften sie überhaupt nicht, mit welcher Begründung? Einschüchtern wollten sie ihn, das war es. Vermutlich hatte einer der Amtsschimmel mal wieder versucht, den behördlichen Wasserkopf zu entschlacken. Sie probierten es eben. Björn ginge daheim ein, sein Leben wäre gelaufen. Mit nicht mal vierzig Jahren. Wegen zwei Arschlöchern, die ein Mädchen entführt hatten und vermutlich nach zehn Jahren wegen guter Führung wieder rauskamen und da weitermachen konnten, wo sie aufgehört hatten.

***

Obwohl die Sandsteinwände trocken waren, lag stechender Schimmelgeruch in der kühlen Luft. Grubenlampen erhellten den Weg nur spärlich. Im Dunkel vor ihnen quiekte eine Ratte.

»Das also sind die historischen Gänge unter Gmünd.« Gerhard Vollrath stieg von der einfachen Sprossenleiter, die aus dem Keller herunterführte, und musste seinen Kopf einziehen in dem schmalen, engen Gang, der den kleineren Menschen im Mittelalter auf einer Flucht ausreichend Platz geboten hatte.

Auch Kriminaloberrat Willner bückte sich, nur der kleinere Jens Gergle, dieses halbe Hemd, das ihr Team seit Februar erweiterte, konnte aufrecht stehen. Im schummrigen Licht schaute er sich beeindruckt um. »Hier könnte man tolle Partys feiern.«

»Nichts anfassen«, knurrte Willner.

Gerhard versuchte zu verstehen, wo genau sie sich befanden. Durch den Keller eines Wohnhauses in der Lindenfirststraße waren sie über ein steiles, recht rutschiges Stück Schutt nach unten gelangt. Sie mussten sich jetzt unmittelbar oberhalb der Rems befinden, vielleicht zweihundert Meter entfernt von der nach dem Fluss benannten Straße.

Der giftige, sporenverseuchte Geruch verstärkte sich, je weiter sie in den Gang vordrangen, und erinnerte ihn daran, was er daheim als Erstes tun musste: unbedingt daran denken, heute noch den Biomüll rauszustellen. Seit die Müllabfuhr die Route geändert hatte, kamen sie um kurz nach sieben Uhr morgens vorbei, was schon ein paarmal katastrophale Folgen nach sich gezogen hatte bei der Entsorgung der Gartenabfälle, die sowieso kaum in den Griff zu bekommen waren.

»Ich seh schon was«, behauptete Gergle.

»Kaum möglich.« Gerhard zog im Halbdunkel die Augenbrauen hoch. Immerhin funktionierte hier unten der Funk. Eben kam eine Meldung herein, dass Kollegen zur Stunde eine Bande Schutzgelderpresser auseinandernahmen, auf die sie nach Überprüfung zweier schwer misshandelter Männer gestoßen waren. Zwei Russlanddeutsche. Ob die Sache etwas mit der blutigen Auseinandersetzung vom Samstag an einer Ellwanger Tankstelle zu tun hatte? Gerhard hatte nur im Vorbeigehen gestern von der Sache gehört. Zwei polizeilich gut bekannte Gesichter waren von Unbekannten derart verprügelt worden, dass nicht sicher war, ob man sie wieder voll würde herstellen können. Und sie weigerten sich trotz allem, auszusagen.

Gerhard wurde von einer Taschenlampe geblendet. Zwei Männer kamen ihnen entgegen.

»Das müssten die Kollegen Müller und Biegel sein, die gegen sechzehn Uhr dreißig von einem städtischen Bediensteten namens Gehrlund gerufen worden sind. Er meint, er musste die Gänge im Auftrag des Bauregisters nach dem Starkregen vom Wochenende überprüfen. Dabei hat er den Toten entdeckt.« Willner schüttelte den beiden die Hände. »Spurensicherung ist schon vor Ort?«

»Ja. Der KDD Gmünd hat sofort übernommen, nachdem der Anruf der Verwaltung kam.« Die beiden Polizisten nickten sich zu und verschwanden in den Feierabend.

»Immer der Nase nach«, rief einer der Spurensicherer, die weiter hinten im Gang nach Hinweisen suchten. Kurz darauf roch Gerhard, was sie meinten. Zu dem schimmligen Geruch gesellte sich mehr und mehr der Gestank einer Kloake.

Sie gingen nun schon ein gutes Stück ebenerdig, der Untergrund eine Mischung aus festgetretener Erde und Steinen. Gerhard schaute nach oben. Die Leitungen der Grubenlampen an der Decke waren vermutlich in den Neunzigern neu verlegt worden. Wenn er sich richtig erinnerte, gab es mehrere dieser Fluchtgänge zur Rems aus der Altstadt, außerdem vom Mutlanger Berg und vom Salvator herunter. Die meisten von ihnen waren inzwischen verfallen, verschüttet oder absichtlich zugemauert, fast alle verliefen über Privatgrund, aber einige wenige waren noch begehbar, so wie ganz offensichtlich dieser.

Was mochte dem Toten widerfahren sein, der sie hier unten erwartete? Manchmal, ganz selten, wünschte Gerhard sich in sein altes Dezernat zurück, in die schicken Büros, Geschäfte, Banken und Privathäuser, in denen seine Täter ihr Unwesen getrieben hatten. Dort stank es nur im übertragenen Sinne, und die Spuren, die die Taten an den Seelen der Menschen hinterließen, waren nach außen hin meistens nicht sichtbar. Der Kollege, der sie angefunkt hatte, hatte von einer makabren Mutprobe gesprochen. Ob sich diese Mutmaßung als korrekt erweisen würde?

Im Blendlicht der transportablen Scheinwerfer der Spurensicherer war nichts zu erkennen, gleichwohl begann Gergle jetzt schon zu husten. Gerhard schmerzte langsam der Nacken vom Kopfeinziehen, aber gleich hatten sie es geschafft. Er spürte den leichten Luftzug von der Rems her, zudem waren die Wände hier deutlich feuchter und mehr und mehr mit glitschigen Algen und kärglichen Moosen bewachsen.

Der in sich zusammengesunkene Körper des Toten hob sich im harten Licht gegen den Hintergrund ab. Seine Beine hatten ihn irgendwann vermutlich nicht mehr tragen können, doch seine Arme wurden hinter dem Rücken von Kabelbindern oben gehalten. So wie er da hing, war er zum Zeitpunkt des Hochwassers vermutlich schon tot oder bewusstlos gewesen. Genaueres würde wie immer erst die Untersuchung bringen. Wie hoch das Wasser gekommen war, erkannte man an einem noch nicht vollständig abgetrockneten Rand, einer natürlichen Markierung am Sandstein. Auch an den Armen des Toten hing Schlick.

Der zusammengesunkene Körper wirkte schmächtig. Es war offensichtlich ein Jugendlicher, der hier den vorzeitigen Tod gefunden hatte. War der Mann hier unten verhungert?

Willner, der keine Berührungsängste mit dem Tod zu kennen schien, hatte den Kopf des Toten gehoben, während der Neuzugang der Abteilung, Jens Gergle, würgend zurück durch den Gang in Richtung Treppenhaus rannte.

»Totenstarre vollständig aufgelöst«, befand der Chef.

Aufgrund der niedrigen Temperaturen Mitte März hier unten an der Rems hatten die Verwesungsprozesse noch nicht stark eingesetzt, und auch der Geruch hielt sich in Grenzen, obwohl der Tote sich offensichtlich erbrochen hatte. Das Wasser hatte vermutlich viel weggeschwemmt. Vor allem Spuren.

Gerhard ertappte sich beim Gedanken an seine beiden Söhne, die nur wenig jünger waren als der Tote. Was brachte einen so jungen Menschen in diese Lage? Jemand hatte ihn an einem Eisenring, der zwischen zwei Sandsteinquadern einbetoniert war, festgebunden, mit blauen Kabelbindern, ziemlich fest, denn die Einkerbungen hatten tiefe Schnitte in der Haut hinterlassen. Laut ersten Aussagen der Spurensicherung gab es sonst keine Misshandlungsspuren. Keine offensichtlichen zumindest.

Gerhard musste den Blick für einen Moment abwenden. »Wie ist er in diesen Gang reingekommen? Durch das Wohnhaus?«

Willner zuckte mit den Schultern. »Gute Frage. Möglich wäre beides, durch den Keller des Wohnhauses oder über dieses Tor.« Er wies auf das stabile eiserne Tor, das zugewuchert inmitten von Brombeerranken stand, die nur wenig Licht hereinließen. »Das Tor ist vor Kurzem geöffnet worden.«

»In beiden Fällen braucht man einen Schlüssel.« Gerhard bewegte das angelehnte Tor. Alles verrostet und mit dicker Patina überzogen, sowohl Streben als auch Scharniere. Tausendfüßler und Asseln fielen zu Boden, als er an einer Ranke riss.

Jenseits der Rems spiegelten sich die Lichter der Straße im Wasser, das mit ungewöhnlich schneller Geschwindigkeit dahinfloss. Der Fluss hatte große Wassermengen vom Tauwetter der letzten Wochen zu bewältigen. Obwohl der Einhorntunnel gebaut und die Rems umstrukturiert worden war, kam es in Gmünd nach wie vor öfters zu Überflutungen, meinte er gelesen zu haben.

»Und so wurde ihm die Landesgartenschau zum Verhängnis«, mutmaßte Willner, der offensichtlich dem gleichen Gedankengang gefolgt war. »Stell mal jemand den verdammten Scheinwerfer ab. Wo ist eigentlich der Praktikant?«

»Gergle ist doch kein …« Natürlich wusste der Chef, dass der Neue kein Praktikant war. Gerhard verzichtete darauf, den Satz zu vollenden, und inspizierte den Eisenring, an dem der Tote festgemacht war.

»Können Sie das Rütteln bitte lassen?«, schnappte einer der Spurensicherer, und Gerhard nahm die Hand vom Ring. »Wenn der Tote sich nicht durch eigene Hand aus dieser Lage befreien konnte, hält das olle Ding vermutlich noch ziemlich gut«, mutmaßte er.

»Oder er war betäubt«, warf der Mann unbeeindruckt ein.

»Maximal drei bis vier Tage tot«, bemerkte der andere.

»Todesursache?«, fragte Willner.

»Ertrinken. Vermutlich. Genaueres später.«

»Eher morgen.«

Damit arbeiteten sich die beiden Spurensicherer durch die Brombeerhecke vor dem rostigen Tor, um ihren Scheinwerfer draußen auf dem schmalen, zur Rems abfallenden Grasstreifen wieder aufzubauen.

»Wieso sind die Brombeeren schon grün?« Einer legte die Stirn in Falten.

Gerhard nutzte die Gelegenheit, wieder an dem massiven Eisenring zu wackeln, an dem die Leiche hing. Kein Millimeter Spiel, obwohl der Tote gekämpft haben musste. Die Haut an seinen Armen war tief eingeschnitten und schorfig, die Finger wie abgeschliffen, seine Fingernägel gesplittert. Von wegen betäubt. »Brombeeren sind immergrün«, erklärte er beiläufig. »Meine Söhne haben Stabheuschrecken.«

»Und die haben was genau mit Brombeeren zu tun?« Der andere steckte seinen Kopf durchs Tor.

Willner, der gerade eine Scherbe am Boden prüfte, hob den Kopf, um den beiden die eher bestimmte als höfliche Bitte zuzurufen, zügig und ohne Geplänkel weiterzuarbeiten.

»Stabheuschrecken fressen Brombeerblätter«, vollendete Gerhard den Satz nun ohne Publikum und nickte dem Toten zu.

***

Der Parkplatz war ziemlich voll, dafür, dass es sich um einen gewöhnlichen Dienstagabend handelte. Eva schaute sich um, der kleine Club namens Belinda nebenan hatte geöffnet. Toms Auto war noch nicht zu sehen, aber es war nicht dumm gewesen, dass er reserviert hatte. Sie schaute auf die Uhr. Eine Viertelstunde zu früh war sie, fast kein Verkehr auf der B 14. Sie lächelte. Ihren Freund störte es bestimmt nicht, wenn sie zur Abwechslung mal pünktlich war.

Natürlich war wieder ein Anruf vom Präsidium auf ihrem Handy gewesen. Doch dummerweise hatte Eva es bei Björn auf lautlos gestellt und erst eben erfahren, dass der Kriminaldauerdienst einen Leichenfund gemeldet hatte. Zum Glück waren genug Beamte verfügbar, und so musste sie das Abendessen mit Tom nicht ausfallen lassen.

Während der Fahrt hatte sie über die ungeheuerliche Neuigkeit von Björns Zwangspensionierung gegrübelt. Obwohl sie sonst wenig über die Arbeit erzählte, musste sie gleich mit Tom über die Sache sprechen. Vielleicht konnte sie so ihre Gefühle besser ordnen, die nächsten Schritte überdenken.

Vom Parkplatz aus waren es ein paar Meter zu gehen, und immer noch kreisten Evas Gedanken nur um eines. Ihr Kollege zwangspensioniert? Warum war niemand von ihnen vorab über den Schritt informiert oder um eine Einschätzung gebeten worden? Willner wusste doch, dass Eva Björn öfter besuchte. Ja, es kam vor, dass solche Maßnahmen ergriffen werden mussten, weil ein Krankheitsverlauf sich nicht zum Positiven wandelte, weil die psychische Belastung nach einer Ermittlung Kollegen dauerhaft zu schaffen machte. Über mehrere Dezernate verteilt.

Genau genommen erinnerte sie sich an einen einzigen Fall in den letzten Jahren. Der Beamte war ohne ersichtlichen Grund monatelang nicht zum Dienst erschienen, legte dauernd Atteste wegen leichter Erkältungskrankheiten vor, und unter Druck wurden die Krankschreibungen dann zu »außergewöhnlichen Belastungserscheinungen«. Die Zwangspensionierung war die Waffe, mit der sich die öffentlichen Kassen allzu teure Nutznießer vom Leib hielten. In absoluten Ausnahmefällen. Bei Björn also vollkommen überzogen.

Gut, ja, seine Genesung zog sich hin, und nur weil die Familie Fortschritte sah, bedeutete dies nicht, dass die behandelnden Ärzte diese ebenso positiv bewerten. Es sei denn … es sei denn, Björn spielte ihnen etwas vor und wollte tief in seinem Inneren überhaupt nicht zurückkehren.

Sie hatten nie darüber gesprochen. Nicht darüber zu sprechen brauchen. Es war klar gewesen.

Eva passierte eine Frau, die ihr Auto abschloss. Sie stutzte einen Moment, dann blieb sie stehen. Regina? Doch die schlanke Dunkelhaarige eilte schon hinüber zu dem Club. Nein, vermutlich hatte Eva sich vertan, schließlich fuhr Regina einen roten MX-5, keinen silbernen Polo. Andererseits – kurzes, gegeltes Haar, die Kleidung schwarz, dazu hohe Hacken, Lederjacke. Hatte Regina eine Doppelgängerin?

Unentschlossen blickte sie der Gestalt nach, die eben den Eingang des Clubs erreichte. Sollte sie nicht kurz Hallo sagen? Aber warum hatte Regina es so verdammt eilig gehabt? Und wieso war sie eigentlich so neugierig?

Weil es so gewirkt hatte, als ob ihre Kollegin irgendein Geheimnis umgab.

Einen kurzen Umweg konnte sie machen, ein paar Minuten hatte sie ja noch. Schließlich hatte Eva die LKA-Kollegin das letzte Mal im Krankenhaus gesehen, nachdem sie sich in der Gewalt eines überführten Mörders befunden hatte. Die extreme Extremtäter-Spezialistin. Eva lächelte.

Sie passierte eine Reihe parkender Motorräder. Aus dem Inneren des Belinda klangen Gitarrenakkorde, vor dem Eingang standen hier und da vereinzelt rauchende Gäste. Regina, die längst aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, fiel hier vermutlich optisch nicht weiter auf. Lederjacken, Jeans, Nieten und schwere Stiefel dominierten. Eine Rockkneipe, vermutlich gab es heute einen Liveauftritt. Eva war noch nie hier gewesen, was sie wirklich wunderte.

Ein Plakat wies auf das Konzert der Regioband One hin. Vorband waren ihre Nachfolger, die Heartbreakers. Hatten One sich nicht schon vor gut zehn Jahren aufgelöst? Wie schön, ein Revival! Eva hatte sie schon ein paarmal bei Stadtfesten erlebt. Und beim letzten Konzert, das sie zusammen mit ihrer Freundin Gerda in der Albhalle Westerheim erlebt hatte, waren sogar Tränen geflossen. Beheimatet im Rockbereich, spielte die Gruppe routiniert und virtuos alle gängigen Kracher. Soweit Eva wusste, hatten One 2016 auf großen Wunsch der Fans schon einmal ein Sonderkonzert gegeben, aber damals hatte sie einen Einsatz gehabt.

Sie trat durch den Eingang in den dunklen Schlot aus Zigarettenrauch, frischem und weniger frischem Schweißgeruch, treibenden Bässen und Gemurmel. Kleine Grüppchen standen noch verstreut, man fand sich erst ein. Bestimmt würde sie Regina gleich sehen. Andererseits, wenn Eva da jetzt reinging, stanken ihre Klamotten hinterher wie frisch geräuchert und ihr Zeitvorsprung war wieder dahin. Sie konnte ihr ja auch eine E-Mail schreiben.

Unschlüssig blieb sie im Gang stehen, doch eine Gruppe, die durch die Tür drängte, schob sie weiter. Na ja, ein paar Minuten würden ja wohl drin sein. Lichtblitze, Bässe und Drums aus dem Inneren der Halle zogen sie weiter. Die Heartbreakers hatte sie noch nie gesehen.

Ein Mann kam ihr nach und fasste sie an der Schulter. »Karte?« Eva guckte ihn nur unschlüssig an, da streckte er die Hand aus. »Einfach so durchgehen wollen, was? Jaja. Macht zehn Euro.«

»Zehn Euro?« Also nein, fürs Händeschütteln war das definitiv zu teuer. Sie wollte gerade umdrehen, vorbei an der grölenden Gruppe hinter sich, da entdeckte sie Regina drüben an der Bar, lässig über die Theke gelehnt und mit dem Barmann plaudernd.

Warum erschien ihr die Situation komisch? Vielleicht die Art, wie Regina die Halle sondierte, während sie dem Mann etwas zuschrie. Jeder Beamte konnte in seiner Freizeit machen, was er wollte. Aber was wollte Regina, die vermutlich irgendwo in Stuttgart wohnte, hier draußen, in diesem Club?

Verdammte Neugier, Berufskrankheit. Eva fluchte und drückte dem Mann das Geld in die Hand. Dann dachte sie an Tom, der jetzt vermutlich schon mit Riesenkohldampf nebenan in der Brauerei saß und sie erwartete.

Nur kurz Hallo sagen, auf ein kleines Bier. Doch irgendetwas ließ sie innehalten, auch jetzt wieder. Die Heartbreakers machten ihre Sache gut, sie waren ein würdiger Nachfolger für One. Die Halle war inzwischen etwa zur Hälfte gefüllt, ein paar Leute tanzten bereits.

Regina lehnte derweil an einem Barhocker und ließ den Blick konzentriert durch die Halle streifen, eine Cola in der Hand. Evas Einschätzung vom Anfang hatte getrogen, sie sah richtig aufgestylt aus gegenüber den anderen Gästen. Zwar überwogen Leder und Jeans, aber auch die Frauen waren eher praktisch als sexy gekleidet. Viele trugen bequeme Stiefel oder Turnschuhe. Vorsichtig ging Eva näher. Wenn sie nicht lange quatschten, konnte sie schnell weiter und würde sich nicht allzu sehr verspäten.

Kurz bevor sie Regina erreicht hatte, fiel Evas Blick auf eine Gruppe von Männern, die nahe der Tanzfläche standen, Bierflaschen in der Hand. Einer von ihnen schaute herüber. Aber nein, nicht zu ihr, sondern zu Regina. Eva grinste. Verbrachte die Kollegin so ihre Abende, in solchen Clubs und Kneipen, um zu flirten? Nun hob der Typ sein Bier und nickte zu ihrer Kollegin hinüber. Eva blieb an der Bar stehen. In diesen intimen Moment hereinzuplatzen erschien ihr mit einem Mal unpassend.

»Bitte?«, fragte der Barmann.

»Ein Bier.« Eva schob ein paar Münzen über den Tresen. Jetzt war es sowieso schon egal, ob sie gleich beim Essen nur nach Rauch roch oder nach Rauch und Bier. Sie tippte Tom ein paar Zeilen. »Muss kurz was schauen, bin gleich bei dir.« Das klang besser als: Muss kurz jemandem nachspionieren und bin nebenan. Wenn ich zu dir komme, stinke ich vermutlich nach Kneipe, aber du magst mich hoffentlich trotzdem.

Als Eva hochschaute, war Regina zu der Gruppe hinübergegangen und umarmte die Männer einen nach dem anderen. Die kannten sich. Im Prinzip nicht verwerflich. Nur ging von der ganzen Gruppe, von diesen fünf Männern, eine eigenartige Stimmung aus. Zumindest für Evas Empfinden. Und sie musste sich nichts mit vagem Bauchgefühl erklären. Eine Kriminalpolizistin hatte Gespür für Typen, Situationen. Was sie sah, war das typische Verhalten von Schlägern, die breitbeinig anzeigten, dass das hier ihr Revier war – oder zumindest das, was sie dafür hielten.

Breite Schultern, Tätowierungen, ein paar der Jungs eindeutig Stammgäste in der Muckibude. Einer trug Glatze, ein anderer Zopf, einer eine Lederjacke mit irgendwelchen Club-Emblemen, die sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Dass die Jungs ein warmes Plätzchen in der Polizeikartei hatten, darauf hätte Eva auf fünfzig Meter im Halbdunkel dieser Halle gewettet.

Sie zwang sich, wegzuschauen, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Auch wenn Regina, die ihr den Rücken zudrehte, sie bestimmt nicht gesehen hatte. Jedenfalls beherrschte sie die Kunst des Flirts zweifelsfrei. Eva erinnerte sich an die Selbstverständlichkeit, mit der die Kollegin im letzten Jahr ins Dezernat spaziert war und den Kollegen Torben, fast ein Jahrzehnt jünger als sie, abgeschleppt und auch gleich wieder abserviert hatte. Gut, jünger war das Exemplar, mit dem sie hier auf Tuchfühlung ging, nicht, soweit sie es auf die Entfernung schätzen konnte. Optisch ähnelte er Regina sogar. Vielleicht war es das, was sie an ihm reizte? Dunkles kurzes Haar, schwarze Lederjacke, Lederhose, klobige Stiefel. Eher der südländische Typ und, wenn sie es richtig erkannte, ein Tattoo am Hals und schwere Silberketten an den Handgelenken.

Die Musik setzte nach einer kurzen Moderation des jugendlichen Sängers wieder ein, begleitet von vereinzeltem Klatschen und Johlen der Anwesenden. Die Gitarre spielte ein paar Takte, dann kam der Bass hinzu und vibrierte angenehm in Evas Magen. Sie schloss für einen Moment die Augen, nahm einen Schluck Bier und bemerkte, wie ihr Fuß automatisch mitwippte. Wie lange waren die Kneipennächte her? In diesem Club könnte sie es aushalten, wenn nicht nebenan Tom …

Sie zuckte zusammen, als sich einer der Typen aus der Gruppe löste und mit starrem Blick herüberkam. Hatte er sie bemerkt? Eva nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und schaute in die andere Richtung. Auch wenn sie aus privater Neugier hereingeschneit war, war das, was sie tat, nichts anderes als eine kleine verdeckte Ermittlung. Gut, das war nicht ihr Metier, aber ein bisschen Professionalität war nicht zu viel verlangt. Warum stellte sie sich privat nur so dilettantisch an?

Doch der Mann ging an ihr vorbei und bestellte etwas. Er schien nichts bemerkt zu haben. Regina schloss zu ihm auf. Was um Himmels willen wollte sie denn von diesem Typen?

Eva bemerkte die abrasierte rechte Augenbraue, die durch etwas – eine breite Tätowierung – ersetzt war, wie die Maori sie vermutlich trugen, allerdings über der Augenbraue. Wie es schien, verdeckte er damit eine Narbe. Gut, in Zeiten, in denen sich sogar Kindergartenerzieherinnen tätowieren ließen, stellte nur noch ein Tattoo im Gesicht oder am Hals etwas Besonderes dar. Etwas, mit dem sich Betroffene absichtlich stigmatisierten und außerhalb der Gesellschaft aufstellten. Schau her, mich lassen eure Regeln kalt.

Sie betrachtete ihn von der Seite, wie er mit Regina über irgendetwas scherzte, das in der Lautstärke unterging. Vielleicht konnte sie mit dem Handy ein brauchbares Bild hinbekommen … Wenn es nur nicht so dunkel wäre … In diesem Moment drehte sich Regina in ihre Richtung und strich sich durchs Haar. Evas Herz machte einen Satz. Zum Glück hatte sie sie nicht entdeckt.

Und außerdem war dieses Spionieren auch gar nicht Evas Art. Was war ihr an dieser Situation bloß so komisch vorgekommen? Sie hatte keine Probleme mit dem Kerl, bloß weil er komisch tätowiert war und meinte, für einen Erwachsenen sei es immer noch cool, auf dicke Hose zu machen. Sah sie inzwischen überall Hinterhalt, Mord und Totschlag? War es schon so weit gekommen? Es wurde wirklich Zeit, mit Tom in den ersten gemeinsamen Urlaub zu fahren. Das würde sie ihm jetzt auch vorschlagen. Eva leerte das Bier in einem Zug und schob sich vom Barhocker.

ZWEI

Nachdem Gerhard Eva am nächsten Morgen auf den neuesten Stand gebracht hatte, warteten die Kollegen auf die ersten Ergebnisse von Spurensicherern und der Rechtsmedizin. Aufgrund der Überflutung und der dadurch unübersichtlichen Spurenlage konnte das allerdings noch etwas dauern. Eva schrieb den Abschlussbericht zum Fall einer versuchten Tötung, bei der ein Hausbesitzer in Mutlangen in seiner eigenen Einfahrt niedergestochen worden war.

Seit Wochen trugen sie Hinweise zusammen, aber Eva wurde den Verdacht nicht los, dass ihnen das Opfer selbst, ein Versicherungsvertreter, die wichtigsten Details vorenthielt, sonst wären sie hier schon wesentlich weitergekommen. Keine Hinweise, keine Verdächtigen, und der Niedergestochene hortete in seiner Garage Autoradios, ohne deren Herkunft auch nur ansatzweise erklären zu können. Vermutlich hätte der Mann selbst die Beamten überhaupt nicht gerufen, aber zum Glück konnten sie sich auf eine zuverlässige Nachbarin verlassen, die die Szene beobachtet und sofort gemeldet hatte.

Der Neue, Jens Gergle, hatte den ersten Bericht geschrieben, aber beim Drüberlesen hatte Eva entschieden, dass es weniger zeitintensiv war, den Bericht komplett neu zu verfassen. Von den Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen, vernachlässigte der Neue sämtliche Grundregeln eines logischen Berichtaufbaus. Eigentlich Standard im Polizeidienst. Wo sie den Kollegen hergenommen hatten …

Als die Stellenausschreibung im Winter herausgekommen war, hatte Eva sich insgeheim jemand Erfahrenen für die Stelle gewünscht, aber wie es halt oft so war, bekamen topqualifizierte Beamte Stellen nicht, auf die sie sich beworben hatten, und dafür tauchten andere auf, die vorher keiner auf dem Schirm gehabt hatte. Sie hätte bei dem tollpatschigen Gergle ja auf »weggelobt« getippt, aber dafür war der Kollege schlichtweg zu jung. Vielleicht konnte sie in einer ruhigen Minute mehr über ihn erfahren.

Nun also ein Toter in einem der historischen Fluchtgänge von Schwäbisch Gmünd. Es gab Bunkeranlagen und den Geheimgang aus dem 15. Jahrhundert, der vom Fünfknopfturm bis zum Josefsbach führte und der zum Tag des offenen Denkmals hin und wieder geöffnet wurde. Als Kind hatte sie darüber gehört, dass es weitere geheime Wege gab, aber nie wirklich daran geglaubt.

Die Spurensicherer hatten keine Einbruchspuren gefunden, gleichwohl waren beide möglichen Eingänge verschlossen gewesen. Also musste der Tote, sein Mörder oder wer auch immer Zugang gehabt haben, sei es durch einen nachgemachten Schlüssel, einen Originalschlüssel oder durch einen anderen Trick.

Die Bilder waren Eva sehr nahegegangen. Tot war tot, aber ob jemand im Zorn niedergeschlagen wurde oder bewusst dem Sterben ausgesetzt, gequält … Ein gewaltiger Unterschied, auch was die Psyche des Mörders betraf. Handelte es sich um einen Racheakt? Um kalt geplanten Mord? Womöglich einfach um einen Streich, der schlecht für das Opfer ausgegangen war?

Eva hatte versucht, sich auf Gerhards Ausführungen zu konzentrieren, aber es war ihr nicht so recht gelungen. Der letzte Abend beschäftigte sie noch. Erst die Hiobsbotschaft von Björns Zwangspensionierung, dann dieses eigenartige Wiedersehen mit Regina, von dem sie gar nicht genau fassen konnte, was sie an der Szene gestört hatte. Vermutlich musste sie einfach das Ermittler-Gen in ihrer Freizeit unterdrücken. Leichter gesagt als getan. Danach Tom, der ihr beim Essen eröffnete, dass ihm seine Ein-Zimmer-Wohnung in Böbingen wegen Eigenbedarfs gekündigt worden war. Und mit einem Mal stand sie unausgesprochen im Raum. Die Frage, ob es nicht langsam Zeit wäre, zusammenzuziehen. Schon wieder ein Umzug? Wenn ja, wohin? Und waren sie schon so weit, sie beide?

Für den Moment musste sie den neuen Fall beiseiteschieben und wenigstens eine drängende Frage zu beantworten versuchen. Evas Finger klickten aufs Intranet-Icon. Wäre doch gelacht, wenn sich der Kerl, den Regina offensichtlich datete, nicht im Register fände. So, nach was also suchen? Was war auffällig gewesen an den Kerlen, neben ihrem Auftreten und ihren Tätowierungen? Die Kutte; aber sie hatte das Emblem nicht gesehen. Eva schloss das Intranet wieder.

»Hier die ersten Bilder.« Gerhard warf die Jacke über, reichte ihr eine Akte und blieb vor ihrem Schreibtisch stehen.

»Du siehst so aus, als ob du noch was von mir willst.« Eva kniff die Augen zusammen, als die Sonne hinter Gerhard durchs Bürofenster schien und den Kollegen in eine strahlende Korona hüllte. »Du kannst ruhig los, wenn’s das ist. Wohin geht es denn?«

Gerhard bewegte sich keinen Zentimeter. Er musterte sie amüsiert.

Eva verdrehte die Augen. »Och nein, nicht schon wieder. Wieso ich? Ich war doch gestern Abend gar nicht dabei.«

Ihr Kollege winkte ab. »Keine Sorge. Die Todesnachricht hat der Polizeiseelsorger schon überbracht.«

Da hatten sie sich ausnahmsweise mal ans Protokoll gehalten. Eigentlich sollten diese Nachrichten immer vom Notfallseelsorger überbracht werden. Und das nicht vorrangig, weil der feinfühliger war als mancher Kollege, sondern auch, um die Beamten nicht noch mehr emotionalem Stress auszusetzen. Aber natürlich klappte das nicht immer.

Eva ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten. Sie wollte die Fahrt nutzen, um sich mit dem Fall vertraut zu machen, die Bilder des Toten anzuschauen und sich vorzubereiten. So viel besser als das Überbringen der Todesnachricht war die Erstbefragung von Angehörigen nun auch nicht. Die Kollegen hatten die Mutter des Toten über eine Vermisstenmeldung ausfindig gemacht. Unter den unglücklichen Umständen ein glücklicher Zufall, da bei dem Toten, der als Paul Deutz identifiziert werden konnte, weder Handy noch Papiere gefunden worden waren.

Eva öffnete die Akte auf ihrem Schoß und überblätterte fürs Erste die grausamen Bilder. Besser, sie erfuhr etwas über das Opfer. Während Gerhard über seinen Hexenschuss jammerte und darüber, dass er laut seinem Arzt eigentlich gar nicht fahren dürfte, blätterte sie und pfiff durch die Zähne. »Unser Opfer ist des Öfteren auf dem Revier in Erscheinung getreten?«

»2017 hat es angefangen. Einbruch in der Bücherei der Fachhochschule Schwäbisch Gmünd.« Gerhard rieb nachdrücklich seinen Rücken und legte den Gurt an. »Ein ganz schönes Früchtchen.«

»Einbruch, ja …« Eva runzelte die Stirn. »Aber wer bricht denn bitte in eine Bücherei ein? Wollte er Fachliteratur klauen?«

»Der Akte nach war er zu dieser Zeit auch eingeschrieben.«

»Eingeschrieben? An der FH?« Eva las weiter. »Laut seiner Mutter Magdalena hatte er den Realschulabschluss und eine Tischlerlehre. Wie passt da ein Studium?«

»Wenn er die Fachhochschulreife erworben hat, kann er danach studieren.«

»Was er also auch getan hat. Für genau … zwei Semester.« Offensichtlich bis zu dieser Geschichte. »Ah, da steht’s. Es wäre eine Mutprobe gewesen, hat er ausgesagt. Die Vortragskasse eines bekannten Gastdozenten hatte er wohl in der Bibliothek vermutet, mutmaßen die Mitarbeiterinnen.«

»Mutprobe, soso.« Gerhard zog die Augenbrauen hoch, als sie sich auf die B 29 einfädelten. »Aber das passt zu den weiteren Vergehen. Alkohol im Straßenverkehr, Fund einer kleinen Menge Rauschmittel, Handel mit Rauschgift …«

»Gibt es hierzu eine Aussage? Bei den Drogengeschichten erwischt man doch meistens als Erstes die kleinen Fische.«

»Über seine Quellen ist nichts bekannt. Entweder er wollte niemanden reinreiten, er hatte Angst, oder er hat wirklich auf eigene Faust gedealt. Auf dem Weg aus den Niederlanden haben sie ihn nämlich auch mal aufgegriffen. Wie es aussieht, hat sich der gute Paul gern mal erwischen lassen. Definitiv ein Risiko für mögliche Hintermänner.«

***

»Ich bitte um Ruhe!« Der Leiter des Parler-Gymnasiums, Heribert Hagdorn, rang sichtbar um Fassung, als er versuchte, die Hoheit über die Diskussion zurückzuerobern. Das Lehren war sein Metier, die Entwicklung des zarten Pflänzchens Schüler durch Aussaat, Keimung und Reifung der Lehrinhalte in dessen Innerem. Öffentliche Reden vor bildungsfremden, ja bildungsfernen Elementen waren nun überhaupt nicht sein Ding. Kritische Lästerer bezeichneten ihn als realitätsfernen Theoretiker, aber solche Angriffe zeigten ihm nur, dass sie nichts verstanden hatten.

Diese lästigen Treffen mit Eltern, von wenigen ewig Unzufriedenen anberaumt, dienten nur dazu, die Position der Schule zu schwächen, und zogen im schlimmsten Falle quälende Gespräche mit dem Bürgermeister nach sich. Und immer, wirklich immer, wenn bestimmte Eltern anwesend waren, uferten die Diskussionen aus, wurden nebensächliche Winzigkeiten zu unüberschaubaren Riesenkonstrukten aufgebauscht.

Der kleine Mann zupfte an seiner Krawatte. Soweit ihn seine Sekretärin unterrichtet hatte, befanden sich heute auch Eltern von zukünftigen Fünftklässlern unter den Zuhörern. Und wenn er eines nicht gebrauchen konnte, so war es schlechte Stimmung im Vorfeld. Schlechte Stimmung erzeugte schlechte Meldungen in der Presse, und schlechte Meldungen schnitten seiner Schule im schlimmsten Fall den Schülerzustrom ab, eine einfache Rechnung. Noch dazu in Zeiten dieser lästigen sozialen Medien, die nur das Schlechte aufbauschten und duplizierten, ach was, exponentiell multiplizierten.