Für Felicitas und Frank
„Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ Der Slogan der Rockgruppe „Ton, Steine, Scherben“ aus dem letzten Jahrhundert ist immer noch Programm bei den Grünen. Ihr Wahlmotto 2013 „Alles für alle“ heißt unter Parteichefin Claudia Roth, ehedem Managerin der Band, richtig übersetzt: Alle gegen alles!
Nach dem Wegfall ihres zentralen Leidmotivs Atomkraft fand die Partei ein neues in der Binnenschifffahrt. Damit bleiben sich die Grünen treu als Teil der größten Zerschlagungswelle auf die Fundamente der deutschen Volkswirtschaft seit Kriegsende.
Meilensteine dieser verhängnisvollen Zerstörungspolitik der vergangenen drei Jahrzehnte Bundesrepublik: Kohle und Stahl, Bundespost, Bundesbahn, öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Land-, Forst-und Tierwirtschaft, Universität und damit das Erfolgsmodell von mindestens dreihundert Jahren deutscher Forschung und Lehre, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie zuletzt Transrapid, Wasserversorgung und die Verkehrsinfrastruktur – alles kaputt gemacht, verramscht und verhökert.
Die Grünen sind Teil einer antimaritimen Koalition, die von links bis rechts im politisch relevanten Parteienspektrum und von Naturschützern bis zum alles im Hintergrund steuernden Industriekomplex reicht. Mit Schlachtrufen wie „Rettet die Libelle!“ bläst sie fortwährend unter Deckmänteln von Hochwasser-, Natur-, Umweltschutz und Privatisierung zum Sturmangriff auf die Grundpfeiler von Staat und Wirtschaft. Bekannt geworden ist sie als die „Libellen-Mafia“. Friedrich H.B. Oehlerking berichtet seit anderthalb Jahrzehnten als Journalist über die Zerstörung des deutschen Wasserstraßensystems. In fast vier Jahren als Chefredakteur der führenden Fachzeitschrift auf diesem Gebiet hat er Höhen und Tiefen des Geschäfts kennengelernt und mit den wichtigen Entscheidern gesprochen.
Oehlerking hat als Moderator von Informationsveranstaltungen zum Donauausbau erlebt, was es heißt, in einem freien Land zu Beginn des 21. Jahrhunderts anderer Meinung als die Libellen-Mafia zu sein und dem Erhalt unserer Wasserstraßen das Wort zu reden oder als Journalist zu schreiben. Schonungslos weist er in seinem wieder einmal beeindruckenden Buch nach, wie diese Allianz der Macht vor nichts zurückschreckt, um das europäische Binnenwasserstraßennetz, das beste der Welt, zum Verramschen an die Privatisierungsheuschrecken des internationalen Kapitals schrottreif zu diskutieren.
Titel: Im Fadenkreuz der Libellen-Mafia
Reihe: Logistik, Grünbuch
9 farbige Abbildungen, 1 schwarz-weiße Abbildung
© getfax F. Oehlerking, Erdweg, 2013
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk samt aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es deshalb nicht gestattet, das Buch ganz oder Teile aus ihm nachzudrucken oder auf sonst irgendeinem Wege zu vervielfältigen. Das gilt auch für Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Titelbild: Biotop bei Erdweg, Oberbayern, 2013
Foto: Marina Oehlerking
Montage: Friedrich H. B. Oehlerking
Covergestaltung: Friedrich H. B. Oehlerking
Layout und Produktion: Friedrich H. B. Oehlerking
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt
Printed in Germany 2013
ISBN: 978-3-7322-6054-6
Nationalbibliografie, Deutsche Nationalbibliothek http://dnb.dnb.de.
O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh‘ ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!
Aus: Der Zauberlehrling
Johann Wolfgang von Goethe
Wer schon mal an einem Flüsschen oder Bach gestanden hat, kann sich vielleicht über die dort herrschende allgemeine Ruhe gefreut haben, mag mit Wohlgefallen von grünem Gras träumen, Sträuchern, Bäumen, einem nahe liegenden Wäldchen vielleicht, einer Idylle, wo Grillen zirpen, Frösche quaken, hier oder da Libellen fliegen – Natur, wohin man schaut.
Diese Träumerei trügt. Jedenfalls, wenn man den Veröffentlichungen von grünen oder linken Gruppierungen und Berichten in den meisten öffentlich zugänglichen Publikationen glaubt. In deren Wirklichkeit ist kein Platz für Schwärmerei. Da sieht die Welt ganz anders aus. Betonierte Half pipes, Wasserbausteine ohne Ende in Flüssen, kilometerlange schnurgerade Kanalstrecken durch öde Agrarwüsten; kein Strauch, kein Baum, kein kreuchendes oder fleuchendes Wesen erfreut das Herz – stattdessen machen keuchende Schiffsschlote geldgieriger Binnenschifferbarone Mensch, Tier und Pflanze krank.
Davon müsse man wieder weg, wieder zurück zu Schäferspielchen am trauten Weiher, den Flüssen wiedergeben, was der Flüsse ist in der Weltsicht dieser Weltverbesserer, die geprägt ist von jener unnachahmlichen Mischung aus abgrundtiefer Naivität und himmelschreiendem Selbstbewusstsein eines grünen Parteiführers Jürgen Trittin, der da einst laut vor sich hinphilosophierte: „Flüsse sind zum Fließen da.“ Nun ist man ja von Grünen einiges gewöhnt. Das ist wie mit ihrer Allergie gegen Atomkraftwerke. Warum sind Grüne gegen Atomkraftwerke? Weil die Grünen ihren Strom aus der Steckdose beziehen. So ähnlich muten auch ihre Forderungen nach nachhaltiger Mobilität und Verkehr an. Gütertransport möglichst gar nicht; denn man bekommt seine Waren doch im nächstgelegenen Supermarkt.
Es drängen sich Beispiele klingender, tatsächlich aber – um es gelinde auszudrücken – haarsträubender, in manchen Fällen höchst sittenwidriger und gefährlicher grüner Positionen aus der Vergangenheit auf. Wer schützt die Natur vor dem Naturschutz? rief beispielsweise auf einem Imkertag in Aurich Anfang der achtziger Jahre verzweifelt ein Imker vom Podium aus. Anlass hierfür war eine Forderung von Naturschützern und der damals gerade neu gegründeten Partei „Die Grünen“ nach einem Verbot der Berufsimkerei in Deutschland.
Deren Begründung: die Bienen stünden in einem Konkurrenzverhältnis zu anderen pollensammelnden Insekten wie Wildbienen, Hummeln und andere. Schon damals war nicht nur in Imkerkreisen bekannt, dass es „ohne Bienen nicht geht“, wie 1981 der damalige Rechtsobmann von zwei norddeutschen Imkerverbänden, Dr. Achim Gercke warnte. 1 Wie vorausschauend und berechtigt Gerckes Warnung damals war und wie gefährlich die Position der Grünen, zeigt sich heute in aller grausamen Wirklichkeit, wo sich die Forderung der vermeintlichen Naturschützer von damals offenbar von selbst erledigt. Ein weltweites Bienensterben hat eingesetzt, dessen katastrophale Auswirkungen auf unsere Nahrungskette und die gesamte Volkswirtschaft noch gar nicht bis ins Letzte erforscht sind.
Die Liste der Beispiele, wo die Grünen mit Forderungen in den Wald hinein vorausgaloppiert sind und wohl nur bei sehr wenigen von ihnen erst im Nachhinein klar war, dass man sich vergaloppieren würde und so schnell nicht wieder aus dem Wald herausfinden würde, ist lang. Erinnert sei an Grünen-Forderungen wie in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach einer Erhöhung des Benzinpreises auf fünf D-Mark pro Liter – nach damaligen Maßstäben ungefähr so abstrus, wie wenn man heute einen Literpreis von zwanzig Euro für Benzin in Anschlag brächte 2 – oder in den achtziger Jahren nach Straffreiheit für sexuelle Beziehungen mit Kindern. 3 Und wenn die Grünen angesichts der Hochwasserkatastrophe 2013 die verbale Keule gegen jeden schwingen, der sich nicht bei Drei auf ein Rettungsschlauchboot vor der von dieser Partei fortlaufend moralinsauer aufgestoßenen Brühe von Political Correctness gerettet hat, sollte man sich Entgleisungen von Vertretern dieser Partei wie ihres einstigen Vorbeters und ehemaligen Bundesaußenministers Joschka Fischer gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrmals auf der Zunge zergehen lassen, sie sei schuld an der Finanzkrise der Eurozone und riskiere die Zerstörung Europas. Fischer: „Es wäre eine Tragödie, wenn Deutschland nach den beiden Malen im 20. Jahrhundert nun ein drittes Mal die europäische Ordnung zu Grunde richten würde.“ 4
Bedarf es noch weiterer Warnhinweise an diejenigen, die den aus schlagzeilenträchtigem Anlass der Hochwasserkatastrophe im Frühsommer 2013 lauthals wieder von Grünen-Politikern vorgetragenen Appellen zu mehr Bürgerbeteiligung und Demokratie einerseits und Verbalattacken auf unbescholtene Fachleute und den politischen Gegner nur allzu bereitwillig auf den Leim gehen wollen?
Keinerlei falschen Vorstellungen braucht man sich über Energie, Rücksichtslosigkeit und Schlagzeilengeilheit hinzugeben, mit der die Vertreter dieser Partei und in ihrem Fahrwasser selbst ernannte Streiter gegen Wasserstraßenbau und Schifffahrt in den kommenden Jahren noch gegen hochwasserschutzwichtige Aus-und Neubaumaßnahmen an Donau, Rhein, Elbe, Saale usw. vorgehen werden.
Denn klar dürfte auch sein, dass die organisierten Ausbaugegner in ihrer publizistischen Agitation letztlich gar nicht die Sorge um das Überleben von irgendwelchen Tier-und Pflanzenarten umtreibt. Ihnen geht es nur um eins: die Schlagzeile. Nur so sind Agitationen unterhalb der Gürtellinie wie beispielsweise manipulierte Fotomontagen auf Flugblättern oder die konstante Weigerung der BUND-Vertreter, sich davon zu distanzieren, zu erklären.
Wenigstens ehrliche Verfechter der Bahn-Idee sollten sich zudem nicht von den Grünen und Pseudonaturschützern täuschen lassen. Die Betonung der Bahn in grünen Programmen ist ja nicht ehrlich gemeint. Auch hier geht es nur um die Schlagzeile. Die gleiche Streitkultur, die bei einer Vielzahl von Anlässen entlang der Donau gegen die Binnenschifffahrt mobilisiert wird, wird, wenn es sein muss, an anderer Stelle gegen den Ausbau von Autobahnen oder gegen den Bau von Eisenbahnen, Stichwort Stuttgart21, Magnetschwebebahnen, Stichwort Transrapid, oder z.B. Bienen eingesetzt (s. Seite →).
Wie formulierte es ein Grünenpolitiker unlängst in Berlin: „Eine Schlagzeile ist mehr wert als tausend Libellen.“ Und diese Strategie taugt offenbar für jeden Marsch durch die Instanzen – egal wie lang.
Es geht nicht darum, dem wohlverstandenen Natur-und Umweltschutz seine Berechtigung abzusprechen. Es geht nicht darum, Umweltsünden der Vergangenheit, die zumal auch beim Wasserstraßenbau unstreitig begangen wurden, schön zu reden. Es geht nicht darum, Wirtschaft und Industrie jeden ökologischen Unsinn zu verzeihen oder zu entschuldigen.
Viel hat die Bewegung des wohlverstandenen Natur-und Umweltschutzes Ende der siebziger, in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts bewirkt, dass beispielsweise schon unter einem Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) damals das Schwimmen im Rhein wieder möglich war. Dass der zur CDU gehörte und nicht zu den Grünen, ist geschenkt. Genauso wie die Sozialdemokraten die treibende Kraft im Reichstag waren, die einen Reichskanzler Bismarck in die Sozialversicherungsgesetze zwangen, dieser aber in der Geschichte sich den Lorbeerkranz dafür aufsetzen durfte. Hätte es die Grünen nicht gegeben, wäre auch Töpfer nicht im Rhein geschwommen, soviel ist sicher auf dem Haben-Konto dieser Partei. Doch die Zeiten sind vorbei. Schon 1998, also wenige Jahre nach Töpfer, schwamm ich selbst im Rhein, ohne mir Pusteln oder Herpes geholt zu haben.
Auf das Haben-Konto der Grünen vielleicht auch dieses noch aus eigenem Erleben: Ich entsinne mich meiner Studienzeit in Heidelberg in den siebziger Jahren. Damals war bei Hochwasser die Uferstraße von Heidelberg nach Heilbronn nicht nur überflutet – das gehörte damals und auch heute noch zu den relativ normalen Erscheinungen solcher Naturereignisse. Schlimmer war die Belastung des Neckars mit chemischer Verunreinigung. Sie war zeitweise so hoch, dass an der Schleuse Hirschhorn der Schaum die Uferstraße meterhoch bedeckte. Das ist heute nicht mehr vorstellbar, dank den Initiativen unter anderem der Grünen.
Das ist lange her. Die damals von den Grünen zu Recht angeprangerten Missstände sind behoben. Wenn man so will, haben die Grünen als der Goethesche Besen des Zauberlehrlings, den man rief, ihre Pflicht und Schuldigkeit getan – sie können gehen. Nun geht es darum, dem missverstandenen, selbst ernannten, über das ursprüngliche Ziel hinausschießende und in Wirklichkeit anderen Zielen wie dem politischen Profit dienenden angeblichen Natur-und Umweltschutz Einhalt zu gebieten. Es geht darum zu erkennen, dass die Zeit des grundlegenden Grünentums vorbei ist. „Stock, der ihr gewesen…“
Natur-und Umweltschutz ist selbstverständlich geworden, seine Betonung so überflüssig wie das ständige Herbeten von Politikern, sie seien für Frieden. Jeder vernünftige Mensch ist für Frieden, wer denn nicht? Natur-und Umweltschutz gehört zum Standard verantwortlicher Politik und verantwortlicher Verwaltung allgemein, insbesondere der Wasser-und Schifffahrtsverwaltung (WSV).
Der wohlverstandene Natur-und Umweltschutz ist nicht erst seit gestern in allen Belangen mit allen möglichen Maßnahmen, vor allem aktiv betrieben durch die deutsche WSV, überaus aktiv und erfolgreich tätig, wie das Beispiel der von ihr gebauten und noch zu bauenden Fischaufstiegsanlagen zeigt.
Es wäre überzogen, ausgerechnet den grünen Weltverbesserern Ideologien eines Milton Friedman 5 unterstellen zu wollen. Aber in der Methodik kommt die Vorgehensweise der Propagandamaschinerie von Grünen, BUND und wie die Organisationen, angeblichen Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse in ihrem unmittelbaren oder mittelbaren Fahrwasser nicht alle heißen, jenem von der kanadischen Umweltaktivistin Naomi Klein als „Schock-Strategie“ bezeichneten „Katastrophen-Kapitalismus“ ziemlich nahe. 6 Und im Ergebnis, so scheint es derzeit, unterstützen sie diese Strategie auf jeden Fall.
Denn was von Grünen, Roten und sonstigen selbsternannten Naturschützern an Forderungen erhoben wird, läuft letztlich nur auf das eine hinaus: eine in Jahrhunderten gewachsene Infrastruktur des Zusammenlebens von Mensch und Natur an, auf und mit dem Wasser unter dem Banner von „Renaturierung“, „Retention“, „Überlauf“ etc. zu zerschlagen. Was Friedrich II., der Große, von Preußen einst nicht wie andere Staaten und Fürsten mit Blut, Schwert und Tränen, sondern mit Spaten und Schaufel als friedlichsten Landgewinn aller Zeiten Sumpf, Oder, Spree, Havel und Elbe abtrotzen ließ, nicht um etwaigen kapitalistischen Neigungen monströser Schiffsreeder und Energiemogule unendliche Milliarden in die Privatschatulle zu spülen, sondern um wegen ihres Glaubens verfolgten Menschen aus unterdrückten anderen Ländern ein Zuhause zu geben, alles, was zumal im vergangenen Jahrhundert eine überaus umweltbewusste, dem Naturschutz in erster Linie verpflichtete WSV als Nachlassverwalterin jenes großen pazifistischen Erbes der preußischen Wasser-und Wasserstraßenbauer geleistet haben, soll unter Ausnutzung von Schrecken und Entsetzen, die Jahrhunderthochwasserkatastrophen bei den Menschen hinterlassen, genauso ausradiert werden wie die bis dahin einwandfrei funktionierenden öffentlichen Einrichtungen in New Orleans, bevor der Hurricane Katrina kam.
Die Grünen tun dabei immer so, als wären sie die Gralshüter des Antikapitalismus‘. In Wirklichkeit bereiten sie erst im Zuge von Schock und Entsetzen den Weg für die tatsächlichen Kapitalisten. Die Grünen waren es, die althergebrachte, millionenfach und jahrzehntelang bewährte landwirtschaftliche Anbauweisen plötzlich als „Agrowüste“ verunglimpften. Vor allem den Grünen hat es eine weltweit agierende Pflanzenschutzindustrie unter Führung von Monopolkonzernen wie dem US-Biochemieriesen Monsanto zu verdanken, wenn nach dieser Vorhutflurbereinigung der Landwirtschaft sich heute zwischen Flensburg und Füssen, Stuttgart und Stettin statt rauschender, lebendiger Getreide-, Kartoffel-oder Rübenäcker tatsächliche Agrowüsten in Form von unendlichen Solarglas-und Energiemaisfeldern von Horizont zu Horizont erstrecken.
Die Grünen haben für ihren Politikprofit den Ertragsreichtum einer Politik des Schock und Entsetzens entdeckt. Wie das funktioniert, haben sie ungeachtet ihrer angeblichen und so huldvoll vorgetragenen Vorliebe für den Verkehrsträger Bahn bis zum Exzess am Fall Stuttgart21 vorexerziert. Und sie geben sich nicht den Anschein, als ob sie auf ein derart probates Mittel wie die Strategie von Schock und Entsetzen zur Steigerung der allgemeinen Aufmerksamkeit für ihre wirklichkeitsfernen und gemeingefährlichen Vorstellungen und Ideen ausgerechnet im Wahljahr 2013 verzichten würden.
Sie wären auch schön blöd, wenn sie es täten, angesichts einer solchen Steilvorlage, die ihnen die Natur mit der Hochwasserkatastrophe in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, also fast einem Drittel der Fläche des Wahllandes Bundesrepublik Deutschland quasi zum Nulltarif vor die Propagandalinsen und Mikrophone der Mainstreammedien geschossen hat.
Täten sie es, wäre die jahrelange Wühlarbeit der Grünen und selbsternannten Naturschützer zunichte. Alle Falschinformationen und Halbwahrheiten über angebliche Betonbauten in der Donau, Einbetonierungen von Flussidyllen an Saale, Elbe oder Unstrut und Libellen-oder Vogelmassaker – nicht in Ländern des ach so herrlichen Arabischen Frühlings wie Tunesien, Ägypten oder Libyen, wo kilometerlange Netze am Mittelmeerstrand Heerscharen unschuldiger Sing-und Zugvögel elend verrecken lassen, sondern – an Donau, Rhein und Elbe, wären mit einem Schlag entlarvt.
Das wollen, das können die Grünen, die Roten, die sogenannten Naturschützer und Umweltprotagonisten nicht, schon gar nicht im Superwahljahr 2013. Deswegen müssen sie immer weiter auf ihrem Pfad der Heuchelei wandeln. Das ist verständlich.
Aber darüber muss informiert werden. Die Medien der Binnenschifffahrt selbst tun es. Nur: wer liest sie? In der großen, für die politische Entscheidungsfindung relevanten Masse der Allgemeinheit finden sie keinen Niederschlag. Ausnahmen wie der renommierte Journalist Hannes Burger können sich die Fingerkuppen wund schreiben – letztlich bestätigen sie nur die Regel, wonach nicht sie, sondern die grünen Umweltideologen die Lufthoheit über den Stammtischen der Meinungsmacher seit zwei Jahrzehnten mit unsäglichem Erfolg für sich requiriert haben.
Und: Womit haben sie diesen Erfolg errungen? Auch darüber muss informiert werden. Nicht mit vernünftigen, sachbezogenen Informationen, sondern mit Verunglimpfung, Verdrehungen, Verfälschungen, mit einer professionellen Spenden-und Geldeintreibmaschinerie, einer umfassenden Naturschutzindustrie, die auch nicht vor dem Schulterschluss mit dem vermeintlichen Gegner, dem motor-und antriebstechnischen Industriekomplex einschließlich eines Teils der Autofahrerlobbies zurückschreckt.
Auch darüber muss informiert werden, damit all die ehrlichen, wohlmeinenden und spendenbereiten Menschen, älteren Leute, Gerichte Bescheid wissen, dass ihr sauer verdienter Notgroschen, den sie angesichts von Tod, Strafe, Erbfall etc. für dieses oder jenes ihnen als zuverlässig vorgestelltes Natur-oder Umweltschutzprojekt opfern wollen, unter Umständen womöglich gar nicht diesem, sondern dem im Großen und Ganzen einem vernünftigen, richtigen Natur-und Umweltschutz zuwiderlaufenden Agitprop zufließt.
Gelingt es nicht, dem ausufernden Naturschutzwahn ein Ende zu setzen, werden sich eines Tages die Natur, die Wasserwege, die volkswirtschaftlichen Erfordernisse bitter rächen. Spätestens dann nämlich, wenn ein unaufhaltsam auf Europa zurollender Transport-Tsunami schon ab 2020 alles bisher auf Deutschlands Straßen und Schienensträngen Dagewesene in den Schatten stellt. Dann nämlich, wenn wegen der von den Grünen und ihren antimaritimen Nachbetern verursachten Einmottung der Binnenschifffahrt Lkw-Staus auf den Autobahnen von Emmerich bis Passau, Hamburg bis Basel und Duisburg bis Frankfurt an der Oder jede noch so plakativ im Grünen-Programm geforderte „Mobilität für alle“ schlicht und ergreifend unmöglich machen.
Mag sein, dass dies ein übertriebenes Schreckensbild einer dann doch nicht eintreffenden Zukunft ist – wer würde sich nicht wünschen, dass wir uns täuschen? Doch lassen Äußerungen und Handlungsweisen der grünen und roten Parteien Schlimmstes für den Fall ihrer Machtbeteiligung nach der Bundestagswahl 2013 befürchten. Sollte dieses Buch einen auch noch so kleinen Beitrag dazu leisten, dass dies verhindert werden möge, hätte es seinen Zweck erfüllt.
Erdweg, im August 2013
Friedrich H.B. Oehlerking
Für eine Hochkonjunktur einer Zivilisation ist die Anwesenheit von Wasser nahezu immer ausschlaggebend. Kulturen gedeihen am Meer oder an einem Fluss. Grund: Auf Wasser lassen sich – zumal wenn begünstigt durch Wind oder Strömung – Güter müheloser transportieren als auf Land. Handelswege über Straßen und Schienen kamen erst später oder da, wo kein Wasser dafür zur Verfügung stand wie in der Wüste, hinzu. Die Erleichterung des Transportes über Land im Vergleich zum Wassertransport trat aber noch viel später erst in der jüngeren Neuzeit hinzu mit der Erfindung des Motors und der Eisenbahn. Nur als Erinnerung: die Schiffbarkeit der Leine in und nördlich von Hannover beispielsweise trat erst mit der Verwirklichung der Bahnstrecken von Hannover nach Bremen und Hamburg in den Hintergrund, und aus demselben Grund die Bedeutung der Kanäle in England oder Frankreich mit der Verbreitung der Eisenbahn dort.
Das Schiff ist somit das älteste Transportmittel. Einen nachhaltigen Eindruck kann sich davon verschaffen, wer im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH), Sammlung Prof. Peter Tamm, in der Hamburger Speicherstadt, Kaispeicher B, Koreastraße 1, einen Streifzug durch dreitausend Jahre Schifffahrtsgeschichte unternimmt – am besten unter Führung von Prof. Tamm persönlich. Ein unvergessliches Erlebnis, kann ich schon jetzt verraten, aber nicht an einem Tage zu schaffen.
Die Seefahrt ist und bleibt ein wichtiger Motor für die Weltwirtschaft. Nach wie vor wohnen fünfzig Prozent der Weltbevölkerung in Mündungsbereichen oder in Küsten-und Flussregionen. Gerade auch deswegen treffen Jahrhunderthochwasser wie 2002 oder jetzt 2013 hochentwickelte Volkswirtschaften wie die deutsche so hart. Und gerade auch deswegen sind Forderungen der Gegner von Großbaumaßnahmen an Flüssen zum Rückbau von Uferregionen etwa an Donau, Elbe oder Oder, alles zentrale Gebiete für Industrie und Wohnen der Menschen, volkswirtschaftlich und kulturhistorisch so unsinnig.
Sie würden entscheidende Fortschritte letztlich auch von Demokratie und Völkerverständigung für immer zunichte machen, die einst von Pionieren wie Friedrich II. von Preußen mit der Urbarmachung des Oderbruchs und des märkischen Kanalsystems unter anderem zu dem Zweck unternommen wurden, um demokratisch unterdrückten Minderheiten wie den Hugenotten aus Frankreich eine neue Heimat zu geben.
Wo aber sollten denn dereinst all die weltweit unterdrückten und an Leib und Leben bedrohten Menschen in Deutschland noch untergebracht werden können, wenn man hier allein aus Hochwasserschutzgründen seit Jahrhunderten kultivierte Besiedlungs-und Bewirtschaftungsflächen letztlich im Ausmaß ehemaliger Urstromtäler der Natur wieder zurückgäbe? Will man sie dann aus Angst vor dem nächsten Hochwasser in regenerativen Zeltlagern unterbringen, die zudem in Augen dieser Weltverbesserer den Vorteil hätten, die Landschaft nicht so zu versiegeln, wie immer neue Hausbauten, Straßenasphaltierungen etc., die ansonsten zur menschenwürdigen Unterbringung, Versorgung und Kommunikation von Zuwandererströmen aus der ganzen Welt vorgehalten werden müssten?
Denn, wie warnt doch Renate Künast (MdB Bündnis 90/Die Grünen) auf ihrer Internet-Seite: „Hinzu kommt die zunehmende Versiegelung und Verdichtung unserer Böden. Jede Sekunde nimmt die Siedlungsfläche in Deutschland um weitere zwölf Quadratmeter zu. Ein großer Teil der Fläche wird versiegelt. Immer mehr Regenwasser kann nicht mehr vom Boden aufgenommen werden, sondern rauscht in die Flüsse. Auch Wiesen und Äcker verlieren durch Bodenverdichtung und Maßnahmen zur schnellen Entwässerung immer mehr ihre Speicherfunktion. Auch hier eine falsche Förderpolitik der Merkel-Regierung, die die Industrialisierung der Landwirtschaft fördert und den ökologischen Landbau ausbremst. Das Ergebnis: Die Wassermengen können nicht zurückgehalten werden und gelangen zu schnell in die Flüsse.“ 7
Dazu Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“ in der Fernsehsendung „Hart aber fair“: „Man muss, wenn schon, denn schon im Gesamtzusammenhang von Ökologie reden. In den vom Hochwasser betroffenen Einzugsgebieten werden siebzig Prozent der Ackerfläche für Maisanbau verwendet, wohl gemerkt für die Energiepflanze Mais. Wir wissen, dass Maisanbau die Böden zerstört und sehr stark versiegelt und menschengemacht zu Erosion und dazu führt, dass das Wasser zu schnell abfließt. Das sind alles Maßnahmen, die die Situation dramatisch und jetzt verschärfen.“ 8
Dazu auf dem Fernsehschirm eine verständnisvoll nickende Künast, da