Elemente
des Lebens
Mein Feuer
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Impressum:
© KarinaVerlag, Wien
www.karinaverlag.at
Texte: Die AutorInnen im KarinaVerlag
Covergestaltung: Karina Pfolz Lektorat und Layout: Bruno Moebius
© 2019, Karina Verlag, Vienna, Austria,
ISBN: 978-3-96799393-6
Bruno Moebius
Insgeheim hatte ich eine holprige Piste, das Flair eines Truppenübungsplatzes und angerostete Container erwartet, doch der Aeroporto Internacional de Manaus – Eduardo Gomes entpuppte sich schon beim Blick aus dem Fenster als erstaunlich modern.
Nun ja, wir mussten dennoch die Gangway hinuntersteigen und den Weg zum Flughafengebäude zu Fuß zurücklegen, aber die Maschine war so nahe herangefahren, dass alles andere sinnlos gewesen wäre.
»Na, dann mal auf ins Vergnügen«, murmelte Erik und schritt vor mir durch die sich automatisch öffnende Tür.
Er war für seinen Sarkasmus zumindest ebenso bekannt wie für den Mut, den er bei den Einsätzen immer wieder bewies, Mut, den die meisten als Verrücktheit bezeichneten, die ihn an der Arbeit gesehen hatten, sei es bei Waldbränden in Kalifornien, Buschbränden in der afrikanischen Savanne oder an Bohrtürmen in Texas, die Barrel um Barrel in rasendem Tempo verfeuerten und ohne ihn vermutlich als ewige Fackeln dastünden.
»Vergnügen wird es mit Sicherheit keines«, äußerte ich meine Bedenken, »aber immerhin lernen wir auch mal einen Tropenwald kennen.«
Und wie wir ihn kennenlernten!
Der Zoll winkte uns geradezu durch. Sie hatten offenbar Anweisung, uns möglichst nicht aufzuhalten, denn ein Zollbeamter, der seiner Uniform nach zumindest General sein musste, geleitete uns durch eine Seitentür hinaus, wo bereits ein Helikopter wartete, daneben ein bärtiger Mann in Guerilla-Outfit.
»Willkommen in Manaus«, rief er auf Englisch gegen den Lärm des Fluggeräts an. »Ich bin Tiago, Ihr Guide!«
Er half uns beim Einsteigen, wir verstauten unser Gepäck, schnallten uns fest und da hob der Helikopter auch schon knatternd vom Boden ab. Ich war nicht zum ersten Mal Passagier in so einem Ding, aber diesmal wurde mein Magen weiter nach unten gedrückt als sonst.
»Rodrigo beste Pilot«, rief Tiago nach hinten.
Erik und ich nickten simultan. Sein Magen befand sich vermutlich ebenfalls knapp oberhalb der Blase. Dann waren wir hoch genug gestiegen und flogen in gleicher Höhe weiter, etwa zweihundert Meter hoch über Wasser. Das musste der Rio Negro sein, wie der Amazonas hier hieß. Ich schätzte die Breite auf etwa vier, fünf Kilometer. Das entsprach ungefähr dem, was ich zur Vorbereitung anhand des Kartenmaterials gesehen hatte. Demnach musste die Stadt am anderen Ufer Cacau Pirêra sein. Dahinter breitete sich in alle Richtungen das Blätterdach des tropischen Regenwaldes aus und in beinahe regelmäßigen Abständen stiegen daraus Rauchfahnen hoch.
»Rancheiros«, rief Tiago und sein Arm beschrieb einen Halbkreis. »Criadores de gado!«
Die Übersetzung sparte er sich. Wir wussten auch so, was er meinte. Bauern. Rinderzüchter. Brandstifter. Es war schlechter Boden für die Landwirtschaft. Agrarflächen waren schnell ausgelaugt und lagen brach, während daneben gerodet wurde – der Einfachheit wegen, in-dem man das Gebiet abfackelte. Rinderweiden hielten länger durch, aber Soja verbrauchte die Nährstoffe sehr schnell …
Der Flug dauerte gerade einmal eine halbe Stunde, dann setzte der Pilot zur Landung an.
»Manacapuru!«
Es war das erste Wort, das wir von ihm zu hören bekamen. Wenn ich mich recht erinnerte, lag die Stadt am nördlichen Ufer des Rio Manacapuro, direkt am Zusammenfluss mit dem Rio Solimões, wie der Amazonas hier heißt.
Im schnellen Sinkflug konnte ich hinter der Stadt nicht nur die Flüsse, sondern zwischen ihnen einen großen See sehen. Dahinter stiegen keine Rauchfahnen hoch, sondern breitete sich eine Wand aus Qualm aus, die viele Kilometer breit sein musste. Dort lag unser Ziel …
Der Helikopter landete am Hafen. Diesmal kam mein Magen bis an den Kehlkopf. Ich staunte, wie viele Schiffe hier ankerten und wie groß manche waren. Unwillkürlich musste ich an den Film Fitzcarraldo denken, in dem ein Kautschukhändler im Amazonasdschungel ein Opernhaus bauen möchte. Iquitos, der Ausgangspunkt der Reise mit einem alten Flussdampfer, lag in Peru, mehr als tausend Flusskilometer stromaufwärts, aber ich war sicher, dass es dort kaum anders aussah als hier.
»Mit Helikopter noch zwanzig Minuten«, sagte Tiago, als wir mit unserem Gepäck auf dem rissigen Betonboden standen. »Aber kann in Caapiranga nicht mehr landen – und wenn Feuer näherkommmt, nicht mehr fliegen. Keine Sicht wegen Rauch, ist wie dichter Nebel.«
»Und wie lange dauert es mit dem Boot?«, fragte Erik.
»Nicht lange. Nur wenige Stunden.«
Das Boot, zu dem uns Tiago brachte, sah einigermaßen Vertrauen erweckend aus.
»Charter«, meinte Tiago lakonisch, als ich mich nach dem Skipper umsah, aber keinen entdeckte. Er selbst würde den Kapitän machen. Vielleicht war es sogar sein eigenes Boot, wer konnte das schon wissen …
Allmählich machte ich mir so meine Gedanken.
Da flog man höchst offiziell die besten Brandbekämpfer der Welt ein, aber bis auf die VIP-Behandlung beim Zoll in Manaus wirkte alles wie eine billige Pauschalreise eines mexikanischen Reisebüros. Unser Guide, wie er sich nannte, hatte noch keine zehn Sätze von sich gegeben, dafür war er aber zugleich unser Bootsführer auf einem Fluss, der mir ganz und gar nicht ungefährlich erschien und es vermutlich auch nicht war, denn was man allgemein vom Amazonas mit seinen zahllosen Nebenflüssen und insbesondere vom Dschungel wusste, den er nährte, war nicht dazu angetan, sich auf eine lustige Bootsfahrt zu freuen.
Es schien, als hätte Tiago meine Gedanken erraten.
»Fahren auch Linienschiffe nach überall, auch nach Caapiranga«, ließ er uns wissen, während er aus dem Hafen Richtung Nordwest steuerte. »Aber wir sind viel schneller.«
Der Fluss war noch breiter als in Manaus und mir fiel ein, dass es ja das Mündungsgebiet zweier Flüsse war. In der Mitte dazwischen erweiterte sich das Wasser zu einem See. Das musste der Lago Cabaliana sein. Ich hatte die Karte wirklich aufmerksam studiert, war aber davon ausgegangen, dass wir darüber hinweg fliegen würden.
»Caimão!« Tiago deutete ans rechte Ufer.
Kaimane. Definitiv kein Badesee, dachte ich. Hoffentlich war das Boot so stabil, wie es aussah. Erik wirkte in keiner Weise beunruhigt, im Gegenteil. Er schien es kaum erwarten zu können, vor Ort zu sein und die Lage einzuschätzen. Von hier aus konnte man die Wand aus Qualm wegen der hohen Bäume an den Ufern kaum noch sehen, dafür aber riechen, obwohl derzeit Windstille herrschte. Das war zweifellos günstig, was die Ausbreitung des Brandes anlangte, aber der Himmel über uns war strahlend blau. Regen war also nicht zu erwarten. Überhaupt regnete es außerhalb der Regenzeit eher selten und wenig ergiebig. Vor Mitte Oktober waren keine größeren Regenmengen zu erwarten – und jetzt hatten wir Ende August …
»Wenn wir noch lange brauchen, liegt Caapiranga in Schutt und Asche, bis wir ankommen«, sagte ich, um der Stille, vom Brummen des Innenbordmotors abgesehen, zu entkommen.
»Kommt darauf an, wo sie das Sprengstofflager angelegt haben«, meinte Erik trocken.
Er hatte recht. Wenn die Leute vor Ort Hirn in den Köpfen hatten, lagerten sie das Zeug möglichst weit entfernt vom anrückenden Feuer. Vielleicht dachten sie aber auch, es sei besser, näher am Feind zu sein, damit wir schneller eingreifen könnten. Das konnte allerdings ins Auge gehen, wenn die Flammen vor uns ankämen …
»Und wenn sie es nicht in ihrer Panik selbst versuchen«, sagte ich.
Auch das hatten wir schon erlebt. In der Nähe von Ventura, Kalifornien, hatten sich ein paar Besserwisser erst vor zwei Jahren mitsamt ihrem Pick-up-Truck in die Luft gejagt, weil es ihnen zu lange gedauert hatte, bis wir eintrafen. Hoffentlich waren die Spezialisten in Caapiranga geduldiger, aber wer brachte schon Geduld auf, wenn sein Haus, seine Familie in Gefahr waren.
Dass die Behörden das Sprengmaterial vorausgeschickt hatten, konnte sich also durchaus als Rohrkrepierer erweisen.
Der See war längst wieder zu einem Fluss geworden, der sich durch den Dschungel wand. Zwei Mal mussten wir nahe ans Ufer, um entgegenkommenden Schiffen auszuweichen.
»Refugiados«, rief Tiago.
Erstaunlich, wie viel Englisch in diesem Portugiesisch steckte, dachte ich und auch, dass mich die überfüllten Schiffe mit Menschen, die sich an der Reling drängten, an die vietnamesischen Boat People erinnerten.
»Das waren die letzten Schiffe aus Caapiranga. Wer jetzt noch dort ist …«
Tiagos Schulterzucken verriet, dass er nicht an den Erfolg unserer Mission glaubte, sein Blick hinüber zur Manaus mit ihrer beachtlichen Bugwelle, dass er wohl lieber drüben als hüben wäre.
»Wir brauchen leider einen Übersetzer», sagte ich. »Und einen erstklassigen Kapitän, der uns wieder zurückbringt.«
Er fühlte sich ertappt und schwieg, aber nur, bis sich nach der nächsten Flussbiegung wieder ein See auftat, der Uferwald zurücktrat und den Blick auf die Stadt und das Inferno dahinter freigab.
Sein »Mãe de deus« war gerade noch zu hören, denn plötzlich, als hätte jemand das Radio angemacht, hörte man das Feuer. In einem Bogen umgab die Flammenwand, von der dichter, schwarzer Qualm hoch aufstieg, ein gutes Viertel der Landseite der Stadt. Wer noch geblieben war, musste wirklich Mut haben.
Tiago manövrierte das Boot an einen Landesteg, an dem noch ein paar andere Boote lagen, voll bepackt, aber noch ohne Passagiere. Das mussten die Mutigen sein, die geblieben waren, um uns zu helfen.
»Na, dann auf ins Vergnügen«, sagte Erik und kletterte als Erster aus dem Boot.
Wie oft hatte ich diesen Satz schon von ihm gehört, wenn es ans Eingemachte ging. Ich folgte ihm und winkte Tiago, er solle ebenfalls an Land kommen. Er überwand sich und gehorchte mit sichtlichem Unbehagen. An seiner Stelle wäre es mir wohl nicht anders ergangen. Der Brandgeruch war kaum auszuhalten. Dazu kam die Hitze des Feuers, die sich zusammen mit Rauchschwaden über die kleine Stadt gelegt hatte. Es war noch Vormittag, aber düster wie bei uns daheim kurz nach Sonnenuntergang, wenn die Sonne hinter dem Horizont die Wolken über uns rot färbte. Hier war es der Feuerschein, der die Rauchschwaden in Orange bis Rot tauchte.
»Wo geht es lang?«, fragte Erik.
Tiago bekreuzigte sich, dann sagte er in lupenreinem Englisch:
»Follow me!«
Wir folgten ihm also mitsamt unseren Rucksäcken. Er steuerte ein Haus an, das vermutlich so etwas wie die Hafenmeisterei war, und trat ein. Ein bärtiger Weißer von etwa vierzig mit einem übergroßen Hut und drei Indios, kaum älter als fünfzehn, erhoben sich und sahen uns mit dem Ausdruck von großer Erleichterung in ihren Gesichtern an.
»Bem-vindo, Senhores«, rief der Weiße überschwänglich und breitete die Arme aus, als wolle er uns auf der Stelle an sein Herz drücken.
Tiago ersparte uns eine Begrüßung, indem er schnell und unverständlich auf den Mann einredete. Er nickte wiederholt und sagte ein paar Sätze zu den Indios, die ebenfalls nickten.
»Das Dynamit ist hier in diesen Kisten«, sagte Tiago und wies auf zwei Kistchen, die wir locker selbst hätten hierhertragen können. Ich sah, dass Erik die Augen himmelwärts verdrehte. »Und Sie sagen, was wir tun sollen, um zu helfen.«
Erik hatte bereits die beiden Kistchen geöffnet.
»Beten«, sagte er.
In jeder der Kisten waren etwa fünfzig Stangen Dynamit. Keine Zündschnüre, keine Zündkapseln, kein sonst was. Man konnte lediglich die kurzen Lunten mit dem Zippo anzünden und die Dinger werfen.
»Euer Oberkasper nimmt das mit der Brandbekämpfung wohl nicht sehr ernst«, sagte ich.
Damit war Tiago überfordert. Er zuckte die Schultern. Hätten wir jetzt auf einem texanischen Ölfeld gestanden, wären wir einfach wieder gegangen und hätten auf ordentliches Material gewartet. Hier hatten wir genau zwei Möglichkeiten: abhauen oder es versuchen. Wir hatten noch nie aufgegeben, ohne es zumindest zu versuchen, also sagte ich eines der wenigen portugiesischen Wörter, die ich kannte: »Vamos!«
Ich schnappte ich mir eine Kiste, Erik die andere, dann ließen wir uns vom Hafenmeister, so er das überhaupt war, durch die wenigen Gassen an den Ortsrand führen. Unsere eigene Ausrüstung hatten wir in dem Haus am Hafen zurückgelassen. Sie würde uns unter diesen Umständen kaum nützen. So nahe, dass wir die Schutzanzüge und Atemgeräte brauchen würden, brauchten wir nicht ans Feuer heranzugehen, und hier, in gut vier-bis fünfhundert Metern Entfernung, war es auch ohne auszuhalten.
Erik setzte seine Kiste vorsichtig ab.
»Ich zeige euch jetzt, wie man es macht!«
»Ele nos mostra como fazer isso«, ertönte Tiagos portugiesisches Echo.
Erik nahm eine der Stangen, zückte sein Zippo, entzündete die Lunte und warf, so weit er konnte. Ich zählte im Geiste mit. Fünf Sekunden. Dann gab es einen ordentlichen Knall und eine Staubwolke stieg auf. Als sie sich gelegt hatte, sahen wir den Explosionskrater.
»Sieht gar nicht so schlecht aus«, meinte Erik und nahm die zweite Stange zur Hand. Die Indios sahen aufmerksam zu, dann folgten ihre Blicke dem Flug der Dynamitstange. Wieder fünf Sekunden bis zum Knall. Diesmal lag der Krater dicht neben dem ersten.
Es war die einzige Chance, die wir hatten. Wir mussten versuchen, einen Graben zu schaffen, den das Feuer nicht überspringen würde, wenn es bis hierhin kam. Er war weit genug entfernt von den Bäumen am Waldrand, und Unterholz gab es hier kaum, denn bis zu den Bäumen war gerodetes Land, das brachlag. Es gab also durchaus die Möglichkeit, die Flammen am Übergreifen auf die Häuser zu hindern, wenn sie sich nicht noch weiter zur Landseite hin ausbreiteten, denn mit den hundert Stangen Dynamit würden wir nicht allzu weit kommen. Nach insgesamt fünf Würfen wandte sich Erik an einen der jungen Indios und hielt ihm die Dynamitstange entgegen. Er nahm sie, Erik zündete die Lunte an und der Junge warf. Tatsächlich schloss der neue Krater an den vorigen an. Er hatte begriffen, worauf es ankam.
»Sehr gut gemacht«, lobte ich ihn. Er verstand zwar mit Sicherheit kein Wort, aber es war eindeutig, was ich ihm mitteilen wollte. Er strahlte übers ganze Gesicht.
Nun musste ich zeigen, dass auch ich werfen konnte. Selbstverständlich gelang es mir, auch meinen Krater korrekt anzulegen.
Wir gingen mit jedem Wurf ein Stück weiter, sodass sich nach und nach Krater an Krater schloss. Jeder der Jungs durfte werfen und alle machten ihre Sache ausgezeichnet. Insgeheim hoffte ich, dass mein Zippo länger durchhalten würde als Eriks, denn seines hatte nach etwa vierzig Würfen wegen Benzinmangels aufgegeben und von den anderen Anwesenden hatte niemand etwas bei sich, mit dem man die Lunten anzünden konnte.
Es hielt durch.
Wir hatten nun den Vorrat an Dynamit aufgebraucht, so gut wie die gesamte Breite der Flammenfront abgedeckt, konnten nur noch hoffen, dass kein Wind aufkäme, der brennende Teile über unseren Graben hinwegtragen würde, und dass sich das Feuer nicht zur Seite hin ausbreitete. Es war ziemlich viel Hoffen auf einmal, aber mehr konnten wir absolut nicht tun. Mit mehr Helfern und Baggern hätte man den Graben vertiefen und vielleicht auch fluten können. An Wassermangel litt die Gegend ja nicht gerade, aber die Stadt war nun einmal nicht im, sondern am Wasser gebaut. Dabei gab es im Amazonasgebiet jede Menge Dörfer oder Stadtteile mit Pfahlbauten, aber ausgerechnet hier nicht.
»Ihr seid richtige Helden. Die Stadt kann stolz auf euch sein«, sagte Erik zu den Indios und Tiago übersetzte. »Aber jetzt müsst Ihr verschwinden. Sie ebenfalls.« Er wandte sich dabei an den Hafenmeister.
»Ist die Stadt nun gerettet?«, fragte Tiago nach einem kurzen Redeschwall des Mannes.
»Vielleicht. Wir haben getan, was möglich war. Alles andere liegt in der Hand des Allmächti-gen.«
Tiago übersetzte und alle bekreuzigten sich, auch die Indios.
Nach allgemeinem Händeschütteln nahmen wir unser Gepäck und gingen, dreckig und verrußt, zurück zum Boot. Auch der Weiße und die Indios bestiegen die letzten Boote, die noch vertäut waren. Es war später Nachmittag. Mit etwas Glück und mit der Strömung konnten wir noch vor Einbruch der Nacht Manacapuru erreichen, wo es hoffentlich eine ordentliche Dusche gab, denn mit dem Flusswasser ging der Ruß nicht richtig ab. Für den Rückflug nach Manaus würde es wohl zu spät sein und wir würden dort übernachten müssen, aber irgendwie freute ich mich auf eine Cigarillha vor dem Einschlafen und auf meinen ersten Sonnenaufgang über dem Amazonas.
Bruno Moebius
Wo ist es hin,
das Feuer in deinen Augen?
Ich weiß noch:
Glut gloste,
Flämmchen flackerten,
verlöschten erst,
wenn du schliefst.
Wo ist sie hin,
die Zärtlichkeit in deinem Blick?
Ich fühlte sie
mit jedem heißen Hauch
von Berührung,
behutsam oder fest,
ehe du schliefst.
Wo ist er hin,
der Wohlklang deiner Stimme?
Ich hörte wohl
die Ober-und die Untertöne
sanft vibrieren,
vernahm die heilige Stille,
wenn du schliefst.
Wo ist sie hin,
die Hitze mancher Nacht?
Ich spüre sie
manchmal, nur in Gedanken,
wenn mich friert.
Seh dich dann an,