Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind – auch durch die Verfilmungen – einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
Für meinen Neffen
in Erinnerung an eine Inschrift am
Compton Castle und einen Tag im Zoo
Gentleman Joe!«
»Na, wenn das nicht der alte Jimmy McGrath ist.«
Die Castle’s Select Tour, vertreten durch sieben depressiv anmutende Frauen und drei transpirierende Männer, verfolgte das Schauspiel mit regem Interesse. Anscheinend war ihr Mr Cade einem alten Freund begegnet. Sie alle bewunderten Mr Cade ungemein, seine große, schlanke Gestalt, das sonnengebräunte Gesicht, die unbeschwerte Art, mit der er Streitigkeiten schlichtete und sie in gute Laune versetzte. Dieser Freund von ihm wirkte jedoch entschieden befremdlich. Ungefähr genauso groß wie Mr Cade, aber stämmig und längst nicht so gut aussehend. Die Art von Mann, von der man in Büchern liest – wahrscheinlich der Wirt irgendeiner Spelunke. Aber schon interessant. Deshalb fuhr man ja schließlich ins Ausland: um diese seltsamen Dinge zu sehen, von denen man sonst nur in Büchern las. Bis jetzt hatten sie sich in Bulawayo ziemlich gelangweilt. Die Sonne brannte unerträglich heiß, das Hotel war ungemütlich, und es schien keine besonderen Ausflugsziele zu geben, bis sie endlich ins Matobo-Gebirge fahren würden. Zum Glück hatte Mr Cade den Kauf von Ansichtskarten vorgeschlagen. Das Angebot an Ansichtskarten war ausgezeichnet.
Anthony Cade und sein Freund waren ein paar Schritte zur Seite getreten.
»Was zum Teufel machst du bloß mit diesem Rudel Frauen?«, wollte McGrath wissen. »Legst du dir einen Harem zu?«
»Nicht mit diesem Verein«, grinste Anthony. »Hast du sie dir mal genau angesehen?«
»Allerdings habe ich das. Dachte schon, deine Sehkraft lässt nach.«
»Meine Sehkraft ist so gut wie eh und je. Nein, das ist eine Castle’s Select Tour. Ich bin Castle, der hiesige Castle, meine ich.«
»Welcher Teufel hat dich geritten, dich auf so etwas einzulassen?«
»Ein bedauerlicher Bedarf an Barem. Ich kann dir versichern, dass es ganz und gar nicht meinem Naturell entspricht.«
Jetzt grinste Jimmy.
»Warst ja nie besonders scharf auf normale Arbeit, stimmt’s?«
Anthony ignorierte diese abfällige Bemerkung.
»Jedenfalls rechne ich damit, dass sich bald etwas findet«, sagte er hoffnungsvoll. »So läuft es meistens.«
Jimmy gluckste.
»Wenn sich irgendein Sturm zusammenbraut, steckt Anthony Cade früher oder später mittendrin, das weiß ich genau«, sagte er. »Du hast einen ausgeprägten Instinkt für Querelen – und die neun Leben einer Katze. Wann können wir denn mal ein bisschen schwadronieren?«
Anthony seufzte.
»Ich muss diesen gackernden Hennen Rhodes’ Grabmal zeigen.«
»So ist’s richtig«, sagte Jimmy beifällig. »Dann kommen sie, von den Spurrillen durchgerüttelt, grün und blau zurück und verlangen lautstark, sich ins Bett legen zu dürfen, um ihre Prellungen zu kurieren. Und wir beide können bei ein, zwei Gläschen Neuigkeiten austauschen.«
»Genau. Bis dann, Jimmy.«
Anthony schloss sich wieder seiner Schafherde an. Miss Taylor, die Jüngste und Übermütigste der Reisegesellschaft, blies sofort zur Attacke.
»Ach, Mr Cade, war das ein alter Freund von Ihnen?«
»Ganz genau, Miss Taylor. Ein Freund aus meiner untadeligen Jugend.«
Miss Taylor kicherte.
»Ich fand, er sah furchtbar interessant aus.«
»Ich werde es ihm ausrichten.«
»Also Mr Cade, Sie Frechdachs! Allein die Vorstellung! Wie hat er Sie eingangs genannt?«
»Gentleman Joe?«
»Genau. Heißen Sie Joe?«
»Ich dachte, Sie wüssten, dass ich Anthony heiße, Miss Taylor.«
»Ach, kommen Sie«, rief Miss Taylor kokett.
Anthony beherrschte seine neuen Aufgaben inzwischen sicher. Dazu gehörte es, abgesehen von der notwendigen Planung und Organisation der Reise, gereizte alte Herren zu besänftigen, wenn sie sich in ihrer Würde verletzt fühlten, dafür zu sorgen, dass ältere Matronen reichlich Gelegenheit hatten, Ansichtskarten zu kaufen, und mit allem, was im weitesten Sinne unter vierzig war, zu flirten. Letzteres wurde ihm erleichtert durch die extreme Bereitwilligkeit der betreffenden Damen, noch in seine unschuldigsten Bemerkungen eine zärtliche Bedeutung hineinzuinterpretieren.
Miss Taylor ging wieder zum Angriff über.
»Warum nennt er Sie dann Joe?«
»Ach, nur, weil ich kein Joe bin.«
»Und warum Gentleman Joe?«
»Aus demselben Grund.«
»Also, Mr Cade«, protestierte Miss Taylor bestürzt, »das sollten Sie jetzt wirklich nicht sagen. Erst letzten Abend hat Papa davon gesprochen, was für ein Gentleman Sie sind.«
»Sehr nett von Ihrem Vater, Miss Taylor, wirklich.«
»Und darin sind wir uns alle einig: Sie sind ein absoluter Gentleman.«
»Ich bin sprachlos.«
»Nein, wirklich, ich meine es ernst.«
»Gute Herzen sind mehr als Adelskronen wert«, sagte Anthony vage, ohne zu wissen, was er mit dieser Bemerkung eigentlich meinte, und inbrünstig hoffend, es sei Zeit zum Mittagessen.
»Ein wunderschönes Gedicht, ich höre es immer wieder gern. Sind Sie in der Poesie bewandert, Mr Cade?«
»Zur Not könnte ich ›Der Junge stand auf dem brennenden Deck‹ vortragen. ›Der Junge stand auf dem brennenden Deck, allein er rührte sich nicht vom Fleck.‹ Das ist alles, was ich noch weiß, aber ich könnte das Ganze auch noch gestisch untermalen, wenn Sie wollen. ›Der Junge stand auf dem brennenden Deck‹ – wusch, wusch, wusch, die Flammen, verstehen Sie? –, ›allein er rührte sich nicht vom Fleck‹ – und dabei renne ich wie ein Hund hin und her.«
Miss Taylor kreischte vor Lachen.
»Also wirklich, dieser Mr Cade! Ist er nicht lustig?«
»Zeit zum zweiten Frühstück«, sagte Anthony energisch. »Kommen Sie hier entlang. Eine Straße weiter gibt es ein ausgezeichnetes Café.«
»Ich nehme an«, sagte Mrs Caldicott mit ihrer tiefen Stimme, »diese Unkosten sind im Tourpreis inbegriffen?«
»Ein zweites Frühstück, Mrs Caldicott« – Anthony verfiel in einen professionellen Tonfall – »ist ein Zusatzaufwand.«
»Skandalös.«
»Das Leben steckt voller Fallstricke, nicht wahr?«, gab Anthony fröhlich zurück.
Als wollte sie eine Mine hochgehen lassen, erwiderte Mrs Caldicott mit funkelnden Augen:
»Das hatte ich mir schon gedacht, deshalb habe ich mir beim Frühstück vorsichtshalber ein Kännchen Tee abgezweigt! Den kann ich jetzt auf dem Spiritusbrenner warm machen. Komm, Vater.«
Triumphierend rauschten Mr und Mrs Caldicott zum Hotel zurück, die Dame ob ihres Weitblicks mit stolzgeschwellter Brust.
»Mein Gott«, murmelte Anthony, »wie viele komische Menschen es doch auf der Welt gibt.«
Mit dem Rest der Gruppe ging er in Richtung Café. Miss Taylor blieb an seiner Seite und setzte ihre Befragung fort.
»Haben Sie Ihren Freund schon lange nicht mehr gesehen?«
»Gut sieben Jahre.«
»Und Sie lernten ihn in Afrika kennen?«
»Ja, aber nicht hier in dieser Gegend. Das erste Mal, als ich Jimmy McGrath sah, war er bereits bridiert und fertig für den Kochtopf. Manche Stämme im Landesinnern sind nämlich Kannibalen, verstehen Sie? Wir waren gerade noch rechtzeitig da.«
»Und dann?«
»Dann gab’s ein nettes kleines Remmidemmi. Ein paar dieser Burschen haben wir abgeknallt, der Rest machte sich aus dem Staub.«
»Oh, Mr Cade, was müssen Sie für ein abenteuerliches Leben geführt haben.«
»Ich kann Ihnen versichern, es war ausgesprochen geruhsam.«
Doch das nahm ihm die Dame eindeutig nicht ab.
Es war gegen zehn Uhr abends, als Anthony Cade den kleinen Raum betrat, in dem Jimmy McGrath emsig mit diversen Flaschen hantierte.
»Mix mir was Starkes, James«, beschwor er ihn. »Glaub mir, das brauche ich jetzt.«
»Das kann ich mir vorstellen, alter Knabe. Ich würde deine Arbeit um nichts in der Welt machen wollen.«
»Zeig mir was anderes, und ich bin hier in null Komma nichts raus.«
McGrath schenkte sich seinen Drink ein, kippte ihn geübt hinunter und mixte einen zweiten. Dann sagte er zögernd:
»Ist es dir ernst damit, mein Junge?«
»Womit?«
»Dass du deine Arbeit hinschmeißt, wenn du was anderes kriegen kannst?«
»Wieso? Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du von etwas weißt, an dem sonst niemand interessiert ist? Warum schnappst du dir den Auftrag nicht selber?«
»Ich habe ihn mir ja geschnappt, aber letztlich gefällt er mir nicht besonders, weswegen ich versuche, die Sache dir zu vermachen.«
Anthony wurde misstrauisch.
»Dann ist doch wohl irgendetwas faul daran? Hat man dich etwa als Lehrer an einer Sonntagsschule eingestellt?«
»Glaubst du, irgendjemand würde ausgerechnet mich als Sonntagsschullehrer engagieren?«
»Sicher niemand, der dich gut kennt.«
»Das ist eine absolut einwandfreie Sache, an der überhaupt nichts faul ist.«
»Und wo? Nicht vielleicht durch irgendeinen glücklichen Zufall in Südamerika? Ich werfe nämlich verstärkt ein Auge auf Südamerika. In einer dieser kleinen Republiken gibt es bald eine pieksaubere kleine Revolution.«
McGrath grinste.
»Du warst schon immer scharf auf Revolutionen – Hauptsache, richtig schön Rabatz machen.«
»Ich habe das Gefühl, dass meine Talente da draußen geschätzt werden. Ich sag dir, Jimmy, in einer Revolution kann ich unheimlich nützlich sein – für die eine oder die andere Seite. Das ist auf jeden Fall besser, als sich sein Brot redlich zu verdienen.«
»Ich glaube, das habe ich schon mal von dir gehört, mein Junge. Nein, nicht in Südamerika, sondern in – England.«
»In England? Viele Jahre später kehrt der Held in seine Heimat zurück. Nach sieben Jahren können Gläubiger ihre Forderungen nicht mehr geltend machen, oder, Jimmy?«
»Ich glaube nicht. Also, willst du mehr wissen?«
»Klar doch. Die Frage, die mir Sorgen bereitet, ist, warum du den Auftrag nicht willst.«
»Das kann ich dir sagen. Ich bin aktuell hinter Gold her, Anthony, hoch oben im Landesinnern.«
Anthony stieß einen Pfiff aus.
»Du bist schon immer hinter Gold her gewesen, Jimmy, seit ich dich kenne. Das ist dein Schwachpunkt, dein besonderes kleines Hobby. Ich kenne niemanden, der so viele fragwürdige Fährten verfolgt hat wie du.«
»Aber zu guter Letzt werde ich fündig. Du wirst schon sehen.«
»Nun, jedem sein Hobby. Meins ist Rabatz, deins Gold.«
»Komm, ich erzähle dir die ganze Geschichte. Was sich in der Herzoslowakei so abspielt, weißt du?«
Anthony blickte ihn überrascht an.
»In der Herzoslowakei?«, fragte er mit einem seltsamen Klang in der Stimme.
»Ja. Weißt du, was da los ist?«
Nach einer deutlichen Pause sagte Anthony langsam:
»Ich weiß nur das, was alle wissen. Gehört zu den Balkanstaaten, stimmt’s? Bedeutende Flüsse: unbekannt. Bedeutende Berge: ebenfalls unbekannt, aber recht zahlreich. Hauptstadt: Ekarest. Bevölkerung: hauptsächlich Briganten. Hobbys: Attentate auf Könige sowie Revolutionen. Letzter König: Nikolaus IV., vor circa sieben Jahren ermordet. Seither eine Republik. Insgesamt eine prima Gegend. Du hättest ruhig früher erwähnen können, dass es um die Herzoslowakei geht.«
»Das tut es ja gar nicht, höchstens indirekt.«
Anthony starrte ihn eher bekümmert als wütend an.
»Du solltest unbedingt etwas dagegen unternehmen, James«, sagte er. »Einen Fernkurs nehmen oder so. Wenn du in der guten alten Zeit des Empire solch eine Geschichte erzählt hättest, wärst du an den Füßen aufgehängt und bastonniert worden oder irgendetwas ähnlich Unangenehmes.«
Absolut unbeirrt von dieser Kritik verfolgte Jimmy seinen Kurs weiter.
»Schon mal von Graf Stylptitsch gehört?«
»Jetzt wird’s interessant«, sagte Anthony. »Viele, die noch nie von der Herzoslowakei gehört haben, würden bei der Erwähnung von Graf Stylptitsch aufhorchen. Der große alte Mann des Balkans. Der größte Staatsmann unserer Zeit. Der größte nicht aufgeknüpfte Schurke. Die Sichtweise hängt davon ab, welche Zeitung man liest. Aber eins ist sicher, James, an Graf Stylptitsch wird man sich noch erinnern, wenn wir beide schon längst Staub und Asche sind. In den letzten zwanzig Jahren steckte er hinter jedem Zug und Gegenzug im Nahen Osten. Er war Diktator, Patriot und Staatsmann, aber niemand weiß genau, was er wirklich war, außer einem perfekten Intriganten. Also, was ist mit ihm?«
»Er war Ministerpräsident der Herzoslowakei, deshalb habe ich das Land zuerst erwähnt.«
»Du hast kein Augenmaß, Jimmy. Verglichen mit Stylptitsch ist die Herzoslowakei absolut bedeutungslos. Sie gab ihm lediglich einen Geburtsort und einen öffentlichen Posten. Aber ich dachte, er sei gestorben.«
»Ist er auch. Vor ungefähr zwei Monaten in Paris. Was ich dir jetzt erzähle, geschah vor ein paar Jahren.«
»Die Frage ist eher«, sagte Anthony, »was erzählst du mir eigentlich überhaupt?«
Jimmy nahm den Rüffel hin und beeilte sich fortzufahren.
»Es war so: Ich war in Paris, gerade einmal vor vier Jahren. Als ich eines Abends durch ein ziemlich einsames Viertel lief, sah ich, wie ein halbes Dutzend französische Schläger einen seriös gekleideten alten Herrn vertrimmten. Ich kann solche einseitigen Angelegenheiten nicht ausstehen, weshalb ich sofort dazwischenfuhr und die Kerle windelweich prügelte. Wahrscheinlich hatten sie noch nie wirklich harte Schläge einstecken müssen. Sind dahingeschmolzen wie Schnee!«
»Alle Achtung, James«, sagte Anthony sanftmütig. »Hätte ich gern gesehen, diese Keilerei.«
»Ach, halb so wild«, sagte Jimmy bescheiden. »Aber der alte Knabe war mir unendlich dankbar. Er hatte auf jeden Fall ein paar intus, war aber nüchtern genug, um sich meinen Namen und meine Adresse zu merken, und kam am Tag darauf vorbei und bedankte sich. Und alles im großen Stil. Da habe ich dann erfahren, dass ich Graf Stylptitsch gerettet hatte. Er besaß ein Haus in der Nähe des Bois.«
Anthony nickte.
»Ja, nach dem Attentat auf König Nikolaus siedelte Stylptitsch nach Paris über. Später wollte man ihn zurückholen und zum Präsidenten machen, aber ohne ihn! Er blieb seinen monarchistischen Prinzipien treu, obwohl er angeblich bei jedem Hintertreppenhandel, der im Balkan ablief, die Hand im Spiel hatte. Ein sehr tiefes Wasser, der selige Graf Stylptitsch.«
»Nikolaus IV. war es doch, der diesen komischen Frauengeschmack hatte, oder?«, fragte Jimmy plötzlich.
»Ja«, antwortete Anthony. »Und dafür musste er auch büßen, der arme Kerl. Sie war irgendein Mädchen aus der Pariser Gosse, eine kleine Varietékünstlerin, und nicht einmal für eine Ehe zur linken Hand geeignet. Aber Nikolaus hatte sich über beide Ohren in sie verliebt, und sie wollte unbedingt Königin werden. Klingt absurd, aber irgendwie haben sie es geschafft. Nannten sie Gräfin Popowski oder so ähnlich und gaben vor, in ihren Adern flösse das Blut der Romanows. Nikolaus heiratete sie in der Kathedrale von Ekarest, wobei zwei unwillige Erzbischöfe zum Einsatz kamen, und sie wurde zur Königin Waraga gekrönt. Nikolaus schmierte seine Minister und dachte wahrscheinlich, damit sei alles im Lot, doch er machte die Rechnung ohne das Volk. In der Herzoslowakei ist man äußerst aristokratisch und reaktionär. Man hat dort gern richtige Könige und Königinnen. Es erhob sich ein unzufriedenes Murren, gefolgt von der üblichen unerbittlichen Unterdrückung und dem endgültigen Aufstand, bei dem der Palast gestürmt, das Königspaar ermordet und die Republik ausgerufen wurde. Seitdem ist das Land eine Republik, aber es geht dort noch immer recht lebhaft zu, habe ich gehört. Nur um in Übung zu bleiben, haben sie ein oder zwei Präsidenten um die Ecke gebracht. Doch revenons à nos moutons. Du warst gerade an der Stelle, wo Graf Stylptitsch dich als seinen Retter feierte.«
»Stimmt. Na ja, das war das Ende der Geschichte. Ich kam nach Afrika zurück und habe nie mehr daran gedacht, bis ich vor rund zwei Wochen ein eigenartiges Paket bekam, das mir Gott weiß wie lange von einem Ort zum anderen nachgeschickt worden war. In der Zeitung hatte ich gelesen, dass Graf Stylptitsch kürzlich in Paris verstorben war. Nun, dieses Paket enthielt seine Memoiren oder Erinnerungen oder wie immer man so etwas nennt. Es war ein Vermerk beigefügt, demzufolge man mir, sofern ich das Manuskript bis einschließlich 13. Oktober bei einem bestimmten Verlag in London abliefere, eintausend Pfund aushändigen werde.«
»Eintausend Pfund? Hast du gerade ›eintausend Pfund‹ gesagt, Jimmy?«
»Jawohl, mein Junge. Ich kann nur hoffen, dass es kein Scherz ist. Wie heißt es so schön? Verlasst euch nicht auf Fürsten oder Politiker. Tja, so ist das also. Und da mir das Manuskript derart lange hinterhergereist ist, habe ich jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Aber schade ist es trotzdem. Nur hatte ich schon die Fahrt ins Landesinnere arrangiert, die mir sehr am Herzen liegt. So eine Chance bekomme ich nie wieder!«
»Du bist unverbesserlich, Jimmy. Eintausend Pfund in der Hand sind allemal besser als irgendwelche hypothetischen Berge von Gold.«
»Und wenn es doch ein schlechter Scherz ist? Egal, die Passage ist gebucht und alles, ich bin auf dem Weg nach Kapstadt – und dann kreuzt du plötzlich auf!«
Anthony erhob sich und zündete sich eine Zigarette an.
»So langsam verstehe ich, worauf du hinauswillst, James. Du begibst dich wie geplant auf Goldsuche, und ich kassiere die tausend Pfund für dich ein. Wie viel fällt dabei für mich ab?«
»Was hältst du von einem Viertel?«
»Zweihundertfünfzig Pfund steuerfrei, sozusagen?«
»Genau.«
»Abgemacht, und nur um dir ein Zähneknirschen zu entlocken, hier noch ein kleiner Hinweis: Ich hätte es auch für hundert gemacht! Du wirst selbst auf deinem Sterbebett nicht mehr deinen Kontostand durchrechnen, das garantiere ich dir, James McGrath.«
»Wie auch immer, dann ist die Sache geritzt?«
»Allerdings ist die Sache geritzt. Ich bin dabei. Zum Henker mit Castle’s Select Tours.«
Worauf sie feierlich anstießen.
Damit wäre das also klar«, sagte Anthony, leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch zurück. »Mit welchem Schiff wolltest du fahren?«
»Mit der Granarth Castle.«
»Die Passage wurde auf deinen Namen gebucht, nehme ich an, da sollte ich wohl besser als James McGrath reisen. Die Zeiten der Passformalitäten haben wir doch mittlerweile hinter uns gelassen, oder?«
»Das ist alles keine große Sache. Wir beide ähneln uns nicht die Spur, und trotzdem stünde in diesen dämlichen Dingern wahrscheinlich genau die gleiche Beschreibung – Größe: 1,82 m, Haare: braun, Augen: blau, Nase: gewöhnlich, Kinn: gewöhnlich …«
»Nicht so viel ›Gewöhnliches‹, wenn ich bitten darf. Ich sag dir, Castle hat sich gerade wegen meiner ansprechenden Erscheinung und guten Umgangsformen unter mehreren Bewerbern für mich entschieden.«
Jimmy grinste.
»Deine Umgangsformen habe ich heute Morgen mitbekommen.«
»Den Teufel hast du.«
Anthony erhob sich und ging auf und ab. Seine Stirn war leicht gerunzelt, und es dauerte ein Weilchen, ehe er zu sprechen begann.
»Jimmy«, sagte er schließlich. »Stylptitsch starb in Paris. Weshalb würde man ein Manuskript von Paris via Afrika nach London schicken?«
Jimmy schüttelte ratlos den Kopf.
»Keine Ahnung.«
»Warum macht man nicht ein schönes kleines Päckchen daraus und schickt es per Post direkt nach England?«
»Klingt zehnmal vernünftiger, das gebe ich zu.«
»Natürlich«, fuhr Anthony fort, »weiß ich, dass die Etikette Königen, Königinnen und Regierungsbeamten nicht erlaubt, irgendetwas auf eine einfache, direkte Art zu tun. Deshalb die königlichen Kuriere und das alles. Im Mittelalter bekam man einen Siegelring als eine Art Sesam-öffne-dich. ›Der königliche Ring! Passieren Sie, Mylord!‹ Und meistens war er gestohlen. Ich frage mich immer, warum nicht irgendein gewiefter Bursche auf den Dreh kam, Kopien des Rings anzufertigen – ein Dutzend oder so – und sie dann für hundert Dukaten das Stück zu verkaufen. Die Leute scheinen damals keinen Unternehmungsgeist gehabt zu haben.«
Jimmy gähnte.
»Meine Bemerkungen über das Mittelalter unterhalten dich offenbar nicht. Kommen wir also wieder auf Graf Stylptitsch zurück. Von Frankreich nach England via Afrika scheint mir selbst für einen Diplomaten ein etwas zu starkes Stück. Wenn er lediglich sicherstellen wollte, dass du eintausend Pfund bekommst, hätte er sie dir testamentarisch vermachen können. Gott sei Dank ist keiner von uns beiden zu stolz, um eine Erbschaft anzunehmen! Stylptitsch muss plemplem gewesen sein.«
»Könnte man meinen, oder?«
Anthony runzelte die Stirn und schritt weiter auf und ab.
»Hast du das Ding eigentlich gelesen?«, fragte er plötzlich.
»Was gelesen?«
»Das Manuskript.«
»Du meine Güte, nein. Weshalb, bitte sehr, sollte ich so etwas lesen?«
Anthony lächelte.
»Ich war nur neugierig. Du weißt doch, Memoiren haben schon jede Menge Ärger verursacht. Indiskrete Enthüllungen und dergleichen. Leute, die ihr ganzes Leben lang zugeknöpft waren, scheinen sich regelrecht zu ergötzen an der Vorstellung, Unheil zu stiften, sobald sie selbst bequem unter der Erde liegen. Es weckt in ihnen ein Gefühl von Schadenfreude. Jimmy, was für ein Mensch war Graf Stylptitsch? Du hast ihn kennengelernt und mit ihm gesprochen, und du bist ein ziemlich guter Menschenkenner. Könnte er ein rachsüchtiger alter Teufel gewesen sein?«
Jimmy schüttelte den Kopf.
»Schwer zu sagen. Verstehst du, den ersten Abend war er sternhagelvoll, und am nächsten Tag dann einfach ein vornehmer alter Knabe mit den allerbesten Manieren, der mich mit Komplimenten überhäuft hat, bis ich nicht mehr wusste, wo ich hinblicken sollte.«
»Und als er betrunken war, hat er nichts Interessantes gesagt?«
Jimmy dachte zurück, wobei sich seine Stirn in Falten legte.
»Er meinte, er wisse, wo der Koh-i-Noor sei«, sagte er unsicher.
»Ach Gottchen«, sagte Anthony, »das weiß doch jeder. Der wird im Tower aufbewahrt, oder? Hinter massivem Tafelglas und Eisenstäben, umringt von einer Menge Herren in schicken Kostümen, die herumstehen und aufpassen, dass nichts stibitzt wird.«
»Stimmt«, räumte Jimmy ein.
»Hat Stylptitsch noch irgendetwas in der Art gesagt? Zum Beispiel, dass er wusste, in welcher Stadt sich die Wallace Collection befindet?«
Jimmy schüttelte den Kopf.
»Hm!«, machte Anthony.
Er zündete sich eine weitere Zigarette an und begann erneut, auf und ab zu gehen.
»Du Barbar liest wahrscheinlich nie Zeitung, was?«, brach es kurz darauf aus ihm heraus.
»Nicht sehr oft«, erwiderte McGrath schlicht. »In der Regel steht da nichts drin, was mich interessiert.«
»Da bin ich zum Glück zivilisierter. In der letzten Zeit wurde die Herzoslowakei mehrfach erwähnt. Andeutungen über eine royalistische Restauration.«
»Nikolaus IV. hat zwar keinen Sohn hinterlassen«, sagte Jimmy, »aber ich glaube keinen Augenblick, dass die Obolowitsch-Dynastie deshalb ausgestorben ist. Wahrscheinlich gibt es Unmengen von Nachkommen, Cousins, Großcousins und Urgroßcousins zweiten Grades.«
»Sodass es nicht schwer sein dürfte, einen König zu finden?«
»Nicht im Geringsten, würde ich sagen«, gab Jimmy zurück. »Weißt du, es verwundert mich überhaupt nicht, dass sie ihre republikanischen Institutionen satthaben. Einem so vitalen, robusten Volk muss es furchtbar bieder vorkommen, auf Präsidenten zu ballern, wo man doch an Könige gewöhnt war. Apropos Könige, das erinnert mich an etwas anderes, was Stylptitsch an jenem Abend auch noch von sich gegeben hat. Er meinte, er würde die Bande, die hinter ihm her sei, kennen. Es seien König Victors Leute.«
»Was?«
Anthony fuhr herum.
McGraths kleines Grinsen wurde breiter.
»Eine Spur erregt, Gentleman Joe?«, fragte er gedehnt.
»Sei kein Esel, Jimmy. Du hast grad etwas äußerst Wichtiges gesagt.«
Er ging zum Fenster und starrte hinaus.
»Wer ist denn dieser König Victor überhaupt?«, fragte Jimmy. »Noch einer von diesen Balkanmonarchen?«
»Nein«, erwiderte Anthony langsam. »Nicht so eine Art von König.«
»Was dann?«
Es blieb kurz still, ehe Anthony zu reden begann.
»Das ist ein Gauner, Jimmy. Der berühmt-berüchtigtste Juwelendieb der Welt. Ein phantastischer, wagemutiger Kerl, der sich durch nichts abschrecken lässt. König Victor war der Spitzname, unter dem er in Paris bekannt war. In Paris war das Hauptquartier seiner Bande. Dort schnappte man ihn auch und sperrte ihn wegen eines kleineren Delikts für sieben Jahre weg. Die größeren Sachen konnte man ihm nicht nachweisen. Bald ist er wieder draußen – vielleicht ist er sogar schon frei.«
»Glaubst du, Graf Stylptitsch hatte irgendetwas mit seiner Inhaftierung zu tun? War die Bande deshalb hinter ihm her? Aus Rache?«
»Keine Ahnung«, sagte Anthony. »Auf den ersten Blick erscheint es unwahrscheinlich. Soweit ich weiß, hat sich König Victor nie die herzoslowakischen Kronjuwelen unter den Nagel gerissen. Allerdings klingt die ganze Sache schon ziemlich suspekt, oder? Stylptitschs Tod, die Memoiren und die Gerüchte in der Zeitung – alles vage, aber spannend. Und dann noch das Gerücht, dass in der Herzoslowakei Öl gefunden wurde. James, ich habe es im Urin, dass man sich für dieses unwichtige kleine Land zu interessieren beginnt.«
»Wer denn so?«
»Hebräer. Fahlgesichtige Finanziers in Stadtbüros.«
»Worauf willst du mit dem ganzen Gerede eigentlich hinaus?«
»Ich versuche nur, einen einfachen Auftrag kompliziert zu machen, das ist alles.«
»Du willst doch nicht behaupten, dass es schwierig werden könnte, ein schlichtes Manuskript bei einem Verlag abzuliefern?«
»Nein«, meinte Anthony bedauernd. »Das ist wahrscheinlich wirklich alles andere als schwierig. Aber soll ich dir sagen, James, was ich mit meinen zweihundertfünfzig Pfund vorhabe?«
»Nach Südamerika zu fahren?«
»Nein, mein Junge, in die Herzoslowakei. Ich glaube, ich werde mich für die Republik engagieren. Höchstwahrscheinlich werde ich am Ende Präsident.«
»Wenn du schon dabei bist, warum gibst du dich dann nicht als Oberhaupt des Hauses Obolowitsch aus und wirst König?«
»Nein, Jimmy. König ist man auf Lebenszeit. Präsidenten übernehmen ihr Amt nur für vier Jahre oder so. Es würde mir schon Spaß machen, ein Reich wie die Herzoslowakei vier Jahre lang zu regieren.«
»Bei Königen«, warf Jimmy ein, »liegt der Durchschnitt sogar noch niedriger, würde ich sagen.«
»Wahrscheinlich werde ich ernsthaft versucht sein, deinen Teil der tausend Pfund auf die Seite zu bringen. Verstehst du, wenn du vollbeladen mit Nuggets zurückkommst, brauchst du das Geld sowieso nicht. Ich investiere es für dich in herzoslowakische Ölaktien. Weißt du, James, je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir deine Idee. Wenn du nicht davon angefangen hättest, wäre mir die Herzoslowakei überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Ich werde einen Tag in London verbringen, die Beute einsammeln, und dann ab mit dem Balkanexpress!«
»Ganz so schnell wirst du nicht wegkommen. Ich habe es zwar noch nicht erwähnt, aber ich hätte da noch einen anderen kleinen Auftrag für dich.«
Anthony ließ sich in einen Sessel sinken und nahm Jimmy ins Visier.
»Ich wusste die ganze Zeit, dass du mit irgendetwas hinter dem Berg hältst. Die Sache hat also einen Haken.«
»Keineswegs. Es geht nur darum, einer Dame aus der Patsche zu helfen.«
»James, ein für alle Mal, ich weigere mich, in deine scheußlichen Liebesaffären hineingezogen zu werden.«
»Es ist keine Liebesaffäre. Ich habe die Frau noch nie gesehen. Komm, ich erzähle dir die ganze Geschichte.«
»Wenn ich mir noch mehr von deinen endlosen, weitschweifigen Geschichten anhören soll, brauche ich erst noch einen Drink.«
Sein Gastgeber kam diesem Wunsch umgehend nach, dann begann er zu erzählen.
»Es war damals, als ich oben in Uganda war. Ich hatte da einem Südländer das Leben gerettet …«
»An deiner Stelle würde ich ein kleines Buch mit dem Titel Meine gesammelten Lebensrettungen schreiben. Das ist heute Abend schon die zweite, von der ich höre.«
»Na ja, eigentlich habe ich diesmal gar nichts weiter getan. Musste den Kerl lediglich aus dem Fluss ziehen. Wie alle Südländer konnte er nicht schwimmen.«
»Warte mal, hat diese Geschichte irgendetwas mit der anderen Sache zu tun?«
»Nicht das Geringste, obwohl, jetzt fällt mir wieder ein, dass dieser Kerl aus der Herzoslowakei stammte. Wir nannten ihn allerdings immer Kauderwelsch-Pedro.«
Anthony nickte gleichgültig.
»Für einen Südländer ist ein Name so gut wie jeder andere. Los, James, weiter im Text.«
»Also, der Bursche war mir doch irgendwie dankbar. Strich wie ein Hund um mich herum. Ungefähr ein halbes Jahr später starb er an Fieber. Ich war dabei. Ganz zum Schluss, er hatte schon fast den Löffel abgegeben, winkte er mich zu sich herüber und flüsterte mir völlig aufgewühlt irgendein Kauderwelsch ins Ohr, von einem Geheimnis – einer Goldgrube, soweit ich verstand. Drückte mir ein in Öltuch gewickeltes Päckchen in die Hand, das er stets am Körper getragen hatte. Nun, in dem Moment dachte ich nicht weiter darüber nach. Erst eine Woche später habe ich es dann aufgemacht. Ich muss gestehen, ich war doch neugierig geworden. Ich hätte nämlich nicht gedacht, dass Kauderwelsch-Pedro genügend Verstand hatte, um eine Goldgrube zu erkennen, selbst wenn er direkt davor stünde, aber das Glück ist halt blind …«
»Und schon bei dem bloßen Gedanken an Gold begann dein Herz natürlich wie immer wild zu klopfen«, unterbrach ihn Anthony.
»Ich war noch nie in meinem Leben so wütend. Eine Goldgrube, dass ich nicht lache! Gut, für einen räudigen Hund wie ihn mag es eine Goldgrube gewesen sein. Weißt du, was es in Wirklichkeit war? Ein Bündel Briefe, ja, Briefe von einer Frau, und noch dazu von einer Engländerin. Das Schwein hatte sie erpresst – und dann tatsächlich die Stirn, mir seine schmutzige Trickkiste zu übergeben.«
»Ich mag deinen gerechten Zorn, James, aber ich möchte dich daran erinnern, dass Südländer nun einmal so sind. Er hat es gut gemeint. Du hast ihm das Leben gerettet, und er hat dir eine profitable Geldquelle vermacht – deine noblen britischen Ideale überstiegen seinen Horizont.«
»Aber was zum Teufel sollte ich mit dem Zeug tun? Mein erster Gedanke war verbrennen. Aber dann fiel mir ein, dass diese bemitleidenswerte Dame ja gar nicht wüsste, dass sie vernichtet worden waren, und mit der ständigen Angst leben müsste, dass dieser Halunke eines Tages wieder auftauchen würde.«
»Du hast mehr Phantasie, als ich dir zugetraut hätte, Jimmy«, bemerkte Anthony und zündete sich eine weitere Zigarette an. »Ich gebe zu, dass die Angelegenheit komplexer ist, als sie sich anfangs darstellte. Wie wäre es, ihr die Briefe einfach zu schicken?«
»Wie alle Frauen hat sie auf den meisten Briefen weder ein Datum noch einen Absender angegeben. Nur auf einem stand so etwas wie eine Adresse – ein einziges Wort: ›Chimneys‹.«
Anthony hielt beim Ausblasen seines Streichholzes inne, bis es ihm fast den Finger verbrannte, worauf er es mit einer ruckartigen Bewegung auf den Boden warf.
»Chimneys?«, sagte er. »Das ist ja höchst merkwürdig.«
»Wieso, kennst du es?«
»Das ist ein herrschaftliches Anwesen in England, mein lieber James. Ein Ort, wo Könige und Königinnen ihr Wochenende verbringen und Diplomaten zusammenkommen und diplomatisieren.«
»Genau einer der Gründe, weshalb ich so froh bin, dass du nach England fährst und nicht ich. Du weißt diese ganzen Sachen«, sagte Jimmy einfach. »Ein kanadischer Hinterwäldler wie ich würde da alle möglichen Böcke schießen. Aber jemand wie du, der in Eton und Harrow im Internat war …«
»Nur in einem davon«, warf Anthony bescheiden ein.
»… wird das Ganze erfolgreich zu Ende bringen. Warum ich ihr die Briefe nicht geschickt habe, fragst du? Nun, es kam mir gefährlich vor. Soweit ich die Sache einschätzen konnte, hatte sie einen eifersüchtigen Ehemann. Stell dir vor, er öffnet das Päckchen aus Versehen. Wie würde es der Armen dann ergehen? Oder sie ist tot – die Briefe sahen aus, als wären sie schon vor geraumer Zeit geschrieben worden. Ich habe mir überlegt, es gibt nur eine Möglichkeit, nämlich dass sie jemand nach England mitnimmt und ihr persönlich übergibt.«
Anthony legte seine Zigarette weg, ging zu seinem Freund hinüber und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
»Du bist ein echter fahrender Ritter, Jimmy«, sagte er. »Und die kanadischen Hinterwäldler sollten stolz sein auf dich. Ich werde die Sache nicht halb so gut hinbekommen, wie du es könntest.«
»Du übernimmst den Auftrag also?«
»Natürlich.«
McGrath erhob sich, ging zu einem Schubfach, nahm ein Bündel Briefe heraus und warf es auf den Tisch.
»Hier. Am besten siehst du sie dir mal an.«
»Ist das notwendig? Eigentlich würde ich lieber darauf verzichten.«
»Also, nach dem, was du über dieses Chimneys-Anwesen gesagt hast, habe ich das Gefühl, dass sie sich da vielleicht nur vorübergehend aufgehalten hat. Wir sollten die Briefe durchgehen und sehen, ob es irgendwelche Hinweise darauf gibt, wo sie wirklich haust.«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
Sorgfältig sahen sie die Briefe durch, ohne jedoch zu finden, was sie zu finden gehofft hatten. Nachdenklich sammelte Anthony sie wieder zusammen.
»Armer kleiner Teufel«, sagte er. »Sie hatte eine Heidenangst.«
Jimmy nickte.
»Meinst du, du wirst sie aufspüren können?«, fragte er besorgt.
»Ich werde so lange in England bleiben, bis ich sie gefunden habe. Diese unbekannte Dame scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen, was, James?«
Gedankenverloren fuhr Jimmy mit dem Finger über die Unterschrift.
»Ein schöner Name«, sagte er wie zur Entschuldigung. »Virginia Revel.«
Ganz recht, mein Bester, ganz recht«, sagte Lord Caterham.
Schon dreimal hatte er die gleiche Bemerkung gemacht, jedes Mal in der Hoffnung, er könnte damit das Gespräch beenden und das Weite suchen. Er schätzte es überhaupt nicht, auf der Treppe seines exklusiven Londoner Klubs stehen und die endlose Eloquenz des ehrenwerten George Lomax über sich ergehen lassen zu müssen.
Clement Edward Alistair Brent, neunter Marquis of Caterham, war ein kleinwüchsiger, schäbig gekleideter Herr und entsprach überhaupt nicht der Vorstellung, die man sich in der Öffentlichkeit von einem Marquis machte. Er hatte blassblaue Augen, eine schmale, melancholische Nase und ein zerstreutes, aber höfliches Auftreten.
Das größte Unglück in Lord Caterhams Leben war es gewesen, vier Jahre zuvor die Nachfolge seines Bruders, des achten Marquis, angetreten zu haben. Denn der vorherige Lord Caterham war eine markante Erscheinung, war in ganz England ein Begriff gewesen. Ehemals Staatssekretär im Außenministerium, hatte er stets viel Raum in den diversen Ratsversammlungen des Empire eingenommen, während sein Landsitz, Chimneys, für seine Gastlichkeit berühmt war. Mit der kompetenten Unterstützung seiner Gattin, einer Tochter des Duke of Perth, war auf informellen Wochenendgesellschaften auf Chimneys Geschichte geschrieben und rückgängig gemacht worden, und es gab kaum eine bedeutende Persönlichkeit in England – oder sogar Europa –, die nicht irgendwann einmal dort gewesen wäre.
So weit, so gut. Der neunte Marquis of Caterham hatte den größten Respekt vor dem Andenken seines Bruders und bewunderte ihn aufs höchste. Henry hatte das alles großartig gemacht. Woran Lord Caterham sich störte, war die weit verbreitete Annahme, Chimneys sei kein privater Landsitz, sondern eine nationale Einrichtung. Nichts langweilte ihn mehr als Politik – mit Ausnahme von Politikern. Daher seine Ungeduld angesichts der fortgesetzten Eloquenz von George Lomax. Dieser George Lomax war ein robuster, zum Embonpoint neigender Mann mit einem roten Gesicht und hervortretenden Augen sowie einem enormen Eigendünkel.
»Verstehen Sie, Caterham? Wir können uns, wir können uns augenblicklich einfach keinerlei Skandal leisten. Die Situation ist höchst delikat.«
»Was sie stets ist«, erwiderte Lord Caterham mit einer Prise Ironie.
»Mein Lieber, ich weiß, wovon ich rede!«
»Ganz recht, ganz recht«, sagte Lord Caterham, auf seine frühere Verteidigungsstrategie zurückgreifend.
»Ein Lapsus in dieser herzoslowakischen Angelegenheit, und wir sind erledigt. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass ein britisches Unternehmen die Ölkonzessionen erteilt bekommt. Das müssen Sie doch einsehen?«
»Natürlich, natürlich.«
»Fürst Michael Obolowitsch trifft Ende der Woche ein, und dann kann das ganze Geschäft auf Chimneys unter dem Deckmantel einer Jagdgesellschaft abgewickelt werden.«
»Ich dachte daran, diese Woche ins Ausland zu reisen.«
»Unsinn, mein lieber Caterham, niemand reist Anfang Oktober ins Ausland.«
»Mein Arzt scheint der Meinung zu sein, dass es ziemlich schlecht um mich steht«, entgegnete Lord Caterham und schielte sehnsüchtig auf ein vorbeikriechendes Taxi.
Er war jedoch außerstande, in die Freiheit zu entkommen, da Lomax – zweifellos aufgrund langjähriger Erfahrungen – die unangenehme Angewohnheit hatte, jeden, mit dem er ein ernstes Gespräch führte, zu fixieren. In diesem Fall hielt er Lord Caterham am Mantelrevers gepackt.
»Mein Lieber, ich sage es jetzt einmal mit dem Blick auf das gesamte Empire: Während einer Staatskrise, wie sie schnell näherrückt …«
Lord Caterham wand sich unbehaglich. Plötzlich erkannte er, dass er lieber zig Hausgesellschaften geben würde, als George Lomax dabei zuzuhören, wie er Sätze aus einer seiner eigenen Reden zitierte. Er wusste aus Erfahrung, dass Lomax gut und gern zwanzig Minuten ohne Unterbrechung dozieren konnte.
»In Ordnung«, sagte er, »ich mache es. Ich nehme an, Sie arrangieren die ganze Angelegenheit.«
»Da gibt es nichts zu arrangieren, mein Lieber. Chimneys ist, ganz abgesehen von seiner Geschichtsträchtigkeit, ideal gelegen. Ich werde auf Wyvern Abbey sein, knapp zehn Kilometer entfernt. Es wäre natürlich unpassend, wenn ich offiziell an der Hausgesellschaft teilnähme.«
»Natürlich«, pflichtete Lord Caterham ihm bei, obwohl er weder eine Ahnung hatte, weshalb es unpassend wäre, noch ein Interesse, es herauszufinden.
»Aber vielleicht hätten Sie nichts dagegen, Bill Eversleigh ebenfalls einzuladen. Er könnte als Nachrichtenbote fungieren.«
»Mit Vergnügen«, erwiderte Lord Caterham eine Spur lebhafter. »Bill ist ein ganz passabler Schütze, und Bundle mag ihn.«
»Seine Schießkünste sind natürlich nicht wirklich wichtig. Die Jagd ist ja sozusagen nur ein Vorwand.«
Lord Caterhams Miene verdüsterte sich wieder.
»Das wären dann alle. Der Fürst, sein Gefolge, Bill Eversleigh, Herman Isaacstein …«
»Wer?«
»Herman Isaacstein. Der Vertreter des Konsortiums, das ich erwähnt hatte.«
»Des rein britischen Konsortiums?«
»Ja. Wieso?«
»Nichts, gar nichts, ich habe mich nur gewundert, mehr nicht. Seltsame Namen haben diese Leute.«
»Und dann sollten natürlich noch ein, zwei Außenstehende mit dabei sein, nur um dem Ganzen einen authentischen Anstrich zu verleihen. Darum könnte sich Lady Eileen kümmern – junge unkritische Leute ohne jede Ahnung von Politik.«
»Bundle wird sich der Sache annehmen, da bin ich mir sicher.«
»Warten Sie mal.« Lomax schien ein Gedanke gekommen zu sein. »Wissen Sie noch, wovon ich gerade sprach?«
»Sie sprachen von so vielen Dingen.«
»Nein, nein, ich meine diesen unglücklichen Zufall«, er senkte die Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern, »die Memoiren, Graf Stylptitschs Memoiren.«
»Ich glaube, das schätzen Sie falsch ein«, sagte Lord Caterham, ein Gähnen unterdrückend. »Die Leute mögen Skandalgeschichten. Verdammt, ich lese selbst Erinnerungen – und zwar gern.«
»Es geht nicht darum, ob die Leute sie lesen werden oder nicht – sie werden sie verschlingen –, sondern darum, dass ihre Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt alles ruinieren könnte, alles! Die Herzoslowaken wollen zur Monarchie zurückkehren und sind bereit, Fürst Michael die Krone anzutragen, der die Unterstützung der Regierung Seiner Majestät genießt …«
»Und der bereit ist, Mr Ikey Hermanstein und Co. Konzessionen zu gewähren als Gegenleistung für einen Millionenkredit, der ihm auf den Thron verhelfen soll …«
»Caterham, Caterham«, flüsterte Lomax. Seine Stimme klang flehend und gequält. »Ich ersuche Sie um Diskretion. Diskretion, vor allen Dingen Diskretion!«
»Und der springende Punkt ist«, fuhr Lord Caterham einigermaßen genüsslich fort, obwohl er, der dringenden Bitte seines Gegenübers nachkommend, die Stimme senkte, »dass einige Erinnerungen von Stylptitsch alles über den Haufen werfen könnten. Tyrannei und das Fehlverhalten der Familie Obolowitsch im Allgemeinen, eh? Fragen im Parlament. Warum sollte man die gegenwärtige weltoffene, demokratische Regierungsform durch eine überholte Tyrannei ersetzen? Eine von blutsaugenden Kapitalisten diktierte Politik? Nieder mit der Regierung! Solcherlei Dinge, eh?«
Lomax nickte.
»Und es könnte noch schlimmer kommen«, hauchte er. »Stellen Sie sich vor, stellen Sie sich bloß einmal vor, irgendjemand würde eine Anspielung auf dieses, dieses unselige Verschwinden machen, Sie wissen schon, was ich meine.«
Lord Caterham starrte ihn an.
»Nein, das weiß ich nicht. Welches Verschwinden?«
»Aber davon müssen Sie doch gehört haben? Schließlich passierte es, als sie alle auf Chimneys waren. Henry war fürchterlich aufgebracht. Es hätte ihm fast die Karriere ruiniert.«
»Sie spannen mich auf die Folter«, sagte Lord Caterham. »Wer oder was verschwand denn?«
Lomax beugte sich vor und legte den Mund an Lord Caterhams Ohr. Letzterer zuckte zurück.
»Herrgott noch mal, zischen Sie mich nicht so an.«
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja, habe ich«, erwiderte Lord Caterham unwillig. »Jetzt fällt mir wieder ein, dass ich damals davon gehört habe. Sehr seltsame Geschichte. Ich möchte wissen, wer es war. Man hat ihn nie gefunden, oder?«
»Nein. Natürlich mussten wir die Angelegenheit mit höchster Diskretion behandeln. Von dem Verlust durfte kein Wort durchsickern. Allerdings war Stylptitsch damals dort. Er wusste etwas. Nicht alles, aber irgendetwas. Wir lagen uns seinerzeit ein- oder zweimal wegen der türkischen Frage mit ihm in den Haaren. Angenommen, er hat es aus reiner Bosheit niedergeschrieben, damit es die ganze Welt lesen kann. Stellen Sie sich den Skandal vor und die weitreichenden Folgen! Alle würden sich fragen: Warum wurde die Sache vertuscht?«
»Natürlich würden sich das alle fragen«, sagte Lord Caterham mit sichtlichem Vergnügen.
Lomax, dessen Stimme schrille Höhen erreicht hatte, bekam sich wieder in den Griff.
»Ich muss ruhig bleiben«, murmelte er. »Ich muss jetzt ruhig bleiben. Aber ich frage Sie eins, mein Bester. Wenn er kein Unheil stiften wollte, warum hat er das Manuskript dann auf diesem Umweg nach London geschickt?«
»Es ist auf jeden Fall merkwürdig. Sind Sie sich der Fakten sicher?«
»Absolut. Wir, äh, hatten unsere Agenten in Paris. Die Memoiren wurden mehrere Wochen vor seinem Tod heimlich auf den Weg gebracht.«
»Ja, es sieht so aus, als wäre da etwas dran«, sagte Lord Caterham mit dem gleichen Vergnügen, das er bereits zuvor an den Tag gelegt hatte.
»Wir haben herausbekommen, dass sie an einen Mann namens Jimmy oder James McGrath geschickt wurden, einen Kanadier, der sich gegenwärtig in Afrika aufhält.«
»Ein das gesamte Empire umspannendes Projekt, was?«, sagte Lord Caterham fröhlich.
»James McGrath soll Donnerstag, also morgen, an Bord der Granarth Castle hier eintreffen.«
»Was werden Sie tun?«
»Wir werden natürlich sofort an ihn herantreten, die möglichen ernsten Konsequenzen ansprechen und ihn bitten, die Veröffentlichung der Memoiren um mindestens einen Monat zu verschieben und sie auf jeden Fall umsichtig, äh, lektorieren zu lassen.«
»Angenommen, er sagt: ›Keinesfalls, Sir‹ oder ›Nur über meine verdammte Leiche‹ oder etwas ähnlich Locker-Flockiges?«, gab Lord Caterham zu bedenken.
»Genau das befürchte ich«, erklärte Lomax. »Deshalb kam mir ja plötzlich der Gedanke, dass es gut wäre, ihn ebenfalls nach Chimneys einzuladen. Er würde sich natürlich geschmeichelt fühlen, Fürst Michael vorgestellt zu werden, und ließe vielleicht leichter mit sich reden.«
»Ich werde nicht mit ihm reden«, entgegnete Lord Caterham hastig. »Mit Kanadiern komme ich einfach nicht zurecht, das war schon immer so – und mit solchen, die lange Zeit in Afrika gelebt haben, schon gar nicht!«
»Wahrscheinlich würden Sie herausfinden, dass er ein prächtiger Kerl ist, gewissermaßen ein ungeschliffener Diamant.«
»Nein, Lomax. Jetzt muss ich doch einmal ein Machtwort sprechen. Diesen Kanadier muss sich jemand anders vornehmen.«
»Ich dachte gerade«, sagte Lomax, »dass hier eine Frau ausgesprochen nützlich sein könnte. Man würde ihr genug erzählen, aber nicht zu viel, verstehen Sie. Eine Frau könnte die ganze Sache mit Takt und Feingefühl angehen – ihm die Situation sozusagen darlegen, ohne ihn gleich in Harnisch zu bringen. Nicht, dass ich Frauen in der Politik gutheiße – der St. Stephen’s Club ist mittlerweile ruiniert, absolut ruiniert. Aber in ihrer eigenen Sphäre kann eine Frau Wunder bewirken. Denken Sie doch bloß an Henry und was seine Gattin für ihn getan hat. Marcia war großartig, einmalig, eine perfekte politische Gastgeberin.«
»Sie wollen Marcia doch nicht etwa zu dieser Gesellschaft einladen?«, fragte Lord Caterham, der bei der Erwähnung des Namens seiner Respekt gebietenden Schwägerin leicht erblasst war, zaghaft.
»Nein, nein, Sie verstehen mich falsch. Ich sprach von dem Einfluss von Frauen allgemein. Nein, ich würde eine junge Frau vorschlagen, eine charmante, schöne, intelligente Frau.«
»Doch nicht etwa Bundle? Bundle wäre absolut ungeeignet. Wenn überhaupt, ist sie eine glühende Sozialistin und würde sich über diesen Vorschlag einfach nur kaputtlachen.«
»Nein, an Lady Eileen hatte ich nicht gedacht. Ihre Tochter, Caterham, ist charmant, einfach charmant, aber doch noch ein Kind. Wir benötigen jemand mit Savoir-faire, Selbstsicherheit, Weltkenntnis. Ah, natürlich, ich hab’s: meine Cousine Virginia.«
»Mrs Revel?« Lord Caterhams Miene hellte sich auf. Er hatte das Gefühl, dass er an der Gesellschaft vielleicht doch noch Gefallen finden könnte. »Ein äußerst guter Vorschlag von Ihnen, Lomax. Die charmanteste Frau Londons.«
»Die noch dazu mit der Herzoslowakei vertraut ist. Ihr Gatte war dort an der Botschaft tätig, Sie erinnern sich. Und, wie Sie sagten, eine Frau von großem persönlichem Charme.«
»Ein entzückendes Geschöpf«, murmelte Lord Caterham.
»Dann wäre das also geregelt.«
Mr Lomax ließ Lord Caterhams Mantelrevers fahren, woraufhin dieser die sich bietende Gelegenheit sofort beim Schopf packte.
»Bye-bye, Lomax, Sie treffen doch die nötigen Vorbereitungen, nicht wahr?«
Er stürzte sich in ein Taxi. In dem Maße, in dem ein rechtschaffener christlicher Gentleman eine Abneigung gegen einen anderen rechtschaffenen christlichen Gentleman verspüren konnte, verspürte Lord Caterham eine Abneigung gegen den ehrenwerten George Lomax. Er mochte sein aufgedunsenes rotes Gesicht nicht, er mochte seinen schweren Atem nicht, und seine hervortretenden ernsten blauen Augen mochte er auch nicht. Er dachte an das kommende Wochenende und seufzte. Ein Ärgernis, ein entsetzliches Ärgernis. Dann dachte er an Virginia Revel, und seine Stimmung hob sich ein wenig.
»Ein entzückendes Geschöpf«, murmelte er. »Ein absolut entzückendes Geschöpf.«
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