Joachim-Friedrich Kapp
1918 - 1920
Die Umsturzzeiten in der frühen Weimarer Republik
© 2019 Joachim-Friedrich Kapp
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN |
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Paperback: |
978-3-7497-7861-4 |
Hardcover: |
978-3-7497-7862-1 |
e-Book: |
978-3-7497-7863-8 |
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Cover-Abbildung: Mit freundlicher Genehmigung vom
Bundesarchiv-Bildarchiv
Bild 183-H28541 13. März 1920
Joachim-Friedrich Kapp
1918 - 1920
Die Umsturzzeiten in der frühen Weimarer Republik
Inhalt
Vorgeschichte
Ziele der extrem-linken Bewegung
Räterepublik Streiks und Aufstände in Deutschland
Ziele rechter Gruppen
Antidemokratische Überzeugungen Die Monarchie von Gottes Gnaden gegen das parlamentarische Regierungssystem
Dynamik der Entwicklung
- Oktober bis Dezember 1918
Waffenstillstand Wahl zur Nationalversammlung
- Januar bis April 1919
Eine bürgerliche Koalition, Streiks und Gedanken an eine Diktatur von rechts
- Mai und Juni
Die Wirkung der Friedensbedingungen auf Volk und Reichswehr, beginnende Entfremdung zwischen Noske und Lüttwitz
- Juli und August
Für und Wider einen Putsch
- September bis Dezember
Bündelung rechtsgerichteter Kräfte, aber divergierende Ziele zwischen Kapp und Lüttwitz
- Januar bis März 1920
Der Friedensvertrag tritt in Kraft, Bruch zwischen Noske und Lüttwitz, Lüttwitz‘ erstes Ultimatum und die gewarnte Regierung
Der sog. Kapp-Lüttwitz-Putsch Der verweigerte Putsch
13. März
Der Marsch zum Brandenburger Tor - Lüttwitz‘ zweites Ultimatum, Flucht der Regierung, Kapps Pläne vereitelt
14. März
Generalstreik, Aufstände von Links, abwartende Haltung im Beamtentum und Militär, Rücktrittsgedanken
15. März
Die Reichswehr macht Druck
16. März
Verhandlungen mit Lüttwitz, Missstimmung zwischen Stuttgart und Berlin
17. März
Das Militär fordert die Einigung, Ende des März-Unternehmens
Lebensdaten beteiligter Personen
Literatur
Vorgeschichte
Gegen Ende des Jahres 1916 war Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg von der Fortschrittlichen Volkspartei zu der Überzeugung gekommen, dass der Krieg nicht zu gewinnen sei und forderte, ohne die Heeresleitung einbezogen zu haben, die Alliierten auf, zu Friedensverhandlungen zusammenzukommen. Auch Präsident Woodrow Wilson regte zur gleichen Zeit an, über „Friedensbedingungen und Forderungen“ nachzudenken. Frankreich und England lehnten ab. Jede Seite, auch das deutsche Militär, erhoffte sich zu jener Zeit noch Vorteile aus ihren jeweiligen Vorhaben. Ludendorff sprach von „dem herrlichen Geist“, der die Armee beseele, zumal „die letzten schönen Waffenerfolge zu den besten Hoffnungen“ berechtigten. (Aschmann)
Der Vatikan hatte schon im Jahr 1915 versucht, Italien von einem Kriegseintritt abzubringen, 1916 bemühte er sich darum, den deutschen U-Boot-Krieg zu verhindern, so wie er später Anstrengungen unternahm, die USA davon zu überzeugen, als Reaktion darauf nicht selbst Kriegspartei zu werden.
Im August 1917, Amerika war bereits in den Krieg eingetreten, unternahm Papst Benedikt XV. nach sorgfältigen Vorbesprechungen mit den beteiligten Nationen einen erneuten großen Versuch: „Soll denn die zivilisierte Welt nurmehr ein Leichenfeld sein? Soll Europa, so ruhmreich und so blühend, wie von einem allgemeinen Wahnsinn fortgerissen, in den Abgrund rennen und die Hand gegen sich selbst wenden zum Selbstmord?“ Mit seiner Friedensinitiative, die sehr konkrete Vorstellungen für eine Friedenslösung enthielt, versuchte der Papst, die Völker von dem „unnützen Gemetzel“ abzubringen. In den USA wurden die Forderungen des Papstes wohlwollend aufgenommen, Belgien zurückzugeben und Deutschland zu demokratisieren, fanden auch das Wohlwollen Englands und wurden selbst von Bethmann Hollweg und anderen Regierungsmitgliedern in Deutschland grundsätzlich begrüßt. Am 19. Juli 1917 legten Matthias Erzberger, Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann dem Reichstag eine Friedensresolution vor, in der – unterstützt durch die Liberalen, die Sozialdemokraten und die katholische Zentrumspartei - ein „Verständigungsfriede ohne Annexionen“ gefordert wurde. Die daraufhin am 2. September gegründete rechtsextreme „Deutsche Vaterlandspartei“, gemeinsam mit der Obersten Heeresleitung, waren die schärfsten Gegner dieser Bemühungen, für sie war der Gedanke an einen Verständigungsfrieden nichts anderes als Vaterlandsverrat. Sie setzten sich für einen Siegfrieden und ein großes Eroberungs- und Annexionsprogramm ein. Bethmann Hollweg war bereits am 13. Juli gestürzt worden, den einen ging er mit seinen Friedensbemühungen nicht entschlossen genug voran, andere warfen ihm vor, die Ziele der Heeresleitung nicht energisch genug zu unterstützen. Sein Nachfolger, Georg Michaelis, der dreieinhalb Monate im Amt war, und Georg Friedrich Karl Graf Hertling (Zentrumspartei), der diesem folgte, nahmen Abstand von den mühsam erarbeiteten und über einen längeren Zeitraum verhandelten Formulierungen und dem Vatikan gemachten Zusagen. Die Friedensinitiative des Papstes war gescheitert, nicht nur an der deutschen Ablehnung, denn auch alle anderen Länder hatten ihre Gründe, warum sie dem Papst den Vorrang nicht einräumen wollten. Allein die USA waren auf der Seite des Vatikans, ihnen war er nur nicht weit genug gegangen, denn sie beharrten darauf, dass Deutschland sich wesentlich stärker demokratisieren und vor allem von der Kaisermonarchie trennen müsse. (Aschmann)
Woodrow Wilson unternahm im Januar 1918 einen erneuten Vorstoß und legte seinen 14-Punkte-Plan für eine Friedensordnung vor: Belgien war wiederherzustellen, Elsass-Lothringen an Frankreich abzutreten, ein souveräner polnischer Staat mit Zugang zum Meer sollte errichtet, das dortige russische Gebiet geräumt werden, großen und kleinen Nationen gleichermaßen sei ihre politische Unabhängigkeit und die Unverletzlichkeit ihrer Gebiete zu gewährleisten. Erich Ludendorff, der inzwischen der starke Mann in der Obersten Heeresleitung geworden war, setzte nach dem Abschluss der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk, die als Folge der Oktoberrevolution in Russland möglich geworden waren, seine ganze Hoffnung auf die Frühjahrsoffensive an der Westfront. Dort zog er große Teile seiner Truppen zusammen. Nach dem „schwarzen Tag“ von Amiens am 8. August des Jahres jedoch wusste auch Ludendorff, dass der Krieg verloren war und forderte im September die Regierung ultimativ auf, den sofortigen Waffenstillstand herbeizuführen.
Die oben genannte Gegnerschaft zwischen rechten und linken Positionen während des Krieges setzte sich fort und wurde von extremen Kräften auf beiden Seiten nach dem Ende der Monarchie in Deutschland mit dem Ziel einer Um- und Neu-ordnung der Gesellschaft ausgeweitet. Die extremen Linken wollten jetzt die Räterepublik etablieren, die extremen Rechten zurück zur Gesellschaftsordnung der Bismarckzeit.