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Aniela Jaffé
Liliane Frey-Rohn
Marie-Louise von Franz

 

Im Umkreis des Todes

 

 

 

 

DAIMON

VERLAG

 

 

 

3. überarbeitete Auflage, 2013

 

ISBN 978-3-85630-966-4

 

© 2020, 1984, 1980, Daimon-Verlag, Einsiedeln, Schweiz

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Umschlaggestaltung: Joel T. Miskin

Umschlagphoto © Copyright Bobhin

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort der Herausgeber

Der Tod in der Sicht von C.G. Jung

Aniela Jaffé

Sterbeerfahrungen psychologisch beleuchtet

Liliane Frey-Rohn

Archetypische Erfahrungen in der Nähe des Todes

Marie-Louise von Franz

 

 

Vorwort der Herausgeber

Dem Thema «Tod» wurden in den letzten Jahren die mannigfaltigsten Publikationen gewidmet. Man kann sich fragen, warum wir ein weiteres Buch dazu erscheinen lassen, das nun bereits in einer dritten Auflage vorliegt. Viele der bisherigen Veröffentlichungen zu diesem Thema, insbesondere die Berichte von Sterbeerfahrungen, gaben in großem Maße zu verschiedensten Spekulationen, Projektionen und Behauptungen betreffend dem Leben nach dem Tod, dem Jenseits, der Reinkarnation usw. Anlass. Innerhalb dieser Flut von Mutmaßungen schien es sinnvoll, einige spezifische Standpunkte, Erfahrungen, Deutungsansätze und Perspektiven der Analytischen Psychologie zu Wort kommen zu lassen, die mit einem tiefenpsychologischen Verständnis das steigende Interesse, das diesem Thema heute zugewendet wird, etwas genauer beleuchten.

Drei Autorinnen, die alle in langjähriger psychologischer Tätigkeit in immer wieder einzigartiger Weise mit dem Phänomen des Todes in Berührung gekommen sind, schrieben die Beiträge zum vorliegenden Band. Sie geben einen eindrücklichen Einblick in die tiefenpsychologischen Möglichkeiten einer Auseinandersetzung mit dem Tod und vermögen in dieser Hinsicht vielen eine Hilfe zu bieten. Des weiteren sind die vorliegenden Arbeiten vielleicht die einzigen, die sich so ausführlich mit den Träumen von dem Tode Nahestehenden befassen.

Aniela Jaffé, Mitarbeiterin und Herausgeberin des biographischen Erinnerungsbuchs C.G. Jungs1, stellt den Tod in der Sicht von C.G. Jung dar, was besonders auch durch die Schilderung der von Jung erlebten eigenen «Sterbeerfahrung» nach seinem Herzinfarkt im Jahre 1944, von dem er genesen sollte, einen beeindruckenden Beitrag darstellt. Aniela Jaffé nimmt Bezug auf Jungs verschiedene Aufsätze zum Thema Tod sowie auf seine Briefe und persönlichen Mitteilungen, die um diese Problematik kreisen, und gibt einen umfassenden Überblick über die Erfahrungs- und Gedankenwelt C.G. Jungs zum Phänomen des Todes.

Liliane Frey-Rohns Beitrag, in dem einige persönliche Erlebnisse im Umkreis des Todes aufgeführt sind sowie mehrere aufschlussreiche Träume von Menschen, die dem Tod nahe standen, befasst sich vor allem mit Berichten über Sterbeerfahrungen von klinisch Scheintoten und den von ihnen nachträglich geschilderten Erlebnissen und geschauten Bildern. Sie unterzieht diese Erfahrungen einer ausführlichen Untersuchung anhand der Erkenntnisse der Analytischen Psychologie und der Forschung zum Phänomen der Synchronizität und stellt Bezüge zu den kultischen Heilträumen, zur altiranischen Mystik und zu den Theorien über den Begriff des «subtilen Körpers» her. Es gelingt Liliane Frey-Rohn, nicht nur anregende Deutungsansätze der Sterbeerlebnisse zu geben, sondern auch das Interesse, das ihnen heute entgegengebracht wird, psychologisch zu beleuchten.

Mit den Archetypischen Erfahrungen in der Nähe des Todes befasst sich der Aufsatz von Marie-Louise von Franz. In ihrer praktischen Tätigkeit als Tiefenpsychologin hat sie immer wieder Menschen auf ihrem Weg zum Tod begleitet. Sie erzählt und deutet Träume sowie andere seelische Erfahrungen, die den einzelnen jeweils – ihrem Bewusstseinszustand entsprechend – ihr nahendes Sterben ankündigten und ihnen im Umgang mit dem Sterbenmüssen zu größerer Bewusstheit und einem gewandelten Verständnis des Todes verhelfen wollten. Im Zusammenhang mit den neuesten Forschungen auf dem Gebiet der Physik diskutiert Marie-Louise von Franz außerdem die möglichen Formen einer raum-zeitlosen oder -unabhängigen Dimension der Psyche.

Allen drei Beiträgen ist gemeinsam, dass sie das geheimnisvolle Erlebnis des Todes als eine Wandlung zu einem neuen Sein verstehen, und dass – gestützt auf psychologisches Erfahrungsgut – der Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Beginn eines «Ganz-Anderen» verstanden wird. Das macht es zu einem auf neue Horizonte verweisendes Buch, ohne dass je der erfahrungswissenschaftliche Boden zugunsten von spekulativen Mutmaßungen verlassen würde.

Letztlich wird der Tod, trotz allem Licht, das von verschiedenster Seite auf ihn geworfen werden kann, ein Geheimnis bleiben; aber man kann dieser Erfahrung durch größeres Bewusstsein und neugewonnene Einsichten wohl gelöster entgegenblicken.

 

Elena Hinshaw-Fischli / Robert Hinshaw

 

 

 

 


1 Erinnerungen, Träume, Gedanken von C.G. Jung, aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé, Zürich, 1962