Rechnungswesen für Dummies by Michael Griga, Raymund Krauleidis

Rechnungswesen für Dummies

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Über die Autorin

Michael Griga, Diplom-Volkswirt, studierte Volkswirtschaftslehre in Tübingen. Er ist heute Business Unit Controller in einem weltweit agierenden Technologiekonzern.

Raymund Krauleidis, Diplom-Kaufmann, studierte Betriebswirtschaftslehre in Tübingen. Heute ist er Analyst in einem Energieunternehmen.

Die Autoren haben sich während ihrer gemeinsamen Zeit bei einem Telekommunikationsunternehmen kennengelernt und dort Pläne für gemeinsame Projekte ausgeheckt. Nach ihrem erfolgreichen Erstlingswerk Controlling für Dummies folgten unter anderem Kosten- und Leistungsrechnung für Dummies, Buchführung und Bilanzierung für Dummies, Bilanzen erstellen und lesen für Dummies und Jahresabschluss für Dummies.

Einführung

Viele Menschen halten das Rechnungswesen für neumodisches Teufelszeug. Doch das ist weit gefehlt. Zum einen fand man Soll und Haben bereits auf Papyrusrollen der alten Ägypter, die aus dem Jahr 3.000 v. Chr. datiert sind, zum anderen waren es insbesondere Kirchen und Klöster, die ab dem 7. Jahrhundert die Ursprünge des heutigen Rechnungswesens begründeten.

Seither hat sich auf diesem Gebiet natürlich einiges getan. Beispielsweise werden Geschäftsvorfälle heute in Geldeinheiten erfasst und nicht wie bei den alten Ägyptern in Gemüse oder Fächer. Auch ist die Darstellung der Zahlen in römischen Ziffern nicht mehr ganz so hip wie vor 1.400 Jahren. Wäre bei der Bilanzsumme von Apple (knapp 400 Milliarden US-Dollar) auch eine ganz schöne Papierverschwendung.

Aber nun genug der Vergangenheit. Ab geht's in die Gegenwart. Und da Sie dieses Buch just in diesem Moment in Ihren Händen halten, gehen wir davon aus, dass Sie schon riesig gespannt sind, was Sie auf den kommenden Seiten erwartet. Eines sei schon einmal verraten: Sie werden sehen, dass das Thema Rechnungswesen gar nicht so schlimm ist wie sein Ruf. Zudem verwenden wir auch bestimmt keine Hieroglyphen. Versprochen!

Über dieses Buch

In diesem Buch finden Sie alle Grundlagen zum internen und externen Rechnungswesen. Langatmige Theorieabhandlungen und unappetitliche Formeln gibt es nicht. Denn was Sie gerade in den Händen halten ist ein praxisorientierter und gut verständlicher Überblick über die wunderbare Welt des Rechnungswesens, gespickt mit Tipps und ein paar Anekdoten.

Erfahren Sie unter anderem,

  • wie sich das Betriebsergebnis vom Unternehmensergebnis unterscheidet.
  • was es mit der doppelten Buchführung auf sich hat.
  • wie Sie eine Bilanz und eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung analysieren.
  • wie eine traditionelle Vollkostenrechnung und die Teilkostenrechnung funktionieren.

Konventionen in diesem Buch

Keine Sorge: In diesem Buch verlangt niemand von Ihnen, dass Sie irgendetwas eingeben, mitschreiben oder ausschneiden sollen. Somit gibt es hier nichts weiter zu beachten. Und falls Sie jetzt aus uns unerfindlichen Gründen doch an diesem Buch herumschnippeln sollten, denken Sie vorher bitte an die Kosten …

Törichte Annahmen über den Leser

Wir gehen davon aus, dass Sie keine Vorkenntnisse besitzen, wenn Sie dieses Buch lesen. Ein gewisses Grundinteresse für das Thema Rechnungswesen unterstellen wir Ihnen aber, da Sie sich ansonsten beim Buchhändler Ihres Vertrauens sicherlich für einen Krimi oder für einen netten Roman entschieden hätten. Dieses Grundinteresse, sei es freiwillig oder gezwungenermaßen vorhanden, ist die Mindestanforderung, die wir an Sie haben.

Zudem gehen wir davon aus, dass noch mindestens einer der folgenden Punkte auf Sie zutrifft:

  • Sie müssen sich von Berufs wegen mit dem Rechnungswesen beschäftigen.
  • Sie wollen endlich einmal wissen, wie man einen Jahresabschluss und/oder eine Kosten- und Leistungsrechnung erstellt.
  • Sie müssen sich in der Ausbildung oder im Studium mit der Materie herumschlagen.
  • Sie sind ein vielseitig interessierter Mensch, aber die besagten Themen gehörten zu den wenigen Dingen, bei denen Sie bisher nur Bahnhof verstanden haben.

Sie dürfen das, was auf Sie zutrifft, übrigens auch gerne ankreuzen – es ist ja schließlich Ihr Buch.

Was Sie nicht lesen müssen

Ab und zu werden Sie beim Lesen auf einen Kasten im Text stoßen. Diese Kästen enthalten entweder theoretische Hintergrundinformationen oder banale Anekdoten aus dem Rechnungswesen. Beide haben eines gemeinsam: Sie müssen sie nicht unbedingt lesen, um das Thema zu verstehen. Wenn es also mal schnell gehen muss, können Sie die Kästen ohne schlechtes Gewissen überspringen. Wir sagen es auch niemandem weiter, versprochen!

Wie dieses Buch aufgebaut ist

Das Buch ist in acht Teile gegliedert, die originellerweise fortlaufend nummeriert sind. In den acht Teilen finden Sie folgende Inhalte:

Teil I: Willkommen im externen Rechnungswesen

Hier bekommen Sie zunächst einen ersten Grobüberblick über die Aufgaben, die im externen Rechnungswesen anfallen. Außerdem machen wir Sie mit verschiedenen Rechenwelten bekannt und weihen Sie in die Geheimnisse der doppelten Buchführung ein.

Teil II: Jetzt wird gebucht

Nachdem wir Sie hier zunächst mit den unterschiedlichen Kontenrahmen vertraut machen, wird endlich gebucht. Sie buchen munter im Anlage- und Umlaufvermögen herum, leasen nebenher und beglücken schließlich sowohl die Anteilseigner als auch Ihre Kollegen mit Privat- und Personalbuchungen. Das große Finale dieses Teils bilden dann die Buchungen im Finanzbereich. Sie werden sehen: Alles halb so schlimm! Buchen kann sogar Spaß machen.

Teil III: Der Jahresabschluss: Bilanzieren und bewerten

Kinder, wie die Zeit vergeht. Schon wieder ist ein Jahr vorbei und das heißt für den Buchhalter: Jahresabschluss. Bei der Inventur werden wir mit Ihnen gemeinsam zählen, schätzen und wiegen. Und wie alles im Leben will auch ein Jahresabschluss gut vorbereitet sein. Was Sie dabei alles beachten müssen, erfahren Sie ebenfalls in diesem Teil. Neben der Gewinn-und-Verlust-Rechnung stellen wir Ihnen dann noch die Königsdisziplin der Buchhaltung vor: die Bilanz. Und zwar mit allem Drum und Dran.

Teil IV: Mit kritischem Blick: Die Bilanzanalyse

Neben einem bunten Strauß hübscher Analysemöglichkeiten einer Bilanz zeigen wir Ihnen hier, wie Sie sich eine Struktur-GuV basteln können. Werkzeug benötigen Sie dazu übrigens keins (außer Ihrem Kopf). Dann wird kräftig analysiert: die Finanzierungs- und Investitionsanalyse, die Liquiditätsanalyse und die Erfolgsanalyse warten schon auf Sie.

Teil V: Die Basics der Kosten- und Leistungsrechnung

Hier bekommen Sie zunächst einen ersten Einblick in die Welt der Kosten- und Leistungsrechnung. Außerdem lernen Sie alle wichtigen Begriffe rund um die Kosten- und Leistungsrechnung kennen und erfahren, wie Kostenpläne und Kostenrahmen entstehen.

Teil VI: Im Ist ganz traditionell: Die Kosten- und Leistungsrechnung

Jetzt geht es zur Sache. Im Kapitel zur Kostenartenrechnung erfahren Sie, wie die Kostenarten erfasst und kalkulatorische Kosten ermittelt werden. Danach geht es in der Kostenstellenrechnung mithilfe des Betriebsabrechnungsbogens, kurz BAB, an die Verteilung der Kosten und an die Verrechnung innerbetrieblicher Leistungen. Abschließend geht es an die Kostenträgerrechnung, danach folgt die Zeitrechnung, also die Erfolgsrechnung.

Teil VII: Glaskugel: Plankosten- und Planleistungsrechnungen

Werfen Sie einen Blick in die Zukunft. Plankostenrechnungen auf der Grundlage von Vollkosten und auf Basis von Teilkosten buhlen um Ihre Gunst. Die relative Einzelkostenrechnung ist das konsequenteste System, aber zugleich wohl auch das komplexeste. Danach geht es zum ABC, zur Prozesskostenrechnung.

Teil VIII: Der Top-Ten-Teil

Für den versierten … für Dummies-Leser ist dieser Teil nichts Neues. Hier lernen Sie zunächst einmal zehn Websites rund um das Thema Rechnungswesen kennen. Dann folgen zehn wichtige Begriffe, die Ihnen hier und da über den Weg laufen können.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

In diesem Buch werden einige Symbole verwendet, um bestimmte Arten von Informationen zu kennzeichnen:

images Dieses Symbol markiert einen praktischen Tipp, der Ihnen einiges erleichtern kann.

imagesHier handelt es sich um zusätzliche Erklärungen und Hinweise, die etwaige Unklarheiten beseitigen können.

imagesHinter diesem Symbol versteckt sich die Erklärung oder die Definition von neu eingeführten Fachbegriffen.

imagesDreimal dürfen Sie raten, was Sie bei diesem Symbol erwartet – richtig, ein Beispiel zum jeweiligen Thema.

imagesHier gibt es noch theoretisches Hintergrundwissen. Wenn Sie etwas, das mit diesem Symbol versehen ist, nicht lesen, tut das dem Verständnis keinen Abbruch.

Wie es weitergeht

Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie es nicht zwingend wie einen Roman von vorn nach hinten durchlesen müssen, um alles zu verstehen. Wollen Sie sich mal eben über Rückstellungen informieren, können Sie ohne Umwege das Kapitel 17 aufschlagen. Sie werden dort grundsätzlich alles verstehen, auch ohne die Kapitel 1 bis 16 gelesen zu haben. Wenn Sie das Buch aber dennoch von vorn bis hinten durchlesen möchten, sind wir Ihnen auch nicht böse. Wie und in welcher Reihenfolge Sie was, warum und weshalb lesen, können Sie somit frei entscheiden.

Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß und Erfolg!

Inhaltsverzeichnis

Teil I

Willkommen im externen Rechnungswesen

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Kapitel 1

Die wunderbare Welt des Rechnungswesens

IN DIESEM KAPITEL

  1. Der Unterschied zwischen internem und externem Rechnungswesen
  2. Alles über Erträge, Aufwendungen, Kosten und Leistungen
  3. Was Abgrenzung bedeutet

Zu Beginn möchten wir gerne ein Gerücht aus dem Weg räumen: Beim Rechnungswesen handelt es sich nicht um ein grausames Fabeltier, das vorwiegend in Schulen und Universitäten sein Unwesen treibt, um dort mit sinnloser Komplexität für Angst und Verwirrung zu sorgen. In Wahrheit ist das Rechnungswesen ein äußerst hilfsbereiter und schlauer Zeitgenosse, der Ihnen selbstlos dabei hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen und damit noch erfolgreicher zu sein. Trotz allem ist das Rechnungswesen aber lange nicht perfekt und hat – wie jeder von uns – seine Ecken und Kanten. Wie Sie mit diesen umgehen, warum manche vermeintlichen Macken bei genauerem Hinsehen gar keine sind, welche Rolle der Gesetzgeber für den Ruf des Rechnungswesens spielt und noch vieles, vieles mehr über diese faszinierende Kreatur erzählen wir Ihnen auf den folgenden Seiten. Und sollte es Sie wider Erwarten trotzdem einmal kurzzeitig verwirren – seien Sie bitte nachsichtig! Schließlich ist das Rechnungswesen irgendwie ja auch nur ein Mensch …

Die Unterarten des Rechnungswesens

Das Rechnungswesen existiert natürlich nicht zum Spaß – oder um Menschen denselben zu verderben. Vielmehr dient es dazu, alles, was in einem Unternehmen passiert und sich in Geld oder Mengen ausdrücken lässt,

  • zu erfassen,
  • zu überwachen und
  • auszuwerten.

Das ermöglicht zum einen, Außenstehenden – wie beispielsweise den Aktionären – Rechenschaft darüber ablegen zu können, was mit ihrem Geld passiert ist, zum anderen macht es ein Unternehmen überhaupt erst steuerbar und überlebensfähig.

imagesSie kommen auf die glorreiche Idee, Bleistifte herzustellen und zu verkaufen und setzen pro Stift einen Verkaufspreis von 30 Cent an. Allerdings haben Sie es nicht so mit Zahlen und bemerken deshalb nicht, dass es Sie stattliche 50 Cent kostet, einen einzigen Stift zu produzieren. Zwar verkauft Ihr Unternehmen dann in ziemlich kurzer Zeit wahrscheinlich ziemlich viele Bleistifte, geht aber unter Garantie in einigen Monaten ebenfalls stiften.

Rechnungswesen ist aber leider nicht gleich Rechnungswesen. Wäre ja auch zu einfach! In erster Linie unterscheidet man zwischen

  • dem externen Rechnungswesen und
  • dem internen Rechnungswesen.

Zunächst konfrontieren wir Sie mit den knallharten Fakten zum externen Rechnungswesen – gerne auch als »Finanzbuchhaltung« oder »Geschäftsbuchhaltung« bezeichnet. Dieses wird von

  • Aufwendungen und
  • Erträgen

regiert.

Die Finanzbuchhaltung ist die Basis für die Bilanz und die Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Im internen Rechnungswesen, auch »Kostenrechnung« oder »Betriebsbuchhaltung« genannt, geben hingegen

  • Kosten und
  • Leistungen

den Ton an.

Das interne Rechnungswesen mündet in der Kostenarten-, der Kostenstellen- und der Kostenträgerrechnung.

imagesWie so oft im Leben liegt der Unterschied zwischen Kosten und Aufwendungen einerseits sowie Leistungen und Erträgen andererseits im Detail. Und dieses Detail nennt sich recht unspektakulär Betriebszweck. Der Betriebszweck ist einfach ausgedrückt das eigentliche Kerngeschäft Ihres Unternehmens und alles, was damit im Zusammenhang steht.

imagesStreng genommen gehören auch noch die sogenannte Betriebsstatistik sowie die Planungsrechnung zum weitreichenden Themenfeld Rechnungswesen. Während in der Betriebsstatistik die Ergebnisse der Finanzbuchhaltung sowie der Kostenrechnung verdichtet und detailliert analysiert werden, schaut man in der Planungsrechnung nach vorn und versucht, insbesondere auf Basis der Ergebnisse aus der Betriebsstatistik, die künftige Entwicklung des Unternehmens zu prognostizieren. Mehr zu diesen beiden spannenden Unterdisziplinen des Rechnungswesens finden Sie im Buch Controlling für Dummies.

Warum es zwei Rechenwelten gibt

Der Grund für die Existenz der beiden Rechenwelten liegt darin, dass jeweils unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Das interne Rechnungswesen, also die Kostenrechnung, dient rein innerbetrieblichen Zielen, während das externe Rechnungswesen, die Finanzbuchhaltung, hauptsächlich Außenstehende informieren und schützen soll.

Aber der Reihe nach:

  • Das interne Rechnungswesen erfüllt hauptsächlich folgende Zwecke:
    • Hilfe bei der Preisbestimmung: Zu welchem Preis bieten Sie ein Produkt am besten an?
    • Hilfe bei Entscheidungen: Wann immer mehrere Alternativen zur Auswahl stehen, die denselben Nutzen bringen, entscheiden Sie sich normalerweise für die Variante mit den geringsten Kosten.
    • Kontrollfunktion: Sie vergleichen die geplanten Kosten mit den tatsächlichen und freuen sich hoffentlich über geringe Abweichungen und eine gelungene Planung.
  • Die wichtigsten Aufgaben des externen Rechnungswesens sind hingegen:
    • Rechenschaftslegung gegenüber den Anteilseignern des Unternehmens: Wer Geld investiert, will auch wissen, was genau damit passiert.
    • Grundlage für die Besteuerung: Aus der Finanzbuchhaltung ergibt sich, was Ihr Unternehmen an den Fiskus abdrücken muss.
    • Gläubigerschutz: Wenn ein Unternehmen Geld braucht, ist ziemlich sicher, dass die Bank die Kreditwürdigkeit der Firma anhand von Finanzbuchhaltungskennzahlen beurteilen wird.

imagesWährend eine Finanzbuchhaltung gemäß dem Handelsgesetzbuch zwingend vorgeschrieben wird, ist die Kostenrechnung eine rein freiwillige Sache. Man kann sie haben—muss aber nicht.

Von Aufwendungen, Erträgen, Kosten und Leistungen

Nachdem wir Sie eben schon grob mit den vier Begriffen bekannt gemacht haben, stellen wir sie Ihnen nun noch etwas näher vor.

  • Aufwendungen und Erträge gehören zum externen Rechnungswesen und münden in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Die beiden Größen umfassen alles, was dem Unternehmen an Werten zu- und abfließt. Sie entscheiden also, wie der Gewinn in einem bestimmten Zeitraum ausfallen wird. Und das muss nicht unbedingt mit den Produkten und dem eigentlichen Zweck des Unternehmens zu tun haben. Aufwand ist beispielsweise auch die Spende an den lokalen Kinderchor, was in der Regel überhaupt nichts mit der eigentlichen Tätigkeit des Unternehmens zu tun haben dürfte.

    imagesWichtig ist hierbei, dass die Aufwendungen und Erträge auch der Abrechnungs-periode zugeschrieben werden, in der sie verursacht wurden. Das nennt man auch Periodengerechtigkeit. Wenn die Kunden Ihrer Bäckerei Ende Dezember anschreiben lassen und Sie das Geld erst im Januar bekommen, werden die Erträge dennoch dem Vorjahr zugeschrieben, denn dort wurden sie ja verursacht. Wann letztendlich die Zahlung erfolgt, spielt bei Aufwendungen und Erträgen zunächst keine Rolle.

  • Kosten und Leistungen beziehen sich auf den eigentlichen Betriebszweck, das heißt auf die tollen Produkte des Unternehmens im betrachteten Zeitraum, zum Beispiel die Erdbeersahnetorte der Konditorei. Kosten und Leistungen sind somit durch den Betriebszweck verursachte Aufwendungen beziehungsweise Erträge.

imagesKosten sind nichts anderes als das, was an Geld anfällt, wenn Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen erstellen. Leistungen sind das Gegenteil, nämlich das, was an Geld anfällt, wenn Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen. Um die Kosten und Leistungen zu bestimmen, braucht man zwei Angaben: die Menge und den dazugehörigen Preis. Die Menge kann bei Rohstoffen beispielsweise in verbrauchten Stückzahlen, Kilogramm oder Liter ausgedrückt werden. Bei Maschinenlaufzeiten rechnet man meist mit Stunden. Multipliziert man diese Mengen mit den dazugehörigen Preisen (oder Stundensätzen), erhält man die jeweiligen Kosten.

Zwischen Kosten und Aufwendungen einerseits sowie Leistungen und Erträgen andererseits bestehen also unmittelbare Verbindungen. Für Kosten und Aufwendungen etwa gilt:

  • Viele Aufwendungen sind zugleich auch Kosten. Und zwar die, die mit dem Betriebs-zweck zu tun haben. Diese Schnittmenge nennt man auch Grundkosten.
  • Aufwendungen, die nichts mit dem Betriebszweck zu tun haben, wie eben die besagte Spende der Bäckerei an den Kinderchor oder deren Kauf von Optionsscheinen, nennt man neutrale Aufwendungen.

    imagesNeben Aufwendungen, die nichts mit dem Betriebszweck zu tun haben, den sogenannten betriebsfremden Aufwendungen, fließen auch Aufwendungen aus anderen Abrechnungszeiträumen in das Töpfchen der neutralen Aufwendungen. Die nennt man periodenfremde Aufwendungen. Beispiele hierfür wären etwa Steuernachzahlungen für Vorjahre oder Mietvorauszahlungen für die nächsten fünf Jahre. Außerdem sind auch außerordentliche Aufwendungen sowie sonstige neu-trale Aufwendungen per Definition neutral.

  • Kosten, die keinen Aufwand darstellen, heißen hingegen Zusatzkosten. Das sind in der Regel kalkulatorische Größen wie zum Beispiel der kalkulatorische Unternehmerlohn.
  • Aufwendungen, die zwar Kosten sind, jedoch in beiden Rechenwelten mit unterschied-lichen Werten angesetzt werden, sind sogenannte Anderskosten. So können Abschrei-bungen in der Kostenrechnung mit anderen Beträgen angesetzt werden als mit den gesetzlich zulässigen Werten aus der Finanzbuchhaltung.

Um einer etwaigen Verwirrung aufgrund der vielen Begrifflichkeiten entgegenzuwirken, fasst Abbildung 1.1 das Ganze noch mal zusammen.

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Abbildung 1.1: Aufwendungen und Kosten

Analog gilt die ganze Systematik auch für Leistungen und Erträge:

  • Viele Erträge sind zugleich auch Leistungen. Und zwar die, die mit dem Betriebszweck zu tun haben. Diese Schnittmenge nennt man auch Grundleistungen.
  • Erträge, die nichts mit dem Betriebszweck zu tun haben, wie die Gewinne, die die Bäckerei durch den Verkauf von Optionsscheinen erzielt, nennt man neutrale Erträge.

    imagesNeben den betriebsfremden Erträgen zählen auch Erträge aus anderen Abrechnungszeiträumen, die periodenfremden Erträge, zu den neutralen Erträgen. Ein Beispiel hierfür wären Steuerrückerstattungen aus Vorjahren. Außerdem sind auch sogenannte außerordentliche Erträge und sonstige neutrale Erträge per Definition neutral.

  • Leistungen, die keine Erträge sind, heißen – Sie ahnen es schon – Zusatzleistungen. Ein Beispiel hierfür wären die täglichen Gratisbrötchen für die Angestellten Ihrer Bäckerei.
  • Leistungen, die Erträge sind, jedoch in anderer Höhe, heißen Andersleistungen.

Abbildung 1.2 fasst das alles nochmals zusammen.

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Abbildung 1.2: Erträge und Leistungen

Nicht aus-, sondern abgegrenzt

Das interne und das externe Rechnungswesen bilden zusammen das betriebliche Rechnungswesen.

Die meisten der gängigen Kontenrahmen haben deshalb zwei getrennte Rechnungskreise – einen für das externe Rechnungswesen, die Finanzbuchhaltung, und einen für die Kostenrechnung, also das interne Rechnungswesen. Diese beiden Rechnungskreise können allerdings auf magische Weise miteinander verbunden werden. Das Zauberwort hierfür heißt Abgrenzung. Aber der Reihe nach …

Die Welt der Finanzbuchhaltung

Die Finanzbuchhaltung, oftmals auch kurz und liebevoll FiBu genannt, bildet innerhalb der beiden Rechenwelten den sogenannten Rechnungskreis I. Im Rechnungskreis I werden alle Geschäftsvorgänge mit den gesetzlich vorgeschriebenen Methoden der Buchführung dokumentiert und auf Bestands- oder Erfolgskonten verbucht. Abbildung 1.3 zeigt Ihnen, was das Zweikreissystem aufgebaut ist.

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Abbildung 1.3: Die beiden Rechnungskreise

imagesBei den Bestandskonten werden Veränderungen des Vermögens- und des Kapitalbestands erfasst. Der Kauf eines neuen Lieferwagens für eine Bäckerei ist ein Beispiel dafür. Die Bestandskonten bilden die Basis für die Bilanz. Erfolgskonten hingegen werden bebucht, sobald das Eigenkapital verändert wird. Sprich, sobald ein Geschäftsvorfall direkt den Gewinn oder einen möglichen Verlust beeinflusst. Hier landen somit die Aufwendungen und die Erträge, aus denen später die Gewinn-und-Verlust-Rechnung gebastelt wird. Sind die Erträge in einer betrachteten Periode höher als die Aufwendungen, gibt es Gewinn, im umgekehrten Fall Verlust.

Am Ende wird hieraus die Bilanz und die Gewinn-und-Verlust-Rechnung erstellt. Das Resultat der Gewinn-und-Verlust-Rechnung, also der Gewinn in guten sowie der Verlust in schlechten Zeiten, heißt auch Unternehmensergebnis.

imagesDie gesetzlichen Bestimmungen zur Finanzbuchhaltung finden Sie in Deutschland im HGB und in Österreich im UGB (Unternehmensgesetzbuch). In der Schweiz wird das Ganze innerhalb des Obligationenrechts, kurz OR, geregelt.

Da sich Aufwendungen und Kosten sowie Erträge und Leistungen teilweise überschneiden, wie zum Beispiel bei den Grundkosten und den Grundleistungen, überschneiden sich logischerweise auch die beiden Rechnungskreise.

Die Welt der Kostenrechnung

Das interne Rechnungswesen, also die Kostenrechnung, bildet den Rechnungskreis II. Wir entschuldigen uns für die nicht besonders kreative Namensgebung, können aber persönlich auch nichts dafür.

imagesPedanten bezeichnen die Kostenrechnung auch als Kosten- und Leistungsrechnung. Ist ja auch irgendwie sinnvoll. Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung heißt ja auch nicht nur »Verlustrechnung«.

Da sich die Finanzbuchhaltung nun einmal an die gesetzlichen Bestimmungen halten muss, sind die Ergebnisse für innerbetriebliche Entscheidungen oftmals nicht aussagefähig genug. Deshalb werden die Ergebnisse im Rechnungskreis II entsprechend angepasst.

Neutrale Aufwendungen und Erträge aus dem Rechnungskreis I werden dabei herausgerechnet und im Gegenzug Zusatzkosten und Zusatzleistungen berücksichtigt. Anderskosten und Andersleistungen werden außerdem mit von der Finanzbuchhaltung abweichenden Beträgen angesetzt. Durch diese Korrekturen wird aus dem Ergebnis der Finanzbuchhaltung, also dem Rechnungskreis I, die Kostenrechnung hergeleitet. Das Ganze hat auch einen Namen: Abgrenzung. Abbildung 1.4 zeigt die Überleitung vom Rechnungskreis I zum Rechnungskreis II.

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Abbildung 1.4: Von der Finanzbuchhaltung zur Kostenrechnung

imagesAbzugrenzende Kosten, die nicht mit den tatsächlichen Geldströmen übereinstimmen, nennt man auch kalkulatorische Kosten

Aufgabe 1

Sie besitzen eine Maschinenbaufirma und verfügen über eine seit Jahren nicht mehr genutzte Lagerhalle, sodass Sie diese Halle verkaufen wollen. Laut Bilanz ist die Halle 750.000 Euro wert. Sie finden einen Interessenten, der Ihnen die Halle für exakt 750.000 Euro abkauft. Um was für Erträge handelt es sich?