Für meinen Mann und meine Familie, die immer an mich glauben und für Lucy, die beste Katze der Welt ( für mich zumindest)
Es war 8.00 Uhr abends als der Nachtwächter Albrecht Sturm sein Haus verließ und die Tür zum Rathaus aufsperrte. Seit 30 Jahren ging er immer wieder die leeren Gänge im Rathaus entlang.
Die meiste Zeit war es still und einsam auf seinem Weg. So auch heute. Nach der ersten Runde setzte sich Albrecht auf einen Stuhl und holte die Zeitung aus seiner Tasche.
„Schon wieder eine Menge Artikel über die Oberbürgermeisterwahl“, seufzte er. Langsam begann er zu lesen.
Doch was war das? Albrecht glaubte ein Geräusch zu hören. Er legte die Zeitung zur Seite und lauschte. Doch es war kein Mucks zu hören.
Kopfschüttelnd stand der Nachtwächter auf und machte sich auf den Weg. Er sah in den Raum des Stadtarchivs. Dieser war voll mit alten Aktenordnern, Zeitungen, Briefen und Büchern.
Als Albrecht mit der Taschenlampe durch das Zimmer leuchtete, sahen ihn plötzlich zwei blitzende Augen an.
Der sonst so furchtlose Nachtwächter erschrak und tastete nach dem Lichtschalter. „Nicht bewegen“, rief er, während das Licht anging.
Doch die Augen waren verschwunden. Nur ein paar Seiten Papier lagen auf dem Boden.
„Ich glaube, ich werde alt“, murmelte er und legte die Blätter zurück auf den Tisch. „ich sehe Gespenster:“ langsam ging er seine Runde zu ende. Es blieb still. Nur als er am Stadtarchiv vorbei kam, hörte er wieder ein Geräusch. Es klang wie Flüstern und Papierrascheln.
Leise öffnete Albrecht die Tür und sah hinein. Doch wieder war nichts zu sehen. Er wollte die Tür gerade wieder schließen, als er ein sehr leises Geräusch hörte. Es hörte sich an wie nackte Füße auf dem Steinboden.
Schnell stand er im Raum. Doch, wie sollte es auch anders sein? Das Zimmer war leer. Albrecht griff nach dem nächsten Stuhl und setzte sich mitten ins Zimmer. „Nun, wir werden sehen, wer hier Gespenster sieht“, meinte er. Die Gespenster waren aber die gesamte Nacht nicht mehr zu hören oder zu sehen.
Am nächsten Morgen kam, wie jeden Tag, Peter Zink, der Oberbürgermeister als Erstes ins Rathaus und fand Albrecht im Raum des Stadtarchivs. Als Albrecht die Schritte hörte, rief er: “Nun habe ich dich!“. Er griff nach dem vermeintlichen Gespenst und hielt es fest.
„Guten Morgen, Albrecht“, lächelte Peter seinen guten Freund an. „ Seit wann bist du denn so schreckhaft?“ Während sich die beiden Männer den letzten Kaffee aus Albrechts Thermoskanne teilten, erzählte Albrecht von der letzten Nacht.
„Jetzt hältst du mich sicherlich für völlig durchgedreht“, meinte er. „ Nein“, grinste Peter, „ich glaube dir, dass da etwas war. Wir werden schon herausfinden, was.“ Sie beschlossen, dass sie gemeinsam Wache halten werden. „ So kurz vor der Eröffnung des Stadtmuseums können wir keine Gespenster brauchen“, lächelte Albrecht und verabschiedete sich.
Am Abend war Albrecht besonders pünktlich. Peter wartete bereits und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Lange Zeit war es mäuschenstill, doch dann war es wieder da. Ein Flüstern und das Tippeln von nackten Füßen. Peter zückte die mitgebrachte Kamera und Albrecht öffnete leise die Tür. Schnell schoss Peter ein paar Fotos und schloss die Tür. In Peters Büro betrachteten die beiden die Fotos und mussten laut lachen. „Hallo Gespenster“, riefen beide gleichzeitig. Auf den Fotos waren jedoch keine Geister, sondern eine Gruppe Mäuse, die gerade dabei waren, die alten Bücher anzunagen.
„ So geht es aber wirklich nicht;“ grübelte Peter. „Dagegen müssen wir etwas tun. Am besten streuen wir Gift oder wir stellen Fallen auf.“
Albrecht dachte angestrengt nach, „Gift oder Fallen? Das finde ich keine gute Idee. Erlaubst du mir, dass ich etwas ausprobiere?“