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© 2013 Name des Autors/Rechteinhabers (Carola Seyffarth)
Illustration:
Übersetzung: Carola Seyffarth
weitere Mitwirkende: Michael Klitz
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7357-1031-4
Das Tagebuch unseres Großvaters / Urgroßvaters / Ururgroßvaters habe ich aus dem Sütterlin „übersetzt“. Da viele der Texte in Eile und sehr unleserlich geschrieben wurden, war es mir oft nicht möglich jedes Wort zu entschlüsseln. Die fehlenden Worte ersetzen Punkte. Alle Worte sind so wiedergegeben wie er sie, falsch oder richtig, niedergeschrieben hat.
Trotz Unvollständigkeit der Texte werden seine Gedanken, Gefühle und das Leben im ersten Weltkrieg sehr ergreifend geschildert.
Carola
12.II.15
der 2. Februar
Es ist Winternacht.
Silbern funkeln am Himmel die Sterne
in seltener Tracht.
Glitzert der Schnee wie Bergkristall.
Ein fernes Donnern rollt über den Wall.
Wie dumpfes grollen. In weiter Ferne
tobt die Schlacht.
Hin und wieder
leuchtende Strahlen die Luft durchdringen.
Auf und nieder
schreitet der Posten mit schwerem Schritt.
Als von dem Turm die Glocke schlug, glitt
durch die Nacht ein Staunen und Singen
wie Heimatlieder.
Übers Gewehr
senkt er das Haupt den Tönen zu lauschen.
Tief und schwer säufst er,
denkt er an die Heimat zurück.
Denkt an all das entschwundene Glück.
Hört im Forste die Kiefern rauschen,
hin und her.
S´war Wintertag.
Ein Jubeln und Lachen klang vom Eise.
Wie ein Spiegel lag
hinterm Schloß die gefrorene Bucht
und durch die schneeschweren Wolken
sucht der Wind zu dringen.
Heimlich und leise
sank der Tag.
Schneeflocken
treiben mit munteren Jagen.
Blond goldene Locken
tingeln sich hold um ein liebes Gesicht.
Zwei trübe Augen. Horch jemand spricht!
Halt! Ablösung vor! Vom Turm schlagen
die Glocken.
..... am 13.3.1915
Endlich die erlösende Nachicht.15 Mann zum 3. Reserve Battalion. Einjährige und Freiwillige dürfen mit ins Feld. Zum Glück kann ich mit. Ich bin voll Glück und doch voll Wagemut, voll Glück weil es nun endlich an den Feind geht und Wagemut mischt sich dazwischen, wenn ich an all die Lieben daheim denke, denen diese Nachricht wohl ein Schmerz sein wird, die mir Erlösung gibt.
14.III.1915
Zum Abschluss noch das Herrliche, eine Kirchenparade der Garnison Kronenberg. Mit Musik zur Kirche und im Anschluss an die Predigt, Abendmahl. Doch ein herrlicher Abschied von dem Lieben Kronenburg. Leider brachte der Nachmittag noch wieder einmal einen bösen Gegensatz. Unserem Feldwebel Beil waren wir natürlich nicht gut genug geputzt und so mussten wir natürlich doppelt antreten. Wir sollten ihn wahrscheinlich in guten Andenken behalten.
Die letzten Briefe sind geschrieben nun kann es losgehen. Dem lieben Vater wird’s wohl am ärgsten sein. Er wird den Schmerz verhalten und meiner lieben Mutter wird’s wohl auch manchmal eine heimliche Träne kosten. Und doch weiß ich ihr seid rechte Deutsche und fühlt wie euer Junge, das wir nicht mehr warten können, bis das alle Feinde, bis auf den letzten Mann, zu unseren Füßen liegen und unser großes Vaterland als Sieger ihnen den Fuß auf den Nacken setzt, das ihnen das atmen für lange Zeit schwer wird. Atmen wird das Germanentum, in seiner Blüte erstrahlen und die Welt wird uns als die berufenen Pioniere der Kultur anerkennen. Nur du mein Liebling du wirst am meisten fühlen müssen. Für dich ist´s der Geliebte den du opfern sollst. Du fühlst gewiß auch die Notwendigkeit und klagest nicht. Und auch die Liebste spricht so stark wenn es Abschied nehmen heißt. Du wußtest mich bis jetzt geborgen im treuen Vaterland. Nun geht’s hinaus ins Ungewisse und mein Schicksal ist dein Schicksal. Du warst`s gewohnt mich fern zu wissen und bautest fest auf meine Treue, doch nun kennst du die Gefahr ganz und du weißt mich stets umringt von Feind und Tod und schreckst zusammen wenn die Glocke geht. Ist Nachricht aus dem Feld erfreulich? Ja, er lebt und ist gesund und war dabei wie sie ihn jagten, diesen Feind. Doch inneres Zagen drängt sich an das arme Herz, du bist noch jung, und´s Leiden hast du wenig gekostet. Du warst umhegt von treuen Händen. Neu sind dir die Sorgen! Sei stark mein tapferes Mädel. Nun hab ich nur den einen Wunsch, dass es bald losgeht.
15.V.15
Ins Feld
Schnee und Regen schönes Wetter gabs nie
zwischen Mauern das Wort verklang
es war ein kleiner Hof zum Parolenempfang
Nun die 2. Ersatzbatterie
Mit leiernder Stimme aus rauher Kehle
verlaß der Feldwebel Batteriehausbefehle
„Freiwilliger vor! Einjährige mit! -
So wie´s uns durch die Seele schnitt.
“Fünfzehn Kanoniere mit fürs Feld
wurden von der 2. Batterie gestellt
und wir durften mit.“-------
Hell auf schlug das Herze und es wogte die Brust.
In den Augen ein Leuchten von Freude und Lust
dann ein Stürmen, Bitten, Drängen und Quälen.
Herr Leutnant ich will mit, ich darf nicht fehlen!
Wir haben´s erreicht, wir durften mit raus.
Hinaus zu Schrapnell und Granatengebraus.
Uns fließt in den Adern Germanenblut,
drum haben wir eine unbändige Wut.
Dem Kaiser schwören wir in die Hand
und all den Lieben im Heimatland.
Wir wollen nicht lassen von unserem Haß.
Dem heiligen Haß bis das Erde und Gras,
die sterblichen Reste der Leiber decken,
folgen euch gern ihr stolzen Recken.
Die ihr dem Vaterland mit dem Blute gedient,
bis das an dem Feind die Schmach gesühnt.
Wir wollen nicht eher die Heimat sehn,
bis das Deutschlands Ehre wird rein da stehn
15.V.1915
Unsere Vermutung heute schon eingekleidet zu werden, bestätigte sich leider nicht. Wir mußten noch mit in die Batterie nach …schäf......heim daselbst unter Führung von Feldwebel Beil, Erklärung des Schußfeldes. Was mich nun weniger interessierte, nachdem ich ins Feld gehe. Nachmittags 4.15 Uhr Stiefelappell mit Schnürschuh. Natürlich alle Feldwebel beschäftigt, so dass der Appell durch den Kammerunteroffizier abgehalten wurde.
16.V.15
dauernde .... , zum kotzen
17.V.15
der Dienst ist immer öder
18.V.15
Der Tag beginnt wie üblich mit langsam Schritt machen und Grüßen. Ein großes Ereignis machte den Vormittag zu einem bedeutenden Zeitabschnitt. Wir gerieten plötzlich mitten in den Ernst des Krieges. Beim Spazieren hörten wir ungefähr um 10 Uhr plötzlich scharfe Schüsse die von Mutzig herüber tönten. Gespannt waren alle Blicke nach dem Himmel gerichtet. Denn es konnte sich nur um einen feindlichen Flieger handeln. „Ein Ballon“ schrie plötzlich einer auf und in 500 m Höhe zog ein Ballon gerade auf uns zu. Nun knallte es von allen Ecken. Von den Felde her brüllten die Geschütze. Feuerschein und kleine Wölkchen