Title Page
Vorrede: ein Buch über Jesus?
---- in Beziehung
---- nachvollziehbar, gesunder Menschenverstand
---- evident
---- PS
---- PS 2: mein römisch-katholischer Gott
Kapitel eins: Schlüsselerlebnisse
1.1. Zuhause
1.2. der Transfer
1.3. in einer neuen Kultur
---- Bibel und afrikanische Mentalität
---- sakraler Raum, sakrale Zeiten
---- egalitäre Strukturen und Konsens
---- das Palaver
---- Harmonie
---- Gastfreundschaft
---- Architektur
---- Geheimnis des Lebens, Geheimnis der Macht
---- der Sinn des Lebens
1.4. erste Begegnungen mit dem Evangelium
---- euch aber muss es zuerst um sein Reich gehen
---- auf Schlangen und Skorpione
---- für Leben sorgt der Herr
---- töten ohne es zu realisieren
1.5. der Papst in unserer Stadt
---- es wird Zeit gespart
1.6. ein neuer Bezug zum Evangelium
---- der Kleine und El Hadj
---- nach langer Zeit
Kapitel zwei: die Bergpredigt
2.1. wie ich die Evangelien lese
---- es gibt viele Theorien
---- wie ein Gemälde
---- weshalb ich das Mt-Evangelium privilegiere
2.2.. Gratulationen an Randständige
---- Jesus sitzt
---- gratuliere den Gewaltlosen
---- gratuliere den Barmherzigen
---- der Mythos der Ursünde
---- gratuliere den Verfolgten
---- Randgruppen?
---- Neuschöpfung
2.3. Faszinierendes
---- die Überraschung der goldenen Regel
---- Überraschendes für den Kontakt mit Gott?
---- erstaunlich: Schriftgelehrte braucht es nicht
---- die verblüffende Wahl zwischen Geld und Gott
---- überraschende Feststellungen
---- enorm: Jesus ohne sakrales Umfeld?
Kapitel drei: der revolutionäre Jesus
3.1. Jesus und die religiöse Elite
---- Bedeutung der Pharisäer nach Mt
---- Widerstand der Frommen
---- hört auf die Schriftgelehrten ...
---- ... es ist gefährlich, auf sie zu hören
---- der Sabbat
---- Reinheit?
3.2. Ansichten zu Sünde und Gericht
---- die Gesellschaft bestimmt, was Sünde ist
---- Sünde nach Jesus
---- Zöllner und Pharisäer
---- die Sünde des Richtens
---- die ausgeschlagene Einladung
---- Sünde ist, nicht kreativ zu sein
---- Frucht und Freundschaft
---- Gleichnisse ohne Religion
3.3. sind die Zehn Gebote noch aktuell?
---- ein revolutionär neues Bild von Gott
---- im AT ist Gott der Befreier
---- Zorn ist wie Mord
---- das Auge ausreissen?
---- Gewaltlosigkeit
---- keine Logik der Zehn Gebote
---- Unterlassungen entscheiden, nicht Gebote
---- „gut“: ein reserviertes Wort
---- wer ist mein Nächster
Kapitel vier: Jesus und seine Jünger
4.1. Jesus, Reichtum, Macht
---- Jesu Haltung zum Reichtum
---- Jesus und die Macht
---- Autorität gegen Sünde und Krankheit
---- Macht der Jünger über die Sünde?
---- binden oder verbinden?
---- Macht der Apostel?
---- Freund, nicht Botschafter
---- Macht des Petrus?
4.2. Frauen um Jesus
---- Auferstehung zuerst für die Frau
---- Jesus ist nicht Sohn von Josef
---- Widerstand
---- das Herz ist entscheidend
4.3. Jesus zu Freundschaft, Vater, Tod
---- Jesu Zeichen der Freundschaft
---- das spezifisch christliche Prinzip
---- der Auf-uns-zu-eilende-Vater
---- der sichtbare Gott
---- Jesus ist für uns gestorben?
---- Erlösung ohne Kreuz?
Kapitel fünf: Religion Christentum?
5.1. die Legende vom Grossinquisitor
---- Geschöpflichkeit austricksen?
---- Bungeejumping?
---- absolute Macht für Menschen?
---- alles ist erlaubt
5.2. ist Christentum eine Religion?
---- Jesus in Nazareth
---- das Lächeln von Nazareth
6. Epilog
Abkürzungen-1
Abkürzungen-2
Index
l. theodor donat
der andere Revolutionär
Ein Priester schreibt seiner Freundin vom langen Weg zu einem neuen Bild von Jesus
Vorrede: ein Buch über Jesus?
Liebe Carole,
Dieses Buch ist ein Versuch, Jesus anders zu präsentieren, als es gemeinhin getan wird. Ein sattelfester Bibliker bin ich allerdings nicht, auch kann ich mich nicht auf Visionen stützen. Hier geht es indessen um ein Bild von Jesus, das während Jahrzehnten in mir Gestalt angenommen hat. Es geht dabei nicht um Gefühl, sondern eher um kühle Überlegungen. Gut, es gab Menschen verschiedener Kulturen und einige nicht ganz alltäglichen Umstände, denen ich meinen jetzigen Blick auf Jesus verdanke. Ich glaube übrigens, dass Denken, Erleben und Tun nie isoliert sind.
Ich kann eine mathematische Aufgabe dank meiner Vorbildung lösen, aber die Lösung hängt auch davon ab, ob ich das vorhergehende Essen gut verdaut oder ob ich gut geschlafen habe. Der Schlaf wiederum kann durch Ärger erschwert werden. Meine Fähigkeit, Frust wegzustecken kann von meiner Erziehung herstammen. Und schon bin ich bei den Einflüssen auf die Kindheit meines Vaters oder meiner Mutter usw. Ich hätte ja ebenso den Aspekt Verdauung weiter entwickeln können!
Vor allem vier Umstände betrachte ich als grösste Geschenke meines Lebens.
Von einem Ordensleben in festen Bahnen in der Heimat durfte ich in eine Kultur aufbrechen, von der ich gar keine Ahnung haben konnte, so speziell war sie (B 1.3.). Sie vermittelte mir den Blick in eine Gesellschaft, die ohne Hierarchie auskommt. Wollte Jesus nicht gerade das für seine Kirche?
Ich hatte das grosse Glück, das Papst Johannes-Paul II die Stadt, in der ich arbeitete, auf einer seiner Reisen besuchte (B 1.5.). Das hatte zur Folge, dass ich mich, sozusagen in wenigen Stunden, von einem kritiklosen Papst-Fan zu einem am Vatikan zweifelnden Genossen wandelte. Und wenn einmal Dogma, Hierarchie und Moral angeschlagen sind, kann sich der Weg zu einem neuen Jesus-Bild öffnen.
Deine Freundschaft und Deine Liebe befreiten mich von der Sexualmoral der römischen Kirche, die mich während vieler (etwa 26) Jahre lang gequält und viel Kraft gekostet hatte (dvUr B 2.10.).
Einem Zusammenbruch und einer Krankheit verdankte ich den Freiraum, dieses Buch zu schreiben (dvUr B 2.11.).
Kurz zu meiner persönlichen Geschichte: Mit 19 war ich römisch-katholischer Ordensmann, mit 37 ebenso römischer Ordenspriester. 27 Jahre verbrachte ich in einem Land Westafrikas. Nun bin ich 73 und habe das Privileg einer durch meine Gesundheit bedingten Auszeit. Es war für mich entscheidend, in meinen 27 besten Jahren, die Welt mit den Augen jener Menschen zu sehen, die heute die überwältigende Mehrheit ausmachen. Danach hatte ich einige Jahre Zeit, um die Welt von der Minderheit her zu betrachten. Und ich denke, dass sich mein Blick auf die Kirche und auf Jesus auf eine fast abenteuerliche Weise geändert hat. Ich habe mir Rechenschaft gegeben, dass die römische Kirche den Blick auf unseren Ursprung verstellt, dass es mit Hierarchen fast unmöglich ist, die Botschaft Jesu zu verstehen, obwohl sie natürlich das Gegenteil behaupten.
27 Jahre in der Mission sind übrigens eine relativ lange Zeit, da eine alte Missionarsregel besagt, dass die Jahre „in Afrika“ doppelt zählen, und ich mich somit schon längst hätte zur Ruhe setzen können. Ich „höre“ das Stirnrunzeln meiner Mitbrüder, denn für einen Ordensmann gibt es natürlich keinen Ruhestand.
Eine andere Missionarsregel gäbe mir das Vorrecht, dass mir etwas über fünf Fingerbreit Whisky in einem Longdrinkglas eingeschenkt würde, je eine Fingerbreit für fünf Jahre Arbeit in der Mission. Dies entsprach früher dem Intervall zwischen zwei Heimaturlauben. Vom „Whisky-Privileg“ profitiere ich nur bei Depressionen, die mir unter anderem meine liebe römisch-katholische Kirche (in der Folge Rkk) beschert.
Ist es nicht so, dass unsere existentiellen Einsichten mit einer Anzahl Schlüsselerlebnisse verknüpft sind? Ich hätte als angehender Ordensmann nie und nimmer geahnt, dass ich das mir überlieferte Bild von Jesus und der Hierarchie der Rkk einmal radikal in Frage stellen oder die zehn Gebote als unwichtig einstufen würde. Es wäre mir nicht im Traum in den Sinn gekommen, die Dogmen der Rkk oder ihre Moral zu hinterfragen.
---- in Beziehung
Mit den folgenden Briefen möchte ich das Grundaxiom von vielen afrikanischen Kulturen und Philosophien hervorheben, das da heisst:
Ich lebe in Beziehung, also bin ich.
In Beziehung bedeutet, in Verbindung mit den Mitgliedern der Familie, des Dorfes und der gleichen Kultur zu stehen. Dem gegenüber wirkt das in Frankreich immer noch geläufige:
Ich denke, also bin ich.
„Cogito ergo sum“, René Descartes in „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ von 1641
etwas egomanisch!
Was ein Mensch ist und wird, ist und wird er dank seiner Eltern, seiner Umgebung, seiner Ausbildung und besonders dank seiner Freunde und Feinde. Die Freunde sind wichtig, da nur sie die guten Seiten einer Person erkennen und weniger gute Seiten relativieren, denn nur der liebende Blick dringt ins Innere. Die Feinde sind bedeutsam, denn sie haben ein schärferes Auge für die Schwächen, in denen sie wahrscheinlich ihre eigenen Fehler erkennen und bekämpfen.
Meine Einsichten und Aussichten werde ich als ‒ sicher etwas autobiografische ‒ Briefe an Dich, meine Freundin, darstellen und sie Dir widmen. Selbstverständlich verdanke und widme ich die folgenden Briefe ebenso unseren Feinden. Du hast den Wandel meiner Einstellungen und Überzeugungen miterlebt. Du meintest eines Tages, dass es interessant wäre, diesen Prozess festzuhalten.
Für die Freunde Deiner Freunde möchte ich Dich sehr kurz vorstellen, vieles wird in der Folge klarer. Deine Herkunft aus einem sehr einfachen Milieu – in einer egalitären Konsens-Kultur – hat mir erlaubt, mit diesem Milieu viel konkreter als vorher verbunden zu sein. Du bist fröhlich, praktisch, intelligent, sensibel und sportlich (heute vielleicht weniger, etliche Jahre sind vergangen!), aber vor allem hast Du einen gesunden Menschenverstand und den Sinn für Weisheit. Du hast Vorurteile und Rassismus erlebt. Mit der Rkk kommst Du nicht so ganz zurecht, umso mehr aber mit der Person von Jesus. Von Deinen so spärlichen weniger guten Seiten will ich nicht reden. Ich liebe Dich nicht nur, weil Du absolut perfekt bist. Ich bin ja auch nicht vollkommen, Gott bewahre. Ich liebe Dich sehr, so wie Du bist. Du hast mir das Wasser gereicht, das man dem durstigen Fremden gibt und mir, so glaube ich, ganz wesentlich geholfen, Mensch zu werden.
Du möchtest die folgenden Briefe obendrein Deinen Freunden aus verschiedenen Kulturen zur Verfügung stellen. Der Einfachheit halber werde ich nur von Deinen Freunden sprechen und damit Freundinnen und Freunde meinen.
Da einige Deiner Freunde mit meinen Lebensumständen nicht vertraut sind, werden sie mein Zielpublikum sein, manchmal implizit, manchmal explizit. Für sie werde ich Begriffe erklären und von Erlebnissen berichten, die Dir, es versteht sich von selbst, geläufig sind.
Natürlich bitte ich Deine Freunde, mehr auf das Gemeinte als auf die sprachliche Perfektion zu achten. Sie kennen sicher das geniale Büchlein „Le Petit Prince“ (“Der Kleine Prinz“, in der Folge klP) von Antoine de Saint-Exupéry. Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle eine Liebeserklärung an dieses Büchlein abzugeben, das von den wesentlichsten Seiten des Menschseins zu handeln scheint. Der Verfasser betont, dass es für die „Grossen Personen“ unmöglich ist, die elementarsten Dinge des Lebens zu erkennen. Als „Grosse Personen“ – les grandes personnes – werden im klP Leute beschrieben, die sich mit Konventionen zufrieden geben, sich selbst als bedeutend erachten und von Macht, Geschäft oder Konsum leben.
Ein Beispiel bloss, wie „Grosse Personen“ sind: Der Asteroid B612, von dem der kleine Prinz kam, wäre um ein Haar nicht bekannt geworden. Ein türkischer Astronom hatte ihn entdeckt und an einem Astronomen-Kongress, mit Turban und Kaftan, davon berichtet. Natürlich fanden die „Grossen Personen“ seine Aufmachung lächerlich und niemand glaubte seinen Ausführungen. Ein türkischer Diktator gebot seinen Untertanen unter Todesstrafe, sich europäisch zu kleiden. Das rettete den Asteroiden B612 davor, vergessen zu werden, denn beim nächsten Kongress hatte der Astronom, diesmal im Smoking, überhaupt keine Probleme mit seiner Beweisführung (klP IV). Wenn ich jemandes Freund werden möchte, schenke ich ihm eine Taschenausgabe des klP. Wenn er das Büchlein genial findet, so bemühe ich mich um seine Freundschaft.
---- nachvollziehbar, gesunder Menschenverstand
Mein Bemühen wird es sein – das ist für mich ganz wichtig – in den nachfolgenden Briefen auf eine nachvollziehbare Weise zu argumentieren und zudem eine einfache Sprache zu benutzen. Übrigens wurde mir die Nachvollziehbarkeit von Stefan, einem weisen Freund mit einem sehr gesunden Menschenverstand, über Jahre als wichtigstes Element einer christlichen Verkündigung nahegelegt. Nachvollziehbar bedeutet einfach, dass Deine Freunde meiner Argumentation folgen können. Nachvollziehbar heisst für mich selbst, dass diese Briefe meine Sinn-Synthese wiedergeben. Nachvollziehbarkeit – mit Evidenzen (s.u.) als ihren Elementen – ist doch zentral für die Wahrheitsfindung überhaupt.
Ich glaube, dass jeder Mensch, in jedem Umfeld, eine Antenne für Wahrheiten hat, die er mit seinen Sinnen und seinem Verstand aufnimmt. Wenn es in meiner Gastkultur heisst: „Wer schreit hat Unrecht“, so nehme ich das Unrecht zuallererst mit dem Gehörsinn wahr. Indem ich Wahrheiten aufnehme, werden sie zu meinen Wahrheiten. Die Wahrheiten und ich selbst gewinnen dabei, denn eine einsame Wahrheit ist nicht sehr nützlich und fühlt sich kaum sehr wohl! Gewiss hilft uns die Intelligenz, Wahrheit zu erkennen. Dabei ist selbstredend nicht die schulische Intelligenz gemeint. Es geht ja nicht um die Fähigkeit, einem Lehrer oder einer Prüfungsordnung zu gefallen. Mit Wahrheiten meine ich nicht grosse philosophische oder theologische Wahrheiten, sondern alles was uns hilft, in der Wirklichkeit zu leben, eben existentielle Einsichten.
Wahrheiten werden nicht unbedingt vor dem TV-Bildschirm erfahren, die Kamera hat – entgegen dem durch das Bild vermittelten Eindruck – einen beschränkten Blickwinkel.
Wenn ein Mensch einsam in der Wüste gefilmt wird, vergisst der Betrachter meist, dass es eines ganzen Teams bedarf, um diesen Eindruck zu vermitteln: Es werden Kameramann, Beleuchter, Tonmixer, Bauten, Transportmittel etc. benötigt. Das alles verfälscht die Wüste, die Situation. Zudem mag der Regisseur bestrebt sein, seine Sicht der Dinge zu vermitteln.
Die Antenne für Wahrheiten und Wahrheit kann „gesunder Menschenverstand“ genannt werden. Wenn Descartes gesagt haben soll:
Der gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten verteilt ist; denn jedermann meint damit so gut versehen zu sein, dass selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen. (wiki[Verstand])
ist das natürlich eine ironische Sicht der Dinge. Der Mensch hat ein Gespür für die Wahrheit, aber er hat es nicht wie Nase oder Ohren. Es gilt, den gesunden Menschenverstand zu erziehen und weiterzubilden. Weisheit gehört dazu. Frei von ideologischem Denken und Vorurteilen ist es möglich, dem Anderen und sich selbst den Raum zu geben, der Leben benötigt.
Weisheit setzt Zuhören voraus, wer zu viel spricht, legt wahrscheinlich einen dunklen Filter auf die Wirklichkeit.
Der gesunde Menschenverstand ist Realismus oder Bodenhaftung, was wiederum Einfachheit und Bescheidenheit bedeutet. Denn der im negativen Sinne stolze Mensch hat keine Bodenhaftung, er ist in seinem Universum eingeschlossen.
Als der Kleine Prinz den Planeten des Eitlen besucht, heisst es:
Aber der Eitle hörte ihn nicht. Die Eitlen hören nur zu, wenn man sie lobt.
„Bewunderst du mich wirklich sehr?“
fragte [der Eitle] den kleinen Prinzen [gerade danach]
„Was heißt bewundern?“ -
„Bewundern heißt erkennen, daß ich der schönste, der bestangezogene, der reichste und der intelligenteste Mann des Planeten bin.“
„Aber du bist allein auf dem Planeten “
„Mach mir die Freude, bewundere mich trotzdem!“ (klP XI).
Der gesunde Menschenverstand ist schliesslich Kreativität, denn der Mensch soll Informationen nicht nur aufnehmen, sondern sie auf eine nachvollziehbare Weise neu und schöpferisch ordnen.
---- evident
Evident ist etwas, das immer unmittelbar einsichtig ist, es bedarf keiner Erklärungen. Gegebenheiten oder Lehrsätze können Erklärungen benötigen. Damit sie nachvollziehbar werden, ist es notwendig, dass die Elemente der Ableitung, die Grundannahme und die angewandte Methode wieder unmittelbare Evidenzen sind. Nachvollziehbarkeit ist nicht mit Bauchgefühl gleichzusetzen.
Ein Beispiel aus der Physik: Wenn der Wind rechtwinklig und horizontal auf ein Satteldach trifft, sagt uns das Gefühl, dass die Mauern, die das Dach stützen, nach unten und nach hinten beansprucht werden. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn das Dach nicht genügend schwer ist, wird es zuerst emporgehoben und vom Wind buchstäblich fortgeworfen. Zum ersten Mal habe ich das in einem Modellversuch in einer TV-Vorlesung von Paul Scherrer zu eben diesem Thema gesehen, dann habe ich in unserm Gastland mehrmals Dächer von Schulen neben ihren angestammten Gebäuden angetroffen. Das Ganze ist eine Folge der Strömungslehre von Flüssigkeiten und Gasen. Die Luftteilchen, die das Satteldach übersteigen müssen, haben einen längeren Weg als ihre Kollegen, die geradeaus fliegen und müssen sich beeilen, da sie – von ihren Hintermännern gestossen – nach dem Hindernis gemeinsam weiterziehen. Wenn Flüssigkeiten oder Gase schneller fliessen, herrscht in ihnen ein kleinerer Druck. Der Unterdruck über dem Dach saugt es nach oben. Genau deshalb gibt es Flugzeuge und Helikopter, deren Rotoren Flügelform haben. Wie das Beispiel zeigt, geht es hier um eine Nachvollziehbarkeit durch den Verstand, nicht durch das Gefühl. Aber ist gibt einfache und nachvollziehbare Experimente, die die Grundlagen der Strömungslehre evident sein lassen..
Ich habe das Glück und das Pech, dass mein Erfahrungshorizont nicht unbedingt von sehr vielen Frauen und Männern geteilt wird. Glück, da Originalität gefragt ist, Pech, weil etliche Erfahrungen von Deinen Freunden ein ziemlich grosses Einfühlungsvermögen verlangen. Natürlich möchten sie, dass ich genau angebe, wo ich lebte. Von einem Journalisten würde man ja die Information verlangen, ob er aus Sizilien oder aus Norwegen berichtet. Nun, ich arbeitete in etwa auf sieben Grad nördlicher Breite ... damit ist Norwegen ausgeschlossen.
In Liebe Dein L. Theodor
---- PS
Diese Briefe habe ich vor der Wahl von Papst Franziskus geschrieben, ich arbeite seit einem Dutzend Jahren daran. Ich denke jedoch, dass die angesprochene Problematik noch einige Zeit fortdauern wird.
Wenn wider Erwarten doch sehr viele Wunder geschähen, könnten die Briefe Zeitzeugen sein von einem Übergang des Klerikalismus zu einer schwesterlichen und brüderlichen Beziehung.
Diese Sammlung ist natürlich keine wissenschaftliche Arbeit. Ich werde keine „gescheiten“ Bücher zitieren, sondern so schreiben, wie es jeder „gewöhnliche“ Briefschreiber tun kann. Meine Quelle, so hoffe ich, ist das Leben, die Briefe mögen „leben-schaftlich“ sein. Verweise, Links und ähnliches möchten nicht den Anschein des Gegenteils erwecken, sondern eher die Lesbarkeit erleichtern und die Neugier Deiner Freunde wecken!
In einer Zeit der vielen Worte fühle ich mich zu einem eher gestrafften Stil verpflichtet. Natürlich habe ich für Dich und für mich ein Pseudonym gewählt. Das ist besser für Dich und für meine Ordensgemeinschaft. Und es ist besser für den Inhalt, der nicht nur meine Erkenntnisse und Erfahrungen widerspiegelt.
Zitate aus der Bibel (und es sind deren viele!) sind aus der deutschen Einheitsübersetzung.
Der leichteren Lesbarkeit halber stehen Zitate im vollen Wortlaut, eingerückt, kursiv und blassgrün unterlegt. Von Parallelstellen wird gewöhnlich nur eine angegeben.
Mir besonders wichtig scheinende Stellen können sich in verschiedenen Zusammenhängen finden und mehrere Aussagen über eine Stelle sind durchaus möglich.
Am Schluss des Buches befindet sich ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und die Konventionen, wie eine Bibelstelle zitiert wird. Dazu ein summarischer Index.
Einige Erklärungen, Anekdoten, Details, Denkanstösse oder Vorläufiges habe ich als Bemerkungen in kleinerer Schrift und grau unterlegt eingerückt. Ich hoffe, das Buch liest sich so etwas strukturierter (und farbenfroher).
Hintergrundfarbe und Einrücken des Textes sind natürlich vom eReader abhängig. Bei den Einstellungen des epub-Readers ist einfach darauf zu achten, dass die epub- und/oder die CSS-Formatierung der Vorlage beachtet wird.
Wenn ich vom Land, der Hauptstadt, der Stadt, dem Kollegium etc. spreche, mit oder ohne besitzanzeigendes Fürwort, ohne zu präzisieren, sind Orte gemeint, in denen ich 27 Jahre wirken durfte. Ort und Zeit der Handlung sind vage gehalten, trotzdem könnten sie typische Zustände in ländlichen oder halb städtischen Regionen von Ländern Westafrikas beschreiben. Nur dies: Mein Arbeitsfeld war in einem Land, in dem es viele Sprachen und ebenso viele verschiedene Kulturen gibt, es war viele hundert Kilometer von der Hauptstadt und vom Meer entfernt.
---- PS 2: mein römisch-katholischer Gott
Es geht in diesem Abschnitt darum, einige ganz wenige Begriffe des Wortschatzes der Rkk meiner Jugend und meiner ersten Jahre als Ordensmann zu erklären. Deine römisch-katholisch sattelfesten Freunde können somit den Rest dieses Briefes überspringen. Der etwas komische Untertitel rührt daher, dass die Rkk Gott und vor allem Jesus an ihre Theorien anzupassen scheint und nicht umgekehrt!
Absolution: Lossprechung: Vor allem kraft der Sendung durch die Rkk und zusätzlich im Namen Gottes spricht der Priester in der ↑Beichte von der Sünde los.
Allerheiligen: Gedenktag all jener, die im Himmel sind und von der Kirche nicht als Heilige deklariert wurde.
Altar: Tisch aus Holz oder Stein, auf dem die Euchariste (Messe) gefeiert wird.
Altes Testament: Sammlung der ↑inspirierten Bücher, vor dem Kommen Jesu verfasst. Die meisten dieser Bücher werden auch im Judentum als heilig angesehen.
Asket, Askese: Gläubiger der freiwillig Verzicht im Bereich vitaler Funktionen übt (z.B. im Bereich des Schlafes, des Essens, Trinkens, der Sexualität), um für sich selbst oder für andere Busse zu tun.
Auferstehung: wie Jesus nach seinem Tod mit Leib und Seele in den Himmel gegangen ist, so sollen auch seine Jünger/innen mit Leib und Seele in die Vereinigung mit Gott kommen. Ob die Auferstehung des Leibes zur Zeit des Todes oder am Ende der Welt erfolgt ist umstritten.
Beichte:
Beichte (Vorbereitung): In einer persönlichen Vorbereitung gibt man sich Rechenschaft über seine Sünden mit Hilfe eines Beichtspiegels, dann erweckt man ↑Reue und fasst den Vorsatz keine schweren Sünden mehr zu begehen.
Beichtspiegel: Aufzählung aller möglichen Sünden gegen die Zehn Gebote. Dem „einfachen“ Katholiken sollte geholfen werden, seine Sünden vor der persönlichen Beichte zu erkennen und die sogenannten schweren Sünden vollständig zu bekennen. Glücklicherweise werden Beichtspiegel kaum mehr gebraucht, waren sie doch vor allem an Moral und Dogma und wenig am Evangelium orientiert. Der Rk Gläubige soll sich seiner Sünden sehr wohl bewusst sein.
Beichtstuhl: ein kleiner Raum, in dem der Priester sitzt. Ein meist halboffener Vorraum erlaubt das Knien des Beichtenden. Durch ein engmaschiges, kleines Gitter in der Höhe des Kopfes ist die Unterhaltung mit dem Priester möglich. Der Beichtstuhl dient dem Schutz vor sexuellen Übergriffen des Priester am Gläubigen und umgekehrt.
(im Beichtstuhl): Zuerst bekennt der Beichtende dem Priester alle seine schweren Sünden mit Angabe ihrer Anzahl und ihrer besonderen Umstände. Danach macht der Priester einen Kommentar (Zuspruch), erteilt eine Busse dann die Absolution.
Beichte (nachher): Verrichtung der ↑Busse, die meist aus einer Anzahl Gebeten oder einer bestimmten Aktion (einer Wiedergutmachung) besteht.
Bibel: Gesamtheit der von der Rkk anerkannten Schriften, von denen sie glaubt, dass sie ↑inspiriert sind. Sie besteht aus dem Alten- und dem Neuen Testament.
Bischof: Chef einer Diözese.
Buch der Bibel: Schrift, die einem bestimmten Autor zugeschrieben wird oder an bestimmte Adressaten gerichtet ist. Es kann Gesetzes-Sammlungen, geschichtliche Überlieferungen, prophetische Reden, Gebete, Sprichwörter usw. enthalten.
Busse: Bei der ↑Beichte auferlegte Gebete oder Taten (um vergangenes Unrecht wieder gutzumachen). Oder: Freiwilliger Verzicht, um das Gebet für sich oder Andere zu unterstützen (↑Askese).
Danksagung: Persönliches Dankgebet nach dem Empfang eines Sakramentes.
Diözese: Unterteilung der Universalkirche, wird auch lokale Kirche genannt.
Direktor: In unserem Orden Chef einer Kommunität.
Dogma: Von der Rkk verkündeter Lehrsatz, der von allen Gläubigen unter Androhung der Exkommunikation angenommen werden muss.
Dogmatik: Studium der Dogmen der Rkk.
Dreifaltigkeit: Gott Vater, Sohn (Jesus-Christus) und Heiliger Geist, unterscheiden sich in ihrem Wirken, aber sind gleich ewig (ungeschaffen), gleich mächtig.
Ende der Welt: darin versteht die Rkk das zweite und definitive Kommen von Jesus dem Sohn Gottes (das erste Kommen war jenes in Bethlehem)
Erstbeichte: Erste ↑Beichte vor dem Priester (mit ungefähr 9 Jahren).
erste Gelübde: ↑Gelübde am Ende des ↑Noviziats, gewöhnlich für ein Jahr.
Erstkommunion: Empfang der Kommunion (↑Sakrament) zum ersten Mal (mit ungefähr 9 Jahren).
Eucharistie: Griechisch „Dank sagen“. Feierlicheres Wort für Messe.
Evangelist: Ein von der Rkk anerkannter Verfasser eines Berichtes über das Leben und die Worte Jesu, nämlich Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Evangelium: Werk eines der vier Evangelisten.
ewiges Leben: von Gott durch Jesus-Christus geschenkte Auferstehung von Leib (das wusste ich in meiner Jugend nicht so genau) und Seele in die Vereinigung der Dreifaltigkeit, meistens Himmel oder Paradies genannt.
Exerzitien: Geistliche Übung, die darauf abzielt, das persönliches Ordensleben zu überprüfen und mehr Zeit zum Gebet zu haben. Bei uns war jeden Monat ein Tag dazu bestimmt und jedes Jahr eine Woche. Mit Vorträgen wird dabei zum Nachdenken motiviert.
Gelübde oder Ordensgelübde: Versprechen, für eine bestimmte Zeit oder für das ganze Leben, der Armut (keinen Besitz zu haben), der Keuschheit (ehelos und sexuell enthaltsam zu leben) und des Gehorsams (den kirchlichen Obern im Rahmen der Gesetze der Rkk zu gehorchen)
General/ober/in/er: Einsame Spitze, absoluter Chef eines Ordens.
Generaladministration: Zentrale Leitung eines ↑Ordens.
Gnade: unverdiente Gabe Gottes
Gründer/in: Mann oder Frau der/die andere Menschen für ein Ideal und eine Lebensform begeistern konnte und eine religiöse Gemeinschaft ins Leben rief.
gültig empfangenes ↑Sakrament. Der Gläubige muss sich im ↑Stande der Gnade wissen und das Sakrament dem Glauben der RkK gemäss empfangen, mit rechter Absicht (weder gleichgültig noch zum Schein).
heilig machende Gnade: Unbeflecktheit, wie ↑Stand der Gnade (Zush. Sakramente)
Heiliger Geist, eine der drei Personen der ↑Dreifaltigkeit.
Inspiriert: Eingebung des ↑Heiligen Geistes beim Schreiben des ↑Buches der Bibel, auch wenn der Verfasser dieser Eingebung nicht bewusst war.
Jesus: Ums Jahr null als Sohn von Maria geboren, er war für mich vor allem in der Eucharistie (Messe) erfahrbar.
Johannes-Paul II (bürgerlich Karol Józef Wojtyła): Papst von 1978-2005. Wahrscheinlich wichtig für die Beendigung des Sozialismus in Polen.
Kapitel: Eine einheitliche Unterteilung eines Buches der ↑Bibel, geht auf Stephen Langton 1206 zurück.
Kardinal:Wähler des Papstes, ev. Vorsteher eines Ministeriums der Kurie (Kongregation genannt).
Karfreitag: Freitag vor Ostern. Gedächtnis des Todes Jesu am Kreuz.
Karwoche: Woche vor Ostern
Katechismus: Zusammenfassung des Glaubens der Rkk, gewöhnlich als Fragen und Antworten dargestellt.
Kelch: Vergoldetes Trinkgefäss für die ↑Eucharistie.
Kirche: Oberste Instanz, die Gott sozusagen vermittelt, Lebensraum.
Kommunität: Lokale ↑Ordensgemeinschaft
Kurie: Zentrale Administration der Rkk.
lässliche ↑Sünde: nicht bewusst, nicht freiwillig oder sonstige Vergehen nicht ↑wichtiger Sache. (z.B. seine täglichen Gebete nicht zu verrichten)
Maria: Mutter Jesu und nun Fürsprecherin am Thron Gottes, im Mittelalter durch Bilder und Statuen in die Umgebung der Adeligen versetzt.
Messe: Das Wort kommt aus dem kleinen Satz, mit dem die Gläubigen entlassen werden (und den sie gerne hörten!): Ite missa est (Geht, das ist Entlassung, die Sendung
Ministrant/in: Meist uniformierte/r Diener/in des Priesters während der Eucharistie.
Mission: Gesamtheit aller Institutionen der Rkk zur Verbreitung des Glaubens ausserhalb der christianisierten Länder.
Missionar/in: Mann oder Frau in der offiziellen Mission der Rkk involviert.
Neues Testament: Sammlung der ↑inspirierten Schriften, nach dem Kommen Jesu verfasst.
Novizenmeister: Verantwortlicher des Noviziats.
Noviziat: Einführung ins Ordensleben, Vorbereitungszeit auf die Ablegung der ↑ersten Gelübde.
Opfer: auf etwas Begehrenswertes verzichten, zugunsten eines Anliegens oder eines Ideals.
Orden (Ordensgemeinschaft): Gemeinschaft von lauter Männern (Ordensmänner) oder lauter Frauen (Ordensfrauen), die ↑Gelübde abgelegt haben.
Ordenspriester, (Pater): Zum Priester geweihter Ordensmann.
Parallelstellen: Stelle mit einem ähnlichen Inhalt aus einem anderen Buch der Bibel (im strikten Sinn ähnliche Stelle aus einem synoptischen Evangelium).
partikuläre Freundschaft: Schreckgespenst in Orden, wenn sich die Beziehung unter zwei Mitgliedern zu einer etwas exklusiven Freundschaft entwickelt.
Patene: vergoldetes Tellerchen für das Brot während der Eucharistie.
Pfarrer: Einsame Spitze einer örtlichen Gemeinde.
Provinz: Administrative Einheit, die je nach Anzahl der Brüder einen Teil eines Landes, ein Land oder mehrere Länder umfasst. Schon das römische Reich war in Provinzen eingeteilt!
Provinzial: Vorsteher einer Provinz.
Regel (Ordensregel): Gesamtheit der charakteristischen Gesetze eines ↑Ordens, zwingend durch den Vatikan ratifiziert.
Reglement: Tagesablauf einer örtlichen Gemeinschaft, der insbesonders die Tagwache, die Gebetszeiten, die Mahlzeiten und die Nachtruhe festlegt. Die Kaserne lässt grüßen.
Reich Gottes: Jesu Definition einer neuen Beziehung zu Gott.
Reue: ↑unvollkommene Reue,↑vollkommene Reue.
Sakrament (7 an der Zahl) ist eine durch die Rkk vermittelte Begegnung mit dem unsichtbaren Jesus Christus, in besonderen Situationen des Lebens:
Taufe zu Beginn des christlichen Lebens, meistens wird Wasser auf den Kopf gegossen (kopflastig?).
Firmung an der Schwelle des Erwachsenen-Alters.
Kommunion durch das Empfangen von Brot oder Wein, von denen die Katholiken glauben, dass sie bei der Eucharistie (Messe) zu Fleisch und Blut Jesu werden,.
Beichte oder Busse nach schwerer Sünde.
Ehe, man sagt, dass Mann und Frau sich gegenseitig das Sakrament spenden, aber es müssen Kleriker dabei sein.
Krankensalbung bei schwerer Krankheit oder in hohem Alter: Salbung von Stirn und Händen mit geweihtem Öl (früher eher an der Schwelle des Todes: letzte Ölung),
Weihe bei der Priesterweihe: Handauflegung durch einen Bischof, bei der Weihe zum Bischof durch drei Bischöfe (sicher ist sicher).
NB: Krankensalbung, Beichte und Kommunion können mehr als einmal empfangen werden. Eine neue Ehe kann nur beim Tod des Partners eingegangen werden.
schwere Sünde:, Mit voller Kenntnis, freiwillig, in einer ↑wichtigen Sache begangene ↑Sünde. Nicht gebeichtet führt sie in die Hölle!
Seele: Ort (im Menschen) der Verbindung mit Gott und Ort der Sünde! Eine Seele mit schwerer Sünde bezeichnet man als schwarze Seele (rassistisch?).
Skrupulant: Von Gewissensnöten Geplagter. Der Name kommt von lateinisch: scrupulus "spitzes Steinchen; Skrupel", Diminuitiv von scrupus "scharfer, spitzer Stein" (Wictionary).
Spiritualität (Ordensideal): Dem Orden eigene Denkart, gewöhnlich von seinem Gründer übernommen.
Stand der Gnade: Durch Taufe oder ↑Absolution in der Beichte bewirkter Zustand der Reinheit. Jedes Sakrament fördert ihn (so etwas wie ein unsichtbarer Führerschein).
Sünde: ein durch die Rkk als solches definiertes Vergehen
Synoptiker: Damit werden die Evangelisten Matthäus, Markus und Likas bezeichnet, von denen man annimmt, dass sie sich auf eine gemeinsame Überlieferung bezüglich des Lebens Jesu stützen.
Theologie: Studium des angehenden Priesters.
Thomas, hl.: Kirchenvater, seine Werke sind hauptsächliche Quellen für Dogmatiker.
Übungen: In unserem Orden die gemeinsamen Gebete einer Kommunität.
unkeusch: Schwere Sünde im Bereich des 6. Gebotes (nach der Zählung der Rkk).
unschamhaft: Lässliche Sünde in demselben Bereich, wenn es an Freiwilligkeit mangelt.
unvollkommene Reue: der Gläubige soll verstehen (nicht fühlen), dass ihn die Sünde von Gott trennt und das ewige Leben in Gefahr bringt (gefordertes Minimum bei der ↑Beichte).
Vers: Die Unterteilung der Kapitel eines ↑Buches der Bibel durch Robert Estienne 1551 (Calvinist) wurde in der Folge von den meisten Konfessionen übernommen.
vollkommene Reue erwecken: der Gläubige soll aus Liebe zu Gott, seine Sünden bereuen.
Wallfahrt: Pilgern zu einem Ort oder Kirche von dem/der man glaubt, dass sich einst Übernatürliches ereignet hat und somit die Gnade sozusagen näher liegt.
Weihe an Maria: Sich explizit unter den besonderen Schutz der Mutter von Jesus stellen, man bittet sie um Hilfe auf dem Weg des Lebens, man verspricht, sie besonders zu ehren oder ein besonderes Handeln. Vielleicht kommt das Modell aus einer Zeit, da sich Ortschaften des besonderen Schutzes eines Fürsten versichert haben, um in Frieden leben zu können.
weltlich, Welt: Opposition zu kirchlich, Kirche, Einflussbereich des Bösen.
wichtige Sache: Von der Rkk als solche definiert. (z.B. sind alle Sünden gegen das 6. Gebot „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben“ wichtige Sachen.)
Zirkulare: Briefe unseres Generalobern an jedes Mitglied des Ordens.
Zweites Vatikanisches Konzil: Versammlung (1962-65) von anfangs 2500 Bischöfen aus der ganzen Welt.
L. Th.
Kapitel eins: Schlüsselerlebnisse
Einige wenige Schlüsselerlebnisse mögen erklären, wie ich zu meiner anderen Sicht von Jesus kam. Ich meine, dass es unabdingbar war, aus meiner Heimat und aus festgefahrenen Strukturen wegzukommen. Und wie gesagt, der Besuch des Papstes in meiner Stadt war der Katalysator schlechthin. Andere Schlüsselerlebnisse habe ich in meinem eBuch „der verstellte Ursprung“ beschrieben.
1.1. Zuhause
Liebe Carole,
Als ich bei der Erstbeichte mit neun Jahren bekannte, ich hätte Unkeuschheit getrieben – ich hatte einmal mit etwa 8 Jahren mein Gliedchen berührt –, sagte mir der Pfarrer ohne weitere Erklärung, dass dies nicht möglich sei. Überhaupt war die Erstbeichte eine von vielen, die mir als Skrupulant Angst einflösste.
Damit war ich so etwas wie ein religiöser Perfektionist, weil ich mich bei Beichte und Kommunion immer fragte, ob ich das betreffende Sakrament eigentlich gültig empfangen habe.
So wurde ich auf eine eher quälende Introspektion trainiert. Und es war am „sichersten“ vor der Kommunion zu beichten. Aber ja, die Beichte ebenfalls musste gültig empfangen werden! Sehr oft habe ich mich gefragt, ob ich alle „schweren“ Sünden gebeichtet und „wirkliche Reue“ erlangt hätte. Diese Art Waschanstalt funktionierte offenbar nur, wenn ICH alles richtig machte. Jetzt meine ich, dass ich zum Pharisäertum geradezu hingeführt wurde, da es doch vor der Kommunion darum ging, seinen „Stand der Gnade“, gewissermassen seine „Unschuld“ festzustellen!
Meine Beziehung zu Gott wurde vertieft durch die Weiterbildung als Ministrant. Erste intime und friedliche Momente mit Jesus hatte ich bei den damals üblichen Danksagungen nach der Messe. Aber zu einer freundschaftlichen, ganzheitlichen Beziehung zu Jesus wurde ich nicht geleitet. Es gab keinen spannenden Jesus, er „gehörte“ einfach zur Dreifaltigkeit! Gott war allmächtig und es ging darum, auf dem rechten Weg zu bleiben, indem man sich vor schwerer Sünde hütete. Und es wurde vom Fegefeuer und von der Hölle gesprochen.
In der fünften oder sechsten Klasse der Grundschule besuchte ich eine Wanderausstellung über die katholische Mission. Unter andern Gegenständen war der Priesterrock eines Missionars ausgestellt, mit einem Schussloch auf der Höhe des Herzens. Da fiel mir einfach ein, dass ich ihn ersetzen könnte.
Ein Kamerad und ich traten nach der Hauptschule - als Erste unseres Dorfes - in ein Gymnasium naturwissenschaftlicher Richtung ein. Während meines ersten Jahres setzte sich ein sehr autoritärer Mathematiker während der Mittagspause zu mir. Er erklärte mir einen geometrischen Sachverhalt, den ich gerade zu verstehen suchte, auf eine so einleuchtende, nachvollziehbare Weise, dass ich die Angst mehr vor Mathematik verlor und später mit den Höchstnoten abschloss. Das war für mich insoweit eine wichtige Erfahrung, als ich konkret erfuhr, wie durch eine nachvollziehbare Argumentation ganze Gebiete erschlossen werden können.
Dass der betreffende Lehrer homosexuell war, nahm ich damals nicht wahr. Der Kamerad wurde später Doktor der Mathematik und machte Karriere in der europäischen Raumfahrt.
Ich sah Mutter oft beten, ziemlich unbequem auf der Eckbank kniend und mit dem Gesicht zur Wand. Dies und die damals herrschende Auffassung: „Opfer bringen Spiritualität“ sowie der individualistische Katechismus prägten meine Einstellung, dass die Beziehung zu Gott etwas eher Schwieriges sei. Im Übrigen wurde in der Familie nie über Religion gesprochen, so klar war es, einfach alles mitzumachen, was in der Kirche verkündet wurde.
Nach dem Abitur und 10 Tagen in den Dolomiten trat ich in das Noviziat ein. Die Reise dorthin war meine erste Auslandsreise, die ich allein unternahm. Die Ausbildung im Noviziat war recht bescheiden; wir verbrachten viel Zeit mit körperlichen Arbeiten auf dem dazu gehörenden Bauernhof. Die Erklärung unserer Ordensregel ist mir in Erinnerung geblieben sowie der „Weg zur Vollkommenheit“, nach den Schriften unseres Gründers. Dabei war mir überhaupt nicht klar, welchen Einfluss die Geschichte auf die Entwicklung der Sprache hat. Ich nahm jedenfalls alles zu wörtlich und eigentlich wurden wir so trainiert. Die Zirkulare des „Guten Vaters“ faszinierten mich, waren sie doch ein geschickter Mix aus Psychologie, Zeitfragen und Spiritualität.
„Guter Vater“ war die Anrede unsern Generalobern dazumal. Das ist natürlich so schrecklich wie „Heiliger Vater“, doch das habe ich damals nicht realisiert.
Wir lernten die Geschichte unseres Ordens und das Leben des Gründers kennen. Jeden Tag mussten wir, in einem besonderen Heft, einen Bericht über die Betrachtung schreiben.
In dem Bericht mussten wir über die Gedanken Rechenschaft ablegen, die wir nebst den Zerstreuungen bei unserer persönlichen Betrachtung hatten. Diese Hefte wurden vom Novizenmeister im Laufe des Tages mit rotem Stift schriftlich kommentiert. Eine Hausaufgabe über das persönliche Gebet!
An Allerheiligen 1963 legte ich meine Ersten Gelübde ab. Positiv war, dass meine Eltern und meine Schwester anreisten, mit denen ich dann einen Abstecher in die Hauptstadt des betreffenden Landes machen durfte. Negativ war, dass mir ein Mitglied der Generalleitung bei der liturgischen Feier die Ordensregel übergab mit der Widmung: „Halte diese Regel, denn sie ist Dein Leben!“ Dass nur Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben sein kann, war höchstwahrscheinlich implizit. Es wurde zwar von der Nachfolge Christi gesprochen, aber wir hatten schon damit begonnen, das Evangelium, von dem wir viel zu wenig hörten, durch Regeln und Reglemente zu ersetzen. Wir begannen von Perfektion zu reden anstelle von Freundschaft. Du wirst lächeln: Ich als Idealist und Perfektionist in dieser Umgebung, das konnte heiter werden! Es versteht sich von selbst, dass wir jeden Mädchenkontakt vermieden, denn, so sagte uns der Novizenmeisters, sie seien im Dienste des Teufels, um uns von unserer Berufung abzubringen.
Fazit, was die Zeit zwischen den ersten Gelübden und die Aussendung in die Mission betrifft: Die ersten sieben Jahre meines Ordenslebens wären frustrierend gewesen, hätte mein jugendlicher Optimismus nicht mitgespielt. Ich hatte allerdings das Revolutionäre der Evangelien noch nicht entdeckt. Dass das Ordensleben eine prophetische Rolle in der Kirche zu spielen hatte, wurde uns theoretisch erklärt, aber es blieb Theorie.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hatten viele Ordensleute ihre Gemeinschaft verlassen, darunter einige nette Mitbrüder aus der Heimat-Provinz. Es war wahrscheinlich eine Folge einer beginnenden Öffnung innerhalb der Rkk, die weiter gedacht das Zölibat in Frage stellte.
Auf der Suche nach Freundschaft war ich nicht weitergekommen, die Freunde aus dem Heimatdorf waren zu weit entfernt. Dass ich ausserdem nach Freiheit suchte, war mir noch nicht bewusst. Aber meine Identifikation mit der Rkk und mit meinem Orden hatte sich gefestigt!
In Liebe Dein L. Theodor
1.2. der Transfer
Liebe Carole,
Im Sommer 1970 schloss ich ein Master in Mathematik und Physik und ein Diplom für das höhere Lehramt erfolgreich ab. In den darauf folgenden Ferien brachte ich mir noch das Zehnfinger-System für die Schreibmaschine bei. An der Universität hatte ich das System Adler angewendet: zweimal mit dem Finger kreisen und dann zielstrebig auf die Taste! Am 13. September 1970 wurde ich vor meinen Eltern und einigen Mitbrüdern in die Mission entsandt. Als Zeichen der Aussendung erhielt ich ein Kreuz. Das machte man damals so. Es sollte vermutlich einen sachkundigen Einführungskurs in Missionsarbeit und Entwicklungshilfe ersetzen. Zwei Tage später flog ich nach Westafrika und war beeindruckt von der Grösse der Sahara, über die man mehr als drei Stunden düst.
Der Touristenboom hatte noch nicht begonnen, es flog dorthin nur, wer dies tatsächlich musste. Der Abschied von der Heimat tat mir nicht weh, wollte ich doch einen Jugendtraum verwirklichen. Das Aussteigen aus dem Flugzeug in unserem Gastland, das ich wie das Betreten eines Treibhauses empfand, ist mir noch in Erinnerung. Ich kam ja schliesslich in den Tropen an. Das erste Abendessen war recht herzlich, doch das Zimmer, das man mir zuwies, war düster und muffig, Waschbecken und Dusche fleckig, der blosse Zementboden gewöhnungsbedürftig. Die Leintücher waren feucht und ich sah zum ersten Mal ein Moskito-Netz, dessen Gebrauch man mir in der Folge erklärte. Ich erlebte das frühe Einbrechen der Nacht. Die Geräusche, die zu mir drangen, konnte ich nicht zuordnen.
Am folgenden Tag machte ich mit einem Mitbruder einen Rundgang in meiner neuen Hauptstadt, unter anderem zeigte er mir den Markt. Spätestens nach diesem Gang durch die Stadt hätte ich den Rückflug in die Heimat angetreten, wenn mir jemand ein Flugbillet in die Hand gedrückt hätte. Ich war an diesem Tag erstmals unmittelbar und mit allen Sinnen wahrnehmbaren Problemen aller Art begegnet: Dreck auf Trottoirs und Strassen, dreckiges Abwasser auf der Strasse, Krüppel, die sich zu ebener Erde in diesem Dreck fortbewegten oder an einem dicken Stock humpelten. Rollstühle waren rostig, das Blechgestell einfach mit einem schmutzigen Kissen versehen, es gab viele Bettler. Vielen Leuten war die Armut anzusehen. Die Gerüche, vor allem auf dem Markt, befremdeten mich zusätzlich.
Ich war ja kein Tourist. Ich konnte diese neue Welt nicht von der exotischen Seite her sehen. Ich war gekommen, um zu helfen. Die Probleme betrafen mich, da ich glaubte, sie irgendwie alle lösen zu müssen. Zu mir selbst sagte ich, dass diese neue Welt und ihre Probleme eine Nummer zu gross seien.
Ich erinnerte mich an die Bemerkung eines meiner ehemaligen Schüler: „Sie Herr ... gehen nach Afrika, das ist etwa so, wie wenn eine Kuh einen Baum hinauf spaziert.“ Er meinte wohl meine Konstitution oder meine Einfühlsamkeit. Ein sympathischer, junger Mitbruder stellte die Prognose, dass ich sowieso an Weihnachten zurück sei. Er kannte mich aus unserer gemeinsamen Studentenzeit.
Die Welt, die ich so nach wenigen Flugstunden betrat, war mir überhaupt vollkommen neu: ich kannte keine Pflanze, der Boden war anders, die Mitmenschen schwarz, das Klima sehr ungewohnt. Wir trugen andere Kleider, assen und tranken anders, die Matratze war verschwitzt.
Glücklicherweise gab es dann im Physik-Labor eine Invasion von Termiten. Das Labor verdiente seinen Namen - aus europäischer Sicht betrachtet - überhaupt nicht. Es war ein gewöhnliches Schulzimmer mit einem zusätzlichen Waschbecken und zwei oder drei Schränken. Der Direktor beauftragte mich, das Übel zu bekämpfen. Einiger Schüler sollten mir dabei helfen.
Die Termiten waren durch einen Riss im Zementboden in die Rückseite der Schränke eingedrungen. Die angefressenen Schränke, sowie das spärliche Labor-Material mussten gereinigt werden und der Termiten-Eingang mit Zement geschlossen werden.
Nicht die Arbeit mit Hammer, Meissel und Zement u.a.m. war wichtig für mich. Wichtig war, eine erste Gelegenheit zu haben, mit ein paar Schülern in Kontakt zu treten und mit ihnen eine konkrete Aufgabe zu lösen. Damit war ein erster Schritt in eine ganz neue Welt getan.
Tag für Tag wurde ich mit neuen Situationen konfrontiert. So konnte ich auf praktische Art erfahren, dass ich Lösungen finden konnte. Auf diese Weise wurde der erste globale Eindruck meines absoluten Unvermögens nach und nach gemindert. Natürlich gab es prekäre Seiten, wie die Infrastruktur unserer Stadt. Die medizinische Versorgung war rudimentär, es gab Jahre ohne einen einzigen Arzt in der ganzen Stadt. Dabei hatte das Regionalspital ein Einzugsgebiet von weit über hunderttausend Menschen. Wir hatten zwar eine sehr kompetente Krankenschwester, aber sie konnte im Notfall weder operieren noch Wunden nähen. Trinkwasser im Sinne europäischer Normen gab es erst ein Dutzend Jahre später. Solche prekären Situationen waren nicht aus der Welt zu schaffen. Wir waren immerhin eine Tagesreise von der Zivilisation der Hauptstadt entfernt. Das fördert schon das Bewusstsein, auf Gott angewiesen zu sein!
Ich traf damals auf acht Mitbrüder, sieben aus meiner Heimat und einen Spanier. Man hatte mir etliche Male gesagt, dass ein Bruder, der in eine neue Kommunität kommt, ein bis zwei Jahre dem Leben der Gemeinschaft schweigend zuschauen möge. Erst danach solle er seine eventuell kritischen Bemerkungen oder Vorschläge anbringen. In meinem Fall war es noch krasser. Als Jüngster war ich das Greenhorn in einem doppelten Sinn. Alle Mitbrüder waren mindestens ein Dutzend Jahre älter als ich. Besonders ins Gewicht viel, dass alle schon „mehrere Jahre Afrika gemacht hatten“, wie der Ausdruck so schön lautete! Die Erfahrensten blickten schon auf zwölf Jahre „Afrika“ zurück.
So konnte mich der Vize-Direktor bei Tisch auffordern, wenn ich schon stünde, könnte ich ihm ein Bier bringen. Ich stand aber nicht!
Später habe ich dann gelernt, dass kein Mensch alle Probleme lösen kann und muss, sondern bloss jene, denen er in seinem „Einzugsbereich“ begegnet. Mit dem Beginn des Unterrichts fand ich einen guten Zugang zu meiner neuen Umgebung. Unter den Mitbrüdern entdeckte ich keinen eigentlichen Freund, der Altersunterschied war wie gesagt zu gross. So freute ich mich über die Kontakte mit den Schülern. Bei ihnen war der Altersunterschied ziemlich klein, denn der Eintritt der Schüler in das Schulsystem verzögerte sich oft, besonders wenn sie aus Dörfern kamen. Deshalb zog ich damals bei weitem den Montag und nicht das Wochenende vor! Natürlich habe ich nach freundschaftlichen Beziehungen gesucht, indem ich besonders begabte Schüler zu fördern und durch sie das Leben in unserem Gastland zu verstehen versuchte. So war ich ebenfalls auf die Schüler angewiesen.
Die Schule an der ich fortan arbeitete war noch im Aufbau, so war die Kreativität in vielen Bereichen gefordert. Bei einem Problem konnte man ja nicht einfach per Telefon einen einschlägigen Fachmann bestellen. Es war eine junge Kirche, die ich antraf. Und zwar in einem doppelten Sinn. In der Gegend hatte die Mission vor weniger als 60 Jahren begonnen und die meisten Gläubigen waren jung. Fast alle Priester waren eher traditionalistisch eingestellt, man könnte sagen, dass sie nicht sehr vom 2. vatikanischen Konzil begeistert und beeinflusst waren. Der „Vorteil“ war, dass man leicht mit Bischöfen zusammentraf, oder ein Kardinal machte gerade eine Pause bei uns auf seinem Weg nach Süden.
In Liebe Dein L. Theodor
1.3. in einer neuen Kultur
Die Werte, die ich entdeckte waren so ganz anders als jene, mit denen ich erzogen wurde, ganz anders als jene, die ich mir durch ein paar Jahre Ordensleben angeeignet hatte. Ich bin überzeugt, dass ich ohne dieses Eintauchen in ganz Neues nicht zum Bild gefunden hätte, das ich in diesem Buch darzustellen versuche.
Liebe Carole,
Du mußt sehr geduldig sein, Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzen können ... (klP XXI)