Was macht den Stoffwechsel unserer Katzen so besonders? Welche Funktionen haben die Nährstoffe in der Nahrung? Worauf sollte bei der Auswahl des Futters geachtet werden? Diese und weitere Fragen zur Katzenernährung werden in diesem Buch ausführlich beantwortet und führen zu folgender Antwort: Die optimale Nahrung der Katze besteht aus frischen Zutaten – kurz: BARF.
In diesem Buch erfahren Sie, wie BARF sinnvollerweise zusammengesetzt ist. Es werden verschiedene Varianten dieser Fütterungsform betrachtet und wertvolle Anleitungen für den Barfeinstieg und die Futterumstellung gegeben. Außerdem erhalten Sie zahlreiche Tipps aus der langjährigen BARF-Praxis der Autorin. Weiterhin erfahren Sie, wie Sie das Futter Ihrer Katze in den unterschiedlichen Lebensphasen optimal zusammenstellen können. Ein großer Abschnitt dieses Buches ist der Katzenernährung bei Krankheit gewidmet. Sie lernen gesunde Alternativen zu teuren und leider zumeist ungeeigneten Diätfuttermitteln vom Tierarzt kennen – stellen Sie die Diätnahrung Ihrer Katze ganz einfach selbst mit natürlichen Zutaten zusammen. Dieses Buch gibt Ihnen hierzu die nötigen Anleitungen und das erforderliche Hintergrundwissen.
Doreen Fiedler
Katzenernährung nach dem Vorbild der Natur. Barfen in allen Lebensphasen
180 Seiten
ISBN: 978-3-7357-9047-7
www.einfach-barf.de · www.baifberatung-fiedler.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
2. Auflage © 2015 Doreen Fiedler
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7357-4384-8
Coverfoto: Doreen Fiedler
Layout, Satz und Covergestaltung: Canan Czemmel, www.canan.eu
Das vorliegende Buch wurde mit viel Sorgfalt erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Ich danke allen Katzen dieser Welt dafür, dass sie mich so viel lehren. Katzen sind ganz außerordentliche, wundervolle Geschöpfe und verdienen unsere Aufmerksamkeit und Achtung.
Insbesondere danke ich meinen beiden Katzen für ihre unendliche Liebe, ihren Sanftmut und ihre Geduld. Ich danke ihnen dafür, dass sie mir so viel Freude bereiten und mein Leben bereichern. Ich danke speziell meinem Kater, der, während ich dieses Buch geschrieben habe, so viele Stunden auf meinem Schoß gelegen und unermüdlich geschnurrt hat.
Weiterhin danke ich meiner Familie dafür, dass sie mich bei der Umsetzung dieses Buches unterstützt hat und mich ermutigt hat, es zu schreiben. Ganz besonderer Dank gilt meinem Lebenspartner für seine Geduld und das entgegengebrachte Verständnis, für die unzähligen Tassen Tee und seine immerwährende Unterstützung.
Mein Dank gilt weiterhin Bettina Juddat, Anja Müller und Nicole Schmid-Hertel für die lehrreichen Diskussionen rund um die Themen Katzenstoffwechsel, Nährstoffversorgung und Ernährung von Katzen mit Krankheiten. Außerdem danke ich Canan Czemmel und Bettina Juddat, die das Buch Korrektur gelesen haben. Ich danke Canan Czemmel weiterhin für ihre wunderbare Hilfe bei der Gestaltung dieses Buches.
Weiterhin danke ich dem Tierärzte-Team der „Tierklinik am Tierheim“ in Lübeck für die stets kompetente Hilfe und fachliche Betreuung und die Beantwortung meiner Fragen zur Katzenernährung und zur Optimierung meines Katzenfutters.
Ein riesengroßes Dankeschön geht nicht zuletzt an die Mitglieder des Forums www.einfach-barf.de. Ich danke euch allen für die anregenden Diskussionen, für die angenehmen Gespräche und auch für eure inspirierenden Fragen zur artgerechten und natürlichen Katzenernährung.
Seit den 1960er Jahren ist für Katzen industriell hergestelltes Fertigfutter erhältlich. Seit dieser Zeit ist das kommerzielle Fertigfutter immer weiter entwickelt worden, so dass der Markt dem Katzenhalter inzwischen eine schier unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Futtersorten und Leckereien für seinen schnurrenden Liebling bietet. Jeder Hersteller verspricht, dass sein Produkt ausgesprochen gesund und für die Ernährung von Katzen hervorragend geeignet sei.
Doch seit der Einführung des kommerziellen Katzenfutters sind auch die sogenannten Zivilisationskrankheiten unter den Katzen immer häufiger geworden. Erschreckenderweise ist es heute keine Seltenheit mehr, sondern beinahe schon zur Regel geworden, dass Katzen an Nierenkrankheiten, Harnwegsleiden, Diabetes, Zahnfleischentzündungen, Übergewicht, Leberkrankheiten, Allergien, Verdauungsstörungen und vielem mehr leiden. Nicht selten liegt die Ursache all dieser Krankheiten in der Ernährung der Katzen mit Fertigfutter.
Die oftmals zweifelhafte Qualität von Fertigfutter und die damit verbundene Gefahr von drohenden Krankheiten veranlasst immer mehr Katzenhalter dazu, ihre Stubentiger mit selbst hergestelltem Frischfutter zu ernähren oder kurz – zu barfen. Mit BARF hat jeder die Möglichkeit, die Nahrung seiner Katze entsprechend dem Vorbild der Natur zusammenzustellen und selbst zu bestimmen, welche Zutaten im Katzennapf zu finden sind.
Wer sich zum ersten Mal mit dem Thema BARF beschäftigt, wird oft abgeschreckt. Vielfach ist zu hören, wie kompliziert, ja sogar wie gefährlich Barfen sei. Doch Barfen ist weder kompliziert, noch gefährlich. Man muss weder Ernährungsexperte noch Wissenschaftler sein, um seine Katze mit selbst hergestelltem Futter ernähren zu können. Man benötigt auch keine tiermedizinische Ausbildung. Es genügt, sich einmal die natürliche Ernährung der Katzen vor Augen zu führen. Dies, in Zusammenhang mit ein paar wenigen grundlegenden Kenntnissen über die Stoffwechselbesonderheiten der Katze, genügt vollkommen, um für seine Katze natürliches, ausgewogenes und gesunderhaltendes Futter auf der Basis von frischen Zutaten zusammenstellen zu können.
In diesem Buch werden zunächst die Grundlagen der Katzenernährung erklärt. Die wichtigsten Besonderheiten des Katzenstoffwechsels werden ebenso erläutert, wie die einzelnen Verdauungsschritte und die natürliche Ernährung. Anschließend wird detailliert erklärt, wie eine gesunde Katzennahrung optimalerweise zusammengesetzt sein sollte, und aus welchen Komponenten BARF besteht. Es wird erläutert, was man zum Barfen benötigt und danach Schritt für Schritt erklärt, wie BARF zubereitet wird. Sie erhalten viele Tipps, wie Sie Ihre Katze auf BARF umstellen können. Zu guter Letzt werden zahlreiche köstliche Rezepte zum Nachmachen vorgestellt.
Unsere Hauskatzen sind, wie ihre wilden Urahnen die Falbkatzen (Felis silvestris lybica), fleischfressende Raubtiere. Ihre natürliche Nahrung besteht aus kleinen Beutetieren wie etwa Mäuse, Ratten, Kaninchen, Eichhörnchen, Vögel und zu geringen Teilen Reptilien wie z. B. Eidechsen sowie Fisch und diverse Insekten.
Im Laufe der Evolution haben sich der Stoffwechsel und der Organismus der Katze auf die Ernährungsweise als striktem Fleischfresser (Karnivore) eingestellt. An ihrer natürlichen Ernährungsweise hat sich auch nach über 9000 Jahren der Domestikation und seit der Einführung von kommerzieller Fertignahrung vor etwa 50 Jahren nichts geändert.
Nachfolgend wird der Weg der Nahrung durch die Katze verfolgt und die einzelnen Stationen in den Verdauungsorganen genauer betrachtet [1, S. →ff].
Abbildung 1: Der Weg der Nahrung durch die Katze.
Die erste Station ist die Maulhöhle der Katze (1), welche sich von der anderer Tierarten unterscheidet. Der Speichel der Katze enthält keine Verdauungsenzyme, wie es z. B. bei uns Menschen oder anderen Allesfressern (Omnivoren) oder den Pflanzenfressern (Herbivoren) der Fall ist. Dies weist darauf hin, dass die Katze ihre Nahrung vergleichsweise schnell abschluckt und nicht im Maul vorverdaut. Dass Katzen ihre Nahrung im Maul so gut wie gar nicht verarbeiten, spiegelt sich auch in ihrem Gebiss wider. Katzen haben ein Gebiss, das hervorragend dazu geeignet ist, Beute zu packen, festzuhalten und zu zerreißen. Im Gegensatz dazu ist kein einziger Zahn im Katzengebiss zum Zermahlen oder Kauen geeignet – alle Zähne der Katze sind zum Schneiden da. Schon am Gebiss der Katze kann man also deutlich erkennen, dass ihre artgerechte Nahrung hauptsächlich aus Fleisch zum Zerreißen und nicht aus pflanzlichen Bestandteilen zum Zermahlen besteht.
Die zweite Station der Nahrung ist der Magen (2). Das Milieu im Magen einer Katze ist mit einem pH-Wert von eins bis zwei sehr sauer. Im Vergleich zum Menschen enthält der Katzenmagen etwa die sechsfache Menge an Salzsäure. Dies befähigt die Katze dazu, rohes Fleisch und sogar Knochen rasch und mühelos zu verdauen. Außerdem werden in dieser stark sauren Umgebung eventuell im Fleisch enthaltene Keime wie bspw. Salmonellen oder schädliche Bakterien zuverlässig abgetötet, so dass sie der Katze keinen Schaden zufügen können.
Nach etwa vier bis sechs Stunden gelangt die Nahrung vom Magen in die dritte Station: den Dünndarm (3). Im Dünndarm werden die Nahrungsbestandteile durch Enzymtätigkeit verdaut und vom Organismus resorbiert und zu den Organen oder in die übrigen Körpergewebe transportiert. Der Dünndarm der Katze ist hervorragend zur Verdauung von Proteinen und Fetten geeignet, jedoch weniger gut zur Verdauung von Kohlenhydraten. Auch dies weist wiederum darauf hin, dass die Katze ein reiner Fleischfresser ist, und ihre Nahrung dementsprechend wenig pflanzliche Bestandteile enthalten sollte.
In der Leber werden mithilfe unterschiedlicher Enzyme unter anderem verschiedene Nährstoffe aus Proteinen synthetisiert, die von Alles- oder Pflanzenfressern aus Kohlenhydraten gebildet werden. So ist die Katze z. B. dazu in der Lage, aus Proteinen Glukose zu bilden [2, S. 385]. Glukose wird von anderen Spezies aus Stärke gebildet. Dieses Beispiel zeigt, wie gut die Katze an die Verdauung von tierischen Futterbestandteilen angepasst ist. Sie benötigt keine pflanzlichen Anteile zur Gewinnung von Nährstoffen in ihrer Nahrung. In der Leber werden außerdem fettlösliche Vitamine gespeichert oder in aktive Vitaminformen umgewandelt. Weiterhin ist die Leber an vielen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt.
Die letzte und vierte Station der Katzennahrung befindet sich im Dickdarm (4). Dort werden mithilfe von Darmbakterien die Nahrungsreste fermentiert und weitere Nährstoffe wie bspw. Biotin (ein B-Vitamin) synthetisiert [3, S. 378]. Schließlich werden die nicht verwertbaren Nahrungsreste von der Katze ausgeschieden.
Insgesamt erfolgt die Verdauung der Nahrung bei der Katze sehr rasch und dauert im Normalfall nur zwischen 24 und 36 Stunden an. Auch diese schnelle Verdauungsaktivität weist sie als reinen Fleischfresser aus. Die Verdauung beim Omnivoren Mensch dauert zum Vergleich im Durchschnitt drei Tage. Auch die Verdauung beim überwiegenden Fleischfresser Hund dauert mit ein bis zwei Tagen durchaus länger als bei der Katze als reinem Fleischfresser.
Die Verdauungsenzyme der Katze sind an die Verwertung eines besonders hohen Anteils an Proteinen angepasst. Im Gegensatz zu anderen Spezies kann die Aktivität dieser Enzyme bei der Katze nicht an den Proteingehalt in der Nahrung angepasst werden. Die Protein-verdauenden Enzyme arbeiten nach der Futteraufnahme immer auf einem gleichbleibend hohen Level. Enthält das Futter einen zu geringen Anteil an Eiweiß, kann die Eiweißverdauung von der Katze nicht angepasst werden [4, S. →] und sie verwertet dann ihre körpereigenen Proteine wie Muskeln oder andere lebenswichtige Gewebe. Ein geringer Proteinanteil in der Nahrung führt aus diesem Grund zu Gewebezerfall und Muskelschwund. Um dies zu vermeiden, ist es besonders wichtig, dass das Futter der Katze einen sehr hohen Anteil an Eiweiß enthält, so wie es auch bei ihrer natürlichen Nahrung der Fall ist. Aufgrund der Zusammensetzung der Aminosäuren ist tierisches Eiweiß den pflanzlichen Eiweißen vorzuziehen. Elf der 20 in der Nahrung vorkommenden Aminosäuren sind für Katzen essentiell. Diese Aminosäuren wie bspw. Arginin, Taurin oder Methionin kommen ausschließlich oder hauptsächlich in tierischem Eiweiß vor [2, S. →f].
Die Katze ist als Karnivore ausgesprochen schlecht an die Verdauung von pflanzlichen Nahrungsbestandteilen angepasst, insbesondere, wenn es sich hierbei um rohe pflanzliche Stoffe handelt. Der Katze fehlen verschiedene Enzyme, die zur effektiven Aufspaltung und Verdauung von Kohlenhydraten und Stärken oder Zuckern benötigt werden. Um pflanzliche Nahrungsbestandteile nutzen zu können, müssen diese bereits möglichst weit aufgeschlossen sein [5], so wie es auch beim bereits vorverdauten Magen- und Darminhalt der Beutetiere der Fall ist. Dennoch belastet auch ein hoher aufgeschlossener pflanzlicher Anteil in der Katzennahrung den Organismus, da hierbei viele Abfallstoffe und Stoffwechselzwischenprodukte entstehen, die von der Katze verarbeitet und ausgeschieden werden müssen. Außerdem sinkt mit einem hohen pflanzlichen Anteil der wichtige Proteingehalt im Futter. Deshalb sollte die Katzennahrung nur einen sehr geringen pflanzlichen Anteil aufweisen.
Katzen können im Gegensatz zu anderen Tieren bestimmte Fettsäuren wie Linolsäure, Linolensäure und Arachidonsäure nicht aus anderen Fettsäuren selbst bilden. Diese Fettsäuren sind für die Katze essentiell und müssen unbedingt in ihrer Nahrung enthalten sein [6, S. →f]. Tierisches Fett wie Geflügelhaut, Schmalz oder auch Fischöle und Butter enthalten die notwendigen Fettsäuren in ausreichender Menge und sind deshalb für die Katzenernährung aufgrund ihrer optimalen Fettzusammensetzung besser geeignet als pflanzliche Fette.
Die natürliche Ernährungsweise der Katze sollte sich selbstverständlich auch in ihrem Futternapf widerspiegeln. Führt man sich die im vorigen Kapitel aufgeführten Stoffwechselbesonderheiten und Bedürfnisse der Katze als Fleischfresser vor Augen, wird schnell klar, wie das Futter optimal zusammengesetzt sein sollte.
Die rohen Beutetiere enthalten einen sehr hohen Anteil an tierischen Eiweißen, einen moderaten tierischen Fettgehalt und sämtliche Vitamine, Nährstoffe und Nahrungsenzyme in einem ausgewogenen Verhältnis. Die Beutetiere enthalten jedoch nur einen minimalen pflanzlichen Anteil – nämlich nur jenen, welcher sich in ihrem Verdauungstrakt befindet. Dieser kleine pflanzliche Anteil ist durch die Vorverdauung der Beutetiere bereits aufgeschlossen und kann so von der Katze weiter verwertet werden. Mit dem Fell oder den Federn der Beutetiere nimmt die Katze die nötigen Faserstoffe auf, welche im Dickdarm von den Darmbakterien mit einem Teil der pflanzlichen Anteile fermentiert werden und auf diese Weise der natürlichen Aufrechterhaltung der Darmgesundheit dienen. Knochen und Innereien sowie das Blut der Beutetiere enthalten die lebensnotwendigen Mineralstoffe und Spurenelemente. Diese liegen in den Beutetieren in einer natürlichen Form vor, die von der Katze optimal verwertet werden kann.