FÜR JAKOB UND MAREN
„Entscheidend ist das WEITER…“
Irgendwo da geht einer, vorbei am Rummel,
die Straße hinunter, da bei dem Mädchen
biegt er ein, verschwindet in einer Tor-
einfahrt, wo Kinder Räuber und Gendarm
spielen – oder Schlimmeres – oder…
Schnitt / eine schmutzig aufgesprungene
Schneefläche vor einem S-Bahnhof: Den
schmal freigeräumten Zugang kommen
Arbeiterinnen und Arbeiter in Wintermänteln
und Schals entlang, Leder- und Filzhüte
in unausgeschlafen-mißmutige Gesichter
gedrückt, während andere die feuchten, von
Putzmittelduft und kaltem Rauch erfüllten
Aufgänge heraufschlurfen und die Station hustend
und in die graue Morgendämmerung spuckend
verlassen, im Kopf die Schunkelhymnen vom
Sechstagerennen oder das Elfmeterschießen
vom vergangenen Wochenende: Aufgerissene
Augen und Münder – da! Nein, das ist…
Da, jetzt… und – Tor!!! Aufgerissen auch
der Mund eines Kindes, ein von aufgeworfenen
Lippen geformtes Loch, dem im Drehen ein
offener Laut entströmt: Aaaaaa… Und wei-
ter, die Straße hinunter, der eigene Schatten
unwirklich in den Schaufenstern, das Klak-
ken der eigenen Stiefel, das untergeht in
der Kulisse von Passanten und dem Geräusch
hochdrehender Motoren, ein Mädchen, das sich
rasch noch einmal umwendend zögert und so
den Blick zurücklenkt auf das eigene Bild
im Spiegel am Morgen: Älter geworden der
Andere da über der Silhouette von Zahnputz-
glas, Shampoo und Rasierapparat… Wer bist’n
Du überhaupt? Zwanzig Jahre seit LOVE ME DO
und was hast Du die ganze Zeit gemacht? Ein
nackter Körper auf dem Bett, ihr Bild da,
weit weg, während Er noch einmal Kaffee nach-
gießt, herbstliche Madonnen und kostümierte
Kinder beobachtet, schrottreife Feuerwehrfahr-
zeuge und umgestürzte Boxautos, zwischen Wohn-
blockmonotonie verlorene Großmütter und die
STUNDE NULL konservierende Botschaftsruinen
erinnert, bis die Abläufe umkippen, mit un-
scharfen Konturen auf der Bewußtseinsmatrize
verwischen und sich so oder so zu einem krei-
schenden Bildersalat mischen, der mit Messer
und Gabel zerkleinert, aufgenommen und zum
Mund geführt, zerkaut und hinuntergeschluckt
in den Magen rutscht und so weiter, bis nichts
mehr übrigbleibt…
Nur: So einfach kommt man da nicht raus!
Schrei nach Computerträumen