Zahnärztliche Hypnose
Zahnärztliche Hypnose
Erfolgreiche Hypnose und
Kommunikation in der Zahnarztpraxis
Quintessenz Verlags-GmbH
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Lektorat: Maike Sommer, Kerstin Ploch, Quintessenz Verlags-GmbH
Layout und Herstellung: Maike Sommer, Quintessenz Verlags-GmbH
Druck und Weiterverarbeitung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten
ISBN: 978-3-87652-887-8
Printed in Germany
Geleitwort
Albrecht Schmierer ist der Vater der modernen zahnärztlichen Hypnose in Deutschland. Er ist nicht nur ein großartiger Praktiker, der es verstanden hat, unter seinen Kollegen die Hypnose in einer Form bekannt zu machen, die auch jenseits der abgeschiedenen Stille der psychotherapeutischen Praxis im turbulenten zahnärztlichen Behandlungsbetrieb von großem Nutzen für Patient und Behandler ist. Er ist auch ein hervorragender Lehrer, dem es gelingt die wesentlichen Details der Methode in faszinierender Form zu vermitteln. In seiner langjährigen Erfahrung als Ausbilder hat er unzählige innovative Hypnosetechniken eingeführt, die es Zahnärzten und Ärzten, aber auch Psychotherapeuten erlauben, Hypnose schnell und wirksam auch unter schwierigen Bedingungen einzuleiten, um für den Patienten die Behandlungssituation angenehm zu gestalten. Dieses Buch fasst die Erfahrung zusammen, die in Jahrzehnten der täglichen Anwendung der Hypnose in der Praxis und Dr. Schmierers immenser Lehrtätigkeit im In- und Ausland gewachsen ist.
In dem Buch von Albrecht Schmierer und Gerhard Schütz ist es gelungen, eine solide theoretische Grundlage der klassischen und der modernen Ericksonianischen Hypnose mit einer umfassenden Darstellung der praktischen Handhabung des Verfahrens zu verbinden – bis in die kleinen aber wichtigen Details der Durchführung im Behandlungsraum. Darüber hinaus werden alle technischen Hilfen wie Anamnesebogen oder Hinweise zur Herstellung von Trance-CDs und vieles mehr gegeben. Das Buch bleibt von der ersten bis letzten Seite eine spannende Lektüre. Der Leser erfährt wie die Trance-Induktion durch Puppenspiel unterstützt wird oder die Turbo-Induktion auch unter unmöglich erscheinenden Umständen gelingt. Und er lernt wie die vielfältigen psychologischen und psychosomatischen Probleme der zahnärztlichen Patienten schnell und wirksam angegangen werden, sei es Würgereiz, Zahnarztphobie oder der Schmerz selbst. Ein gelungenes Kompendium aus fundiertem Wissen und solider Erfahrung für den medizinischen Praktiker.
Prof. Dr. Dirk Revenstorf
Vorworte der Autoren
Als meine Frau 1989 mit Maximilian schwanger war, plagte mich eine Stechwarze am Fuß. Und so bat ich meine Schwester Agathe Rumohr aus Kiel, ob sie mir die Warze nicht weghypnotisieren könnte. Agi war die Hypnose-Ärztin gewesen, die mich 1980 zum ersten Hypnoseseminar wegen meiner Klagen über okklusionsneurotische Patienten eingeladen hatte, und sie fragte mich, wann das nächste wichtige Ereignis in meinem Leben sein werde. Ich überlegte: „Bis zur Geburt von Maxi sind es noch sechs Monate, mein Buch ist sicher vorher fertig. Feierlich sagte sie mir dann: „Wenn du dein Buch in Händen halten wirst, wird die Stechwarze verschwinden.“ Und dann war Maxi fröhlich krähend da und mein Buch kam erst ein Jahr später heraus. Ich wusste damals noch nicht, dass Kinder schneller wachsen als Bücher. Aber als ich dann die Druckfahnen hatte, fing die Warze an zu schrumpfen und erst einige Zeit nach Erscheinen der ersten Auflage fiel mir auf, dass die Warze verschwunden war. Die wesentlich erweiterte dritte Auflage erschien mithilfe von Herrn Dipl.-Psych. Hans-Jörg Hautkappe ziemlich pünktlich. Hans-Jörg hat in unserer Praxis und im Büro der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) über zehn Jahre wunderbare Arbeit geleistet: still, humorvoll, sorgfältig und einsatzfreudig, mit Liebe zu unserem Kind DGZH. Es wurde Zeit das Buch vollkommen zu überarbeiten, was anlässlich der Feier des 70. Geburtstags von Verleger Herrn Horst-Wolfgang Haase beschlossen wurde. Gäste aus der ganzen Welt, nahezu die gesamte Zahnprominenz hatte er eingeladen und man konnte in einer beeindruckenden Feier spüren, wie sehr er die Entwicklung der Zahnmedizin mit seiner weltweiten verlegerischen Tätigkeit vorangebracht und unterstützt hat. Deshalb sei ihm und seinem Verlagsleiter Herrn Ammann Dank gesagt, dass sie den Mut hatten, dieses Buch über zahnärztliche Hypnose mit CDs und Video in der Golden Line Ausgabe herauszubringen, in einer Zeit, in der die Hypnose noch sehr belächelt wurde und umstritten war.
Als Koautor konnte ich Herrn Dipl.-Psych. Dr. Gerhard Schütz gewinnen, ohne seinen Fleiß hätte es noch viel länger gedauert, all die neuen Entwicklungen und Hypnoseverfeinerungen einzuarbeiten. Mit seiner Hilfe ist ein neues Buch entstanden, das den heutigen Stand der zahnärztlichen Hypnose darstellt.
Es hat sich sehr viel verändert in den letzten Jahren: Die DGZH, 1994 gegründet, ist zur größten wissenschaftlichen Hypnosegesellschaft im deutschsprachigen Raum gewachsen, die Vereine haben sich in einem wissenschaftlichen Beirat, dem WBDH, zusammengeschlossen und bringen dank der Arbeit von Burkhard Peter die gemeinsame Zeitschrift „Hypnose“ heraus. Hypnose wird an vielen deutschen Universitäten regelmäßig unterrichtet, Hypnoseseminare für Zahnärzte gibt es bundesweit, auch an vielen Zahnärztekammern. Etwa 3500 Kollegen haben die Ausbildung durchlaufen. Und das ist erst der Anfang!
Nachdem durch intensive Arbeit in den jährlichen Veranstaltungen, dem Seminar auf Malta im Frühjahr und der Jahrestagung in Berlin am zweiten Septemberwochenende, im Trainertraining unsere Methoden und Inhalte immer mehr verfeinert und den Bedürfnissen der Praxis angepasst wurden, können wir heute zahnärztliche Hypnose als eigenständiges Werkzeug anwenden, schnell, effektiv und mit Gewinn für unsere Patienten und das gesamte Praxisteam.
Die Schwerpunkte haben sich verändert, wir haben uns vom Hypnosevorgehen der Psychotherapeuten, von denen wir vor zwanzig Jahren ausgebildet wurden, gelöst, hin zu schnellen Kurzinduktionen, die so in den Praxisablauf integriert werden, dass sie durch eine höhere Compliance und effektivere ungestörte Behandlungsabläufe für die Praxen einen Zeitgewinn bringen. Das Praxisklima wird durch die Teamschulungen besser, es gibt übergreifende gemeinsame Ziele, die Profilierung der Praxis zu einer Wohlfühlatmosphäre steigert die Arbeitsleistung und -freude, wodurch auch das Ergebnis verbessert wird.
In der Ausbildung liegt ein Schwerpunkt auf Selbstorganisation und Selbstsicherheit, aus dem heraus die entscheidenden Anstöße und Veränderungen ganz organisch wachsen; durch Teamsupervision und Praxiscoaching gelingt es wieder neue Motivation und Energie freizusetzen, sodass die Zahnheilkunde gerade in einer Zeit äußerer Schwierigkeiten nach der richtigen Zielfindung und Spezialisierung wieder richtig Freude macht.
Die wissenschaftliche Erforschung der Hypnose ist durch die Möglichkeiten der bildlichen Darstellung der Vorgänge im Gehirn einen großen Schritt weitergekommen, auch in der Zahnmedizin sind durch die Habilitationsschriften von Hermes und Eitner und etlichen Dissertationen die richtigen Schritte für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der in der Praxis schon lange erfahrenen Vorteile der Hypnose eingeleitet. In meiner Praxis findet eine Langzeitstudie zur Dokumentation des erfolgreichen Angstabbaus bei Zahnbehandlungsangst statt. In einer Mitgliederbefragung konnte 2005 dokumentiert werden, wie effektiv Hypnose in den Praxen zu Angstabbau eingesetzt wird. Das Angstsymposium auf unserer Jahrestagung 2005 mit Diskussion der Vorgehensweise von Mitgliedern des Arbeitskreises Psychosomatik in der DGZMK führte zu einem näheren Kennenlernen und damit zum Abbau von Vorurteilen, sowie der Erkenntnis, dass ganz ähnliche Strategien erfolgreich sind. Die Zusammenarbeit mit der Milton Erickson Gesellschaft (MEG) ist seit zwanzig Jahren gewachsen und Grundlage unserer Entwicklung; seit 2004 ist wieder eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) entstanden, die ich mit Freude begrüße. Die Vorstandstätigkeit in der International Society of Hypnosis (ISH) und der European Society of Hypnosis (ESH) führen zu vielen interessanten Auslandsaufenthalten, so können die Belange der zahnmedizinischen Hypnose in Europa international berücksichtigt und entwickelt werden.
Wenn ich gefragt werde, was sich für mich nach 25 Jahren Hypnose verändert hat, so empfinde ich die nonverbalen, kinästhetischen, subliminalen Zugänge als immer wichtiger. Nicht das Wort entscheidet, ob Hypnose ganz entspannt, nahezu von alleine entsteht, sondern der unbewusst-bewusste Gebrauch von Übertragung und Gegenübertragung im Alltag macht das Hypnoseerleben immer leichter und wirkungsvoller.
Dank sagen möchte ich an dieser Stelle zwei Freunden, die sich für die Entwicklung der Hypnose in der Zahnmedizin sehr verdient gemacht haben, stellvertretend für die vielen, die uns durch ihr Engagement weitergebracht haben: Prof. Wolfgang Freesmeyer, Berlin, der schon früh Doktoranden mit dem Thema Hypnose angenommen hat und Prof. Heiner Weber, Tübingen. Beide haben durch einen Lehrauftrag für Hypnose unsere Leidenschaft für suggestive Kommunikation und Hypnose den Studenten offiziell zugänglich gemacht.
Dank sage ich auch meiner lieben Frau Gudrun und meinen Kindern Maximilian und Victoria, die trotz eines sehr bewegten Lebens des Papas eine wunderbare Familie sind, die alles mitmacht und mein sicherer Hafen für alle Ausflüge in die Welt der Hypnose ist.
Dr. Albrecht Schmierer
Als Albrecht Schmierer mich auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) e. V. in Berlin im September 2005 fragte, ob ich nicht Lust und Laune hätte, mit ihm gemeinsam das Buch „Einführung in die zahnärztliche Hypnose” komplett umzuarbeiten, zögerte ich nicht lange und sagte zu. Natürlich erfüllte es mich mit Freude und Stolz, an dem Standardwerk im deutschsprachigen Raum zur zahnmedizinischen Hypnose mitwirken zu dürfen. Solche Angebote gibt es selten.
Nachdem wir gemeinsam die Verträge unterschrieben hatten, machte ich mich daran, mich in den Aufbau und die Struktur des vorliegenden Buches hineinzudenken. Ich korrigierte, kürzte, ergänzte und schrieb Teile um. Schließlich überführte ich es in die neue Rechtschreibung und veränderte das Inhaltsverzeichnis.
Einige Kapitel wurden vollkommen neu gestaltet, z. B. die Kapitel über Metaphern, Psychopathologie für Zahnärzte, die Kapitel über Schmerz und Angst, über den Placebo-Effekt, über Entwicklungspsychologie und Craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD). Außerdem werden neue hypnotische Techniken, wie die Aktiv-Anästhesie-Hypnose und die Drei-Worte-Induktion ausführlich vorgestellt. Zusätzlich sind viele neue Falldarstellungen und hypnotische Sprachbeispiele aufgelistet. Hinzu kommen manch neue Abbildungen und Fotografien.
Da ich selber ja nicht direkt zahnärztlich tätig bin, sind Teile der Fotografien in der Praxis meiner Frau Christa gemacht worden. Außerdem zog ich bei einigen fachspezifisch zahnärztlichen Formulierungen meine Frau zurate, die auch Teile des Werkes korrigierte. Einige Absätze gab ich auch meinen beiden Töchtern, Laura und Rita, zum Lesen. Ich bat sie, mir zu sagen, wie das Geschriebene auf sie wirken würde und ob es verständlich sei. Hier musste ich mir bei einigen Passagen richtig die Leviten lesen lassen, so genau und präzise war ihr Feedback – für mich ein guter Hinweis, wie verstellt die eigene Wahrnehmung zuweilen sein kann.
Nicht zuletzt kommen mir meine Erfahrungen als Ausbilder der DGZH zu Gute, sodass ich, aus psychologischer Sicht heraus das Arbeitsfeld des Zahnarztes recht gut überblicken kann.
Insgesamt verlief die Überarbeitung des Werkes schneller als wir ursprünglich dachten – meistens ist es ja umgekehrt. Veranschlagt waren ursprünglich zehn Monate, wir schafften es in acht Monaten.
Hinzu kam für mich ein Novum. Noch nie hatte ich ein Buch „auf Bestellung“ (mit)geschrieben, mit einer Deadline und unter zeitlichem Druck. Die Bücher, die ich bisher verfasst hatte, schrieb ich entspannt zu Ende und bot sie erst dann zur Veröffentlichung an. Aber auch die „Bestellung“ hat ganz gut geklappt. Die Zusammenarbeit mit Albrecht Schmierer verlief vollkommen ohne Probleme – das Arbeitsklima war durch gute Kooperation und den Austausch sehr vieler E-Mails bestimmt.
Dr. Gerhard Schütz
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Grundlagen der Hypnose
Kurzer Überblick über die Entwicklung der Hypnose
Hypnose in der Zahnarztpraxis
Grundlagen der Hypnosetechnik
Suggestive Kommunikation
Definition und Beschreibung Pacing und Leading
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Pacing und Leading
Von der suggestiven Kommunikation zur Hypnose
Von außen nach innen
Der Rahmen
Kontrolliertes Sprechen im Atemrhythmus des Patienten
Prinzip der kleinen Schritte
Die elf wichtigsten Fragen bezüglich einer hypnotischen Behandlung
Kapitel 2
Trance und Hypnose
Hypnose
Der Placebo-Effekt
Bildgebende Verfahren
Trance
Die hypnotische Trance
Arten der Hypnose
Selbsthypnose (Autohypnose)
Fremdhypnose
Hypnosestadien
Erste Erfahrungen mit der Induktionstechnik
Genaue Zielvorstellung
Selbsterfahrung
Geeignete Versuchsperson
Suggestibilität
Anamnese und Dokumentation
Leerhypnose
Feedbacksystem
Utilisieren
Offene Formulierungen
Induktion und Intensivierung
Mundöffnung
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Aus- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) e.V.
Ausbildung zur Hypnoseassistentin
Eine neue Art der Zusammenarbeit – Zahnärzte und Diplompsychologen
Kapitel 3
Behandlungsablauf
Konventioneller Behandlungsablauf
Vorgespräch und Anamnesebogen
Anamnese
Diagnose und Therapieplanung
Behandlungsablauf bei einem Hypnosepatienten
Vorgespräch/Aufklärung über Hypnose
Anamnese bei Hypnosepatienten
Unvorhergesehene Zwischenfälle, Abreaktion
Verhalten bei unvorhergesehenen Zwischenfällen
Bearbeitung traumatischer Erlebnisse
Behandlungsunterbrechung
Störungen während Hypnosebehandlungen
Beenden einer Hypnosebehandlung
Posthypnotische Suggestionen
Desuggestion
Wenn der Patient nicht zurückkommen will
Retrograde Amnesie
Verhalten nach der Hypnosebehandlung und Nachkontrolle
Dokumentation
Abrechnung von Hypnosebehandlungen
Kapitel 4
Induktion und Vertiefung
Entspannungstechniken mithilfe von Tonträgern
Musik über Kopfhörer
Besprochene CDs mit Hintergrundmusik
Individuell besprochene Tonträger
Direkte (klassische) Induktionstechniken
Fixationstechniken
Turboinduktion
Zählmethoden
Das Jacobson-Training
Indirekte (moderne) Induktionstechniken
Metaphern
Einstreutechnik
Doppelinduktion
Konfusionstechniken
Vertiefungstechniken
Fraktionierung
Wechsel in einen anderen VAKO-Bereich
Direkte Suggestionen
Nutzung hypnotischer Phänomene
Monotonie
Negationen
Vergrößerung/Verkleinerung
Dissoziation
Konfusion
Anker
Schematischer Verlauf einer Hypnose
Die Aktiv-Anästhesie-Hypnose
Die Drei-Worte-Induktion
Theorie und hypnosetherapeutischer Hintergrund
Ablauf
Aktivierung der Ressourcen-Situation
Kapitel 5
Therapie in Hypnose
Indikationen
Kontraindikationen
Showhypnose
Anwendung bei unzureichender Diagnostik
Anwendung im fachfremden Bereich
Anwendung durch unzureichend Ausgebildete
Anwendung bei unzureichenden Voraussetzungen
Therapieansätze
Ablenkung
Paradoxe Intervention und Symptomverschreibung
Anleitung zur Selbsthypnose
Direkter hypnotischer Befehl mithilfe von Suggestionen
Indirekte Hypnosetechnik
Verhaltenstraining mithilfe hypnotischer Verfahren
Hypnoanalyse
Voraussetzungen zur Ausübung von Hypnose
Ethische Richtlinien ISH
Hypnose in der Bundesrepublik Deutschland
Selbstprüfung
Antreiber
Durchführung der Supervision
Psychodiagnostik für Zahnärzte
Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen
Persönlichkeits- und Verhaltensstörugen
Affektive Störungen
Schizophrenie und wahnhafte Störungen
Kapitel 6
Das Neurolinguistische Programmieren (NLP)
Grundlagen
Begriffsdefinition
Vorannahmen
NLP-Therapie
Kurzintervention
Reframing
Der Zielrahmen
Stuck State und Separator State
Kalibrieren
Fragetechnik
Das Milton-Modell
Kapitel 7
Spezielle Anwendungsbereiche der Hypnose
Behandlung von Kindern
Entwicklungspsychologische Betrachtungen
Rapport, Rapport, Rapport!
Induktionstechniken bei der Behandlung von Kindern
Adressen für Utensilien für die Kinderbehandlung
Anamnesefragebogen für die Kinderbehandlung und Vorbereitungsanweisung für die Eltern
Informationsblatt für Begleitpersonen von Kindern bei der Zahnbehandlung
Behandlung mit oder ohne Spritze?
Behandlungsunwillige (interessante) Kinder
Habits
Beispiel Daumenlutschen
Selbstbeobachtung
Hypnotische Suggestion
Die Angst vor der Zahnbehandlung
Begriff und Funktion
Ursachen von Zahnbehandlungsängsten
Psychovegetative Erscheinungsformen bei Angst
Angstauslöser
Angstabbau in der Zahnarztpraxis
Möglichkeiten der Angsttherapie
Behandlungsablauf bei Angstpatienten
Midazolam (Dormicum) als Hilfsmittel bei der Angstbehandlung
Vollnarkose
Natürliche Selbsthilfe und Selbstorganisation
Stress und Burn-out
Wie unterbreche ich den Teufelskreis Stressspirale?
Selbsthypnose und wozu ist sie gut?
Woran merkt man, dass man in Trance ist oder war?
Selbsthypnose mit CDs
Geeignete Hypnose-CDs
Kontraindikationen – Wann Sie Hypnose-CDs nicht anwenden sollten
Würgereiz
Ablenkung
Anleitung zur Selbsthypnose
Schrittweises Verhaltenstraining
Hypnose-Induktion mit Anästhesie des Mundbereiches
Hypnoanalyse
NLP-Six-Step-Reframing
Kreislaufprobleme
Kollaps
Schmerz
Hypnotherapie bei akuten Schmerzen
Hypnotherapie bei chronischen Schmerzen
CMD und Hypnose
Die Systematik der CMD-Therapie unter Einsatz von Suggestion, Entspannung und Hypnose
Der komplexe CMD-Fall
Therapie bei komplexen Fällen
Zusammenfassung der Therapie von CMD
Hypertonie
Aphten und Ulzera
Warzen
Krebs
Prothesenunverträglichkeit
Bissnahme
Tinnitus
Diagnostik
Therapie
Raucherentwöhnung mit Hypnose
Tonträgertranskripte
Hypnose während der ersten Behandlung
Hypnose während der zweiten Behandlung
Ablauf einer Doppelinduktion
Anhang
Formulare
Einverständniserklärung
Formular Honorarvereinbarung Hypnosetherapie
Absagebrief
Beispiele für Hypnose-CDs
Zahnärztliche Hypnose
Selbsthypnose und mentales Training
Musik und Entspannung
Adressen der Regionalstellen der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) e.V.
Literaturverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Kurzer Überblick
über die Entwicklung der Hypnose
Die Entwicklung der klinischen Hypnose hätte sicher einen anderen Verlauf genommen, wären nicht Mitte des 19. Jahrhunderts, gerade als einige Ärzte beeindruckende Operationserfolge mit Hypnose vorzuweisen hatten, die chemischen Anästhetika erfunden worden. So wurden die Behandlungserfolge des Augenarztes James Braid (1795–1860), der als erster die Bezeichnung „Hypnose“ (griech.: Schlaf) für die von seinen Vorgängern herbeigeführten Trancezustände prägte, viele Jahre ignoriert. Nicht besser ist es dem Chirurgen James Esdaile (1808–1859) ergangen, der in Indien zahlreiche Patienten unter Hypnoseeinwirkung operiert hat. Neben rund tausend kleineren Operationen hat er etwa 300 große chirurgische Eingriffe durchgeführt, darunter 19 Amputationen. Zu Esdailes Popularität in Indien trug jedoch nicht allein seine schmerzarme Operationsmethode bei, sondern auch die Tatsache, dass die Sterblichkeitsrate unter den hypnotisierten Patienten sank, bei Hodenoperationen beispielsweise von 50 auf 5%. Als Esdaile 1852 seine Arbeit in Schottland weiterführen wollte, wurde sie von seinen Kollegen abgelehnt.
Abgesehen von der schnellen Verbreitung der chemischen Narkosemittel verhinderte lange Zeit das Odium der Quacksalberei und der Scharlatanerie, das den hypnotischen Behandlungsformen anhaftete, ihre Anerkennung durch die Schulmedizin. Deutlich hat das Franz Anton Mesmer (1734–1815) zu spüren bekommen, der im Laufe seines langen Lebens mit der von ihm entwickelten magnetischen Heilmethode Aufsehen erregende Erfolge erzielte. Mesmer, der sich nach einem Medizinstudium gründlich mit Geologie, Physik, Chemie, Philosophie und Musik beschäftigt hatte, war vom Vorhandensein einer magnetischen Lebensenergie überzeugt. Mesmer nahm an, dass das Verteilungsverhältnis dieser Energie über Krankheit oder Gesundheit bestimmte. Ist beispielsweise diese Energie bei einem Menschen ungleichmäßig verteilt, so ist er krank; ist sie gleichmäßig verteilt, so ist er gesund.
Auf dem Höhepunkt seiner Popularität behandelte Mesmer seine Patientinnen und Patienten nicht mehr einzeln, sondern in Gruppen und verstärkte damit möglicherweise die hypnotische Wirkung seiner Behandlung. Hinzu kam der musiktherapeutische Effekt der Glasharmonika, mit deren Spiel Mesmer die Gruppensitzungen begleitete. Die Magnete, die Mesmer anfangs noch zur Therapie benutzte, ließ er später weg und behandelte nur mit magnetischen Strichen, den so genannten Mesmer’schen-Passes. Diese Striche wurden von oben nach unten ausgeführt, wobei die linke Hand des Magnetiseurs über die rechte Körperseite des Patienten strich und dem entsprechend die rechte Hand über die linke Seite.
Eine ähnliche Heilmethode hatte schon rund 250 Jahre zuvor der Arzt Paracelsus (1493–1541) angewandt. Auch er glaubte an die Existenz magnetischer Körperkräfte, aktivierte diese jedoch nicht mit Strichen, sondern durch Handauflegen.
Mesmers große therapeutische Erfolge führten in Wissenschaftskreisen zu Missgunst und Neid. Schließlich setzte der König von Frankreich eine wissenschaftliche Kommission ein, um die Wirkung des Magnetismus zu überprüfen. Benjamin Franklin, ein amerikanischer Gesandter, der gerade in Paris weilte, wurde in die Kommission berufen. Die zentrale Frage, der die Kommission nachging, war, ob es so etwas wie ein magnetisches Fluidum gebe oder ob alles nur auf Vorstellung beruhe. Die Kommission fand heraus, dass Frauen, wenn sie nur den Mesmeristen sahen, genau beschreiben konnten, wie sie das magnetische Fluidum spürten. Als man dann die Versuchsreihe änderte und man den Frauen sagte, dass hinter einem Vorhang im Nachbarzimmer entweder ein Mesmerist stand oder nicht, so waren die Ergebnisse nicht eindeutig. Immer dann, wenn die Frauen dachten, dass dort ein Mesmerist stand, der sie mesmerisiert, kam es zu positiven Ergebnissen, unabhängig davon, ob tatsächlich dort ein Mesmerist stand oder nicht. So kam die Kommission zu dem zwingenden Schluss, dass es wohl die Vorstellungskraft der Versuchsperson sei, die solch starke Wirkungen erreichte und nicht das Fluidum (Brody 2002). Dass Mesmers Therapieerfolge nicht – wie er selbst glaubte – von speziellen magnetischen Kräften herrührten, sondern im Wesentlichen auf Suggestionen beruhten, zeigte sich auch anhand der Arbeitsweise eines seiner Schüler, des Marquis de Puységur (1751–1825). Nachdem er seine Patienten – hauptsächlich Bauern aus der Umgebung seines Landgutes – nach der Mesmer’schen Methode in hypnotische Trance versetzt hatte, suggerierte er ihnen das Behandlungsziel, beispielsweise Schmerzfreiheit – und hatte Erfolg. Den Menschen, die daraufhin scharenweise zu dem Marquis strömten, um Linderung oder Heilung ihrer Gebrechen zu erlangen, war es gleichgültig, dass er kein ausgebildeter Arzt war: Hauptsache er konnte helfen. Von den rund 5000 Patienten des Marquis sollen nur wenige vergeblich den Weg ins Château de Puységur gemacht haben.
Der Abbé de Faria (1755–1819), ein Zeitgenosse des Marquis, bezeichnete die Suggestion ausdrücklich als einen Bestandteil der Hypnose und sicherte sich so in der Hypnosegeschichte seinen Ruf als Begründer der modernen Suggestionstheorie. Die wichtigste Voraussetzung für das Zustandekommen eines hypnotischen Zustandes lag seiner Ansicht nach jedoch in der Konzentration der hypnotisierten Person. Dementsprechend schwächte er die Rolle des Hypnotiseurs und rückte die aktive Mitarbeit der Hypnotisanden in den Vordergrund. Dies waren erste Ansätze zur Autosuggestion, wie sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von dem Apotheker Emil Coué systematisch in der Therapie eingesetzt wurden.
Während im 19. Jahrhundert britische Ärzte die Hypnose hauptsächlich zur Narkotisierung bei chirurgischen Eingriffen einsetzten – neben den Ärzten Esdaile und Braid arbeitete auch John Elliotson (1791–1868) auf diesem Gebiet – wendeten Ärzte in Frankreich die Hypnose vor allem zur Behandlung psychischer Leiden an. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Pariser Neurologen Jean Martin Charcot (1825–1893) und den beiden Ärzten Liébeault und Bernheim, die die so genannte Schule von Nancy repräsentierten. Im Gegensatz zu Charcot, der die Hypnose als pathologischen, experimentell herbeigeführten Zustand bezeichnete, begriffen Auguste Liébeault und Hippolyte Bernheim die Hypnose als Funktion des normalen Verhaltens. Unterstützung bekamen die beiden Wissenschaftler, deren Konzept zu Suggestionstheorie im Großen und Ganzen noch heute gültig ist, aus Russland: Iwan Pawlow (1849–1936) war durch seine Experimente ebenfalls zu dem Schluss gelangt, dass Hypnose und Suggestion normale Lebensvorgänge seien.
So war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Weg frei für eine wissenschaftlich begründete Hypnose, ein Weg, den die Menschheit sich von Anbeginn gebahnt hat. Denn Hypnose lässt sich als Beschwörungs- und Heilungsritual zu allen Zeiten und in den verschiedensten Kulturen nachweisen. Magisch-suggestive Praktiken dienten vor 500.000 Jahren den Menschen zur Bewältigung der Urangst. Die Medizinmänner beherrschten die therapeutisch wirksame Kunst der Suggestion, mit deren Hilfe sie bestimmte physische und psychische Reaktionen hervorrufen konnten. Babylonische Arztpriester und ägyptische Zukunftsdeuter bedienten sich um 5000 v. Chr. nahezu identischer hypnotischer Techniken, die einen zum Heilen von Krankheiten, die anderen zur Austreibung von Dämonen. Asiatische Versenkungsmethoden durch Autosuggestion, wie beispielsweise Yoga, werden seit etwa dreieinhalb Jahrtausenden ausgeübt.
Das älteste Kulturvolk, die Sumerer, kannte bereits den so genannten Heilschlaf, ebenso wie später die Griechen und Römer. In den Tempelstätten des Asklepios (röm.: Äsculapius) legten sich die Heilungssuchenden nach verschiedenen rituellen Vorbereitungen zum Heilschlaf nieder. Über verborgene Schalltrichter boten die Tempelpriester Suggestionen an, die von den Patienten als Anweisungen des Gottes interpretiert wurden. Der griechisch-römische Arzt Galen (129–199 n. Chr.) variierte die Heilschlaf-Methode, indem er seinen Patienten die Trauminhalte in einer Art Präschlafsuggestion vorschrieb.
Die Priester des Asklepioskultes wurden im frühen Mittelalter abgelöst von Mönchen, welche die Erfolge der Hypnotherapie der jungen Christenheit ebenfalls mit übernatürlichen Phänomenen – Wunderheilung – erklärten. Und die Teufelsaustreibungen der Klosterbrüder ähnelten häufig den exorzistisch-suggestiven Methoden der Ägypter.
Mit Paracelsus von Hohenheim, der seine ärztliche Kunst u. a. auf magnetische Kräfte zurückführte, schließt sich die Lücke zwischen Mittelalter und Neuzeit.
Das Interesse, das sowohl Fachleute als auch Laien der Hypnose gegenwärtig entgegenbringen, lässt auf eine neue Hoch-Zeit dieser Therapiemethode schließen. Seit der Einführung des autogenen Trainings durch Johannes Heinrich Schultz (1884–1970) setzt sich der positive Trend in der Hypnosepraxis und- forschung fort. Mit Milton H. Erickson (1901–1980) erreichte sie einen vorläufigen Höhepunkt. Auf Ericksons Initiative wurde die Amerikanische Gesellschaft für Klinische Hypnose gegründet. Zudem war der amerikanische „Hypnose-Papst“, der an die 30.000 Patientinnen und Patienten hypnotisiert hat, zehn Jahre lang Herausgeber des „American Journal of Clinical Hypnosis“.
Hypnose in der Zahnarztpraxis
Unser gemeinsames Ziel ist es, gute Zahnheilkunde zu praktizieren. Und wir müssen uns auf diesem Weg mit vielfältigen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Einer unserer Hauptstressfaktoren dabei ist das Arbeiten mit Patienten, die sich offen oder auch unbewusst gegen die Zahnbehandlung wehren. Wir sind den ganzen Tag über mit dem (non-)verbalen Vorwurf des Ertragens und der Angst unserer Patienten konfrontiert.
Hier bewährt sich die Hypnose als Methode zur Anleitung des Patienten zur Entspannung. Der Patient lernt, die Zahnarztbehandlung entspannt zu erleben, und er nimmt diese Situation als weniger beschwerlich, angstauslösend und schmerzbereitend wahr.
Die Behandlung eines völlig entspannten, mit geschlossenen Augen daliegenden Patienten ermöglicht die volle Konzentration auf die zahnärztliche Tätigkeit. Durch die angenehme Erfahrung einer entspannten Behandlung verstärken sich das Vertrauen und die Mitarbeit (Compliance) des Patienten. Dies wiederum erleichtert den zahnärztlichen Alltag und schützt vor Stress.
Mein Interesse für die Hypnose entstand bald nach meiner Niederlassung: Scheinbar alle “Zeitdiebe, Koryphäenkiller und Wanderpokale” Stuttgarts stellten sich bei uns ein und wir hatten überwiegend „Sprech“-Stunde. So suchte ich nach einer Möglichkeit, gleichzeitig dem Patienten wirklich helfen zu können und sein Bedürfnis, immer wieder seine Leiden darzustellen, nutzbar zu machen.
Durch das Angebot einer Hypnosetherapie konnte das Bedürfnis nach Zuwendung und Aussprache, das hinter den meisten nicht schulmedizinisch therapierbaren Beschwerden steht, zufrieden gestellt und außerhalb der regulären Sprechstunde verlegt werden. Patienten, die diese Möglichkeit ablehnen und lieber die zehnte Version einer Aufbissschiene haben wollen, können so rechtzeitig erkannt werden.
Tabelle 1 Indikationen und Anwendungsfelder für zahnärztliche Hypnose
Indikation | Zweck |
A – täglich vorkommende Indikationen | |
Entspannung | lockere Muskulatur, geringere |
Empfindlichkeit | |
Angstabbau | Verbesserung der Zusammenarbeit |
Kinderbehandlung | Verbesserung der Zusammenarbeit |
posthypnotischer | Verbesserung des Heilungsverlaufs, |
Auftrag | Verbesserung der Mundhygiene |
Langzeitbehandlung | weniger Anästhesie, weniger Stress |
Blutungskontrolle | längere Wirkdauer, bessere Übersicht |
Analgesie | weniger Anästhesie, geringere Schwellung |
Selbsthypnose | Entspannung, Konzentration und |
Erholung für das zahnärztliche Team | |
B – wöchentlich vorkommende Indikationen | |
Spritzenangst | Toleranz von Injektionen |
Anästhesie | Behandlung ohne Injektion |
Bissnahme | entspannte Kieferrelationsbestimmung |
Myoarthropathie | Behandlung des psychischen |
Hintergrundes der Erkrankung | |
Bruxismus | Entspannung, Erarbeiten von Alternativen |
C – monatlich vorkommende Indikationen | |
Zahnbehandlungsphobie | normale zahnärztliche Behandlung |
Würgereizkontrolle | normale zahnärztliche Behandlung |
Atmungskontrolle | Asthmaanfall, Engegefühl behandeln |
Kreislaufkontrolle | normale zahnärztliche Behandlung |
Habitkontrolle | z. B. Schlucktraining, Daumenlutschen abstellen |
D – selten vorkommende Indikationen | |
Parästhesien | Abstellen von z. B. Zungenbrennen |
Prothesen- | Abstellen von psychogener |
unverträglichkeit | Aversion gegen Prothesen |
Chronischer | Bewältigungsstrategien |
Gesichtsschmerz | für den Umgang mit chronischen |
Schmerzen entwickeln | |
Schleimhauterkrankungen | Aphten, Ulcera, Warzen behandeln |
Tumore, Immunstörungen | Abwehrsystem stärken, Schmerzlinderung |
Heute setze ich Hypnose ständig und in den verschiedensten Anwendungsbereichen ein.
Wenn nun die Hypnose so vielfältig eingesetzt werden kann, warum wird sie dann bei uns so wenig angewendet?
Hypnose bedeutet für die meisten Mitmenschen auch heute noch ein Reizwort, bei dem Assoziationen wie Macht über andere, Ausgeliefertsein und unseriöses Handeln in den Sinn kommen. Hypnose wird in der Öffentlichkeit bei uns als magische, unseriöse Manipulationsmethode dargestellt.
Tatsächlich aber versteht man unter Hypnose das Herbeiführen (Induzieren) von Trance-Zuständen. Diese Trance-Zustände nutzen wir, um den Patienten in einen veränderten Bewusstseinszustand zu führen, in dem er andere, neue Möglichkeiten findet, sein Problem zu lösen.
„Hypnose ist als ein imaginatives Therapieverfahren zu verstehen, bei dem es auf die Vorstellungsfähigkeit und -bereitschaft des Patienten ankommt. Er hat stets Einsicht in sein Verhalten und bestimmt das Geschehen innerhalb der Kommunikation durchaus mit (...) “ (Kossak 1989, S. 11). Aus dieser Definition geht deutlich hervor, dass Hypnose als Methode zum Erreichen eines Trance-Zustandes nicht nur abhängt von der Tätigkeit des Hypnotiseurs, Trance zu induzieren, sondern ebenso von der Fähigkeit und Bereitschaft des Patienten, sich zu entspannen und sich in Trance zu begeben. Kein rhetorisch noch so versierter Hypnotiseur wird bei einem Patienten Trance induzieren können, wenn der Patient dazu nicht bereit ist.
Tabelle 2 Zeitbedarf bei der Anwendung zahnärztlicher Hypnose
A | (täglich vorkommende Indikationen) Wird in die normale Behandlung integriert, oft ohne spezielle Induktion, spart Zeit und Stress. |
B | (wöchentlich vorkommende Indikationen) Benötigt extra Zeit während der Praxis, mit spezieller Induktion, braucht zehn bis sechzig Minuten Zeitaufwand. |
C | (monatlich vorkommende Indikationen) Benötigt extra Sitzung außerhalb der Praxiszeit, mit spezieller Anamnese und Induktion, braucht eine bis drei Sitzungen mit je ca. 45 Minuten. |
D | (selten vorkommende Indikationen) Benötigt mehrere Sitzungen außerhalb der Praxiszeit mit spezieller Anamnese, Induktion und Übungsanleitung, braucht eine bis zehn Sitzungen mit je ca. 45 Min. |
Die Bereitschaft des Patienten zur Entspannung ist zum einen abhängig von den Einstellungen des Patienten zur Hypnose, zum anderen in großem Maße von seiner Beziehung zum Hypnotiseur: Vertrauen zum Arzt, in seine fachlichen und menschlichen Kompetenzen, ist unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen der Hypnosebehandlung.
Neben diesem Hauptproblem – Hypnose wird oft fälschlicherweise von Behandler- und Patientenseite als Manipulation aufgefasst – erfordert die Anwendung von Hypnose in der Zahnarztpraxis Zeit. Zeit, diese neue Technik zu lernen, Zeit seine Behandlungsstrategien als Zahnarzt zu überdenken und zu verändern und Zeit, um die neue Technik mit den verschiedenen Patienten anzuwenden.
Das Vorgespräch, die Induktion, das schonende Vorgehen und die Rückkehrphase benötigen einen etwas erhöhten Zeitaufwand gegenüber einer zahnärztlichen Routinebehandlung. Da im Zustand der Hypnose aber schnell und ohne Unterbrechungen gearbeitet werden kann, gleicht sich der anfängliche Zeitaufwand bald wieder aus. Praxen, die routinemäßig Hypnose einsetzen, sparen mit dieser Methode Zeit.
Den anfänglichen Zeitaufwand bekommt man durch den Einsatz von CDs, durch die Mitarbeit aller Helferinnen in diesem Bereich, sowie durch den Einsatz einer Hypnoseassistentin (Schmierer, G. 1988) für lang andauernde Problemstellungen in den Griff.
Besonders durch das Delegieren von Teilen der zeitintensiven Behandlungsabschnitte an eine Hypnoseassistentin lässt sich der Zeitbedarf für den Behandler an eine Routinebehandlung annähern.
Bereits im Rahmen der Mundhygienevorbehandlung wird der Patient beiläufig über seine Vorstellungen bzw. Ängste gegenüber der Zahnbehandlung befragt und es werden ihm die verschiedenen Möglichkeiten, die Behandlung angenehmer zu erleben, dargestellt.
Patienten, die zu uns mit der Bitte um Behandlung in Hypnose überwiesen werden, werden von der Hypnoseassistentin in einem Vorgespräch informiert, sie erhebt die für die Hypnose erforderliche Anamnese und sie beseitigt Vorurteile.
Die Hypnoseassistentin führt Suggestibilitätstests (Prüfen der Hypnotisierbarkeit) durch und unterrichtet den Patienten in Selbsthypnose. Dadurch reduziert sich der erforderliche Zeitaufwand für den Zahnarzt auf ein Minimum.
Tabelle 3 Vorteile einer Zahnbehandlung „ohne Spritze“
1. | der Patient lernt Schmerzkontrolle |
2. | Entspannung während des Eingriffs |
3. | geringere Gewebetraumatisierung |
4. | Schutz vor Verletzungen (z. B. N. mentalis) |
5. | weniger Nachbeschwerden |
6. | geringere Schwellung |
7. | raschere Heilung |
8. | Durchblutungssteuerung während des Eingriffs |
9. | Sensibilität und Funktion sind nach dem Eingriff intakt |
10. | Möglichkeit der Zeitverzerrung |
11. | Möglichkeit der retrograden Amnesie |
Dieser auf den ersten Blick erhöhte Aufwand (an Zeit und Zuwendung) „rentiert sich“, wenn z. B. ein Patient mit Zahnarztangst oder Würgereiz nach der Hypnosetherapie vollkommen normal und ohne erhöhten Zeitaufwand behandelt werden kann. Die erhöhte Compliance verbessert die Behandlungsbereitschaft und damit die Motivation des Praxisteams, sie reduziert Auseinandersetzungen und Ärger.
Selbst eine Zahnbehandlung „ohne Spritze“, die meistens zeitaufwändiger ist als die Routinebehandlung mit Anästhesie, bietet viele Vorteile.
zu 1. | Einmal erlernt der Patient durch die Behandlung ohne Spritze eine neue Möglichkeit, mit Schmerzen umzugehen. Es ist heutzutage ja weit verbreitet, dass jeglicher Schmerz sofort durch Pharmaprodukte betäubt wird. Aber es gibt inzwischen doch eine zunehmende Anzahl von Menschen, die gerade in diesem Bereich etwas lernen wollen: Menschen, die das Bedürfnis haben, selbst nicht-medikamentöse Schmerzkontrolle anwenden zu können. |
zu 2. | Ein Patient, der in Hypnose behandelt wird, ist während des Eingriffes vollkommen entspannt, er lässt seinen gesamten Körper passiv, seine Wange und seine Zunge sind locker, d. h. er gibt dem Zug der Halteinstrumente nach. So müssen wir weniger Kraft aufwenden, um z. B. den Mundwinkel abzuhalten. |
zu 3. | Durch diese Entspannung des Patienten kommt es in einem geringeren Maße zur Gewebetraumatisierung, d. h. wir haben ganz selten eingerissene Mundwinkel oder Verletzungen der Weichteile, die ja zumeist aus Abwehr- und Anspannungsreaktionen des Patienten resultieren. |
zu 4. | Ein für mich recht wichtiger Aspekt der Behandlung ohne Spritze ist, dass es nicht zu unbeabsichtigten Verletzungen kommen kann. Der Patient entwickelt zwar unter Hypnose eine vollständige Anästhesie, z. B. im Unterkiefer rechts bei der Entfernung eines Weisheitszahnes, aber er meldet sich durch Unruhe, durch ein kleines Zeichen von Unwohlsein, wenn z. B. die Helferin auf der anderen Seite aus Versehen die Wange mit dem Sauger einklemmt. Da weiß der Patient: Das ist ein Schmerz, der nicht sein muss, und er reagiert automatisch mit Unruhe. |
zu 5. | Die Patienten, die ohne Spritze behandelt wurden, haben alle übereinstimmend ausgesagt, dass sie keine Nachbeschwerden und fast keine Schwellungen hatten. Wir führen das Ausbleiben von Nachbeschwerden einmal auf die posthypnotische Suggestion des Patienten zurück. Zweitens müssen wir sehr schonend arbeiten, wenn sich der Patient in Trance befindet, weil er unbeabsichtigte Verletzungen nicht so leicht toleriert. |
zu 6. | Bei der pharmakologischen Anästhesie durch Injektion wird die lokale Durchblutung vorübergehend gestört. Der normale Abtransport des Wundsekretes ist dadurch nicht gegeben. Dagegen funktioniert ohne Anästhesie der kontinuierliche normale Wundsekretabtransport, d. h. dadurch kommt es nicht zu den sonst üblicherweise auftretenden Schwellungen. Wenn in Vollnarkose operiert wird, ist bekannt, dass postoperativ geringere Schwellungen und geringere Nachbeschwerden zu erwarten sind. |
zu 7. | Durch das geringere Trauma, durch die sofortige Durchblutung schon während des Eingriffes und durch das Ausbleiben der Schwellung hat man natürlich eine viel raschere und bessere Heilung. |
zu 8. | Während des Eingriffs können wir suggestiv die Durchblutung steuern. Wenn Sie selbst noch gar keine Erfahrung mit Hypnose haben, dann können Sie bei einer zu starken Blutung mit folgendem kleinem Experiment Ihre Suggestivwirkung testen: Bei dem nächsten operativen Eingriff, den Sie durchführen, geben Sie Ihren Patienten folgende Anweisung: „Stellen Sie die Durchblutung unten rechts jetzt ab!“ Und lassen Sie sich überraschen, so wie der Patient überrascht sein wird, was passiert. Sie gehen ja kein großes Risiko ein. Wenn es weiterblutet, dann haben Sie entweder selbst Zweifel gehabt und diese nonverbal übermittelt, oder Ihr Patient ist gering suggestibel. Wenn die Blutung nachlässt, werden Sie selbst am meisten verblüfft sein, dass so etwas funktionieren kann. Man kann eine solche überraschende Suggestion als eine „Konfusionsinduktion“ werten. Sie geben dem Patienten eine nicht erwartete und in diesem Fall sehr bestimmte plötzliche Suggestion aus heiterem Himmel. Er weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll und beginnt auf jeden Fall, in seinem Kopf darüber nachzudenken. Er könnte z. B. denken: „Ist der Zahnarzt denn verrückt, wenn er so etwas sagt. Wie soll ich das denn machen?“ Er geht auf einen inneren Suchprozess und beschäftigt sich mit dem Phänomen: „Ich soll in meinem rechten Unterkiefer die Durchblutung abstellen. Das geht doch gar nicht.“ Aber er denkt darüber nach. – Und wie die Blutungskontrolle tatsächlich funktioniert, das weiß bis heute kein Mensch. Dennoch funktioniert diese Technik sehr häufig und sehr schön. |
zu 9. | Sofort nach dem Eingriff sind die normale Funktion und die normale Sensibilität vorhanden. Als posthypnotische Aufforderung raten wir den Patienten, die Stelle, an der der Eingriff durchgeführt wurde, noch so lange unempfindlicher und kühl zu halten, bis die Heilung abgeschlossen sei. Die natürlichen Schutzreflexe seien dadurch aber nicht beeinträchtigt, sie seien vielmehr wichtig zur Schonung der Wunde während der Abheilphase. |
zu 10. | Viele Patienten, die wir in Hypnose behandeln, sind verblüfft, dass der Eingriff schon beendet ist. Manchmal fehlt ihnen jedes Zeitempfinden während der Operation. In einem Fall (bei einer operativen Entfernung von Zahn 49!) kam der Patient nur unwillig aus der Trance, weil er der Meinung war, wir hätten noch gar nicht angefangen. Auch bei lang andauernden Präparationssitzungen ist die scheinbare Zeitverkürzung für die Patienten sehr angenehm. |
zu 11. | Ein Teil der Hypnosepatienten zeigt während der Behandlung Zeichen von Schmerz, wie z. B. Anspannen der Muskulatur oder Stöhnen. Wir fragen in diesen Fällen mit Ja-/Nein Signalsystemen, wie Fingerzeichen oder Kopfnicken/Kopfschütteln, ob wir die Behandlung abbrechen sollen. Zur Sicherheit wird dann noch einmal nachgefragt, ob die Behandlung fortgesetzt werden soll. Häufig wünscht der Patient dann eine Fortsetzung der Behandlung ohne Anästhesie. Wir fordern ihn auf, noch tiefer zu gehen, wenn er weniger empfinden will. |
Erstaunlicherweise berichten diese Patienten dann nach der Behandlung, dass sie (fast) nichts gespürt hätten, dass vielleicht einmal etwas unangenehm gewesen sei, aber das hätten sie schon vergessen. Es ist also anzunehmen, dass ein Teil der Schmerzbewältigung auch über die retrograde Amnesie (Erinnerungslücke) abläuft.
Angesichts dieser Vorteile der Hypnose bei der Zahnarztbehandlung für den Patienten und den Behandler soll sich der Neuling aber vergegenwärtigen, dass die Behandlung in Hypnose an alle Beteiligten einen weitaus höheren Anspruch an Konzentrationsfähigkeit, an Sorgfalt und Einfühlungsvermögen stellt. Obwohl wir seit Jahren Behandlungen mit Hypnose durchführen, ist keine Routine möglich, jeder Patient benötigt eine auf ihn ausgerichtete Zuwendung.
Das Ziel unseres Buches ist es, Ihnen einen Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten der zahnärztlichen Hypnose zu geben und Vorurteile gegenüber dieser Methode abzubauen. Wir möchten Ihnen darstellen, wie Sie bereits Elemente der Hypnose in Ihrem Alltag verwenden und wie Sie diese, Ihre individuelle Art Ihre Patienten zu führen, noch effektiver und leichter einsetzen können.
Dazu möchten wir Sie anregen, hier vermittelte Erfahrungen mit suggestiver Kommunikation und Hypnose in Ihrer täglichen Praxis anzuwenden und sich so einen Eindruck von der Wirksamkeit suggestiver Kommunikationstechniken zu verschaffen.
Grundlagen der Hypnosetechnik
Suggestive Kommunikation
Das Grundprinzip moderner Hypnose beruht auf Kommunikationstechniken, die grundsätzlich in allen Bereichen, in denen ein Austausch zwischen Menschen betrieben wird, benutzt werden. So werden im Verkaufstraining, in Marketingseminaren und Kursen über Körpersprache, aber auch in psychotherapeutischen Seminaren, die Grundsätze des Begleitens und Führens gelehrt. Diese Grundsätze beruhen auf Ergebnissen der Verhaltensforschung, der Linguistik und der Neurologie.
Es wurde – vereinfacht gesagt – analysiert, welche Faktoren die Kommunikation zwischen Menschen positiv beeinflussen bzw. stören können. Es wurde der Versuch unternommen zu klären, weshalb sich manche Menschen auf Anhieb sympathisch finden und so eher bereit sind, Anregungen, Vorschläge, Ideen, d. h. Suggestionen des Anderen, positiv anzunehmen.
Diese Untersuchungen haben ergeben, dass am Beginn der Kommunikation ein gegenseitiges „Einschwingen“ der verschiedenen Signale stattfinden muss. So kommt es bei einer positiv verlaufenden Kommunikation, ohne dass sich die Partner dessen bewusst sind, alsbald zu einem Angleichen der Atmung, zu einer gewissen Ähnlichkeit der Körperhaltung und der Bewegungen sowie der Mimik. Auch die Sprache und der Tonfall passen sich an. Ausgesandte Signale (z. B. ein Lächeln) werden mit ähnlichen Signalen beantwortet.
Auch Sie bedienen sich dieser Kommunikationsregeln, wenn Sie z. B. einem Patienten während der Behandlung von Ihrem letzten Wochenende erzählen, als Sie beim Skifahren waren, und die wunderbare Bergwelt beschreiben, das Spiel von Sonne und Schatten, die kristallklare Winterluft, das Pfeifen des Windes, das Geräusch des knirschenden Schnees, das Wechselspiel zwischen Beschleunigung und Entlastung beim Schwingen. Damit haben Sie unbewusst eine perfekte Trance-Induktion gemacht! Sie konzentrieren den Patienten auf eine innere Vorstellungswelt, die ihn von der momentanen externen Situation Zahnbehandlung wegführt, hin zu einem (sofern er begeisterter Skifahrer ist) angenehmen, inneren Erleben.
Wenn es besonders geschickt gemacht wird, passen die Suggestionen genau zu dem, was gerade im Mund passiert:
So muss die Kälte des Saugers integriert sein, das wechselnde Körpergefühl von Druck und Entlastung, das wechselnde Geräusch von Turbine und Sauger sowie eventuelle kleine Unannehmlichkeiten, die man aber gleich wieder vergisst. In der Praxis begleiten und führen wir die Aufmerksamkeit unserer Patienten oftmals, ohne uns dieser Leistung bewusst zu sein. In diesem ersten Kapitel können Sie lernen, Ihre bewährten Fähigkeiten, Menschen in schwierigen Situationen beizustehen, noch effektiver einzusetzen. Es beschäftigt sich mit der wichtigsten Grundregel suggestiver Kommunikation: dem Begleiten und Führen (im Amerikanischen: pacing und leading).
Definition und Beschreibung von Pacing und Leading
Pacing heißt dem Patienten zu zeigen, dass man seine Reaktionen versteht und ihm diese als „Feedback“ widerspiegelt. Das Gegenteil von Begleiten bzw. Pacing wäre ein herablassendes Schulterklopfen mit der Bemerkung: Ist doch alles gar nicht schlimm. Das vorsätzliche Ignorieren der Ängste des Patienten ist eine leider häufig geübte zahnärztliche Reaktion, die aber von allen Patienten als negativ empfunden wird. Damit kann man sich als Zahnarzt vielleicht die Angst des Patienten vom Leibe halten, unbewusst müssen wir jedoch all diese verdrängten Ängste und Aggressionen hinnehmen und verarbeiten.
Der Sinn des Pacings ist also eine nonverbale Bestandsaufnahme und Widerspiegelung des Ist-Zustandes. Dadurch signalisieren wir dem Patienten unsere Anteilnahme und unser Patient fühlt sich angenommen und verstanden. Damit ist die Voraussetzung für das Leading (Führen) geschaffen. Nur so akzeptiert der Patient unsere Führung in dieser Situation und nimmt die Anregungen und Hilfen, die wir ihm anbieten, auch an. Mit Pacing werden das Interesse und die Bereitschaft des Patienten, sich führen zu lassen, geweckt. Mit Leading werden ihm Angebote gemacht, sich in eine bestimmte Richtung (z. B. Entspannung) zu verändern. Die Technik des Pacings und Leadings kann man in der nonverbalen und der verbalen Kommunikation verwenden.
Abb. 1.1 Atmungspacing: Der Atemrhythmus der sitzenden Person wird zurückgespiegelt.
Pacing nonverbal
Übung:
Für diese Vorübung brauchen Sie einen Partner/eine Partnerin. Der Partner, der die Patientenrolle übernimmt, wird A genannt, der Behandler wird B genannt.
A kann sich bequem hinsetzen oder auch hinlegen. B stellt oder setzt sich neben A und legt seine Hände auf die Schultern von A.
Die Hände von B sollen so auf den Schultern aufliegen, dass B die Atmung von A fühlen kann, ohne A dabei zu stören.