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Ingeborg Bachmann, Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews, hrsg. von Christine Koschel und Inge von Weidenbaum, München/Zürich 1983, S. 56.
Cecil Brown, »Frankie and Albert/Johnny«, in: Encyclopedia of African American Popular Culture, hrsg. von Jessie Carney Smith, Santa Barbara (CA) 2011, S. 542–546.
Hilde Haider-Pregler, »Ingeborg Bachmanns Radioarbeit. Ein Beitrag zur Hörspielforschung«, in: Ingeborg Bachmann. L’æuvre et ses situation. Actes du colloque 29, 30 et 31 Janvier 1986, hrsg. von Jean Paul Barbe und Werner Wögerbauer, Nantes 1986, S. 69.
Vgl. Peter Beicken, Ingeborg Bachmann, München 1988, S. 119.
Ingeborg Bachmann, Werke, Bd. 1, hrsg. von Christine Koschel, Inge von Weidenbaum und Clemens Münster, München 1978, S. 114. – © 1978 Piper Verlag GmbH, München.(Weitere Zitate aus den Werken werden in den Anmerkungen unter dem Titel »Werke« mit Band und Seitenzahl angeführt.)
Bachmann (s. Anm. 1), S. 56.
Tondokument aus der Sammlung von Franz Hiesel, Wien. Zitiert nach Haider-Pregler (s. Anm. 3), S. 33–34.
Haider-Pregler (s. Anm. 3), S. 70, verweist auf die unterschiedlichen Sprechweisen des guten Gottes in den beiden Ursendungen. Im Gegensatz zu dem reservierten Ton der Hauptfigur in der Produktion vom SWF, spricht der gute Gott in der Produktion vom NDR/BR in einem zornigen und temperamentvollen Ton.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 86.
Ebenda, S. 24.
Sigrid Weigel, Ingeborg Bachmann. Hinterlassenschaften unter Wahrung des Briefgeheimnisses, Wien 1999, S. 224.
»Harvard Summer School International Seminar Annual Reports«, S. 2. Zitiert nach Sara Lennox, »Hörspiele«, in: Bachmann-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche, Stuttgart 2013, S. 92.
Ingeborg Bachmann, Briefe an Felician, München/Zürich 1991, S. 34 u. S. 19.
Ebenda, S. 41.
Brief Ingeborg Bachmanns an Hans Weigel, datiert »Samstag«, vermutlich 1948. Zitiert nach Joseph McVeigh, Ingeborg Bachmanns Wien 1946–1953, Berlin 2016, S. 155.
Werke (s. Anm. 5), Bd. IV, S. 102.
Ebenda, S. 96.
Ebenda, S. 98.
Ebenda, S. 97–98.
Ebenda, S. 117.
Ebenda, S. 276.
Ebenda, S. 276.
Ebenda.
Ebenda.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 122.
Bachmann, Die kritische Aufnahme der Existenzphilosophie Martin Heideggers, Wien 1949. Zitiert nach: Joseph McVeigh, Ingeborg Bachmanns Wien 1946–1953, Berlin, 2016, S. 48.
Bachmann zitiert diese Worte Wittgensteins in ihrem Radio-Essay »Sagbares und Unsagbares – Die Philosophie Ludwig Wittgensteins«, der 1954 im Bayerischen Rundfunk erstgesendet wurde. In: Werke (s. Anm. 5), Bd. IV, S. 114.
Werke (s. Anm. 5), Bd. IV, S. 108.
Macks Worte sind ein Hinweis auf die Inschrift über dem Höllentor in Dantes Göttliche Komödie: »Per mesi va nella città dolente« (›Durch mich gelangt man zu der Stadt der Schmerzen‹). Zitiert nach Peter Beicken (s. Anm. 4), S. 118 f.
Patricia Broser, Ein Tag wird kommen … Utopiekonzepte im Werk Ingeborg Bachmanns, Wien 2009, S. 117.
Werke (siehe Anm. 5), Bd. IV, S. 276.
Ebenda, S. 198.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 74.
Ebenda, S. 56.
Beicken (s. Anm. 4), S. 116.
Funkkorrespondenz, vom 4. Juni 1958, online als Medienkorrespondenz: https://www.medienkorrespondenz.de/hoerfunk/artikel/ingeborg-bachmann-der-gute-gott-von-manhattan-ndrswfbr.html (Stand: 2. 12. 2019).
Bachmann (s. Anm. 1), S. 86.
Werke (s. Anm. 5), Bd. IV, S. 276.
Ebenda, S. 275.
Ebenda, S. 276.
Ebenda, S. 267.
Ebenda, S. 276.
Ebenda, S. 277.
Beicken (s. Anm. 4), S. 118.
Ebenda.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 72.
Ebenda, S. 70.
Ebenda, S. 71 f.
Ebenda, S. 79.
Hans Weigel, In Memoriam, Graz 1979, S. 15.
Brief Ingeborg Bachmanns an Hans Weigel vom 3.6.1948. Zitiert nach McVeigh (s. Anm. 15), S. 146.
Brief Ingeborg Bachmanns an Hans Weigel vom 21.6.1948. Zitiert nach McVeigh (s. Anm. 15), S. 146.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 116.
Werke (s. Anm. 5), Bd. II, S. 255.
Ebenda.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 116.
Ebenda, S. 111.
Peter Weiser, Wien stark bewölkt, Wien 1984, S. 104.
Werke (s. Anm. 5), Bd. 1, S. 119.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 112.
Ebenda, S. 42.
Werke (s. Anm. 5), Bd. IV, S. 296.
Zitiert nach Hans Höller, Ingeborg Bachmann, Reinbek b. Hamburg 1999, S. 131.
Vgl. Bettina Steiner, »›Die größte Wegruhe, das stärkste Zuhause‹. Briefe Ingeborg Bachmanns an Hans Weigel von 1948 bis 1953«, in: Die Presse vom 14. August 1998, S. 23.
Brief Ingeborg Bachmanns an Hans Weigel vom 2.8.1951. Zitiert nach McVeigh (s. Anm. 15), S. 153.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 77.
Siehe Elke Brüns, »Apokryphe Erinnerung. Zu den intertextuellen Bezügen von Ingeborg Bachmanns Malina und Hans Weigels Unvollendete Symphonie«, in: Zeitschrift fűr deutsche Philologie 113 (1994) H. 2, S. 277–292.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 108.
Höller (s. Anm. 63), S. 117.
Werke (s. Anm. 5), Bd. III, S. 543.
Höller (s. Anm. 63), S. 122.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 74.
Ebenda, S. 70.
Ebenda.
»Funk für Anspruchsvolle. Der gute Gott von Manhatten [sic]«, in: Die Zeit (5. Juni 1958). Zitiert nach Zeit-Online: www.zeit.de/1958/23/der-gute-gott-von-manhattan (Stand: 2. 12. 2019).
»Bachmann-Hörspiel. Guter Gott. Rezension von Ingeborg Bachmanns Der gute Gott von Manhattan«, in: Der Spiegel (18. Juni 1958).
Funkkorrespondenz vom 4. Juni 1958, online als Medienkorrespondenz: www.medienkorrespondenz.de/hoerfunk/ artikel/ingeborg-bachmann-der-gute-gott-von-manhattan-ndrswfbr.html (Stand: 2. 12. 2019).
Claus Reinert, Unzumutbare Wahrheiten? Einführung in Ingeborg Bachmanns Hörspiel »Der gute Gott von Manhattan«, Bonn 1983, S. 142.
Zitiert nach Haider-Pregler (s. Anm. 3), S. 63.
Zitiert nach Reinert (s. Anm. 75), S. 148.
Ebenda.
Hans Höller, »Szenen, die dort beginnen, ›wo sonst der Vorhang fällt‹. Die Hörspiele Ingeborg Bachmanns«, in: Haider-Pregler (s. Anm. 3), S. 5.
Wolf Wondratschek / Jürgen Becker, »War das Hörspiel der fünfziger Jahre reaktionär? Eine Kontroverse am Beispiel von Ingeborg Bachmanns Der gute Gott von Manhattan«, in: Merkur 24 (1970), S. 190.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 56.
Wondratschek/Becker (s. Anm. 80), S. 191.
Ebenda.
Ebenda, S. 194.
Hans Höller, Ingeborg Bachmann. Das Werk. Von den frühesten Gedichten bis zum »Todesarten«-Zyklus, Frankfurt a. M. 1987, S. 95.
Andrea Stoll, Ingeborg Bachmann. Der dunkle Glanz der Freiheit, München 2013, S. 190.
Sigrid Weigel (s. Anm. 11), S. 224.
Bachmann (s. Anm. 1), S. 56.
Auf der Webseite YouTube: www.youtube.com/watch?v= 69AdZOnn_vs (Stand: 2. 12. 2019).
Martin Z. Schröder, »Rezension des Hörbuchs Der gute Gott von Manhattan (Hörverlag München 2005)«, in: Süddeutsche Zeitung. Die Rezension befindet sich auch auf der Webseite Perlentaucher de: www.buecher.de/shop/liebesromane/ der-gute-gott-von-manhattan-2-audio-cds/bachmann- ingeborg/products_products/detail/prod_id/14593442/ #reviews (Stand: 2. 12. 2019).
Julia Hamminger, »Rezension von Der gute Gott von Manhattan. Hörbuch, München 2005«, in: Literaturhaus Wien Online, S. 2: www.literaturhaus.at (Stand: 2. 12. 2019 ).
Ebenda.
Autorin | Ingeborg Bachmann (1926–1973), österreichische Schriftstellerin |
Erstsendung | 29. Mai 1958 (Ursendung im Bayerischen Rundfunk, Norddeutschen Rundfunk und Südwestfunk); erste Druckfassung 1958 |
Gattung | Hörspiel |
Ort und Zeit der Handlung | Erzählt wird eine Liebesgeschichte im Sommer 1955 in der amerikanischen Großstadt New York. Die Schauplätze sind verschiedene Orte in der Stadt (Grand Central Bahnhof, Central Park, Atlantic Hotel) sowie ein Gerichtssaal in der Stadt. |
Werkaufbau | Das Hörspiel ist nicht in Akte unterteilt, sondern besteht aus einer lockeren Folge von Szenen, die abwechselnd im Gerichtssaal und an den verschiedenen Orten, wo sich das Liebespaar aufhält (Hotelzimmer, Bar, im Park), spielen. |
Erzählperspektive | Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive der Titelfigur, des guten Gottes, und derjenigen der jungen Menschen Jan und Jennifer gezeigt. Die Aussagen des guten Gottes und die vom Richter vorgelesene Gerichtsakte in einem Gerichtsverhör bilden den Rahmen der Handlung, die die Liebesbeziehung zwischen Jan und Jennifer bildet. |
Handlung | Ein Angeklagter steht zum Verhör vor einem Richter. Die beiden kennen sich schon, da sie sich vor einiger Zeit in einem ähnlichen Fall – einem Bombenattentat auf ein junges Liebespaar – im Gerichtssaal begegnet sind. Der Tatbestand ist klar: Der Angeklagte, der unter dem Spitznamen »Der gute Gott von Manhattan« oder »Der gute Gott der Eichhörnchen« bekannt ist, wurde am Tatort gefasst und leugnet die Mordtat nicht. Mit Hilfe seiner tierischen Handlanger, der Eichhörnchen Frankie und Billy, verfolgt er Liebespaare, die die gesellschaftlichen Konventionen solcher Beziehungen nicht beachten und somit die Grenzen des normalen Zusammenlebens zu sprengen drohen. |
Das Verhör des guten Gottes bildet den Rahmenhandlung im GerichtssaalRahmen der zentralen Handlung, einer Liebesgeschichte mit tragischem Ende zwischen dem jungen Europäer Jan und der amerikanischen Studentin Jennifer. Sie begegnen sich im Zentralbahnhof von New York und verbringen zusammen fünf Tage in der Stadt. Aus dem, was als sexuelles Abenteuer beginnt, wird plötzlich etwas mehr. Aber Jan hat schon eine Schiffskarte für die Rückreise nach Cherbourg gelöst und wartet nur noch auf die Bestätigung seines Platzes auf dem Schiff. Die Affäre soll also von vornherein eine »Vereinbarung auf Distanz« (S. 37) sein. Doch zwischen den beiden entwickelt sich eine immer intensiver werdende, sich steigernde Liebe, was durch den Umzug in immer höhere Stockwerke des Hotels symbolisiert wird: vom Erdgeschoss ins 7. Stockwerk, dann ins 30. und schließlich ins 57. Stockwerk des Atlantic Hotels.
Die zentrale Die zentrale Handlung des StücksHandlung des Hörspiels, die Liebesgeschichte, wird eigentlich in die innere Welt der Empfindungen verlegt, in der die Vertiefung und Stärkung der Beziehung verfolgt wird. Der manchmal lyrische Charakter des Dialogs zwischen Jan und Jennifer erschwert die Auslegung der hier ausgedrückten Gefühle, hat aber die deutliche Absicht, die »neue[ ] Sprache« (S. 85) einer absoluten ekstatischen Liebe wiederzugeben.
Die Schauplätze und Bilder aus der Metropole New York und »The American Way of Life«New York lassen offensichtlich werden, dass das Hörspiel in den Worten der Autorin »ohne die Amerika-Reise nicht zu denken« war, die Bachmann im Sommer 1955 unternahm.1 Und im Verlauf der Liebesgeschichte bekommt der Leser einen Einblick in die moderne Weltordnung, für die die Metropole New York als Symbol steht. Als Befürworter dieser Ordnung malt der gute Gott in seinen Aussagen vor dem Richter das Bild einer gnadenlosen modernen Welt, deren Regeln den Menschen ein konformes Leben abverlangen und die ihnen als Belohnung hierfür die Erfüllung aller materiellen Bedürfnisse verspricht. Dieses Bild basiert in vielem auf dem »American Way of Life«, mit dem Bachmann sich im Sommer 1955 in Boston (USA) als Teilnehmerin am Harvard International Summer Seminar intensiv beschäftigte. Konsum, Gewinn, Konformität und das Nützliche als Maßstäbe des gesellschaftlichen Lebens bilden in dem Stück die Hauptmerkmale der von den USA geprägten neuen Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg, obwohl solche Eigenschaften auch früher im 20. Jahrhundert mit Amerika verbunden wurden.
In ihrer Darstellung einer tragisch endenden Liebesgeschichte stellt Bachmanns letztes Hörspiel die gesellschaftlichen Zwänge in Frage, die die individuelle Freiheit radikal einschränken. Insofern nimmt dieses Werk den sozialen Umbruch der 1960er Jahre vorweg, in dessen Mittelpunkt die Spannung zwischen Individuum und Anpassung an gesellschaftliche Konventionen stand.
Die zentrale Handlung des Hörspiels, die Liebesbeziehung zwischen Jan und Jennifer, spielt sich über fünf Tage in der Stadt New York ab, und zwar hauptsächlich im Stadtteil Manhattan, dessen Name auf den indianischen Ausdruck manna-hatta zurückgeht und ›himmlische Erde‹ bedeutet.
Im Gerichtssaal (S. 7–15): Die Eröffnungsszene der Handlung spielt im Sommer 1955 in einem Das Verhör beginntGerichtssaal in der Stadt New York, wo ein Angeklagter vor einem Richter über einen Mord aussagt, den er an einer jungen amerikanischen Studentin verübt haben soll. Der Dialog zwischen dem Richter und dem Angeklagten ist mehr Gespräch als Verhör, da der Angeklagte, der seine Schuld keineswegs leugnet, nicht zum ersten Mal vor dem Richter steht. Er war bereits früher ein Verdächtiger in anderen Fällen von Bombenattentaten und galt unter den gerichtlichen Psychiatern als wahnsinnig. Der Richter lehnte diese Diagnose jedoch ab, als er den Angeklagten kennenlernte. Nun entnimmt er den Akten, dass der Angeklagte allgemein als »[d]er gute Gott von Manhattan« oder »der gute Gott der Eichhörnchen« (S. 10) bekannt ist und über Hunderte solcher Nagetiere in der Stadt verfügt. Der gute Gott nennt die Tiere »mein[en] Nachrichtendienst, die Briefträger, Melder, Kundschafter, Agenten« (S. 11). Sie werden von den Tieren Frankie und Billy angeführt. Am Ende dieser Szene fängt der gute Gott an zu erzählen, wie die beiden jungen Menschen, der europäische Student Jan und die amerikanische Studentin Jennifer, zueinanderfanden. Den Übergang zur nächsten Szene bilden anonyme Stimmen »ohne Timbre, ohne Betonung, klar und gleichmäßig« (S. 15), die eine Reihe kurzer Sätze aus dem Alltag, der Werbung, der Politik usw. sprechen, die jedoch keinen Zusammenhang ergeben. Darunter befinden sich auch kurze Sätze, die als Mahnungen an Jan und Jennifer verstanden werden könnten: »DENK DARAN SOLANGE ES ZEIT IST« oder »DU KANNST ES NICHT HALT!« (S. 15). Durch das ganze Hörspiel hindurch werden diese beiden Sätze von den Stimmen wiederholt.
Auf dem Grand Central Bahnhof (S. 15–20): Im Zentralbahnhof New Yorks lernt Die erste Begegnung der LiebendenJennifer den Europäer Jan kennen, der schon bald per Schiff nach Europa zurückreisen soll. Er ist ihr nicht ganz unbekannt, da sie ihn einige Tage zuvor auf dem Tanzfest ihrer Universität in Boston gesehen und auch im Zug von Boston nach New York ein paar Reihen hinter ihm gesessen hatte. Jennifer spricht ihn zuerst an, doch er reagiert eher desinteressiert. Er hat jedoch Hunger und will essen gehen; Jennifer kauft an einem Automaten im Bahnhof Nüsse für ihn. Jan erkennt die Nüsse als Eichhörnchenfutter und erwähnt, dass eines dieser Nagetiere ihm einen Brief zugesteckt hat, in dem steht, dass er den Abend mit Jennifer »auf der himmlischen Erde« (S. 19) verbringen wird. Jennifer willigt in ein kurzes Abenteuer mit ihrem neuen Bekannten ein.
In einer Nachtbar, dann auf der Straße, später in einem Stundenhotel (S. 20–31): Die beiden gehen in eine Bar, wo ihnen eine Die Zigeunerin und Mack der BettlerZigeunerin die Zukunft aus der Hand zu lesen versucht. Bei Jennifer misslingt dieser Versuch, weil die zu lesenden Linien der Handfläche durch die Spuren von Jans Fingernägeln entstellt wurden. Jan hingegen prophezeit die Seherin ein langes Leben, ohne dass sie sich seine Hand anschaut. Kurz darauf macht sich das Paar auf die Suche nach einem Hotel. Auf dem Weg begegnen sie einem Bettler namens Mack, der das Los der Bettler in New York beschreibt. Die Armen »[h]aben keine Farbe. Neiden den Weißen und Schwarzen die Haut« (S. 24). Kurz darauf mieten sie ein Zimmer in einem schäbigen Stundenhotel. Jennifer zögert anfangs, mit ihm ins Bett zu gehen, weil sie sich in dem schmutzigen Zimmer unwohl fühlt. Jan spielt nach wie vor den autoritären Mann in der Beziehung und gibt Befehle – »Zieh dich aus!« (S. 26). Er spricht mit Jennifer wie mit einem Kind: »Musik? Meine liebe Jennifer, jetzt wirst du keine hören […] denn ich werde es nicht dulden« (S. 28). Jennifer reagiert machtlos (»Warum tust du das? Warum, warum, warum?«, S. 28), lässt sich alles gefallen, einschließlich Jans emotionaler Kälte – er gesteht, nur daran zu denken, dass er am nächsten Morgen aufs Schiffsbüro muss. Erst am Mittag des folgenden Tages wachen die beiden auf. Zu diesem Zeitpunkt deutet alles im Dialog zwischen den beiden auf baldige Trennung hin. Jan will zwar weg, schlägt jedoch vor, dass sie frühstücken gehen und »in Ruhe darüber sprechen« (S. 29). Zum Schluss hört man wieder die anonymen Stimmen mit ihren wirren Sprüchen, unter anderem einem zur Besinnung auf den Charakter ihrer Beziehung: »WARUM NICHT GENUSS OHNE REUE« (S. 30).
Im Gerichtssaal (S. 31–35): Der gute Gott bemerkt mit Sorge in Jans schwindender Unsicherheit über die Beziehung zu Jennifer und in Jennifers »Hunger auf alles« einen sich anbahnenden Die ersten Anzeichen eines GrenzübertrittsGrenzübertritt über die Hemmschwelle gesellschaftlicher Erwartungen. Jan erfährt telefonisch, dass er immer noch keinen sicheren Platz auf dem Schiff hat, was ihm ermöglicht, bei Jennifer zu bleiben. Die zunehmenden Liebesgefühle zwischen Jan und Jennifer vergleicht der gute Gott mit dem »wütende[n] Hymnus […] eines wiedererstandenen Ninive und New York als das neue BabylonBabylon« (S. 33) und benutzt eine Reihe von grotesken TodessymbolikTodesbildern – »Schädel der Gigantenhäuser«, »Hunderte von Leichen wurden in den Trauerhäusern manikürt, geschminkt und zur Schau gestellt« (S. 33) –, um den Charakter von New York zu veranschaulichen, dieser »Stadt der Städte, […] in der alles gedeihen konnte! Alles. Auch dies« (S. 34). Der Richter liest aus den Akten vor, was das Liebespaar als Nächstes getan hat: sie sind mit der Untergrundbahn nach Harlem gefahren, haben etwas Zeit in einer Bar, einer Kirche und einem Musikgeschäft verbracht. Die beiden beziehen schließlich ein Zimmer im 7. Stockwerk des Atlantic Hotels. Der gute Gott fügt hinzu, dass dem jeweiligen Stockwerk, in dem sich das Liebespaar befindet, eine gewisse Bedeutung zukommt.
Abb.1: Die heutige Skyline von New York. – © Image by A. H. from Pixabay
Halle des Atlantic Hotels (S. 35–37): Jan und Jennifer erfahren, dass ein Zimmer im 7. Ein Zimmer im 7. StockwerkStockwerk des Atlantic Hotels frei geworden ist. Jennifer freut sich auf die Klimaanlage und »Sauberkeit jede Stunde« (S. 36), wobei ihr immer noch bewusst ist, dass das Liebesabenteuer wegen der bevorstehenden Abreise von Jan nur kurze Zeit dauern wird.
Im Zimmer des 7. Stockwerks (S. 36–37): Diese kurze Szene besteht aus einem knappen spielerischen Dialog zwischen Jan und Jennifer, in dem er sie über die Wortspiele um die ZeitBegriffe »morgen«, »heute« und »jetzt« (S. 36. f.) prüft.
Im Gerichtssaal (S. 37–39): Der Richter und der gute Gott sehen die Details des Falles unterschiedlich. Was der Richter die »Intimitäten« des Liebespaars nennt, versteht der gute Gott im Gegenteil als Die »Vereinbarung auf Distanz«eine »Vereinbarung auf Distanz« (S. 3738