KARIBIK
Auf der Suche nach Stachelrochen vor Grand Cayman Island
Geschmückt mit Tabakblättern wird die Nacht während des Karnevals in Gosier auf Guadeloupe durchgetanzt
INHALT
KARIBIK
KARIBIK
mit Farbcodierung
RÜCKSICHTSVOLL REISEN
ÜBER DIE AUTOR UND DEN FOTOGRAFEN
TOP 10 TIPPS
TOP 5 FOTO-TIPPS
DIE REISE PLANEN
GESCHICHTE & KULTUR
Die Karibik heute
Geschichte & Kultur
Special: Essen & Trinken
JAMAIKA
Special: Der Rastakult
Autotour: Mandeville-Rundtour
CAYMAN ISLANDS
Special: Korallenriffe in der Karibik
TURKS & CAICOS ISLANDS
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Spaziergang durch das Kolonialviertel
PUERTO RICO
Spaziergang durch Old San Juan
Special: Kreuzfahrten
Autotour: Die Panoramaroute
JUNGFERNINSELN
KARIBISCHE NIEDERLANDE & ARUBA
INSELN UNTER DEM WINDE
FRANZÖSISCHE ANTILLEN
Special: Sklaverei
Autotour durch den Norden von Basse-Terre
Autotour durch die Pitons du Carbet nach St-Pierre
INSELN ÜBER DEM WINDE
BARBADOS
Special: Zucker
TRINIDAD & TOBAGO
Special: Kricket in der Karibik
REISEINFORMATIONEN
Hotels & Restaurants
Einkaufen
Sport & Aktivitäten
REGISTER
BILDNACHWEIS
IMPRESSUM
Skyline von San Juan, Puerto Rico
RUNDGANGS- & AUSFLUGSKARTEN
Sehenswürdigkeit |
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Empfohlene Laufrichtung |
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Beschriebene Sehenswürdigkeit |
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Vorgeschlagener Rundgang |
Rundgang San Juan, Puerto Rico
ÜBERSICHTSKARTEN
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Ausgangspunkt Fußweg/Rundfahrt |
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Öffnungszeiten, günstige Zeiten (Rundgänge, Fahrten) |
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Eintritt von $ (unter 2 $) bis $$$$$ (über 25 $) |
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Pool im Haus |
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Fitnessclub |
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Kreditkarten |
RÜCKSICHTSVOLL REISEN
Umsichtige Urlauber brechen voller Neugierde auf und kehren reich an Erfahrungen nach Hause zurück. Wer dabei rücksichtsvoll reist, kann seinen Teil zum Schutz der Tierwelt, zur Bewahrung historischer Stätten und zur Bereicherung der Kultur vor Ort beitragen. Und er wird selbst reich beschenkt mit unvergesslichen Erlebnissen.
Möchten nicht auch Sie verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll reisen? Dann sollten Sie folgende Hinweise beachten:
Vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit einen Einfluss auf die Orte ausübt, die Sie besuchen.
Verwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nur auf eine Weise, die dazu beiträgt, den ursprünglichen Charakter eines Ortes zu bewahren.
Entwickeln Sie ein Gespür für die ganz besondere Natur und das kulturelle Erbe Ihres Urlaubslandes.
Respektieren Sie die heimischen Bräuche und Traditionen.
Zeigen Sie den Einheimischen ruhig, wie sehr Sie das, was den besonderen Reiz ihres Landes ausmacht, zu schätzen wissen: die Natur und die Landschaft, Musik, typische Gerichte, historische Dörfer oder Bauwerke.
Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Geldbeutel Einfluss zu nehmen: Unterstützen Sie möglichst solche Einrichtungen oder Personen, die sich um die Bewahrung des Typischen und Althergebrachten bemühen. Entscheiden Sie sich für Läden, Restaurants, Gaststätten oder Reiseanbieter, denen offensichtlich an der Bewahrung ihrer Heimat gelegen ist. Und meiden Sie Geschäfte, die den Charakter eines Ortes stören.
Wer auf diese Weise reist, hat mehr von seinem Urlaub, und er kann sicher sein, dass er seinen Teil zum Erhalt und zur Verbesserung eines Ortes oder einer Landschaft beigetragen hat.
Diese Art des Reisens gilt als zeitgemäße Form eines sanften, auf Nachhaltigkeit bedachten Tourismus. NATIONAL GEOGRAPHIC verwendet dafür auch den Begriff des »Geo-Tourismus«. Gemeint ist damit ein Tourismus, der den Charakter eines Ortes – seine Umwelt, seine Kultur, seine natürliche Schönheit und das Wohlergehen seiner Bewohner – nicht aus den Augen verliert. Weitere Informationen zum Thema gibt es im National Geographic’s Center for Sustainable Destinations unter www.nationalgeographic.com/travel/sustainable
ÜBER DIE AUTOREN UND DEN FOTOGRAFEN
Emma Stanford lebte in Australien, Frankreich und Großbritannien; seit 30 Jahren arbeitet sie als Reiseschriftstellerin. Sie hat mehr als drei Dutzend Reiseführer zu Zielen in Europa und Nordamerika geschrieben, außerdem eine Zusammenstellung von Kreuzfahrten in die Karibik verfasst und einen Motorradreiseführer herausgegeben. Ihre Zeitungsartikel behandelten so aufregende und vielfältige Themen wie Kit-Car-Rennen durch die Sahara, eine Reise durch den Hindukusch zu Pferd und eine Mountainbike-Tour durch Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela. Stanford überarbeitete den Text und schrieb neue Kastentexte für die vorliegende Ausgabe dieses Reiseführers.
Nick Hanna ist seit 30 Jahren hauptberuflich Autor von Reiseführern und Fotograf. Er schreibt Artikel für die Reisejournale zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland und hat bereits neun Reiseführer veröffentlicht, darunter einen über die 200 schönsten tropischen Strände der Welt. Er ist Mitautor eines Bandes über den Schutz von Korallenriffen und publiziert regelmäßig Texte zum Thema Unterwasserwelt und Tauchen.
Der Fotograf Matt Propert lebt in Washington, D. C. Seine Arbeiten erschienen in vielen Publikationen weltweit und wurden auch in Einzelausstellungen gezeigt. Für die National Geographic Society hat Propert außer der Karibik auch Miami und die Florida Keys sowie weite Teile Italiens fotografiert.
Schöne typische Straße in San Juan, Puerto Rico
TIPPS DER NATIONAL GEOGRAPHIC REISEEXPERTEN
ZEHN SPOTS, DIE SIE NICHT VERPASSEN DÜRFEN
El Morro
(Puerto Rico)
Puerto Rico hat eine Menge zu bieten: Traumstrände, tropischen Regenwald und eine Panorama-Autoroute durch einige der schönsten Landschaften. Doch die meistbesuchte Sehenswürdigkeit liegt wenig einladend auf Felsen am nordwestlichen Ende der Altstadt von San Juan: die trutzige Festung Castillo de San Felipe del Morro, kurz El Morro genannt. Eine Verteidigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, an der 1595 selbst der berühmte Sir Francis Drake scheiterte. (S. 146 ff.)
Die Festung El Morro
Inselhüpfen
(Jungferninseln)
Mehr als 100 Jungferninseln soll es in der nordöstlichen Karibik geben und nur einige der fruchtbarsten und grünsten sind bewohnt. Wen es also im Urlaub nicht an einem Orte hält, der kann sich hier per Fähre, Flugzeug oder Segelschiff im Inselhüpfen üben. Auch wenn manche Eilande nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind: Durch ihre US-amerikanische, britische oder dänische Vergangenheit und Zugehörigkeit liegen oft Welten zwischen ihnen. (S. 170 ff.)
Inselhopping auf den Jungferninseln
Twin Pitons
(St. Lucia)
Die Insel besitzt mit La Soufrière einen Vulkan mit dampfenden Schwefelquellen und kochend heißen Schlammlöchern. Aber der steht ganz im Schatten der Pitons (»Gipfel«), zweier erkalteter Vulkankerne, 770 und 743 Meter hoch, einige Kilometer südlich der Hauptstadt Soufrière. Und die haben es nicht nur zu den bekanntesten Wahrzeichen St. Lucias, sondern, in stilisierter Form, sogar auf die Nationalflagge des Inselstaates gebracht. (S. 292 ff.)
Strandblick auf einen der Pitons
Bob Marley Museum
(Jamaika)
Fotografieren verboten – Erinnern erlaubt. Von 1975 bis zu seinem Tod 1981 hat der berühmteste ReggaeMusiker der Welt in der Hope Road Nummer 56 in Kingston gelebt und gearbeitet. Heute ist das Haus ein Museum, und die Reihe der Fans, die ihrem Idol hier nahe sein wollen, reißt nicht ab. Sogar die Hütte aus dem Armenviertel Trenchtown, in der Bob Marley einen Teil seiner Jugend verbrachte, wurde hier rekonstruiert. (S. 44 f.)
Bob Marley in den Straßen von Kingston
Ciudad Colonial
(Dominikanische Republik)
Sie umfaßt weniger als fünf Quadratkilometer – aber jede Menge Geschichte. Die Altstadt von Santo Domingo, am Westufer des Ozama-Flusses gelegen, ist die älteste permanent bewohnte europäische Ansiedlung in der Neuen Welt, gegründet von Bartolomeo Kolumbus, Bruder des großen Genueser Entdeckers. Den Besucher erwarten mehr als 300 historische Gebäude und Plätze – von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. (S. 116 ff.)
Kolumbus-Statue in Santo Domingo
Meerespark
(Saba)
Die Karibik ist ein Paradies für Schnorchler und Taucher; ihre Reviere sind legendär. 1987 wurde das Küstengewässer rund um Saba unter Schutz gestellt, eine überaus vielfältige Unterwasserlandschaft mit Korallenhainen, Schwammkolonien und Felsspalten, zwischen denen Rochen, Barsche, Makrelen und Schildkröten auf Jagd gehen. Wer hier untertaucht, hilft mit einer geringen Gebühr, diese Naturschönheit zu erhalten. (S. 201 ff.)
Schnorcheln in traumhafter Kulisse
Karneval
(Trinidad)
Katholische Siedler brachten den Karneval mit auf die Karibikinsel. Heute feiern die Einheimischen und die Gäste ausgelassen und in farbenfrohen Kostümen miteinander. In der Hauptstadt Port of Spain wird mit Calypso- und Steelband-Musik am »Dimanche Gras« (fetter Sonntag) und mit einem großen Umzug am Montag vor Aschermittwoch gefeiert. Höhepunkt ist am Faschingsdienstag die Parade der Bands auf der Queens Park Savannah. (S. 343)
Aufwendig verzierte Maske
Bibliothèque Schoelcher
(Martinique)
1889 wurde das Gebäude für die Pariser Weltausstellung entworfen, danach in Einzelteile zerlegt, in die Karibik verschifft und auf Martinique wieder aufgebaut. Heute ist in dem denkmalgeschützten Haus die öffentliche Bibliothek der Inselhauptstadt Fort-de-France untergebracht. Benannt wurde sie nach Victor Schoelcher (1804–1893), einem französischen Politiker sowie Gegner der Sklaverei. (S. 273 f.)
Schoelcher-Haus
Segeln mit Leidenschaft
(St. Barts)
Segeln ist auf der Insel der Schönen und Reichen mehr Leidenschaft als Sport. Eine Regatta folgt der nächsten – und die Teilnehmer reichen von altmodischen, hölzernen Schiffen bis hin zu den vielen Millionen teuren Superjachten. Schauen Sie den Booten beim Halsen und Wenden zu – ob beim »Saint-Barth Cata-Cup«, bei der »Bucket Regatta« oder dem »Event Les Voiles«. Beeindruckend ist auch die Neujahrsparade rund um die Insel. (S. 267)
Hafen von St. Barts
Landhuizen
(Curaçao)
Geografisch gehört die Insel zu Südamerika, politisch als eigenständiges Bundesland zum niederländischen Königreich. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts erhoben die Europäer aus dem Land der Windmühlen und Grachten ihren Anspruch auf Curaçao – und brachten ihre Sprache, ihre Kultur und Architektur mit. Etwa 300 »Landhuizen« gibt es im Inselinneren. Gebaut im Laufe des 19. Jahrhunderts, viele restauriert und zu besichtigen. (S. 208)
Bunte Häuser in Willemstad
TOP 5 FOTO-TIPPS
Die National Geographic Your Shot Community, 2006 gegründet, hat mehr als eine halbe Million Mitglieder aus 196 Ländern. Sie steht allen Interessierten offen, ob Hobbyfotograf oder Profi. Dieser Traveler präsentiert Ihnen die fünf schönsten Fotos zum Thema Karibik – als Inspiration oder zum Nachfotografieren.
Schwelgen im Paradies
Was Matt Swinden am Strand der Isla Mujeres (Quintana Roo) vor die Linse kam, ist wohl der Inbegriff eines Postkartenmotivs: ein gemächlich dahinsegelndes Boot und die Erkenntnis, dass das Leben schöner kaum sein kann.
Ort: Isla Mujeres, Quintana Roo, Mexico
Brennweite: 55 mm – Belichtungszeit: 1/3200 s – Blende: f/5,6 – ISO 200
Karneval in der Karibik
Mucurapo (Republik Trinidad und Tobago) im Ausnahmezustand: Zum J’Ouvert, einem zweitätigen Straßenfest zur Karnevalszeit, das auf französische Einwanderer zurückgeht, ist farbenfroh noch lange nicht bunt genug.Ort: Mucurapo, City of Port of Spain, Trinidad and Tobago
(keine technischen Angaben)
Schwerstarbeit
Maggie Jackson war fasziniert von dieser Eidechse, die sich aus ihrer alten Haut schälte, um in neuer Pracht zu erstrahlen. Die Mühe hat sich für beide gelohnt.
Ort: Aruba, ABC-Inseln
Brennweite: 235 mm – Belichtungszeit: 1/250 s – Blende: f/5,6 – ISO 400
Jeder braucht mal eine Pause
Mehr Karibik geht kaum: Geoff G. wanderte in den Pitons (St. Lucia) und schoss bei einer Rast in drückender Hitze dieses Bild. Rot-gold-grüne Freiheitsliebe mit dem berühmten Fels im Hintergrund.
Ort: Soufriere, Soufriere, Saint Lucia
Brennweite: 17 mm – Belichtungszeit: 1/200 s – Blende: f/4 – ISO 100
Abenteuer Hochzeit
Dressed for Adventure nannte Jennifer Jo Stock ihr Bild, das sie noch immer in Staunen versetzt: Während sie Stechrochen auf Grand Cayman fotografierte, spazierte dieses Paar Hand in Hand durchs Bild.
Ort: Kaimaninseln
Brennweite: 15 mm – Belichtungszeit: 1/200 s – Blende: f/22 – ISO 200
Sie wollen mit Ihren Fotos Teil der Your Shot Community werden? Nähere Infos finden Sie unter yourshot.nationalgeographic.com
DIE REISE PLANEN
Ein tropisches Paradies mit Sandstränden, türkisfarbenem Meer, Korallenriffen und Regenwald – die Karibik ist das ultimative Reiseziel im Winter. Die mehr als 50 Inseln, die weder die Bahamas noch Bermuda umfassen, und Tausende von unbewohnten Inselchen, Felsen und Riffen bilden einen 4000 Kilometer langen Bogen. Er reicht von Kuba, 145 Kilometer südlich von Key West an der Spitze Floridas, bis Trinidad, 11 Kilometer vor der Küste Venezuelas.
Die Inseln der Karibik, die 2,6 Millionen Quadratkilometer des karibischen Meeres umfassen und im Westen vom Atlantik begrenzt werden, teilen sich in zwei Hauptgruppen: die Großen und die Kleinen Antillen. Die Großen Antillen im Westen reichen von Kuba (in diesem Reiseführer nicht beschrieben) über die Cayman Islands, die Turks and Caicos Islands, Jamaika, Hispaniola (Dominikanische Republik/Haiti; Haiti ist in diesem Reiseführer nicht beschrieben) und Puerto Rico bis zu den Amerikanischen und Britischen Jungferninseln. Die Kette der Kleinen Antillen umfasst die Inseln unter und über dem Winde, die Französischen Antillen, die Niederländischen Antillen, Barbados sowie Trinidad und Tobago.
WAHL DES REISEZIELS
Die richtige Mischung für den perfekten Karibikurlaub zu wählen, bedarf ein wenig Planung. Die typische karibische Insel gibt es nicht. Jede hat ihren eigenen Stil, der sich durch Geologie, historische Einflüsse und Lebenseinstellung dramatisch von den Nachbarinseln, die nur wenige Seemeilen entfernt liegen, unterscheiden kann. Wenn Ihr Urlaub vor allem eine Erholung für Körper und Seele im tropischen Ambiente auf feinem Sand unter Palmen sein soll, sind fast alle karibischen Inseln perfekt. Doch wenn Sie wirklich ein Gefühl für die Inseln bekommen möchten, sollten Sie historische Orte und Festungen der Kolonialzeit besuchen, in den Regenwald vordringen, tauchen, schnorcheln und durch die fantastische Inselwelt segeln. Die Übersicht auf Seite 22 zeigt die besten Möglichkeiten.
Die Helikonie, eine tropische Blume, die es überall in der Karibik gibt, wird meist von Kolibris bestäubt
Die Wahl der Unterkunft ist ein guter Ausgangspunkt für die Reiseplanung (siehe Reiseinformationen S. 386–428). Soll es ein romantisches Plantagen hotel auf St. Kitts and Nevis sein oder eine familienfreundliche Ferienanlage mit reichem Wassersportangebot? Auf den Inseln der Großen Antillen gibt es herrliche Strände und die besterschlossenen Ziele der Region.
TOURISTENINFORMATION
Alle wichtigen karibischen Inseln haben ein Fremdenverkehrsbüro und eine Website, sodass Sie sich vor Ihrer Reise informieren können. Viele besitzen auch Vertretungen in Europa (Kontaktadressen finden Sie bei der jeweiligen Insel in den Reiseinformationen, S. 360–385). Wenn Sie an Ihrem Ziel ankommen, finden Sie die aktuellste Information zu Sehenswürdigkeiten, ebenso Landkarten, Fahrpläne und Taxitarife an Touristeninformationen am Flughafen oder am Schiffsanleger. Häufig gibt es auch kostenlose Zeitschriften mit Beschreibungen von Touren und Aktivitäten.
Jamaika, die Dominikanische Republik und Puerto Rico haben außerdem eine tolle Bergkulisse und zahlreiche Sportmöglichkeiten zu bieten. Unter den Kleinen Antillen sind Aruba, Anguilla, Antigua und die Grenadinen wegen ihrer Traumstrände eine gute Wahl.
AKTIVURLAUB
Früher bedeutete ein Karibikurlaub vor allem: am Strand liegen. Heute stellt Aktivurlaub ein wesentliches Marktsegment dar. Tauchen ist für viele Besucher die Hauptattraktion. Die Cayman Islands liegen am Rand des Kaimangrabens und haben spektakuläre Tauchreviere.
Die Niederländischen Antillen, Bonaire, Saba und Sint Eustatius bieten bessere Tauchplätze als Strände. Oder Sie besuchen die Inseln über dem Winde, wo Dominica gerade in Mode kommt (Walbeobachtung ist dort die Spezialität) und reisen weiter südlich nach Tobago.
Die Inseln unter dem Winde, einschließlich St. Lucia und Grenada, sind bekannt für ihren üppigen Regenwald mit fantastischen Wandermöglichkeiten, während Trinidad am Ende der Inselkette ein Paradies für Ornithologen und einer der wichtigsten Legeplätze von Schildkröten weltweit ist. Die benachbarten französischen Inseln Guadeloupe und Martinique ähneln einander, und sie bilden das Zentrum der lebendigen kreolischen Kultur. Frankophile werden dagegen die kleine Insel St-Barthélemy vorziehen, deren Jetset an die französische Riviera erinnert.
Doch ob Sie auf St. Thomas Marline angeln möchten, in Stingray City auf den Cayman Islands schnorcheln oder eine Kaffeeplantage in den Blue Mountains von Jamaika besuchen – planen Sie im Voraus.
SPRACHE
Als Erbe der Kolonialzeit werden in der Karibik Englisch, Spanisch, Französisch und Niederländisch gesprochen. Am weitesten verbreitet ist Englisch: von Jamaika, den Cayman Islands und Turks & Caicos Islands im Norden über die Jungferninseln, Inseln unter und über dem Winde (wo auf Dominica und St. Lucia ein französisches Patois gesprochen wird) bis nach Trinidad & Tobago. Die meisten der spanischsprachigen Puerto Ricaner sprechen auch Englisch, während abseits der Touristenzentren in der Dominikanischen Republik ein spanischer Sprachführer vonnöten ist. Die Bewohner der Karibischen Niederlande sind im Allgemeinen zweisprachig: Deutsch und Englisch. Auf den französischen Antillen wird außerhalb der besseren Hotels meist nur Französisch gesprochen.
Dieser kurze Überblick gibt nur einen ersten Eindruck von allem, was möglich ist. Weitere Ideen finden Sie auf der Website der Caribbean Tourism Organization (www.onecaribbean.org).
IN EINER WOCHE
Zu den Zielen, die direkt international angeflogen werden und eine Menge an Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten bieten, gehören Puerto Rico, Jamaika, die Cayman Islands und die Dominikanische Republik in der westlichen Karibik; in der östlichen Karibik sind St. Thomas (USVI), Antigua (Inseln über dem Winde) und Aruba (Karibische Niederlande) Verkehrsknotenpunkte.
Das klassische karibische Inselhüpfen ist in einer Woche eigentlich nur bei einer Kreuzfahrt möglich (siehe S. 152 f.), bei der Sie im Schlaf von Insel zu Insel gebracht werden. Die wichtigsten Häfen für Kreuzfahrtschiffe liegen auf Puerto Rico und Barbados. Mit einer gecharterten Jacht können Sie in einer Woche die Jungferninseln (siehe S. 189) erkunden. Von den meisten zentralen Zielen lassen sich Tagesausflüge zu anderen Inseln unternehmen. Wer nach Puerto Rico reist, kann einen Ausflug auf Vieques Island unternehmen (etwa 75 Min. mit der Fähre ab Fajardo oder10 Min. mit dem Flugzeug ab Ceiba); häufige, preiswerte Fährverbindungen bestehen zwischen den Amerikanischen und den Britischen Jungferninseln. In nur etwa 40 Minuten bringt Sie ein Flugzeug für einen ein- oder zweitägigen Aufenthalt vom touristischen Grand Cayman auf das ruhige Cayman Brac. Antigua eignet sich auch gut als Standort; von dort gibt es eine schnelle Fährverbindung (90 Min.) ins Vogelparadies Barbuda und Flugverbindungen (unter einer Stunde) zum stark vulkanisch geprägten Montserrat und den historischen Inseln St. Kitts & Nevis.
Die von zwei Bergen flankierte Hauptstadt von Saba heißt The Bottom
MIT MEHR ZEIT
Für einen Karibikurlaub, der länger als eine Woche dauert, bieten die größeren Inseln der Großen Antillen perfekte Möglichkeiten. Teilen Sie Ihre Zeit zwischen den Stränden Jamaikas und den Blue Mountains, so lernen Sie auch die Landschaft der Insel kennen. In der Dominikanischen Republik lässt sich ebenfalls viel unternehmen. Das Kolonialviertel von Santo Domingo ist ein Muss, dann gibt es Whale Watching vor Samaná und Vogelbeobachtung am Lago Enriquillo.
REISEZEIT
Die Karibik liegt in den Tropen, daher bleiben die Temperaturen ganzjährig an der Küste ziemlich gleichmäßig bei 26–30 °C am Tag und 15–18 °C in der Nacht. Hochsaison ist in der Karibik in der Regel die kühlere, trockenere Zeit zwischen Dezember und April; dann verlangen die Hotels die höchsten Preise und Reservierungen sollten vor allem für Weihnachten und Neujahr weit im Voraus gemacht werden. Die Feuchtigkeit steigt hin zur Regenzeit (Juni–Nov.), obwohl Schauer das ganze Jahr über auftreten, im Regenwald des Hochlandes sogar täglich. Im Sommer fallen die Preise dann ist es möglich, echte Schnäppchen zu finden.
SICHERHEIT
Die größte Gefahr für Reisende in der Karibik ist Diebstahl (Gewaltverbrechen betreffen meist Einheimische), und die beste Sicherheitsvorkehrung ist der gesunde Menschenverstand. Seien Sie achtsam in Menschenmengen und am Flugplatz, lassen Sie nichts im Auto liegen (Mietwagen werden gern aufgebrochen). Dokumente oder größere Geldbeträge tragen Sie am besten in einem Geldgürtel. Kreditkarten werden fast überall akzeptiert und lassen sich bei Verlust leicht sperren. Alleinreisende Frauen werden oft angesprochen, aber ein festes »Nein« oder »Ich bin verheiratet« reicht in der Regel. Es ist unklug, einsame Strände allein zu besuchen.
Wer auf den Kleinen Antillen mehr Zeit hat, sollte wenigstens einmal die Insel wechseln. St. Vincent ist einzigartig mit der Verbindung von Vulkanwanderungen und Segeltörns durch die Inselwelt der Grenadinen. Die Zwillingsinseln Trinidad & Tobago locken Naturliebhaber. Wanderungen durch den Nationalpark von Guadeloupe lassen sich mit einem Aufenthalt auf Marie-Galante verbinden. Abenteuerlustige können eine ganze Woche auf dem Wai’tukubuli Trail auf Dominica verbringen, gefolgt von Tauchgängen und Whale Watching.
Segeln, ob als Sport oder zum Vergnügen, ist in der Karibik sehr beliebt
GESCHICHTE & KULTUR
Die Karibik heute
Geschichte & Kultur
Special: Essen & Trinken
Erfrischung für die Besucher – die Annandale Falls auf Grenada
DIE KARIBIK HEUTE
Bei den meisten Deutschen weckt allein das Wort Karibik Urlaubsträume: Bilder von endlosen weißen Sandstränden, Kokospalmen und blauem Meer tauchen auf. Dieser wundervolle Tagtraum wird von der Wirklichkeit noch übertroffen, von dem Gefühl des weichen Sandes unter den Füßen, dem Kreischen und der Farbenpracht eines Papageis im Urwald oder dem Geschmack einer frischen Mango.
KARIBISCHE KULTUR
Unsere Vorstellungen von der Karibik entsprechen den Gegebenheiten: Sonne, Strände, Hochland mit Regenwald und Meereskorallen. Wer jedoch an der Oberfläche kratzt, entdeckt schnell, dass die karibischen Inseln wesentlich vielschichtiger und interessanter sind. Neben dem Klima und der Topografie gibt es eine Fülle an historischen und kulturellen Einflüssen, die viel zur Atmosphäre der Inseln und der Einstellung der Menschen beitragen.
Noch heute erschließen sich Kultur und Traditionen der Inseln nicht ohne das koloniale Erbe. Sprache, Architektur, Religion, Feste und, vor allem, die karibischen Menschen selbst, die zumeist von afrikanischen Sklaven abstammen, lassen sich in ihren Ursprüngen auf die Kolonialherren der Region zurückführen. Manche Verhaltensweisen sind auch nach Jahrhunderten noch fest verwurzelt, wie die höflichen Begrüßungen auf den französischen Inseln oder die leichte Steifheit des britischen Einflusses auf Barbados, wo Nachmittagstee und Umziehen zum Abendessen in gewissen Kreisen zum guten Ton gehören. Trotz des bunten Karnevalsspektakels oder der von Rum beflügelten Reggae-Sessions sind die Bewohner im Grunde ihres Herzens konservativ. Meist sind sie freundlich, hilfsbereit und teilen ihr regionales Wissen gern. Dafür erwarten sie höfliche, respektvolle Behandlung.
NACHHALTIGER TOURISMUS
In der Karibik gibt es einige unabhängige Inselstaaten und mehrere abhängige Inseln. Tourismus ist die wirtschaftliche Hauptstütze, obwohl auch Zucker, Bananen und Ölprodukte wesentlich zur jeweiligen nationalen Wirtschaft beitragen. Nachhaltiger Tourismus ist heute das Schlagwort in der Karibik, und es werden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um die natürlichen Lebensräume an Land und im Meer zu bewahren. Leider wurden die Korallenriffe, die Mangrovengebiete der Küsten und die einheimische Tierwelt durch den Raubbau in der Region bereits deutlich geschädigt, doch die wachsende Nachfrage nach Ökotourismus weckte das Bewusstsein der Behörden für den Schutz der Natur. Das Zunehmen des Ökotourismus hat dazu geführt, dass Besucher sich stärker für den Charakter der Reiseziele interessieren. Wanderungen, Mountainbike-Touren und andere Aktivitäten sowie das Tourismusangebot einzelner Orte ermuntern Gäste, das Areal ihres Hotels zu verlassen und den Charme der Inseln und ihrer Bewohner zu entdecken. Solche Ausflüge bauen Brücken zwischen Einheimischen und Besuchern und bringen den Kommunen ein willlkommenes Einkommen, das in der Vergangenheit direkt an Schifffahrtslinien und ausländische Hotelgruppen ging.
Ein Sprung ins kühle Nass auf Martinique
FLORA & FAUNA
Dichter Regenwald bedeckt die Berge der karibischen Inseln. Besonders gut gedeiht er auf fruchtbarer Vulkanerde. Echter Regenwald gilt als reichster natürlicher Lebensraum der Erde und benötigt eine hohe jährliche Niederschlagsmenge (ca. 1800 mm), für die unter anderem die tropische Lage des Karibischen Meeres und die jeweilige Lage der Inseln zum vorherrschenden Nordostpassat verantwortlich ist. Im Treibhausklima unter dem dichten Blätterdach wachsen Dutzende von Farnarten, Kletterpflanzen und Bambus zu Füßen riesiger Kapokbäume, Mahagonis, karibischer Kiefern und Eibische.
Im Gebirgsregenwald leben Bromelien oder Orchideen in Symbiose auf Bäumen. In höheren Lagen bedecken Flechten Bäume und Felsen, darüber erstrecken sich Grasflächen, die oft in Wolken und im Nebel verschwinden.
Sprache, Architektur, Religion, Feste und, vor allem, die karibischen Menschen selbst lassen sich in ihren Ursprüngen auf die Kolonialherren der Region zurückführen.
Vulkan in Costa Rica
Im Regenwald sind nur wenige Säugetiere heimisch; selten erspäht man einheimische Arten wie Gürteltiere, Opossums und Agutis. Deutlich häufiger bekommt man Baumfrösche, Leguane und Eidechsenarten zu Gesicht, ebenso Insekten wie Schmetterlinge und Fliegen. Auf den meisten Inseln leben ungiftige Schlangen, eine Ausnahme bildet die Lanzenotter auf Martinique und St. Lucia.
Vogelliebhaber kommen in der Karibik mit Sicherheit auf ihre Kosten. Auf den Inseln über dem Winde leben einige äußerst seltene Papageienarten, in flacheren Regionen tummeln sich zahlreiche Kolibris und Nektarvögel, die den Regenwald häufig verlassen und in den Gärten der Menschen umherschwirren.
Viele Reiher, Watvögel, Enten und andere Wasservögel bevölkern die Mangrovensümpfe an den Küsten von Jamaika und Trinidad, während auf Bonaire und am Lago Enriquillo in der Dominikanischen Republik vor allem große Flamingokolonien leben. Seevögel, darunter Tölpel, Fregattvögel, Pelikane und Tropikvögel, bewohnen die Felsküsten.
VULKANISMUS
Die Inseln liegen am Rand der Karibischen und der Amerikanischen Platte. Die meisten von ihnen sind vulkanischen Ursprungs, Ausnahmen bilden niedrige Korallenatolle wie die Cayman Islands und Anguilla oder die wüstenähnlichen niederländischen Inseln unter dem Winde. Die ältesten Inseln der Region befinden sich im Norden: Jamaika, Hispaniola (Haiti und Dominikanische Republik) und Puerto Rico entstanden bereits vor etwa 70 Millionen Jahren.
In der östlichen Karibik gibt es auf Montserrat, Guadeloupe, Martinique, Dominica, St. Lucia, St. Vincent und Grenada noch aktive Vulkane mit brodelnden Lavatöpfen und Felsspalten, aus denen Schwefeldämpfe entweichen.
Nicht nur im Regenwald gedeihen unzählige Pflanzenarten; viele Inselbewohner legen zudem wundervolle Blumengärten an. Touristen sollten am besten einen der zahlreichen botanischen Gärten besichtigen, denn dort wachsen mächtige Helikonien und Ingwerbäume, Gewürzbäume wie Muskatnuss- und Zimtbäume sowie gelb oder rosa blühende Mimosen, scharlachrote Ixonen und Immergrüne, die sich im Januar und Februar in voller Pracht präsentieren.
WIRBELSTÜRME
Es gibt in der Karibik kaum klimatische Extreme, doch das Gebiet liegt in der Zone der tropischen Wirbelstürme. 2016 tobte Hurrikan Matthew mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern über Inseln und Meer. Die offizielle Hurrikansaison dauert von Juni bis November. Laut Statistik besteht Mitte September die größte Wahrscheinlichkeit, dass in der Karibik ein Hurrikan auftritt.
Einer der Seven-Sisters-Wasserfälle im Grand Étang National Park auf Grenada
GESCHICHTE & KULTUR
Am 12. Oktober 1492 sichtete Christoph Kolumbus San Salvador, eine der Bahama-Inseln. Im Irrglauben, auf dem Seeweg nach Indien zu sein, erreichte er das Karibische Meer. Mit der Ankunft der Europäer begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Region. Die Inseln erhielten den Namen Antillen nach dem mythischen Eiland Antillia.
DIE PRÄKOLUMBISCHE ZEIT
Die ersten Siedler, Indianer aus Mittelamerika oder Florida, kamen Tausende von Jahren vor Kolumbus über das Meer. Auf den Großen Antillen gehen die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung durch Ciboney-Indianer bis in die Steinzeit zurück. 6000 Jahre alte Ciboney-Stätten förderten Archäologen auf Kuba zutage; die frühesten Überreste auf Hispaniola sind etwa 4000 Jahre alt. Als Nomaden ernährten sich die Jäger und Sammler von Fisch und Meerestieren, Vögeln, Leguanen, Schlangen, Wurzeln und Beeren. Sie fertigten Werkzeuge und Geräte aus Stein, Holz, Knochen und Muscheln.
Mit der Ankunft der Europäer im Jahr 1492 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Region.
Um 300 v. Chr. wanderten die ersten Arawak-Indianer ein. Sie stammten vermutlich ursprünglich aus dem Amazonasbecken, waren von dort aus in den Nordosten Südamerikas gezogen und setzten dann von den heutigen Staaten Venezuela und Guyana zu den Inseln über. Sie bewegten sich nordwärts von einer Insel zur nächsten, und bei Ankunft von Kolumbus lebten auf den Großen Antillen und den Bahamas drei große Arawak-Stämme: die Taino (Kuba, Jamaika und Hispaniola), die Borequio oder Borinquen (Puerto Rico) und die Lucayan (Bahamas).
Die Arawak verfügten über differenziertere Fertigkeiten als die Ciboney. Sie pflanzten Maniok, Yams, Mais, Bohnen, Kakao, Erdnüsse, Tabak und Baumwolle an und fingen Fische. Außerdem stellten sie Tongefäße für den Alltag und für religiöse Zwecke her.
Die Arawak besaßen klar geordnete Gesellschaftsstrukturen. Über jede Gemeinschaft herrschte ein Kazike (Dorfhäuptling), der über weltliche und religiöse Angelegenheiten entschied. Die Dörfer lagen meist an der Küste; in ihrer Mitte gab es einen großen offenen, mit Stroh gedeckten carbet (Unterstand), in dem der Kazike mit dem Ältestenrat tagte. Frauen und Kinder durften diesen Bereich nur auf Einladung hin bei besonderen Zeremonien betreten. Bis zu hundert unverheiratete Männer schliefen in Hängematten hier oder in einem anderen Unterstand. Die Religion spielte im Alltag eine wichtige Rolle. Götter und Geister in Gestalt von Pflanzen und Tieren sorgten für eine gute oder schlechte Ernte. Bei religiösen Zeremonien versetzten sich die Teilnehmer mit narkotisierenden Pflanzen und durch Tänze in Trance. Sie huldigten zemi, Statuetten aus Holz, Knochen oder Stein. Die Arawak glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod und bestatteten ihre Verstorbenen sehr sorgfältig. Sie gaben ihnen ihre persönliche Habe mit ins Grab (starb ein Häuptling, wurden seine Frauen lebendig mit ihm begraben), außerdem Proviant für die Reise nach Coyaba, einem paradiesischen Ort ewiger Freuden und Tänze.
ANKUNFT DER KARIBEN
Nach etwa 1000 Jahren bereiteten die kriegerischen Kariben dem friedlichen Dasein der Arawak ein jähes Ende. Sie stammten ebenfalls aus Südamerika und zogen über die Kleinen Antillen nordwärts. Auf ihrem Weg töteten sie die Arawak-Männer und gliederten Frauen und Kinder in ihre eigenen Stämme ein. Angeblich waren die Kariben sogar Kannibalen, die nicht nur gefangene Arawak aßen, sondern auch die ersten Europäer verspeisten, die ihnen in die Hände fielen. Sie waren hervorragende Bogenschützen und griffen spanische Segelschiffe mutig von hölzernen Kanus aus an. Von ihren Einbäumen (piragua) leitet sich das Wort Piroge ab, wie man auf den Inseln über dem Winde noch immer ein Fischerboot bezeichnet. Die Europäer drängten die Kariben zurück in die kargen Regionen der Inseln über dem Winde, wo sie noch weitere 200 Jahre lang lebten. Auf Dominica und St. Vincent soll es noch einige ihrer Nachfahren geben.
Eine spanische Karte von 1562 zeigt Amerika
DIE ANKUNFT DER EUROPÄER
Christoph Kolumbus reiste viermal in die Karibik; auf seiner vierten Reise (1502–1504) erkundete er schließlich das mittelamerikanische Festland und sicherte es dem Königreich Spanien.
Im frühen 16. Jahrhundert entstanden auf den Großen Antillen spanische Siedlungen, zunächst auf Hispaniola, dann auf Kuba, Jamaika und Puerto Rico. Die Arawak wurden versklavt und in nur 50 Jahren vollständig ausgerottet. Die meisten starben an eingeschleppten Krankheiten oder bei der Arbeit in Bergwerken auf dem amerikanischen Festland.
Seeräuber und Freibeuter hatten es auf die mit Schätzen beladenen Flotten abgesehen, die von Amerika nach Spanien segelten. Während des 16. und 17. Jahrhunderts überfielen Franzosen, Briten und Holländer immer wieder spanische Schiffe und freuten sich über die reiche Beute. Bald schon kamen die Länder auf den Gedanken, selbst Kolonien in der Karibik zu gründen. Dies gelang umso leichter, als der spanische Einfluss in Europa im 17. Jahrhundert zurückging. Engländer und Franzosen beanspruchten die Kleinen Antillen und kämpften 250 Jahre lang um die Vorherrschaft über die östliche Karibik. Die Niederländer besetzten nur wenige, dafür aber strategisch wichtige Inseln entlang der Handelswege.
DIE KOLONIALZEIT
Um 1630 führten niederländische Pflanzer Zuckerrohr aus Brasilien auf den Antillen ein (siehe S. 328 f.). Bald schon entwickelte sich die Zuckerproduktion zu einem einträglichen Geschäft, und immer mehr Europäer ließen sich in der Karibik nieder, um Gewinn aus dem »Weißen Gold« zu schlagen. Für den arbeitsintensiven Anbau von Zuckerrohr benötigten sie jedoch sehr viele billige Arbeitskräfte. Die Spanier hatten damit begonnen, Sklaven aus Westafrika nach Südamerika und in die Karibik zu verschiffen, doch erst mit dem Zuckerrohr kam der Dreieckshandel richtig in Schwung. Millionen von Afrikanern wurden versklavt und über den Atlantik gebracht. Tausende starben bereits auf dem Weg (siehe S. 252 f.). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sank der Absatz von Zuckerrohr aus der Karibik, denn die europäische Produktion aus Zuckerrüben deckte nun die Nachfrage. 1808 verbot in Großbritannien erstmals ein Gesetz den Sklavenhandel. 1834 folgte der Emancipation Act, der den Besitz von Sklaven unter Strafe stellte. Die übrigen europäischen Nationen schlossen sich dem nach und nach an, und bald verlor der Zucker aus den Kolonien an Bedeutung.
DIE QUEDAGH MERCHANT
Jahrhunderte nach Kolumbus überfielen Piraten, die sogenannten Freibeuter, reich beladene Handels- und Piratenschiffe. Im Jahr 1698 kaperte der Freibeuter Captain Kidd im Indischen Ozean die »Quedagh Merchant«, die Gold, Silber, Seide und Opium geladen hatte. Bei seiner Flucht versenkte Kidd das Schiff vor der Isla Catalina (Dominikanische Republik). Dort liegt die »Quedagh Merchant« noch immer, gerade mal drei Meter unter Wasser; sie soll zukünftig ein Unterwassermuseum werden.
Freundliche Gesichter muss man in der Karibik nicht lange suchen
Nachdem die befreiten Sklaven die Plantagen verlassen hatten, stellten Pflanzer auf Jamaika, Trinidad und anderen Inseln indische Kontraktarbeiter ein, doch ihre einstige wirtschaftliche Bedeutung erlangten die Kolonien nie wieder.
MODERNE ZEIT
Durch den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 dehnten die USA ihre Einflusssphäre auf die Karibik aus. Als erste Insel eroberten sie Puerto Rico, 1917 folgte der Kauf der Jungferninseln, die vorher Dänemark gehört hatten. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wirkte sich auch auf die Antillen aus – die ökonomischen Probleme der Inseln verschärften sich. Dies führte zur Entstehung erster Arbeiterbewegungen, deren Mitglieder sich für eine größere Autonomie gegenüber den europäischen Mutterländern einzusetzen begannen.
1962 erlangte Jamaika als erste britische Kolonie die Unabhängigkeit, die übrigen Besitzungen folgten in den 1970er und 1980er-Jahren. Einige kleinere Inseln entschieden sich für den Status einer Kronkolonie (heute britische Überseegebiete), andere schlossen sich als unabhängige Staaten dem British Commonwealth an. Niederländer und Franzosen pflegen noch engere Bande zu ihren Besitzungen.
DAS KOLONIALE ERBE
Die europäischen Kolonialherren versuchten auf den Inseln, die sie in Besitz genommen hatten, möglichst viele heimattypische Elemente einzuführen. In der Dominikanischen Republik und in Puerto Rico spiegeln Kirchen und historische Städte das katholische Erbe wider. In den ehemaligen britischen Kolonien auf den Inseln unter und über dem Winde stehen zahlreiche Schmuckstücke georgianischer Architektur. Das typische Savoirvivre prägt das Bild vieler Orte auf den französischen Antillen. Und das ehemals niederländische Curaçao mit seinen eleganten Giebelbauten wurde zum Weltkulturerbe ernannt.
Auch die Sprache zählt zum Erbe der Kolonialzeit – Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch sind die wichtigsten Sprachen der Region (siehe Kasten S. 20).
Die Mehrheit der Antillenbewohner stammt von Afrikanern ab, und obgleich sich die europäischen Kolonialherren bemühten, das afrikanische Erbe auszulöschen, verschwand es nicht völlig. Heute ist sein Einfluss gerade in der Musik und der Küche wieder spürbar. Afrikanische animistische Glaubensvorstellungen, überlagert mit christlichen Elementen, hielten sich stets, wodurch der für die Karibik typische Synkretismus entstand.
MUSIK
Calypso, Reggae und Soca (Soul-Calypso) gehören zu den charakteristischen Klängen; typisches Instrument sind die Steeldrums. Auf Puerto Rico tanzt man Salsa, in der Dominikanischen Republik Merengue und auf den Französischen Antillen ertönt überall der afrokaribische Zouk.
Die Ursprünge des Calypso lassen sich bis zu den aus Westafrika stammenden Sklaven zurückverfolgen.
Die Ursprünge des Calypso lassen sich bis zu den aus Westafrika stammenden Sklaven zurückverfolgen. Die Europäer führten den Karneval, der traditionell den Beginn der Fastenzeit vor Ostern einläutet, in der Karibik ein.
Zwar hatte man ihnen verboten, ihre Muttersprache zu sprechen, aber am Singen mochte man sie nicht hindern, förderte es doch ihre Arbeitsbereitschaft. Die Sklaven nutzten die Musik, um ihre Überlieferungen zu bewahren und weiterzugeben.
Im Hafen von Port of Spain auf Trinidad entstand während des Zweiten Weltkriegs die Steeldrum-Musik, als junge Männer auf leeren Ölfässern zu trommeln begannen. Der Reggae stammt aus dem Getto Trenchtown in Kingston auf Jamaika. Sein prominentester Vertreter war Bob Marley.
Auf allen Inseln bieten Clubs und Bars regelmäßig Livemusik. Darüber hinaus gibt es viele Musikfestivals. Zu den berühmtesten gehören das »Reggae Sunfest« auf Jamaika (Juli/Aug.), das »International Jazz Festival« auf St. Lucia (Mai) und das »St. Kitts Music Festival« (Juni).
KARNEVAL
Der Karneval wird in der Karibik mit Kostümen, Musik, Gesang und Tanz gefeiert. Die Europäer führten den Karneval in der Karibik ein, doch erhielt er hier eine ganz eigene Bedeutung. Nach dem Ende der Sklaverei veranstalteten die ehemaligen Sklaven ihre eigenen Umzüge mit folkloristischen Tänzen, afrikanischen Trommeln und Gesängen.
Die Vorbereitungen zum Karneval, wie in Trinidad (siehe Kasten S. 343), starten kurz nach Weihnachten. Die heiße Phase des Karnevals beginnt am Freitag vor der Fastenzeit; Wettbewerbe am Wochenende küren die besten Musiker sowie die schönsten Kostüme. Die Umzüge starten am Montag mit einem Straßenfest, dem Jouvert (jour ouvert = Tagesanbruch auf Kreolisch), gefolgt von einem Mardi-Gras-Umzug am Dienstag.
Karneval in der Küstenstadt Grand Anse auf Martinique
ESSEN & TRINKEN
Die karibische Küche spiegelt, wie viele Aspekte der karibischen Kultur, das vielfältige Erbe wider und vermischt afrikanische, spanische, französische, englische und indische Einflüsse. Ein Rumgetränk oder ein kaltes Bier sind an einem Sommerabend die perfekte Ergänzung zum Essen.
Die traditionelle karibische Küche ist einfach, nahrhaft und nützt einheimische, sättigende Zutaten. Frischer Fisch und Meeresfrüchte stehen ebenso auf jeder Karte wie verschiedene tropische Gemüsesorten und Obst. Hühnchen gibt es häufiger als Rindfleisch. Zu den auf allen Inseln verbreiteten Gerichten gehören Reis und rote Bohnen, Kochbananen, die spinatähnliche Suppe Callaloo, Brotfrüchte und Wurzeln wie Yams und Maniok. Letztere dienen vor allem bei der ärmeren schwarzen Bevölkerung als Grundnahrungsmittel. Mutige Touristen sollten ruhig einmal Bataten oder Huhn mit Melasse probieren.
INSIDERTIPP
Immer mehr karibische Restaurants bieten eine naturbelassene Küche mit heimischen Produkten. Eine Liste der locavore-Lokale finden Sie unter www.happycow.net.
LARRY PORGES
NATIONAL GEOGRAPHIC-REDAKTEUR
Guadeloupe und Martinique sind für ihre gute kreolische Küche berühmt (siehe Kasten gegenüber). Auf Puerto Rico sollten Sie lechón asao (Spanferkel) probieren, in der Dominkanischen Republik verheißt locrio, eine Paella-Variation, kulinarische Genüsse. Auf Trinidad verweisen Currys und Chapatirollen mit gewürztem Fleisch, Meeresfrüchten oder Gemüse auf indische Einflüsse. Auf den Nachbarinseln genießt man die gleichen Gerichte als Snacks. Jerk, die typisch jamaikanische Kochmethode, soll von entlaufenen Sklaven entwickelt worden sein.
Frische Tropenfrüchte auf einem Markt in Fort-de-France, Martinique
RUM UND BIER
Seit dem 17. Jahrhundert produzierte man auf den Zuckerrohrplantagen Rum, zunächst als Abfallprodukt. Der beste Rum stammt aus Barbados, Jamaika, Guadeloupe und Martinique. Die bekanntesten Rum-Cocktails sind Piña Colada mit Sahne, Ananas und Kokosnuss; Cuba Libre, Daiquiris und Planter’s Punch. Darüber hinaus gibt es diverse alkoholfreie Cocktails auf Saftbasis. In der Karibik wird kein Wein angebaut; er ist deshalb teuer. Dafür stellen einige Brauereien recht gutes Bier her. Als besonders empfehlenswert gelten »Banks« aus Barbados, »Carib« aus Trinidad mit Lizenzbrauereien auf einigen Inseln sowie »Presidente« aus der Dominikanischen Republik und »Red Stripe« aus Jamaika.
Eine Räucherhütte bei Ocho Rios, Jamaika
KREOLISCHE KÜCHE & ESSENGEHEN
Die kreolische Küche von Guadeloupe und Martinique vereint französische Kochkunst, traditionelle afrikanische Küche und karibische Zutaten. Fisch und Meeresfrüchte tauchen in kreolischen Speisen in allen möglichen Varianten und Formen auf, von einfachen accras (Stockfischkroketten) bis zu blaff (Eintopf aus Fisch oder Meeresfrüchten in einem Sud aus Wein und Kräutern).
Spezialitäten sind auch cirique oder étrille (kleine Meereskrebse), chatrou (Tintenfisch), lambi (Muscheln mit Limettensaft als Salat). Crabe farcis sind gefüllte Krebse; die Einheimischen füllen sie mit getrockneter Kokosnuss und scharfem Pfeffer, damit sie besser schmecken. Kosten Sie colombo, einen Eintopf aus Hähnchen- oder Ziegenfleisch, gewürzt mit Koriander, Kreuzkümmel, Senf, Ingwer und Pfeffer.
Traditionelle Beilagen sind fruit à pain, die Frucht des Brotfruchtbaums, und christophene, ein tropischer Kürbis, der roh oder gekocht verzehrt wird.
Essen gehen kann teuer sein; kreolisches Essen kostet meist weniger als französisches. Menüs (menu touristique) sind eine gute Wahl, der Service ist inbegriffen (compris). Ein Digestif muss ganz einfach das Essen abschließen, zur Wahl stehen Dutzende örtlich produzierter Rumsorten.
JAMAIKA
Erster Überblick
Kingston
Port Royal
Blue Mountains
Erlebnis: Wandern & Biken in den Blue Mountains
Port Antonio und Umgebung
Oracabessa
Ocho Rios und Umgebung
Erlebnis: Begegnungen mit Einheimischen
Falmouth & Umgebung
Montego Bay
Erlebnis: Cockpit Country
Negril
Special: Der Rastakult
Mandeville
Autotour: Mandeville-Rundtour
Die Südküste
Weitere Sehenswürdigkeiten im Süden
Spanish Town
Hotels & Restaurants
In der Hafengegend von Falmouth, Jamaika
JAMAIKA
Die Taíno, die sich auf Jamaika niederließen, nannten ihre Insel Xaymaca (»Land von Holz und Wasser«), eine Beschreibung, die noch immer passt. Das bergige Inselinnere ist weitgehend unberührt, trotz langer Kolonialherrschaft, die mit den Spaniern 1510 begann. Die meisten Inselbewohner stammen von Sklaven ab, die im 17. und 18. Jahrhundert auf die Plantagen gebracht wurden. Die lebendige Kultur mischt afrikanische und europäische Einflüsse.
Unter britischer Herrschaft erreichte der Sklavenhandel seinen Höhepunkt. Auf Jamaika hielten sich auch Piraten und Freibeuter auf, die Kingstons Port Royal mit Einverständnis der Briten zu ihrem Heimathafen machten und von dort aus spanische Schiffe angriffen. Mehrfach kam es zu Sklavenrevolten, bis die Briten 1834 die Sklaverei verboten. 1866 erhielt die Insel den Status einer britischen Kronkolonie, ab 1890 reisten die ersten Touristen aus Nordamerika an. In den 1930er-Jahren entstanden die ersten Gewerkschaften und die sozialistische People’s National Party (PNP) unter Norman Manley. 1944 kam das allgemeine Wahlrecht, 1962 die Unabhängigkeit.
Rastafaris und Reggae prägen die Kultur. Frech klingt das Jamaican Patois, der Dialekt der Insel. Armut und fehlende Perspektiven führten in der Vergangenheit zu Aufständen und bestimmen die Lage nach wie vor. Mit mehr als zwei Millionen Besuchern pro Jahr gehört Jamaika zu den wichtigsten Touristenzielen der Karibik. Das Angebot an Unterkünften reicht von Luxusvillen über einfache Hütten am Strand bis hin zu Bergbauernhöfen. Die wichtigsten Touristenziele (Montego Bay, Ocho Rios und Negril) liegen im Norden und Westen der Insel.
Die 10 992 Quadratkilometer große Insel weist unterschiedliche Landschaften auf. Aus Vulkangestein bestehen die Blue Mountains. Höchster Gipfel ist mit 2256 Metern der Blue Mountain Peak. Rings um die Berge erstrecken sich Kalksteinplateaus. Im Lauf der Zeit entstanden durch Erosion Höhlen und Spalten. Geologisch interessant ist das Cockpit Country. Vor der Nordküste mit weißen Sandstränden liegt ein schützendes Korallenriff. Die Ostküste ist dagegen viel rauer. Schwarze Vulkansandstrände kennzeichnen die Süd- und Westküste. Die Hälfte der Insel wird landwirtschaftlich genutzt.
Auf Jamaika leben knapp drei Millionen Menschen, fast ein Drittel davon in der Hauptstadt Kingston.
KINGSTON
In Jamaikas dynamischer Hauptstadt an der Südküste der Insel leben rund 950 000 Menschen. Die größte englischsprachige Stadt der Karibik ist sowohl kulturelles und politisches Zentrum der Region als auch ein wichtiger Hafen.
Kingston verdankt seine Bedeutung dem natürlichen Hafen, dem siebtgrößten der Welt. Schon früh erkannten die Briten seine strategische Bedeutung und legten im 17. Jahrhundert auf der sandigen Landzunge von Port Royal fünf Festungen an (siehe S. 46 f.). Als am 7. Juni 1692 ein Erdbeben Port Royal zerstörte, flohen die Bewohner nach Kingston. Fortan konzentrierte sich hier die ökonomische und politische Macht, sodass man 1872 die Hauptstadt von Spanish Town nach Kingston verlegte. Das Stadtgebiet dehnt sich heute bis zu den Ausläufern der Blue Mountains aus.