Verhängnisvolle Zeichnung
Reise in die Finsternis
Blitzschnell zum Meer
Auf den Wellen treibend
Kampf im Ozean
Monster aus der Tiefe
Doppelte Gefahr
Dem Tod nahe
Tentakel-Angriff
Überlebenskampf
Furcht in der Dämmerung
Mit besonderem Dank an Allan Frewin Jones
Für Bodhi Churchill
So, so … Du willst Tom also weiterhin auf seinen Missionen begleiten.
Kehre lieber um. Im Untergrund von Avantia lauert das Böse und wartet nur darauf, sich zu erheben und das Königreich im Kampf zu erobern. Sechs Biester mit den Herzen von Kriegern aus vergangenen Zeiten gehorchen dem dunklen Magier Malvel. Ich fürchte, er ist am Höhepunkt seiner Macht angekommen.
Krieg erwartet uns alle.
Ich bitte dich erneut: Schließe das Buch und kehre um. Das Böse erwacht. Finsternis naht.
Dein Freund,
Zauberer Aduro
Mit dem Kohlestift in der Hand saß Arianna auf ihrem Hocker und blickte über den Sandstrand zum Meer.
Sie genoss die wunderschöne Aussicht für einen Augenblick und wandte sich dann wieder ihrer Leinwand auf der Staffelei zu. Sie hatte bereits den Umriss der Düne gezeichnet. Arianna lächelte in sich hinein und fügte weitere Details hinzu – die Schaumkronen auf den Wellen, die Bewegung des heranrollenden Wassers, ein paar Wölkchen, die am Himmel tanzten.
„Ich liebe nichts so sehr, wie hier am Strand zu sitzen und zu malen“, seufzte sie.
Obwohl auf dem Ozean nichts zu sehen war, dachte Arianna sich ein Schiff aus und zeichnete es auf die Leinwand. Es hatte hohe Masten und die Segel blähten sich im Wind.
Auf den Bug schrieb sie einen Namen: Der reisende Drache.
„So, jetzt bist du echt – wenigstens für mich“, murmelte sie.
Ihr ganzes Leben schon hatte Arianna Geschichten über das geheimnisvolle Schiff mit diesem Namen gehört. Sie liebte die alten Legenden, nach denen das Schiff vor hundert Jahren in der Nähe des Strands gekentert war. Niemand wusste, woher es gekommen war oder wo es hinwollte. In den Geschichten wurde von einem wertvollen Schatz erzählt, der noch immer zwischen den verrottenden Planken des Schiffs verborgen lag.
Arianna bemerkte aus dem Augenwinkel etwas im Wasser und hob den Blick von ihrer Staffelei. Da glitzerte etwas im hellen Sonnenlicht. Sie stand auf und schirmte ihre Augen mit der Hand ab.
Überrascht hielt sie den Atem an. Dieses Etwas war ein Helm aus Metall – er erhob sich direkt aus den Wellen. Wasser floss aus den Augenlöchern, als die Gestalt noch weiter aus dem Meer auftauchte.
Es war ein Mann – ein riesiger Ritter in einer glänzend blauen Rüstung.
Mit pochendem Herzen setzte Arianna sich wieder hin. „Das ist unmöglich“, wisperte sie. „Er muss tief aus dem Ozean kommen.“ Mit zitternden Händen befestigte sie ein neues Pergament auf ihrer Staffelei und zeichnete den Ritter mit schnellen Strichen. „Jetzt kann ich meinen Freunden etwas wirklich Außergewöhnliches zeigen!“
Der Ritter stapfte aus der Brandung den Strand hinauf. Salzwasser tropfte aus den Gelenken der Rüstung.
Arianna zeichnete zügiger, sie wollte ihn unbedingt auf dem Pergament festhalten, bevor er sie entdeckte. Aber der Mann lief schneller, als sie erwartet hatte. Plötzlich fiel sein dunkler Schatten über sie. Vor Angst wie versteinert ließ Arianna den Kohlestift fallen und starrte die schreckliche Erscheinung an.
„Wer bist du?“, fragte Arianna. Aus Furcht konnte sie ihre Zunge kaum bewegen. „Woher kommst du?“
Der Ritter streckte eine Hand aus und warf die Staffelei zu Boden. Arianna schluckte ängstlich. „Ich hätte weglaufen sollen“, dachte sie. „Ich bin so eine Närrin!“
Der Ritter beugte sich zu ihr vor. Sie konnte die bläulichen, unmenschlichen Augen hinter dem Visier erkennen. Dann packte er Arianna um die Hüfte und hob sie hoch. Arianna schrie und wehrte sich, als er sie unter seinen Arm klemmte.
Der Blaue Ritter drehte sich um und ging schweigend zurück zum Meer.
Arianna konnte kaum atmen, während er sie den Strand hinuntertrug. Sie hustete und strampelte hilflos in seinem eisernen Griff.
„Hilfe! Zu Hilfe!“, keuchte sie. Niemand war in der Nähe. Niemand konnte sie hören.
Wasser spritzte über Ariannas Arme und Beine. Panisch blickte sie nach unten. Der Ritter watete ins Meer. Verzweifelt hieb und trat sie mit ihren Fäusten und Füßen nach ihm. Sie verletzte sich Knie und Knöchel an der Rüstung, aber sie schlug trotzdem immer weiter zu.
Dann bemerkte Arianna entsetzt, dass der Arm, der sie umklammerte, nicht mehr hart war. Er war weich und nass und schleimig geworden. Etwas Feuchtes strich ihr über das Gesicht. Es war die Spitze eines Tentakels, besetzt mit zuckenden Saugnäpfen. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber der Greifarm wickelte sich um Ariannas Kopf, bedeckte ihren Mund und erstickte ihre Stimme.
Wellen rauschten um sie herum. Luftblasen stiegen auf, als sie unter Wasser gezogen wurde. Der Tentakel auf ihrem Gesicht verrutschte und drehte ihren Kopf mit sich.
Durch das aufgewühlte Wasser starrte Arianna in die Augen eines gigantischen zweiköpfigen Kraken. Noch einmal wehrte sie sich, als das Monster sich über sie beugte. Dunkle Flecken trübten ihre Sicht und ihre Lunge verzehrte sich nach Luft.
Das Letzte, was Arianna sah, bevor sie ohnmächtig wurde, war der Bug eines Schiffs auf dem Meeresgrund. Sie las auch seinen Namen.
Der reisende Drache.
„Frischer Hafer, Storm“, sagte Tom und schüttete das Getreide in einen Trog. „Zur Abwechslung mal vernünftiges Futter, nicht schlecht, oder?“ Sein Hengst schnaubte und nickte mit dem Kopf, bevor er zu fressen begann. Tom hörte seinem zufriedenen Kauen lächelnd zu. Silver, der Wolf, lag in der Nähe und hatte einen saftigen Knochen zwischen den Pfoten.
Tom und seine Freunde waren vor der Hütte der Medizinfrau Sana. Aus der Tür dampfte es. Sana und Elenna waren dabei, eine Medizin aus den Tengiblättern zu brauen, die Tom und seine Freundin gesammelt hatten.
Elenna hatte bereits ein Heilmittel zubereitet, um Sana von ihren geschwollenen Augen zu befreien. Die arme Frau hatte nichts mehr gesehen, seit sie Lustor begegnet war, dem bösen Biest, das im Gelben Sumpf in der Nähe des Vulkans von Stonewin gelauert hatte.
„Warum dauert das so lange?“, murmelte Tom, zog Aduros magischen Globus aus der Tasche und betrachtete ihn.