Paul Kemen, Jahrgang 1957, ist seit 1974 Polizist und seit 20 Jahren Pressesprecher der Aachener Polizei. Ende des Jahres 2019 wird er pensioniert. Er lebt in der Städteregion Aachen, ist verheiratet, Vater dreier Söhne und mittlerweile zweifacher Opa.
Bekannt wurde er über die Grenzen Aachens hinaus durch seine oft humorvoll geschriebenen Pressemeldungen. Die Aachener Nachrichten widmeten seinen Meldungen über Jahre hinweg die Kolumne »Kemens Welt«.
Der Reinerlös zweier Hörbücher mit seinen Geschichten kam »Menschen helfen Menschen« zugute, einem Hilfsfonds des Aachener Zeitungsverlages. 8.888 Euro flossen auf das Spendenkonto.
2012 wurde er von der Aachener Zeitung wegen seiner humorvollen Art zu schreiben, seiner Schlitzohrigkeit und Hilfsbereitschaft mit dem »Mullefluppetpreis« geehrt. 2014 verlieh ihm der Deutsche Journalistenverband, Bezirk Aachen-Eifel wegen seiner besonderen Meldungen die »Zeitungsente«.
Originalausgabe
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Print-ISBN 978-3-95441-510-6
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Als Freunde und Helfer werden wir ja im Volksmund oft bezeichnet. Helfer sind wir nahezu bei jedem Einsatz. Egal, ob Unfall, Streit, Sachbeschädigung, Körperverletzung oder Beleidigung: Wir helfen jemandem, damit er oder sie später in einem möglichen Gerichtsverfahren, sein / ihr Recht bekommt. Über den Begriff Freund lässt sich trefflich streiten. Freunde sucht man sich in der Regel selber aus. Daher gehen wir hier nicht näher darauf ein.
Mit uns als Helfern fing eigentlich alles an. Ich war etwa ein Jahr bei der Pressestelle und hatte bestimmt jeden Tag mit meinen Kollegen über Unfälle, Schlägereien, Familienstreitigkeiten und wer weiß was für Untaten berichtet. Jedoch so gut wie nie über das, für das die Polizei auch sonst noch steht. Eben als Helfer – Helfer in der Not. Und als eine solche Helfer-Geschichte entpuppte sich der Einsatz bei einer alten Dame, die die »110« gewählt hatte. Völlig verwirrt erschien sie uns am Telefon. Die Kollegen konnten ihrem Anliegen kaum folgen. Irgendetwas mit Telefon, Fernsehen und Schnee verstanden die Kollegen. Als sie die genaue Adresse der alten Dame ermittelt hatten, schickten sie einen Streifenwagen dorthin. »Schaut euch das einmal an. Da braucht eine alte Dame Hilfe!«, so der Auftrag an die Streifenwagenbesatzung. Die 86-Jährige öffnete ihnen die Türe und schilderte völlig aufgelöst und zittrig ihr Problem.
Die Dame lebte alleine in Aachen. Keine Verwandten, nur ein paar lockere Bekannte in der Stadt. Trotz ihres doch hohen Alters versorgte sie sich selbst. Offenbar war ihr nun an diesem Abend ein Missgeschick passiert.
Sie hatte wohl die Fernbedienung des Fernsehgerätes mit dem Telefon verwechselt und sich nun die programmierten Kanäle auf ihrer Fernbedienung gelöscht. So zeigte das Fernsehbild denn auch nur Schnee. Zur besten Sendezeit am Samstagabend. Im ZDF lief »Wetten dass?« mit Thomas Gottschalk. Diese Sendung wollte sie unbedingt sehen. Statt der wallenden Mähne ihres Lieblingsmoderators sah sie nur Schnee. Schnee, Schnee und noch mal Schnee.
Während die junge Kollegin sich um die alte Dame kümmerte und sie in dem Tenor »kann passieren« wieder aufbaute, setzte sich der Kollege in einen Sessel und programmierte die für die Dame wichtigen Sender. Nur ARD, ZDF und einige dritte Programme brauche sie, sagte sie, während sie sich langsam sichtlich beruhigte.
Nach knapp einer Stunde waren die Kollegin und der Kollege fertig. Nach dem Zuwendungsgespräch und der Programmierung der TV-Sender traten sie den Rückzug an. Sie fertigten einen kurzen Vermerk, schließlich mussten sie ja protokollieren, was sie in der vergangenen Stunde gemacht hatten. Dieser Vermerk landete dann am Montag im Fach der Pressestelle. So entstand dann die erste Geschichte. Die weiteren folgten dann …
Kapitel 1: Freund und Helfer
Polizei wechselt bei alter Dame den Rauchmelder
Fein geholfen
Mann bekam Handschellen nicht mehr auf
WM 2006: Wir brauchen kein Mitleid
Der Inhalt einer Uniform ist wichtig
Heitere Aussichten – Zähne zeigen
Tageshoroskop empfiehlt den richtigen Ansprechpartner
Polizei sollte Koffer knacken
Freund und Helfer mit Spaghetti Bolognese unterwegs
Kapitel 2: Kinder und die Polizei
11-Jähriger beschwert sich per Notruf über Zwangsarbeit
Ungewöhnlicher Löscheinsatz
Kurios: 8-Jähriger flüchtet aus Angst vor einer Spritze aus Arztpraxis
Pampers voll – neunjähriges Brüderchen sorgt für Aufregung
Kinder im Zug – Mutter draußen
Kinder stritten um Reihenfolge beim Duschen
7-Jähriger alleine im Bus unterwegs – Kind schildert Odyssee
Junges Quartett hatte einiges gestohlen
Na bitte – es geht auch ohne Staatsgewalt
Alleinerziehender Vater mit Sohn
Kinder zu laut in einem Lokal
Kapitel 3: Tiere und Geschichten um sie herum
Hund mit Fahrradständer als Unfallverursacher
»Dat hat mich jerade noch jefehlt!«
Besorgte Bürgerin: Ein Schaf und kalte Füße
Meldung von verletzter Kuh und totem Reh
Kuh der Sorte Rotbund spazierte eine Stunde über die Autobahn
Einbrecher konnte fliegen
Tierische Meldung zur Überbrückung des Brückentages
Pudel hatte den Verkehr im Griff
Frösche am Geldautomaten
Ponys und Esel beim Nachtspaziergang erwischt
Einbrecher war ein Marder – Festnahme
Ein Hundehaufen und zwei Anzeigen
Wenn’s der Sau zu bunt wird
Kapitel 4: Sex
Wollen und Können ist ein Unterschied
Die Erpressung
Auf der Reeperbahn übers Ohr gehauen
Beziehungsdreieck verlangt nach Polizei
Raub und Körperverletzung im Bordell
Klare Angaben sind immer gut
Liebhaber setzte Notruf aus dem Kleiderschrank ab
Chatpartnerin versank in der Badewanne – Polizei um Hilfe gebeten
Kapitel 5: Alkohol und Drogen
Kurz und knapp: Der Klopper des Tages
Nach Kneipenbummel Frau und Führerschein weg
Umtrunk von Vater und Söhnen artete aus
Auf Freibierparty illegal Rum getrunken
Traktorfahrer richtete Schaden an
Kapitel 6: Irrtümer
Brotbestellung landete bei der Polizei
DNA-Probe mit den richtigen Backen
Störungen im Mobilfunknetz sorgten am Freitag für ein Durcheinander
Über die »110« Tisch bestellt
Telefon-Fehlschaltung: Kundenhotline landete im Aachener Präsidium
Kapitel 7: Menschliches Mit- und Gegeneinander
Akademischer Streit auf offener Straße
Handy blieb an – Polizei hörte Beleidigungen mit
Vermeintlich hilflose Person war ein wartender Ehemann
Menschliches Miteinander beim Tanken
In einem Sport- und Kulturverein ging’s hoch her
Gast aus einer misslichen Lage befreit
Kapitel 8: Ohne Worte
Der Schnitzelraub von Aachen
Betrugsanzeige wegen ausgefallenem Cellulite-Kurs
Die Regierung ist unschuldig
Das Alter und die Augen
Eheleute werden immer jünger
Die Socken und ihr Nässegrad
Nachts auf dem Friedhof Kies geklaut
Monteur trat die Haustüre ein
Herrenlose Eier im Bus
Eklig – Keine Bruderliebe
Mann parkt falsch; Selbstjustiz in Gedichtform
Wo bitte ist mein Knast
Anruf des Ohrstöpselflüsterers
Nackter Mann mit Rucksack in der Stadt unterwegs
Wildschweinfütterung
Erst auf die Beine dann auf’s Auge
Stinkkäse stank gewaltig
Haariger Ermittlungsansatz
Kapitel 9: Von Gaunern und denen, die es werden wollen
Jeder Einbrecher ist anders
Von nix kommt nix – oder: auch Einbrecher müssen trainieren
Gesuchter Mann bat um Festnahme
Nach Einbruch in Metallfirma gab es eine Festnahme
Autoknacker schliefen im LKW ein – der Merlot war’s
Mal ein Autoknacker mit Contenance
Kapitel 10: Bürokratie und kleine Rechtskunde
Kurveneigenschaften klar geregelt
Klare polizeiliche Verfügungen von a) bis e)
Ruhegehaltsfähige Dienstzeit
Die Pressestelle und die Rechtschreibreform
Die Polizei und ihr Aküfi
Kapitel 11: Ausreden
Beine strampelten im Altkleidercontainer
Ausrede der Woche
Rollerfahrer fuhr bei Rot – Bremsen ist zu teuer
Zu schnell gefahren – Man(n) hatte es eilig
Zu guter Letzt
Sogenannte »Hilfeersuchen« sind die häufigsten Einsatzanlässe, die die Polizeileitstelle registriert. Dabei handelt es sich um Notrufe über die »110« in denen die Bürgerinnen und Bürgerinnen eine Hilfestellung von der Polizei erwarten. Versperrte Ausfahrten, verdächtige Beobachtungen oder gar ein Nachbar, der längere Zeit nicht gesehen wurde … Bei einer Anruferin piept es in der Wohnung, oder ein Mann bekommt nach Fesselspielen die Handschellen nicht mehr auf. Fälle, die die Polizei als Helfer fordern und oftmals bei den Kolleginnen und Kollegen ein Schmunzeln hervorlocken. Um solche Fälle geht es in dem ersten Kapitel.
Würselen –