Rechnungswesen für Dummies
Rechnungswesen für Dummies
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2. Auflage 2020
© 2020 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
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Coverfoto: © lovelyday12 / stock.adobe.com
Abdruck des IKR-Kontenplans im Anhang des Buches mit freundlicher Genehmigung des Bundesverbands Deutsche Industrie e.V.
Korrektur: Frauke Wilkens, München
Print ISBN: 978-3-527-71680-7
ePub ISBN: 978-3-527-82737-4
Michael Griga, Diplom-Volkswirt, studierte Volkswirtschaftslehre in Tübingen. Er ist heute Business Unit Controller in einem weltweit agierenden Technologiekonzern.
Raymund Krauleidis, Diplom-Kaufmann, studierte Betriebswirtschaftslehre in Tübingen. Heute ist er Analyst in einem Energieunternehmen.
Die Autoren haben sich während ihrer gemeinsamen Zeit bei einem Telekommunikationsunternehmen kennengelernt und dort Pläne für gemeinsame Projekte ausgeheckt. Nach ihrem erfolgreichen Erstlingswerk Controlling für Dummies folgten unter anderem Kosten- und Leistungsrechnung für Dummies, Buchführung und Bilanzierung für Dummies, Bilanzen erstellen und lesen für Dummies und Jahresabschluss für Dummies.
Viele Menschen halten das Rechnungswesen für neumodisches Teufelszeug. Doch das ist weit gefehlt. Zum einen fand man Soll und Haben bereits auf Papyrusrollen der alten Ägypter, die aus dem Jahr 3.000 v. Chr. datiert sind, zum anderen waren es insbesondere Kirchen und Klöster, die ab dem 7. Jahrhundert die Ursprünge des heutigen Rechnungswesens begründeten.
Seither hat sich auf diesem Gebiet natürlich einiges getan. Beispielsweise werden Geschäftsvorfälle heute in Geldeinheiten erfasst und nicht wie bei den alten Ägyptern in Gemüse oder Fächer. Auch ist die Darstellung der Zahlen in römischen Ziffern nicht mehr ganz so hip wie vor 1.400 Jahren. Wäre bei der Bilanzsumme von Apple (knapp 400 Milliarden US-Dollar) auch eine ganz schöne Papierverschwendung.
Aber nun genug der Vergangenheit. Ab geht's in die Gegenwart. Und da Sie dieses Buch just in diesem Moment in Ihren Händen halten, gehen wir davon aus, dass Sie schon riesig gespannt sind, was Sie auf den kommenden Seiten erwartet. Eines sei schon einmal verraten: Sie werden sehen, dass das Thema Rechnungswesen gar nicht so schlimm ist wie sein Ruf. Zudem verwenden wir auch bestimmt keine Hieroglyphen. Versprochen!
In diesem Buch finden Sie alle Grundlagen zum internen und externen Rechnungswesen. Langatmige Theorieabhandlungen und unappetitliche Formeln gibt es nicht. Denn was Sie gerade in den Händen halten ist ein praxisorientierter und gut verständlicher Überblick über die wunderbare Welt des Rechnungswesens, gespickt mit Tipps und ein paar Anekdoten.
Erfahren Sie unter anderem,
Keine Sorge: In diesem Buch verlangt niemand von Ihnen, dass Sie irgendetwas eingeben, mitschreiben oder ausschneiden sollen. Somit gibt es hier nichts weiter zu beachten. Und falls Sie jetzt aus uns unerfindlichen Gründen doch an diesem Buch herumschnippeln sollten, denken Sie vorher bitte an die Kosten …
Wir gehen davon aus, dass Sie keine Vorkenntnisse besitzen, wenn Sie dieses Buch lesen. Ein gewisses Grundinteresse für das Thema Rechnungswesen unterstellen wir Ihnen aber, da Sie sich ansonsten beim Buchhändler Ihres Vertrauens sicherlich für einen Krimi oder für einen netten Roman entschieden hätten. Dieses Grundinteresse, sei es freiwillig oder gezwungenermaßen vorhanden, ist die Mindestanforderung, die wir an Sie haben.
Zudem gehen wir davon aus, dass noch mindestens einer der folgenden Punkte auf Sie zutrifft:
Sie dürfen das, was auf Sie zutrifft, übrigens auch gerne ankreuzen – es ist ja schließlich Ihr Buch.
Ab und zu werden Sie beim Lesen auf einen Kasten im Text stoßen. Diese Kästen enthalten entweder theoretische Hintergrundinformationen oder banale Anekdoten aus dem Rechnungswesen. Beide haben eines gemeinsam: Sie müssen sie nicht unbedingt lesen, um das Thema zu verstehen. Wenn es also mal schnell gehen muss, können Sie die Kästen ohne schlechtes Gewissen überspringen. Wir sagen es auch niemandem weiter, versprochen!
Das Buch ist in acht Teile gegliedert, die originellerweise fortlaufend nummeriert sind. In den acht Teilen finden Sie folgende Inhalte:
Hier bekommen Sie zunächst einen ersten Grobüberblick über die Aufgaben, die im externen Rechnungswesen anfallen. Außerdem machen wir Sie mit verschiedenen Rechenwelten bekannt und weihen Sie in die Geheimnisse der doppelten Buchführung ein.
Nachdem wir Sie hier zunächst mit den unterschiedlichen Kontenrahmen vertraut machen, wird endlich gebucht. Sie buchen munter im Anlage- und Umlaufvermögen herum, leasen nebenher und beglücken schließlich sowohl die Anteilseigner als auch Ihre Kollegen mit Privat- und Personalbuchungen. Das große Finale dieses Teils bilden dann die Buchungen im Finanzbereich. Sie werden sehen: Alles halb so schlimm! Buchen kann sogar Spaß machen.
Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon wieder ist ein Jahr vorbei und das heißt für den Buchhalter: Jahresabschluss. Bei der Inventur werden wir mit Ihnen gemeinsam zählen, schätzen und wiegen. Und wie alles im Leben will auch ein Jahresabschluss gut vorbereitet sein. Was Sie dabei alles beachten müssen, erfahren Sie ebenfalls in diesem Teil. Neben der Gewinn-und-Verlust-Rechnung stellen wir Ihnen dann noch die Königsdisziplin der Buchhaltung vor: die Bilanz. Und zwar mit allem Drum und Dran.
Neben einem bunten Strauß hübscher Analysemöglichkeiten einer Bilanz zeigen wir Ihnen hier, wie Sie sich eine Struktur-GuV basteln können. Werkzeug benötigen Sie dazu übrigens keins (außer Ihrem Kopf). Dann wird kräftig analysiert: die Finanzierungs- und Investitionsanalyse, die Liquiditätsanalyse und die Erfolgsanalyse warten schon auf Sie.
Hier bekommen Sie zunächst einen ersten Einblick in die Welt der Kosten- und Leistungsrechnung. Außerdem lernen Sie alle wichtigen Begriffe rund um die Kosten- und Leistungsrechnung kennen und erfahren, wie Kostenpläne und Kostenrahmen entstehen.
Jetzt geht es zur Sache. Im Kapitel zur Kostenartenrechnung erfahren Sie, wie die Kostenarten erfasst und kalkulatorische Kosten ermittelt werden. Danach geht es in der Kostenstellenrechnung mithilfe des Betriebsabrechnungsbogens, kurz BAB, an die Verteilung der Kosten und an die Verrechnung innerbetrieblicher Leistungen. Abschließend geht es an die Kostenträgerrechnung, danach folgt die Zeitrechnung, also die Erfolgsrechnung.
Werfen Sie einen Blick in die Zukunft. Plankostenrechnungen auf der Grundlage von Vollkosten und auf Basis von Teilkosten buhlen um Ihre Gunst. Die relative Einzelkostenrechnung ist das konsequenteste System, aber zugleich wohl auch das komplexeste. Danach geht es zum ABC, zur Prozesskostenrechnung.
Für den versierten … für Dummies-Leser ist dieser Teil nichts Neues. Hier lernen Sie zunächst einmal zehn Websites rund um das Thema Rechnungswesen kennen. Dann folgen zehn wichtige Begriffe, die Ihnen hier und da über den Weg laufen können.
In diesem Buch werden einige Symbole verwendet, um bestimmte Arten von Informationen zu kennzeichnen:
Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie es nicht zwingend wie einen Roman von vorn nach hinten durchlesen müssen, um alles zu verstehen. Wollen Sie sich mal eben über Rückstellungen informieren, können Sie ohne Umwege das Kapitel 17 aufschlagen. Sie werden dort grundsätzlich alles verstehen, auch ohne die Kapitel 1 bis 16 gelesen zu haben. Wenn Sie das Buch aber dennoch von vorn bis hinten durchlesen möchten, sind wir Ihnen auch nicht böse. Wie und in welcher Reihenfolge Sie was, warum und weshalb lesen, können Sie somit frei entscheiden.
Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß und Erfolg!
Teil I
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Zu Beginn möchten wir gerne ein Gerücht aus dem Weg räumen: Beim Rechnungswesen handelt es sich nicht um ein grausames Fabeltier, das vorwiegend in Schulen und Universitäten sein Unwesen treibt, um dort mit sinnloser Komplexität für Angst und Verwirrung zu sorgen. In Wahrheit ist das Rechnungswesen ein äußerst hilfsbereiter und schlauer Zeitgenosse, der Ihnen selbstlos dabei hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen und damit noch erfolgreicher zu sein. Trotz allem ist das Rechnungswesen aber lange nicht perfekt und hat – wie jeder von uns – seine Ecken und Kanten. Wie Sie mit diesen umgehen, warum manche vermeintlichen Macken bei genauerem Hinsehen gar keine sind, welche Rolle der Gesetzgeber für den Ruf des Rechnungswesens spielt und noch vieles, vieles mehr über diese faszinierende Kreatur erzählen wir Ihnen auf den folgenden Seiten. Und sollte es Sie wider Erwarten trotzdem einmal kurzzeitig verwirren – seien Sie bitte nachsichtig! Schließlich ist das Rechnungswesen irgendwie ja auch nur ein Mensch …
Das Rechnungswesen existiert natürlich nicht zum Spaß – oder um Menschen denselben zu verderben. Vielmehr dient es dazu, alles, was in einem Unternehmen passiert und sich in Geld oder Mengen ausdrücken lässt,
Das ermöglicht zum einen, Außenstehenden – wie beispielsweise den Aktionären – Rechenschaft darüber ablegen zu können, was mit ihrem Geld passiert ist, zum anderen macht es ein Unternehmen überhaupt erst steuerbar und überlebensfähig.
Rechnungswesen ist aber leider nicht gleich Rechnungswesen. Wäre ja auch zu einfach! In erster Linie unterscheidet man zwischen
Zunächst konfrontieren wir Sie mit den knallharten Fakten zum externen Rechnungswesen – gerne auch als »Finanzbuchhaltung« oder »Geschäftsbuchhaltung« bezeichnet. Dieses wird von
regiert.
Die Finanzbuchhaltung ist die Basis für die Bilanz und die Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Im internen Rechnungswesen, auch »Kostenrechnung« oder »Betriebsbuchhaltung« genannt, geben hingegen
den Ton an.
Das interne Rechnungswesen mündet in der Kostenarten-, der Kostenstellen- und der Kostenträgerrechnung.
Der Grund für die Existenz der beiden Rechenwelten liegt darin, dass jeweils unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Das interne Rechnungswesen, also die Kostenrechnung, dient rein innerbetrieblichen Zielen, während das externe Rechnungswesen, die Finanzbuchhaltung, hauptsächlich Außenstehende informieren und schützen soll.
Aber der Reihe nach:
Nachdem wir Sie eben schon grob mit den vier Begriffen bekannt gemacht haben, stellen wir sie Ihnen nun noch etwas näher vor.
Wichtig ist hierbei, dass die Aufwendungen und Erträge auch der Abrechnungs-periode zugeschrieben werden, in der sie verursacht wurden. Das nennt man auch Periodengerechtigkeit. Wenn die Kunden Ihrer Bäckerei Ende Dezember anschreiben lassen und Sie das Geld erst im Januar bekommen, werden die Erträge dennoch dem Vorjahr zugeschrieben, denn dort wurden sie ja verursacht. Wann letztendlich die Zahlung erfolgt, spielt bei Aufwendungen und Erträgen zunächst keine Rolle.
Zwischen Kosten und Aufwendungen einerseits sowie Leistungen und Erträgen andererseits bestehen also unmittelbare Verbindungen. Für Kosten und Aufwendungen etwa gilt:
Neben Aufwendungen, die nichts mit dem Betriebszweck zu tun haben, den sogenannten betriebsfremden Aufwendungen, fließen auch Aufwendungen aus anderen Abrechnungszeiträumen in das Töpfchen der neutralen Aufwendungen. Die nennt man periodenfremde Aufwendungen. Beispiele hierfür wären etwa Steuernachzahlungen für Vorjahre oder Mietvorauszahlungen für die nächsten fünf Jahre. Außerdem sind auch außerordentliche Aufwendungen sowie sonstige neu-trale Aufwendungen per Definition neutral.
Um einer etwaigen Verwirrung aufgrund der vielen Begrifflichkeiten entgegenzuwirken, fasst Abbildung 1.1 das Ganze noch mal zusammen.
Analog gilt die ganze Systematik auch für Leistungen und Erträge:
Neben den betriebsfremden Erträgen zählen auch Erträge aus anderen Abrechnungszeiträumen, die periodenfremden Erträge, zu den neutralen Erträgen. Ein Beispiel hierfür wären Steuerrückerstattungen aus Vorjahren. Außerdem sind auch sogenannte außerordentliche Erträge und sonstige neutrale Erträge per Definition neutral.
Abbildung 1.2 fasst das alles nochmals zusammen.
Das interne und das externe Rechnungswesen bilden zusammen das betriebliche Rechnungswesen.
Die meisten der gängigen Kontenrahmen haben deshalb zwei getrennte Rechnungskreise – einen für das externe Rechnungswesen, die Finanzbuchhaltung, und einen für die Kostenrechnung, also das interne Rechnungswesen. Diese beiden Rechnungskreise können allerdings auf magische Weise miteinander verbunden werden. Das Zauberwort hierfür heißt Abgrenzung. Aber der Reihe nach …
Die Finanzbuchhaltung, oftmals auch kurz und liebevoll FiBu genannt, bildet innerhalb der beiden Rechenwelten den sogenannten Rechnungskreis I. Im Rechnungskreis I werden alle Geschäftsvorgänge mit den gesetzlich vorgeschriebenen Methoden der Buchführung dokumentiert und auf Bestands- oder Erfolgskonten verbucht. Abbildung 1.3 zeigt Ihnen, was das Zweikreissystem aufgebaut ist.
Am Ende wird hieraus die Bilanz und die Gewinn-und-Verlust-Rechnung erstellt. Das Resultat der Gewinn-und-Verlust-Rechnung, also der Gewinn in guten sowie der Verlust in schlechten Zeiten, heißt auch Unternehmensergebnis.
Da sich Aufwendungen und Kosten sowie Erträge und Leistungen teilweise überschneiden, wie zum Beispiel bei den Grundkosten und den Grundleistungen, überschneiden sich logischerweise auch die beiden Rechnungskreise.
Das interne Rechnungswesen, also die Kostenrechnung, bildet den Rechnungskreis II. Wir entschuldigen uns für die nicht besonders kreative Namensgebung, können aber persönlich auch nichts dafür.
Da sich die Finanzbuchhaltung nun einmal an die gesetzlichen Bestimmungen halten muss, sind die Ergebnisse für innerbetriebliche Entscheidungen oftmals nicht aussagefähig genug. Deshalb werden die Ergebnisse im Rechnungskreis II entsprechend angepasst.
Neutrale Aufwendungen und Erträge aus dem Rechnungskreis I werden dabei herausgerechnet und im Gegenzug Zusatzkosten und Zusatzleistungen berücksichtigt. Anderskosten und Andersleistungen werden außerdem mit von der Finanzbuchhaltung abweichenden Beträgen angesetzt. Durch diese Korrekturen wird aus dem Ergebnis der Finanzbuchhaltung, also dem Rechnungskreis I, die Kostenrechnung hergeleitet. Das Ganze hat auch einen Namen: Abgrenzung. Abbildung 1.4 zeigt die Überleitung vom Rechnungskreis I zum Rechnungskreis II.
Sie besitzen eine Maschinenbaufirma und verfügen über eine seit Jahren nicht mehr genutzte Lagerhalle, sodass Sie diese Halle verkaufen wollen. Laut Bilanz ist die Halle 750.000 Euro wert. Sie finden einen Interessenten, der Ihnen die Halle für exakt 750.000 Euro abkauft. Um was für Erträge handelt es sich?