Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage
April 2011
Copyright © by Markus Schorn
2008- 2011. Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung und Satz:
Thomas Quack
Umschlagabbildung:
Markus Schorn
Bildmaterial:
Markus Schorn
Lektorat:
Birgit Sulzer
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-8448-5633-0
www.MarkusSchorn.de
Vorbereitung
Europa
Köln, Deutschland
Aachen, Deutschland
Lille, Frankreich
Dover, England
Canterbury, England
Rosslare, Irland
Dublin, Irland
Drogheda, Irland
Belfast, Nordirland
Girwan, Schottland
Tyndrum, Schottland
Fort William, Schottland
Forfar, Schottland
Newcastle Upon Tyne, Schottland
Djúpivogur, Island
Nordamerika Teil 1
Halifax, Kanada
Moncton, Kanada
Saint John River, Kanada
Niagarafälle, Kanada
Cazenovia, NY, USA
New York City, NY, USA
Nordamerika Roadtrip mit Linda
New York City, NY, USA
West Palm Beach, FL, USA
Orlando, FL, USA
Amarillo, TX, USA
Roswell, NM, USA
Las Vegas, NV, USA
San Diego, CA, USA
Yellowstone Nationalpark, WY, USA
Mount Rushmore, SD, USA
Chicago, IL, USA
New York City, NY, USA
Nordamerika Teil 2
Snow Hill, NC, USA
Braco, NC, USA
Kingsland, GA, USA
Sebastian, FL, USA
Tennille, FL, USA
De Funiak Springs, FL, USA
Waveland, MS, USA
Orange, TX, USA
Brownsville, TX, USA
Busreise Mittelamerika
Mexico City, Mexiko
Palenque, Guatemala
Havanna, Kuba
Dallas, TX, USA
Aldama, Mexiko
Paso Hondo, Mexiko
Fotos
Motorrad Mittelamerika
Antigua, Guatemala
Antigua, Guatemala
Trujillo, Honduras
Granada, Nicaragua
Quepos, Costa Rica
Panama City, Panama
Colon, Panama
Pazifischer Ozean
Pazifischer Ozean
Nahe dem Äquator
Galapagos Inseln
Pos. 14°47‘S 127°47‘W
Australien
Südamerika Teil 1
Cartagena, Kolumbien
Bucaramanga, Kolumbien
San Antonio de Táchira, Venezuela
Lethem, Guyana
Cayenne, franz. Guyana
Zwischenstopp in Deutschland
Busreise Südamerika mit Karo
Kontrollposten „San Francisco“, Chile
Nationalpark Huascaran, Peru
Südamerika Teil 2
Villa Mercedes, Argentinien
Zitate von unterwegs
Weltkarte
Daten und Fakten
Danke
Die erste Idee zu einer Fahrradtour um die Welt kam mir bereits während meiner Rucksackreise durch Asien im Sommer 2006. In Lhasa, Tibet/ China, traf ich einen Radler aus Australien der nach drei Jahren auf der Straße unterwegs nach Hause war. Von diesem Moment an war klar: Die nächste Reise wird auf zwei Rädern sein.
Zunächst wollte ich nur einzelne Länder mit dem Fahrrad durchqueren. Nach einem Blick auf den Globus schien „die Welt“ aber das Ziel zu sein.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland im Januar 2007 begann ich mit den Vorbereitungen. Im Internet und diversen Zeitschriften suchte ich Adressen von möglichen Sponsoren und entwarf einen Brief in Deutsch und Englisch, in dem ich mein Vorhaben und meine Strecke erklärte und mit entsprechendem Kartenmaterial unterlegte.
Über 50 Anfragen gingen an Firmen auf der ganzen Welt. Zunächst erhielt ich einige Absagen und nach ein paar Wochen hatte ich die Hoffnung fast aufgegeben, als mich ein Paket aus Berlin erreichte. Die Firma Solarc wollte meine Tour mit ihrem eGo! Solarladegerät unterstützen. Der Anfang war gemacht. In der Folgezeit erhielt ich weitere Utensilien wie Trinkflaschen, Handschuhe, Mützen, Fahrradtaschen, Tacho und Licht.
Als Freiberufler nahm ich jedes Jobangebot an und arbeitete nicht selten mehr als einhundert Stunden pro Woche. Vor allem die Firma BTL Veranstaltungstechnik in Düsseldorf sorgte dafür, dass mir nicht langweilig wurde. Ich baute Konzertbühnen, Konferenzen und Messen in ganz Deutschland und verbrachte mehr Nächte in Hotels als in meiner kleinen Wohnung in der Kölner Südstadt. Gleichzeitig versuchte ich mich in der Gestaltung einer Webseite. Ich entwarf eine detaillierte Packliste wobei ich versuchte auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Dabei halfen mir Erfahrungswerte von früheren Reisen.
Auf der Fahrradmesse 2007 (IFMA) in Köln nahm ich Kontakt zu der Firma Extrawheel Fahrradanhänger auf. Richard Zymelka war sofort begeistert und wir trafen uns in seinem Geschäft in Witten zu meinem ersten Zeitungsinterview.
Im Herbst ging es dann an das eigentliche Problem. Ich brauchte ein zuverlässiges Reiserad. Mit Martin vom Kölner Fahrradgeschäft Radfieber fand ich den perfekten Fahrradbastler. In Heimarbeit beschäftigte er sich mit Rahmengrößen, Gepäckträgern, Tretlagern und Sachen von denen ich vorher noch nie gehört hatte.
Ich ließ Aufkleber und Visitenkarten drucken und bekam sogar T- Shirts mit meinem eigenen Logo.
Nach einem Jahr der Planung trat ich am Freitag, dem ersten Februar 2008 zum ersten Mal in die Pedale, um die Welt zu umrunden.
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich niemals damit gerechnet was auf einer solchen Reise alles passieren kann.
Deutschland
Niederlande
Belgien
Frankreich
England
Wales
Schottland
Irland
Norwegen
Island
Es ist 9 Uhr morgens und ich habe mein Auto bei meiner Oma abgestellt. Meine Schwester wird sich darum kümmern und später mein guter Freund Christian. Da ist es in guten Händen. Nach dem Frühstück bepacke ich mein Fahrrad und den extrawheel Anhänger mit meinen sieben Taschen, dem Zelt und zwei Wasserflaschen. Ich steige zum ersten Mal auf. Die Waage zeigt fast 140 kg. Beim Abzug von 80 kg Körpergewicht und 15 kg für das Rad und den Anhänger bleiben knapp 45 kg Gepäck übrig. Das ist es also, 45 kg in Form von T- Shirts, Wintersachen, Werkzeug, Töpfen und ein paar Kleinigkeiten.
Ich trete in die Pedale, die Räder drehen sich, ich bin unterwegs. Um die erste Kurve, vorbei am Spielplatz und raus aufs Feld. Noch habe ich nicht das Gefühl, dass ich auf einer großen Reise bin. Ich fahre durch Straßen die ich schon hunderte Male durchfahren habe. Ich biege nach rechts ab, mein Kompass dreht sich nach Westen. Die Richtung stimmt.
Der erste Tag läuft gut. Wie erwartet treffe ich am späten Nachmittag in Aachen ein. Die ersten 80 Kilometer sind geschafft.
Es ist 7 Uhr. Ich wache in der Herberge auf und schaue auf weiß bedeckte Straßen und Dächer. Über Nacht hat es geschneit und die Temperatur ist merklich gesunken. Mein erster Gedanke: Bei diesem Wetter ist Radfahren unmöglich. Dennoch packe ich meine Taschen und fahre/ rutsche den ersten Berg herunter.
Ich überquere die Grenze in die Niederlande und etwas später nach Belgien. Die ersten „Berge“ machen mir zu schaffen. In ein paar Wochen werde ich über solche Hügel lachen aber für heute sind sie große Hindernisse. Die erste Nacht im Zelt verläuft problemlos. Der Kocher funktioniert und der Schlafsack hält auch bei 0 °C warm.
Die einzige Jugendherberge in der Stadt hat Winterpause und ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Vor der Touristeninformation treffe ich Joachim und er lädt mich spontan in seine 4er- WG im Stadtzentrum ein.
Ich verbringe einen Tag in der kleinen französischen Stadt und mache mich nach zwei bequemen Nächten auf den Weg nach Calais um die Fähre nach England zu nehmen.
Es ist das erste Mal, dass ich auf der linken Straßenseite fahre und es ist ein wenig seltsam. Beim ersten Kreisverkehr biege ich nach rechts, in den Gegenverkehr ab: Touristen.
Die Strecke von Canterbury nach London entwickelt sich von einer ruhigen Fahrt durch idyllische, englische Örtchen zu einem gefährlichen Kampf auf dem Seitenstreifen einer vierspurigen, autobahnähnlichen Schnellstraße. Meine Stimmung steigt gewaltig, als ich am Nachmittag den ersten Wegweiser zur Towerbridge entdecke. Mit einem breiten Lächeln fahre ich mit den letzten Sonnenstrahlen im Rücken über die Themse.
Die Nachtfähre entlässt mich in den frühen Morgenstunden auf irischen Boden. Mit einem „hey man, streets are busy in Ireland“ („Es ist viel los auf irischen Straßen“) rolle ich durch die Passkontrolle. Bis nach Dublin sind es 150 Kilometer, immer entlang der Küste. Eine machbare Aufgabe.
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Bis zum Frühstück habe ich bereits 50 km zurück gelegt und um 18 Uhr erreiche ich Dublin.
Mein Tag fängt um 7:30 Uhr mit einem Marmeladenbrotfrühstück an. Den Vormittag verbringe ich damit, mein Fahrrad einer Kontrolle zu unterziehen. Ich führe den ersten Ölwechsel an der Rohloff Nabe durch, checke die Bremsen und prüfe die Kette auf Spannung. Obwohl ich eigentlich keine Ahnung von Fahrradreparaturen habe, scheint es ganz gut zu klappen.
Nach dem Mittagessen packe ich routiniert meine Taschen aufs Rad und verlasse das Hostel. Ich trotte durch die Fußgängerzone. Immer wieder halten mich Passanten an und stellen die gleichen Fragen. „Woher kommst du, wohin willst du, wie weit bist du schon gefahren?“ Gerade will ich einem indisch aussehenden Herrn ausweichen als mir seine zwei Freunde den Weg versperren. Ihre erste Frage, wie könnte es anders sein: „Woher kommst du?“ Die zweite Frage erstaunt mich dann aber. „Fährst du auch nach Nepal?“ Etwas verdutzt verneine ich, um direkt anzuschließen, dass ich auf meiner letzten Reise dort war. Die drei stammen aus Katmandu, der nepalesischen Hauptstadt und besitzen ein Restaurant in Dublin. Diwali, direkt in der Innenstadt. Nach einigen Fotos und einer kleinen Unterhaltung habe ich eine Visitenkarte unter der Nase und eine Einladung zum Mittagessen in der Tasche.
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Ich treffe Sara wie verabredet. Wir hatten uns während meiner Asienreise in Indien kennen gelernt und sie hat mir schon vor einiger Zeit angeboten sie doch zu besuchen, wenn ich in der Gegend bin. Sie wohnt in einer 10er- WG mit einer Horde lustiger Italiener. Nach einem Abendessen mit Pasta und Salat werde ich eingeladen noch ein paar Tage zu bleiben. Ich verbringe bequeme Nächte in meinem eigenen Zimmer mit Bad und Dusche. Die Begrüßung in dem vollen Restaurant ist freundlich und mit einem „Was immer Sie möchten“ händigt mir der Manager des Diwali die Speisekarte aus. Ohne groß darin zu lesen lasse ich ihm die Wahl. Auf meinem Tisch erscheinen verschiedene Teller mit allerlei Köstlichkeiten. Von Brot, über eine Vorspeise von typisch nepalesischem Gebäck und Hühnchen Nepali Art mit Reis genieße ich das Mahl. Zum Abschluss wird Chai serviert ohne den dieses Essen wohl auch nicht komplett gewesen wäre.
Ich verlasse das Restaurant und mache mich auf den Weg zum St. Stephen Park, um die Fahrradkuriere zu treffen, denen ich bei meiner Ankunft in Dublin über den Weg gelaufen bin. Es ist ein lustiger Abend und er endet erst Stunden später in einem Pub in der Innenstadt.
Ich verlasse Dublin um kurz nach 10 Uhr. Meine Motivation nach mehr als einer Woche wieder aufs Rad zu steigen ist am Boden. Das Essen in den letzten Tagen war zu gut und die Leute zu nett. Die Wettervorhersage spricht von 80 km/h Westwind (Seitenwind da ich nach Norden unterwegs bin) und Schauern. Der Wetterbericht behält Recht. Der Wind schiebt mich wie einen Ball kreuz und quer über die Landstraßen. Die kurzen, kräftigen Regenschauer treffen mich frontal und die Regentropfen schmerzen wie hunderte kleine Nadelstiche im Gesicht. Ich spiele mit dem Gedanken umzukehren aber es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass das Wetter gegen mich arbeitet. Ich kämpfe mich durch. Nach harten 50 Kilometern erreiche ich Brú Na Bôinne.
Brú Na Bôinne ist eine seltene Grabanlage in der irischen Grafschaft Meanth am Ufer des Flusses Boyne. Die Anlage wurde ca. 3150 v. Chr. erbaut und wurde 1993 zum Weltkulturerbe erklärt.
Die letzte Besichtigungstour ist gerade unterwegs und so muss ich mit dem Museum im Hauptgebäude vorlieb nehmen. Nach knappen zwei Stunden verlasse ich die Anlage und halte nach weiteren zehn Kilometern neben einem Einkaufcenter. Durch einen Bretterstapel geschützt beginne ich mit dem Zeltaufbau. Ich komme nicht sehr weit. Nach nur zwei Minuten steht ein Wachmann vor mir und erklärt, dass es unmöglich sei die Nacht hier zu verbringen. Ich packe meine Sachen zusammen und verschwinde.
Nur eine Kreuzung weiter sehe ich einen Lidl Supermarkt und auf dem Parkplatz etwas abseits einen deutschen LKW. Ich zelte direkt neben dem Truck. Ein komisches Gefühl, es ist erst 18 Uhr und das Geschäft noch drei Stunden geöffnet. Zum ersten Mal sichere ich mein Fahrrad mit dem Alarm und mich selbst mit Pfefferspray.
Der Fahrradalarm ist ein Schlüsselanhänger mit einem kleinen Sicherungspin. Der Anhänger ist am Rahmen angebracht und das Gegenstück wird mit dem Schlüsselring in den Speichen befestigt. Wird das Fahrrad bewegt, drehen sich die Räder und der Pin wird herausgezogen. Es ertönt ein schriller Alarm, laut genug um mich aus dem Schlaf zu reißen und hoffentlich den Dieb zu vertreiben.
Um 7 Uhr morgens bin ich alleine. Der LKW ist verschwunden und der Parkplatz leer. Ich packe meine Sachen und verlasse den Platz vor den erstaunten Augen der ersten Kunden um kurz vor 8 Uhr.
Die 120 Kilometer nach Belfast sind mit der Strecke von gestern nicht zu vergleichen. Der Wind hat abgeschwächt und die grauen Regenwolken sind verschwunden. Ich rolle in gemütlichem Tempo Richtung Norden. Irgendwo vor Newry überquere ich die Grenze zu Nordirland. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass ich zurück in Großbritannien bin. Keine Kontrollen und nicht einmal ein Schild. Erst nach einiger Zeit merke ich, dass die Entfernungen wieder in Meilen angeben sind.
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