SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-22968-4 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26904-8 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
2. Auflage 2020
© 2020 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH
Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: info@scm-brockhaus.de
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen
Weiter wurden verwendet:
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Gute Nachricht Bibel, durchgesehene Neuausgabe, © 2018 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB)
Lektorat: Silke Gabrisch, Stuttgart
Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch/Sybille Koschera, Stuttgart
Titelbild: iStock: Stanislav Hubkin
Autorenfoto: Natanael Liebner
Satz: Sarah Kaufmann, Witten
Über die Autorin
Vorwort
Prolog
Teil 1: Vom Traum zur Berufung
1 Am Anfang war ein Traum – meine Geschichte
2 Gottes Traum für uns
3 Große Träume träumen
4 Risiken eingehen
5 Hingegeben leben
6 Ein Leben im Verborgenen
7 Zerbrochene Träume
Teil 2: Von der Berufung zum Abenteuer
8 Gottes Traum für die Welt
9 Gemeinsam träumen
10 Träume Realität werden lassen – erste Schritte
11 Dream on – dranbleiben trotz Widerständen
Epilog
Danke
Anmerkungen
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
www.alltagsliebe.com
www.free-indeed.de
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Als ich Tochter Gottes, erhebe dich geschrieben habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass innerhalb kürzester Zeit Nachauflage um Nachauflage gedruckt werden würde und mir so viele Frauen erzählen würden, wie tief sie das Buch berührt hat und dass es sie zu tief greifenden Entscheidungen herausfordert. Ich war und bin tief bewegt, wenn ich diese Rückmeldungen lese, und möchte an dieser Stelle allen Frauen danken, die mir geschrieben haben!
Die Töchter erheben sich – doch das ist erst der Anfang. Denn sobald wir auf beiden Beinen stehen und unsere Kraft erkennen, werden wir spüren, dass in uns Träume und Visionen schlummern. Längst vergessen, oft verschüttet, meistens übersehen. Träume, die in Gottes Herzen ihren Anfang nahmen und nun darauf warten, entdeckt zu werden. Du und ich, wir sind berufen. Berufen zu weit Größerem, als wir uns je erträumen könnten. Wir Töchter Gottes sind in unserer Zeit dazu herausgefordert, diese Träume, diese Berufungen wieder ans Tageslicht zu bringen – nicht nur in uns selbst, sondern auch in anderen. Es ist an der Zeit, dass wir die »guten Taten«, die Gott für uns vorbereitet hat, annehmen und darin wandeln. Die Frauen, die für eine Zeit wie diese geboren wurden, erheben sich und werden die Welt, die sich nach Liebe und Annahme sehnt, erobern und verändern.
Du darfst träumen! Du darfst verrückt und groß und außerhalb menschlicher Grenzen denken. Dieses Buch knüpft da an, wo Tochter Gottes, erhebe dich aufgehört hat. Und es lädt dich dazu ein, ein abenteuerreiches Leben zu entdecken und zu erfahren – egal, wo du gerade stehst oder ob du den ersten Teil gelesen hast. Das Erheben ist das eine – jetzt gilt es, in deiner Berufung zu leben, damit das wunderbare Werk, das Jesus in dir tut, nach außen hin sichtbar wird und du Menschen zu Jesus nach Hause lieben kannst.
Dieses Buch ist für alle, die schon immer geahnt haben, dass es da noch mehr gibt, und sich danach gesehnt haben. Dieses Buch ist für alle, die noch nie gehört haben, dass eine einzigartige Berufung auf ihrem Leben liegt. Dieses Buch ist für alle, die sich schon auf den Weg gemacht haben, aber von Enttäuschungen, Verzögerungen und Sackgassen aufgehalten wurden. Dieses Buch ist für jede Tochter Gottes, die sich rufen lässt und den Mut hat loszugehen – das Ziel ist das verheißene Land, das Land unserer Träume.
Lass dich ermutigen, anspornen und herausfordern, zu träumen und deine Berufung zu ergreifen. Bleib nicht länger in einem kontrollierbaren, vorhersehbaren Lebensmodus hängen – du bist eingeladen zu einer wilden, abenteuerlichen Reise, die dich weit über die Grenzen deiner Möglichkeiten bringen wird.
Die Töchter Gottes erheben sich und fangen an zu träumen! Was für eine herrliche, atemberaubende Kombination! Alles ist möglich!
Durch die mächtige Kraft, die in uns wirkt, kann Gott unendlich viel mehr tun, als wir je bitten oder auch nur hoffen würden.
Epheser 3,20
Von Herzen,
Inka Hammond
Als der Herr uns heimbrachte,
zurück zum Berg Zion,
da kamen wir uns
vor wie im Traum.
Psalm 126,1; GNB
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Meine Füße schmerzen und mein Mund fühlt sich trocken an. Das Schlucken tut weh; ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas getrunken habe. Ich frage mich, wann wir endlich im verheißenen Land ankommen. Die Euphorie der ersten Tage ist schon lange vorbei. Die einst glänzenden Schwerter sind dreckig und oft auch stumpf. Einige von uns haben ihre Helme verloren und ihre Gedanken von Lügen vergiften lassen. Der Gürtel der Wahrheit ist bei manchen nur noch ein Fetzen, die Stiefel des Friedens sind abgetragen. Nicht wenige haben den Schild des Glaubens irgendwo liegen gelassen, weil die zusätzliche Last zu schwer schien.
Und der Feind rastet und ruht nicht. Ständig müssen wir auf der Hut vor Hinterhalten sein. Hinter jedem Felsen, hinter jeder Wegbiegung lauert Gefahr und es wird immer schwieriger, schnell und achtsam zu reagieren. Unsere Armee ist geschrumpft. Viele schleppen sich nur mit letzter Kraft weiter, desillusioniert und voller Fragen.
Ich hebe meinen Kopf. Da vorne reitet auf einem weißen, edlen Pferd unser Erlöser. Dann und wann sehe ich sein Schwert in der Sonne aufblitzen, doch die meiste Zeit erahne ich nur seine Gegenwart. Er geht uns auf diesem gefährlichen Weg voran und das Ziel ist unser verheißenes Land, das Land unserer Träume – doch die Reise scheint endlos. Ich erinnere mich noch, als er uns eingeschworen hat. Er ritt auf und ab vor den endlosen Reihen unserer erlösten Schar. Frau an Frau, Kriegerin an Kriegerin. Wir reagierten mit lautem Jubel auf seine Rufe:
»Folgt mir nach, ihr tapferen Töchter! Wenn ihr nur bei mir bleibt, werdet ihr große Siege erleben! Ihr werdet durch das Feuer gehen, aber es wird euch nicht verbrennen! Ihr werdet durch reißendes Wasser gehen, aber ihr sollt nicht ertrinken! Nichts ist euch unmöglich, wenn ihr mir treu bleibt! Lasst euch vom Feind nicht täuschen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Vergesst nicht: Ihr seid mehr als Überwinder! Mutig, furchtlos und entschlossen. Habt keine Angst. Ich bin diesen Weg schon vor euch gegangen. Ich habe alle Gefahren bereits überwunden. Folgt mir nach, ihr tapferen Töchter!«
Wenn ich die Augen schließe, sehe ich es noch: unsere Schwerter in die Luft gehoben, bereit zum Kampf. Nichts schien zu groß oder zu schwer zu sein. Wir jubelten und brüllten unseren Siegesschrei.
Und jetzt: Viele können sich kaum mehr an die Worte unseres wunderbaren Erlösers erinnern. Der Weg durch die Wüste verlangt uns alles und noch mehr ab. Wann kommen wir endlich an? Wo ist dieses Land? Hat unser Heerführer uns vergessen? Führt er uns überhaupt noch an? Oder sind wir schon längst in diesem harten, kargen Land verloren gegangen?
Meine müden Füße kicken Steine vor sich her. Sie rollen ein paar Meter, bis ich sie erneut anstoße. Schon lange marschieren wir nicht mehr in geordneten Reihen. Die festen Schritte wurden irgendwann zu einem kraftlosen Schlurfen.
Die Frau neben mir bleibt plötzlich stehen. Sie greift nach meinem Arm und hält mich zurück. Ich hebe meinen Kopf, das Stehenbleiben erinnert mich an meine schmerzenden Beine. Der Drang, mich einfach hinzusetzen, ist überwältigend groß. Ich wende mich an die Kriegerin neben mir und sehe sie fragend an. »Hörst du das nicht?«, fragt sie. Ich blicke wieder geradeaus und konzentriere mich. Weiter vorne sind ebenfalls einige Frauen stehen geblieben und hören angestrengt in die Wildnis hinein. Da nehme ich es wahr: ein eigenartiges Rauschen, ein leichtes Beben unter meinen Füßen. »Wasser!«, schreit jemand, »Wasser!« Ehe ich realisiere, was das bedeutet, werde ich auch schon mitgerissen. Alle Lähmung fällt ab, das müde Laufen wird zu schnellem Rennen. Der Durst treibt uns an und wir können kaum glauben, dass irgendwo in der Nähe, inmitten dieser unwirtlichen, trockenen Gegend, ein Fluss zu sein scheint. Ich renne, lasse mich mit hineinnehmen in diese plötzliche Freude. »Wasser, Wasser!« Das Wort pulsiert durch meinen ganzen Körper und treibt mich an.
Und da sehe ich es: glitzerndes Nass. Ein mächtiger Strom schiebt sich rauschend und rumorend durch ein tiefes Flussbett. Die Ersten von uns knien bereits am Ufer und trinken gierig. Ich lasse mich auch sofort fallen, forme mit meinen Händen eine Schale und lasse das kühle Wasser über mein Gesicht rinnen. Ich trinke schnell und hastig und bekomme kaum mit, dass die Frauen neben mir ihre Aufmerksamkeit plötzlich auf etwas anderes richten als das Wasser. Da höre ich, wie Pferdehufe sich knirschend über die Steine nähern. Ich halte inne, das Gesicht tropfnass und schaue auf. Der Erlöser ist da. Ich kann nur die untere Hälfte des Pferdes erkennen. Der Sattel und das Zaumzeug leuchten so strahlend hell, dass meine Augen wehtun. Ich beuge meinen Kopf und höre seine Stimme:
»Ihr tapferen Töchter! Ihr habt es geschafft. Ihr habt die Wüste durchquert, habt dem Feind widerstanden und nicht aufgegeben. Ich weiß, es war hart und schwer, doch hier seid ihr nun. Euer verheißenes Land, das Land eurer Träume, liegt auf der anderen Seite des Flusses. Jede von euch hat ein bestimmtes Gebiet zugewiesen bekommen. Alles, was ihr tun müsst, ist diesen Fluss zu überqueren.«
Ein ungläubiges Murmeln erhebt sich. Den Fluss zu überqueren ist unmöglich! Die reißenden Ströme sind unüberwindbar! Ich höre enttäuschte und wütende Ausrufe. Auch ich kann es nicht glauben. Sind wir den ganzen Weg durch die Wüste gegangen, nur um an einem unüberwindbaren Hindernis zu scheitern? Irgendwo muss es eine Brücke geben. Unser Erlöser muss doch wissen, dass dieser Weg eine Sackgasse ist.
Gerade will ich mich an ihn wenden und ihm meine Fragen zurufen – doch er ist nicht mehr zu sehen. Das weiße Pferd ist verschwunden. Der helle Glanz scheint sich nur noch auf den weißen Kieselsteinen widerzuspiegeln.
Ich beobachte, wie viele Frauen sich kraftlos fallen lassen, andere wenden sich um, um denselben Weg zurückzugehen, den sie gekommen sind. Ich bekomme mit, wie einige darüber reden, hier am Ufer eine Siedlung zu gründen. Sprachlos sehe ich wieder zum Fluss. Die Wellen rauschen laut. Auf der anderen Uferseite kann ich weiche, grüne Hügel erkennen. Es ist ein fruchtbares Land. Ich spüre instinktiv, dass dort drüben meine Träume wahr werden. »Land der Träume«, so hat es der Erlöser genannt. Ja, dort drüben werde ich aufblühen und glücklich werden. Ich lege meine Rüstung ab, und ohne es bewusst zu wollen, gehe ich einen Schritt nach vorne. Meine Knöchel werden umspült von eiskaltem Wasser und für einen Moment ist mir schwindelig. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Die reißende Strömung bringt mich fast aus dem Gleichgewicht. Torkelnd strecke ich meine Arme aus, um wieder stabiler stehen zu können. Ich werde umkommen, wenn ich weitergehe. Das schaffe ich niemals. Einige Frauen beobachten mich vom Ufer aus. Ich höre, wie jemand ruft: »Komm zurück, du bringst dich um!«
Noch ein Schritt. Nur ein Schritt. Ich halte meinen Blick fest auf die andere Uferseite gerichtet. So nah und doch unendlich fern. In mir drin überwältigt mich die Sehnsucht nach diesem verheißenen Land. Fast schlimmer als der Durst quält mich das Verlangen, dort anzukommen. Meine Füße finden kaum noch Halt auf dem schlammigen Boden und das Wasser rauscht unbarmherzig weiter.
Da erfasst mich eine unbändige Kraft und legt sich wie Fesseln um meine Füße. Ich falle, mein Kopf gerät unter Wasser und ich schnappe panisch nach Luft. Als ich mich wieder an die Oberfläche kämpfe, scheint die Luft von einer übernatürlichen Macht zu vibrieren. Das Wasser wird wie magnetisch nach oben gezogen. Strudelförmig bilden sich Wasserberge und das ewige, laute Rauschen des Flusses ist unterbrochen. Eine Wolke von kleinsten Wassertropfen erfüllt die Luft. Sprachlos beobachte ich, was vor meinen Augen passiert. Ich kann es nicht glauben. Das Wasser wird immer weniger, die Strömung immer schwächer und einige der großen Steine, die vorher inmitten des Flussbetts verborgen waren, werden plötzlich sichtbar und trocknen schon in der Sonne. Hier und da zappeln Fische um ihr Leben. In unglaublicher Schnelligkeit sinkt der Flusspegel. Das Hindernis löst sich buchstäblich in Luft auf.
Ich kämpfe mich etwas unsicher zurück auf meine Füße. Um mich herum staunende Stille. Niemand kann fassen, was gerade passiert ist: Der Weg ist frei. Das verheißene Land wartet darauf, erobert zu werden.
Entschlossen hole ich meine Rüstung und gehe los. Der Verheißung entgegen.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.
Eleanor Roosevelt
Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen.
Jesaja 43,19
Das Telefon klingelte. Ich war bereits im Schlafanzug und hatte mich auf einen gemütlichen Abend im Bett mit einem guten Buch gefreut. Der Hörer wurde mir gebracht: »Jemand von der Jugendgruppe!« Innerlich stöhnte ich. Ich wollte meine Ruhe haben und nicht gezwungen sein, mir eine Ausrede auszudenken, um nicht auf dieses Jugendtreffen gehen zu müssen. Zögerlich nahm ich das Telefon entgegen. »Heute Abend wird ganz besonders, das willst du nicht verpassen! Kommst du? Wir können dich abholen!«
Zögernd sagte ich zu. Heute, gut 25 Jahre später, bin ich so dankbar, dass sich damals jemand die Zeit nahm, mich anzurufen und mich dazu zu überreden, zu diesem Jugendtreff zu kommen; dass mich jemand auf dem Herzen hatte und sich die Mühe machte, mir nachzugehen. Ich weiß nicht mehr genau, wer mich angerufen hat und warum diese Person so vehement darauf bestand, dass ich an diesem Abend dabei sein sollte – aber es sollte ein entscheidender Augenblick für mein Leben werden.
Ich zog also meinen Schlafanzug aus und meine Klamotten wieder an und machte mich auf den Weg. Der Jugendtreff fand im Gottesdienstsaal meiner Gemeinde statt und ich kann mich nicht daran erinnern, wer genau an diesem Abend predigte. Es war ein Missionar, glaube ich, und nachdem er mit seinem Vortrag fertig war, wollte er für jeden von uns Jugendlichen beten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung, was ein prophetisches Wort war – aber ich sollte bald Erfahrung damit machen. Ich sehe mich noch vorne beim Rednerpult stehen. Rechts und links von mir andere Jugendliche, die für sich beten lassen wollten. Der Missionar ging von Person zu Person, legte die Hand auf unsere Köpfe und fing an zu prophezeien. Irgendetwas regte sich in mir. Das waren nicht einfach normale Gebete, da schwang etwas Übernatürliches, Außergewöhnliches, Kraftvolles mit. Etwas, das nicht nur rein menschlich war. Etwas Göttliches. Mein Herz fing laut an zu klopfen und schließlich kam ich an die Reihe. Der Mann legte seine Hand auf meinen Kopf und sagte mit klarer, lauter Stimme:
»Dein Leben wird abenteuerreich sein. Farbenfroher als je zuvor. Türen, die verschlossen sind, werden aufgetan.«
Und schon ging er weiter zur nächsten Person, aber mein kleines Leben war für immer verändert.
Ich war damals 12 oder 13 Jahre alt. Mit kindlicher Naivität dachte ich, diese Worte würden sofort alles auf den Kopf stellen. Feinsäuberlich schrieb ich sie in meine Bibel. Mit Datum. Ich wusste instinktiv, dass sie nicht von diesem Mann kamen, sondern direkt vom Herzen Gottes. Sie fanden ein Echo in meinen innersten Wünschen und meinen geheimsten Sehnsüchten.
Ein Leben voller Abenteuer. Wunder. Aufregung und Abwechslung. Seine Worte spiegelten genau das wider, was ich mir vom Leben erhoffte und erwünschte, was aber so gar nicht in den Rahmen passte, in dem ich aufwuchs. Zum Beispiel wurden mir, wie allen Jugendlichen in meinem Alter, in der Schule die klassischen Berufe ausführlich vorgestellt. Nichts interessierte mich wirklich. Ich wollte etwas anderes mit meinem Leben machen, etwas, das ich nicht greifen oder beschreiben konnte. Was ich definitiv nicht wollte: meine Zukunft penibel bis zur Rente planen. Ich wollte mich nicht in ein System pressen lassen, das mir im tiefsten Inneren widersprach. Ich wollte das Leben auskosten, ich wollte Risiken eingehen, ich wollte einfach leben. Ich spürte schon damals, dass ich mit meinen verrückten Träumen aneckte und nicht wirklich dazu passte. Diese Worte, die an jenem Abend über meinem Leben ausgesprochen wurden, waren daher wie erfrischendes Wasser, wie eine Leben spendende Transfusion – ich ahnte plötzlich, dass Gott auf meiner Seite war und ganz ähnlich dachte und träumte wie ich. War ich in seinen Augen vielleicht gar keine durchgeknallte Spinnerin? Fand er womöglich, dass meine Gedanken gar nicht so abwegig waren? War ein Leben voller Abenteuer und Farben tatsächlich möglich?
Meine ganze Jugendzeit hindurch war ich hin- und hergerissen zwischen meiner Sehnsucht nach Mehr und all den Hindernissen, denen ich begegnete. Ich wollte unbedingt reisen und die Welt sehen und gleichzeitig quälten mich so große Verlustängste, dass es mir kaum möglich war, mein Zuhause zu verlassen. Ich kann mich an einen mehrwöchigen Aufenthalt in einem Kloster erinnern, wo ich mit anderen jungen Frauen am ganz normalen Tagesablauf der Schwestern teilnahm und einen anderen Lebensrhythmus kennenlernte. Ich weiß noch, dass ich für eine Woche nach Israel flog und einer alleinerziehenden jüdischen Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern half. Ich habe auch meine Brieffreundin in England besucht und an der einen oder anderen Jugendfreizeit teilgenommen. Doch immer begleiteten mich Ängste: die Angst, dass mir etwas zustoßen könnte (ich sah vor meinem inneren Auge Flugzeuge explodieren und Autos kollidieren), die Angst, dass mein extrem schlimmes Heimweh mich überwältigen würde, die Angst, dass ich krank werden würde. Ich hatte also eine große Sehnsucht nach Abenteuer und gleichzeitig empfand ich mich als die ungeeignetste Kandidatin für ein Leben da draußen in der großen, weiten Welt.
Je mehr mein Schulabschluss nahte, desto unsicherer wurde ich. Was sollte ich mit meinem Leben anfangen? Welchen Beruf sollte ich ergreifen? Die verschiedenen Möglichkeiten kamen mir so unattraktiv vor wie eh und je. Kurzentschlossen meldete ich mich – aus Mangel an Alternativen – an einer weiterführenden Schule an, aber merkte dort bereits nach sechs Wochen, dass das nicht mein Platz war. Ich wechselte in die Ausbildung zur Erzieherin und fand mich gut aufgehoben, aber meine tiefe, nagende Sehnsucht nach einem anderen Leben wurde auch dort überhaupt nicht erfüllt. Zusätzlich befand ich mich in einer ernsten Beziehung mit einem um einige Jahre älteren Mann, mit dem ich Heiratspläne schmiedete. Wir besichtigten sogar schon die Wohnung, in die wir zusammen ziehen wollten.
Irgendwann machte es klick. So wollte ich nicht leben. Die Worte von damals hallten in meiner Seele nach. Ich wollte ein Leben voller Abenteuer. Farbenfroh. Ich wusste: Ich muss weg. Ausbrechen aus der Kleinstadtidylle, ausbrechen aus Erwartungen, die an mich gestellt wurden, ausbrechen aus dem überschaubaren Weltbild, das so überhaupt nichts mit dem zu tun hatte, wonach ich mich sehnte.
Es war ein Schritt auf das Wasser. Ein bisschen so wie in der Szene aus dem Prolog: Es schien unmöglich, die Hindernisse und die »Ja-Abers« türmten sich vor mir auf, doch auf der anderen Seite des Ufers war das verheißene, ersehnte Land! Also wagte ich mich Schritt für Schritt hinaus und erlebte Wunder und offene Türen. Finanzen wurden zur Verfügung gestellt, Unmöglichkeiten aus dem Weg geräumt und ich wurde zur Weltenbummlerin: von Franken an den Bodensee, von dort nach Amerika und dann nach Wien. Ich genoss das Abenteuer und mein so ganz anderes Leben. Noch immer wusste ich nicht genau, wo die Reise hingehen sollte, aber ich blühte auf und dachte, ich sei im farbenfrohen Leben angekommen. Das musste es sein, was die Prophezeiung aus meiner Jugend besagt hatte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es so weitergehen können.
Aber es kam anders: Nachdem ich geheiratet hatte, fanden mein Mann und ich uns plötzlich da, wo keiner von uns beiden jemals hinwollte: in einem 08/15-Leben. Ein normaler Job, ein normaler, vorhersehbarer Alltag, langweilige, enge Umstände. Ich sah mich Zerbruch, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit gegenüber. Erlaubte Gott sich einen Scherz? Hatte er mich das Abenteuer schmecken lassen, nur um mich dann in ein tristes Dasein fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel? Mein Mann und ich zogen sogar in die Stadt zurück, aus der ich vor Jahren als blutjunges Mädchen weggezogen war, um die Welt zu erobern. Mein Leben zerfiel in viele Scherben und ich versuchte, mich mit den Bruchstücken zu arrangieren. Die Worte, die mir als 13-jähriges Mädchen zugesprochen worden waren, klangen mittlerweile wie Hohn in meinen Ohren. Würde ich jemals meinen Traum leben können?
Ich war in der Wüste angekommen. Die folgenden zwölf Jahre waren tief geprägt von dieser einen Frage: »Hast du mich vergessen, Gott?« Ich konnte nicht verstehen, dass mein Leben von nun an so verlaufen sollte. So ganz anders, als ich es geplant hatte. Und eigentlich dachte ich auch, dass es anders war, als Gott es geplant hatte. Warum sollte er all diese Wünsche und Träume in mich hineinlegen, nur um mich dann mit dem genauen Gegenteil zu quälen? Warum hatte ich all diese Sehnsüchte und Hoffnungen, nur um immer wieder mit der harten, tristen Realität konfrontiert zu werden? War das das Leben? War das das »Leben in Fülle«, von dem Jesus in Johannes 10,10 spricht?
Ich begann widerwillig zu glauben, dass ich von Gott nicht erwarten konnte, mich mit einem schönen, farbenfrohen, abenteuerlichen Leben zu segnen. Ich sah mich um: Die meisten Menschen in meiner Umgebung lebten ähnlich. Angepasst und ordentlich. Ich entdeckte wenig wilden Glauben, verrücktes Vertrauen. Der Alltag war abgesteckt wie ein fein säuberlich getrimmter englischer Rasen. Keine Überraschungen, keine unvorhersehbaren Wendungen. Und so begann ich zu glauben, dass das Leben einfach so sein musste – langweilig und vorhersehbar. Wenn man ganz ehrlich und konsequent weiterdachte, brauchte man Jesus dafür eigentlich nicht einmal. Das schaffte man auch ganz gut alleine. Es war ein geteerter, breiter, leicht ansteigender Weg – so wie ein Wanderweg, den man mit Kinderwagen gut bewältigen kann. Ich sehnte mich zwar weiterhin nach den schmalen, steinigen, verschlungenen Pfaden – sie sind zwar nicht einfach, aber voller wunderschöner, echter Herausforderungen.
Obwohl ich mich immer mehr mit den Umständen in meinem Leben arrangierte, betete ich ab und zu ein verrücktes Gebet: »Herr, mach mein Leben außergewöhnlich.« Ich betete es leise oder schrieb es nur in mein Tagebuch. Es kam mir fast vermessen vor, so einen Wunsch zu haben. Aber es passte zu der Verheißung, die ich vor vielen Jahren bekommen hatte, und ich wollte daran festhalten, dass Jesus ein verheißenes Land für mich erobert hatte. Dass er mich dorthin führen würde und dass die Zeit jetzt nur die Vorbereitung für die Realisierung meiner Träume war.
Während einer großen christlichen Konferenz wurden mein Mann und ich von einem Satz, der häufiger wiederholt wurde, tief getroffen: »Wenn nicht jetzt, wann dann?« Dieser Satz brachte Saiten in uns zum Schwingen, die schon längst verstummt waren. Es lag etwas Neues in der Luft, Aufbruch und Neuanfang. Ich bin so dankbar, dass mein Mann daraufhin den Mut hatte, seinen Job zu kündigen und Gebetshausmissionar im Gebetshaus Augsburg zu werden. Wir hatten keine Agenda, wussten nicht, was daraus entstehen konnte, aber wir standen plötzlich vor diesem reißenden Fluss und wussten: Das verheißene Land liegt am anderen Ufer. Wir waren sicher, dass es an der Zeit war voranzugehen. Ja, wir hätten unser Lager diesseits des Flusses aufschlagen können. Ja, wir hätten in der Wüste verweilen können, wo es zwar unangenehm war, aber vertraut. Aber etwas in uns zog uns auf die andere Seite und seitdem ist unser Leben nicht mehr so, wie es einmal war.
Über zwanzig Jahre, nachdem ich bei dem Jugendevent diese Zusage für mein Leben erhalten hatte, verwandelte sich mein Leben plötzlich in eine Achterbahnfahrt. Es war verrückt, es war spannend, es war immer wieder Angst machend – aber vor allem war es herrlich schön! Dafür wurde ich geschaffen. Für dieses Leben wurde ich vor Anbeginn der Welt designt. Das war in meiner DNA: verrückter Glaube, der Berge versetzt. Es war ein Sprung von der Klippe oder der Schritt in ein reißendes Gewässer. Es war die aberwitzige Entscheidung, die kaum jemand verstehen oder nachvollziehen konnte. Aber mit einem Mal pulsierte das Leben durch meine Venen und ich begriff, wofür ich gemacht worden war.
Es war die Erfüllung unserer Träume, das Entdecken unserer Berufung.
Doch obwohl ich heute das Leben leben darf, wonach ich mich immer gesehnt habe und von dem ich als junges Mädchen geahnt habe, dass es in mir angelegt ist, ist es doch ein Leben, das mir alles abverlangt. Immer wieder komme ich in Situationen, in denen ich mir ein ganz normales Leben herbeiwünsche. Nett und zurückgezogen, harmlos und heiter. Manchmal spüre ich den geistlichen Kampf, der um mich tobt, fast körperlich. Manchmal sehe ich, wie meine Kinder vom verrückten Lebensstil ihrer Eltern herausgefordert sind, und ich hinterfrage meine Entscheidungen. Manchmal sitze ich mit meinem Mann auf dem Sofa, sprachlos und überfordert, und die einzige Konstante, auf die wir zurückfallen können, ist Jesus.
So wie Israel im verheißenen Land mit Riesen und feindlichen Völkern konfrontiert war, so fällt auch unser verheißenes Land uns nicht einfach in die Hände. Es ist ein Kampf um jeden Quadratmeter, um jedes Stückchen Erde. Immer wieder sehe ich mich der Boshaftigkeit des Feindes gegenüber, der nichts lieber sehen möchte, als dass ich mich wieder zurückziehe und kapituliere. Es ist blindes, fast trotziges Vertrauen in die Güte des Herrn und all seine Verheißungen. Ja, ich glaube, dass Gott mein Versorger ist – auch wenn das Konto leer ist. Ja, ich glaube, dass Gott mein Rechtsprecher ist – auch wenn sich Menschen über mich erheben und mich anklagen. Ja, ich glaube, dass Gott für mich ist und nicht gegen mich – auch wenn ich mich einsam und verlassen fühle. Ja, ich glaube, dass Gott gute Gedanken über mich hat, Gedanken des Heils und nicht des Unheils – auch wenn jeder Schritt mühsam ist und mir alle Kraft abverlangt.
Der Kampf um unsere Berufung ist ein Glaubenskampf. Und unser Glaube wird in der Wüste geläutert und gestärkt. Die zwölf Jahre, die mein Mann und ich im Vorfeld durchlebt und oft durchlitten haben, haben das felsenfeste Fundament gebildet, auf dem wir heute stehen und arbeiten und kämpfen. Und immer wieder schickt mich Gott zurück in die Wüste, um mich an alte, bereits gelernte Lektionen zu erinnern oder mich neue zu lehren. Es ist ein ständiges Wachsen näher an sein Vaterherz, ein ständiges Wachsen im Vertrauen und in der absoluten, bedingungslosen Hingabe. Wer in seiner Berufung leben will, muss bereit sein, die Wüste zu durchqueren und auch immer wieder dorthin zurückzukehren.
Nichts ist so abenteuerlich, wie dort anzukommen, wo Jesus uns hinführt. Nichts ist so heraufordernd wie der Weg dorthin. Jesus ruft die Frauen, die bereit sind, Altes hinter sich zu lassen, um das Neue zu erobern. Die selbst nach der Reise durch die Wüste, nach unzähligen Schlachten, nach Verwundungen und Enttäuschungen immer noch ein klares, unverfälschte Ja für Jesus im Herzen tragen. Die die Worte, die einmal über ihnen ausgesprochen wurden, die alten, fast vergessenen Träume, noch spüren und wahrnehmen und dem nachgehen, weil sie wissen: Das sind Worte aus der Ewigkeit, in unsere Endlichkeit hineingesprochen.
Die Berufung, die auf meinem und deinem Leben liegt, ist im Herzen Gottes geboren und hat ewige Resonanz. Wenn du in den Fußstapfen Jesu gehst, dann bringst du die Erde zum Schwingen und holst den Himmel auf diese Erde. Niemand revolutioniert die Geschichte so sehr wie ein Mensch, der den Traum Gottes lebt.
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Träume Gottes in jeden Menschen hineingewebt sind. Jeder ist berufen, jeder hat eine Aufgabe. Keiner ist dazu verdonnert, ein langweiliges, tristes Leben zu leben, denn wo Jesus auf der Bildfläche erscheint, wird der Status quo durcheinandergewirbelt. Zu lange haben wir es uns in den Hängematten unserer Bequemlichkeit gemütlich gemacht. Zu oft haben wir das Ziel verfehlt und unsere Berufung verpasst. Das Ergebnis sind an den Zeitgeist angepasste Christen und leblose Kirchen und Gemeinden.
Christsein ist ein Abenteuer, keine Lebensversicherung. Christsein ist ein verändertes Leben, kein Ausruhen, weil die Ewigkeit gesichert scheint. Nachfolge Jesu bedeutet kompromisslose Hingabe, Laufen auf dem Wasser, verrücktes Vertrauen. Echtes Christsein passt in kein gesellschaftliches Schema und zielt nicht darauf ab, menschliche Erwartungen zu erfüllen. Es bricht aus, bricht durch, bricht Bahn. Es ist an der Zeit, dass wir Töchter unsere Berufungen erkennen und ergreifen. Dass wir uns erheben, ist nur der erste Schritt. Es ist nun an der Zeit, dass wir die Träume, die Gott über unserem Leben träumt, erahnen und lernen, mit ihm zu träumen. Es geht um so viel mehr als die Erfüllung unserer innersten Sehnsüchte. Es geht um eine veränderte Welt, es geht um verlorene Seelen und es geht um das Vaterherz Gottes. Christen, die nie erkannt haben, wozu sie geschaffen wurden, sind wie Pfeile, die sicher im Köcher verwahrt bleiben. Wir treffen allerdings nur dann ins Schwarze, wenn wir losfliegen.
Mein erstes Buch Tochter Gottes, erhebe dich endet mit Euphorie und einem dramatischen Ausruf: »Der Kampf kann beginnen.« Viele Frauen wurden beim Lesen tief in ihrem Inneren angerührt und haben das erste Mal seit Langem oder sogar überhaupt in ihrem Leben diesen Kampfgeist gespürt: diese Kraft, die von Jesus kommt und unser ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Und ich weiß, dass viele losgezogen sind, dass sie sich aufgemacht haben, dass sie mit einer Schar anderer Frauen den guten Kampf begonnen haben.
Aber die Schwierigkeiten lassen nicht lange auf sich warten. Die ersten Hindernisse können vielleicht noch einfach überwunden werden, aber irgendwann wird es mühsam und anstrengend. Fragen nagen an uns: Wozu das alles? Warum bin ich überhaupt losgelaufen? Was war das Ziel? Wir werden müde und ausgelaugt, lange bevor wir angekommen sind. Und das ist genau das, was der Feind erreichen will. Doch Gott arbeitet mit den Schwierigkeiten unseres Lebens. Was der Feind zum Schaden verwenden will, kann Gott in Segen verwandeln.
Um in unserer Berufung anzukommen, müssen wir durch die Wüste der Charakterschule. Egoismus muss abgelegt werden. Unser Herz wird bearbeitet im Feuer seiner Liebe und wird weich und formbar gemacht. Oft denken wir, Gott hätte uns verlassen und vergessen. Unser Glaube kommt uns plötzlich verrückt und anmaßend vor. Wir orientieren uns an Christen um uns herum und fangen an, uns anzupassen, um nicht anzuecken oder aus der Reihe zu tanzen. Langsam, aber sicher verschmelzen wir mit der breiten Masse und sind für den Feind nicht länger gefährlich. In netten Reihenhäusern, in gut organisierten Gottesdiensten, an sicheren Arbeitsplätzen finden sich unzählige verschüttete Berufungen. Versteckte und vergessene Träume. Sichere Existenzen, aber unsichere Fundamente. Volle Bankkonten, aber leere Herzen. Lobenswerte Ehrenämter, aber verlorene Sehnsüchte.
Das heißt nicht, dass wir alle von heute auf morgen unseren Arbeitsplatz kündigen sollen. Das heißt nicht, dass ein Ehrenamt etwas Minderwertiges ist. Aber es heißt, dass wir uns herausfordernde, für unsere Komfortzone gefährliche Fragen stellen müssen: Bin ich an dem Platz, wo Gott mich haben möchte? Stehe ich im Zentrum von Gottes Willen für mein Leben? Und: Bin ich bereit, Angenehmes aufzugeben und Jesus kompromisslos nachzufolgen?
Das schaut für jeden anders aus. Unsere Jas zu Jesus wachsen mit jedem Schritt. Es fängt klein an und wird immer größer. Ich treffe heute Entscheidungen so viel mutiger, weil mir die vergangenen Jahre gezeigt haben: Gott ist treu und er verlässt mich nie. Ich darf mich bedingungslos auf ihn verlassen. Dieses Buch soll dich zu kleinen und großen Schritten herausfordern. Fang da an, wo es dich etwas kostet. Vielleicht ist es ein Gespräch mit dem Nachbarn, vielleicht ist es der Kauf eines One-Way-Tickets. Vielleicht ist es die 10-Euro-Spende, vielleicht ist es eine Postkarte, die jemanden ermutigen soll. Ich wünsche mir, dass du am Ende dieses Buches schneller und mutiger bereit bist, Dinge zu tun, die außerhalb deiner Komfortzone liegen.
Ihr Töchter, es ist an der Zeit, dass wir unsere Berufungen erkennen und ergreifen! Ich lebe meine Berufung, 25 Jahre nachdem ich mich als mürrischer Teenager lustlos wieder angezogen und mich zu einem Jugendtreffen aufgemacht habe, zu dem ich eigentlich überhaupt nicht gehen wollte. Wo stehst du heute? Vielleicht sitzt du immer noch zu Hause und hast deine Verheißung noch nie empfangen. Vielleicht bist du schon lange Christ, aber hast noch nicht entdeckt, welchen Traum Gott über deinem Leben träumt. Dieses Buch ist für dich. Vielleicht hast du auch schon erkannt, welche Sehnsüchte und Wünsche Gott in dein Herz gelegt hat. Vielleicht hast du sie sogar verfolgt, bist aber an jenem reißenden Fluss zum Stehen gekommen. Ein unüberwindbares Hindernis, eine verschlossene Tür. Du hast ein Lager aufgeschlagen oder bist enttäuscht umgekehrt. Dieses Buch ist für dich.
Auf deinem Leben liegt eine Berufung, und wenn du diese Berufung erkennst und ergreifst, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war. Es wird anders, verrückt, wild, abenteuerreich – doch genau dafür bist du geschaffen! Dein Leben soll entstaubt werden, denn da gibt es mehr für dich. Du wirst Durchhaltevermögen und Ausdauer brauchen. Du wirst Mut und Vertrauen benötigen. Du wirst deinen Blick unverrückbar auf Jesus gerichtet halten müssen. Du wirst diese verrückten fünf Sekunden brauchen, um aufzustehen, loszugehen, zu springen. Aber du wirst endlich Leben spüren, Sinn und Ziel haben. Du wirst erkennen, dass du geliebt und gesehen bist von deinem himmlischen Vater, der gute Werke für dich vorbereitet hat (Epheser 2,10). Du wirst Zeichen und Wunder erleben, denn wir sind dazu berufen, Größeres zu tun als Jesus selbst (Johannes 14,12). Du wirst durchs Feuer gehen und nicht verbrennen, durch reißendes Gewässer und nicht ertrinken (Jesaja 43,2). Du wirst erfüllt sein von tiefer Zufriedenheit, weil du das tust, was in deiner DNA verankert ist, und du wirst den Herrn für alle seine Wundertaten loben. Das Wort Gottes wird für dich lebendig werden und du wirst ein neues Vokabular bekommen, denn du wirst deine Gedanken erneuern. Du wirst mutig werden, wo du mutlos warst, und du wirst voller Hoffnung sein, wo du vorher hoffnungslos warst.