eISBN 978-3-99025-396-0
© 2019 Freya Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
www.freya.at
Layout: freya_art, Regina Raml-Moldovan
Lektorat: Dorothea Forster
Fotos: Kurt John, weitere siehe Seite 272
Aquarelle: Ingrid Kleindienst-John
printed in EU
Hinweis:
Die Angaben in diesem Buch sind von der Autorin sorgfältig geprüft worden, dennoch sind sie ohne Gewähr. Die beschriebenen Heilwirkungen und medizinischen Anwendungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter, eine Durchführung der Heilanwendungen findet vom Leser eigenverantwortlich statt. Dies gilt insbesondere bei ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Eine Haftung der Autorin, des Verlages oder seiner Beauftragten ist ausgeschlossen.
Hormonhaushalt mit Kräutern
und Ölen in Balance bringen
„Gegen alles ist ein Kräutlein gewachsen!“
Frauen sind schwach – Männer sind stark
Warum sind Frauen anders?
Was also sind Hormone?
Entwicklung der Hormone im Körper der Frau
Der weibliche Körper
Kennen Sie Ihren Körper?
Präpubertät, Pubertät und Adoleszenz
Die ersten Menstruationen
Was bewirken Hormone im Körper?
Regelbeschwerden
Körperpflege
Stress
Prämenstruelles Syndrom
Woher kommt es, dass unser Körper oft so heftig auf unser Frausein reagiert?
Was kann man also tun, um sich wieder besser zu fühlen?
Mastodynie – wenn die Brust schmerzt und die Hormone sind daran schuld
Körpergefühl
Unterschiedliche Zyklusstörungen
Blutungsstärke
Blutungsdauer
Blutungsfrequenz – die Zyklusdauer
Gibt es die Möglichkeit zum Ausgleich der Menstruation auf natürlichem Weg?
Geschichtliches zur Frauenhygiene
Damenbinden
Tampons
Und was ist eine Menstruationstasse?
Hautreizungen und kleine Verletzungen im Vaginalbereich
Die Scheidenflora
Ausfluss
Pilzerkrankungen
Weitere krankhafte Formen des Ausflusses
Sex und Liebe
Verliebtheit
Petting
Das erste Mal
Aus Aphrodites Schatzkästlein
Wie funktioniert so eine Partnermassage?
Verhütung
Pessare
Kondome
Die Methode nach Knaus-Ogino
Spirale aus Kupfer
Die Antibabypille
Wie kann ich schwanger werden?
Wie kommt es nun zur Schwangerschaft?
Warum werde ich nun wirklich nicht schwanger?
Die Hormone spielen verrückt
Und wie ist das mit dem Partner?
Andere Hindernisse
Großer Leidensdruck
Will ich wirklich schwanger werden?
Was kann man also selbst tun, um dem Traum näherzukommen?
Was passiert bei der Zeugung?
Ätherische Öle und Kräuter in der Schwangerschaft
Die Geburt steht bevor …
Abortus – Fehlgeburt
Schwangerschaftsabbruch
Ich mag mich, wie ich bin
Auf der Suche
Ein Wechselspiel – Das Klimakterium
Scheidentrockenheit
Hitzewallungen
Trockene Haut
Osteoporose
Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane
Das Mammakarzinom
Myom in der Gebärmutter
Gebärmutterhalskrebs
Was kann man bei Diagnose Krebs sonst noch selbst tun?
Probleme, die jede Frau betreffen können
Einschlaf- und Durchschlafprobleme
Das Aufstehen fällt mir immer schwer!
Gelenkschmerzen
Ein leidiges Thema – das Gewicht!
Die Schilddrüse
Blasenentzündung
Inkontinenz
Krampfadern und Hämorrhoiden
Bitte nicht küssen!
Noch ein bisserl was für die Schönheit
Normale Haut
Trockene Haut
Empfindliche Haut
Fettige Haut
Mischhaut
Reife Haut
Allgemeine Grundrezepte
Duschgel
Frischpflanzenauszug
Körperpuder
Ölkompressen und feucht-warme Wickel
Schüttellotion
Vollbad
Zahncreme selbst gemacht
Rezepte – Rezepte – Rezepte
Deos
Gesichtsreinigung und -pflege
Gutes für die Beine
Haare wie Seide
Handcreme und -balsam
Streichelzarte Füße
Und was man sonst so gebrauchen kann
Cellulite
Gelenkschmerzen, Rheuma, Arthritis
Besondere Mischungen
Spezielles für wechselhafte Zeiten
Pflege für die Scheide
Blase und Niere
Stress, Burn-out und andere Befindlichkeiten
Erfreuliches
Was sollte in der alternativen Hausapotheke vorrätig sein?
Fette Pflanzenöle
Hydrolate
Ätherische Öle
Meine duftende Hausapotheke
Tabelle Ätherische Öle
Tabelle Kräuter
Übersicht über Hormone und Neurotransmitter
Weiterführende und ergänzende Literatur
Internetseiten
Index
Danke
Manches wird erst gut, wenn wir es gut sein lassen.
Ernst Ferstl
Dieser Spruch meiner Großmutter begleitet mich nun schon viele Jahre. Gegen alles, na ja, stimmt wohl nicht ganz. Aber jedenfalls gegen viele Beschwerden, die sich im Lauf eines Frauenlebens ergeben.
In den nachfolgenden Kapiteln darf ich Sie auf einer Reise begleiten, einer Reise, die für Sie sicherlich vielfach bekannte Stationen aufweist. Es ist diese Reise auch ein Versuch, das Leben von uns Frauen mit kleinen Helfern aus der Ecke der Aromatherapie, aber auch aus jener der Kräuterheilkunde zu erleichtern und zu bereichern.
Die Rezepturen mit ätherischen Ölen und / oder mit Kräutern, die Sie in den einzelnen Kapiteln finden können, sind allesamt gut erprobt, aber – und darauf möchte ich besonders hinweisen – sie können eine gute gynäkologische Betreuung niemals ersetzen!
Die Zeitspanne, in der sich das Frau-Sein letztlich abspielt, ist eine relativ große: Sie beginnt mit der Pubertät (mit all ihren körperlichen und psychischen Veränderungen) und reicht über das Erwachsensein mit einer möglichen Schwangerschaft bis hin zu den Wechseljahren, in denen sich der Östrogenspiegel wiederum verändert (er sinkt dann ab) und sich meist ebenso wieder psychische Veränderungen zu den physischen gesellen.
Die Frauenheilkunde umfasst nicht nur unsere Organe, sondern auch die weibliche Sexualität, Menstruation, wie auch unsere innersten persönlichen Gedanken und Ängste als Frau.
Und auch heute noch sind diese Themen mit Scham besetzt und werden hinter vorgehaltener Hand beredet. Die unterschiedlichsten kulturellen Einflüsse in unserer Gesellschaft leisten ihren Beitrag dazu!
Trotz all unserer Aufklärung gibt es noch starke Barrieren, sich mit der weiblichen Sexualität auseinanderzusetzen. Und das nicht nur bei jungen Frauen, sondern ganz besonders auch bei älteren.
Wir werden in diesem Buch mehrere Stationen durchwandern:
›Pubertät und Teenager-Leben
›Junge Frau (auch mit besonderen Bedürfnissen)
›Schwangerschaft und Kindbett
݀lterwerden
›Wechseljahre
Und Sie finden in gewohnter Weise – sollten Sie bereits einige meiner Bücher gelesen haben – Steckbriefe wichtiger ätherischer Öle und fetter Pflanzenöle sowie im Anhang allgemeine Hinweise und Rezepturen, die nicht unbedingt an ein bestimmtes Alter gebunden sind.
Das alte Klischee, dass Frauen das schwache Geschlecht sind, stimmte genau genommen nie! Frauen haben nicht nur die Fähigkeit, Kinder zu gebären (was an sich schon einer Schwerarbeit gleichkommt), wir haben auch ein viel größeres Durchhaltevermögen als Männer (das hören diese aber gar nicht gern).
Und immer noch sind wir Frauen wichtig für den Erhalt der Menschheit – und für das Funktionieren unserer Gesellschaft! Das sollte uns eigentlich in unserer Position stärken!
Aber tut es das auch wirklich?
Viele Tausende von Jahren hatten wir Frauen die Aufgabe, Heim und Kinder sauber und gesund zu erhalten, Nahrung zu sammeln und uns um die Ernährung und das Aufziehen der Kinder (und zeitweise auch der Haustiere) zu kümmern. Die Männer gingen auf die Jagd und sollten die Familie beschützen, sie führten Kriege und zerstörten oftmals auch die Umwelt.
Noch im 19. Jahrhundert galt beispielsweise die Ansicht, dass Frauen, die ihr Gehirn zum Denken gebrauchen, in ihrer Funktion als Gebärende gefährdet seien, da übermäßiges Denken das Gehirn zum extremen Wachstum anregen könnte, was im Gegensatz dazu die Fortpflanzungsorgane zum Schrumpfen bewegen würde. (Ups!)
Das erklärt vieles! Nämlich auch, warum Frauen erst sehr spät der Zugang zur Bildung gewährt wurde. In unseren Breiten war der Zutritt zu den Universitäten für Frauen erst 1908 möglich … Bis dahin wurden Frauen in eigenen Instituten bestenfalls zu Erzieherinnen und Lehrerinnen ausgebildet.
Damals galt auch in allen europäischen Ländern noch das Recht, dass alleine der Mann juristisch als handlungsfähig angesehen wurde, eine Frau benötigte also einen Ehemann. Und war sie unverheiratet, so musste es einen Vormund geben.
In Österreich war es bis vor wenigen Jahren sogar so, dass eine erwachsene Frau – die bereits wählen gehen durfte – nur nach einem Spießrutenlauf durch die Behörden-Maschinerie selbst Vormund ihres neugeborenen Kindes werden konnte, während ein junger Vater – egal welchen Alters – die Vormundschaft sofort übertragen bekam!
Aber auch heute noch werden Männer und Frauen nicht wirklich gleich behandelt: Durch die unterschiedliche Arbeitsverteilung beispielsweise, und natürlich auch durch die unterschiedliche Bezahlung.
Dennoch: Frauen sind – zum Glück – keine Männer. Und wir vergessen in unserem Streben nach Gleichberechtigung oftmals darauf, dass wir anders sind, anders denken, anders fühlen! Und wir dürfen Frau sein! Dazu gehört auch, dass wir uns unserer Weiblichkeit bewusst sind und auch unsere Schwächen und unsere Sensitivität zugeben und leben dürfen und sollen.
In den letzten Jahren hat die Medizin herausgefunden, dass nicht jedes Medikament, nicht jede Behandlung bei Frauen die gleichen Reaktionen hervorruft wie bei Männern. Daraus hat sich seit einiger Zeit eine Gender-Medizin entwickelt, die eine bessere Versorgung der Geschlechter ermöglichen soll.
Die Unterschiede finden wir in verschiedenen Bereichen, wie z. B. in der Vorsorgemedizin, bei Diagnosen, Behandlungskonzepten, aber auch bei der Dosierung von Medikamenten.
Diese Frage stellt man sich unwillkürlich – Männer denken anders als wir Frauen, sie agieren anders, sie unterscheiden sich auch körperlich von uns Frauen (zum Glück, möchte ich sagen!)
Letztlich hängt das alles mit unseren Chromosomen zusammen: Frauen besitzen einen Chromosomensatz mit 2 x-Chromosomen. Männer hingegen werden durch ein x- und ein y-Chromosom geprägt. Das y-Chromosom bestimmt dabei, dass es sich um ein männliches Wesen handelt. Das ist quasi die Grundlage des späteren Unterschieds.
Aber Frauen und Männer unterscheiden sich natürlich auch durch ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale.
Unter den primären Geschlechtsmerkmalen der Frau versteht man den Uterus (die Gebärmutter), die Ovarien (die Eierstöcke), die Vagina (verbindet die äußeren sichtbaren Geschlechtsorgane mit dem Muttermund) und die Vulva (die Gesamtheit der äußeren sichtbaren Geschlechtsorgane, d. h. Venushügel, Schamlippen und Klitoris).
Beim Mann bestehen die primären Geschlechtsmerkmale aus den Hoden, der Prostata, den Samenwegen und dem Penis.
Unter den sekundären Geschlechtsmerkmalen einer Frau versteht man die Brüste, die entsprechende Behaarung (Scham, Achselhaare) sowie die für Frauen charakteristische Fettverteilung.
Beim Mann sind das Bart, männliche Behaarung und – nach dem Stimmbruch – die Stimme.
Wenn wir uns nun unserem eigentlichen Thema, der Frauengesundheit, zuwenden, erscheint es mir wichtig, dass wir uns zuallererst einen Überblick über die Welt der Hormone verschaffen. Denn Hormone sind vielfach – nicht alleine, aber oft – die Ursache für unsere körperlichen und psychischen Probleme.
Hormone× steuern in unserem Körper ganz unterschiedliche Vorgänge. Sie gehören zu unseren körpereigenen Informationsübermittlern, ebenso wie die Neurotransmitter. Hormone werden in den Drüsenzellen der unterschiedlichsten Organsysteme gebildet und ins Blut abgegeben. So gelangen sie zu jenen Zellen, die einen jeweils spezifischen Rezeptor (Andockstelle) besitzen, der die jeweilige Nachricht des Hormons lesen kann.
Hormone sind nicht so schnell wie Neurotransmitter und Nervenleitungen. Sie benötigen für den Transport ihrer Information nicht Sekundenbruchteile, sondern oftmals sogar einige Stunden.
Neurotransmitter hingegen sind in unserem Körper meist sehr rasch unterwegs. Sie steuern unsere Gefühlswelt und – damit untrennbar verbunden – vielfach unsere Reaktionen. Es handelt sich dabei ebenfalls um Botenstoffe, die Signale von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleiten. Sie sind untrennbar verbunden mit unserem vegetativen Nervensystem und damit verantwortlich für die Steuerung unserer körperlichen Funktionen.
Hormone können unterschiedliche chemische Strukturen aufweisen: Einige bestehen in erster Linie aus Eiweiß (das sind die Peptidhormone), andere wiederum setzen sich vorwiegend aus Fetten zusammen (diese nennt man Steroidhormone).
›Steroidhormone sind jedenfalls jene, zu denen vor allem unsere Geschlechts- und Nebennierenrindenhormone gehören, aber auch das Pheromon (von dem werden wir in Kürze mehr erfahren).
›Peptidhormone: Dazu gehören das Insulin, das Glukagon und die Hormone der Hypophyse und des Zwischenhirns.
× Der Begriff Hormon stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet antreiben, erregen. Er wurde im Jahr 1905 durch zwei Wissenschaftler namens Ernest Starling und William Maddock Bayliss erstmals benutzt.
Einige Hormone und Neurotransmitter werden in der Bauchspeicheldrüse gebildet, andere wieder in der Schilddrüse. Es gibt Hormone und Neurotransmitter des Gehirns, aber auch jene der Nieren und der Nebennieren. In den Eierstöcken (und in den Hoden) werden ebenfalls Hormone erzeugt.
Die Grenze zwischen Neurotransmittern und Hormonen ist oftmals im Sprachgebrauch ein wenig verwischt.
Im Körper der Frau wird der Hormonzyklus vor allem durch das Zusammenspiel mehrerer Hormone geprägt: Das Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) wird im Hypothalamus gebildet und veranlasst die Hypophyse zur Produktion der Gonadotropine.
Dazu muss man wissen, dass der Hypothalamus das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems ist. Dieses ist für unsere Körperfunktionen zuständig. Und der Hypothalamus ist jene Hirnregion, die für die Aufrechterhaltung und die Anpassung an die unterschiedlichsten Belastungen unseres Organismus verantwortlich zeichnet.
Ich stelle mir dieses System immer wie eine Firma vor:
Der Hypothalamus ist der Chef.
Die Hypophyse – quasi die Sekretärin des Hypothalamus – ist die sogenannte Hirnanhangdrüse.
Sie gibt die Anordnungen ihres Chefs (des Hypothalamus) weiter an die untergeordneten Angestellten, an die unterschiedlichen Organe des Körpers.
Aber zurück zu den Gonadotropinen: Sie haben auch Namen, nämlich FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon).
1. Zyklushälfte (1.–12. Tag) – Follikelphase
Das Follikel-stimulierende× Hormon (also das FSH) regt die Eibläschenreifung in den Eierstöcken an. Bei ihrer Reifung erzeugen die Eibläschen Östrogen.
Wenn genügend Östrogen im Blut vorhanden ist, dann nimmt diese FSH-Produktion ab. Das Östrogen hat nun die Aufgabe, die Gebärmutterschleimhaut aufzubauen.
Zyklusmitte (13.–14. Tag) – Eisprung
Wenn die Östrogenproduktion des heranreifenden Follikels ihr Maximum erreicht hat und es zur Befruchtung bereit ist, dann wird LH (das Luteinisierende Hormon) in großen Mengen ausgeschüttet. Dieses Hormon bewirkt den Eisprung, das Ei wird vom Eierstock abgegeben und wandert in Richtung Gebärmutter.
Damit aber nicht genug: Es findet sich auch noch das Humane Chorione Gonadotropin (auch HCG genannt) im Körper. Es wird in den Zellen der Plazenta und in geringen Teilen in der Hirnanhangdrüse gebildet. Dieses Hormon dient der Schwangerschaftserhaltung, wenn die Eizelle befruchtet worden sein sollte. Die Steroidhormone, von denen ich zuvor geschrieben habe, werden in den Eierstöcken gebildet.
2. Zyklushälfte (15.–28. Tag) – Lutealphase
Die Östrogene werden aus dem Follikel gebildet, die Gestagene entstehen unter dem Einfluss des Luteinisierenden Hormons (LH) aus dem geplatzten Follikel und erzeugen den sogenannten Gelbkörper. Dieser Gelbkörper produziert ab diesem Zeitpunkt das Progesteron, das Gelbkörperhormon. Progesteron bereitet die Gebärmutter auf die Einbettung der befruchteten Eizelle vor. Dabei werden nun die Drüsen der Gebärmutterschleimhaut zahlreicher und größer.
Mit der 2. Zyklushälfte beginnt bei manchen Frauen nun das Prämenstruelle Syndrom (PMS) sein Unwesen zu treiben. Spannungsgefühl in der Brust, Antriebslosigkeit, Blähungen, Reizbarkeit – wir werden sehen, was da alles an Unpässlichkeiten auftreten kann.
Findet keine Befruchtung statt, so löst sich der Gelbkörper auf, es wird kein Progesteron mehr produziert. Und nach weiteren 14 Tagen kommt es zur Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut – wir haben unsere Menstruation××. Und der Kreislauf mit dem ersten Tag der Menstruation startet von Neuem.
Ausgenommen wir sind schwanger geworden.
× Der Follikel ist die Hülle des heranreifenden Eibläschens im Eierstock.
× × Menstruation vom lat. Begriff menstruus = allmonatlich.
Eine kurze Anmerkung zu Androgenen
Androgene (das bekannteste ist Testosteron) sind ja eigentlich Anzeiger für Männlichkeit, könnte man glauben. Aber auch wir Frauen haben einen Anteil an diesen hormonellen Stoffen in unserem Körper, ebenso wie Männer einen gewissen Anteil an Östrogenen besitzen. Und diese Androgene haben einen Einfluss auf Östrogene, denn Testosteron wird im weiblichen Körper hauptsächlich zu Östrogen weiterverarbeitet.
Würden also die Androgene fehlen, so käme es zu einem Östrogenmangel.
Neben den vorher genannten Hormonen hat unser Körper auch noch eine Reihe anderer Hormone und Neurotransmitter (Botenstoffe), die für uns alle – egal ob Männlein oder Weiblein – ebenfalls eine Rolle spielen. Eine Liste finden Sie im Anhang (siehe Seite 261)!
Was passiert nun wann in unserem Körper? Wie verändern Hormone unser Leben?
Das sieht man recht gut, wenn man die folgende Zeitschiene einmal näher betrachtet:
NEUGEBORENES MÄDCHEN |
Hier ist der Hormonstatus nahezu ident mit jenem seiner Mutter. Dieser Status wird in der Schwangerschaft übertragen. |
1. BIS 8. LEBENSJAHR |
Ruhepause – die Sexualhormone halten still. |
PRÄPUBERTÄT zwischen dem 8. und dem 12. Lebensjahr |
Nun beginnt das übergeordnete Hormonsystem bereits, antreibende – sogenannte Releasing-Hormone – auszusenden. Die Eierstöcke und die Brüste reagieren darauf. |
PUBERTÄT zwischen dem 12. und dem 15. Lebensjahr |
Der Östrogenspiegel und auch der Androgenspiegel steigen an. Die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich aus und die erste Menstruationsblutung setzt ein. (Ab nun könnte das Mädchen schwanger werden.) |
ADOLESZENZ zwischen dem 15. und dem 18. Lebensjahr |
Das Wachstum wird abgeschlossen, allmählich wird die volle Fruchtbarkeit erreicht. Der Zyklus stabilisiert sich. |
GESCHLECHTSREIFE |
Von Fachärzten wird diese in der Zeit zwischen dem 18. und dem 45. Lebensjahr angesetzt. Ab dem 30. Lebensjahr allerdings sinkt die Fruchtbarkeit bereits wieder. |
SCHWANGERSCHAFT |
Hier spielen die Hormone ihr eigenes Spiel, wie wir später erfahren werden. |
KLIMAKTERIUM |
Meist zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr. Wir werden hören, dass die Menopause in drei Phasen verläuft. |
POSTMENOPAUSE |
Wenn die Wechseljahre ab ca. dem 65. Lebensjahr abgeschlossen sind. Immer noch produzieren die Eierstöcke kleine Mengen an Östrogen. Allerdings werden vermehrt DHEA (Dehydroepiandrosteron)× und Testosteron produziert. Diese werden zu Östron umgewandelt, einer Form von Östrogen aus dem Fettgewebe. × DHEA hält Kortison in Schach und hilft damit, im Körper Stress zu vermeiden. Es wirkt gegen den Alterungsprozess des Körpers ein. |
Ach ja, ich weiß schon: Nobody is perfect! Aber dennoch: Jede Frau ist auf ihre Weise schön!
Auch wenn uns die Werbung immer ein gewisses Schönheitsideal vorgaukelt – der Geschmack ändert sich nahezu von Jahr zu Jahr. Denken wir nur an die Idealmaße einer Brigitte Bardot, an das ehemalige Ideal einer Twiggy oder an die Schönheit einer Jeanne Moreau, dann sehen wir, dass körperliche Schönheit eigentlich nichts mit Ausstrahlung und damit auch wahrer Schönheit zu tun hat!
Körperliche Schönheit ist also immer Trendsache. Und man sollte nicht jeden Trend mitmachen, finde ich. Was gestern noch als Schönheitsideal galt, ist heute ein Schönheitsmanko. Schönheit ist also immer Auslegungssache – und die Zeiten ändern sich ebenso wie wir Menschen.
Wenn wir uns mit unserem Körper auseinandersetzen wollen, dann nicht im Hinblick auf Schönheit, sondern in Bezug auf sein Innenleben und seine Funktionen – ein spannendes und interessantes Feld!
Wir besitzen einige Organe, die für uns Frauen besonders wichtig sind. Ja, ja, ich weiß, Sie kennen Ihren Körper. Kennen Sie ihn wirklich?
Zumeist beschränkt sich unser Wissen ja vor allem auf die Menstruation, die Schwangerschaft und ihre Verhütung, meist gerade soso lala. Nicht wirklich viel, wenn man’s denn genau nimmt.
Heute wird man anders aufgeklärt als noch zu meiner Jugendzeit, da wird in der Schule im Biologie-Unterricht doch einiges erklärt. Ich bin in den 50er- und 60er-Jahren aufgewachsen. Und da war die Welt noch anders: Meine Mutter war – trotz all ihrer Liebe zu meinen Schwestern und mir – prüde. Und sie konnte (oder wollte?) uns nicht wirklich die Abläufe im weiblichen Körper erklären. Mir wurde ein Buch in die Hand gedrückt, als ich meine erste Regel bekam, und da stand kaum etwas drin, was mir weitergeholfen hätte.
Ich denke an die Angst, die ein Mädchen bei seiner ersten Regel überfällt, wenn da plötzlich Blut aus einem Körperteil austritt, den man nicht mal richtig zu benennen weiß!
Eines der wichtigsten weiblichen Organe ist der Uterus, die Gebärmutter. In ihrer Form ähnelt sie einer auf den Kopf gestellten Birne.
Das Bild (siehe Seite 13) zeigt uns, dass sie an ihrem oberen Ende, dem Fundus, in die Eileiter übergeht. Die Eileiter hängen quasi wie Flügel daran.
Der Isthmus× wiederum ragt in den Gebärmutterhals (Cervix) hinein, der seinerseits dann in die Vagina mündet.
Die Gebärmutter ist etwa 5 cm breit und 7–8 cm lang und wiegt zwischen 30 g und 120 g. Sie ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, dem Endometrium. Hinter der Schleimhaut liegt eine Muskelschicht und dahinter ist ein Teil mit einem Bauchfellüberzug versehen.
Die normale Lage der Gebärmutter ist eine leicht nach vorne geneigte. Diese Neigung ist abhängig davon, ob und wie die Harnblase und der Mastdarm gefüllt sind.
Bei manchen Frauen ist die Neigung nach hinten. Das kann zu verstärkten Menstruationsbeschwerden und zu Kreuzschmerzen führen.
Zwischen Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals befindet sich ein kleiner Knick.
Die Aufgabe des Gebärmutterhalses ist es, den Spermien einen Tunnel zu bieten (sie könnten sonst vielleicht den Weg zum Ei nicht finden), andererseits versiegelt der Gebärmutterhals auch die Gebärmutter, wenn sich ein Ei eingenistet hat, damit dieses nicht vorzeitig das Weite sucht. Und gleichzeitig dient der Gebärmutterhals gemeinsam mit dem Muttermund auch dazu, die Gebärmutter selbst vor Krankheitserregern zu schützen.
Die Gebärmutter wird von mehreren Bändern an ihrem Platz gehalten. Der Raum seitlich der Gebärmutter besteht aus Bindegewebe, in dem auch die Harnleiter verlaufen und natürlich auch die Blutgefäße, die den Uterus versorgen.
Das vegetative Nervensystem füttert sie mit den entsprechenden Informationen.
Die Schleimhaut (Endometrium) ist je nach der Zyklusphase zwischen 2 mm und 8 mm dick. In diesem Schleimhautbindegewebe liegen zahlreiche Drüsen. Alle ihre Ausführungsgänge münden in die Uterushöhle.
Sie werden sachgemäß Ovarien genannt und sind primäre weibliche Geschlechtsmerkmale. Die Eierstöcke sind paarig angelegt (wir besitzen also zwei davon) und liegen im kleinen Becken. Sie sind bei einer erwachsenen Frau etwa so groß wie Pflaumen.
Der rechte Eierstock hat als Nachbarn den Appendix – das ist gut zu wissen, wenn es um Bauchschmerzen geht, die etwas unklar sind.
Beide Eierstöcke sind nahe bei den Harnleitern gelegen und auch beim Nervus obturatorius, das ist jener Nerv, der die Lendengegend in Form eines Geflechts durchzieht. (Der ist dann oft dafür zuständig, dass wir beim Eisprung Schmerzen in den Oberschenkeln haben können.)
Die Eierstöcke sind mittels elastischen Bändern zwischen Gebärmutter und Beckenwand befestigt. Ihre Aufgabe ist einerseits die Reifung der Eizellen und das Loslassen (also der Eisprung) und andererseits die Produktion von Hormonen, vor allem von Östrogen.
In der Eierstockrinde finden wir die Follikel mit den Eizellen. Bei unserer eigenen Geburt ist die Anzahl der Eizellen bereits vorgegeben: Es sind bis zu zwei Millionen!
In der Pubertät sind sie bereits weniger, nur mehr maximal 500.000 … Im Laufe unseres Lebens gelangen pro Eisprung ca. 500 dieser Eizellen in den Eileiter. Allerdings machen nur 1–2 Eibläschen das Rennen in die Gebärmutter und platzen.
Der Beckenboden besteht aus Bindegewebe und Muskeln und er bildet den Boden des Beckens nach unten und seitlich. Er reicht vom Schambein bis zum Sitzbein.
Seine Aufgaben sind nicht nur das Anspannen und Entspannen, sondern er muss z. B. einem Druck des Bauchraums entgegenhalten können. Er kontrolliert unsere Ausscheidungen. Und er ist für unser Sexualleben ungemein wichtig, denn: Ist der Beckenboden gut durchblutet, so sind unsere Empfindungen intensiver und damit auch unsere Orgasmusfähigkeit.
Abgesehen davon ist er auch am aufrechten Gang beteiligt und trägt zu einem positiven Erscheinungsbild bei. Eine Schwächung dieses Muskels hat unangenehme Nebenerscheinungen, wie beispielsweise eine Blasensenkung, eine Gebärmuttersenkung, Hämorrhoiden oder auch Rückenschmerzen.
Beckenbodentraining ist besonders nach einer Geburt und in den Wechseljahren ein Thema. Man kommt kaum daran vorbei, in den Drogeriemärkten auf Trainingsgeräte hingewiesen zu werden.
Schon die Bezeichnung an sich ist eigenartig! Warum sollten wir uns dafür schämen? Neuerdings findet man im Sprachgebrauch auch die Bezeichnung Vaginallippen dafür.
Im Genitalbereich gibt es also die großen und kleinen Vaginallippen. Sie sind mit Fettgewebe gepolstert und enthalten Drüsen, Schwellkörper, Nerven und Blutgefäße. Die großen Vaginallippen liegen außen und normalerweise beginnen sie sich in der Pubertät zu verändern, sie wachsen und färben sich bräunlich. Und dann fangen dort – ebenfalls in der Pubertät – die Schamhaare zu wachsen an. Ebenso sind Schweiß- und Talgdrüsen in den großen Vaginallippen eingelagert. Auch die Harnröhre wird von den Vaginallippen geschützt.
Diese beiden kleinen Drüsen sind praktisch nicht sichtbar, außer man hat in diesem Bereich eine Entzündung. Sie liegen am hinteren Rand des sogenannten Vorhofschwellkörpers des Scheidenvorhofs. Ihre Mündungen liegen an der Innenseite der kleinen Vaginallippen. Sie sondern ein schleimiges Sekret ab, das den Bereich der Vagina bei starker Reibung (also genau genommen vor allem auch beim Geschlechtsverkehr) befeuchtet und schützen soll.
auch Kitzler genannt, liegt am vorderen Ende der kleinen Vaginallippen. Sie enthält Schwellkörpergewebe und außerdem eine Menge Nervenenden. Das ist auch der Grund, dass dieser Bereich besonders reizbar und dementsprechend berührungsempfindlich reagiert!
Die Vaginallippen und die Klitoris werden auch als Vulva bezeichnet, also hier haben wir sie, die Scham.
Die Vagina (Scheide) verbindet die äußeren mit den inneren Geschlechtsorganen, also mit der Gebärmutter. Die Scheide ist ein muskelförmiger Schlauch und kann sich gut dehnen.
Das ist nötig beim Geschlechtsverkehr, damit der Penis eindringen kann. Andererseits ist diese Dehnung auch ganz wichtig im Geburtsvorgang. Die Scheidewand ist mit kräftigen Muskelgeflechten ausgestattet, die Kontraktionen ausüben können.
Ausgekleidet ist die Scheide auf der Innenseite mit Schleimhaut. Der von der Schleimhaut abgesonderte Schleim ist sauer. Wir werden später sehen, dass das ein wichtiger Punkt bei der Pflege ist. Für diesen sauren Schleim sind Milchsäurebakterien verantwortlich, man nennt sie auch Döderlein’sche Bakterien.
Diese Bakterien sind abhängig vom Gehalt an Östrogenen im Körper. Die Scheidenflora unterliegt daher unseren hormonellen Schwankungen und ändert sich im Laufe des Zyklus, aber vor allem auch später, wenn wir im Wechsel sind. (Ein niedriger Östrogenspiegel reduziert die Zellschicht der Vaginalschleimhaut.) Das saure Milieu in dieser Köperzone ist ein wichtiger Schutz gegen Krankheitskeime!
In südamerikanischen Ländern heißt die Scheide Yoni. Mir gefällt es sehr gut, sie so zu nennen. Es ist irgendwie sanfter und liebevoller.
Die Brüste bestehen hauptsächlich aus Fett- und Bindegewebe sowie aus Drüsengewebe.
Die Brustdrüsen produzieren ein Sekret und – nach der Geburt – auch Muttermilch. Die Milchgänge transportieren dann die Muttermilch zu den Brustwarzen. Durch feine Ausführungsgänge werden Muttermilch und Sekrete in den Warzenhof abgesondert.
Interessant ist, dass sich in der embryonalen Entwicklungsphase Brustanlagen sowohl bei Mädchen als auch bei Knaben finden. Erst in der Pubertät wächst die weibliche Brust dann, bedingt durch die hormonellen Veränderungen, und lässt letztlich auch milchbildende Drüsen entstehen.
In den Brüsten finden wir keine Muskeln – ihre Form und Stabilität ist daher stark vom Fett- und Bindegewebe beeinflusst, ebenso wie ihre Größe.
In Zitaten heißt es „Die perfekte Form der Brust entspricht am ehesten einer Halbkugel“ oder „Eine perfekte Brust sollte in die Hand eines Gentlemans passen“.
Nun, ich denke, was perfekt ist und was nicht, sollten wir noch immer selbst entscheiden: Jede Brust, mit der ich mich persönlich wohlfühle und identifizieren kann, ist für mich perfekt!
Unser Körper ist also alleine schon von seinen Merkmalen her etwas Besonderes! Aber wie werden wir nun zur Frau?
× Isthmus = Enge
Die Zeit zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr eines Mädchens wird Präpubertät genannt. Danach setzt die Pubertät so richtig ein und sie begleitet uns bis ungefähr zu unserem 15. Lebensjahr. Eine lange Zeit, wenn man es genau betrachtet: Sieben Jahre sind wirklich eine lange Zeit!
Letztlich setzt diese Phase der Pubertät bei Mädchen bereits um etwa 1–2 Jahre früher ein als bei Knaben. Und danach sollten wir langsam wirklich erwachsen werden – man nennt diese Phase von 15–18 Jahren Adoleszenz.×
Denken wir doch mal zurück:
Was war das für eine aufregende Zeit! Möglicherweise ist der erste Kuss in diesen Zeitraum gefallen (oder das, was wir für einen Kuss gehalten haben), schüchternes Händchenhalten mit dem Schulfreund, ein zaghaftes Lächeln für die Jungs auf dem Schulhof …
Und das große Bangen:
Mein Körper ist nicht mehr so, wie er einmal war! Bin ich jetzt krank? Oder werde ich JETZT zur Frau? Ach herrje! Und ich möchte doch so gerne ein unbeschwertes Kind bleiben … oder besser doch schon mal eine FRAU sein? Einfach ist diese Zeit nun wirklich nicht!
Aber wie es eben so ist – das Kind ändert sich:
Schule und Hausaufgaben sind plötzlich nicht mehr so wichtig, Mithelfen im Haushalt ist so gar nicht mein Ding und das Zimmer aufräumen „geht dich gar nichts an, Mama, das ist meine Sache, ob ich aufräume oder nicht!“.
Plötzlich will die kleine Prinzessin nicht mehr behütet werden – „Ich mach das allein!“. Und sie mutiert von der Prinzessin beispielsweise zum gemeinen Biest oder zur (eingebildeten) Femme fatale.
In diesem Zeitfenster erlebt der Körper eine massive Umbauphase. Und diese Veränderung braucht viel Kraft!
Kinder in diesem Alter müssen jetzt lernen, neu mit ihrer Umwelt zurande zu kommen. Und auch was die Eltern wollen, muss erst wieder neu verstanden werden. Eltern und Kind trennt ein tatsächliches Nicht-verstehen-Können.
Keine Sorge, diese Phase geht früher oder später wieder vorbei!
Aber nun haben das erste Mal vor allem die Hormone so richtig das Sagen. Oxytocin und Testosteron steigen an. Man nennt sie Neuromodulatoren. Und sie können direkt dafür verantwortlich gemacht werden, dass sich das Sozialverhalten in dieser Lebensphase grundlegend verändert. Beziehungen mit Gleichaltrigen werden wichtiger als zuvor. Eltern sind lästig und unbequem, man glaubt, sie nicht mehr zu benötigen.
Zu Beginn der Pubertät sucht das Kind nach seiner eigenen Identität, es möchte seine gleichaltrigen Schulkolleginnen verstehen und von ihnen verstanden werden – es möchte Teil der Clique sein.
Und was geschieht jetzt in unserem Körper?
Die Veränderungen sind nicht wirklich zu übersehen!
Die Figur wird weiblicher, die Hüften beginnen sich zu runden, die Brust wächst und das Becken wird etwas breiter. Im Inneren des Körpers wächst nun die Gebärmutter, die Scheidenwand wird dicker und die erste Menstruation steht ins Haus.
Weitere Veränderungen betreffen die Nervenverbindungen im Gehirn! Wir haben es gerade gelesen: Sie verlieren die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen richtig einzuschätzen (und es ist ihnen oftmals auch leidlich egal), soziale Szenarien werden oft missinterpretiert und:
Teenager werden zeitweise tatsächlich vergesslicher!
Ich blute. Aus einem Körperteil, der zu jenen gehört, über die man nicht spricht! Was mach ich bloß? Wem kann ich mich anvertrauen?
Ich erinnere mich noch gut an meine Unsicherheit. Damals war ich gerade mal 12 Jahre alt und es war mir unheimlich, was mit meinem Körper gerade geschah …
Schließlich und endlich entdeckte meine Mutter natürlich die blutige Unterwäsche und sprach mich darauf an. Sie erklärte mir allerdings nur kurz, dass ich damit nun jeden Monat zu rechnen hätte, und gab mir die damals üblichen Stoffbinden mit einem sonderbar anmutenden Strumpfbandgürtel, an den ich diese Dinger zu befestigen hätte.
Mein Bauch tat mir unendlich weh – er krampfte und krampfte. Endlich trat meine Großmutter auf den Plan und – auch sie erklärte mir nicht, was es mit dem Blut auf sich hatte. Aber sie hatte zumindest ein Mittel gegen die Krämpfe: Ich musste auf der Stelle eine Tasse Schafgarbentee trinken und mich mit einem Thermophor aufs Bett legen. Das half wenigstens, meine Krämpfe rasch zu lindern. Aber die große Frage in mir blieb nach wie vor unbeantwortet.
Meine Freundinnen erzählten hinter vorgehaltener Hand ebenfalls von den Tagen, die sie nun hätten. Wir alle waren unsicher und – leider nicht aufgeklärt.
Erst der Vater einer meiner Schulkolleginnen – er war Arzt – nahm sich unser an, erklärte uns anhand einer Schautafel die Zusammenhänge und versuchte, uns unsere Ängste ein wenig zu nehmen.
Heute, so sollte man meinen, sind die Mädchen bereits aufgeklärter, als wir es damals vor fast 60 Jahren waren. Dennoch ist es immer wieder noch so, dass ich von einzelnen Mädchen höre, dass sie eigentlich kaum eine Ahnung davon haben, was sich in ihrem Körper abspielt.
Schicken wir also unser pubertierendes Mädchen jetzt mal zurück zur Seite der Hormone (siehe Seite 15).
Um unseren Körper besser zu verstehen, stellen wir uns einfach mal vor, in unsere Gehirnregionen einzutauchen.
Da gibt es – wie schon erwähnt – den Hypothalamus. Der ist eigentlich so was von klein, dass es komisch anmutet, dass gerade er im Gehirn solche Macht über unseren Körper besitzt! Hat er aber. Und sogar mehr, als wir denken!
Der Hypothalamus ist für uns lebenswichtig. Er ist der Chef unserer Körperfunktionen, denn er ist verantwortlich für unser vegetatives Nervensystem und für alle endokrinen Vorgänge× in unserem Körper. Er steuert unter anderem die Atmung, den Kreislauf, die Körpertemperatur, unser Sexualverhalten, aber auch unsere Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Er beeinflusst also unser ganzes Leben!
Und er bildet sogenannte Steuerhormone wie die bereits genannten Releasing-Hormone und die Inhibiting-Hormone. Diese Hormone schickt er an die Hypophyse, die Hirnanhangsdrüse. Sie ist irgendwie gleichzusetzen mit einer Chefsekretärin. Und diese gibt nun die Befehle des Chefs weiter an die verschiedenen Nervenzentren und Organe, z. B. die Nebenniere, wie wir schon zuvor gehört haben.
Jetzt wollen wir natürlich wissen, was diese Hormone mit uns so machen!
Wir haben gehört, dass die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die übrigens selbst viele Nervenzentren enthält, eng mit der Nebenniere zusammenarbeitet. Und diese stimuliert die Nervenzentren und erteilt den Befehl zur Produktion von Sexualhormonen.
Und jetzt beginnt der Körper sich langsam zu verändern.
Zuallererst steigt der Östrogen-Spiegel im Blut an. Die Östrogene haben einen großen Einfluss auf das Wachstum. Außerdem gehören zum Wachsen noch das Hormon Somatostatin und das Schilddrüsenhormon Thyroxin. Die beiden sorgen vor allem dafür, dass man größer wird. Diese Wachstumsschübe können ziemlich drastisch ausfallen, bis zu 15 cm kann ein Mädchen innerhalb eines Jahres größer werden.
Aber wir wachsen in dieser Zeit nicht nur in die Höhe, sondern es verändert sich – durch das Östrogen – auch die Figur. Denn im Unterhautfettgewebe sorgt das Östrogen dafür, dass die Fettzellen nun langsam unsere Hüften runden, unser Becken wird breiter und nach und nach wird der Körper weiblicher.
Die Gebärmutter und die Scheide verändern sich – das sieht man äußerlich ja nicht und man spürt es eigentlich auch nicht wirklich. Aber