2., überarb. Auflage 2017
Copyright © 2012 Wilhelm Maudrich Verlag, Wien
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S. 30, 34, 44, 48, 54, 58, 60, 66, 72, 76, 82: Victoria Posch, Esther Karner
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S. 8, 16, 23, 24, 25, 26, 70, 71: istockphoto.com
Lektorat: Sigrid Nindl, Wien
Satz: Florian Spielauer, Wien
Umschlagbild: Christoph Rosenberger Photographie, Wien
Covergestaltung: studiob.a.c.k.
Druck: Ferdinand Berger & Söhne, Horn
Printed in Austria
ISBN: 978-3-99002-043-2 (print) |
ISBN: 978-3-99030-955-1 (epub) |
VORWORT
DIE NIEREN
GRUNDSÄTZLICHES ZUR ERNÄHRUNGSTHERAPIE
NIERENERKRANKUNGEN UND THERAPIEFORMEN
BEGLEITERKRANKUNGEN
ERNÄHRUNG BEI NIERENERKRANKUNGEN
REZEPTE
KLEINE SPEISEN
SALATE
SUPPEN
HAUPTSPEISEN MIT FLEISCH
HAUPTSPEISEN MIT FISCH
VEGETARISCHE HAUPTSPEISEN
SÜSSE HAUPTSPEISEN
BEILAGEN
DIPS UND SAUCEN
DESSERTS UND KUCHEN
KLEINES KÜCHENLEXIKON
REZEPTÜBERSICHT
LEBENSMITTELTABELLE
WICHTIGE ADRESSEN
Nierenerkrankungen werden immer häufiger. Der Krankheitsverlauf ist meist langwierig und schleichend. Von der ersten Schädigung bis zum totalen Versagen der Nieren kann es Monate bis Jahre dauern. Die Anfangsstadien der Erkrankung sind meist symptomlos, was dazu führt, dass die Diagnose häufig erst spät gestellt wird. Je später jedoch die Krankheit erkannt wird, desto schwerwiegender sind die erforderlichen Therapiemaßnahmen für die Lebensqualität.
Steigern Sie Ihre Lebensqualität
Einer der wichtigsten Faktoren, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder die erforderliche Therapie bestmöglich zu unterstützen, ist die richtige Ernährung.
Der Nährstoff-, Mineralstoff- und Flüssigkeitsbedarf muss dem Allgemeinzustand und dem Alter der betroffenen Person sowie der Art, dem Stadium und der Therapie der Nierenerkrankung angepasst werden. Dies führt im Alltag oft zu erheblichen Einschränkungen oder zu strikten Vorgaben von erlaubten und nicht erlaubten Lebensmitteln, zu Flüssigkeitseinschränkungen und zu vorgegebenen Portionsgrößen. Meist widersprechen diese Richtlinien der landläufig als „gesund“ bekannten Ernährung oder den langjährigen Gewohnheiten der Patientinnen und Patienten. Aus den genannten Gründen sind die richtigen Informationen und dazu passende Hinweise wichtig, um diese Ernährung in die Praxis umsetzen zu können. Dieses Buch soll Unterstützung hinsichtlich der richtigen Ernährung bei einer Therapie von Nierenerkrankungen bieten.
Die Nieren sind komplexe Organe mit vielfältigen Aufgaben. Eine dieser Aufgaben ist das Ausscheiden von nicht benötigten Stoffen über den Harn. Jeder Mensch besitzt normalerweise zwei Nieren. Die Nieren eines gesunden Erwachsenen sind jeweils etwa 11 Zentimeter lang, 4 Zentimeter dick und 7 Zentimeter breit. Das Gewicht einer Niere liegt bei zirka 120 bis 200 Gramm. Schwankungen treten je nach Ernährungsgewohnheiten und körperlicher Verfassung auf. So ist es zum Beispiel möglich, dass bei einer sehr eiweißreichen Kost die Niere das Doppelte ihres Ausgangsgewichts erreicht. Bei überwiegend kohlenhydratreicher Ernährung können die Nieren kleiner werden. Ursache ist das Ansteigen bzw. Absinken der notwendigen Filtrationsleistung. Die Nieren liegen an der hinteren Bauchwand, hinter dem Bauchfell rechts und links von der Wirbelsäule (im Retroperitonealraum bzw. im Raum hinter dem Bauchfell). Dem oberen Nierenpol sitzt die hormonproduzierende Nebenniere auf. Von jeder Niere führt ein Harnleiter in die Harnblase, daraus entspringt eine Harnröhre, die den in den Nieren gebildeten Harn nach außen abtransportiert.
Hauptaufgaben der Nieren
• Ausscheidung wasserlöslicher Substanzen, die entweder im Stoffwechsel entstehen (z. B. Harnsäure) oder als körperfremde Substanzen zugeführt werden (z. B. Abbauprodukte von Medikamenten)
• Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushalts, Regulation des Säure-Basen-Haushalts, Blutdruckregulation
• endokrine Funktionen wie die Bildung von Hormonen (z. B. von Erythropoetin, einem Hormon, das das Wachstum der roten Blutkörperchen anregt)
Die funktionelle Baueinheit der Niere wird Nephron genannt. Ein Nephron besteht aus Nierenkörperchen und dem Tubulusapparat (lat. „tubulus“ = kleiner, röhrenförmiger Kanal). Diese Baueinheit bestimmt, wie der gebildete Harn zusammengesetzt ist. Bis zu 98 % des Harns besteht aus Wasser, der Rest aus Stickstoff, Salzen, Farbstoffen und organischen Säuren. Da das Volumen des Harns variiert, können die darin enthaltenen Ausscheidungsprodukte mehr oder weniger konzentriert sein.
Um eine optimale, dem Krankheitszustand entsprechende medizinische und ernährungsbezogene Therapie erstellen zu können, ist es wichtig, verschiedene Laborparameter der Patientin bzw. des Patienten zu erheben. Anhand dieser Parameter kann die (Rest-)Funktion oder Schädigung der Nieren sowie der gesundheitliche Allgemeinzustand überprüft werden.
Die Kenntnis dieser Parameter unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Körpergröße, Körpergewicht und den Lebensumständen der erkrankten Person ermöglicht eine optimal abgestimmte Ernährungstherapie.
Werte zur Überprüfung der Nierenfunktion
• Kreatinin: Nierenwert, der im Blut gemessen wird; über die Niere mit dem Urin ausgeschiedene Form von Kreatin
• Kreatinin-Clearance: vergleichender Wert zwischen dem Kreatininspiegel im Blut und dem Kreatininspiegel im Urin; gibt Auskunft über die Filtrationsleistung der Nieren
• Harnstoff: Hauptabbauprodukt des Proteinstoffwechsels, wird im Blut gemessen
• Albumin: ist ein Eiweiß, das normalerweise im Blut vorkommt; liegen größere Mengen im Harn vor, kann das auf einen Nierenschaden hinweisen
• Präalbumin: ist ein Transporteiweiß im Blut und kann unter anderem Auskunft über den Ernährungszustand geben
• Elektrolyte wie Kalium und Phosphor: sind wichtige Substanzen im Körper, die unter anderem für die Regulation der Herztätigkeit oder zur Energiegewinnung erforderlich sind
Die wesentlichen Ziele einer Ernährungstherapie sind die Erhaltung der persönlichen Lebensqualität und, wenn möglich bzw. vorhanden, der Restnierenfunktion so lange wie möglich. Um das zu erreichen, müssen die folgenden Zielwerte bekannt sein:
Bei einer Nierenerkrankung sind verschiedenste Ernährungsvorgaben einzuhalten. Gelegentlich widersprechen diese vermeintlich den Regeln einer gesunden Ernährung. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass diese Regeln für gesunde Personen aufgestellt wurden, die Vorgaben für eine Nierenerkrankung haben in jedem Fall Vorrang.
Zielwerte
• Energiebedarf
• Eiweißmenge, Gehalt an tierischen Eiweißportionen (EP)
• Kaliumbedarf
• Phosphorbedarf
• Salzbedarf
• Trinkmenge
Diese Zielwerte werden von Ihrer Ärztin oder Ihrem Diätologen für Sie festgelegt.
Eine ausreichende Energieversorgung ist nötig, um einer Mangelernährung und dem damit einhergehenden Muskelabbau sowie einem unerwünschten Gewichtsverlust entgegenzuwirken. Eine zu geringe Energieaufnahme führt unter anderem auch zu einer verschlechterten Immunabwehr, einer höheren Infektanfälligkeit sowie zu einer eingeschränkten körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit. Eine zu geringe Energieaufnahme kann die Ausgangssituation für eine zukünftige Dialysebehandlung verschlechtern. Regelmäßige Gewichtskontrollen sind daher unerlässlich.
Der Energiebedarf ist vom Normalgewicht, vom aktuellen Ernährungszustand und vom Alter abhängig. Ein Wert von 30 bis 35 Kilokalorien pro Kilogramm Körpergewicht ist empfehlenswert.
Richtwert
30–35 kcal pro kg Körpergewicht
Wertvolle Energielieferanten sind vor allem stärkehaltige Lebensmittel und hochwertige Öle. Bei Bedarf kann und soll auf industriell hergestellte Trinknahrungen zurückgegriffen werden. Weitere Informationen hierzu finden sich im Kapitel „Mangelernährung“ (siehe S. 23).
Eiweiß ist ein wichtiger Bestandteil unseres Körpers. Jede Zelle besteht zum Teil daraus. Muskelmasse kann nur mittels Eiweiß aufgebaut werden. Eiweiß ist auch ein Bestandteil von Enzymen, Hormonen und Antikörpern. Ist die Eiweißzufuhr zu gering, wird körpereigenes Eiweiß abgebaut. Das führt zum Verlust von Muskelmasse und zu einer verschlechterten Immunabwehr. Eine zu hohe Eiweißzufuhr hat im Wesentlichen eine erhöhte Nierenbelastung und somit eine Verschlechterung der Erkrankung zur Folge. Die Zufuhr der richtigen Eiweißmenge ist deshalb ein wichtiger Faktor einer Ernährungstherapie bei Nierenerkrankungen.
Beispiele für tierische und pflanzliche Eiweißträger