KNOW-WHY
Management kapiert Komplexität
Wie und warum Manager mehr begreifen
und sich weniger auf Best Practice verlassen müssen
Books on Demand
Inhaltsverzeichnis
In einer immer komplexer werdenden Welt ist die Fähigkeit, Zusammenhänge zu begreifen die Schlüsselkompetenz No. 1.1 Methoden und Werkzeuge hierzu werden systemisch oder systemtheoretisch genannt. Als mit Abstand lebens- und unternehmenspraktischste Ansätze erklären das KNOW-WHY-Denken und die KNOW-WHY-Methode, wann etwas im Zusammenhang gesehen erfolgreich ist, und wann nicht - und zwar für Produkte, Strategien, Architekturen, Politik, Organisationen, jeden einzelnen Menschen etc., also für alles, was wir im Leben betrachten können.
In diesem Teil der KNOW-WHY-Trilogie geht es um Management -von Unternehmen, Produkten und Projekten. Ich möchte mit diesem Buch erreichen, dass Manager 2 nicht mehr nur Methode XY nach einer Liste von Erfolgskriterien anwenden und sich wundern, wenn ihre Methode weniger fruchtet als erwartet. Vielmehr möchte ich zu mehr Reflektion von Zusammenhängen anregen. Wir sollten versuchen, die konkrete Situation in all ihrer Komplexität zu begreifen, und das WARUM erfolgreicher Maßnahmen erkennen. Wir sollten also:
KNOW-HOW ist eine Beschreibung, wie etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, also zu einer anderen Zeit, häufig bei einem anderen Unternehmen und damit in einem schwerlich vergleichbaren Zusammenhang.
KNOW-WHY ist eine Begründung, ob etwas in der individuellen Situation erfolgreich sein kann, oder nicht. KNOW-WHY fragt, ob die immer gültigen Kriterien für ein erfolgreiches System wiedergefunden werden. Auf diese Weise wird mit etwas mehr Aufwand der Erfolg einer Maßnahme auf eine individuelle Situation der Gegenwart oder Zukunft bezogen begründet bzw. wahrscheinlicher!
KNOW-WHY-Denken ist eine systemtheoretische oder auch kybernetische Sichtweise, von denen es kompliziertere Theorien im Management bereits seit Jahrzehnten gibt.2 Nur ist KNOW-WHY eine besonders einfache, täglich anwendbare, eben Unternehmens- und lebenspraktische Sichtweise, die nicht lediglich wenigen Experten wenig kommunizierbar vorbehalten bleiben muss. So konnte ich in zahlreichen Workshops und Projekten etliche Beraten, Trainer, Coaches und Manager auch aus Großkonzernen von dieser eigentlich simplen aber schlüssigen und nutzbringenden Denkweise begeistern.
KNOW-WHY-Denken wird als KNOW-WHY-Methode gern bei der Ursache-Wirkungsmodellierung mit dem CONSIDEO MODELER angewandt, einer Software zur Analyse von Zusammenhängen.
Der MODELER ist einem EU-Forschungsprojekt entsprungen, das zum Ziel hatte, Werkzeuge für eine immer komplexere Welt zu erstellen, die nicht nur von wenigen Methodenexperten, sondern von den Planern und Entscheidern selbst bedient und verstanden werden können.1 Mittlerweile ist der MODELER weltweit in fast allen Bereichen von der Alternative zum Mind Mapping über die Vorhersage von Entwicklungen bis hin zur Prozessoptimierung bei Trainern, Beratern, namhaften Großkonzernen, internationalen Organisationen und natürlich auch in Schulen und Universitäten im Einsatz.
Wie meine anderen Bücher soll auch dieses Buch sehr schnell zu lesen sein, etwa während einer Bahnfahrt. Es gibt daher keine umfangreiche Beschreibung von Hintergründen oder Methoden, die in anderen, tollen Büchern nachzulesen sind. Im Gegenteil verzichte ich als Generalist an fast allen Stellen auf Tiefgang und liefere nur eine Sichtweise, die unterschiedlichste Experten in der Folge dann viel differenzierter als ich anwenden können und sollen. Es wäre bei den jeweiligen Themen mit meinem Plädoyer, wirklich sehr viele Faktoren in ihrem Zusammenspiel zu betrachten, auch völlig unrealistisch, dieses konkreter darzustellen. Da wir und unsere Partner aber ständig diese Methoden in unterschiedlichsten Projekten anwenden, stellen das MODELER-Forum, mein Blog, Veranstaltungen, Berichte und Papers eine viel praxisnähere bzw. auch aktuellere Quelle dar.
Es geht los mit einer Beschreibung der KNOW-WHY-Denkweise, der Erläuterung unserer mentalen Grenzen, einem Ursache-Wirkungsmodell zu Unternehmen im Allgemeinen und einer Beschreibung der KNOW-WHY-Methode. Aus dem Modell leite ich dann sehr viele, kurze Kapitel ab, die jeweils dazu anregen sollen, bestimmte Herausforderungen des Managements mit KNOW-WHY zu reflektieren. Es geht also von der Strategieplanung über Führungsverhalten, Produktentwicklung und Marketing bis hin zu Finanzierung und Risikomanagement.
Ich finde es selber blöd, wenn ich in einem Buch lese, dass ich eigentlich auch - und schlimmer noch zuvor - ein anderes Buch gelesen haben sollte. Tatsächlich ist Teil 1 der KNOW-WHY-Trilogie eine wie ich finde notwendige Ergänzung zu diesem Teil 2 der Trilogie, da der erste Teil das Verhalten und die Handlungsmotive von Menschen zum Schwerpunkt hat. Aber ich habe versucht diesen zweiten Teil so zu schreiben, dass Du Teil 1 auch später nachholen kannst. Teil 3 anbei behandelt das KNOW-WHY gesellschaftlicher Szenarien. Teil 2 ist letztlich weder für Teil 1 noch Teil 3 wichtig, aber Teil 1 ist für Teil 2 und 3 notwendig und Teil 3 sollte natürlich auch jeder lesen. Die für alle drei Teile gleichermaßen gültigen Beschreibungen der KNOW-WHY-Denkweise und -Methode wiederholen sich weitestgehend -aber das sei dann nur die später erläuterte ‘Integration’ über alle drei Teile hinweg.
Kurz zu mir: Als freiberuflicher Trainer, Berater und Lehrbeauftragter vermittle ich mit ilsa-Coaching & Consulting seit 1995 die KNOW-WHY-Methode und als ein Consultant, Manager und Mitbegründer der Consideo GmbH - daher die Werbung weiter oben - bin ich mitverantwortlich für die intuitiv bedienbare Software CONSIDEO MODELER zum Analysieren von Ursache-Wirkungsmodellen. So heisst denn auch mein erstes, ganz nett gepriesenes Buch (siehe www.modelst-du-schon.de) ‘Modelst Du schon - oder tappst Du noch im Dunkeln?’ und beschreibt in kleinen Geschichten, wie Berater, Politiker, Coaches, Lehrer etc. durch Ursache-Wirkungsmodellierung überraschenden Erfolg haben. Aus diesem Buch stammt auch das bei den Lesern gut angekommene ‘Du’ als Anrede.
Doch genug der Werbung - los geht’s mit einem Büchlein, das beschreibt, wie Du als Manager mit einer neuen, aber schon etablierten Methode Deine täglichen Herausforderungen erfolgreich meistern kannst. Du erfährst hiermit also integrierte Weiterentwicklung.
1 Studien der OECD sowie auch der Bertelsmannstiftung und der Boston Consulting Group haben haben Vernetztes Denken als Schlüsselkompetenz von Entscheidern erklärt
2 eigentlich muss es ja Managementperson heißen und DER Mensch ist ein schwächerer Ausdruck als DIE Person, weshalb ich kurz versucht war, sämtliche Ausdrücke in diesem Buch in der weiblichen Form zu formulieren. Aber tatsächlich fürchte ich, dass es aufgrund der Gewohnheit für Frauen eher gebilligte Integration ist, mit ‘Manager’ angesprochen zu werden, als es für Männer leider zu viel Weiterentwicklung darstellt, mit ‘Managerin’ angesprochen zu werden. Beides jeweils zu wählen, ist für die Leserin wie für den Leser unzumutbar. Da es an einigen Stellen aber auch um bestimmte Verhaltensänderungen geht, ist vielleicht ganz gut, einmal mehr die Männer anzusprechen (…). Kurz: ich wähle die männliche Form und meine ausdrücklich fast immer auch die weibliche!
1 Diverse Studien haben ergeben, dass wir Menschen ohne die Hilfe von Werkzeugen bzw. Software maximal 4 Faktoren in ihrem komplexen Zusammenspiel vor Augen führen können
2 als da wären z.B. das Viable Systems Model von Stafford Beer, das biokybernetische Sensitivitätsmodell von Frederic Vester, das AGIL-Schema von Talcott Parsons und ein paar andere mehr.…
1 eine kostenlose Version des auf allen gängigen Betriebssystemen laufenden CONSIDEO MODELERs gibt es unter www.consideo.com
In der Evolution ist erfolgreich, was sich an die Umwelt einerseits anpasst, sich INTEGRIERTE, und was sich andererseits WEITERENTWICKELT, um erfolgreicher als andere zu sein oder sich dem Wandel anzupassen. Das gilt für Pflanzen und Tiere, für alles, was lebt und in der Umwelt agiert. Das gilt nicht nur für das Verhalten, sondern auch für die Ausprägung und Mutation jeder Spezies an sich. Dabei gibt es auch Ungleichgewichte, bei denen die Weiterentwicklung zu extrem ist, etwa der Hirschgeweihkäfer, oder Spezies, die sich nicht schnell genug Veränderungen anpassen, wie vermutlich die Dinosaurier oder aktuell auch viele Pflanzen auf den Klimawandel.
Diese simple Erkenntnis lässt sich sofort auf wirklich alles in unserem Leben übertragen, auf
tatsächlich auf alles im Leben bzw. alles, was aufgrund der Rahmenbedingungen entweder erfolgreich ist, oder eben nicht. Oft blicken wir auf eine Situation, wollen etwas verbessern oder uns und andere Menschen zu mehr Erfolg führen und fragen uns nach dem WIE. Wir sind es schon von Schulzeiten an gewohnt, das WIE in der Welt zu beobachten und zu generalisieren. Viele Bestseller beschreiben, WIE die Motivation von Mitarbeitern funktioniert, WIE Strategien erfolgreich umgesetzt werden, WIE Produkte erfolgreich vermarktet werden usw.. Alle paar Jahre dann muss ein WIE umgeschrieben werden, da jemand es anders beobachtet hat und wir nun alle begreifen sollen, dass die Zusammenhänge anders sind.
Teile meines Studiums waren die der Betriebswirtschaftslehre. Dort lernte ich das WIE von Marketing, Makroökonomie und Organisationstheorie und war schlicht weg frustriert. Ich hielt das Ganze für zu reduktionistisch, behavioristisch und auf mich schon einmal gar nicht zutreffend. Gierig nach der eigentlich für Kinder typischen Frage, WARUM das denn so sein sollte, entwarf ich eigene generische Erklärungsansätze und recherchierte später in der Literatur, wo ich zuerst auf Arthur Koestler und seine Theorie der Offenen Hierarchischen Systeme (OHS) in dem Buchtitel ‘Der Mensch - Irrläufer der Evolution’ kam. Koestler beschrieb damit die schöne Kombination von reduktionistischem Denken, dass sich alles in Hierarchien befindet, und holistischem Denken, dass alles ein grundsätzliches Streben hat. Letztlich ist das die Bestätigung des KNOW-WHY-Denkens.
Gleichermaßen spannend, aber überhaupt nicht im täglichen Leben anwendbar, sind die weiteren, systemtheoretischen Ansätze, die ich damals in der Bibliothek fand - von Stafford Beer über Talcott Parsons bis Niklas Luhman und Frederic Vester. Heute gibt es noch Ken Wilber und vermutlich noch einige andere, die ich gar nicht kenne und die schon wieder vergleichsweise reduktionistisch eine Situation eher beschreiben denn erklären.
Begeistert von der Möglichkeit die grundsätzliche Situation von Allem und das grundsätzliche Streben als Erklärung für Erfolg und Nicht-Erfolg zu haben, brauchte ich nur noch eine Möglichkeit, diese einfache aber mächtige Sicht der Dinge auch anderen mitzuteilen.
Was bei Koestler noch selbst-integrierende und selbst-transzendierende Holone in einer Holarchie waren, waren bei mir schlicht das Streben nach INTEGRATION und WEITERENTWICKLUNG. Da auch das noch abstrakt, wenn nicht gar abgehoben klingt, machte ich mich auf die Suche nach einer graphischen bzw. ikonographischen Verdeutlichung:
Die ilsa-Welle, benannt nach meinem Coaching-Service, wurde geboren. Die Welle zeigt, in Anlehnung an René Thoms Katastrophentheorie, einen Ereignisraum. Je höher etwas auf der Welle ist, desto erfolgreicher ist es. Es kann sich nach links - INTEGRATION - oder nach rechts - WEITERENTWICKLUNG - orientieren bzw. bewegen. Wenn etwas sich zu sehr weiterentwickelt, ohne sich zu integrieren, dann stürzt es von der Welle in die Erfolglosigkeit. Wenn es sich nur integriert, sackt es im Erfolg ab bzw. die Welle an sich bewegt sich weiter. Und wenn es sich nicht mit weiterentwickelt, wird etwas immer erfolgloser. Integration kann z.B. Anpassung, Zugehörigkeit und Abgrenzung, Schützen, Schnittstellen, Voraussetzungen haben etc. bedeuten. Weiterentwicklung kann heissen Neues probieren, besser werden, sich dem Wandel anzupassen, Weiterbildung usw..
Mit dieser Sicht lässt sich in fast allen Situationen das WARUM erklären. Warum betreiben wir Konversation, warum gehen wir ins Fussballstadion, warum ist das iPhone erfolgreich, warum funktionieren einige Managementmaßnahmen nicht, warum scheitert eine Reformpolitik oder deren Versuch usw.. Wir schauen einfach, wo etwas auf der Welle steht, wo es erfolgreich kurzfristig zu mehr Integration und mehr Weiterentwicklung kommt oder durch ein langfristiges Ungleichgewicht gefährdet ist.
In diesem Buch geht es um Management. In dem ersten Teil der KNOW-WHY-Trilogie geht es um den Erfolg von Einzelpersonen und im dritten Teil um den Erfolg der Menschheit insgesamt.
Im nächsten Kapitel beschreibe ich mit der KNOW-WHY-Methode, wie nicht nur einzelne Aspekte auf ihrer Welle betrachtet werden können, sondern mehrere Aspekte vernetzt in einem Ursache-Wirkungsmodell. Hierzu nun ein paar allgemeine bzw. populäre Beispiele, bevor wir in den einzelnen Kapiteln Konkreteres zum KNOW-WHY von Managementmaßnahmen kennenlernen:
Beispiele für reine Integration bzw. fehlende Weiterentwicklung:
Beispiele für zu viel Weiterentwicklung ohne Integration:
Beispiele für erfolgreiche, integrierte Weiterentwicklung: