Danke von Herzen für alles, Paps.
„Froh zu sein bedarf es wenig, und wer froh ist, ist ein König!“
Kanon, August Mühling
herzberührt
Öffne dein Herz, staune und feiere das Leben … dann kannst du auch den Tod umarmen
© 2019 Sabine Jung
Umschlag, Illustration: Sabine Jung, Martin Bracke
Lektorat: Natalie Nicola
Korrektorat: Angela, Antje, Babs, Jutta
Weitere Mitwirkende: Hans-Jörg Bracke
Verlag & Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
ISBN |
|
Paperback |
978-3-7482-9256-2 |
Hardcover |
978-3-7482-9257-9 |
e-Book |
978-3-7482-9258-6 |
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1
Wie alles begann
Kapitel 2
Wir sind alle miteinander verbunden
Kapitel 3
„Abschied“
Kapitel 4
Ein Kontakt vertieft sich
Kapitel 5
Annehmen, was IST
Kapitel 6
Vertrauen und Zweifel
Kapitel 7
Wie siehst du jetzt aus, Paps?
Kapitel 8
Loslassen und Annehmen
Kapitel 9
Trauer im Wandel
Kapitel 10
Das Leben im Hier und Jetzt reflektieren
Kapitel 11
Es geht immer weiter
Kapitel 12
Die Existenz feiern – die lichte mit der irdischen Welt verbinden
Kapitel 13
Lern- und Entfaltungsprozesse gehören dazu
Kapitel 14
Energiebalance – Was erfüllt dich?
Kapitel 15
Stille-Raum als Wegweiser
Kapitel 16
Ja zu dir selbst
Kapitel 17
Herzberührt leben
Kapitel 18
Entfalte dein Potential als Mensch
Kapitel 19
Deine Seelenfamilie
Kapitel 20
Gemeinschaft im Wandel – öffne dein Herz
Kapitel 21
Universelle Helfer
Kapitel 22
Den Tod umarmen
Kapitel 23
Unser Leben danach …
Epilog
Dank
Literaturhinweise
Autorin
Hinweis:
Dieses Buch dient nicht als Ersatz für therapeutische Maßnahmen.
Begegne mir in deinem Herzen!
… raunt die Stille.
… flüstert die Seele.
… verkündet die Weisheit.
… tönt die Kraft.
… jubelt die Freiheit.
… summt die Leichtigkeit.
Und die Liebe? Die Liebe schweigt und weiß,
sobald ich mich selbst erkenne, werde ich ihr
überall begegnen, in allem was ist.
Sabine Jung
Vorwort
Wo habe ich meinen Platz in dieser Welt?
Diese Frage beschäftigte mich lange. Und dann starb mein Vater, wie aus heiterem Himmel. Und mit ihm verschwand auch die Dringlichkeit meiner Frage … dachte ich. Doch das Leben selbst hat mich eines Besseren belehrt.
Du hast vielleicht zu diesem Buch gegriffen, weil du einen Verlust erlitten hast, eine geliebte Seele verloren zu haben glaubst, dich selbst verloren hast, oder in irgendeiner Weise in Berührung mit dem Tod gekommen bist oder kommen wirst. Ich möchte dich, liebe Leserin, lieber Leser, nicht belehren, sondern dir meine Geschichte erzählen und biete dir damit eine Perspektive an, die über die derzeit verbreitete Weltanschauung hinausreicht. Meine Perspektive. Mit meiner Erzählung baue ich eine Brücke zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt. Als eine Wandlerin zwischen den Welten gebe ich in diesem Buch meinem verstorbenen Vater eine Stimme. Sie rät uns unserem Herzen zu folgen – ganz bewusst, hier und jetzt! Seit seinem Tod bin ich in eine Art Zwiegespräch mit meinem verstorbenen Vater getreten. Die Botschaften, die ich von ihm erhielt, waren so tröstlich, so lebensbejahend und Mut machend, dass ich sie in diesem Buch aufgezeichnet habe. So, wie ich sie für mich verstanden habe. Denn sein erster Auftrag an mich lautete: Schreib es auf!
Vertrauen zu lernen ist ein zentrales Thema in meinem Leben. Vertrauen aufzubauen in die Fähigkeiten, die ich mit in diese Welt gebracht habe. Von klein auf bin ich hellfühlend, medial begabt. Ich nehme weit mehr wahr, als das, was wir mit unseren fünf Sinnen erfahren können. Im Verlauf meiner Erzählung wird sich – Nuance für Nuance meine Art und Weise das Leben zu betrachten, es tiefer wahrzunehmen, offenbaren. Du sollst wissen, dass ich dir mein Wissen bedingungslos anbiete und deine Lebenssichtweisen ebenfalls respektiere. Da wir uns so von Herz zu Herz begegnen werden, sind nicht nur die Botschaften meines Vaters im persönlichen „du“ geschrieben, auch ich wähle die vertrauliche Anrede an dich.
Selbst wenn die übermittelten Botschaften meines lieben Vaters dem ersten Gedanken nach an uns als Familie gerichtet waren, so verstand ich sehr bald, dass sich mein Vater an eine viel größere Zuhörerschaft wandte. Für mich enthalten die Texte eine essentielle Botschaft: „Hör auf dein Herz!“ – und ich spüre, dass es ihn glücklich macht, wenn ich seine Botschaften teile! Ich bin meinem Vater von Herzen dankbar und weiß eines ganz sicher: dass es ihn freut, auf diese Weise zu einem Botschafter des Lichtes zu werden. Für mich und meine Familie ist er dazu geworden.
Mit Hilfe der Einsichten, die ich durch den „Abschied“ von meinem geliebten Vater gewann, möchte ich heute alle Menschen daran erinnern, dass es sich lohnt ja! zu sagen, zum Leben und zu sich selbst. Das Buch führt über den Tod hinaus, mitten ins Leben hinein. Ich möchte einen Impuls setzen und die bewusste Erinnerung wecken, dass wir über unsere physische Form hinaus grenzenlos leuchtendes Bewusstsein sind. Denn in Wahrheit sind wir wunderschöne Wesen, – kreative Schöpfer! Ich möchte dich dazu einladen und ermutigen, dein Leben – auch und gerade in Momenten der Trauer, des Schmerzes und des Abschieds – liebevoll zu umarmen.
Die Lichtinformation, die sich mir in inneren Bildern, spontanem Wissen und Gefühlen zeigte, habe ich in Worte übersetzt, die wir in unserem Alltags- und Tagesbewusstsein verstehen können. Vielleicht fließen dir ergänzende Informationen zu, während du die Texte liest, als Erweiterung der Botschaft. Wenn dies geschieht, lasse es geschehen – ohne Wertung. Die Kapitel sind sozusagen lebendige Information und in der Lage, sich anzupassen, an dein Bewusstsein und dein Vermögen zu verstehen. Lasse dich beim Lesen gerne von deiner Neugier zu bestimmten Themen leiten: Folge dem ersten Impuls für ein Kapitel, oder lies das Buch einfach von vorne bis hinten durch. Die Texte sind gehaltvoll. Lasse dir bitte Zeit! So gibst du den enthaltenen Informationen Raum, sich in deinem Herzen zu entfalten. Dann können sie dich nachhaltig berühren.
Wir alle erleben und erfahren unsere Welt, und auch die sogenannte „Geistige Welt“, auf dem Frequenzbereich, auf den wir uns einschwingen, den wir empfangen können, je nach Offenheit unseres Bewusstseins und Herzens. Ich biete dir in diesem Buch meinen Frequenzbereich an. Da ich überwiegend aus der reinen Intuition wahrnehme und agiere, werden dir im Folgenden keine wissenschaftlichen Ansätze oder Thesen begegnen. Alles, was du als befremdlich und für dich unpassend empfindest, darfst du einfach so stehen lassen. Das bedeutet nicht automatisch, dass meine Darstellung unwahr ist. Sie entspricht einem Ausschnitt meiner derzeitigen Perspektive und befindet sich in fließender Entwicklung. Du kannst das Gelesene als Chance nutzen, um deine derzeitige Perspektive zu erweitern – sofern du magst.
Ich lade dich ein, Beobachter zu sein, von einem Abschied und einer Ankunft – in eine uns noch weitgehend unbekannte Daseinsform. Eine himmlische Dimension, die von grenzenloser Liebe und Vertrauen getragen wird! Folge und begegne mir, während ich mich in der bisher schwersten Situation meines Lebens vertrauensvoll dem Fluss und Wandel öffne und einen geliebten Menschen über den Tod hinaus auf seiner Reise ins Licht begleite und unterstütze. Erlebe, wie ich durch meine zunehmende Bereitschaft, mich dem Leben hinzugeben – zum Wohl aller –, berührende und tröstende Botschaften erhalte, ins Vertrauen und in die Lebensfreude zurückfinde. Bedingungslos.
Es ist an der Zeit den Umgang mit dem Sterben und Tod weiter zu durchlichten. Lasse dich von der Leichtigkeit und Wärme, die diese Erzählung anbietet, führen, um auch dein Herz möglicherweise für die großartige Wahrheit hinter dem Schmerz zu öffnen. Der Prozess des Abschiednehmens lud mich ein, alles so bewusst wie möglich wahr- und anzunehmen. Auch meinen Schmerz. Ich unterdrückte ihn nicht mehr, wenn er sich zeigte. Je mehr ich mich hinzugeben begann, in das Vertrauen, dass alles einen übergeordneten höheren Sinn hat, desto milder fiel auch der von mir empfundene Schmerz aus und mit der Zeit ging er ganz. Ja, ein solches Wunder der Heilung können wir alle erfahren.
Heilung passiert auf so vielen Ebenen … unsere Herzen können essentielle Heilimpulse empfangen, durch den Prozess des Abschiednehmens, der Akzeptanz. Unsere Gefühle können eine neue Balance erfahren, dadurch, dass wir aufgefordert sind, uns einer überraschenden Situation zu stellen und zu entdecken, wie es sich anfühlt, welchen Unterschied es macht, wenn wir uns von unserem weisen Herzen leiten lassen und offen – ohne Widerstand – durch die Situation hindurchgehen. Mit allen Höhen und Tiefen. Lassen wir uns ein, ist es möglich, dass wir uns durch dieses Annehmen stärker, befreiter und innerlich in Frieden mit uns und anderen fühlen. Sogar Meinungen und Vorstellungen, die wir im Laufe unseres Lebens angenommen haben, und die uns manchmal wie ein eingelaufener Pullover einengen, können sich sanft lösen und Platz machen für Vertrauen … All das kann geschehen, wenn wir die Kontrolle unseres Verstandes aufgeben und mit dem Leben mitgehen. Wenn wir uns auf den Lebensfluss einlassen, können wir mit der Zeit fühlen: Alles ist in Ordnung!
Bewege dich mit, schwinge mit – bejahend. Bist du ganz mit dem Herzen dabei und überwindest so deine Widerstände, kann sich ein fließender Lebenstanz entwickeln – selbst und gerade in Momenten des Loslassens, des Abschieds. Aus anfänglichen Stolperschritten, werden mit der Zeit harmonischere Bewegungsabläufe, die uns beleben und uns über uns selbst hinaus erheben. Wir dürfen uns dabei Zeit lassen. Nur Mut, wage es! – Auch ich bin mitten drin und erlebe es, immer wieder aufs Neue.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen den Mut, dich dem Leben zu öffnen – nicht nur, aber auch in Situationen des Abschieds. Es mag für uns heute noch ungewohnt sein, uns dem Lebensfluss anzuvertrauen und den Abschied als einen Neubeginn mit offenem Herzen zu begrüßen. Doch es schafft neue Möglichkeiten, trotz des erlebten Verlustes liebevoll mit sich selbst umzugehen und damit auch den anderen in seinem Prozess frei zu lassen. Abschied darf sich leichter gestalten. Wir dürfen einen neuen Umgang mit dem Thema Tod wählen.
Von Herz zu Herz
Sabine
Kapitel 1
Wie alles begann
Können Wunder geschehen? – Oh, ja! … Ich fühle und habe es erlebt. Vielleicht geschehen sie nicht immer so, wie wir uns das vorstellen oder wünschen würden und doch sind sie da. Wir dürfen sie bewusst zulassen. Ein offensichtliches Wunder – und für jeden absolut als solches nachvollziehbar – wäre es gewesen, wenn mein Vater nach seinem Herzinfarkt vollständig genesen und quietschvergnügt sein Leben fortgesetzt hätte. Noch eindrucksvoller wäre es gewesen, wenn die Heilsitzungen, die mein Bruder Martin und ich für unseren Vater gaben, nachweislich dazu beigetragen hätten, ihn wieder ganz gesund zu machen. Oh, wie haben wir uns genau das gewünscht! Aber während der kurzen Zeit, die uns noch mit unserem Vater blieb, habe ich für mich nachdrücklich verstanden, dass es nicht immer darum geht, was wir wollen. Und auch Wunder können sich direkt vor unseren Augen präsentieren, ohne dass wir sie gleich bemerken. Für meinen Paps war die Zeit gekommen, ins Licht zu gehen und seine Erfahrungsreise auf der Erde zu beenden. So ist der Anfang dieses Buches vielleicht der traurigste Teil. Vielleicht aber auch nicht.
Durch den Tod unseres geliebten Vaters und Ehemanns brach urplötzlich unsere geordnete Welt als Familie zusammen. Und ich wurde massiv ins Hier und Jetzt geschleudert. Dieses Herausgerissen werden, aus allen festen Gewohnheiten, entpuppte sich im Laufe der Zeit als ein Geschenk. Was wir in solchen Momenten brauchen, ist: Vertrauen und nachsichtige Geduld mit uns selbst. Manchmal begreifen wir erst viel später, was für ein Geschenk wir durch eine Krise erhalten haben. Und es liegt ganz in unserer Hand, ob wir uns darauf einlassen können und was wir damit anfangen. Jede Krise, jede Herausforderung bietet uns die Möglichkeit mit dem Herzen hinzusehen, hinzuhören und hinzuspüren und dadurch den ursächlichen Schmerz zu wandeln in ein: Ja! zum Leben und zu uns selbst.
Den möglichen Schmerz möchte ich dabei nicht herunterspielen und wegschieben, durch den man in einem solchen Fall hindurchzugehen hat. Aber ich blicke weiter. Ich blicke tiefer und voller Verständnis und Liebe auf das, was mir das Leben durch das, was wir als Familie erlebten, gebracht hat – unerwartete Nähe, unendlich viel Liebe und eine wichtige Lektion: Wir sind niemals allein! Auch wenn es so erscheinen mag.
Es ist schwer einen geliebten Menschen zu verlieren. Es kann uns kaputt machen. Verbittert. Verschlossen. Depressiv. Der Verlust kann uns geschockt und erstarrt zurücklassen. Leer. Einsam. Traurig. Ohne Lebensmut. Und ohne Lebenssinn. Verwirrt. Doch wir haben immer eine Wahl! Wie wäre es, wenn sich ein Raum in uns öffnen würde, der uns zeigte, dass es der Seele gut geht? Dass die Seele erleichtert ist, alle irdischen Begrenzungen hinter sich gelassen zu haben? Einen ebensolchen Raum durfte ich betreten und erleben, wie sich die Seele in grenzenloser Freude dem neuen Leben und Sein zuwendet und glücklich ist. Ich durfte erfahren, dass die Seele weiter lernt, sich weiterentwickelt und umgeben ist von einer liebevollen Gemeinschaft.
Ist es dir möglich, das so anzunehmen? Es gibt unvorhersehbare Situationen im Leben, die uns im ersten Moment Angst einjagen können, weil sie uns aus allem bisher Gewesenen herausreißen. Auch ich habe vor dem Tod meines Vaters nicht im Geringsten gespürt, dass sich eine Wendung in unserem Leben anbahnt, die mich dazu auffordern würde, ins Vertrauen zu gehen …
Alles lief wie gewohnt. Ich freute mich auf einen für die kommende Woche angekündigten Besuch meiner Eltern. Seit mein Sohn und ich im Herbst 2014 nach Bielefeld umgezogen waren, sahen wir vier uns öfter und mir tat die räumliche Nähe zu meinen Eltern gut. Jetzt trennten uns nur noch 210 Kilometer statt der doppelten Distanz. Zuvor lebten wir in der Pfalz. Gemeinsam wollten wir Vincents Geburtstag feiern, einen Kuchen backen und ihm einen schönen Tag bereiten. Der Alltag mit meinem behinderten Sohn, um den ich mich seit seinem dritten Lebensjahr weitgehend alleine kümmere, ist herausfordernd. Meine Eltern unterstützten uns seit der Diagnose von Vincents Krankheit im Alter von sechs Monaten liebevoll und ausdauernd, wann immer es ihnen über die Entfernung hinweg möglich war. Auch finanziell. Das entlastete mich sehr. Vor allem emotional. Bis zu Vincents fünftem Lebensjahr war ich beruflich tätig, doch mit seiner zunehmenden gesundheitlichen Instabilität kam ich mit der Doppelbelastung, 24-Stunden-Pflege und Beruf, kaum noch klar. Ich fühlte mich zunehmend überfordert und ausgebrannt. Zusätzlich belastete mich das unangenehme Gefühl, meinen Eltern finanziell auf der Tasche zu liegen. Trotz des Wissens, dass sie uns von Herzen gerne aushalfen, wollte ich ihnen so gerne zeigen, dass ich selbst für uns sorgen konnte. Und gleichzeitig hatte ich unglaublich Angst davor zu versagen. Dieses Dilemma machte ich bei meiner ersten schamanischen Sitzung, – die ich in diesen Tagen geplant hatte – zum Thema. Ich wollte endlich Frieden schließen, mit meiner Situation als alleinerziehende Mutter und der finanziellen Abhängigkeit.
Das gleichtönig klackende Geräusch der schamanischen Rassel lullte mich in einen wohltuenden Zustand des Friedens ein, während die junge, sympathische Therapeutin mich energetisch scannte. Ich spürte, dass ich loslassen durfte. Ich musste mich jetzt nicht länger anstrengen und durfte aus meinem Gedankenkarussell aussteigen. Erstmals seit vielen Monaten der Anspannung spürte ich Stille in mir. Im Verlauf der Behandlung lösten sich zwischen mir und meinem lieben Vater energetische Verstrickungen.
Dazu sollte ich vielleicht erklärend anfügen, wie ich zum heutigen Zeitpunkt das Zusammenwirken als Seelen verstehe: Wir alle sind als Seele mit vielen anderen Seelen multidimensional verbunden. Zwischen uns existieren unzählige Verknüpfungen, auch alte Vereinbarungen, die sich im Laufe der Zeit einengend auswirken können. Als Seele reifen wir mit unseren Erfahrungen und entwickeln uns weiter. Seelenvereinbarungen sind uns im Alltag nicht automatisch bewusst. Die meisten Begegnungen ergeben sich nicht rein zufällig, sondern wir ziehen sie aufgrund unserer vergangenen Verabredungen in unser Leben. Nicht immer sind die Begegnungen nährend und wohltuend. Manche können sogar ziemlich anstrengend und kraftraubend sein. Wir müssen dies alles nicht automatisch über uns ergehen lassen. Wir können die Verantwortung für harmonische Beziehungen übernehmen. Ein wunderbares Instrument für eine solche Harmonisierung ist die energetische Trennung zwischen zwei Seelen. Dabei werden alle ungünstigen und überholten Verabredungen bewusst gelöst. Alle liebevollen, stärkenden Verknüpfungen dürfen bestehen bleiben. Die Seelen werden dadurch freier in ihrem Selbstausdruck, in ihrem Erleben. Positive Aspekte werden dadurch gleichzeitig akzentuiert. Anhaftungen und Abhängigkeiten dürfen sich sanft lösen.
Für mich war es nach der Sitzung als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden und ich konnte wieder befreit durchatmen. Anstelle der beklemmenden Gefühle traten Akzeptanz, Dankbarkeit und Zuversicht. Ich hatte zwar noch keine konkrete Lösung für unsere finanzielle Situation vor Augen, doch ich entschloss mich für dieses Thema ins Vertrauen zu gehen. Ich wollte über meine Zweifel und über das schlechte Gewissen meinen Eltern gegenüber hinauswachsen. Dies war mein Wunsch als Resümee für diesen Tag. Mein entspanntes Gefühl hielt weiter an. …
Nur wenige Tage später sollte mein neuer Zustand der Verbundenheit, mein Gefühl von Gelassenheit, dass für mich gesorgt ist, auf eine harte Probe gestellt werden. Mein Vater erlitt einen schweren Herzinfarkt.
Wie mochte es ihm ergangen sein? Just in dem Moment, in dem ich meine Gedanken zu diesem Tag hier aufzuschreiben versuchte, bot mir mein lieber Vater seine Sichtweise dazu an. Danke Paps! Seine persönlichen Worte gebe ich gerne weiter: „Meine liebe Tochter, ich bin froh, dass du dich auf dieses kleine spontane Experiment einlässt. Ich möchte euch berichten, wie es sich zugetragen hat, an diesem sonnigen Frühherbsttag im September. Da ich am Vortag im Garten schon gute Arbeit geleistet hatte, wollte ich den sonnigen Tag nicht ungenutzt lassen und meine Arbeit fortsetzen. Da wir eine Fahrt zu dir und Vincent geplant hatten, wusste ich, dass ich jede Chance auf gutes Wetter sofort ausnutzen musste. Also machte ich mich nach einem Frühstück und Aussicht auf einen leckeren Eintopf zu Mittag gut gelaunt in den Garten auf. Ich schlenderte erst einmal ausgiebig durch den Garten, wie ich es so oft getan und genossen habe. Ich begrüßte die Singvögel, die Blumen und Sträucher, die Bäume und erklärte ihnen, dass ich mich heute weiterer Aufräum- und Verschönerungsarbeit widmen wollte. So habe ich meine Arbeiten im Garten immer begonnen. Ich weiß um die Existenz der Naturwesen und Helfer und obwohl ich sie nicht mit meinen physischen Augen sehen konnte, so wusste ich doch immer, dass sie mich hörten und auch unterstützten. Am Vortag hatte ich eine große Tanne beschnitten und ich wollte meine Arbeit betrachten und ggf. noch Ausbesserungen vornehmen, weil ich wusste, dass meine liebe Jutta gar nicht gut mit meinen „Verunstaltungen“ der Bäume und Büsche zurechtkam. Ich spürte immer noch den Muskelkater vom Vortag und nahm mir vor, es heute nicht zu übertreiben. Ich krachselte erneut auf die Leiter und war gerade im Begriff ein paar kleinere Äste zu entfernen, als ein Sausen durch meinen Körper ging. Nanu, dachte ich noch, habe ich etwa das Frühstück nicht vertragen? Ich achtete nicht weiter auf das Sausen, und setzte meine Arbeit fort. Aber das Sausen wurde stärker, dazu verschwamm noch meine Sicht leicht. Ich spürte einen Druck auf meiner Schulter, so als wollte mich jemand auffordern, von der Arbeit abzulassen. Das Sausen und Schwirren in meinem Körper war so unangenehm, dass ich es nicht ignorieren konnte. Ich stieg also unter Aufbietung all meiner Konzentration und Kraft von der Leiter herunter und musste mich stützen. Mir war hundeelend. Etwas trieb mich mechanisch ins Haus. Ich konnte auch nicht rufen, ich war einzig und allein damit beschäftigt mich auf mein Ziel zu konzentrieren: in die Wohnung zu gelangen. Da ich mich mein Leben lang ausgiebig mit der Lichtwelt und dem göttlichen Quell-Bewusstsein beschäftigt hatte, wusste ich, dass wir uns in der Not immer auf die göttliche Führung in uns verlassen können. Während ich mich in die Wohnung schleppte habe ich mich inbrünstig an die Engel gewendet: „Helft mir! Bitte helft mir!“ – Mir war so elend, ich fühlte mich hilflos und konnte diesen Schwächezustand gar nicht einordnen. Mein Körper kollabierte auf allen Ebenen. Ich bat die Engel, bat Vater-Mutter-Schöpfer-Gott ununterbrochen um Beistand. Ich schaffte es irgendwie, mich auf mein Bett zu legen, am Ende meiner Kraft. Ich hatte erbrechen und mich entkleiden müssen. Es war entsetzlich. Ich versuchte es mit der tiefen Bauchatmung, um mich zu beruhigen. Aber in meinem Körper tobte ein Orkan. Schließlich fand mich meine Frau, die noch ein paar Einkäufe erledigt hatte. Meine elende Verfassung versetzte sie in Aufregung und wir beide unterschätzten meinen Zustand kolossal. Ich spürte, dass etwas gar nicht in Ordnung war, aber meine ausgeprägte Zurückhaltung Ärzten gegenüber hielt mich davon ab sofort den Notarzt zu rufen. Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Letztendlich wurde der Notarzt doch gerufen und das versetzte mich in Aufregung. Ich schaffte es nicht mehr meine ruhige Atmung beizubehalten und hinzu kamen auch Schmerzen im Brustraum. Ich kämpfte mit mir und meiner Situation.
Und dann erlebte ich etwas unbeschreiblich Wunderbares!
Inmitten meines Kämpfens vernahm ich eine leise Melodie in meinem Inneren. Ganz zart, ganz unscheinbar und doch so unsagbar tröstlich. Diese Melodie packte mich mit einer Wucht, möchte ich mal sagen, und trug mich fort. Das war wohl etwa der Zeitpunkt, als die Rettungskräfte versuchten meine Körperfunktionen zu stabilisieren.
Ich löste mich von meinem körperlichen Erleben und es war als schwebte ich im Raum. Es ist schwer in Worte zu fassen. Plötzlich waren alle Emotionen, die mich noch kurz zuvor beherrscht hatten und drohten mir die Luft zu nehmen, weg. Es war still. Alles in mir war still und so friedlich. Ich habe eine ähnliche Art von Stille bereits in meinen unzähligen Meditationen erlebt. Aber nicht diese Stille. Es war eine erhabene Stille. Es war, als sei ich umgeben von einer mächtigen, tröstlichen Präsenz. Ich muss zugehen, ich war verblüfft und es fühlte sich gut an. Leicht und frei. Ich bemerkte ein Licht neben mir und nahm dann deutlich Umrisse eines sehr liebevollen Wesens wahr. Mein Schutzengel! Ich kannte ihn und die Freude ihn bei mir zu wissen, zu spüren und zu sehen war unbeschreiblich groß. Ich war so sehr erleichtert. Mein Schutzengel deutete auf die Szene unter uns und erklärte mir, dass der Notarzt und sein Team gerade dabei waren mich wiederzubeleben. Es war wirklich eine surreale Situation, den eigenen Körper zu sehen ohne die geringste Emotion zu empfinden. Ich empfand nichts. Kein Bedauern, keinen Schmerz. Ich fühlte mich einfach frei. Dann führte mich mein Schutzengel zu meiner lieben Frau, die völlig verstört und aufgelöst alleine in einem Raum saß und nicht wusste wie ihr geschah. Das löste allerdings sehr viel bei mir aus! Wieso war sie alleine? Wieso war keiner bei ihr und kümmerte sich um sie? Wieso sprach niemand ein tröstendes Wort zu ihr? Was war hier eigentlich los? Und ich spürte wie eine Kraft an mir zu ziehen begann. Es war als würden mich Energieschnüre zu meinem Körper ziehen. Wie ein Tau, das eingeholt wird. Das versetzte mich in Unruhe. Ich wollte meiner Frau sagen, dass es mir gut ging und sie sich keine Sorgen machen müsse und im krassen Gegensatz dazu sah ich ihr verstörtes, verletzliches Wesen und wollte bei ihr sein, sie trösten und ihr helfen. Aber ich wehrte mich auch dagegen in meinen Körper zurückzugehen. Ein neuer Kampf! Wieder kämpfte ich mit der Situation, mit der Realität. Ich wollte für meine liebe Frau das Beste, wollte aber auch meine Freiheit nicht wieder verlieren. Da kam mir mein Schutzengel zu Hilfe!
Die Szene löste sich vor mir auf und ich sah Farben und ich hörte Klänge. Ich spürte Vertrauen und Ruhe in mir. Ich fühlte mich umgeben von unbeschreiblicher Liebe. Ich nahm zuerst schemenhaft, dann immer deutlicher einzelne Personen wahr, die in einem gewissen Abstand um mich herumstanden und mich so gütig und liebevoll ansahen. Ich kannte diese Seelen! Ich hatte ein unbeschreibliches Sehnsuchtsgefühl in mir. Eine Seele löste sich und kam näher. Sie kam näher und umfing mich mit so viel mütterlicher Liebe, dass es mich sprachlos machte vor Glück. Mein liebes Mütterchen!!! Sie war hier bei mir. Sie lächelte. Und dann lächelten alle anderen und ich spürte so viel Freude und Verbundenheit. Ich war willkommen und wusste, sie sind für mich da. Ich bin nicht alleine und habe ihre volle Unterstützung. Sie entfernten sich und lösten sich im Licht auf. Ich spürte ihre Präsenz und ihren Beistand. Dann hörte ich wieder diese zarte, überaus reine, schöne Melodie. Sie packte mich und belebte mich. Mein Schutzegel erklärte, dass dies meine Seelenmelodie sei. Es war wunderschön. Jeder hat solch eine Melodie und wer sie hört, erfährt einen mächtigen Kraftzuwachs und erlebt seine wahre Identität. Ich durfte mich noch einen Moment ganz dieser Melodie hingeben und sie spüren. Etwas derartig Schönes hatte ich noch nicht erlebt.
Mein Schutzengel bedeutete mir, dass ich noch gebraucht würde und dass ich ein Versprechen einzulösen hätte, dass ich meiner irdischen Familie, euch, einmal gegeben hatte – vor unserer gemeinsam geplanten Inkarnation. Er sagte, ich würde euch die Angst vor dem Tod nehmen! Ich wollte eure Herzen öffnen, für die Wahrheit dahinter. Für die Großartigkeit der Schöpfung und unserer Existenz. Das ist mein Geschenk an euch, meine Lieben und ich bin überaus glücklich, dass ich dieses wichtige Versprechen nun einlösen durfte!
Also ging ich zurück in meinen Körper …“
Während ich also gemeinsam mit Vincent einen vergnügten Samstagvormittag auf einem Hoffest erlebte, schwungvolle Musik, Limo und leckeren Kuchen bei schönem Herbstwetter genoss, durchlebten meine Eltern gute 210 Kilometer entfernt ein Drama. Ich ahnte davon natürlich nichts als ich am Nachmittag beschwingt in unsere Wohnung zurückkehrte und fröhlich nach dem Telefon griff, da ich unseren Anrufbeantworter blinken sah. Ich rief die Nachrichten ab und mein Herz begann wie wild zu klopfen. Meine Mutter, sehr aufgelöst, bat mich um Rückruf. Mein Vater sei mit dem Notarzt in die nächstgelegene Klinik gebracht worden. Intensivstation. Herzinfarkt und Reanimation. Mit zitternden Fingern wählte ich die Nummer meiner Eltern und hatte meine zutiefst schockierte Mutter am Telefon. Noch während wir sprachen packte ich mit fliegenden Fingern ein paar Sachen für uns ein. Ich kannte solche abrupten Notfallsituationen mit meinem Sohn Vincent und wie automatisch sammelte ich alles Wichtige zusammen. Ich informierte rasch die Nachbarin und belud das Auto. Wir hatten rund drei Stunden Fahrt vor uns. Gott sei Dank war Vincent wie immer geduldig und gelassen. Vincent und ich kommunizieren, neben dem normalen verbalen Austausch, telepathisch miteinander. Das bedeutet, wir wissen auf einer Ebene sofort, was im jeweils anderen vorgeht. Ich empfand es als unglaublich tröstlich, Vincents ruhige Gegenwart zu spüren. Ein paar Freundinnen, die ich ebenfalls noch rasch zur Situation benachrichtigt hatte, erklärten sich sofort bereit, Heilenergien für meinen Vater zu schicken. Ich war ihnen zutiefst dankbar für diese Form der Unterstützung.
Energetisch zu wirken ist – theoretisch – für jeden zugänglich und unser ursprünglicher Seinszustand. Es fühlt sich natürlich für mich an. Ich denke kaum darüber nach und kann aus meiner Intuition heraus überall, wo ich mich gerade aufhalte, für mich und mein Umfeld wirken. Das Einzige, was ich stets beachte und respektiere, ist der freie Wille eines jeden Lebewesens – das bedeutet, ich wirke nicht ungefragt für eine Seele, ein Wesen, ein Gebiet. Ich kann jedoch immer um Schutz und göttliche Führung bitten. Das bedeutet für mich beten und die Energie der bedingungslosen Liebe strömen zu lassen und zur freien Nutzung anzubieten. Und so sandte ich meinem Paps bedingungslose Liebe. In Gedanken teilte ich ihm mit, dass Vincent und ich unterwegs seien und meine Geschwister am nächsten Tag eintreffen würden. Dann wären wir alle zusammen. Dieses Wissen tröstete mich.
Während der Fahrt konnte ich einigermaßen Ruhe bewahren. Ich fühlte mich gut behütet. Neben der Angst, die in mir immer wieder kurz aufflackerte, fühlte ich auch eine tiefe Geborgenheit und wusste ganz tief in mir drin, dass auch mein Vater beschützt wurde. Wie ich von meiner Mutter gehört hatte, war er ins künstliche Koma gelegt worden. Ich nutzte die ungestörten Momente im Auto und betete laut vor mich hin, rief seine Engel und Lichtfreunde, dass sie ihn begleiten, trösten und schützen mögen. Ich fühlte in mir, dass sich alles zu seinem höchsten Wohl entwickeln würde. Auch wenn ich noch nicht wusste, wie dieses „höchste Wohl“ konkret aussehen würde. Ich vertraute. Und dieses innere Wissen ließ mich ruhiger werden. In diesem Moment beschloss ich: Ich lasse mich ein, lasse mich vom Leben leiten. Und trotzdem: Nicht zu wissen, was kommt, kann Angst machen. Und auch meine Gedanken galoppierten zwischen den Möglichkeiten hin und her. Ich ermahnte mich, mich nicht in Angstszenarien zu verstricken. „Atmen und im Hier und Jetzt bleiben!“, sagte ich laut zu mir. Wie zur Bestätigung klatschte und juchzte Vincent von der Rückbank aus. Fröhlich lautierte er fast während der gesamten Fahrt und es wirkte auf mich als wolle er mir Mut zusprechen. Um mein Herz offenzuhalten und positiv gestimmt zu bleiben, drückte ich auch meine Dankbarkeit in einer Art Gebet an meinen lieben Vater aus:
„Paps, danke, dass du mir – gemeinsam mit Jutta – die Möglichkeit geschenkt hast, zu leben, um meine Erfahrungen hier auf der Erde sammeln zu können. Danke für deine Liebe. Für deinen Rückhalt. Danke, dass du mich, mein Wesen gesehen, anerkannt und gefördert hast. Danke, für deine Großzügigkeit. Danke, für alle lichtvollen Impulse, die ich durch dich habe empfangen dürfen. Danke, dass du mich gelehrt hast zufrieden zu sein, mit dem, was ich habe. Danke, dass du meinen Blick auf das Licht gelenkt hast, das jedem von uns innewohnt und uns alle verbindet. Danke, für dein Lachen. Danke, dass ihr in den Harz gezogen seid und wir Kinder umgeben von herrlicher Natur aufwachsen durften. Danke, für dein Verständnis, als ich die Uni geschmissen und mein Studium abgebrochen habe, ohne konkrete Pläne zu haben. Danke Paps, danke von Herzen, dass du mir geglaubt hast, als ich dir die ersten Botschaften von Vincent vorgelesen habe, deine Freude darüber hat mir gutgetan. Danke, dass du uns vorgelebt hast freundlich zu den Tieren zu sein – respektvoll und liebevoll. Und auch danke dafür, dass wir nicht alle Wünsche erfüllt bekommen haben – so habe ich gelernt zu unterscheiden, was wesentlich und wirklich wichtig ist. Und ich habe auch gelernt für mich selbst zu sorgen. Du hast vielleicht nicht immer alles „richtig“ gemacht, ich habe mich auch ungerecht behandelt gefühlt, verletzt, doch bin ich an diesen Herausforderungen im Laufe meines Lebens gewachsen und habe gelernt für mich einzustehen und mich selbst wahrhaftig zu lieben. Danke, für alle gemeinsamen schönen Zeiten. …“
Die Energien, die wir aussenden, zum Beispiel unsere Gedanken, reisen durch Zeit und Raum, kennen keine Hindernisse und ich wusste mit innerlicher Klarheit, dass die Seele meines Vaters meine Stimmung und meine Emotionen auffangen würde. Wir sollten die Macht der Gedanken und im Besonderen, die heilende Kraft der Dankbarkeit nicht unterschätzen. Dankbarkeit öffnet unsere Herzen! Und ich wollte mein Herz unbedingt offenhalten, trotz oder wegen meiner eigenen Beklommenheit und der Angst meiner Mutter, die mich gleich erwarten würde. Ich wollte stark sein und klar agieren können, ohne mich von Gedanken oder Gefühlen fortreißen zu lassen. „Das schaffe ich!“ – Vielleicht benutzte ich die positiven Sätze auch instinktiv wie ein Mantra? …
Drei Stunden Autofahrt können sich ziehen wie Kaugummi, wenn man unbedingt ankommen will, doch ich hatte das Gefühl diese Zeit mit meinen Gebeten sinnvoll auszufüllen. Und ich fühlte mich erleichtert, dass ich mir alles von der Seele reden konnte. Vincent blieb gelassen und geduldig, obwohl ich ganz in Gedanken versunken war und ihn kaum ansprach. Mit einem Mal fiel mir wieder ein, dass ich vor wenigen Tagen die Beziehungsebene zu Paps, unsere Vater-Tochter-Beziehung – physisch gesehen – und unsere Seelenbeziehung, gereinigt hatte. Ich erkannte in diesem Moment, dass ich ihm und mir damit wahrscheinlich ein Geschenk bereitet hatte. Denn es bedeutete, dass mein Vater mir gegenüber von all seinen Verpflichtungen entbunden war, die wir einmal getroffen hatten. Er war frei, als Seele sozusagen. Ich hatte ihm die Erlaubnis gegeben frei zu sein. Er hatte die wirklich freie Wahl. Ein paar Tränen kullerten mir aus den Augenwinkeln. – „Paps, ich möchte so gerne, dass du bleibst und dass es dir gut geht! Doch du hast die freie Wahl.“ – Mich durchrieselte Ruhe und Frieden.
Durch mein Leben hindurch war mir mein lieber Vater immer eine Stütze gewesen – für mich und Vincent. Wie ein ruhiger Fels in tosender See. Ich habe mich oft an seinem Trost festgehalten. Habe bei ihm Bestätigung und Ermutigung gefunden. Zu ihm konnte ich gehen, wenn ich wegen Vincent unruhig und aufgewühlt war. Und oft fungierte er als behutsamer Wegweiser, bis ich wieder meine eigene Spur gefunden hatte. Mein Vater war wichtig für mich. Und für Vincent. Auch Vincent hatte zu seinem „Opa Harz“ – so nannten wir ihn liebevoll – eine besondere Verbindung. Die beiden hatten einen Draht zueinander, sehr zärtlich. Ohne zu zweifeln hatte Paps mir zugehört, als ich die ersten Botschaften von Vincent mit ihm teilte. Ich konnte mir sicher sein, dass mein Vater verstehen würde, der mit Tränen der Rührung in den Augen auf das lauschte, was ich ihm von seinem Enkelsohn übermittelte. Er war so wichtig für mich. Mein Vater als Anker, immer da, mit seiner Ruhe. Gepaart mit seinem feinen Sinn für göttliche Heiterkeit und seinem großen Vertrauen in eine göttliche Kraft. Ich wollte das nicht aufgeben müssen. Wollte meinen lieben Vater nicht verlieren, seinen Rückhalt, sein Verständnis für mich.
In der jetzigen Situation wollte ich ihm unbedingt beistehen, ihm etwas von dem zurückgeben, was mich durch ihn all die Jahre begleitet und gestärkt hatte. Im Nachhinein erkenne ich, dass ich wachsen und die feinen Qualitäten, die ich durch ihn vorgelebt bekommen hatte, in mir weiter integrieren und auf meine Weise nun bewusst in meinem Handeln auszudrücken lernen durfte. Wir waren dabei, uns aus der von uns gewählten „Vater-Tochter-Verbindung“ zu lösen. Wir waren auf dem Weg einfach nur noch zwei Seelen zu sein, die einander auf eine reife, liebevolle Weise begleiteten. Dank der einfühlsamen schamanischen Heilbehandlung durfte es für uns nun so sein. – „Paps, ich bin da!“