Antonio
SCURATI

DER SOHN DES
JAHRHUNDERTS

Roman

Aus dem Italienischen
von Verena von Koskull

Klett-Cotta

Ereignisse und Personen dieses dokumentarischen Romans entspringen nicht der Fantasie des Autors. Im Gegenteil, sämtliche hier geschilderten Begebenheiten, Personen, Dialoge oder Reden sind historisch belegt und/oder durch mehr als eine Quelle bezeugt. Dennoch bleibt die Geschichte eine Erfindung, die sich aus dem Fundus der Wirklichkeit bedient. Allerdings nicht willkürlich.

Im Jahr 1919 gleicht Italien einem politischen Trümmerfeld. Der Erste Weltkrieg hat die italienische Regierung massiv geschwächt, sozialistische wie rechtsnationale Gruppen erleben einen noch nie dagewesenen Aufstieg und stellen politische Institutionen radikal in Frage, während frustrierte Kriegsheimkehrer durch die Straßen des Landes ziehen. Getrieben von ihrem Unmut lassen sich die ehemaligen Kämpfer bald von einem Mann einen, der sie zu gemeinsamen Aktionen gegen die politische Linke aufruft: Benito Mussolini, Gründer des Il Popolo d’Italia und ehemaliger Chef des linksextremen Flügels der Sozialistischen Partei Italiens. Dem Fünfunddreißigjährigen gelingt es, sich in Zeiten politischer Unsicherheit Gehör zu verschaffen und unterschiedlichste Gruppierungen unter einem gemeinsamen Banner zu versammeln. Bis zum berühmten Marsch auf Rom 1922 und darüber hinaus wird Mussolini seine Macht in Italien rasant ausbauen und den Faschismus als Staatsideologie unwiderruflich festschreiben.

Antonio Scurati, 1969 in Neapel geboren, lehrt an der Universität Mailand und koordiniert dort das Forschungszentrum für Kriegs- und Gewaltsprachen. Seine Romane sind in viele Sprachen übersetzt und wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Premio Mondello und dem Premio Campiello. Sein Roman »M. Der Sohn des Jahrhunderts« stand monatelang auf der italienischen Bestsellerliste, wurde von der internationalen Presse gefeiert und erhielt den wichtigsten Literaturpreis Italiens, den Premio Strega.

Verena von Koskull, Jahrgang 1970, studierte Italienisch und Englisch für Übersetzer sowie Kunstgeschichte in Berlin und Bologna. Seit dem Jahr 2002 ist sie als Literaturübersetzerin tätig und übersetzt außerdem für die Wochenzeitung DIE ZEIT.

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Der Verlag dankt Herrn Manuel Mork für sein kenntnisreiches Fachlektorat.

Der Verfassungstext der Carta del Carnaro auf S. 182 folgt der Übersetzung in Hans Ulrich Gumbrecht: »Der Dichter als Kommandant. D’Annunzio erobert Fiume«. München 1996.

Die Zitate auf S. 440 f. stammen aus: Gabriele D’Annunzio: »Notturno«. Deutsch von S. O. Fangor. Wien 1922.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
»M. Il figlio del secolo« im Verlag Bompiani, Mailand

© 2018 Antonio Scurati. Published by arrangement with
The Italian Literary Agency

Für die deutsche Ausgabe

© 2020, 2021 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: ANZINGER UND RASP Kommunikation GmbH, München

Datenkonvertierung: C.H.Beck.Media.Solutions, Nördlingen

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98471-2

E-Book: ISBN 978-3-608-11587-1

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

»Ich bin eine Kraft der Vergangenheit.«

Pier Paolo Pasolini

1919

Gründung der Kampfbünde
Mailand, Piazza San Sepolcro, 23. März 1919

Draußen liegt der Platz des Heiligen Grabes. Kaum hundert Menschen, alles Männer, die nichts zählen. Wir sind wenige, und wir sind tot.

Sie warten darauf, dass ich rede, doch ich habe nichts zu sagen.

Der Schauplatz ist leer, überschwemmt von Millionen Leichen, eine Flut toter Leiber, verflüssigt und zu Brei geworden, die aus den Schützengräben im Karst, auf dem Ortigara und am Isonzo aufgestiegen ist. Unsere Helden sind bereits gefallen oder werden es sein. Wir lieben sie bis zuletzt, ausnahmslos. Wir hocken auf dem heiligen Berg der Toten.

Der Realismus, der jeder Überschwemmung folgt, hat mir die Augen geöffnet: Europa ist nunmehr eine leere Bühne. Sie alle sind verschwunden: die bärtigen Männer, die melodramatischen Überväter, die großmütigen, weinerlichen Liberalen, die geistreichen Rhetoriker, die Moderaten und ihr gesunder Menschenverstand, dem wir seit jeher unser Unglück verdanken, die maroden Politiker, die in der Angst des unmittelbaren Niedergangs leben und jeden Tag um einen Aufschub des Unausweichlichen betteln. Ihnen allen hat die Stunde geschlagen. Die alten Männer werden von jener riesigen Masse überrollt, vier Millionen Kämpfer, die gegen die Landesgrenzen drängen, vier Millionen Heimkehrer. Man muss mitgehen, voranschreiten. Die Vorhersage ändert sich nicht, noch immer stehen die Zeichen auf Sturm. Der Krieg bleibt an der Tagesordnung. Die Welt strebt zwei großen Parteien zu: denen, die gewesen sind, und denen, die nicht gewesen sind.

Ich sehe das, ganz deutlich sehe ich all das in dieser Ansammlung Kopfloser und Entwurzelter, und doch habe ich nichts zu sagen. Wir sind ein Volk von Veteranen, ein Menschengeschlecht aus Überlebenden, aus Resten. In den Nächten der Vernichtung, in die Krater gekauert, hat uns ein Gefühl durchdrungen, das der Ekstase des Epileptikers gleicht. Wir reden knapp, einsilbig, kühn, in Salven. Wir feuern Ideen ab, die wir nicht haben, und verfallen sogleich wieder in Schweigen. Wir sind wie Geister unbestatteter Toter, die den Leuten aus der Etappe das Wort überlassen haben.

Und doch sind dies, und nur dies, meine Leute. Ich weiß es genau. Ich bin der Versprengte par excellence, der Beschützer der Demobilisierten, der Verirrte auf der Suche nach dem Weg. Doch die Unternehmung steht und will vorangebracht werden. In diesem halbleeren Saal wittere ich mit geblähten Nasenflügeln das Jahrhundert, dann recke ich den Arm, ertaste den Puls der Menge und bin mir meines Publikums gewiss.

Die erste Versammlung der Kampfbünde, für die Il Popolo d’Italia, als sei das ein schicksalsträchtiges Datum, wochenlang die Trommel gerührt hat, sollte im Teatro dal Verme stattfinden, das dreitausend Plätze fasst. Doch der große Auftritt wurde abgeblasen. Der gähnenden Leere haben wir die kleine Schmach vorgezogen. Wir sind auf diesen Sitzungssaal des Industrie- und Handelsverbands ausgewichen. Und hier soll ich nun sprechen. Zwischen vier in tristem Seegrün tapezierten Wänden mit Blick auf nichts als einen kleinen, grauen Kirchplatz, umgeben von Vergoldungen, die sich vergeblich mühen, die Biedermeiersessel aus ihrer Dumpfheit zu reißen, inmitten weniger struppiger Haarschöpfe, Glatzen, Armstümpfe, ausgemergelter Veteranen, die den asthmatischen Hauch krämerhafter Gewohnheiten, alter Vorsichten und penibler Erbsenzählerei atmen. Vom Ende des Saales lugt hin und wieder neugierig ein Verbandsmitglied herein. Ein Seifengrossist, ein Kupferimporteur und dergleichen. Er blickt unschlüssig drein und verschwindet wieder, um seine Zigarre zu rauchen und einen Campari zu trinken.

Wieso sollte ich sprechen?!

Den Vorsitz der Versammlung hat Ferruccio Vecchi übernommen, glühender Interventionist und krankheitsbedingt freigestellter Arditi-Anführer, dunkel, groß, blass und hager, mit eingefallenen Augen: Stigmata des krankhaften Verfalls. Ein reizbarer, tuberkulöser Hitzkopf, der voller Geifer predigt, ohne Maß und Substanz, und sich in den entflammbarsten Momenten öffentlicher Kundgebungen wie besessen hineinsteigert, gepackt von demagogischem Wahn, und dann … dann wird er wirklich gefährlich. Generalsekretär der Bewegung wird vermutlich Attilio Longoni, ein ehemaliger Eisenbahner, ungebildet, ehrgeizig und dumm, wie es nur die Ehrlichen sind. Er oder Umberto Pasella, im Knast geborener Sohn eines Gefängniswärters, später Handelsvertreter, revolutionärer Gewerkschafter, Garibaldiner in Griechenland und Zauberer im Wanderzirkus. Die anderen Köpfe wählen wir zufällig unter denen aus, die in der ersten Reihe am lautesten krakeelt haben.

Wieso sollte ich vor diesen Männern sprechen?! Ihretwegen haben die Fakten jegliche Theorie überholt. Es sind Menschen, die das Leben wie auf Befehl erstürmen. Vor mir liegen nur der Schützengraben, der Schaum der Tage, das Schlachtfeld, die Arena der Wahnsinnigen, die von Kanonenschlägen durchfurchten Äcker, die Berserker, die Entgleisten, die Verbrecher, die verkappten Genies, die Nichtsnutze, die kleinbürgerlichen Playboys, die Schizophrenen, die Verwahrlosten, die Verlorenen, die Regellosen, Nachtschwärmer, ehemaligen Sträflinge, Vorbestraften, Anarchisten, zündelnden Gewerkschafter, armseligen Schmierfinken, eine Politbohème aus Veteranen, Offizieren und Unteroffizieren, Männer, die mit Schuss- und Stichwaffen umzugehen wissen und als Gewalttäter in die Normalität heimkehren, die verblendeten Fanatiker, die Überlebenden, die sich als todgeweihte Helden wähnen und eine schlecht kurierte Syphilis für einen Wink des Schicksals halten.

Ich weiß das, ich sehe sie hier vor mir stehen, kenne sie auswendig: Es sind die Männer des Krieges – des Krieges und seines Mythos. Ich begehre sie, wie der Mann das Weib begehrt, und zugleich verachte ich sie. Ja, ich verachte sie, doch das zählt nicht: Eine Ära ist zu Ende und eine neue ist angebrochen. Der Trümmerberg wächst, Scherben bringen Scherben hervor. Ich bin der Mann des »Danach«. Und darauf lege ich Wert. Mit diesem Ausschuss – mit dieser menschlichen Schlacke – wird Geschichte gemacht.

Das ist es, was ich vor mir habe. Und hinter mir nichts. Hinter mir liegt der 24. Oktober 1917. Caporetto. Der Todeskampf unserer Epoche, die größte militärische Niederlage aller Zeiten. Ein Heer von einer Million Soldaten, vernichtet an einem Wochenende. Hinter mir liegt der 24. November 1914. Der Tag meines Ausschlusses aus der sozialistischen Partei, der Saal der Humanitären Gesellschaft, in dem sie meinen Namen verfluchten, die Arbeiter, deren Idol ich bis tags zuvor noch gewesen war und die sich nun um die Ehre balgen, auf mich einzuprügeln. Tagtäglich erreichen mich ihre Todeswünsche. Sie wünschen mir ebenso den Tod wie D’Annunzio, Marinetti, De Ambris und selbst Corridoni, der vor vier Jahren in der dritten Isonzo-Schlacht gefallen ist. Sie wünschen denen den Tod, die bereits gestorben sind. Sie hassen uns, weil wir sie im Stich gelassen haben.

Die »roten« Massen ahnen, dass ihr Sieg bevorsteht. Binnen sechs Monaten sind drei Reiche gefallen, drei Geschlechter, die Europa seit sechs Jahrhunderten regierten. Die Spanische Grippe hat bereits Abermillionen Opfer infiziert. Die Ereignisse atmen Apokalypse. Vorige Woche hat sich die Kommunistische Internationale in Moskau versammelt. Die Partei des Weltbürgerkrieges. Die Partei derer, die mich tot sehen wollen. Von Moskau bis Mexiko-Stadt, im gesamten Erdkreis. Das Zeitalter der Massenpolitik bricht an, und hier drinnen sind wir weniger als hundert.

Doch auch das ist bedeutungslos. Niemand glaubt mehr an den Sieg. Er hat bereits stattgefunden, und er schmeckte nach Dreck. Unsere Begeisterung – Jugend, Jugend! – ist selbstmörderische Verzweiflung. Wir sind mit den Toten, die unseren Aufruf in diesem halbleeren Saal millionenfach erwidern.

Unten auf der Straße rufen die Burschen lautstark nach Revolution. Wir lachen darüber. Die Revolution haben wir bereits gemacht. Indem wir dieses Land am 24. Mai 1915 mit Fußtritten in den Krieg befördert haben. Jetzt sagen alle, der Krieg sei vorüber. Und wir lachen abermals. Der Krieg sind wir. Die Zukunft gehört uns. Da ist nichts zu machen, es hat keinen Zweck, ich bin wie ein Tier: Ich wittere die kommende Zeit.

Obgleich er an Syphilis leidet, ist Benito Mussolini in guter körperlicher Verfassung.

Seine Robustheit ermöglicht ihm ausdauerndes Arbeiten.

Er schläft bis in den späten Morgen, verlässt zur Mittagsstunde das Haus und kehrt nicht vor drei Uhr nachts zurück. Von einer kurzen Pause für die Mahlzeiten abgesehen, widmet er diese fünfzehn Stunden der journalistischen und politischen Arbeit.

Er ist, wie seine zahlreichen Verhältnisse mit diversen Frauen belegen, ein sinnlicher Mensch.

Er ist gefühlsbetont und impulsiv. Diese Eigenschaften machen seine Ansprachen eingängig und überzeugend. Doch aller Eloquenz zum Trotz kann man ihn nicht als geborenen Redner bezeichnen.

Im Grunde seines Wesens ist er ein Gefühlsmensch, was ihm zahlreiche Sympathien und Freundschaften einbringt.

Er ist uneigennützig und großzügig und genießt den Ruf eines selbstlosen Philanthropen.

Er ist hochintelligent, besonnen, maßvoll, überlegt, ein guter Menschenkenner und weiß um die menschlichen Stärken und Schwächen.

Spontan in seinen Zu- und Abneigungen, opferbereit für seine Freunde und beharrlich bei Feindschaften und Hass.

Er ist mutig und furchtlos; verfügt über organisatorisches Geschick, ist entschlussfreudig; in seinen Überzeugungen und Vorsätzen jedoch weniger standhaft.

Er ist überaus ehrgeizig, beseelt von der Überzeugung, für das Schicksal Italiens eine entscheidende Rolle zu spielen, und entschlossen, sie geltend zu machen. Er ist ein Mann, der sich nicht mit einem Platz in der zweiten Reihe begnügt. Er will an der Spitze stehen und herrschen.

Im Apparat der Sozialisten nahm er wie aus dem Nichts rasch einen wichtigen Posten ein. Vor dem Krieg war er der ideale Herausgeber der Zeitung Avanti!, dem Zentralorgan aller Sozialisten. In dieser Funktion war er äußerst geschätzt und beliebt. Manch alter Weggefährte und Bewunderer gesteht noch heute, dass keiner die Seele des Proletariats besser verstand und zu deuten wusste als er; umso schwerer wog sein Verrat (Apostasie), als er sich binnen weniger Wochen vom glühenden Verfechter gänzlicher Neutralität zum glühenden Verfechter des Kriegseintritts wandelte.

Ich glaube nicht, dass dieses Verhalten von Kalkül oder Gewinnstreben getrieben war.

Es lässt sich unmöglich sagen, wie viele seiner sozialistischen Überzeugungen, von denen er sich öffentlich nie lossagte, in den finanziellen Transaktionen, die für die Fortführung des Kampfes mittels der von ihm neugegründeten Zeitung Il Popolo d’Italia unerlässlich waren, verloren gegangen sind, ebenso wie in dem Kontakt mit Menschen und verschiedenen Glaubensströmungen, den Reibereien mit den ehemaligen Genossen und unter dem ständigen Druck des unbändigen Hasses, der beißenden Missgunst, der Anschuldigungen, Beleidigungen und unablässigen Verleumdungen seitens seiner früheren Anhänger. Sollten sich solche Wandlungen jedoch im Schatten der jüngsten Ereignisse vollzogen haben, ließe Mussolini sie niemals durchblicken und würde stets als Sozialist erscheinen wollen, für den er sich womöglich immer noch hält.

Dies ist, laut meinen Nachforschungen und entgegen der Meinung seiner einstigen Glaubensgenossen und Anhänger, das moralische Profil dieses Mannes.

Wenn jedoch eine besonders einflussreiche, kluge Person die schwache Stelle in seinem Wesen zu finden vermöchte und es zumal verstünde, seine Sympathie zu gewinnen, in sein Inneres vorzudringen und ihm zu zeigen, worin das wahre Interesse Italiens besteht (denn ich glaube an seinen Patriotismus), und wenn sie ihm mit einigem Feingefühl die notwendigen Mittel für eine konzertierte politische Aktion antrüge, ohne den Eindruck einer plumpen Erpressung zu erwecken, könnte sich Mussolini nach und nach erobern lassen.

Doch bei seinem Temperament gibt es keinerlei Gewissheit, dass er an irgendeinem Punkt des Weges nicht abtrünnig wird. Er ist, wie bereits erwähnt, gefühlsbetont und impulsiv.

Mussolini, Mann des Gedankens und der Tat, fähiger und prägnanter Schreiber, überzeugender, dynamischer Redner, könnte in feindlichem Feld zweifelsohne zu einem Führer mit gefürchteter Faust werden.

Bericht des Generalinspekteurs für öffentliche Sicherheit

Giovanni Gasti, Frühjahr 1919

Aktionsbünde zwischen Interventionisten

Gestern fand im Saal des Industrie- und Handelsverbandes eine Versammlung zur Gründung der regionalen Bünde interventionistischer Gruppen statt. Bei der Versammlung sprachen unter anderem der Industrielle Enzo Ferrari sowie der Hauptmann der Arditi Vecchi. Prof. Mussolini legte folgende Eckpfeiler für das Vorgehen der Bünde dar: Würdigung des Krieges und derer, die im Kriege gekämpft haben; Nachweis, dass der Imperialismus, dessen man die Italiener zeiht, von sämtlichen Völkern einschließlich Belgien und Portugal gewollt ist, und somit Widerstand gegen sämtliche imperialistische Bestrebungen des Auslands, die unserem Lande schaden, sowie Widerstand gegen einen italienischen Imperialismus zu Lasten anderer Nationen; und schließlich Bejahung des Wahlkampfes mit dem »Faktum« des Krieges und Front gegen sämtliche Parteien und Kandidaten, die sich selbigem entgegengestellt haben.

Nachdem zahlreiche weitere Redner zu Wort gekommen waren, wurden Mussolinis Vorschläge angenommen. Auf der Versammlung waren mehrere italienische Städte vertreten.

Corriere della Sera, 24. März 1919

Rubrik »Themen vom Sonntag«

Drei Tonnen Seife gestohlen

Mehrere Diebe drangen in das Lager von Giuseppe Blen in der Via Pomponazzi 4 ein und erbeuteten stolze 64 Kisten Seife zu je einem Zentner.

Die zweifellos zahlreichen Beteiligten verfügten zur Fortschaffung der mehr als dreißig Doppelzentner schweren, sperrigen Ware offenbar über Fuhrwerke oder Lastwagen.

Trotz der langwierigen, geräuschvollen und unübersehbaren Aktion gab es keinerlei dienliche Hinweise auf die dreisten Täter. Der Wert der geraubten Ware beläuft sich auf rund 15 000 Lire.

Corriere della Sera, 24. März 1919

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