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Inhalt

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Titel

Kains Grab

Jenseits der Mauer beginnt die Stadt

Frühlings Erwachen

Lob des Bastards

Ringparabel

Strategien der Unscheinbarkeit

Bardo I

Bardo II

Die Türme des Schweigens I

Abrissarbeiten am Kindlifressbrunnen zu Bern

Die Türme des Schweigens II

Anhang

Tunesisches Tagebuch

Reisen und Sterben

Anmerkungen

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Melancholie des Reisens

Er läuft über den sandigen Boden der Sage

Und sein Fuß ist leicht.

Giuseppe Ungaretti: Caino1

KAINS GRAB

Aden, Dezember 2009/Januar 2010

1

Aden, den 14.12.2009 Auf Mücken war ich vorbereitet, aber nicht auf die vielen Fliegen, die in die Augenwinkel und in die Nasenlöcher schlüpfen, Dutzende, ein unentwegter Alptraum, der mich an Flussblindheit und Bilharziose denken lässt.

Von meinem Hotel aus blicke ich direkt auf die kargen, steilen Kraterwände, die sich wie ein riesiges versteinertes Reptil um die Stadt in ihrer Mitte legen. Bisher habe ich kein einziges europäisches Gesicht gesehen. Gibt es in Aden keinen anderen Europäer? Vierzig, fünfzig Jahre alte Autos entdecke ich in den engen Straßen, laut, stinkend, doch offenbar unverwüstlich.

Die Menschen hier wirken auf mich freundlicher, entspannter, sanfter als in Sanaa, auch wenn die Lebensbedingungen in der »Winterhauptstadt« des Jemen ungleich härter scheinen. Aber das sind nur erste, flüchtige Eindrücke.

Ein Verwirrter kommt an meinen Tisch, reicht mir seine schmutzige Hand, redet mit kurzen, abgehackten Sätzen auf mich ein und schlägt sich unterdessen ständig ins Gesicht. Die anderen Gäste geben mir mit unmissverständlichen Gesten zu verstehen, dass der Mann verrückt sei. Als ob ich das nicht selbst bemerkt hätte. Aber keiner schreitet ein, beruhigt den Mann oder führt ihn fort. Sie lassen mich allein mit der Frage, ob ich die ausgestreckte Hand hätte zurückweisen oder dem speichelgetränkten Wortgemetzel aus dem zahnlosen Mund durch eine höfliche, aber bestimmte Aufforderung ein Ende bereiten dürfen.

2

Aden, den 15.12.2009 Ich habe mir Aden weiß und blau vorgestellt, eine weißblaue Stadt am Meer. Nun finde ich einen Ort aus Vulkangestein und Asche vor. Und statt der Möwen Krähenschwärme über dem Himmel der Stadt und auf den Schlafbäumen, deren Namen mir niemand nennen kann. Krähengeschrei zerfetzt die Luft, ärgerlichen Menschen ähnlich, selbst die Gesänge der Muezzine und den Verkehrslärm übertönt es.

Doch das erste, was der Körper spürt und unmittelbar ins Bewusstsein dringt, wenn man aus der dünnen Höhenluft Sanaas kommt, ist die dichte, fast mit Händen zu greifende Seeluft, salzig, feucht und schwer, ein Gemisch aus faulendem Fisch, trocknenden Netzen, Teer. Diese Luft hat einen eigenen Körper, in dem ich mich anders bewege als im Gebirge, sie ist wie Asche, dieser feinste, nachgiebigste Aggregatzustand unseres Daseins.

3

Aden, den 17.12.2009   Rimbauds Kontor, das nach der Wiedervereinigung des Jemen zu einem französischen Kultur- und Forschungszentrum umgebaut wurde, ist von den Franzosen – angeblich wegen Baufälligkeit – wieder aufgegeben worden. Nun beherbergt das historische Gebäude, ohne sichtbare Zeichen irgendeiner Erneuerung, das Hotel Rambow, eine Rückübersetzung des berühmten Dichternamens aus dem Arabischen ins Englische, die dem Dichter selbst vielleicht sogar gefallen hätte.

Das heutige Rambow ist ein zweistöckiges Gebäude, grau verputzt, mit weißgetünchten romanischen Bögen über den kleinen rechteckigen Fenstern zur Hauptstraße, der Schari’a Arwa hin; vielleicht nachträglich verkleinert, der Hitze und des Lärms wegen. In der Schari’a Arwa gibt es nur noch wenige erhaltene Häuser mit den einst für Aden charakteristischen hölzernen Erkern, Fensterläden und Veranden, die an das koloniale Bombay erinnern.

Der Hotelmanager antwortet mir auf meine Frage, warum es in Aden keine Möwen, sondern nur Krähen gebe, die Briten hätten die Krähen aus Indien nach Aden gebracht, zur Rattenbekämpfung. Ratten gebe es heute immer noch, aber keine andere Vogelart mehr.

Das Erdgeschoss hat hohe Decken und könnte sehr gut als Lager und Kontor gedient haben. Ob dieses Haus jedoch tatsächlich Rimbauds Arbeits- und Wohnort in Aden gewesen ist, weiß niemand mehr mit Sicherheit zu sagen.

Vielleicht ist das auch gar nicht wichtig. Die ganze Stadt ist eine Art siecher Mythos seiner selbst, eine dunkle Schöne auf den dritten Blick; zerbröckelnde Gebäude aus grauschwarzem Basalt, hölzerne Vorbauten aus dunklem Zedern- oder hellerem Palmholz, statt Fensterscheiben Flecht- und Schnitzwerk, das nur den dampfenden Wind und feinen Staub, aber keine neugierigen Blicke hindurchlässt. Hier finde ich die Erklärung für die Wurzel des arabischen Wortes für »Fenster«, schubak: schabaka, schnitzen, herausschneiden.

Dann wieder erinnert Aden an die große Zeit der Hafenstädte, Tanger, Marseille, Havanna, eine Zumutung für alle Sinne, ungesund, zwielichtig, syphilitisch, sinnlich, so dass manch Reisender wünschte, diese Stadt sei nur geträumt. Trotzdem möchte er dieses Abenteuer geheim und für sich behalten, damit nicht andere kommen und diesen Traum zerstören.

Er ist sich bewusst, dass sich auf diesem kargen Flecken erkalteter Lava einst das Paradies befand. Er muss nur geduldig sein und lang genug ausharren, und der Garten Eden wird genau hier, zwischen diesen schwarzen Kraterwänden, wieder erblühen.

4

Aden, den 18.12.2009 Ich habe das Zimmer 106 bezogen, weil hier angeblich Rimbaud während seines Aufenthalts in Aden gewohnt haben soll. Das Zimmer mag dasselbe sein, vermutlich das ruhigste und kühlste im ganzen Haus. Die Holzbalkendecke und die weißgetünchten Wände scheinen seit hundert Jahren unverändert. Nur der fleckige Teppichboden mag jüngeren Datums sein, wenn auch nicht sehr viel jünger.

Unter genau diesen schwarzen Balken, von denen sich die Zecken und Wanzen nun auf mich stürzen, hat sich womöglich Rimbaud in schlaflosen Nächten gewälzt, das Leben im Allgemeinen und diese Stadt im Besonderen verfluchend. Aus diesem Fenster hat er auf den tiefhängenden Adener Himmel geschaut.

Rimbaud ist fünfundzwanzig Jahre alt, als er von der Sonne verbrannt, müde und vom Fieber erschöpft, ohne Geld, ohne Beruf, ohne Plan an diesem äußersten Rand der arabischen Welt strandet. Damit beginnt der erste Tag vom Ende seines Lebens.

Immerhin, er spricht Französisch, Englisch, Deutsch, hat Kenntnisse in Italienisch, Griechisch und Latein und beginnt, Arabisch zu lernen, nachdem der französische Kaffeehändler Alfred Bardey ihn als Vorarbeiter eingestellt hat.

Der Lärm des Straßenverkehrs brandet ins Zimmer. Zumindest davon ist Rimbaud verschont geblieben. Doch war die Stadt wirklich stiller?

Auf jeden Fall war sie staubiger, kaum eine Gasse war gepflastert, und beständig wühlten Karrenräder und Viehhufe den Dreck in den wie mit dem Lineal gezogenen Straßen auf.

Blicke ich aus dem Fenster, schaue ich auf ein freistehendes, weiß gekalktes Minarett, das älteste noch erhaltene Gebäude in Crater. Ob es je eine dazugehörige Moschee gab, wissen die Historiker nicht.

Links vom Minarett befindet sich die Hauptpost, rechts das Stadion von Crater. Die meisten Gebäude, die ich von meinem Fenster aus sehe, wurden nach Rimbauds Aufenthalt in Aden errichtet. Vermutlich konnte er vom oberen Stockwerk seines Kontors bis zu den Befestigungsanlagen auf den Bergrücken blicken, die ältesten aus dem zwölften Jahrhundert, zunächst zur Sicherung der Stadt gegen Überfälle von Beduinen. Dieser Stützpunkt mit dem besten Naturhafen der arabischen Halbinsel weckte natürlich Begehrlichkeiten.

5

Aden, den 19.12.2009 Die Kinos in Aden sind offene Höfe ohne Regen- oder Sonnendach. Nichts trennt den Zuschauer von den Mückenschwärmen und dem nahen Himmel. Die Tage am Meer beginnen bewölkt und enden sternenklar.

Es läuft ein alter, verstümmelter Bollywood-Streifen. Ich will schon wieder gehen, da tauchen plötzlich kurze pornographische Szenen auf, die definitiv nicht in den Film gehören, aus dem ja selbst die harmlosesten Kussszenen herausgeschnitten wurden. Nach wenigen Minuten ist der schockierende Spuk vorbei, und die ausgeblichenen und zerkratzten Tanzszenen am Ganges nehmen ihren unterhaltsamen Lauf. Mit mir verlassen nun auch alle anderen Männer, von dem kurzen, offenbar nicht unerwarteten Intermezzo schon befriedigt, dieses Freiluftkino.

Der Reisende braucht und verbraucht Vor-Urteile. Jedes Urteil ist nur Durchgang. Und so ist es auch seine Haut, ist es sein Körper, jeder seiner Sinne.

Kleinigkeiten, die das Leben in dieser Stadt angenehm machen: Der Schneider mit der alten Singer-Nähmaschine, der sofort den kleinen Riss in meiner Jacke näht; der Schuster, der mit Leim, Ahle und Zwirn mein die langen Fußmärsche nicht mehr gewöhntes Schuhwerk wieder gehtauglich macht; der noch zappelnde Fisch am frühen Morgen kurzerhand aus den Fangbooten geholt; und das heiße Fladenbrot geradewegs aus den Öfen geklaubt. Nur der Sonnenbrand auf der Stirn und im Nacken wird dem Wanderer stets zu spät bewusst, scheint die Sonne doch den ganzen Tag in einen milchigen Dunst gehüllt.

Weiß noch immer nicht, wie ich mit den vielen Bettlern umgehen soll. Am Ende mache ich es wie die Einheimischen, weise auf den Himmel, das heißt, Allah werde sich schon kümmern, doch komme mir zynisch vor, da ich nicht davon ausgehe, dass dort oder sonst wo jemand ist, der sich um uns sorgt.

Das Schlimmste ist nicht die Armut, sondern dass wir uns ihrer schämen.

6

Aden, den 20.12.2009 Crater, der älteste und lebendigste Stadtteil Adens, liegt tatsächlich in einem Krater und ist von einer bis zu fünfhundert Meter hohen Vulkanwand umgeben; die steilen Hänge sind ohne jedes Grün; und jeden Augenblick fürchtet der fremde Besucher, der Vulkan könne zu neuem Leben erwachen.

Aber auch ohne frisches Magma kocht die Luft in diesem großen Felskratertopf in den Sommermonaten, wenn die Luft sich hier bis auf fünfzig Grad aufheizt, ohne dass ein kühlender Seewind Zugang zu diesem eingeschlossenen Viertel fände. Das ist nicht nur der Vorhof zur Hölle, hier werden die Bewohner allsommerlich bei lebendigem Leibe gekocht.

Was führt in Rimbaud zum vollkommenen Einbruch des Begehrens, des Begehrens zu dichten? Ist es der Schock der Erkenntnis, dass er zwar effektvolle und poetische Ideen von der Welt hatte, aber eben nur Ideen? Die Poesie ist für Rimbaud zweifellos eine notwendige Überlebensstrategie in der Zeit seiner tiefsten seelischen Krise, seines Coming-outs. Später macht er gerade dieses Rettungs-Werk mitverantwortlich für seine »Schande«, das Öffentlichwerden seiner Homosexualität. Hier liegt ohne Frage ein wesentlicher Grund für das plötzliche Verstummen des Dichters Rimbaud: Eines Abends saß mir die Schönheit auf dem Schoß. Sie schmeckte bitter. Und ich verfluchte sie.2

Er versucht, sich durch Flucht und einen Neuanfang in der Fremde noch einmal zu erfinden. Sein Leben, Denken und Schreiben in Afrika ist seinem Pariser Bohemien-Dasein in so gut wie allen Eigenschaften entgegengesetzt. Rausch, Mystik, Verfeinerung, Dekadenz werden abgelöst von Nüchternheit, Askese, wissenschaftlichem Denken und kaufmännischem Ehrgeiz: Inzwischen kann ich sagen, dass Kunst Dummheit ist.3

7

Aden, den 21.12.2009 Ich fühle mich wie ein Gefangener hier, schreibt er im Jahr seiner Ankunft in Aden an seine Mutter. War es nicht das, was er am meisten bewunderte und zu sein wünschte: ein Banjo-Häftling?

Man muß schon in größter Not sein, um sich in einer solchen Hölle anstellen zu lassen. Außer dem hiesigen Gesindel hat man überhaupt keine Gesellschaft und wird wohl in kürzester Zeit zu einem vollständigen Trottel.4

Manche reisen, um eine Sprache zu finden, andere, um zu verstummen. Obgleich Rimbaud nur wenig redet, erfährt sein Chef Alfred Bardey doch nach und nach einige Einzelheiten aus seiner Vergangenheit. Rimbaud begleitet seine Auskünfte mit kleinen, scharfen Gesten, so Bardey, die dem Rhythmus der Rede geradezu entgegengesetzt sind. Sein nahezu gleichaltriger Arbeitgeber beschreibt ihn als einen Menschen, dessen Körper niemals vollkommen im Einklang mit seinem Verstand gewesen sei.5

Dafür, dass etwas aus dem Takt geraten ist, sprechen auch die vielen ernsthaften Erkrankungen während der vergangenen Jahre, die immer wieder zu längeren Klinikaufenthalten und erzwungenen Reiseabbrüchen führen. Rimbauds Klagen über Aden betreffen vor allem Beschwerden über die körperlichen Zumutungen und Leiden. Doch trotz seines Missbehagens bleibt er in Aden. Zuvor hat er es nie länger als wenige Wochen an einem Ort ausgehalten. Hier aber scheint es, als gäbe ihm das permanente körperliche Fremdsein ein gewisses inneres Gleichgewicht.

8

Als Alfred Bardey auf Rimbauds Vergangenheit als Dichter stößt, reagiert Rimbaud abweisend. Er hat mir nie erlaubt, schreibt Bardey sechs Jahre nach Rimbauds Tod an dessen Schwager Paterne Berrichon, seine früheren literarischen Werke zu erwähnen. Wenn ich ihn trotzdem manchmal fragte, warum er das Dichten nicht wieder aufgreife, war alles, was er mir je zur Antwort gab: »Absurd, lächerlich, ekelhaft!«6

Offenbar verbindet Rimbaud seine Zeit als Dichter mit einem Lebenswandel, der ihm bis in die Gegenwart als verabscheuenswürdig erscheint. Jede Einmischung seiner literarischen Vergangenheit in das Leben, das er in Aden und Harar führt, beantwortet er mit scharfer Ablehnung. In Vorbereitung auf die bevorstehende Veröffentlichung der Illuminations in La Vogue schickt Verlaine ihm einen Brief nach Aden, in dem er den ehemaligen Freund bittet, ihm neue Gedichte zu schicken. Obwohl der genaue Wortlaut des Briefes nicht bekannt ist, gibt Bardey Rimbauds Antwortschreiben auf diesen letzten Kontakt mit Verlaine recht anschaulich wieder: Rimbaud gab mir den Brief nicht zu lesen, aber er sprach mit mir darüber, zeigte mir die Adresse, und seine Erklärungen machten deutlich, dass seine Antwort äußerst knapp gehalten war und so zusammengefasst werden konnte: »Lass mich verdammt nochmal in Ruhe!« Und seine Augen bestätigen es: »Dies ist mein letztes Wort.«7

9

Aden, den 22.12.2009 Im Kessel. Weichgekocht. Und ich in meinem Krater aus Ehrgeiz, Missvergnügen und Neid. Ein alternder Europäer, immer noch auf der Suche nach dem zärtlichen Krieger. Warum ist uns der eigene Körper ein Problem? Der Hiatus zwischen Wahrnehmen und Begreifen, Rührung und Entscheidung, den uns unser Selbst-Bewusstsein beschert hat, diese Lücke trennt uns nun auch von unserem Leib, den wir nicht mehr als selbstverständlich gegeben hinnehmen, sondern der uns immer wieder als zutiefst fremd gegenübersteht, Gegenstand unserer Beobachtung und unseres Misstrauens, doch selten unserer Beherrschung. Wie oft zwingt er uns seinen eigenen Willen auf, gibt uns die Grenzen vor, lässt uns unterliegen! Wir sind mit ihm geschlagen, doch ohne ihn sind wir nichts.

Die Sprache hat ihn aufgerissen, diesen Spalt, und die Flucht in die Fremde hat ihn noch vergrößert. Hier zwischen diesen Kraterwänden kann man seinem Körper nicht entkommen, hier ist das Fieber Teil des Klimas.

Und die Körper der anderen verweisen unweigerlich auf die Fremdheit des eigenen. Sie sind dunkler, nackter, magerer. Ihr geringerer Hiatus vergrößert den eigenen noch. Ein unmittelbares, absichtsloses Lächeln, eine zufällige und gleichermaßen zutiefst menschliche Berührung, ein plötzlicher Gewaltausbruch, Schläge, Bisse, Blut, selbst die vollkommene Hingabe vermag das, was uns zu Menschen macht, die Lücke zwischen dem, was uns widerfährt, und seiner Annahme oder dem Aufstand dagegen, nicht zu schließen.

10

Aden, den 23.12.2009 Den ganzen Tag habe ich unter dem mehlfarbenen Himmel gelitten. Er heizt auf mit einer Rücksichtslosigkeit, die ihn selbst nicht zu rühren scheint. Hier ist der Himmel weiblich. Ein Mädchenname. Ist das der Grund, warum sie sich verschleiern müssen?

Die Erde ist grau und verbrannt bis in die blinden Farben des Gesteins hinein, nicht nur von der Sonne, sondern von innen heraus, erkaltetes Magma, Tuffgestein.

Aden. Eden. Paradiesgarten. Hier erschlug Kain seinen Bruder Abel. Hier liegt der Brudermörder begraben. Die Undurchsichtigkeit des Himmels provozierte den Mord.

11

Aden, den 25.12.2009 Die Seelen seien von gleicher Gestalt wie die Körper, die sie beseelten, sagt Antisthenes. Nicht nur ich stecke tief im Aden-Blues. Das Betäubende des Lärms, die Hitze, die ständige Nähe anderer Menschen, das Schrumpfen der Lücke, die Sprache, die Schlimmste der Belästigungen und paradoxerweise das Mittel zur Rettung, jener Steg, die Lücke zu überbrücken oder auch zu vergrößern.

Unfruchtbare Teehausgespräche. Für eine konsistente Weltbeschreibung braucht es keinen Gott. Im Gegenteil, die Existenz eines Gottes würfe mehr Fragen auf, als sie beantworten würde. In der Regel meide ich auf meinen Reisen Diskussionen über Religion und Politik, auch wenn man mich immer wieder fragt, wie ich es denn mit der Dreifaltigkeit oder Adolf Hitler halte.

Die vorwitzigen Ziegen blicken neugierig aus den zerbrochenen Fenstern im ersten Stock des zerbombten Hauses auf die Männer im Straßencafé, die mit ihren barschen Stimmen den Gebetsaufruf der Muezzine zu übertönen versuchen. Am Ende lassen sie ihre Teetassen stehen, um doch noch ihre Teppiche auszurollen.

12

Aden, den 26.12.2009 Abend für Abend begegne ich im Café Sakran einer Gruppe von fünf, sechs gehörlosen Jugendlichen, die sich, vollkommen abgeschottet von ihrer lärmenden und auf sie herabblickenden Umgebung, hier nach der Schule oder ihrer Arbeit treffen und sich in Gebärdensprache unterhalten. Ihre Gesten sind voller Anmut, Kraft und körperlicher Präsenz, wie ich sie selbst bei herausragenden Schauspielern nur selten erlebt habe. Diese außerordentliche Körper-Gegenwart gründet sich sowohl auf der Besonderheit ihrer Kommunikation, dem Gebärden, als auch auf ihrem Außenseitertum in diesem Land. Die meisten ihrer Mitmenschen verstehen den bewussten Einsatz von Mimik, Gestik und Körperhaltung nicht als Vokabular und Grammatik einer eigenen, vollständigen Sprache, sondern als wildes, anarchisches Grimassieren und unkontrolliertes Gestikulieren. Dabei sind das genaue Hinsehen und die uneingeschränkte Aufmerksamkeit für das Gegenüber gerade bei Gehörlosen die unbedingten Voraussetzungen für ein gelingendes Gespräch.

Mit jedem Augenblick nimmt meine Faszination zu, und ich stelle mir vor, mit diesen Jungen an diesem Ort, hier in Crater, Aden, inmitten eines erloschenen Vulkans einen Film zu drehen, in dem es genau um diese Fragen geht: Wie reden wir miteinander, wie hören wir einander zu? Wie reagieren wir auf Ausgrenzung, wie überwinden wir sie? Was besitzen diese Jugendlichen, was andere nicht haben, und was können sie mir über das Land, in dem sie leben, erzählen, von dem die Hörenden nie gehört haben?

13

Im August 1880, also wenige Tage nach seiner Ankunft, schreibt Rimbaud an seine Familie: Aden ist ein scheußlicher Fels, ohne einen einzigen Grashalm oder einen Tropfen guten Wassers: man trinkt destilliertes Meerwasser. Die Hitze ist ungeheuer groß, vor allem von Juni bis September, den Hundsmonaten.8

Die Firma hat auch Karawanen in Afrika, schreibt er einen Monat später, und es gibt noch die Möglichkeit, daß ich dorthin gehe, wo ich mir Vorteile schaffen und mich weniger langweilen würde als in Aden, das, wie jedermann zugibt, der widerwärtigste Ort der Welt ist, jedenfalls nach dem, den Ihr bewohnt.9

Dass seine Heimatstadt Charleville ein noch widerwärtigerer Ort als Aden sei, ist sicher nicht oder nicht nur ironisch gemeint, denn alle seine Briefe an die Familie sind von einer bemerkenswerten Nüchternheit und frei von jedem Witz und jeder Poesie. Doch deutet sich in diesen Briefen eine wichtige Veränderung im Wesen Rimbauds an: Sein Blick wendet sich von innen, von den Verletzungen, dem Begehren und Aufbegehren der äußeren, objektiv erfahrbaren Welt zu. Er lässt sich aus Europa eine Fachbibliothek nach Aden schicken. Sie umfasst Abhandlungen über Schiffsbau, Dampfmaschinen, artesische Brunnen, Metallverarbeitung, Textilrohstoffe und Mineralogie. Auf welches neue Projekt er sich damit vorbereitet, lässt sich zunächst nur ahnen. Aber aus seiner Korrespondenz wird deutlich, dass diese technische Bibliothek das Rückgrat einer umfassenden ethnographischen Forschung werden soll.

14

Aden, den 27.12.2009 Meine Missgestimmtheit macht mich überempfindlich und unduldsam. Warum müssen die Männer an den Nachbartischen brüllen, sitzen sie doch enggedrängt beieinander? Raue, heisere Stimmen, rechthaberisch, einander ins Wort fallend, als stünden sie fortwährend auf einer Bühne und sprächen vor großem Publikum. Ist es das, eine Inszenierung? – Die Jungen, ihre Söhne, sind stiller. Älter werden heißt, lauter werden, heißt, das Recht zu haben, seine Stimme zu erheben, wann und wo immer das Familienoberhaupt es will. Hört mir zu!, brüllen sie einander an, doch niemand will im Kreis der Familienoberhäupter das zuhörende Kind sein.

Verständnisvoller Blickwechsel mit meinen gehörlosen Freunden.

15

Aden, den 28.12.2009 Von 1880 bis 1891, fast elf Jahre, lebt Rimbaud hier in Aden und in Harar, auf der anderen Seite des Roten Meers, in Abessinien, und arbeitet als Kaffee- und Waffenhändler. Auch wenn er immer wieder über das Klima, die Menschen und die Lebensumstände am Horn von Afrika klagt, will er, wie seine Schwester Isabelle berichtet, am Ende im Hospital von Marseille, bereits dem Tod nahe, dorthin zurückkehren, in das Land, das er über alles liebt, und ohne das er nicht leben kann.10

Ein von Rimbaud ausgearbeiteter Forschungsbericht über die somalischen Stämme im Ogaden für die Société de Géographie zu Paris ist bemerkenswert für seinen neuen, rein technischen und sachlichen Schreibstil. Der Bericht enthält keinerlei Sätze, die über die rein nüchterne und distanzierte Darstellung von Informationen hinausgehen. Und trotzdem erinnert die Sprache in ihrer fremdartigen Kraft an Henri Michaux’ oder Raymond Russels Afrika-Impressionen:

Die Ogadeni, zumindest jene, die wir gesehen haben, sind groß und haben häufiger rote als schwarze Haut; sie tragen den Kopf unbedeckt und die Haare kurzgeschoren, umhüllen sich mit sauberen Gewändern, tragen die Sigada über der Schulter, den Säbel und die Feldflasche für die Waschungen am Gürtel, in der Hand einen Stock, eine große und eine kleine Lanze, an den Füßen haben sie Sandalen.

Ihr Tagwerk ist, sich in Gruppen unter die Bäume zu kauern, in einiger Entfernung des Lagers, und, ihre Waffen in der Hand, endlos über ihre verschiedenen Geschäfte als Hirten zu beraten.

Außerhalb dieser Sitzungen, und neben den berittenen Patrouillen bei der Viehtränke und den Überfällen auf die Nachbarn, sind sie vollkommen untätig. Den Kindern und den Frauen wird die Pflege der Tiere, die Herstellung der Utensilien für den Haushalt, die Errichtung der Hütten und die Vorbereitung zum Aufbruch der Karawanen überlassen. Bei den Utensilien handelt es sich um den von den Somalis bekannten Milchgefäßen und um Matten für die Kamele, die auf Pflöcke gespießt die Häuser der nomadischen Gacias (Dörfer) bilden.

Die Ogadenkrieger benutzen auch vergiftete Pfeile. Das Gift, Ouabay genannt und im ganzen Somal verwendet, wird aus den zerstoßenen und gekochten Wurzeln eines Strauchs gewonnen. Nach Angaben der Somalis ist der Boden in der Umgebung dieses Strauches immer von toten Schlangen übersät, und alle anderen Bäume um ihn herum trocknen aus.

Dieses Gift wirkt übrigens recht langsam, und die von den Pfeilen verwundeten Eingeborenen schneiden den betroffenen Körperteil wenn möglich ab, um zu überleben.11

Es ist zumindest außergewöhnlich, dass jener Mann, den die Kritik eines Tages zu einem der größten französischen Dichter erklärt, so kühl, distanziert und trocken geschrieben haben könnte. Die Ausdrucksweise ist in ihrer Sterilität so extrem, dass man sie fraglos als einen wohlüberlegten »Anti-Stil«, als eine bewusste Rebellion gegen jedwede poetische Form betrachten muss.

16

Die Ironie des Schicksals will es, dass gerade denjenigen, für den die Bewegungsfreiheit so entscheidend im Leben war und der in seiner Jugend halb Europa zu Fuß erwandert hat, nun die drohende Amputation seines rechten Beins am Ende an den Ort seiner Kindheit zurückführt. Sein literarischer Ruhm hat sich inzwischen selbst bis in die Ardennen verbreitet, und die Frage nach seiner Vergangenheit stellt sich zumindest bei den wenigen an Poesie Interessierten. Der Hausarzt Dr. Pierre-Henri Beaudier, der natürlich nichts von Rimbauds tiefer Aversion gegen seine dichterischen Jugendsünden wissen kann, spricht das Thema seines literarischen Ruhms ganz unbefangen an. Uns kann die Antwort Rimbauds indes nicht überraschen: Unmissverständlich schroff und feindselig erwidert er dem Arzt, das interessiere ihn nicht, er scheiße auf die Poesie.12 Bis zu seinem bitteren Lebensende vermag er es nicht, sich mit den Grenzüberschreitungen seiner Jugend zu versöhnen.

Wie auch? Der eigene Bruder Frédéric erpresst, während Arthur in Aden ein neues Leben zu beginnen versucht, Mutter und Schwester mit der Drohung, die Schande seines jüngeren Bruders weiter öffentlich zu machen, sollten sie seiner Geldforderung nicht nachkommen. Und Rimbaud, der von dieser Schmach erfährt, versichert seiner Mutter und Schwester, dass er nun ein durchaus anständiges und respektables Leben führe: Wenn er (Frédéric) übrigens sein Maul auf meine Kosten aufreißt, so ist mein Lebenswandel hier (in Aden) wie anderwärts hinreichend bekannt. Ich kann Euch das Zeugnis außerordentlicher Zufriedenheit schicken, das mir die liquidierte C(ompan)ie Mazeran für vier Arbeitsjahre von 1880 bis 1884 ausgestellt hat, und ich habe hier einen sehr guten Ruf, der mir gewährleistet, meinen Lebensunterhalt auch weiterhin auf schickliche Weise zu verdienen. Mag ich früher auch einmal unglückliche Anwandlungen gehabt haben, habe ich doch nie versucht, auf Kosten anderer Leute oder mit üblen Mitteln zu leben.13

17

Aden, den 2.1.2010 Man sieht und berührt nichts als Lava und Sand, die nicht das winzigste Gewächs hervorbringen. Und die Umgebung ist eine einzige Sandwüste. Die Kraterwände aber lassen keine Luft hinein, und wir braten am Grund dieses Lochs wie in einem Kalkofen.14

In den letzten hundert Jahren hat sich am Klima und der Topographie Adens nichts geändert. In den letzten Tagen habe ich mich wie ein lebender Toter durch die Stadt bewegt, eine Stadt der Kulissen ohne ein darin aufgeführtes Drama.

Ich hatte nicht den Mut, in dem heruntergekommenen Haus meiner jungen neuen Bekannten in Basatin, nahe am Hafen, zu übernachten. Eine Erwartung, eine Neugier, eine gefährliche Spannung lag in der Luft. Was habe ich befürchtet? Ja, irgendetwas wäre geschehen, aber wohl nichts, was ich hätte fürchten müssen.

Friedlich ist es nur in den Augenblicken des Gebets, wenn die Männer in der Moschee und die Straßen menschenleer sind. Fast unheimlich, weihnachtlich ist die Stille dann, kein Verkehrslärm, kein Menschengebrüll, plötzlich hört man die Tiere, Ziegen, Schafe, Katzen, Krähen, von denen die Stadt voll ist. Das ganze Leben sollte ein Gebet sein.

Indessen wüsste ich nicht, wann und wo der Einfluss der Religion auf unser Leben die Menschen je besser gemacht und der Welt etwas Gutes gebracht hätte. Alle großen Reformbewegungen der Neuzeit wurden gegen den erklärten Widerstand der Religionen und ihrer höchstirdischen Repräsentanten durchgesetzt oder sind an ihnen gescheitert.

18

Aden, den 4.1.2010 Ein steiler Schotterpfad führt hinauf zum alten Farsi-Begräbnisplatz. Einen Leichnam schafft man auf diesem abschüssigen Weg wohl kaum noch hinauf. Indessen haben Flüchtlinge vom jenseitigen Ufer des Bab al-Mandab, des Tors der Tränen, Wellblech, Pappe und Holzpaletten die halbe Kraterwand hinaufgeschleppt und verborgen vor den Blicken der Bewohner des Kratergrunds am steilen Hang ihr Hüttendorf errichtet. Hüfthohe Stromkabel spannen sich wie Stolperdrähte über den Pfad, damit man, wenn es schon kein Wasser und keine Kanalisation gibt, zumindest das Fernsehprogramm aus der Heimat empfangen kann.

Trotz der schreienden Armut und des drohenden Krieges fliehen immer noch Menschen aus Somalia, Eritrea oder Sudan hierher in den Jemen. Wovor bist du geflohen? Was erhoffst du dir hier? Hattest du überhaupt eine Wahl? Du weißt, dass es von hier aus nirgendwo hingeht, oder?

Oben auf den Katerzinnen dann die heilige Stätte für das Grab in den Lüften, das Himmelsbegräbnis, eine riesige runde Tafel für die Vögel, und ein weiter, ungehinderter Blick über die Vulkaninsel aufs Meer. Für jene, die nur das Gemetzel der Aasvögel vor Augen haben, mag dies ein unheimlicher Ort sein. Ich aber spüre durchaus die Würde und das Erhabene, seinen zurückbleibenden Leib anstatt den Würmern oder dem Feuer den Vögeln anzuvertrauen.

Ist es nur ein weiterer Obdachloser, der an diesem ehemaligen Bestattungsplatz seinen Unterschlupf gesucht hat, oder ist es ein Wächter dieser heiligen Stätte? Er kaut sein Brot so sanft, als sei er selbst das Brot. Er geht und schaut wie im Schlaf, das Gesicht eines Kindes, die Füße eines alten Mannes. Haare und Bart lässt er wachsen, er wartet, bis die Fingernägel von selbst abbrechen, die Zehennägel wetzt er sich an den Lavasteinen ab. Er riecht nach Salz, weil er sich mit Meerwasser wäscht, ehe er sich ganz alleine niederkniet. Er blickt mir weder einladend noch abweisend entgegen. Er schaut mich an, als sei ich zu früh gekommen.

19

Aden, den 5.1.2010 Eine Kultur der Stille. Stille als Wesensmerkmal kultureller Distinktion. Ist es nicht tatsächlich so, dass Würde und Verfeinerung leise daherkommen und Lärm immer ein Element der Gewalttätigkeit enthält? Der Geist brüllt nicht.

Natürlich gibt es auch die unheimliche, die Friedhofsstille und jenes dumpfe Schweigen bei jenen, in denen selbst nichts klingt oder widerhallt.

Mit jeder Seelenerkundung begibt man sich auf ein vermintes Gelände, um wie viel mehr mit der Analyse einer fremden Gesellschaft oder Kultur. Westliche Konzepte, der Ethnozentrismus, die Kontingenz unserer Begriffe, der fatale Dualismus von normal / anormal, vertraut / fremd, Ich und der Andere, die uns den Blick verstellen, und doch kommen wir ohne Begriffe und Modelle zur Beschreibung und Deutung der Welt nicht aus. Und diese Konzepte, so weit sie auch gefasst sein mögen, sind immer unsere eigenen oder angeeigneten. Es gibt keinen Standpunkt außerhalb.

20

Aden, den 7.1.2010 Ein französischer Staatsbeamter, der von 1906 bis 1925 in Somalia diente, veröffentlichte 1934 seine Nachforschungen über die ersten Franzosen am Roten Meer und in Äthiopien, in denen er auch Rimbaud erwähnt:

Rimbaud war körperlich ein ziemlich schlanker Mann, von einer über dem Durchschnitt großen Gestalt, eher mager, und hatte ein wenig sympathisches, eher häßliches Gesicht, das seine Wirtin zu der Bemerkung veranlaßte: »Auch mit dem da erhält Abessinien noch kein bemerkenswertes Exemplar der französischen Rasse.«

Mit seiner schwarzbraunen Haut, seinen sehr strahlenden, beinahe fieberhaften Augen, seinem zerfurchten Gesicht, eingerahmt von einem zu einer Art Halsband gestutzten Bart, brachte er in seine Beziehungen zu den Eingeborenen eine gewisse Vornehmheit, die, verbunden mit seiner Kenntnis der Sprache und der Sitten, allen seinen Dienern Ehrfurcht einflößte. (…)

Dieser reich begabte Geist war von einer merkwürdigen Ursprünglichkeit und begierig nach Unbekanntem und mit einem zähen Willen ausgestattet. Er schlief mitten unter seinen Lasttieren, und auf dem Marsch entfaltete er eine überraschende Tätigkeit, da er seinen Blick überall hatte. Obwohl beritten, machte er Dreiviertel des Weges zu Fuß. Er war übrigens ein unermüdlicher Fußgänger, der Hunger und Durst aushalten konnte, wenn es nötig war.

So aktiv Rimbaud während der Karawane war, so abweichend verhielt er sich in der Ruhezeit; Alkohol in allen Formen, Tabak, Haschisch, sogar Opium waren ihm vertraut. In Zeiten der Niedergeschlagenheit und des Lebensüberdrusses stumpfte er sich in ausgedehntem Genuß all dieser Drogen ab. Aus diesen Zeiten des Mißmuts kam er mitgenommen, zerfahren und verdrossen hervor; er aß kaum, trank aber genug.15

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Aden, den 9.1.2010 Es geht mir wirklich auf die Nerven, dieses ständige Herumlavieren der Biographen, was denn nun zur abrupten Wende vom mädchenhaften Musterschüler zum frechen Strolch und Streuner geführt haben möge, als genügten nicht Begabung, Empfindsamkeit, die Erschütterungen der Pubertät und die nicht mehr zu leugnende Erkenntnis, ein Anderer als jener zu sein, für den alle und er sich selbst gehalten hat, ein Schwuler, ein Verachteter, un pédé, tarlouze, tafiole, enculé, tante, tapette … verdammt, seit immer, für alle Zeit.16 Wie soll man als Fünfzehnjähriger darauf reagieren? In der bisher vertrauten Welt darf man nicht auf Unterstützung hoffen, die Mutter ist streng und bigott, der Vater fern, eine mythische Gestalt, Soldat, Kriegsheld. Bestenfalls beantwortet man die Geringschätzung jener, die einen herabwürdigen, mit einer noch größeren Verachtung für ihr Kleinbürgertum, ihre geistige Enge, ihre verlogene Moral, für die Heuchelei, die Kirche, Gott; mit der Suche nach Gleichgesinnten, mit übersteigertem Stolz, um die ständige Verletzung des Selbstwertgefühls wenn schon nicht zu heilen, so doch wenigstens vernarben zu lassen, und mit dem Ehrgeiz, besser als alle anderen zu sein und sie, wenn sie schon den Menschen verachten, keinesfalls sein Werk ignorieren können. Was soll man tun in einer Umgebung, die einen für verwerflicher als jeden Kriminellen hält, als fortzugehen und Glück, Anerkennung und Wertschätzung woanders zu suchen, in der Fremde, wo alle einander fremd und damit gleich sind?

Ja, Ich ist ein Anderer. Das ist kein poetisches Geschwafel, das ist bittere Realität. Niemand nimmt den Jungen in den Arm und sagt: Hey, Arthur, es gibt keinen Grund, dich zu schämen und zu hassen, du bist einfach in einer miserablen Zeit an einem miserablen Ort zur Welt gekommen.

Enid Starkie schreibt: In dieser kritischen Zeit seiner Entwicklung lernt er (Rimbaud) Verlaine kennen. Es war vermutlich das aufwühlendste Erlebnis seines Lebens – vielleicht sogar das einzige Mal, daß seine Leidenschaft wirklich beteiligt war, um im abschließenden Halbsatz, wie so viele Rimbaud-Biographen zu behaupten: trotzdem scheint er (Rimbaud) nicht homosexuell veranlagt gewesen zu sein,17 als müsse sie den Dichter für den »normalen« Lyrikliebhaber von diesem abscheulichen Makel freisprechen. Und Henry Miller gelingt das Kunststück, in seinem hundertseitigen Rimbaud-Essay Vom großen Aufstand, Rimbauds brutale und lebensentscheidende Amour fou mit Verlaine kein einziges Mal zu erwähnen, so dass am Ende das Bild eines bedauernswerten heterosexuellen Rebellen entsteht, der für die »Reinheit« seiner Dichtkunst ein Leben in Entsagung und Askese geführt habe.18

Enid Starkie lässt in ihrer für Jahrzehnte maßgeblichen Rimbaud-Biographie keinen Zweifel daran, wer in der Beziehung zwischen Rimbaud und Verlaine der wahre und einzige Homosexuelle war, und spart in ihrer Charakterisierung Verlaines nicht an herabsetzenden und klischeehaften Zuschreibungen: Verlaine, die charakterschwache, weinerliche Tunte; Rimbaud, der rebellische Provokateur.

Dabei ist gerade das, was die Biographen hier so grotesk zu leugnen versuchen, der Schlüssel zu Rimbauds Zeit in der Hölle, die auch nach den Affären mit Verlaine und Germain Nouveau nicht endet, sondern nun gar aus freien Stücken (?) aufgesucht wird, Batavia, Aden, Harar, die »Friedhöfe Europas«, als habe der Verworfene es nicht besser verdient, Sühne für die adoleszente Auflehnung zu leisten.

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Benjamin Fondane behauptet im Anhang seines Essays Rimbaud der Strolch, er habe kein Problem mit der Homosexualität Rimbauds, aber zeigt ebenso wenig Sinn für die Möglichkeit, dass Rimbaud selbst ein Problem mit seiner Homosexualität gehabt haben könnte, zumal er aus einem streng katholischen Elternhaus stammt und sich als Kind durchaus noch eins fühlte mit dem Glauben und den Werten seiner kleinstädtischen Umwelt.19 Seine Mutter war eine stolze Frau und stellte die höchsten Erwartungen an ihren hochbegabten Sohn. Indessen unterstellt Fondane dem Dichter eine mutmaßliche Impotenz, weil er sich letztendlich nicht damit abfinden will, dass Rimbaud am sexuellen Verkehr mit Frauen einfach nicht interessiert sein könnte: Ich liebe die Frauen nicht. Die Liebe muss neu erfunden werden …20

Warum wollen alle Interpreten es besser wissen als die Beteiligten selbst? Immer noch scheinen die Mehrheitsgesellschaft und selbst die Intellektuellen in ihr die Verletzungsbiographien von Außenseitern nicht zu begreifen. Nicht einmal die Art des Außenseitertums wagen sie zu benennen und fügen den vielen Entwürdigungen noch eine letzte, tödliche hinzu. Rimbaud und Verlaine haben aus der Art ihrer Beziehung keinen Hehl gemacht. In London wurden sie aus der sozialistischen Kommune geworfen, als die Kommunarden sich der Art der Freundschaft ihrer beiden Gäste klar wurden, und selbst in den Pariser Künstlercafés schlug ihnen am Ende unverhohlene Verachtung entgegen. Verlaines Gefängnisstrafe für seine Schüsse auf Rimbaud wird nach einer erniedrigenden, aber nicht unüblichen ärztlichen Untersuchung hinsichtlich seines »sodomitischen« Verkehrs noch verschärft. Einige Monate später ist Madame Verlaine von ihrem sittenlosen und in aller Öffentlichkeit gedemütigten Gatten endlich geschieden.

Die Törichte Jungfrau und der Dämonenbräutigam aus der Jahreszeit stellt eine kaum verhüllte Beschreibung von Rimbauds Beziehung zu Verlaine dar. Sein Bemühen, den Text trotz der tragischen Ereignisse in Brüssel zu veröffentlichen, zeigt, dass Rimbaud zunächst nicht nur unbesorgt über den Skandal war, sondern auch, dass er versuchte, der Heuchelei zu entkommen und endlich die Wahrheit über sich zu offenbaren. Obwohl das Poem vorgibt, eine launische und aufreibende heterosexuelle Beziehung zu beschreiben, ist für alle, die Rimbaud und Verlaine gut gekannt und die Art ihrer Beziehung erlebt haben, der autobiographische Bezug leicht zu durchschauen. Das Gedicht lässt keinen Zweifel am körperlichen Ausdruck ihrer Leidenschaft und zeigt Rimbaud, dargestellt durch die Titelrolle des Dämonenbräutigams, als die dominante Persönlichkeit in dieser Amour fou. Die Kühnheit Rimbauds, auf diese Weise die Wahrheit sagen zu wollen, findet indes ihren poetischen Ausdruck, ehe er die vollkommene Schmach und Verachtung, die ihn und Verlaine nach dem öffentlichen Prozess treffen werden, in ihrer ganzen Grausamkeit ermessen kann.

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Aden, den 10.1.2010 Selbst so simple Dinge wie das Abwischen eines Tisches oder das Hochstellen eines Stuhls müssen gelernt werden. Der etwa zwölfjährige Hilfskellner im Café Sakran hat es offenbar noch nicht gelernt. Geradezu hilf- oder vielleicht auch nur lustlos gießt er einen halben Eimer Wasser auf die Tischplatte, so dass die Gäste nassgespritzt und voller Ärger aufspringen. Dann malt der Junge mit dem teergrauen, klatschnassen Wischtuch schmierige Kreise auf dem zerkratzten Plastikbezug und verteilt Pistazienschalen, Teebeutel und Zigarettenstummel ohne jeden Sinn für Ästhetik auf der glänzenden Tafel. Nichts scheint selbstverständlich, nicht einmal ein Gefühl für Ordnung und Symmetrie. Ein älterer Kellner, vielleicht fünfzehn Jahre alt, erklärt dem Jungen, wie man den Scheuerlappen auswringt und die Tischabfälle auf den Boden fegt, ohne dass sie im Schoß der Gäste landen. Das Reinigen des Bodens ist ein Kapitel für sich.

Mit der Zeit gewinnen die Menschen in dieser Straße unweit meiner Unterkunft ein Gesicht und Eigenarten, zum Beispiel der junge Mann, der auf seinem Spaziergang jede rechte rote Bremsleuchte der am Straßenrand parkenden Autos berühren muss. Es ist offenkundig, welche Befriedigung ihm diese harmlose Zwangshandlung gibt. Mir fehlt die Bremsleuchte in meinem Leben, die meiner Schwermut einen gewissen Halt geben könnte.

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Aden, den 11.1.2010 Der jemenitischen Jugend ist es nicht erlaubt, unglücklich zu sein. Aber sie ist es, weil sie inzwischen weiß, dass das Leben auch anders sein kann, an anderen Orten anders ist und es dort eine Wahl gibt, die sie nicht haben. Wie lange wird sie noch stillhalten?

Kurz vor Betriebsschluss – die Stühle an den unbesetzten Tischen sind schon hochgestellt – setzt sich ein für Aden merkwürdiger Mann an den Tisch meiner gehörlosen Freunde. Er trägt mehrere auffällige Ringe an den Fingern beider Hände, sein Haar ist lang und strähnig und wird von mehreren schillernden Haarspangen aus dem Gesicht gehalten, seine Wangen sind glattrasiert und glänzen wie frisch eingefettet, seine Gebärden wirken ausgesprochen feminin, aber sein Körper ist der eines athletischen jungen Mannes. Meine Freunde scheinen in keiner Weise irritiert, sondern kommen sogleich mit ihm ins Gespräch, als sei er ein alter Bekannter. Ich kann ihren Gebärden nur mit Mühe folgen, obwohl nun alle ihre Gestik dem Gast anpassen und diese mir übertrieben theatralisch und affektiert erscheint. Schließlich frage ich sie, was es so Aufregendes zu debattieren gebe. Sie erklären mir heiter, dass sie ihrem alten Bekannten, der gerade erst nach einem mehrjährigen Aufenthalt aus den Emiraten zurückgekehrt sei, erzählt hätten, wer ich sei und was mich nach Aden geführt habe, nämlich eine Verfilmung von Nigel Williams’ Class Enemy. Ich lächle, doch kann diese Szene beim besten Willen nicht heiter finden. Sie verhalten sich tatsächlich so, als sei ich hier der Freak.

Zum Wesen jeder Reise gehört, missverstanden zu werden. Sogar sich selbst gegenüber muss der Reisende missverständlich werden.

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Aden, den 12.1.2010 Der größte Lebenshunger zeigt sich in der steten Gefährdung des Lebens. Was bedeutet es, wenn der Lebenshungrige ständig sein Leben aufs Spiel zu setzen hat, um sich lebendig zu fühlen? Irgendetwas muss von Anfang an in ihm bereits lebensmüde, todessehnsüchtig sein.

Seine Reise hat kein Ziel. Sie braucht einen Vorwand, aber keinen Grund. Der ziellos Reisende gewinnt die Welt nicht, er verliert sich in ihr, wird von ihr umarmt, erstickt, verschlungen. Er reist rückhaltlos, wirft sein ganzes Dasein in die Reise, geht sich selbst verloren.

Die Reise verzehrt ihn. Er kehrt nicht als Sieger heim, sondern bestenfalls als Überlebender. Er kehrt ärmer zurück, als er aufgebrochen ist.

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Aden, den 13.1.2010 Die Fremde liebt den Reisenden nicht. Sie wehrt sich gegen ihn, bekämpft ihn, isoliert ihn, stellt ihn unter Quarantäne, eliminiert ihn. Die Rituale der Gastfreundschaft sind Strategien der Einhegung und Kontrolle. Und die Fremde hat ja nicht unrecht, den Besucher als Virus, als Infektionsherd zu betrachten. Denn allzu oft hat er tatsächlich mit seinem bloßen Auftauchen ganze Völker ausgelöscht. Ein Handschlag, ein gemeinsames Mahl nur, und Länder lösen sich auf.

Ich komme hierher und beginne, in dem dichten, feuchten, handgreiflichen Mangel mich selber wieder zu spüren. Und ich weiß, dass dieses Gefühl des Da-Seins, soll es mich ganz und gar ausfüllen, einer sprachlichen Leere, eines Schweigens bedarf.

Bei Windstille fällt das Fleisch von den Knochen, und Krähen und Möwen stürzen tot von den Stromtrassen. Seit zehn Jahren hat es in Aden nicht mehr geregnet. In den Zisternen spielen die Jungen Fußball, und im Wadi errichten die Wohnungslosen ihre Baracken, bis sich eines Nachts doch überraschend ein Wolkenbruch über Aden ergießt, die Trockentäler binnen weniger Minuten flutet und alles fortschwemmt, was die Dürre für endgültig hielt.

Den Ziegen im ersten Stock des zerbombten Hauses ist das gleich, sie haben schon immer das alte, trockene Brot dem frischen Gras vorgezogen.

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Aden, den 14.1.2010 Ein Gast macht sich über die unartikulierten Laute der Jungen lustig. Doch ist er mit dieser Posse wohl an die Falschen geraten. Mohammed, fast schwarz gebrannt von der Sonne, ein junger Fischer, steht auf und lässt einen Schwall eben dieser parodierten Laute auf den Witzbold los, seine Gebärden sind hitzig und aufgebracht. Der Gast grinst zunächst dümmlich, äfft nun auch noch die scheinbar fahrigen Gesten nach, und es fehlt nicht viel, dass Mohammed zuschlägt. Nun mischt sich der mürrische und bisher eher schweigsame Wirt in den Streit und beginnt seinerseits, die Gehörlosen zu beschimpfen, die jeden Tag stundenlang in seinem Café herumhingen, kaum etwas tränken und mit ihren barbarischen Lauten und ihrem schwachsinnigen Gefuchtel die anderen Gäste vergraulten.

Ich will dazwischengehen, doch Amir hält mich zurück. Das sei alles halb so schlimm, gebärdet er. Morgen sei alles vergessen und man sitze wieder friedlich zusammen.

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Aden, den 15.1.2010 Baustellenlärm. Seit sechs Uhr. Das Singen der Eisensäge, das Hämmern auf das Verschalungsholz. Doch inzwischen stört es mich erstaunlich wenig. Die Arbeit muss getan werden, bevor die Hitze unerträglich wird.

Anders das Krächzen der Krähen. Es ist, als wollten sie mich verhöhnen, rufen beharrlich immer denselben Laut: Ich Ich Ich! oder Nicht Nicht Nicht! Hätte ich ein Schrotgewehr, würde ich auf sie schießen. Verstehe, dass die Menschen sie aus ihren Gärten vertrieben haben. Todesvögel. Ohne jede Anmut. Aber voller Verschlagenheit.

Sitze im Café Sakran und warte. Warten ist nicht Muße, sondern geraubte Zeit. Warum bin ich noch hier? Alle anderen Europäer haben schon vor Wochen das Land verlassen.

Ein magerer, nur mit einem Futah, einem Wickelrock bekleideter Greis, dunkle, faltige Haut wie ein indischer Fakir, setzt sich an einen Nachbartisch. Auf den ersten Blick könnte er einer der vielen Obdachlosen und Bettler der Stadt sein, und der Kellner kommt nur widerwillig an seinen Tisch. Befürchtet er, dieser halbnackte Gast werde seinen Tee nicht bezahlen? Der Greis wirft vierzig Rial auf den Tisch, der Kellner bringt den Tee, das Gesicht des Gastes bleibt unbewegt.

Ein Junge, sieben oder acht Jahre alt, in sauberer Schuluniform und blankgeputzten Schuhen, bleibt unvermittelt vor dem Barfüßigen stehen und starrt ihn mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu an. Der Alte zieht eine Zwanzig-Rial-Münze aus dem Gürtel und drückt sie dem Jungen in die Hand. Der dreiste Bengel ist zu überrascht, um sie zurückzuweisen. Der Alte trinkt ruhig seinen Tee aus, nimmt seinen Stock und geht, ohne irgendeinen von uns übrigen Gästen noch einmal anzublicken.

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Während ich mir diese Notizen mache, reißen mich plötzlich Gewehrsalven und heftige Explosionen aus der Arbeit. Zunächst denke ich an ein Feuerwerk, wie es manchmal während Hochzeitsfeiern abgebrannt wird. Doch ein kurzer Blick auf mein Handy sagt mir, dass es halb drei in der Nacht ist. Bei der nächsten Explosion beben die Wände des Hotels. Es scheint, als wären in meiner unmittelbaren Nachbarschaft heftige Gefechte ausgebrochen. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Glastür des Hotels bersten und Vermummte ins Foyer eindringen. Sie schießen den Nachtportier nieder, greifen ins Schlüsselbrett nach den Passkopien, blättern sie rasch durch und sortieren sie nach Nationalitäten. Dann notieren sie sich die Zimmernummern und stürmen los.

Ich ziehe mich an, gehe hinunter zur Rezeption und erkundige mich, was draußen auf der Straße los sei.

Der Nachtportier zuckt gleichgültig die Achseln: Das Verlagsgebäude von Al-Ayyam werde gerade von Regierungstruppen zusammengeschossen.

Ein Terroristennest?, frage ich.

Eine oppositionelle Zeitung, antwortet der Portier.

Ich weiß nicht recht, ob mich diese Erklärung wirklich beruhigt. Der Beschuss eines Verlagshauses mitten in der Altstadt Adens mit Maschinengewehren und Mörsergranaten auf Grund einiger regierungskritischer Artikel erscheint mir in seiner Maßlosigkeit dann doch weitaus beunruhigender als das befürchtete Wiederaufflammen des Bürgerkriegs. Aber Maßlosigkeit ist wohl ebenfalls ein Charakteristikum dieses Landes.

Gibt es Tote?, frage ich.

Wahrscheinlich, antwortet der Portier. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Hier sind Sie sicher!

Es ist der schwere Übergang zwischen zwei Arten zu leben.

Wer angekommen ist, hat weit zu gehen.

Tomas Tranströmer: Aus einem afrikanischen Tagebuch21

JENSEITS DER MAUER BEGINNT DIE STADT

Kabul, April / Mai 2012