Zum Gedenken an Josephine Baker,
»Die schwarze Perle« und Résistance-Heldin
Bruno war nach seinem morgendlichen Ausritt im Gelände um Pamelas Reiterhof immer noch in bester Stimmung, als er in Fauquets Café seinen ersten Kaffee trank und die Schlagzeilen der Sud Ouest überflog. Balzac, sein Basset, hockte in Erwartung seines Anteils am Croissant geduldig zu seinen Füßen und merkte auf, als Brunos Handy zu vibrieren anfing. Missmutig ließ er sich auf den Bauch fallen und legte den Kopf auf die Pfoten. Ihm war klar, dass er auf seinen Leckerbissen noch eine Weile würde warten müssen.
»Bonjour, Florence«, grüßte Bruno, nachdem er sich mit einem Blick auf die Nummer im Display vergewissert hatte, wer ihn da zu erreichen versuchte. »Du rufst aber früh an. Ist mit den Kindern alles in Ordnung?«
»Alles bestens, Bruno, aber ich mache mir um Claudia Sorgen. Gestern Abend während des Vortrags im Schloss von Limeuil ging es ihr plötzlich ziemlich schlecht, und als ich sie soeben anzurufen versucht habe, um mich zu erkundigen, wie es ihr inzwischen geht, hat sie nicht abgenommen. Von ihrer Vermieterin musste ich dann hören, dass sie gestern gar nicht nach Hause zurückgekommen ist.«
Claudia, eine amerikanische Studentin der Universität Yale, arbeitete an ihrer Dissertation über ein kunstgeschichtliches Thema und war vor kurzem nach Frankreich gekommen, um sich von einem bedeutenden Vertreter ihres Fachs betreuen zu lassen. »Vielleicht hat sie bei ihrem petit ami übernachtet«, meinte Bruno, der wie etliche seiner Freunde auf Anhieb Gefallen an Claudia gefunden und sich mit ihr angefreundet hatte.
»Ich glaube nicht, dass sie einen festen Freund hat, jedenfalls nicht hier in Frankreich. Gestern Abend ging es ihr wirklich nicht gut. Sie litt unter Schwindel und war kreidebleich. Ich wollte sie nach Hause bringen, aber sie sagte, sie komme allein zurecht und brauche nur ein bisschen Ruhe.«
»Hast du dich mal bei der Notaufnahme erkundigt?«
»Nein. Dafür habe ich jetzt auch keine Zeit. Ich muss die Kinder zur maternelle bringen.«
»Na schön, ich kümmere mich darum.«
Bruno beendete das Gespräch und hatte schon im Gefühl, dass er seiner üblichen Amtshandlung – er regelte jeden Morgen den Verkehr vor dem Kindergarten – nicht würde nachkommen können. Er rief die örtliche Feuerwehr an, die pompiers, die auch für Krankentransporte zuständig waren, und erfuhr, dass es am Vorabend keinen solchen Einsatz gegeben habe. Daraufhin meldete er sich bei der städtischen Klinik. Aber auch dort konnte man ihm nicht weiterhelfen. Bruno zahlte für den Kaffee und das Croissant, überquerte den Platz und bestieg die Stufen zur mairie, um der Sekretärin des Bürgermeisters mitzuteilen, dass er sich auf den Weg nach Limeuil machen werde. Unten auf dem Platz ließ er Balzac auf den Beifahrersitz seines Transporters springen und fuhr los, vorbei an der Feuerwehrstation und dem städtischen Weinberg und bergan in Richtung eines der schönsten und wohl auch ältesten Dörfer Frankreichs.
Limeuils Geschichte reichte, wie Bruno wusste, bis in die keltische Zeit zurück. Das befestigte Dorf war im Gallischen Krieg von Cäsars Legionen eingenommen und zu einem Oppidum ausgebaut worden, einer stadtartigen Siedlung, die insofern von strategischer Bedeutung war, als von ihr aus der Zusammenfluss von Vézère und Dordogne überblickt werden konnte. Was Florence als Schloss bezeichnet hatte, war ein eher modernes, kaum mehr als hundert Jahre altes Bauwerk, errichtet von einem ehemaligen Arzt am Hof des marokkanischen Sultans, der in sein heimatliches Périgord zurückgekehrt war, um seinen Lebensabend dort zu verbringen. Er hatte die ganze Hügelkuppe aufgekauft, mitsamt all ihren Ruinen sowie der alten Burg aus dem Mittelalter, und einen Neubau in Auftrag gegeben, dessen Vorbild, wie Bruno vermutete, eines der Forts der französischen Fremdenlegion in der marokkanischen Wüste gewesen war.
Die einst weißen, stuckverzierten Mauern waren inzwischen grau geworden. Sie umschlossen heute einen Souvenirladen, ein Café und Aufenthaltsräume für die Gärtner, die im Auftrag der Stadt die zu einer Touristenattraktion avancierten Grünanlagen pflegten. Die großen Säle innerhalb des Schlosses, die einen prächtigen Ausblick auf die beiden Flüsse boten, waren nunmehr das kulturelle Zentrum des Dorfes. In ihnen wurden Vorträge, Lesungen und gelegentlich auch Kunstausstellungen durchgeführt.
Am Vorabend hatte ein hiesiger Historiker über die Altertumsforschung in und um Limeuil referiert. Bruno hätte sich den Vortrag gern angehört, war aber wegen der wöchentlichen Sitzung des Stadtrates von Saint-Denis verhindert gewesen. Eigentlich nur eine Routineveranstaltung, doch hatte er diesmal teilnehmen müssen, um zum Stand der Vorbereitungen für das Veranstaltungsprogramm der kommenden Touristensaison Rede und Antwort zu stehen, das aus öffentlichen Konzerten, Nachtmärkten und Feuerwerksspektakeln bestehen würde. In dieser Rolle als Impresario fühlte sich Bruno durchaus wohl, ja sie machte ihm sogar Spaß. Im Anschluss an die Ratssitzung, die frühzeitig mit einem kleinen vin d’honneur für ein aus Altersgründen ausscheidendes Mitglied beendet worden war, hatten Bruno und der Bürgermeister ebendieses Mitglied zu einem Abendessen in Ivans Bistro eingeladen. Mit der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Archéologie war Bruno dann gegen zehn zu Bett gegangen und eine halbe Stunde später eingeschlafen, in Vorfreude darauf, mit seinem Pferd Hector am nächsten Morgen gegen sieben auszureiten.
Der Parkplatz auf dem Hügel von Limeuil war gut besetzt. Obwohl es erst April war und eigentlich noch zu früh für Touristen, sah man Fahrzeuge mit Kennzeichen aus Holland, England und Deutschland. Bruno stieg vor dem angrenzenden Restaurant aus seinem Transporter und folgte Balzac über den gewundenen Pfad zur Parkanlage, die für die Öffentlichkeit noch nicht geöffnet war. Er fragte nach David, dem bärtigen jungen Mann, der die Anlage betreute, und fand ihn beim Unkrautjäten im sogenannten Apothekergarten vor, wo Heilpflanzen und Kräuter gezogen wurden. Wie immer und bei jedem Wetter trug David seine alte kurze Lederhose und mehrere T-Shirts übereinander. Er und Balzac begrüßten sich wie alte Freunde.
»Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen, aber ich kann mich ja mal umhören«, sagte David, nachdem Bruno ihm den Grund seines Besuchs erklärt hatte. »Wollen Sie, dass wir nach ihr suchen?«
Bruno nickte. »Ihr soll schwindlig gewesen sein. Vielleicht ist sie ohnmächtig geworden. Hat sich womöglich der eine oder andere Kollege von Ihnen den Vortrag angehört und sie anschließend gehen sehen?«
»Ich rufe mal meine Leute zusammen«, antwortete David und holte eine Trillerpfeife hervor, wie sie von Schiedsrichtern benutzt wurde. »In vierzig Minuten kommt eine Schulklasse, bis dahin hätten wir noch Zeit zum Suchen.«
Er stieß dreimal kurz in die Pfeife, worauf hinter Hecken und Sträuchern zwei junge Männer und zwei junge Frauen auftauchten und am Wassergarten und dem Riesenmammutbaum vorbei mit Spaten und Gartenscheren in den Händen auf sie zukamen. Statt Bruno die schmutzigen Hände zu reichen, hielten sie ihm zum Gruß die Unterarme hin und gingen in die Hocke, um Balzac zu hätscheln, während David ihnen erklärte, weshalb Bruno gekommen war.
»Ja, ich war bei dem Vortrag«, sagte Félicité, die als Schülerin an Brunos Tennistraining teilgenommen hatte. »Und ich kenne Claudia. Sie ist irgendwann aufgestanden, hat etwas zu Florence gesagt und dann leise den Raum verlassen, um nicht zu stören. Das war kurz nachdem das Licht runtergedreht worden war und der eigentliche Diavortrag begonnen hatte. Florence meinte später, dass es Claudia nicht gutging.«
»Wann genau ist sie gegangen?«, fragte Bruno.
»Wir waren um sieben da, und der Vortrag hat, glaube ich, eine Viertelstunde später angefangen. Mit der Dia-Show ging es dann schon nach wenigen Minuten los«, erklärte Félicité. »Vorher hat es für alle ein Glas Bowle gegeben. Vielleicht ist ihr davon schlecht geworden.«
Während die Gruppe um David nach Claudia suchte, ging Bruno, dicht gefolgt von Balzac, den Hügel hinunter zum Haus von Madame Darrail, bei der die amerikanische Studentin ein Zimmer gemietet hatte. Das Haus war am Hang gebaut und schien, wenn man sich ihm von der Straße aus näherte, nur aus einem Geschoss zu bestehen. Es wirkte, von außen betrachtet, winzig klein. Im Eingangsbereich aber zeigte sich ein Treppenschacht, der in ein angebautes Souterrain mit eigenem Dach führte. Madame Darrail war die Witwe eines Mannes, der den Kanuverleih des Ortes betrieben hatte, eine mürrische Frau um die sechzig, gepflegt, mit dunkelbraunen Augen, fahler Haut und stahlgrauem Haar. Im Sommer war sie meist im Kiosk am Fluss anzutreffen, wo sie Buchungen entgegennahm, Gebühren kassierte und Schwimmwesten ausgab, während sich ihr Sohn Dominique um die Kanus kümmerte. Als geborene Limeuilerin war sie es gewohnt, drei- oder viermal am Tag den steilen Weg hinunter zum Fluss und wieder hinauf zu gehen – in einem Tempo, das Bruno außer Atem brachte. Er war froh, sie an diesem Morgen in ihrem Haus anzutreffen.
»Ah, Bruno, Sie haben meine Nachricht also gelesen«, sagte sie, und ihre besorgte Miene ging in ein halbes Lächeln über, als sie Balzac sah, sich bückte und ihn streichelte. »Wegen dieser Amerikanerin.«
»Auf meinem Handy war keine Nachricht«, entgegnete er. »Wenn Sie mich übers Festnetz angerufen haben, werde ich sie abhören können, wenn ich wieder im Büro bin. Nun, aber deswegen bin ich hier. Florence vom collège macht sich Sorgen um Claudia. Sie sagt, sie habe mit Ihnen gesprochen.«
»Das letzte Mal habe ich Claudia gestern um sechs gesehen, als sie von der Arbeit zurückgekommen ist. Sie wollte dann zu einem Vortrag. Ich habe ihr noch einen Teller Suppe und etwas Käse vorgesetzt, aber sie meinte, dass sie nichts herunterbekommen würde. Sie hatte Krämpfe, wissen Sie. Also habe ich ihr einen Thymiantee gekocht, mit dem sie eine Tablette eingenommen hat. Es ging ihr danach anscheinend wieder gut genug, um sich diesen Vortrag anzuhören. Ich bin schon früh zu Bett und habe erst heute Morgen nach dem Anruf von Florence gemerkt, dass Claudia die Nacht über nicht zu Hause war. Ihr Bett war unberührt.«
»Darf ich einen Blick in ihr Zimmer werfen?«, fragte Bruno. »Kommt es öfter vor, dass sie woanders übernachtet? Hat sie vielleicht einen Freund?«
»Nein, es ist das erste Mal, dass sie nicht hier in ihrem Bett geschlafen hat, und von einem Freund hat sie nie gesprochen. Ich glaube allerdings, dass sie in Amerika einen hat. Für gewöhnlich steht da ein Foto von ihm neben ihrem Bett, aber das scheint jetzt verschwunden zu sein.«
»Wissen Sie, was sie für Tabletten nimmt?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Es müssten hier irgendwelche Medikamente von ihr sein.«
Madame Darrail bewohnte die obere Etage des Hauses mit einer Küche und einem Esszimmer auf der einen Seite des Flurs und einem Wohn- und ihrem Schlafzimmer auf der anderen. In der Diele hingen mehrere gerahmte Fotos, eines von ihrer Hochzeit, ein anderes von einer schönen Stadt mit strahlend weißen Häusern an einem Hang über einem Hafen, eine Stadt, die Bruno in Algerien vermutete. Auf zwei weiteren Fotos waren Soldaten zu sehen, die Fallschirmspringeruniformen und rote Bérets trugen. In einem der Soldaten erkannte Bruno General Jacques Massu wieder, einen Mann mit strengen Gesichtszügen und einem kurzgeschorenen Oberlippenbart; von 1940 an und bis zu seinem Tod war er ein loyaler Gaullist gewesen.
»Massu«, sagte Bruno und deutete auf das Bild.
»Ein großer Soldat«, erwiderte sie. Bruno nickte, obwohl er in Massus Sieg über die algerischen Freiheitskämpfer ein klassisches Beispiel dafür sah, dass militärischer Erfolg auch eine strategische Niederlage bedeuten konnte. Massus Einsatz von Folter hatte den algerischen Widerstand nur gestärkt und in Frankreich immer mehr Kriegsgegner auf den Plan gerufen.
»Und wer ist der andere auf dem Bild?«, fragte Bruno.
»Mein verstorbener Vater. Ich war noch ein Säugling, als unsere ganze Familie Algerien verlassen hat.«
Bruno nickte wieder. Rund eine Million französische Siedler waren in ihr Mutterland zurückgekehrt, als sich de Gaulle darauf eingelassen hatte, über Algeriens Unabhängigkeit zu verhandeln.
Madame Darrail führte Bruno über die Treppe in die untere Etage, wo sich zwei Schlafzimmer und ein Bad befanden. In beiden Schlafzimmern gab es zusätzlich je ein Waschbecken.
Claudias Zimmer hatte einen kleinen Balkon, auf dem gerade einmal zwei größere Stühle Platz fanden. Er bot einen prächtigen Ausblick auf das Tal der Dordogne. Im Zimmer selbst standen ein Doppelbett, das frisch gemacht war, ein Kleiderschrank, eine Kommode sowie ein kleiner Tisch mit Stuhl. Unter dem Tisch war ein Rucksack verstaut, darauf stapelten sich Bücher über Kunst. Ein kleiner Stapel Taschenbücher lag auf einem Nachttischchen. Neben einem Spiegel hingen mit Klebestreifen befestigte Postkarten an der Wand, darauf waren Gemälde alter Meister abgebildet, wie es schien.
Im Rahmen des Spiegels steckten Familienfotos. Auf zweien war ein etwa neun- oder zehnjähriges Mädchen zu sehen, das zwischen zwei Erwachsenen stand, offenbar den Eltern. Der Mann war groß und kahlköpfig; er hatte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter gelegt. Die rundliche Frau hatte schöngeschnittene Augen und einen heiteren Gesichtsausdruck, der vermuten ließ, dass sie viel lächelte. Hinter ihnen lag ein großer Garten, von dem steinerne Stufen zu einer imposanten Terrasse vor einer Art Herrenhaus aufstiegen. Obwohl es altmodisch wirkte, schien es neu gebaut zu sein. Ein anderes Foto schien fünf oder sechs Jahre später aufgenommen worden zu sein und zeigte dasselbe Mädchen an der Seite desselben großgewachsenen Mannes und einer dritten Person, die aber aus dem Foto herausgeschnitten worden war.
Auf dem Glasbord über dem Waschbecken stand eine geöffnete Kosmetiktasche. Bruno entdeckte darin zwei Arzneiröhrchen aus gelbem Plastik und eine angebrochene Packung hochdosiertes Ibuprofen. Eines der Röhrchen stammte aus einer New Yorker Apotheke, das andere war von einer Drogerie aus New Haven, Connecticut. Bruno konnte mit den Namen der Medikamente nichts anfangen und machte sich Notizen. Im Papierkorb unter dem Waschbecken fand er ein paar gebrauchte Papiertaschentücher und ein in der Mitte durchgerissenes Foto. Bruno zog Gummihandschuhe an und legte die Hälften zusammen. Das Foto zeigte das Halbporträt eines gutaussehenden jungen Mannes mit einem Tennisschläger in der Hand und eine handschriftliche Widmung auf Englisch: »All my love to darling Claudia. Ever yours, Jack.«
»Ihre Kleider sind alle hier, wie Sie sehen können. Tolle Sachen, Armani und Chanel, dabei trägt sie normalerweise nur Jeans und Sweatshirts«, sagte Madame Darrail, nachdem sie den Kleiderschrank geöffnet hatte. »Und ihr hübsches seidenes Nachthemd liegt unter dem Kopfkissen. Von Lanvin. Wenn Claudia nicht unterwegs ist, arbeitet sie hier an ihrem kleinen Computer.« Sie schaute sich um. »Seltsam, den scheint sie mitgenommen zu haben«, fügte sie überrascht hinzu.
Bruno blätterte ein paar Papiere auf dem Schreibtisch durch, in der Hauptsache Ausdrucke oder Fotokopien von Artikeln aus verschiedenen Fachzeitschriften auf Französisch, Englisch und Italienisch. Sie alle beschäftigten sich mit der französischen Renaissance und Gemälden beziehungsweise Skulpturen aus dieser Periode. Auf ähnliche Themen bezogen sich jede Menge handgeschriebener Notizen, die mit den Namen verschiedener Museen und Châteaus überschrieben waren. In einem Skizzenblock fand Bruno Bleistiftzeichnungen von Limeuil, seinen beiden Brücken, dem Schloss, der Parkanlage, und auch ein paar flüchtige Studien vom Markt in Saint-Denis. Sie waren so gut, dass Bruno sogar zwei Bekannte darauf wiedererkennen konnte. Claudia zeichnete hervorragend. Neben den Papieren lag auf einem blauen amerikanischen Reisepass ein Smartphone an einem Ladekabel, das noch an der Steckdose hing.
Bruno nahm den Pass zur Hand und sah, dass er auf Claudia Ursula Muller ausgestellt war, geboren in Philadelphia. Das französische Studentenvisum war noch für zwei weitere Jahre gültig. Claudia war fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hatte, wie aus den Stempeln im hinteren Teil des Passes zu ersehen war, allein im vergangenen Jahr Thailand, Singapur und Großbritannien bereist. In der Handyhülle war ein kleines Einsteckfach, aus dem Bruno zwei Kreditkarten hervorzog: eine Visa Platinum und eine schwarze Karte von einem gewissen Muller Investment Trust. Bruno hatte nie davon gehört. Als er das Display des Handys berührte, leuchtete es auf und zeigte das Foto einer weißen Katze, die ihm in die Augen starrte, darunter ein Ziffernblock mit der Aufforderung, die PIN für das Gerät einzugeben. Er legte es zurück auf den Tisch.
»Hat sie eine Handtasche oder ein Portemonnaie?«, fragte er.
»Mit Handtasche habe ich sie nie gesehen, immer nur mit der Computertasche. Wenn die Miete fällig ist, holt sie ein Herrenportemonnaie aus der Gesäßtasche und zahlt mit einem Scheck einer französischen Bank. Den Namen weiß ich nicht mehr. Auch alle ihre anderen Papiere bewahrt sie in diesem Portemonnaie auf, den Führerschein, ihren Studentenausweis und was da sonst noch alles ist.«
»Wer benutzt das andere Schlafzimmer hier unten?«, wollte Bruno wissen und fragte sich, wie groß das Interesse der Hauswirtin an den privaten Angelegenheiten ihrer Untermieter war.
»Eins der Mädchen, die oben im Park arbeiten. Félicité. Sie und Claudia haben sich angefreundet. Was, glauben Sie, könnte passiert sein?«
»Vielleicht ist sie kränker, als Sie dachten, und irgendwo zusammengebrochen. Die Leute vom Park suchen nach ihr. Wenn Balzac mal an ihrem Nachthemd schnuppern dürfte, könnte er sie vielleicht aufspüren.«
Bruno stieg zurück auf den Hügel. Balzac trottete voran, so zielstrebig wie immer, wenn er einer Fährte folgte. Er lief über den gewundenen Pfad und dann geradewegs auf das Schloss zu, schnüffelte sich durch den Veranstaltungssaal, der immer noch voller Stühle war. Durch eine offenstehende Terrassentür eilte er wieder nach draußen, lief den Hang hinauf, an einem Riesenmammutbaum vorbei und entlang der hüfthohen Steinmauer, die die Hügelkuppe umschloss. In einiger Entfernung sah Bruno zwei Mitglieder des Parkpersonals, die sich weit über die Mauer beugten und in die Tiefe schauten.
Bruno folgte ihrem Blick. Etwa fünf oder sechs Meter unterhalb war das Dach des ersten am Steilhang klebenden Hauses zu sehen, ein Stück weiter darunter das Gebäude aus dem achtzehnten Jahrhundert, das von den Anwohnern als das neue Château bezeichnet wurde. In der Felswand unter der Mauer klaffte ein Spalt, durch den man nach Brunos Einschätzung relativ problemlos hinaufklettern konnte. Die Jungs aus dem Dorf hatten das bestimmt schon ausprobiert. Etwas abgesetzt davon erstreckte sich eine lange, grasbewachsene Terrasse, die an eine weitere Mauer grenzte. Von Claudia war nichts zu sehen. Balzac drängte weiter. Er trottete an der Mauer entlang, hin zu dem Aussichtspunkt, von dem sich die Täler der Dordogne und der Vézère überblicken ließen, dann über einen breiten, von Kastanien gesäumten Weg hinauf zu dem steinernen Brunnen, über den das Schloss jahrhundertelang mit Wasser versorgt worden war.
Von seinen früheren Besuchen der Schlossanlage wusste Bruno, dass der Brunnen normalerweise abgedeckt und mit einer schweren Kette samt Vorhängeschloss gesichert war. Jetzt schienen Bauarbeiten an ihm vorgenommen zu werden, und der hölzerne Deckel war entfernt worden. Ein rot-weißes Absperrband und ein Warnhinweis sicherten die Stelle nur notdürftig, was Bruno als Verstoß gegen geltende Bauvorschriften registrierte. Um den Brunnen herum hatte man ein Gerüst errichtet, von dem eine Strickleiter in den Schacht hineinhing. Daneben stand ein Betonmischer. David hockte auf einer der Bohlen, die über das Gerüst gelegt worden waren, griff nach der Strickleiter und spähte in die Tiefe.
»War der Brunnen über Nacht offen wie jetzt oder haben ihn die Arbeiter erst heute Morgen aufgedeckt?«, fragte Bruno. Er hatte sein Handy hervorgeholt und machte Fotos, die automatisch datiert sein würden.
»Die Leute vom Bau haben sich heute noch nicht blicken lassen«, antwortete David. »Die Maueranker müssen erneuert werden. Wie es scheint, ist aber noch nichts passiert. Haben Sie eine Taschenlampe dabei?«
»Nur eine kleine hier am Schlüsselanhänger«, sagte Bruno und reichte ihm den Bund. »Nicht fallen lassen, sonst kriege ich meinen Transporter nicht mehr gestartet. Gibt’s hier nicht irgendwo eine geeignetere Lampe?«
»Ihre hilft mir nicht weiter, sie ist zu schwach«, sagte David und warf Bruno die Schlüssel wieder zu. Er schwang sich auf den Brunnenrand, sprang zu Boden und eilte davon. Im Schloss gebe es eine stärkere Taschenlampe, rief er über die Schulter zurück.
Bruno kletterte auf das Gerüst und blickte in den Brunnen. Außer ein paar Seilen und der Strickleiter, die in die Tiefe führte, sah er nichts. Dass eine junge Frau, der schwindlig war, über das Absperrband stolperte und über die gut einen Meter hohe Brunnenmauer stürzte, hielt er allerdings für ausgeschlossen.
Plötzlich hörte er ein leises Maunzen wie von einer Katze. Balzac schlug an wie immer, wenn er Brunos Aufmerksamkeit forderte. Bruno schaute angestrengt in die Tiefe und hörte es wieder, ein Miauen. Wie von weit her. Bruno setzte einen Fuß auf die Strickleiter und stieg ein paar Sprossen hinab, um seine Augen an die Dunkelheit des Schachtes zu gewöhnen. Und wieder war ein klägliches Miauen zu hören.
Bruno stieg wieder nach oben zurück. Aus drei dicken Brettern hatten die Arbeiter eine wacklige Bühne gezimmert, die an vier Seilen am Gerüst hing und mit Hilfe eines Flaschenzugs abgesenkt beziehungsweise hochgezogen werden konnte. Auf den Brettern klebten getrocknete Zementreste, und das Ganze sah alles andere als stabil aus. Bruno bat David, der zurückgekehrt war, die Seile zu führen, während er selbst herauszufinden versuchte, wie sich die Bühne in Bewegung setzen ließ.
Vorher aber kletterte er über die gesamte Länge der Strickleiter in den Schacht hinab, vielleicht fünf oder sechs Meter tief, hielt sich mit einer Hand an den Sprossen fest, mit der anderen an einem der Seile. Den Blick nach unten gerichtet, sah er nur ein schwarzes Nichts. Plötzlich fiel ihm auf, dass es im Schacht merklich kühler war. Von unten stieg ein Geruch auf, der ihn an die Atmosphäre tiefer Höhlen erinnerte. Der Geruch war nicht unangenehm, aber irgendwie fremd und tot, als würde das feuchte Kalkgestein noch etwas aushauchen von den Fossilien, aus denen es entstanden war.
Jemand rief von oben, und dann kam etwas langsam auf ihn zu, ein Licht, das hin und her pendelte und dann sein Gesicht streifte. David schickte ihm eine Stablampe an einem Seil. Bruno löste die Hand von der Strickleiter, griff danach und richtete den Lichtstrahl in die Tiefe. Weil er aber sein Gewicht verlagert hatte, fing die Arbeitsbühne zu schwingen an, und er drohte den Halt zu verlieren. Er zwang sich, innezuhalten und nachzudenken. Schließlich nahm er das Seil, an dem die Lampe hing, zwischen die Zähne, hielt sich mit der freien Hand wieder an der Strickleiter fest und wartete, bis die Bühne wieder in ruhiger Position war. Bruno fragte sich, wie es die Arbeiter schafften, unter diesen erschwerten Bedingungen die Mauersteine zu vermörteln.
Es gelang ihm, ein Bein um die Strickleiter zu schlingen, womit es ihm möglich wurde, die Bühne ruhigzuhalten. Vorsichtig verlagerte er das Gewicht ein wenig, um über den Rand der Bretter nach unten zu blicken und den Schacht auszuleuchten. Immer wieder hörte er das leise Miauen. Er bemerkte nun, dass die gemauerten Schachtwände nur noch zwei oder drei Meter tiefer reichten. Darunter befand sich nackter Fels, der behauen oder vielleicht auf natürliche Weise ausgewaschen war. Der Durchmesser des Schachtes schien sich zu verjüngen, wobei Bruno nicht ausschließen konnte, dass die Perspektive täuschte. Als er den Strahl der Lampe direkt nach unten richtete, wurde er vom Licht geblendet, das der Wasserspiegel in der Tiefe reflektierte.
Bruno schwenkte den Lichtstrahl auf die Wand über dem Wasserrand und entdeckte eine kleine Katze, die auf Wasser zu sitzen schien. Aber dann sah er, dass sie sich verzweifelt an einem Gegenstand festklammerte, den er auf Anhieb nicht identifizieren konnte. Er war gewölbt, vielleicht ein Holzpflock. Er wusste, dass manche Besitzer von Swimmingpools im Winter Holzpflöcke ins Wasser warfen, die verhindern sollten, dass sich eine Eisschicht bildete. Vielleicht versuchte man das Gleiche mit dem Brunnenwasser.
Bruno hörte einen Ruf von oben, schaute hinauf in den kleinen Lichtkreis und sah, dass sich ein Schatten darüberlegte. Gleichzeitig geriet die Bühne wieder in Schwingung. Es dauerte eine Weile, bis er in dem Schatten eine Silhouette von Kopf und Schultern ausmachen konnte. Sie konnte kaum mehr als zehn Meter entfernt sein, die Distanz wirkte aber sehr viel weiter.
»Alles okay da unten?«, rief David. »Können Sie was erkennen?«
»Würde die Strickleiter auch Ihr Gewicht noch halten?«, fragte Bruno.
»Hier arbeiten meist zwei Männer gleichzeitig, einer auf der Bühne, der andere auf der Leiter.« Davids Stimme klang merkwürdig verzerrt. »Soll ich runterkommen?«
»Hier unten sitzt eine Katze fest«, rief Bruno. »Warten Sie einen Moment.«
Bruno hatte jetzt seinen linken Arm in die Strickleiter gehakt, um die Pendelbewegung der Bühne zu bremsen. Als er ein Knie auf den Brettern versetzte, stieß er sich an einem der getrockneten Zementklumpen und spürte einen Schmerz im Knie. Er nahm das Seil, an dem die Lampe hing, wieder zwischen die Zähne, löste mit der freien Hand den Klumpen und warf ihn hinab, um die Tiefe zu ermessen. Im Stillen zählte er tausendeins, tausendzwei, und kaum hatte er tausenddrei zu denken angefangen, hörte er unten Wasser klatschen.
Aus der Grundschule wusste er, dass ein frei fallender Gegenstand schon in der ersten Sekunde fast zehn Meter zurücklegte. Mon Dieu, dachte er. Es ging also noch zwanzig bis dreißig Meter weiter nach unten.
Er nahm die Stablampe zur Hand und beleuchtete den Felsrand über dem Wasserspiegel. Er sah, dass sich die Katze oder vielmehr der Gegenstand, an dem sie sich festhielt, bewegte, vor und zurück und dann im Kreis. Er schien im Wasser zu schwimmen, doch es handelte sich gewiss nicht um einen Holzpflock. Bruno schwante plötzlich Schlimmes.
Er fuhr den schwimmenden Gegenstand mit dem Lichtstrahl ab und schaute genauer hin. Was er für einen Pflock gehalten hatte, mochte ein Bein sein. Jetzt glaubte er auch die Umrisse eines Rumpfes erkennen zu können und einen im Wasser liegenden Kopf. Sicher konnte er sich nicht sein. Vielleicht spielte ihm die Phantasie einen Streich. Er würde tiefer hinabsteigen müssen, um Gewissheit zu erlangen. Als er aber den Flaschenzug wieder in Bewegung zu setzen versuchte, zeigte sich, dass sich die Bühne nicht weiter absenken ließ.
»Wie weit reicht die Strickleiter herab?«, rief er nach oben.
»Sie ist nur fünfzehn Meter lang, aber ich habe hier eine zweite. Wir könnten beide miteinander verbinden. Haben Sie was gesehen?«
»Ich komme wieder nach oben«, antwortete Bruno, dem ein weiterer Abstieg über die Strickleiter nicht geheuer erschien. Das war etwas für Profis mit geeigneter Ausrüstung.
Wieder nahm Bruno das Lampenseil zwischen die Zähne und kletterte an der Strickleiter nach oben. Vom Knien auf der Bühne waren seine Beine steif geworden, und seine Hände, mit denen er die Seile umklammert hatte, fühlten sich taub an. Die Strickleiter fing immer heftiger zu schwingen an und ließ ihn mal gegen die Brunnenmauer prallen, mal gegen die Seile, an denen die Bühne aufgehängt war. Bruno legte eine Pause ein, holte tief Luft und schüttelte zuerst das eine, dann das andere Bein aus, um die Muskulatur zu entkrampfen. Er biss die Zähne aufeinander und stieg weiter, Schritt für Schritt. Drei Sprossen ein Meter, dachte er, insgesamt maximal dreißig Sprossen, und mehr als die Hälfte hatte er schon geschafft.
Das von oben einfallende Licht reichte schon aus, um einzelne Mauersteine unterscheiden zu können. Bald würde er wieder oben sein. Nach fünf, vier, drei weiteren Tritten sah er David über den Brunnenrand gebeugt. Mit einer Hand hatte er die Strickleiter gepackt, mit der anderen hielt er sich am Baugerüst fest.
»Putain, mir reicht’s«, keuchte Bruno und ließ sich von David über die Mauer helfen. Balzac winselte und wedelte mit dem Schwanz, als er sein Herrchen wieder erblickte. »Aber es muss jemand runter, und zwar die ganze Strecke.« Bruno füllte die Lungen mit frischer Luft. »Ich fürchte, die Katze sitzt auf einer Leiche.«
»Eine Leiche?« Davids Stimme sprang vor Entsetzen eine Oktave höher. »Himmel, glauben Sie etwa …«
Bruno hatte schon die Nummer der pompiers von Saint-Denis gewählt. Ahmed meldete sich. Er war einer der beiden Berufsfeuerwehrmänner, die den Freiwilligentrupp anführten. Er hatte auch eine Ausbildung als Sanitäter absolviert. Bruno erklärte, dass im Brunnen des Schlosses von Limeuil in rund dreißig Meter Tiefe womöglich eine Leiche liege. Über dem Brunnen sei ein Gerüst errichtet worden.
»Dreißig Meter?«, rief Ahmed. »Dann müssen wir wohl mit dem Kranwagen anrücken, wenn wir mit dem überhaupt dahin kommen.«
»Der ist doch allradgetrieben, oder?«, fragte Bruno.
»Klar. Limeuil also. Gib uns fünfzehn Minuten, vielleicht zwanzig. Bist du sicher, dass wir eine Leiche bergen müssen? Oder ist da womöglich noch Leben drin?«
»Wohl kaum. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob es sich überhaupt um eine tote Person handelt. Allerdings wird seit gestern Abend eine junge Frau vermisst …« Bruno stockte.
»Wir sind schon unterwegs«, sagte Ahmed zu Brunos Beruhigung. »Soll ich einen Notarzt rufen?«
»Das mache ich«, antwortete Bruno. »Auch wenn sie nicht mehr zu retten ist, brauchen wir einen Arzt, der ihren Tod feststellt. Übrigens, in dem Brunnen ist noch eine Katze, und die lebt definitiv.«
Er unterbrach die Verbindung und drückte die Schnellwahltaste für Fabiola, die mit ihm befreundete Ärztin, der er am meisten vertraute. Es meldete sich nur ihre Voicemail. Er bat sie um schnellstmöglichen Rückruf und fragte daraufhin in der Rezeption der Klinik nach, ob Fabiola Dienst hatte. Sie sei in der Ambulanz, wurde ihm gesagt. Sobald sie mit ihrem Patienten fertig war, würde sie sich bei ihm melden.
Bruno wandte sich an David. »Der Park müsste jetzt geschlossen werden. Tut mir leid für die Schulkinder, aber wir haben es hier womöglich mit einem Tatort zu tun, der gesichert werden muss.«
David machte große Augen und wollte protestieren, doch Bruno ließ es nicht dazu kommen und fuhr fort: »Und dann möchte ich Sie bitten, aufzulisten, wer sich gestern Abend den Vortrag angehört hat, wer alles zum Personal gehört und vor allem, wer gestern abgeschlossen hat. Ich muss sie alle befragen, am besten sofort.«
David nickte und holte sein Handy hervor.
Bruno fragte sich, ob die Stadt und der Parkbetrieb mit ernsten Schwierigkeiten zu rechnen hätten, falls sich sein Verdacht bestätigen sollte. Er würde sie warnen müssen und ärgerte sich über die Fahrlässigkeit des Bauunternehmers.
»Vielleicht sagen Sie Ihrem Bürgermeister auch, dass die Stadt womöglich zur Verantwortung gezogen wird, weil sie die Baustelle nicht ordnungsgemäß hat absichern lassen.«
Bruno hob die Hand, als David ihn zu unterbrechen versuchte, und fuhr mit lauterer Stimme fort: »Ich kann nicht glauben, dass Sie Schulkinder hier an diesem offenen Brunnen vorbeiführen wollten. Das Gerüst lädt doch zum Klettern ein. Ein dünnes Absperrband reicht wohl kaum, um sie davon abzuhalten.« Je mehr Bruno darüber nachdachte, desto wütender wurde er. »Den Arbeitern war’s anscheinend zu lästig, das Gerüst jeden Abend abzubauen und den Brunnen zu verschließen. Ich will von allen Namen und Adresse und eine Kopie des Kostenvoranschlags, den Sie bekommen haben. Es interessiert mich, ob darin auch ein Posten für Baustellenabsicherung enthalten ist.«
»Keine Ahnung, ob es so ein Papier überhaupt gibt«, entgegnete David. »Der Typ, der den Auftrag erteilt hat, gehört dem Stadtrat an. Und Sie wissen doch bestimmt, wie’s in einem Ort wie unserem zugeht. Da wird vieles unter der Hand gemacht.«
Bruno verzog keine Miene. »Dann raten Sie Ihrem Bürgermeister, einen Blick in die Versicherungsunterlagen zu werfen und insbesondere darauf zu achten, wie Haftpflichtschäden geregelt werden.«
»Merde, Bruno, die Parktore waren die ganze Nacht über geschlossen.«
Bruno schüttelte den Kopf. »Nicht zur Zeit des Vortrags. Und wenn ich richtig tippe, wer da unten liegt, können sich das Bauunternehmen und die Stadt auf einiges gefasst machen.«