Die Verdrängung ist die Flucht vor der Angst, der Mutlosigkeit sich einem Thema zu stellen, um dem Schmerz, der kreischenden Lokomotive, die auf einen zustürmt, zu entfliehen.
Wir verdrängen gerne, häufig, regelmäßig.
Die Auseinandersetzung dagegen ist ein schmerzender Kampf. Es ist die Arbeit eines Geologen. Der Schmerz ist die Angst, die vor uns liegt, wie ein harter Stein. Von außen grau, rissig, kantig, lieb- und leblos. Der Geologe, Synonym für den mutigen Menschen, der sich seiner Angst stellt, kennt den Stein und weiß was in ihm schlummern kann. Die Chance ist der Schlag, die Konfrontation, denn in dem Stein kann auch ein Diamant auf ihn warten.
Verdränger schieben die Steine beiseite und bleiben arm, weil sie den Diamanten nicht finden.
Es gibt das Tabu, den Gedanken, der nicht ausgesprochen werden darf, weil er in unserer Gesellschaft verwerflich ist. Ist das Denken des Gedankens schon verwerflich oder menschlich und somit erlaubbar?
Wo ist die Grenze?
Wo endet die Auseinandersetzung und beginnt die Ablehnung?
Die Bilder sind eine chronologische Dokumentation des Abrisses (2012) der Böselburg, eines Studentenwohnheimes in Münster, am Aasee gelegen. Dort wo junge Menschen während ihres Studiums wohnten waren die Gedanken frei.
Wie die Bilder, sind auch die Texte eine Chronologie meiner Gedanken und geben einen Teil meiner Geschichte wieder.
Fernsehn, Pizza, Rotwein
ein Krimi läuft
Stille im Haus
die Heizung heizt
es ist kalt
ich sitze auf dem Sofa
habe eine Jacke an
vor mir der Laptop
daneben Telefon und Handy
ich warte auf
Emails, Anrufe
der Fernseher läuft
der Krimi ist vorbei
die Nachrichten
ich will alleine sein
will meine Ruhe
es ist zu still
Gedanken in der Seele
die Seele hat nur einen Rand
ist unvollständig
hat keine Form mehr
eine Frau in Gedanken
nicht die Frau, um die ich trauere
eine schöne Frau
eine intelligente Frau
eine interessante Frau
...zu früh
24.12.2009
Einen Monat und sieben Tage nach dem Tod meiner Frau.